21. Februar 2009

Klaus Berger zum bundeskatholischen Modernismus

Klaus Berger über die "Achillesferse der Katholiken" in der Tagespost (mit Dank und Gruß an Elsalaska):

Unter vulgärem Modernismus verstehe ich die Reduzierung katholischer Theologie auf Fetzen aus Konzilstexten, die geistlose Abschaffung katholischer gewachsener Volksfrömmigkeit und den Verfall der Kenntnisse der eigenen Grundsätze. Mustergültig äußert sich das in den drei Forderungen: Aufhebung des Zölibats, Priesterweihe von Frauen und Zulassung der Interkommunion sofort. Theologische Seichtheit verbindet sich mit ungeprüft übernommenen Elementen aus dem liberalen Protestantismus und grundständiger Papstkritik.

Die jüngsten Ereignisse bedeuten für diese Richtung in der katholischen Kirche Deutschlands eine erhebliche Stärkung: Es ist gelungen, die nicht-modernistische Richtung in die Nähe des Antisemitismus zu rücken. Es ist erneut gelungen, traditionellen Katholizismus als vor-aufklärerisch zu brandmarken, damit aber als intolerant und unfähig, dem Pluralismus zu begegnen. Dabei gilt die Aufklärung als die grundlegende Heilswende der Menschheit; irgendein Bedürfnis, endlich einmal über die Intoleranz der Aufklärung aufzuklären, besteht nicht. Durch die Verwendung des Wortes „vorkonziliar“ ist es gelungen, die katholische Kirche von ihrer eigenen Geschichte und ihren eigenen Wurzeln abzuschneiden. Dass dieses die geistliche Heimatlosigkeit zur Folge hatte, ist gut bekannt. Dieser Vorgang kommt jetzt durch die entstandene Massenhysterie in eine entscheidende zweite Phase. Vulgärer Modernismus ist die Weise, in der das Konzil vielfach missverstanden und mit der Erlaubnis zur theologischen Dummheit verwechselt wurde: Keine Latein mehr, keine Kirchengeschichte mehr, keine Dogmen mehr, leider sehr häufig nur noch Kindergarten für Erwachsene.

Die jetzige Situation zeigt nur dieses: Das ungeklärte Verhältnis zur vorkonziliaren Tradition ist die Achillesferse der Katholiken. Denn es rührt an die Identität. Das Heilmittel gegen diesen nun fortgeschrittenen Verfall ist die längst fällige Wiederentdeckung der Schätze von Liturgie, Theologie und Spiritualität in der gesamten Geschichte der Kirche, das Zweite Vatikanum inbegriffen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

... bis auf den letzten Halbsatz vom inbegriffenen Vat2: Amen, Amen, Amen! Ein Blinddarm führt nirgendswo hin, hat keine Funktion und ist demzufolge verzichtbar. Sag ja nix, mein ja bloß...

Anonym hat gesagt…

Ein wirklich ganz hervorragender, und vor allem realistischer Artikel eines deutschen Theologen. -

Leider gibt es auch sehr ärgerliche, ziemlich verbitterte Artikel von deutschen Dogmatikern zu diesem Thema. Besonders "ärgerlich" ist der Artikel vom von Peter Hünermann in der aktuellen Ausgabe der HK, den man hier finden kann: http://www.wir-sind-kirche.de/file /876_HK_63_2009_03_Ss_119ff.pdf