27. Februar 2009

Und wieder einer, der das Konzil anerkennt

Wenn Zenit Hans Küng so zusammenfasst:

In diesem Zusammenhang sprach sich Küng für ein 'III. Vatikanisches Konzil' aus. So könnten jene Fragen angegangen werden, auf die das Zweite Vatikanum keine Antwort gegeben hätte. Zu diesen Fragen gehören nach Küng der Zölibat und die Geburtenkontrolle. Ein neues Konzil sollte sich nach Ansicht des Schweizer Theologen außerdem zur Methode der Bischofswahlen äußern.

bedeutet das, daß der Professor alle Antworten akzeptiert und voll bejaht, wo das Zweite Vatikanum sie gab?

Wow! Klasse! Kompliment nach Tübingen!

Und wieder Aufruhr im Vaterland

"Es hat diesen Holocaust sicher in diesem Umfang mit sechs Millionen Getöteten gegeben. Wir haben diese Zahl durch Abtreibungen aber bereits überschritten."

Angesichts dieses neuen Gipfels an unüberbietbarer "Perfidie", wie der - selbst unter friendly fire geratene - Herr Kramer meint, habe ich doch ein paar Fragen:

Ist das Schlimme an Bischof Mixas die Verharmlosung des Holocaust? Oder die Dramatisierung der gefälligst zu beschweigenden Abtreibungen in der BRDeutschland?

Liegt der eigentliche Verstoß, das, was diese Vehemenz der Reaktionen erklärt,im verharmlosenden Vergleich des Unvergleichbaren, oder nicht mindestens genauso darin, dieses unappetitliche, in den Wandschrank gepackte Thema klar und eindeutig anzusprechen? Das Tabu zu problematisieren? Die Ruhe zu stören, mit der die Nation Unrecht geschehen lässt?

Dürfte der Bischof dem Scipionischen Sprachgebrauch folgen und stattdessen von Killing Fields sprechen? Oder beleidigt er da auch jemanden?

Innerkirchlich sind klare Worte gefordert übers Wochenende, bischöfliche Solidarität als Ausdruck der Einheit des Kollegiums. Der Episkopat ans Mikrophon! Der Mainzer Kardinal kann vielleicht schon einmal den Satz mit neuem Objekt üben:

"Ich muss sagen, es tut mir für Bischof Mixa leid, der ja die lautersten Absichten hatte."

Für die katholischen Zwitscherer

Eine Liste von "Cool Catholics on Twitter" bei Father Roderick.com via AmPap.

Mr. Cashs Geburtstag

Den liturgischen Kalender habe ich zwar dank Peter in meinem MS Outlook, aber die Geburtstage der literarischen und musikalischen Hausheiligen fehlen noch.

Bereits gestern hätte Johnny Cash seinen 76. Geburtstag feiern können. Er fehlt uns, aber immerhin haben wir von ihm jede Menge Musik, youtube-Videos und Sätze wie diesen:

I love songs about horses, railroads, land, Judgment Day, family, hard times, whiskey, courtship, marriage, adultery, separation, murder, war, prison, rambling, damnation, home, salvation, death, pride, humor, piety, rebellion, patriotism, larceny, determination, tragedy, rowdiness, heartbreak and love. And Mother. And God.

Ich liebe Lieder über Pferde, Eisenbahn, dasLand, das Jüngste Gericht, die Familie, schwere Zeiten, Whiskey, Brautwerben, Heiraten, Ehebruch, Trennung, Mord, Krieg, das Gefängnis, das Herumziehen, Verdammung, das Daheim, Erlösung, Tod, Stolz, Humor, Frömmigkeit, Rebellion, Patriotismus, Diebstahl, Schicksal, Trägodie, Raufereien, Herzschmerz und Liebe. Und über Mütter. Und Gott.

26. Februar 2009

Wofür ich die Kirche liebe

Eines meiner Fastenvorhaben ist es, hier im Blog eine neue Serie zu starten: "Wofür ich die Kirche liebe", als mein Dank für knapp 5 Jahrzehnte kontinuierlichen Beschenktwerdens.

Ich denke, es wird die hier übliche Melange aus Persönlichem und Irgendwie-vielleicht-Allgemeinem-mindestens-aber-Interessantem in die Tastatur fließen, das Beschaulich-Fromme wird mit einer Kruste Amüsemang und Leichthinnigkeit daherkommen, und natürlich werde ich nicht sagen: "Das alles gibt es nur in der Una Sancta Romano-Catholica" - das nur um ewaigen Einwänden vorzubeugen, manches sei doch gar nicht typisch oder ausschließlich katholisch.

Eine kleine Liste habe ich mir angelegt - jetzt brauche ich nur noch die rechte Lust und Einhauchung, um damit anzufangen.

Die nächste Country Girls Group

Musikabstinenz gehört nicht zu meinen Fastenvorsätzen, was sich gut trifft:

Hier kommen Those Darlins aus Murfreesboro, TN mit "Wild One" und erfrischend-leichtem Country. Charlie Louvin durfte auch schnell mal ins Bild - fürs Singen und Spielen wurde er dann doch nicht gebraucht.

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25. Februar 2009

Allein mit wilden Tieren

Versuchungen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Früher waren das einmal solche zur Sünde, vorzugsweise gegen das sechste Gebot, aber gerne auch gegen die anderen neun.

Heute sind das andere, solche, "die tiefer gehen, die den Menschen wesentlicher betreffen, die ans Eingemachte gehen": "Versuchung zur Untreue gegen mich selbst, zum Beispiel. Die Resignation: 'Aus mir wird ja doch nichts. Das werd’ ich nie lernen.' Die Angst vor den Konsequenzen: 'Wenn ich ehrlich bin, würde ich ja lieber ... Aber wer weiß schon, wie das alles endet.' Die Flucht vor der Verantwortung: 'Was kann ich als Einzelner schon tun?' Die Versuchung, es allen recht zu machen und dabei das eigene Profil zu verlieren."

Gut, daß es Jesus gab: Hat er doch 40 Tage Aug in Auge mit solchen Ungeheuern wie Angst, Resignation, Sachzwängen zugebracht.

"Darin kann er für uns ein Vorbild sein. Wir können es uns leicht machen und allem aus dem Weg gehen. Die Verantwortung für unsere Welt, für unsere Mitmenschen, für uns selbst von uns weisen, obwohl wir sie spüren. Den quälenden Fragen nicht nachgehen und lieber den bequemen Weg suchen. Aber dann kann es sein, dass wir uns selbst untreu werden, dass wir unsere eigenen Wünsche, unsere eigenen Ziele und Hoffnungen verraten. Dann werden wir vielleicht einiges in unserer Welt erreichen, aber nicht das, was wir selbst im Innersten suchen, wozu Gott uns berufen hat.

(...) Vielleicht gelingt es auch uns in diesen vierzig Tagen der Fastenzeit, einige unserer wilden Versuchungen zuzulassen, sie zu zähmen und uns mit ihnen zu versöhnen."


Doch was machen die armen Schweine wie ich, die immer noch von der alten Sorte Versuchungen gequält werden? Die nichts von diesem neumodischen Versuchungszeug spüren, dafür aber gerne einmal Steuern hinterziehen, kleine Lügen in die Welt setzen, die Frau oder das Eigentum des Nächsten begehren? Sollen wir auch "zulassen" (wann, wie oft?), "zähmen" (aber wie?), "uns versöhnen" (mag das der große Gesetzgeber?)? Darf ich sagen: "Wenn ich ehrlich bin, würde ich ja lieber..." und dann ohne Angst vor den Konsequenzen auch tun?

Ratschläge erbeten an: scipio.

(Zitate alle von Dr. S. Silber: Eine Nacht mit wilden Tieren)

24. Februar 2009

Alles Gute, Herr GKK

Mit ein bißchen Verspätung schließe ich mich den vielfachen Glück- und Segenswünschen (hier Pfr. Oblinger in der jf, dort Götz Kubitschek in der sezession) an Gerd-Klaus Kaltenbrunner an, der gestern 70 Jahre alt geworden ist.

Einigermaßen überrascht habe ich festgestellt, daß nicht ich irgendwann in den 80ern GKK aus den Augen verloren habe, durch veränderte Interessen und Neigungen, sondern daß er sich generell aus der Öffentlichkeit in den Schwarzwald zurückgezogen hat. Und, wie man hört, dabei auch zum Sedisvakantisten wurde (vgl. Kommentar Nr. 2). Die Wünsche des katholischen Bloggers (und jugendlichen INITIATIVE-Lesers, wie ich 30 Jahre später stolz bekenne) soll das nicht mindern sollen ihn, wenn schon nicht dort am Bildschirm, so doch in der communio sanctorum erreichen.

Wo die bösen Brüder nisten

Und noch einmal die "Zeit" mit einer scharfsinnigen Beobachtung:

"Die Gegenden, in denen der deutsche Papst aufwuchs und lehrte, sind anfällig für eine erzkonservative Variante des Katholizismus: Marktl am Inn, Hufschlag, Tübingen, Regensburg."
Of all places: Tübingen.

Wer den Piusbrüdern entgehen will, findet dort auch eine sehr sinnige Deutschlandkarte zum Umfahren der Erzkonservativen. Oder hält sich grundsätzlich nur im piusbrüderfreien Norden und Osten der Republik auf:

"Im Norden und Osten, wo Deutschland überwiegend protestantisch ist, sind die Brüder so gut wie gar nicht vertreten. Oft haben sie sich, etwa im Süden, in kleinen Orten eingenistet, wo sie ihren Glauben weitab vom verhassten Zeitgeist praktizieren.

Und sie hätten es vermutlich noch eine ganze Weile unbemerkt getan, hätte der Papst nicht den Blick auf sie gelenkt."


Deo gratias!, wie man vorkonziliar sagte.

Christenliebe

Wolfgang Schmidbauer, Paarberater der "Zeit" gewährt uns eine kurze Innenansicht zweier Fundamentalismen:

"Die Liebe und die Religion sind ähnlich in ihren Ansprüchen. Sie fordern völlige Hingabe und wachen eifersüchtig über ihren Einfluss auf die Gläubigen."

Wer sich den Fall von Jan (leger-katholisch) und Jule (ev.-freikirchlich) genauer durchliest, fragt sich natürlich, ob überhaupt eine Frau mit einem Mann glücklich würde, dem "die katholische Kirche mit ihrem verknöcherten Gottesdienst ... auf einmal viel näher ist" als ein "Jubelgottesdienst".

"Showstopper" um 12 Uhr nachts

Für die heutige Fasenacht bin ich auf eine schöne Empfehung von Maria Augusta Trapp gestoßen - dieses Jahr werden wir das nicht mehr alles so hinbekommen wie sie es in ihrem Buch "Around the Year With the Trapp Family" ("Feste feiern mit der Trapp-Familie") empfiehlt. Nächstes Jahr aber ganz bestimmt:

"The last three days before Ash Wednesday everywhere, not only in Austria, but also in other countries, pancakes ('Palatschinken' in Austria) were eaten, obviously merely because eggs and butter and milk had to be finished off before the fasting began, and pancakes took care of a great many eggs and much milk and butter! These last days before Ash Wednesday are the climax of Carnival. In the Catholic countries. where Lent afterwards would be taken seriously, work was stopped. People made merry practically day and night. In South America it still seems to be this way, according to stories we have heard in Rio! The last day of Carnival is 'Mardi Gras' or 'Faschingsdienstag' or 'Fat Tuesday.' This should be a big celebration, if possible of the whole parish together, or a circle of friends, and everything which one did during the previous weeks should be done just once more. 'Once more this dance!' 'Once more this song!' 'Once more this game!' -- until twelve o'clock sharp. When the clock strikes twelve, in the middle of the dance, according to the good old tradition, one should stop and the whole group should kneel down and say one 'Our Father' together and then, rising up, say, 'I wish you a blessed season of Lent' and go home."

"Wütender Williamson auf dem Weg nach London"

Da wissen sich die SpOn-Journalisten nur noch mit einem Stabreim zu helfen, wenn einem ihrer Berufskollegen doch tatsächlich bei der Ausübung seines Berufes "mit der Faust" gedroht wird.

Als ob von einem Holocaustleugner nicht sowieso das Schlimmste zu erwarten sei.

Zwei von uns

Benedikt XVI. am 18. Oktober 2006:

"In der Reihe der zwölf von Jesus berufenen Apostel richten wir heute unser Augenmerk auf Judas Iskariot, der seinen Meister verraten hat. Ebenso wenden wir uns kurz dem Matthias zu, der dann den Platz des Judas im Apostelkreis eingenommen hat. Viele meinen, an der Seite des Gottessohns könne man nichts anderes als gut werden. Und doch wurde Judas zum Verräter (vgl. Lk 6, 16). Jesus achtet die innere Freiheit des Jüngers, selbst wenn dieser sich schließlich in seinen Vorurteilen und im Eigenwillen verstrickt. Auch für jeden von uns besteht die Gefahr eines verstockten Herzens. Wir können dem vorbeugen, indem wir stets die innere Gemeinschaft mit dem Herrn suchen und in unserem Denken und Handeln an ihm Maß nehmen. Zudem haben wir die Gewißheit: Gott bezieht auch Menschen wie Judas in sein Heilswerk ein. Der Verräter liefert Jesus aus, und dieser gibt sich am Kreuz aus Liebe zu den Menschen hin. Und Matthias, auch er ein Zeuge des Wirkens Jesu, trägt diese frohe Botschaft der göttlichen Liebe hinaus in die Welt."

23. Februar 2009

Abschluß und Überleitung in den morgigen Tag

Rhymin' Paul Simon: Take Me To The Mardi Gras:

Die 2. Runde R&B aus New Orleans

Huey Piano Smith geht es trotz "Rockin' Pneumonia and The Boogie Woogie Flu" hörbar gut:

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Kurz, rund und die Sehnsucht meines Herzens

Zu Ernsthaftem bin ich heute nicht groß aufgelegt, so soll youtube wieder einmal aushelfen: Mit dem Alt-Rock-n-Roller Larry Williams (1935-1980) und seiner "Short Fat Fannie".

22. Februar 2009

Kissler über einen sanftmütigen Sturkopf

Schon vor einigen Tagen hat Alexander Kissler in der Süddeutschen die Biographie Erzbischof Marcel Lefebvres aus der Feder des von ihm geweihten Bischofs Bernard Tissier de Mallerais rezensiert.

So fängt er an:

Aus einer solchen Figur hätten Flaubert, Balzac, Bloy mehr als nur einen Roman geschaffen.

und so schließt er:

Es stimmt noch immer, was der spätere Mainzer Erzbischof Karl Lehmann schon 1976 formulierte. Lefebvres "Wirken und sein Echo" haben eine "nicht zu leugnende Krise in der gesamten nachkonziliaren Situation bewusster gemacht und ernster erscheinen lassen." Eine Kirche, die den Eindruck vermittelt, sie sei recht eigentlich auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil gegründet worden, darf sich nicht wundern, wenn aus ihren Reihen eine derart schrille Opposition im Namen vorkonziliarer Traditionen aufersteht. Zweitausend Jahre sind kein Tag.

Der Rest ist ebenfalls lesenswert und informativ.

"Nicht meine Messe"

Father Tim Finigan (Our Lady of the Rosary, Blackfen) a.k.a. His Continuous Hermeneuticalness geriet kürzlich ins Visier des englischen "Tablet", der es gar nicht gut fand, daß Father eine seiner vier Sonntagsmessen in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus feiert (vgl. auch hier).

"That was not my Mass", so wird eines seiner Pfarrkinder zitiert, und während Father Tim das für den speziellen Fall - eine Seelenamt - auch gerne zugibt, wehrt er sich gegen den Grundtenor des gesamten Artikels, nicht nur in Worten, sondern auch mit dem durchaus sehenswerten Bild eines Pontifikalgottesdienstes.

Die Stimme des Lehramtes

So klang sie 1903 in Rom, als Leo XIII. auf der kathedra Petri saß:



(via New Liturgical Movement)

Bei der Fülle anfangen

Hans Urs von Balthasar in seinem Aufsatz "Merkmale des Christlichen" (in: Verbum Caro.- 3. Aufl.- Freiburg: Johannes, 1990, S. 179f.):

"Christliches Leben kann, im Sinn der Gnade, des Glaubens und der Liebe, nur ein Leben aus der Fülle und darum ein Leben der Dankbarkeit sein: eucharistia. Über alles Bedürfnis und alle Hoffnung hinaus aus dem Füllhorn des ewigen Lebens überschüttet, kann es nur noch die ständige Bezeugung dieses Gnadengeschenkes sein.

So lebt der Psalmist im ununterbrochenen Lobpreis der Erbarmungen Gottes. So lebt Maria im Magnificat. So braucht der Christ sich nur von der Tatsache, daß das ewige Leben in Glaube und Liebe ihm geschenkt ist, von der Strömung dieses Lebens leiten zu lassen, um sich ganz zu einem Ausdruck dieses Lebens zu machen.

Es gibt daher auch keine 'Entwicklungsstufen' des christlichen Lebens im Sinne der aszetisch-mystischen Aufstiegsschemata der übrigen Religionen, sondern eigentlich nur Entfaltungsstufen des Gnadenlebens in uns, die immer totalere Wegräumung alles dessen, was der Gnade noch Raum versperrt.

Der Christ darf und soll immer bei der schon gegebenen, schon vorausgesetzten Fülle einsetzen. Und je mehr und je konsequenter er es tut, um so besser wird er Christ sein. (...)

Im Christlichen dagegen ist jede Weigerung, von der Fülle auszugehen, eine Form des Unglaubens. Die Apostel sind ständig bemüht, den durchschnittlichen Christen diesen Unglauben auszutreiben, ihnen den Glaubensmut zur Umkehrung der Perspektive zu geben, sie von dorther wandeln zu lassen, worauzu sie erst zu wandeln meinten."

21. Februar 2009

Nicht zu früh aufschreien, bitte!

Na, dachte ich mir, wenigstens einer, der weiß, wo Richard Williamson abgeblieben ist, als ich die Schlagzeile in der Welt las:

Gerhard Schröder zu Gast beim Holocaust-Leugner.

Aber dann sah ich: Es ist bloß der iranische Präsident. Magst ruhig sein, Angela, kein Grund, beim nächsten Auftritt mit einem Diktator die SPD zu einer eindeutigen Klarstellung aufzufordern und sich vom Altkanzler zu distanzieren.

Luctus et Angor-Musik*

Zwölf Titel sollen reichen für mein imaginäres Musik-für-harte-Zeiten-Album. Fassen wir sie der leichteren Übersicht hier nochmal zusammen:

  1. Mississippi John Hurt: You Gotta Walk That Lonesome Valley
  2. Sheryl Crow: No Depression In Heaven
  3. James Taylor, Yo Yo Ma und Mark O'Connor: Hard Times
  4. Ken und Jane Brooks: Waitin' For The Hard Times To Go
  5. Credence Clearwater Revival: Bad Moon Rising
  6. Carl Perkins: Matchbox
  7. Selber zu singen: Salve Regina
  8. Ralph Stanley & The Clinch Mountain Boys: The Darkest Hour Is Just Before Dawn
  9. Del McCoury with the Nitty Gritty Dirt Band: Take Me In Your Lifeboat
  10. Ben Harper & The Blind Boys of Alabama: I Shall Not Walk Alone
  11. June Carter Cash: Keep On The Sunny Side
  12. Skip James: Hard Time Killin' Floor Blues

* luctus et angor: "Trauer und Angst" der Zeitgenossen sind auch "Trauer und Angst" der Jünger Christi, sagt das Konzil in seiner Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute, Nr 1.

Klaus Berger zum bundeskatholischen Modernismus

Klaus Berger über die "Achillesferse der Katholiken" in der Tagespost (mit Dank und Gruß an Elsalaska):

Unter vulgärem Modernismus verstehe ich die Reduzierung katholischer Theologie auf Fetzen aus Konzilstexten, die geistlose Abschaffung katholischer gewachsener Volksfrömmigkeit und den Verfall der Kenntnisse der eigenen Grundsätze. Mustergültig äußert sich das in den drei Forderungen: Aufhebung des Zölibats, Priesterweihe von Frauen und Zulassung der Interkommunion sofort. Theologische Seichtheit verbindet sich mit ungeprüft übernommenen Elementen aus dem liberalen Protestantismus und grundständiger Papstkritik.

Die jüngsten Ereignisse bedeuten für diese Richtung in der katholischen Kirche Deutschlands eine erhebliche Stärkung: Es ist gelungen, die nicht-modernistische Richtung in die Nähe des Antisemitismus zu rücken. Es ist erneut gelungen, traditionellen Katholizismus als vor-aufklärerisch zu brandmarken, damit aber als intolerant und unfähig, dem Pluralismus zu begegnen. Dabei gilt die Aufklärung als die grundlegende Heilswende der Menschheit; irgendein Bedürfnis, endlich einmal über die Intoleranz der Aufklärung aufzuklären, besteht nicht. Durch die Verwendung des Wortes „vorkonziliar“ ist es gelungen, die katholische Kirche von ihrer eigenen Geschichte und ihren eigenen Wurzeln abzuschneiden. Dass dieses die geistliche Heimatlosigkeit zur Folge hatte, ist gut bekannt. Dieser Vorgang kommt jetzt durch die entstandene Massenhysterie in eine entscheidende zweite Phase. Vulgärer Modernismus ist die Weise, in der das Konzil vielfach missverstanden und mit der Erlaubnis zur theologischen Dummheit verwechselt wurde: Keine Latein mehr, keine Kirchengeschichte mehr, keine Dogmen mehr, leider sehr häufig nur noch Kindergarten für Erwachsene.

Die jetzige Situation zeigt nur dieses: Das ungeklärte Verhältnis zur vorkonziliaren Tradition ist die Achillesferse der Katholiken. Denn es rührt an die Identität. Das Heilmittel gegen diesen nun fortgeschrittenen Verfall ist die längst fällige Wiederentdeckung der Schätze von Liturgie, Theologie und Spiritualität in der gesamten Geschichte der Kirche, das Zweite Vatikanum inbegriffen.

und du wirst völlig werden ...

Immer wenn im Fernsehen der Film "In den Schuhen meiner Schwester" läuft, bekomme ich ein paar Besucher mehr im Blog und wichtiger: interessieren sich ein paar Fernsehzuschauer mehr für gute Gedichte.

Ja, Edward Estlin Cummings hat nicht nur "i carry your heart with me" geschrieben, sondern ach so viele! ach so wunderbare! Liebesgedichte mehr. Zum Beispiel dieses:

Lady, i will touch you with my mind.
Touch you and touch and touch
until you give
me suddenly a smile,shyly obscene

(lady i will
touch you with my mind.)Touch
you,that is all,

lightly and you utterly will become
with infinite care

the poem which i do not write.

______________________________

Teure, ich werde dich mit meinem geist berühren.
Dich berühren und berühren und berühren
bis du gewährst
mir plötzlich ein lächeln, schüchtern obszön

(teure ich werde
dich berühren mit meinem geist.) Dich
berühren, das ist alles,

sanft und du wirst völlig werden
mit endloser leichtigkeit

das gedicht das ich nicht schreibe.

(Die Übersetzung ist von Lars Vollert, zu finden im Langewiesche-Brandt-Band "like a perhaps hand: Poems - Gedichte" )

Der Schrowange-Effekt

Auch wenn ich den Großteil meiner Zeit damit verbringe, "auf die Menschen zu[zu]gehen und mitten unter den Menschen [zu] leben" (Stefan Vesper), finde ich zwischendurch ein paar Minuten, um über die Situation der Kirche in der Welt von heute, konkret in Deutschland im Jahr 2009 nachzudenken.

Was passiert da? Was steckt hinter Protest und Empörung? Welche Motive und Emotionen, welche Einsichten und Ziele treiben die Katholiken an, die z.B. die Petition Vaticanum 2 verfassen und promoten? Und was steckt hinter den Reaktionen unserer Bischöfe, den vorsichtigen, den distanziert-gezwungenen, den aggressiv-cholerischen?

Da geht es natürlich um das Konzil, um seine Interpretation und um die Zuständigkeit für diese Interpretation. Aber die Intensität des Aufstands kann das nicht erklären, jenes Zittern, das die katholische Masse und ihre Vordenker durchfährt, die Betroffenheit und Erschütterung, die Konzilsfanfaren und die Schulterschlüsse.

Doch dann las ich dieser Tage jenen Satz, für den Birgit Schrowange vor 8, 9 Jahren Prügel bezog - zu Recht:

"Es gibt Menschen, die sind so hässlich, dass sie froh sein können, sich selber nie auf der Straße zu begegnen."

Und da wusste ich: Das ist es, das erklärt es, nicht alles sicherlich, aber einen großen Teil davon.

Man mache sich klar: Da haben die deutschen Katholiken nach langer Selbstverbannung ins Ghetto endlich den Einzug in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Endlich musste man sich nicht mehr entschuldigen für das Katholischsein - und sei es nur, weil es nicht mehr auffiel durch Freitagsfasten oder Aschenfleck an der Stirn. Endlich war man, waren wir nicht mehr außen vor, sondern mitten drin. Wir hatten bewiesen, daß wir nützlich sind für Volk und Staat: politisch als gute Demokraten, wirtschaftlich als fleißige Schaffer und eifrige Konsumenten, gesellschaftlich durch das Treffen des rechten, dogmen- und moralfreien Tonfalls. (Lange her sind schließlich die Kämpfe um den § 218, beendet unter anderem durch glücklich vergessene Lehmannsche Kungelei mit den Mächtigen.)

Und nun platzt in die bundeskatholische Idylle erst der ehemalige Großinquisitor-turned-Papst, dessen Heimatbesuche man dank seines im großen und ganzen guten Benehmens unbeschadet überstand, und dann, im langen Winter 2009, die finale Zumutung, der Schrowange-Effekt: Jetzt nämlich schickte uns dieser deutsche Papst, uns Demokraten, kritische Wähler, moderne Menschen, aufgeklärte Christen, spirituelle Sucher nicht auf den Jakobsweg, sondern in einen Spießrutenlauf. Leute so häßlich, das sie besser nicht ins Tageslicht gingen mit ihren antisemitischen Fratzen, spießigen Ansichten und gegenaufklärerischen Stammbäumen - mit diesen mumifizierten Resten der überwundenen vorkonziliaren Zeit sollen wir wieder in einer Kirche sein? Sollen uns die Mägde und Knechte der deutschen Öffentlichkeit die johanneischen Fragen (Jo 18, 12-27) stellen dürfen: "Sind auch das Jünger Jesu wie ihr? Habe ich euch nicht mit ihnen gemeinsam in der Messe gesehen? Gehören diese wie ihr zur Kirche?"

Mindestens 60, wenn nicht gar 140 Jahre Integrationsarbeit mit einem Schlag dahin. Wegen dieses kleinen Häufleins frömmlerischer Selbstgerechter, das wir längst abgeschrieben hatten und die jetzt wie die proletarischen Verwandten von Familie Neureich an die Bungalowtür klopfen.

Diese Angst erschnuppere ich, ich kenne ihren Geruch gut, wiegenkatholisch wie ich bin, sie schwitzt aus den Poren der Bischöfe, der ZdK-Funktionäre, der TheologInnen, der Haupt- und Ehrenamtlichen und vieler cradle catholics, die das Vorkonzilsgetto, die katholische Provinz mit ihrer Enge und Spießigkeit erlebt haben. So wie sie sich in den 50ern für ihre unehelich geborenen Enkel schämten oder in den 60ern für die Kinder, die in die Hippie-WG zogen, so schämen sie sich heute für jene, die so sind wie sie selbst waren vor 50 Jahren.

Da hört die Toleranz auf und die Ausgrenzung beginnt: "Katholische Glatzen müssen draußen bleiben. Exkommunizierte Mißgeburten dürfen hier nicht rein. Und entschuldigen für euch tun wir uns schon mal gar nicht."

Konzilsanerkennung

Dank Thomas von A. kann ich jetzt in der rechten Randleiste zeigen, daß ich das Konzil anerkenne und ohne Bruch dahin springen, wo ich und alle nachlesen können, ob unser Geist noch der des Konzils ist.

Erfreuliches aus deutschen Massenmedien

"Zu Tode angepasst" - deutsche Leitmedien können es durchaus beklagen und bedauern, wenn Schrulliges, Schräges, Skurriles, "ein ... Manifest des Andersseins" durch Allerweltseinerlei abgelöst wird. Nicht bei Weltanschauungen und Religionen, mind you, aber immerhin bei Automarken.

Und gelegentlich wird in Zeitungen sogar gefordert, was "erst die Rücksichtslosigkeit gegen andere glaubwürdig macht": "die Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst". Ich stelle mir vor, wie wir alle, von scipio bis z.B. zu Peter Wesnierski richtig rücksichtlos mit uns umgehen, auf uns selbst schauen, bevor wir losblöken mit der Wahrheit bzw. jenem kleinen Teil davon, den wir verstanden zu haben glauben... Erschreckend.

Überraschende, wunderbare Weite

Gefeixt habe ich gestern schon ein bißchen, als ich sah, daß ein gewisser Jemand in ein offizielles Gemeinschaftsprodukt der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ein wörtliches Statement des Opus Dei-Gründers und Heiligen Josemaria Escrivá eingeschmuggelt hat.

Doch da der Jemand wohl seine Gründe hatte, den hl. Josemaria, diese persona non grata, nicht mit Namen zu nennen, will ich hier auch nicht sagen, um welches Gemeinschaftsprodukt es sich handelt. Sucht selber.

Hoffentlich merken's die Verantwortlichen nicht, sonst wird alles auf die Schnelle eingestampft. Und das wäre nicht gut, weder für die Umwelt noch für den innerkirchlichen Pluralismus.

20. Februar 2009

Survival of the Fittest Theory

Der Spiegel sagt mit dem Bio-Lehrer-Ausbilder Dittmar Graf:

"Der Trend zum Kreationismus ist ungebrochen."

Ich sage: "Das wundert mich überhaupt nicht. Denn:"



(via Happy Catholic)

19. Februar 2009

Fraktion für klare Sprache - heute mit Walter Kardinal Kasper

"Man wird zugeben und einräumen müssen: Am Anfang sind dort Versäumnisse und Fehler in der Kommunikation gemacht worden. Das ist eindeutig, das ist klar. Aber die Diskussion, wie sie jetzt in Deutschland läuft, sprengt ja alle Maßstäbe. Was da zum Vorschein kommt, ist nicht nur Kritik an diesem oder jenem Verhalten der Kurie, sondern das ist einfach anti-römischer Affekt und zum Teil einfach blanker Kirchenhass. Man macht den Papst lächerlich, nach dem Prinzip: Man schlägt den Sack und meint den Esel. Wenn man den Papst in dieser Weise heruntersetzt, und völlig ungerecht heruntersetzt, dann richtet sich das nicht nur gegen den Papst, dann richtet sich das gegen die katholische Kirche. Ich meine, die Katholiken müssten jetzt aufstehen, müssten sagen: das lassen wir uns nicht gefallen, das ist Intoleranz. Man stelle sich mal vor, man würde in dieser Weise über den Dalai Lama reden, dann wäre die Empörung sehr groß. Über den Papst ist das scheinbar möglich. Das geht nicht, das können wir uns nicht bieten lassen und das sollten wir auch deutlich sagen." (Radio Vatikan)

Aus dem Zentralkomitee der frommen Katholiken Deutschlands

Stefan Vesper, Vertreter des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken mit Alleinvertretungsanspruch, meldet sich in der Welt und ruft die Truppen zur Einheit:

"Trotzdem gibt es auch Hoffnungsvolles: das gemeinsame Einstehen aller in der katholischen Kirche in Deutschland in diesen Tagen, Bischöfe, Priester und Laien, gegen jeden Antisemitismus und für das Konzil. (Aller? Wirklich alle gemeinsam? Und meinten und meinen alle dasselbe Konzil?) Ein Einstehen, das sich natürlich nicht gegen den Papst richtete (Natürlich nicht! Auch wenn Schelme manchmal dachten: Das waren bloß Lippenbekenntnisse) ; schließlich verbinden wir Katholiken uns in jeder Eucharistiefeier ausdrücklich und namentlich mit dem Papst und dem Ortsbischof, also mit der ganzen Kirche in der Welt und der ganzen Kirche, wie sie in unserem Bistum lebt. (Opus operatum sozusagen...) Ein gemeinsames Einstehen, das dennoch bemerkenswert und angesichts mancher Spannungen eine wohltuende Erfahrung (Naja) war. Wir sollten diese Erfahrung übrigens nicht durch ein Nachspiel mit neuen Negativschlagzeilen beeinträchtigen. (Die Front soll also intakt bleiben und nicht z.B. durch Dolchstöße eines ehemaligen Dogmatikprofessors für den Blick der interessierten Welt optisch lädiert werden.)

In Deutschland ist die katholische Kirche – trotz mancher Probleme (das eine wurde mir vorhin wieder klar, als der jüngste Gottesdienstbesucher 46 Jahre alt war) und trotz eines deutlichen Reformbedarfs (Reform vermutlich eher so wie in Strukturreform, nicht so wie in Bekehrung oder Umkehr/Metanoia, das unterstelle ich jetzt mal nach langjähriger ZdK-Beobachtung)– eine starke, soziale, aktive, glaubensstarke (Hört, hört! Das kann man auch sein, übrigens, ohne das Apostolicum oder das Nizäno-Konstatinopolitanum auswendig zu können. Und auch wenn nur ca. 20 % der Mitglieder einigermaßen regelmäßig praktizieren. Und die Mehrzahl von ihnen über 50 Jahre alt ist) und lebensfrohe Gemeinschaft. Gerade weil das so ist, müssen wir uns jetzt, nach dieser Krise, an einen Tisch setzen und darüber nachdenken, was es heißt, missionarisch Kirche zu sein (er sagt tatsächlich "missionarisch" und nicht "dialogisch", so wie in Mt 28, 19f), einladend und inspirierend, wertebewusst und weltoffen, fromm und fröhlich zugleich. Und wie wir zu einer Seelsorge der Weite finden, indem wir auf die Menschen zugehen und mitten unter den Menschen leben (ich weiß nicht, wo und wie Stefan Vesper lebt, aber 99 % der Katholiken Deutschlands leben "mitten unter Menschen", ja, sind sogar Menschen) , um ihre Freude und Hoffnung, Trauer und Angst zu unserer zu machen. (Gaudium et Spes 1 durfte hier nicht fehlen; Nr. 2 reicht das Zentralkomitee gerne nach, jenen Abschnitt, der über das Teilen von Freude, Hoffnung, Trauer, Angst etc. hinausgeht und von der Welt sagte, sie sei 'unter die Knechtschaft der Sünde geraten, von Christus aber, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, durch Brechung der Herrschaft des Bösen befreit ...; bestimmt, umgestaltet zu werden nach Gottes Heilsratschluß und zur Vollendung zu kommen)"

18. Februar 2009

Bücher für harte Zeiten

Die FAZ hat sie gelesen und ein paar hilfreiche Ratschläge exzerpiert:

Trinkt Milch. Bier tut nicht gut. Sonntagsbraten muss nicht sein. Aber Vegetarier sind auch nicht unbedingt friedfertiger, guckt euch nur den Hitler an.

„Innereien bieten viel für wenig Geld“, ruft Hill seinen Lesern zu, ergeht sich danach in Rezepten für Herz („Gut zerkaut, können die meisten Menschen es gut vertragen“) und Nieren, schreckt aber vor Lunge zurück: „Sie besteht vor allem aus Wind, und wir wissen nur zu gut, dass heutzutage genug Wind auf unserem Speiseplan steht.“

Löffelspieler

Mit Hannes Coetzee aus Südafrika können wir einen wahren Master of the Spoonguitar bewundern (via DoppelstoppBluegrassMandoline):

Wenn viele Bücher in den Schlaf singen

hört es sich an wie das Library Lullaby (via netbib weblog).

Weitere Hintergrundgeräusche bei iSerenity.

Von großen Männern lernen ...

kann, wer will, hier erst einmal von Niklas Luhmann, der seinen Zettelkasten erklärt, das Geheimnis seiner immensen Produktivität, wie der Kommentator meint (via Infobib):



Den weniger naturnahen Bloglesern zeigt Ernst Jünger oder auch nicht, wie man eine Rotbuchenhecke richtig schneidet (via Tobias Wimbauers Blog):

Stille und Demut

Thomas stellt fest, daß "Stille" momentan "nicht schaden" könnte.

Tatsächlich habe ich mir und anderen kürzlich schon den geistlichen Rat gegeben, einmal einen Tag nichts zum Monatsthema zu bloggen. Heute abend will ich es selbst wieder versuchen. Es könnte nicht schaden.

Zum Beginn der Pius-, Konzils-, Bischofs- und Petitionsfreien Blogzone ein Zitat von Mutter Teresa, das ich heute bei After Existentialism, Light aufgeschnappt habe:

You cannot learn humility from books. You learn it by accepting humiliations.

Demut lernt man nicht aus Büchern. Man lernt sie, indem man Demütigungen akzeptiert.

Bürostillleben mit Bäckertüte



(Bei den Modellen handelt sich um einen Marzipankreppel (links) und einen Mousse au Chocolat-Kreppel. Lieferantenadresse wird auf Anfrage gerne mitgeteilt.)

17. Februar 2009

Zuspruch, altenglisch

Aus der Battle of Maldon:

Hige sceal þe heardra, heorte þe cenre,
mod sceal þe mare, þe ure mægen lytlað.

Das Konzil in die Breite walzen

Bei der Lektüre der Mitschrift des Kardinal Lehmann-Interviews im Deutschlandfunk dachte ich bei mir: "Wenn du als Papst solche Kardinäle hast, brauchst Du, nein halt, das ist unchristlich." So hörte ich auf zu denken. Schluß mit mündig.

Besonders schön fand ich jedoch die folgende volkspädagogische Passage. Man stelle sich vor: Es waren jetzt 45 Jahre Zeit, um die Botschaft "in die Köpfe der Gläubigen" zu kriegen. Da wurden Neubauten und Renovierungen getätigt, Bildungsreferenten ausgebildet und eingestellt - und das Fazit: Nix wars. Da bleibt nur: Weiterwalzen.

"Kriege: Brauchen wir ein neues Konzil? Oder sollte man erst mal das, was vorliegt, wie Sie sagen, in die Breite walzen?

Lehmann: Also ich tendiere eher zur zweiten Version, wirklich auch das Konzil zu vertiefen und fortzusetzen. Das selbe gilt für Synoden und so fort wie hier auch. Und es gibt ja heute doch auch wieder so viele Hilfsmittel und so viele Möglichkeiten, sich zu bilden.

Wenn ich als Christ in der heutigen Welt bestehen soll, dann muss ich auch über bestimmte Dinge entsprechend informiert sein. Und die ganze Erwachsenenbildung und die Frage auch der Medienpädagogik und dergleichen, die sind halt etwas stecken geblieben, was die Breite sozusagen betrifft. Spezialisten haben wir genug. Aber wie kommen die Dinge in die Köpfe der Gläubigen, die aber ihre eigenen Aufgaben in Ehe, Familie und Beruf haben, die kann ich nicht alle zu Theologen erziehen wollen."


Doch halt: Erleben wir nicht gerade wieder diese große Solidaritätsaktion deutscher Gläubiger mit den Beschlüssen des Konzils? Die wissen ja scheint's doch alle, was das Konzil beschlossen hat, oder? Beim Großen, dem Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis müssen sie zwar alle im Gotteslob mitlesen, sollte es einmal per Schaltjahr gebetet werden - aber das Konzil kennen sie wie ihre Hosentasche.

16. Februar 2009

Viel wichtiger als Eric Claptons

Kleidergeschmack ist immer noch seine Musik. Hier ist er in schwarzem Tee, einer Jeans und Robert Johnsons "Crossroads" - not exactly his best version of this song, but who cares?


Liturgische Praxis in einer englischen Pfarrei

Father Tim Finigan, der Hermeneutiker der Kontinuität, hat wegen seiner liturgischen Praxis einen Disput am Hals, auf den nun auch der Tablet aufmerksam gemacht wurde. (Man sieht, die einen "schwärzen" in Rom an, die anderen bei der kritischen Presse.)

Auf jeden Fall aber hat Father Tim einen 35seitigen Text geschrieben (in English, of course), den er mit uns teilt: "Sacred and Great: Traditional Liturgy in a Modern Parish"(pdf).

Thanks a lot and bless you, Father.

Die Kirche in der Welt von heute


P. Henri de Lubac sj in seiner Meditation über die Kirche (Einsiedeln: Johannes, 1968, S. 179f):

"Was aber der Kirche zustößt, das stößt auch jedem von uns im besondern zu. Ihre Gefahren sind auch unsere Gefahren. Ihre Schlachten sind auch unsere Schlachten. Und wäre in jedem von uns die Kirche ihrem Auftrag treuer, so würde sie wohl - und sie nicht allein, sondern ihr Stifter - auch mehr geliebt, mehr angehört. Aber gewiß wäre sie gleichzeitig, wie nochmals ihr Stifter, tiefer verkannt und verfolgt. 'Ich habe ihnen Dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt.' Die Herzen wären unter einem nackteren Licht entblößter, das Ärgernis bräche heftiger auf, und aus diesem Skandal erfolgte für das Christentum ein neuer Aufschwung, denn 'dann wirkt es machtvoll, wenn es gehaßt wird von der Welt'.

Der Rückgang des Antiklerikalismus, über den man sich zu freuen pflegt, braucht deshalb nicht immer ein günstiges Zeichen zu sein. Er kann zwar einen Wandel der objektiven Situation anzeigen, zuweilen sogar eine wirkliche Besserung der Stimmung in beiden Lagern; er kann aber auch besagen, daß jene, durch die die Kirche bekannt gemacht wird, zwar der Welt noch ein paar schätzbare Werte vorzeigen, sich aber ihr angepaßt haben, ihren Idealen, ihren Kompromissen, ihren Sitten, daß aber die Kirche aufgehört hat, der Welt peinlich zu sein. Wie das Salz schal werden kann, sagt uns das Evangelium hinreichend. Und wenn wir heute - ich rede für die Mehrzahl - einigermaßen ruhig inmitten der Welt dahinleben, so deshalb, weil wir vermutlich lau sind."

Which side are you on?

Wenn ein katholischer und promovierter Pfarrer schreibt:

Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Kirche als „Sakrament des dreieinigen Gottes“ zu verstehen versucht. (...) Man darf das konziliare Jahrhundert durchaus als das Jahrhundert der Wiederentdeckung der Dreieinigkeit bezeichnen. Man begriff Gott aus der Schrift und der Tradition nicht weiter als unitarischen Patriarchen, sondern als Gemeinschaft dreier „Personen“, die in Liebe verbunden gleichen Ranges seien.

und gleichzeitig in einem katholischen Bildungshaus ein paar Kilometer östlich eine Veranstaltung geplant ist, in der ein katholischer Emeritus die Dreieinigkeit historisch-kritisch dekonstruiert:

Ein Gott in drei Personen - diese Lehre gilt immer noch als das Besondere der christlichen Gottesvorstellung. Nicht nur für das Bewusstsein der meisten Gläubigen, sondern auch für den Dialog mit Religionen wie Islam und Judentum stellt das christliche Trinitätsdogma eine schier unüberwindliche Hürde dar.
Wie ist dieses Dogma eigentlich entstanden? Welche äußeren Bedingungen und welche philosophischen Voraussetzungen haben zu seiner Formulierung geführt? Der Abend rekonstruiert die dogmengeschichtliche Entwicklung der ersten Jahrhunderte und zeigt die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes als Synthese jüdisch-jesuanischer und hellenistischer Gottesvorstellungen.


... dann war das konziliare Jahrhundert wirklich sehr kurz und ist an sein Ende gekommen. Dann war es vielleicht nie richtig da und hat, solange es währte, nur die großen Differenzen, den Abgrund überdeckt zwischen denen, die eine Erneuerung und Neubelebung der Kirche durch GOttes Geist ersehnten und erbeteten, und denen, die trotz aller Dementis doch nur ihrem Kleingeist folgten, der - überrascht das jemanden? - doch nur derjenige der jeweils herrschenden Ideologien war?

Dann wird es Zeit sich zu entscheiden.

Heute Linz und morgen?

Zu den Linzer Vorgängen habe ich bisher geschwiegen; ein Kerl muß ja nicht zu allem eine Meinung haben.

Die Befürchtungen, die Johannes M. Schwarz bei kath.net (http://www.kath.net/detail.php?id=22131) vorträgt, die suchen auch mich heim (und zwar ganz unabhängig von der Person Pfarrer Wagner). Seit neuestem wieder öfters, seitdem mit den berechtigten Anfragen an die Aufhebung der Exkommunikation der Piusbischöfe die Hermeneutiker des Bruches wieder lauter auftreten als in den zwei, drei Jahren, wo wir Papst waren.

Seitdem wird deutlich, wie feige und anpasserisch manche Bischöfe sind, wie abhängig von ihrem Mittelbau, ihrem Klerus und den Laienseelsorgern (oder was ist der PC-Ausdruck dafür?) und wie wenig kräftige Kost uns gereicht wird und wie viele leere Kalorien mit künstlichen Aromastoffen, damit wir das neue Evangelium leichter schlucken.

14. Februar 2009

Hinzutreten als aktive Teilnahme

Frère Richard von den Taizé-Brüdern schreibt im Communio-Heft 2008/06 einen Erfahrungsbericht über "Das gemeinsame Gebet in Taizé".

"'Ihr seid zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung und zur Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind; zu Gott, dem Richter aller, zu den Geistern der schon vollendeten Gerechten, zum Mittler eines neuen Bundes, Jesus' (Hebr 12, 22-24). Dieser neutestamentliche Text hilft in Worte zu fassen, was beim gemeinsamen Gebet geschieht.

Beten ist grundlegend 'hinzutreten'. Wir können zur festlichen Versammlung und Gemeinschaft der Heiligen dazukommen, weil an Pfingsten zusammen mit dem Heiligen Geist das himmlische Jerusalem auf die Erde herab kam. Seither steht uns überall, wo der Geist ist, auch der Zugang zur Festversammlung mit dem auferstandenen Jesus, den Engeln und allen Heiligen offen.

Das gemeinsame Gebet nimmt seinen Anfang nicht mit uns, sondern wir treten hinzu. Wenn wir dazukommen, hat das Gebet immer schon angefangen. Man kann das auch in orthodoxen Kirchen eindrücklich erleben. Wenn der Gottesdienst anfängt, ist manchmal außer einem Priester und einem Kirchendiener niemand da. Das Gebet fängt an, und nach und nach kommen Gläubige, andere Priester, vielleicht ein Bischof, dazu und schließen sich dem Gebet an. (...)

Der Kirchenraum [in Taizé] selbst lässt etwas davon ahnen, dass wir 'hinzutreten'. Die Kirche ist Tag und Nacht offen. Sie ist Ort immer währenden Gebets. Das heißt nicht, dass sie nicht manchmal menschenleer ist. Aber die Engel und vollendeten Gerechten, mit denen wir nach dem Hebräerbrief feiern und beten, sind unsichtbar immer da und beten ohne Unterlass. Wer immer dann in den Kirchenraum eintritt, muss nicht mit Nichts anfangen, sondern schließt sich ihrem Gebet an."


Wir sollen diese Worte für Aussagen über die Wirklichkeit nehmen, nicht für erbauliches Gesäusel oder für mentale Fragmente veralteter theologischer Theorien. Für mich persönlich war diese Erkenntnis - die mir die Lektüre des Buches von Scott Hahn: "The Lamb's Supper" (deutsch als "Das Mahl des Lammes") brachte - grundstürzend. In der Liturgie aktualisiert, findet sich nicht zuerst die lokale Gemeinde Christi, sie findet sich auch nicht in erster Linie zu einer bestimmten Aktivität zusammen, sondern sie nimmt teil, sie nimmt aktiv teil an einer anderen, an einer grundlegenden Wirklichkeit. Sie nimmt teil mit eigenen Worten, die versuchen, dieser Wirklichkeit angemessen zu sein. Sie gebraucht Gesten, Gegenstände, Zeichen, in denen sich diese Wirklichkeit spiegelt. Sie sieht und staunt und schweigt und singt. Und bittet und dankt. Sie dreht sich nicht mehr um den eigenen Nabel, und auch die Einzelnen können sich selbst vergessen, weil sie als Einzelne dabei sind - unverzichtbar, unersetzbar - in dieser Menge, die ruft:

"Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde,
Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit,
Kraft und Ehre, Herrlichkeit und Lob."
(Offb 5, 12)

(Und mir ist es auch sch...egal, ob das liberale Protestanten für "platonisierende[n] Spiritualismus" halten...)

Liebesengel



Die BBC präsentiert uns nicht nur den ältesten erhaltenen Valentinsgruß aus dem Jahr 1477, sondern macht uns - mit der R-Katholischen Kirche Englands - auf einen anderen Schutzpatron der Partnersuchenden aufmerksam: den Erzengel Raphael. Und empfiehlt den Besuch von Gebetskreisen.

Privatissima

"Privatsphäre heißt für mich nicht, mein Privatleben vor anderen Leuten zu verbergen, sondern nicht in anderer Leute Privatleben hineingezogen zu werden." - So laut Perlentaucher heute in der FAZ Jonathan Franzen.

Noch kürzer: Privatsphäre ist das, was ich von anderen nicht wissen will.

12. Februar 2009

Ihr Fingerzeiger, wir Fundamentalisten

Einen schönen Namen für das intrakuriale Fingerzeigen ("Ich war's nicht, Re war's." - "Nee, nee. Castrillon. Oder Bertone. Oder beide." - "Lombardi, du vielleicht?") hat ein Kommentator auf Off the Record gefunden: Blamestorming.

Kaum bis gar nicht beachtet wurde in der Blogozese jener Zeuge einer radikal aufgeklärten Bibelkritik namens Gerd Lüdemann, der sich am 10. Februar in der Frankfurter Rundschau äußern durfte:

"Ein Petrus angedichteter Satz gibt die Durchschnittsposition christlicher Gruppen der Frühzeit wieder: "Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden". Ebenso der Jesus zugeschriebene Spruch: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich". (...) Christologie im biblischen Sinn kann daher nur noch eine Option für fundamentalistische Christen sein."

Das muß einigen Unterzeichnern ganz böse im Ohr klingeln: "Genauso Fundamentalisten wie die Piusbrüder?? Wir doch nicht! Wir sind die Guten. Herr Lüdemann, nicht doch!"

Überwogend positiv

Aus einer Verlautbarung unserer lokalen Regierungspartei:

"Unsere Gruppierung hat in ihrer 50jährigen Geschichte Höhen und Tiefen durchlebt. Wobei die Höhen überwiegten."

Das glaube ich doch glatt.

Nachrichten aus dem Herzen der Kirche

Schon seit ein paar Tagen wollte ich darauf hinweisen:

In dieser Woche spricht Bischof Clemens Pickel (Saratow, Russland) im Deutschlandfunk die Morgenandacht und erzählt von jenen Orten, wo Kirche passiert. Mich haben seine Worte - in ihrer Ungeziertheit, ihrer Verbundenheit mit seinen Gläubigen, ihrer Dankbarkeit für Treue im Glauben und wirkende Gnade sehr beeindruckt. Ein wohltuendes Kontrastprogramm.

Zum Nachhören über die dradio-Website, ansonsten jeden Morgen kurz nach halb sieben im Radio.

Achtung! Katholische Holocaustinstrumentalisierer von links!

Ursprünglich im Englischen Original via NLM, doch jetzt in der deutschen Übersetzung von summorum pontificum:

Ein prominenter Rabbiner, der über 1000 Rabbis in Nordamerika repräsentiert, sprach vergangene Woche mit Life-Site-News über die jüngste Kontroverse um Papst Benedikt und die Aufhebung der Exkommunikation der 4 Bischöfe der FSSPX. Rabbi Yehuda Levin erklärte, daß er die Angriffe der Medien auf Papst Benedikt weniger auf die von den Medien groß herausgestellte Bestreitung des Holocausts durch einen der Bischöfe zurückführt, als darauf, daß mit der Maßnahme des Papstes viele Katholiken mit konservativen Moralvorstellungen ihren Platz in der Kirche finden.

(...)

Rabbi Levin meinte, daß der Vatikan durchaus angemessen auf die umstrittenen Äußerungen des FSSPX-Bischofs Richard Williamson reagiert habe. Das werde zwar die „lächerlichen“ Vorwürfe, der Papst sei antisemitisch, zum Schweigen bringen, nicht jedoch die Kontroverse insgesamt.

„Der Vatikan hat hier Bischof Williamson völlig eindeutig zurückgewiesen, und danach sieht es nach den Erklärungen der jüdischen Gemeinschaft so aus, daß alles wieder in geordneten Bahnen verläuft“, sagte er. Aber das wird die Wut der Linkskatholiken innerhalb wie außerhalb der Kirche noch weiter anheizen, weil sie nun selbst dafür sorgen müssen, daß die Angriffe auf den Papst weiter gehen.

(...)

Nach Meinung von Rabbi Levin eröffnet die Krise auch einen hoffnungsvollen Ausblick. „Es liegt jetzt für jedermann ganz offensichtlich die große Gefahr zutage, daß einige hohe Würdenträger der Kirche darangehen, ihre eigene Kirche zu zerstören und den eigenen Papst anzugreifen.Das gute daran ist“, so fügte er hinzu, „daß die Fronten jetzt klar sind“.

„Ich denke“ meinte der Rabbi, „Die Lösung besteht darin, daß die Kirche dieser Art von Widersetzlichkeit mit aller Härte begegnen sollte.“ Und er fügte hinzu: „Für den Papst sollte das ein deutliches Zeichen sein, wie unerhört wichtig es ist, daß in der ganzen Welt die richtigen Leute an die richtigen Stellen gesetzt werden. Die gläubigen der Kirche müssen eine unzweideutige Führung erhalten, die in voller Übereinstimmung mit der traditionellen Lehre der Kirche steht.“

11. Februar 2009

Französisches TV und eine mehr-als-französische Novene

P. Recktenwald weist auf einen sehenswerten Webcast hin - mindestens für diejenigen, die das Französische eingermaßen beherrschen:

Das französische katholische Fernsehen KTO, ein Sender der Diözese Paris, hat anläßlich der Aufhebung der Exkommunikation am 5. Februar eine neunzigminütige Diskussionsrunde zum Thema Benedikt XVI. und die Tradition ausgestrahlt. An der Diskussion unter der Moderation von Philippine de Saint Pierre und Samuel Pruvot beteiligten sich der Pressesprecher der französischen Bischofskonferenz Bernard Podvin, Christoph Geffroy, Chefredakteur von La Nef, P. Philippe Piron von der Abtei Sainte-Anne de Kergonan, P. Jean-Robert Armogathe, Philosoph und Direktor der Zeitschrift Communio, Jean-Pierre Denis von der Zeitschrift La Vie, und P. Vincent Ribeton FSSP, Distriktsoberer der Priesterbruderschaft St. Petrus in Frankreich (Bild). Eingeblendet wurde auch ein Interview mit P. Alain Lorans von der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Wer der französischen Sprache mächtig ist und sich jenseits der in Deutschland praktizierten Fokussierung auf die Holocaustleugnung ein Bild machen will von den theologischen Fragen, um die es bei der Einigung mit den Traditionalisten geht, der kann sich die Sendung auf der Website des Senders anschauen. Nach den schrillen Tönen, die man hier in Deutschland gewohnt ist, empfindet man die unaufgeregte, sachliche Diskussion als wohltuend."

Und noch einmal Frankreich: Dort lädt die Petrusbruderschaft zu einer Novene für Papst Benedikt ein. Beginnen soll sie am Samstag, 14. Februar, enden am 22. Februar, dem Fest der Kathedra Petri. (via Salon Beige)

Gebetsvorschlag:

Ein Vaterunser, drei "Gegrüßet seist du, Maria", ein "Ehre sei dem Vater", gefolgt von dem folgenden Gebet:

Lasst uns beten für unseren Heiligen Vater, Papst Benedikt, daß der Herr ihn behüte, ihm Leben und Glück schenke und ihn nicht der Hand seiner Feinde ausliefere.

V: Du bist Petrus
A: Und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.

Lasst uns beten.
Allmächtiger und ewiger G_tt, erbarme Dich über Deinen Diener, unseren Papst Benedikt, und führe ihn in Deiner Güte auf dem Weg des ewigen Heiles, damit er durch das Geschenk Deiner Gnade suche, was Dir gefällt, und es mit all seiner Kraft vollbringe. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Maria, Mutter der Kirche, bitte für uns.
Heiliger Petrus, bitte für uns.

10. Februar 2009

Musik für harte Zeiten - Folge 12

Für wenn's ganz schlimm kommt, ist Skip James der richtige Mann.



Zur vorigen Folge hier.

Als unnötigen Luxus

herzustellen verbot was die Leute
Lampen nennen
König Tharsos von Xantos der
von Geburt
Blinde.
(Günter Kunert)

9. Februar 2009

Sätze vom Tage

"Für einen Jugendverband ist es das A und O, dass wir unsere Kirche gestalten können."

"In der Verbandsarbeit sind unsere höchsten Werte Demokratie und Mitbestimmung."


Ganz erstaunliche Sätze, die laut UniSpiegel die ehrenamtliche Diözesanleiterin der KjG Köln sagt. Oder auch wieder nicht. Ein bißchen hatten wir so was befürchtet.

Plötzlicher posthumer Beliebtheit erfreut sich Johannes Paul II. - das klingt schon stark nach "santo subito", wenn sich Charlotte Knobloch erinnert:

"Zurückhaltend urteilte Knobloch über Papst Benedikt XVI. "Ich habe das Gefühl, er hat den Kontakt zu den Menschen als solches verloren." Sein Vorgänger Johannes Paul II. sei sehr beliebt gewesen."

Wie kommt Heinz Joachim Fischer in der FAZ nur dazu, von "Proteste[n] in Berlin gegen Johannes Paul II." zu faseln?

Schön dagegen, daß seit einigen Tagen auch der BDKJ-Bundesvorstand "voll hinter den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils" steht.

Optimist

Martin Mosebach im Spiegel:

"Die Wiederherstellung des sakralen Gesichts der Kirche muss den meisten 'weltlichen' Beobachtern ein fremdartiges und unverständliches Ziel bleiben. Dass die Wiedergewinnung der liturgischen Identität ein großes Opfer wert sein könnte, werden wahrscheinlich erst spätere Generationen begreifen."

In meiner momentanen Stimmung würde ich sagen: Herr Mosebach, Sie sind Optimist!

8. Februar 2009

Musik für harte Zeiten - Folge 11



Zum heutigen Sonntag "Keep On The Sunny Side", gesungen von der wunderbaren June Carter Cash unter Mitwirkung u.a. von Johnny Cash, Norman Blake und Marty Stuart, mit der letzten Strophe:

Let us greet with a song of hope each day.
Though the moments be cloudy or fair.
Let us trust in our Saviour always,
To keep us, every one, in His care.


Zur vorigen Folge hier.

Am Telefon mit Angela

Erfreulich ist immer, wenn Menschen miteinander reden: Protestanten und Katholiken, Preußen und Bayern - oder wie jetzt Angela Merkel und Benedikt XVI. Oder auch, wenn eine einen anruft. ;-)

Besser spät als gar nie.

Kommentarkontrolle

Unser Blogozesen-Sedisvakantist ist wieder unterwegs - da heißt es die Kommentarkontrolle aktivieren.

Apropos Kommentare - weil kürzlich wieder ein Anonymus meinte, die seinen würde ja "sowieso" wieder gelöscht:

  • Dieses Blog dient in erster Linie der freien Meinungsäußerung seines Autors.
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Marktlücke

Irische Segenswünsche gibt es en masse im Web und im Buchhandel - und die religiöse Öffentlichkeit macht auch rege Gebrauch davon auf Grußkarten und Geburtstagsfeiern.

Es ist einem nur nicht immer nach Segnen zu Mute. Abhilfe könnten da Jüdische Flüche schaffen, für die leider weniger Referenzmaterial zur Verfügung steht.

Tom Waits wartete in Bob Dylans Theme Time Radio Hour "Something" mit einigen schönen auf, die hiermit zum angelegentlichen Einsatz aufgelistet werden:

May God call the tune, and may your enemies play the music.
May you lose your faith and marry a pious woman.
May all your teeth fall out except one which will remain for a toothache.
May you grow like an onion with your head in the ground and your feet in the air.
May you have a good long sleep and may your dreams only be of your troubles.
May you be the proof that man can endure anything.
May your wife eat Matzos in bed, and may you roll in the crumbs.

[Möge Gott dirigieren, doch deine Feinde sollen aufspielen.
Mögst du deinen Glauben verlieren und eine fromme Frau heiraten.
Mögen dir alle Zähne aus dem Munde fallen außer einem, der dir weh tue.
Mögst du wie eine Zwiebel wachsen, mit dem Kopf im Boden und den Füßen in der Luft.
Mögst du lange schlafen und alle deine Träume sorgenvoll sein.
Mögest Du der Beweis sein, daß der Mensch alles ertragen kann.
Möge deine Frau im Bett Matzen essen und mögest du in den Krümeln liegen.]

Variante der Konzilsanerkennung

Außer Yours Truly versuchen auch andere das Wort von der "uneingeschränkten Anerkennung des 2. Vatikanischen Konzils" zu interpretieren.

Einen eher offenen Ansatz fährt der Leserbrief eines Regionaljugendseelsorgers, der "klare Worte" versucht:

"... Dies bedeutet aber, dass diese Bruderschaft alles anerkennen muss, was in der katholischen Kirche seit 40 Jahren mit dem Konzil angekommen ist: Respekt vor anderen Religionen, keine Abkapselung von der Welt, Bemühungen um die Ökumene, Wertschätzung der Laien... und nicht zuletzt eine erneuerte Feier der Gottesdienste."

Während die Reihe der Beispiele geläufig ist (und man sich lediglich fragen kann, ob das alles erst mit dem Konzil begann, ob nicht anderes fehlt und was genau darunter zu verstehen sei), hat das "Mit-Angekommen-sein" genau jene Unbestimmtheit, die ihn für weitere Petitionen und natürlich die innerkirchliche Jugend- und Bildungsarbeit zum Thema Konzil so passend macht.

Der Katholik, das subsistit und Benedikts Schweigen

Immerhin gibt es keinen Zweifel, daß die Aufhebung der Exkommunikationen gültig ist. Nicht einmal bei protestantischen Hanseaten: Die Zeit benennt Richard Wiliamson richtig und konsequent "der Katholik".

Landesbischof Johannes Friedrich, for the time being kein Mitglied des ordentlichen Lehramtes, versucht sich an einer Interpretation von Lumen Gentium (und Dominus Iesus):

"'Ich habe Sorge, dass in der katholischen Kirche die Auffassung der Piusbruderschaft salonfähig werden könnte, dass die Kirche Jesu Christi nur mit der katholischen Kirche identisch ist', sagte Landesbischof Friedrich. Dies wäre eine 'klare Aussage' gegen das Zweite Vatikanische Konzil. Und eine solche Abweichung dürfe weder 'in dieser Frage noch in der Frage des Verhältnisses zum Judentum in der katholischen Kirche Geltung erlangen', mahnte er." (Tagesspiegel)

Die tendenziöseste Schlagzeile der Woche stammt von meinem - wie Father Neuhaus gesagt hätte - parish newsletter. Am Donnerstag, also am Tag nach der Note aus dem Staatssekretariat und 8 Tage nach der persönlichen Erklärung des Papstes in der Generalaudienz am 28. Januar, titelte das "Main-Echo" seinen Aufmacher auf der Reportage-Seite 2:

"Papst Benedikt spricht lieber von Petrus und Paulus
Vatikan: Bei Audienz kein Wort zum aktuellen Streit
Dafür fordert das Staatssekretariat: Williamson muß sich beugen"


Ich bin stark versucht, der Redaktion weitere Schlagzeilen dieser Art vorzuschlagen. Für den Montag zum Beispiel: "Angela Merkel ermuntert lieber zum Lesen - Berlin: Kanzlerin schweigt zum Holocaust - Stattdessen Müntefering (SPD): Holocaustleugnung inakzeptabel" oder "Main-Echo feiert lieber Fasching - Zeitung ignoriert Klimakatastrophe".

7. Februar 2009

What would Jesus do?

"Jesus kannte kein Tabu. Ob die Schwiegermutter des Petrus, ein Zöllner, eine öffentliche Sünderin - jeder Mensch war ihm wichtig."

Sätze aus der Sonntagspredigt. Standardsätze, die in vielen Predigten vorkommen. Man kann sie richtig und man kann sie falsch verstehen. Heute klangen sie allermindestens ganz aktuell.

Mittendrin in der Kirche

Über der ganzen Aufregung sind diejenigen Gruppierungen in der Kirche, die - in voller Anerkennung des Konzils - besonders traditionsverbunden sind, in den letzten Tagen nicht, noch nicht in den Blick gekommen.

Propst Gerald Goesche vom Berliner Institut St. Philipp Neri wurde jetzt von Radio Vatikan zu einem instruktiven Interview gebeten. Der Volltext liegt hier zum Nachlesen. (via Tiberius)

Randnotizen aus der Sicht der Petrusbruderschaft schreibt fortlaufend P. Engelbert Recktenwald auf seinem Portal zur katholischen Geisteswelt.

Bei beiden sieht man u.a., daß mit der Liebe zur alten Liturgie, zur außerordentlichen Form des Römischen Ritus, eine große Liebe zur Kirche einhergeht, die keine Untergangsszenarien an die Wand malt, sondern offen in GOttes Zukunft geht. (Dafür haben die beiden schon zu viel erlebt, als daß sie herumzicken würden, in die eine oder andere Richtung.)

Musikalisches zum Wochenende

Alison Krauss und Robert Plant arbeiten zusammen an ihrem zweiten Album nach Raisin' Sand. Wir sind gespannt, ob sie es mit "A Gated Community" noch einmal schaffen, die Erwartungen zu durchbrechen. (Quelle via Bluegrass Blog)

Nachdem sich das ganze Internet (und wir zugegebenermaßen vergleichsweise spät) an Sonseeds "Jesus Is My Friend" erfreut hat, wird ihr Album "First Fruit" demnächst neu aufgelegt. Das wissen wir von Joel Hartse und seinen Betrachtungen, warum Katholiken nicht rocken.

Traurige Lektion ...

... für alle, die denken, es gäbe Pädophilie nur oder vor allem oder typischerweise im Schatten des Kirchturms: "Der Schrecken im unfrommen Haus" (FAZ).

Kein Trost für die anderen.

Gar nicht so weit auseinander

Bischof Kurt Koch von Basel in einem persönlichen Brief an die Gläubigen seiner Diözese:

"Bereits in seiner ersten programmatischen Weihnachtsansprache an die Mitglieder der römischen Kurie am 22. Dezember 2005 hat der Papst sehr grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Interpretationen des Konzils unterschieden. Die eine bezeichnete er als Interpretation im Sinn der Diskontinuität und des Bruches, dergemäss bewusst über die Konzilstexte hinausgegangen werde, um den so genannten „Geist des Konzils“ in die Zukunft hinein weiter zu schreiben. Die zweite nannte er Interpretation im Sinne der Reform, der Erneuerung der Kirche in bleibender Verbundenheit mit der Tradition. Für Papst Benedikt versteht es sich von selbst, dass das Zweite Vatikanische Konzil keinen Bruch in der Kirchengeschichte darstellt, dass es sich vielmehr um eine Erneuerung der Kirche in Kontinuität mit der Tradition handelt. Diese eindeutige Verbindung von Treue und Dynamik in der Interpretation des Konzils war eine klare Aussage nicht nur in progressistischer, sondern auch in traditionalistischer Richtung, die freilich in der Beurteilung des Konzils als Bruch gar nicht so weit auseinander liegen, wie es auf den ersten Blick scheint."

Schwarze Krähen von vorn

Tja, noch sind sie nicht da, die guten Tage. Statt der Schwalben nur ein paar schwarze Krähen von vorn.

Z.B. in Gestalt eines Links-Sedisvakantisten: Gérard Bessière, ehemals Studentenseelsorger und eifriger Schriftsteller, hat den Papst exkommuniziert und liest seine Messen ab sofort ohne "die Gemeinschaft mit unserem Papst Benedikt". Aufhebung nur bei Zeichen von Reue und tätiger Treue zu den Orientierungen des 2. Vatikanums (" des signes de repentance et de fidélité en actes aux orientations de Vatican II" - das mit der Orienierung ist auch eine schöne Formulierung, die direkt aus Tübingen stammen könnte...). Vgl. hier bei Témoignage Chrétien, die auch nicht mehr sind, was sie zu Pére de Lubacs Zeiten waren, via Rorate Caeli via Hermeneutics of Continuity.

Doch uns geht's ja noch gold. Die Anglikaner dagegen! Deren "Primasse" - "Primaten" kann man ja schlecht sagen - haben den Erzbischof von Canterbury gebeten, professionelle Mediatoren ins Kirchenboot zu holen, damit nicht noch mehr Kirchenmitglieder einzeln oder in Teilgemeinschaften über Bord gehen. (via Damian Thompsons Holy Smoke)

Solche Alpträume sind es, die den Papst vor der Aufhebung der Exkommunikation wahrscheinlich umgetrieben haben - um ihm jetzt einen anderen zu bescheren. Genau deswegen ist ja auch ermutigend zu sehen, daß zum Beispiel die vor allem europäische Kirchenvolksbewegung, die die "Petition Vaticanum 2" maßgeblich mitträgt, ihre progressive Agenda aufgegeben hat und jetzt das Konzil (und damit auch die Kontinuität der Konzilien und die Autorität des Lehramtes) uneingeschränkt bejaht. Alles andere hätte zu einer Kirchenspaltung ungekannten Ausmaßes geführt, kurz-, mittel- oder langfristig, nicht wahr?

(Man sieht: Das mit dem Lachen ist nicht ganz so einfach. Das geht immer ganz leicht in Sarkasmus über, das befreit noch nicht. Aber tief innen denke ich mir: In der Tat, es stand schon öfter schlimmer um die Kirche Christi. ER wird sich schon kümmern. Jetzt gerade, während ich dies schreibe, berührt ER irgendwo Herzen, beruft in die Nachfolge, leidet in chinesischen Gefängnissen, sucht sich seine Heiligen und Märtyrer... Nein, Sorgen mache ich mir eigentlich nicht. Aber als katholischer Blogger dieser Tage kann ich das unmöglich zeigen. Schließlich werden wir für unsere flotten Sprüche und unser Jammern und Meckern bezahlt - und fürs vorauseilende Erfüllen von Feindbildern.)

6. Februar 2009

Die Pius-Schwestern

The Pious Sodality of Church Ladies ist nicht das Blog der US-Sektion der Pius-Schwesternschaft, sondern das durchaus amüsante und selbstironische Werk einer weiblichen katholischen Fünfer-Gruppe, die unbedingt beweisen will, daß KatholikInnen keine FanatikerInnen sein müssen, sondern durchaus graziöse, fröhliche und nicht aussterbende Wesen.

Apropos lernfähig

"Deshalb war das ein wichtiges und gutes Signal, und insoweit glaube ich, sind wir auch ein Stück vorangekommen", sagt die Kanzlerin und zeigt damit: sie nicht.

Jetzt kommen die guten Tage -

sobald die bitteren des Jahresanfangs 2009 vergangen sind.

Ja, da bin ich sicher. Es sind viele Menschen, vor allem Katholiken, die die "Petition Vaticanum 2" unterzeichnen - erfreulich viele, denen also die uneingeschränkte Anerkennung der "Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils" wichtig ist. Sie sagen: Schluß mit der Ablehnung von "Geist und Buchstaben bedeutender Dokumente des II. Vatikanischen Konzils"!

Wir hören, daß die vielen Unterzeichner Menschen sind, die sich sorgen um die Zukunft der Kirche, und daß die Katholiken unter ihnen vielleicht enttäuscht, aber doch aufrichtig, mündig, kritisch sind, enttäuscht wohl, aber auch bereit, ihren Teil zu tun. Viele von ihnen sind Seelsorger, hauptamtliche Mitarbeiter oder Laien im Ehrenamt. Sie meinen es ernst. Ihnen Schadenfreude über einen desaströsen Ausrutscher zu unterstellen, ist unfein.

Genauso wenig darf man - wiederum den Katholiken unter ihnen - unterstellen, daß sie von den Piusbrüdern verlangen, was sie selbst nicht halten. Sie stehen - das dürfen wir unterstellen - ein für die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des 2. Vatikanums in Geist und Buchstaben, und weil wir auch Hochherzigkeit unterstellen, nicht nur der Beschlüsse "bedeutender Dokumente", von denen sie ein paar aufzählen, sondern auch der nicht aufgezählten wie der Kirchenkonstitution Lumen Gentium, der Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium oder des Dekrets über das Laienapostolat Apostolicam Actuositatem. Sicherlich beschränken sie ihre Anerkennung nicht, um eine Formulierung der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg zu gebrauchen, auf "Geist und Inhalt der Grundlinien des II. Vatikanischen Konzils" - ist das nicht schwammig, der Beliebigkeit ausgeliefert, dem eigenen Geschmack unterworfen?

Nun erwarten wir nicht, daß die katholischen Unterzeichner diese Dokumente bereits alle kennen, mindestens nicht die unstudierten, die einfachen Christen. Die Professoren, die Diplomtheologen und Studenten - die haben gewisslich mindestens das Kleine Konzilskompendium griffbereit, wenn nicht die drei Ergänzungsbände zum LThK2 oder gar die neue ausführlich kommentierte Ausgabe.

So wie ich mein Familienerbstück griffbereit habe, ein Kleines Konzilskompendium, Erstausgabe vom Oktober 1966, Herder-Bücherei 270-3, mit den Bildern zweier ernster großer deutscher Theologen auf der Rückseite, Karl Rahner sj mit damals schon "über 1530 Nummern" im Werkeverzeichnis und Herbert Vorgrimler, der damals erst 37 war und seine Muse Sigrid Loersch schon kennen gelernt hatte - aber ich irre ab...

Nun, was ich sagen wollte, ist dies: Werden jetzt nicht viele dieser Unterzeichner hingehen, kritisch, wie sie sind, und selbstkritisch, wie das ein integraler Teil von Kritikfähigkeit und -bereitschaft ist, sagen: Ich habe diese Petition unterschrieben, jetzt will ich wissen, was das Konzil tatsächlich beschlossen hat, will nicht nur das kennen, was fehlbare Menschen in den letzten 45 Jahren daraus gemacht haben? Wird Herder nicht die 36. Auflage des Konzilskompendiums herausbringen müssen, die es dann auch schnell über den aktuellen Rang 77.146 hinaus nach oben schaffen wird?

Und wichtiger: Ich freue mich auf die vielen Menschen, die mit mir die Aussagen, die Beschlüsse, die Dokumente, den Geist, die Inhalte des II. Vatikanums bejahen. Nicht selektiv wie die Piusbrüder, sondern voll und ganz. Kein Konzilsbüffet, wo sich jeder sein Tablett zusammenstellt, sondern das ganze, in der "Petition Vaticanum 2" bereits anerkannte Paket.

Ich glaube, daß sie zu ihrem Wort und ihrer Unterschrift stehen, egal was andere - die Piusbrüder z.B. - tun. Ich glaube, daß diese Menschen gerade diejenigen Sätze zuerst bejahen und aus ganzem, frohem, ungeteiltem Herzen anerkennen, die ihnen vielleicht nicht so liegen und passen - es sind mündige, aufklärte Katholiken, die auch an sich zweifeln und wissen, daß sie unterwegs und fehlbar sind.

Ich bin dabei, ich bin mit ihnen.

Für den Anfang schlage ich vor - zugegebenermaßen nicht ganz unmaliziös, aber was tut's, ich verlange ja nichts Unerlaubtes oder Sündiges, sehe mich darin auch nicht als Sprachrohr des sensus fidelium oder in sonst einer geistgeleiteten Funktion, es steht ja auch wirklich auf den Seiten 152 und 153 meiner 66er Ausgabe -, mit einem Passus aus Art. 25 von Lumen Gentium zu beginnen. Dort heißt es:

"Die Gläubigen aber müssen mit einem im Namen Christi vorgetragenen Spruch ihres Bischofs in Glaubens- und Sittensachen übereinkommen und ihm mit religiös gegründetem Gehorsam anhangen. Dieser religiöse Gehorsam des Willens und Verstandes ist in besonderer Weise dem authentischen Lehramt des Bischofs von Rom, auch wenn er nicht kraft höchster Lehrautorität spricht, zu leisten; nämlich so, daß sein oberstes Lehramt ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen aufrichtige Anhänglichkeit gezollt wird, entsprechend der von ihm kundgetanen Auffassung und Absicht. Diese läßt sich vornehmlich erkennen aus der Art der Dokumente, der Häufigkeit der Vorlage ein und derselben Lehre, und der Sprechweise."

Nein, jetzt bitte keine Ausflüchte, einfach noch einmal lesen. Und dann sagen: Ja. Ich stehe dazu.

Oder sagen: Nein, ich kann's nicht. Und die Konsequenzen ziehen, aber bitte ehrlich, so wie es sich für aufrichtige, authentische, mündige, aufgeklärte Christen gehört. Welche das sind? Ich kann es nicht sagen. Euer Herz wird es euch sagen, euer Glaube und eure Liebe. Ein langer Blick auf unseren Herrn Jesus Christus und auf seine Mutter, die - wieder das Konzil (LG 62) - "Sorge [trägt] für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zur seligen Heimat gelangen".

5. Februar 2009

Der Ratzingerbus



(erstellt mit dem Bus Slogan Generator - via Hermeneutic of Continuity)

Donnerstagsrätsel

Von welchem katholischen Papst stammt die folgende unmißverständliche Verdammung:

"Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen."

a) Pius IX.
b) Pius X.
c) Johannes XXIII.
d) Benedikt XVI.

4. Februar 2009

Formen der Konzilsanerkennung

Wie jetzt genau die Piusbischöfe das II. Vatikanische Konzil anzuerkennen haben, das wird die Zeit weisen. Es kursieren ja in unseren Breiten durchaus verschiedene Varianten der Konzilsanerkennung.

Die "Petition Vaticanum II" z.B. fordert eine Anerkennung der "Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils uneingeschränkt in Wort und Tat", eine Forderung, der sich auch die beiden "geweihten" "Priesterinnen" Ida Raming und Iris Müller als Erstunterzeichnerinnen offensichtlich anschließen konnten. Das beweist: Es ist durchaus möglich, erlaubt und akzeptiert, im Ungehorsam gegen die Kirche, ja sogar exkommuniziert zu bleiben und gleichzeitig das Konzil voll und ganz, in "Geist und Buchstaben" zu bejahen.

Oder schauen wir in die Erklärung der Katholisch-Theologischen Fakultät (wohlgemerkt: nicht der Professoren, sondern der Fakultät!) der Universität Würzburg: Dort spricht man davon, "junge Theologinnen und Theologen nach Geist und Inhalt der Grundlinien des II. Vatikanischen Konzils auszubilden". Wenn das nicht auch einiges an gewissensberuhigenden Ausflüchten und Volten erlaubt! Die Grundlinien sind m.W. nicht wiederum lehramtlich definiert, ihr Geist noch weniger. Da kann man doch nicht Nein! sagen, oder?

Das würde auch jenen Spötter zum Schweigen bringen, der kürzlich fragte, ob die Piusbischöfe - so wie Du, ich, die Hochwürdigsten Damen Müller und Raming und die Würzburger Profs - tatsächlich Inter Mirifica anerkennen sollen. Natürlich nicht. Den Geist der Grundlinien zu bejahen reicht völlig.

Unmißverständliche Worte

"Nach den Reaktionen auf das jüngste Dekret der Bischofskongregation, mit dem die Exkommunikation von vier Bischöfen der "Pius-Bruderschaft" aufgehoben wird, und im Hinblick auf die Erklärungen des Bischofs Richard Williamson, der die Shoah leugnet oder verharmlost, ist es notwendig, einige Aspekte dieser Angelegenheit zu klären.

1. Zurücknahme der Exkommunikation
Wie schon zuvor mitgeteilt, war das Dekret der Bischofskongregation mit Datum vom 21. Januar 2009 ein Schritt, mit dem der Papst gütlich auf die wiederholten Bitten von Seiten des Generalsuperiors der "Pius-Bruderschaft" geantwortet hat. Seine Heiligkeit wollte ein Hindernis beseitigen, das der Öffnung einer Tür zum Dialog entgegenstand. Er erwartet sich jetzt, dass die vier Bischöfe in völliger Übereinstimmung mit Lehre und Disziplin der katholischen Kirche eine ebensolche Bereitschaft zum Ausdruck bringen. Die überaus schwere Strafe der Exkommunikation "latae sententiae" (als Tatstrafe), die sich die genannten Bischöfen am 20. Juni 1988 zugezogen hatten und die am 1. Juli des gleichen Jahres formell erklärt wurde, war eine Konsequenz ihrer illegitimen Bischofsweihen durch Erzbischof Marcel Lefebvre. Die Aufhebung dieser Exkommunikation hat die vier Bischöfe von einer sehr schweren kanonischen Strafe befreit, aber sie hat die rechtliche Situation der "Pius-Bruderschaft" nicht geändert, die derzeit keinerlei kanonische Anerkennung in der katholischer Kirche genießt. Auch die vier Bischöfe haben - wenngleich die Exkommunikation aufgehoben ist - keine kanonische Funktion in der Kirche; sie können in der Kirche erlaubterweise kein Amt ausüben.

2. Tradition, Lehre und Zweites Vatikanisches Konzil
Für eine künftige Anerkennung der "Pius-Bruderschaft" ist die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. unverzichtbare Voraussetzung. Wie im Dekret vom 21. Januar 2009 bekräftigt, ist der Heilige Stuhl bereit, mit den Betroffenen auf geeignete Weise die noch offenen Fragen zu vertiefen, um so zu einer vollen und zufriedenstellenden Lösung der Probleme zu kommen, die zu diesem schmerzlichen Bruch geführt haben.

3. Erklärungen über die Shoah
Die Positionen von Bischof Williamson über die Shoah sind absolut inakzeptabel und werden vom Heiligen Vater entschieden zurückgewiesen, wie er selbst am 28. Januar bemerkte, als er mit Bezug auf jenen grausamen Völkermord seine volle und unerschütterliche Solidarität mit unseren Brüdern betonte, denen der Erste Bund galt. Er bekräftigte, dass die Erinnerung an diesen schrecklichen Völkermord die "Menschheit dazu führen muss, über die unabsehbare Macht des Bösen zu reflektieren, wenn es das Herz des Menschen erobert". Dabei fügte er hinzu, die Shoah bleibe "für alle eine Mahnung gegen das Vergessen, die Leugnung und den Reduktionismus, denn die Gewalt gegen einen einzelnen Menschen ist Gewalt gegen alle".

Um eine Zulassung zu bischöflichen Funktionen in der Kirche zu erhalten, muss Bischof Williamson sich absolut unmissverständlich und öffentlich von seinen Aussagen zur Shoah distanzieren. Sie waren dem Heiligen Vater im Augenblick der Rücknahme der Exkommunikation nicht bekannt.

Der Heilige Vater bittet um die Begleitung durch das Gebet der Gläubigen, damit der Herr den Weg der Kirche erleuchte. Möge der Einsatz der Hirten und aller Gläubigen wachsen, den Nachfolger des Apostels Petrus in seiner heiklen und schwierigen Mission als "Wahrer der Einheit" in der Kirche zu unterstützen."
(Übersetzung davon)


Musik für harte Zeiten - Folge 10



Ben Harper & the Blind Boys of Alabama: I Shall Not Walk Alone - weil Mother Mary nämlich mitgeht.

Zur vorigen Folge hier.