31. Oktober 2010

Zum Reformationstag: Weniger-als-Idealkirche

In Ecclesia nihil nisi salus - In der Kirche nichts als das Heil?

Für viele, viel zu viele ist und bleibt die Kirche alles andere als ein Ort des Heils. Ort des Ärgernisses ist sie, kaum anders erfahrbar. Der Papst ist fern, und nah sind ganz andere. Die Heiligen sind dünn gesät, und wo sie nicht sind, herrscht das Mittelmaß. Bestenfalls.

Beten wir für all jene, deren Glaube durch die Kirche und durch uns ins Wanken gerät.

Wenn ich wie Rainald Goetz schreibe -

- schreibt Goetz dann auch so wie ich?


Zum Reformationstag: Idealkirche

Haben wir nicht alle die Ecclesia semper reformanda satt? Sind wir nicht alle irgendwie und stets und stetig auf der Suche nach der Ecclesia reformata, der re-formierten, der neugestalteten, der generalüberholten, der endlich nach GOttes ewigem Ratschluß und nach Jesu Christi Modell betenden und dienenden, streitenden und lehrenden Kirche, der Kirche der iusti et non iam peccatores? Und zwar gleich, ob wir uns in der Catholica oder in einer der von Petrus getrennten Kirchen des Ostens und Westens befinden?

Nach Luther und seinen Mitreformatoren hörte die Suche nicht auf, sondern fing überhaupt erst an. Was eigentlich logisch ist: Wenn die ererbten Strukturen erst einmal in Frage gestellt werden, dann stehen die neuen von vornherein unter Verdacht und zur Disposition...

Einer meiner liebsten Bluegrass-Schlager geht auf eine Baptistenhymne des späten 19. Jahrhunderts zurück und ist ein schönes Stück volkstümlicher Ekklesiologie - in my humble opinion mindestens. Natürlich mit ein paar (entscheidenden) missing pieces, aber man muß ja nicht immer alles sagen, oder? Hier ist der Text, mit meinen Anmerkungen (die, wie gewohnt, cum grano salis und ohne Unfehlbarkeitsanspruch zu lesen sind):

1. Well, wife, I've found the model church,
(Gleich zu Beginn: Kirche ist nichts Privates, nichts, was man für sich behält.)
And worshipp'd there today:
(Wer die Kirche gefunden hat: was bleibt dem übrig, als mitzumachen? Kirche ist ein Tunwort. Und: Kirche ist Worship, Anbetung. Zuerst jedenfalls. In ihrem Grundakt.)
It made me think of good old times,
Before my hair was gray,

(Die guten alten Zeiten... Keine Reform ohne Orientierung am Ursprung. Glücklich aber auch, wer sich auf seine Erinnerung berufen kann, wer, bevor er die menschlich-allzu-menschliche Kirche wahrnahm, eine Ahnung von Kirche als Geschenk, als Gnadenort, als Ort der GEgenwart bekam.)
The meeting house was finer built,
Than they were years ago,

(Durchaus: Es gibt einen Fortschritt in dem, was wir von Kirche wissen und ahnen können. Auf den Schultern der Riesen sehen auch die Zwerge mehr und weiter. Aber:)
But then I found when I went in,
It was not built for show.

(Man muß schon hineingehen, hinter die Tünche schauen...)

2. The sexton did not set me down,
Away back by the door:

(Klar sind wir die Rede satt von der Kirche, die offen sein soll für alle, die jeden willkommen heißen soll. Zu oft war und ist das eine Ausrede: Wer willkommen heißt: darf der vom anderen, und sei es im Namen des HErrn, etwas verlangen? Und sei es ein Leben aus der Dankbarkeit? Und wer vom anderen nichts verlangt: Muß der denn etwas von sich verlangen? Muß, darf, soll er nicht so bleiben, daß er sich von den neuen möglichst nicht unterscheidet? Wir wollen ja schließlich kein schlechtes Gewissen erzeugen, nicht wahr?
Und doch: Wenn jeder von GOtt ins Leben geliebt und von jeher beim Namen gerufen ist: Dann darf es auch in der Kirche keine Anonymität, keine Namenlosigkeit. Auch keine Gleichgültigkeit. Tut es uns denn noch weh, daß die Bänke leer sind? Schmerzt es uns, daß die Leute, mit denen wir Tabellen bearbeiten, Ski fahren, Tischtennis spielen, nicht mit uns und vor uns die Kommunion empfangen? Haben wir uns mit einem leeren Himmel abgefunden, mit freien Plätzen beim Ewigen Gastmahl?)

He knew that I was old and deaf,
And saw that I was poor,

(Die Armen. Die Armen des HErrn. Dazu sage ich nichts. Lest lieber Bloy und Bernanos dazu.)
He must have been a christian man,
He led me boldly thro'
The long aisle of that crowded church,
To find a pleasant pew.

(Wir denken an den Herrn Pharisäer und den Herrn Zöllner. An die ersten, die die letzten, und die letzten, die die ersten sein werden. Die Armen, die Blinden und Tauben werden geführt, wohin sie nicht wollen. Auch in die erste Bank.)

3. I wish you'd heard the singing, wife,
(Und wieder wie in der ersten Zeile: Wie könnten wir schweigen? Wie denn nicht einladen?)
It had the old-time ring:
(Traditionelle Liturgie, könnte man meinen. Und: Nicht die Abwechslung zählt, nicht die Spontaneität und Kreativität aus der aktuellen Stimmung heraus.)
The Preacher said with trumpet voice,
Let all the people sing,

(Aktive Partizipation, nennt man das wohl heutzutage und nach dem Konzil. Alternativ auch: Priestertum aller Gläubigen.)
"Old Coronation" was the tune,
(Und wer sich den Text von "Old Coronation" anschaut, der weiß schon, was die nächste Zeile sagen wird:)
The music upward roll'd,
(Die Richtung christlichen Betens und Singens, die Richtung christlicher Liturgie ist: zu GOtt hin. Sie greift vor und aus und hinauf. Nicht die Gemeinde schaut sich an, sondern schaut "in die gleiche Richtung" (bekanntermaßen Saint-Exupery, gerne auf Postkarten zitiert, aber stimmig auch hier.).)
Till I tho't I heard the angelchoir
Strike all the harps of gold

(Idealfall: Die Engel singen hören. Ganzheitlich, mit Leib und Seele, mit Körper und Geist, im Hier und Jetzt das Immer und Überall, das A + O wahrnehmen.)

4. My deafness seemed to melt away,
(Heilung auf christlich. War es vielleicht damals auch so, im Judenland der Zeitenwende, bei jenem Mann der Schmerzen, der die Sprache kannte, mit der Tote wieder lebendig wurden (B. Dylan)?)
My spirit caught the fire:
(Feuer fangen. Wie an Pfingsten.)
I joined my feeble, trembling voice,
With that melodious choir:

(Ob Du singen kannst oder nicht: Dabei sein ist alles. In Ecclesia nihil nisi salus.)
And sang, as in my youthful days,
"Let angel's prostrate fall:
Bring forth the royal diadem,
And crown him Lord of all."

(Auf Theologendeutsch: Der eschatologische Charakter christlichen Beten und Singens. Und kirchlicher Liturgie.)

5. I tell you, wife, it did me good
To sing that hymn once more.

(Nicht hingehen, damit es einem gut geht oder "weil es mir gut tut". Aber sich freuen, wenn es gut tut.)
I felt like some wrecked mariner
Who gets a glimpse of shore.

(Auf hoher, stürmischer See sind wir immer noch, Eschatologie hin, Beglückung her. Aber nun mit einer Sehnsucht, weil wir die Küste kennen.)
I almost want to lay aside
This weather-beaten form,

(Paulus, reiner Paulus.)
And anchor in the blessed port,
Forever from the storm.

(Ach, daß ich es schon erreicht hätte...)

6. "Twas not a flowery semon, wife,
(Nicht blumig. Kein Anwärter auf den wirtschaftsfinanzierten "Predigtpreis".)
But simple gospel truth:
(Die. Einfache. Wahrheit. Des Evangeliums.)
It fitted humble men like me:
(Die Demütigen wollen nicht mehr als das Wort, das aus GOttes Mund kommt.)
It suited hopeful youth,
(Der alte Herr - redet er über sich? Über hoffnungsvolle Jugend?)
To win immortal souls to Christ,
The earnest preacher tried:
He talked not of himself, or creed,
But Jesus crucified.

(Nicht von sich, nicht vom Dogma wird gepredigt - sondern vom Gekreuzigten Jesus. Man könnte meinen, Papst Ratzinger wäre dort auf der Kanzel gestanden, in der baptistischen Modellkirche...)

7. Dear wife, the toil will soon be o'er
The victory soon be won,
The shining land is just ahead,
Our race is nearly run,

(Zuversicht. Hoffnung. Vertrauen. Gegründet sein im Glauben.)
We're nearing Canaan's "Happy Shore"
(Kirche aus Juden und Heiden. Oder höre ich hier zu viel?)
Our home so bright and fair:
Thank God, we'll never sin again:

(Wie gesagt: iustus non iam peccator. Aus GOttes Gnade werden wir sein: Gerechtgemachte, die nicht mehr sündigen und deren Flecken abgewaschen sind.)
There'll be no sorrow there:
There'll be no sorrow there:
In heaven above where all is love

(Die Liebe hat das letzte Wort. Nein, falsch: LIEBE ist das letzte Wort. - Aber noch sind wir nicht so weit. Noch hoffen wir, daß wenigstens die Sorgen ihr Ende finden:)
There'll be no sorrow there.

Und hier, klar, muß jetzt jeder klicken, um zu sehen, wie das Lied von der "Model Church" klingt. Life:

Zum Reformationstag: Keine Kirche des Wortes

Gestern abend, in der Messe: Nach dem Kyrie "leitet" der Priester zum Gloria "über":

"Geben wir Gott die Ehre."

Darauf singt die Gemeinde als Gloria-Ersatz die erste Strophe von "Erde, singe" - die sich bekanntermaßen nicht an GOTT, sondern an SEine Schöpfung wendet.

Das gesprochene Wort zählt. Nicht.

(Das nur als Anmerkung zum gelebten Novus Ordo. Grundsätzliche Kommentare von wegen Liturgie in der Außerordentlichen Form etc. unnötig, weil bekannt.)

30. Oktober 2010

Benedikt über den kleinen Josef

"Als ich ein kleiner Junge war, in eurem Alter also, war ich einer der kleinsten in meiner Schulklasse. Deshalb wollte ich unbedingt groß werden. Das galt aber nicht nur im Bezug auf meine Körpergröße, ich wollte einfach etwas Großartiges erreichen, wenn ich einmal erwachsen sein sollte.“ (Quelle: Radio Vatikan)

Richtig! Halloween steht irgendwie vor der Tür.

- Aber es lässt sich ja auch ignorieren. Oder?



(via Savage Chickens)

Verheißung

Blues Harmonica-Spieler (eigentlich -Legende) Charlie Musselwhite und seine Tochter Layla spielen in heimischer Kulisse einen Blues über wahre Liebe: "In your darkest hour / think of me".

Hallo, Schwester!

Zurück im Heimatland, sehe ich bei Alipius den Medaillenspiegel der Schwester-Robusta-Blogozesenpreisabstimmung und freue mich sehr über das Dreigespann aus bronzener Qualitäts-, silberner Cocktail- und goldener Kultur-Robusta.

Ich nehme das als Ansporn und als Rechtfertigung, nichts an meiner musikalischen Ausrichtung zu ändern. ;-)

Ein herzlicher Glückwunsch an alle Medaillenträger und alle Kandidaten, ein "Merci beaucoup" an die Wählerschaft und ein fettes Dankeschön an Alipius für die souveräne Ausrichtung.

26. Oktober 2010

Ungeordnetes vor dem Schlafengehen

Pelforth Blonde schmeckt genauso gewöhnungsbedürftig wie Pelforth Brun.

Andreas Maier schreibt wie Dostojewski.

Auch in Frankreich gibt es schlechtes Brot. Im Supermarkt, dann, wenn der Bäcker geschlossen hat.

Noch ein "1664" und das Abendgebet. Ansonsten bin ich leider nicht zum Spaß hier.

Im Marais

Vielleicht habe ich wirklich zu viel Walker Percy gelesen, der an so manchen Stellen fragt, wo denn die Hethiter geblieben sind, von Philistern, Kanaanitern und Amalekitern etc. ganz zu schweigen, und was es im Licht des Verschwindens dieser alten Feinde Israels bedeutet, daß die Juden immer noch unter uns sind (wie er sich ausdrückt, wenn ich mich nicht irre).

Ich kann hier an keiner Kippa, keinen Schläfenlocken vorbeigehen, ohne den GOttesbeweis darin zu sehen. Und zu danken.

24. Oktober 2010

Päpstlicher Humor

Jüngst gab es einige Spekulationen, ob und wenn ja, warum der Seligsprechungsprozess von Papst Johannes Paul II. stockt.

JPII-Biograph George Weigel äußert sich in seiner neuen Kolumne "Papal Humor" (auf First Things) dazu höchstens indirekt:

"A great Christian thinker once noted that joy is the infallible sign of God’s presence. If a robust sense of humor is an expression of a fundamentally joyful stance toward life—a stance founded on faith in God’s ultimate triumph over what so often seems to be the world’s tragedy—then the humor of John Paul II is yet another reason to recognize in him a life of heroic virtue."

Zur inneren Vorbereitung auf die US-Kongreßwahlen



(via connexions)

Dreierlei Menschen

Mir fielen heute, in den Bibeltexten des 30. Sonntags im Jahreskreis, Lesejahr C, drei Gruppen von Menschen auf, die da genannt werden und die mir so, als Gruppennamen, aus der Bibel nicht hängen geblieben waren. Arme, Pharisäer, Gerechte, Juden, Heiden - die kennt man ja. Aber diese hier geben mindestens genau so viel zu überlegen auf:

"Die, die zerknirscht sind." (Ps 34, 19)

"Alle, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten." (2 Tim 4, 8)

"Einige, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren"Lk 18, 9)

- Und du, Scipio, zu wem stellst du dich?

What would Jesus steal?

Faith and Theology weiß es.

Und wenn's nicht stimmt, ist es gut erfunden.

Intra Ecclesiam: quid?

Zum Weltmissionssonntag predigte der Priester mit Hilfe von Zitaten aus Nostra Aetate und aus Hans Küngs "Weltethos". "Extra ecclesiam nulla salus", "außerhalb der Kirche kein Heil", diese Devise sei seit dem Konzil überholt und endgültig zu Grabe getragen.

Ob das so stimmt oder nicht, ist hier gar nicht mein Punkt. Ich möchte nur endlich einmal genauso klar und ausführlich gesagt bekommen, warum ich in der Kirche bleiben oder warum jemand anders eintreten soll.

Und zwar ohne Bezug auf gefühlte Epiphanien oder erlebte Gemeinde oder nette Heilige: Die gibt es auch woanders. Und daß meine Eltern mich im zarten Alter von 13 Tagen taufen ließen, ist ja wohl kein Grund zu bleiben.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal? Was ist das für alle und jeden Relevante und Lebensentscheidende?

Noch so eine Alterseinsicht -

- diesmal auf Englisch:

"If it wasn't for God, Church wouldn't be the place-to-be."

Forever Young

Kirche: Jetzt gehöre ich schon mehr als fünfzig Jahre dazu und schaffe es irgendwie immer noch regelmäßig, zu den jüngsten Zehn-Prozent der jeweils Anwesenden zu gehören.

23. Oktober 2010

Küng am Tiefpunkt

Unser Lieblingsschweizer hofft. Nicht auf den Papst, natürlich nicht. Auf den nicht mehr, seit nach dem Konzil nichts besser, aber alles schlechter wurde. Höchstens auf eine Handvoll Bischöfe, die sich zusammentun und "Laientheologen zum Priester weihen".

Sorry: Aber, großer Meister, wen weihen sie denn momentan? Ich dachte, das sind alles Laien und Theologen, die da geweiht werden? Oder weihen sie Priester zum Priester?

Kalauer beiseite: Schon das Weltschmerzpathos und die zerfurchte Stirn zeigen uns, daß hier einer steht und spricht, der nicht anders kann. Der über den Dingen thront als Richter und Richtschnur zugleich. Der nicht nur in Sachen "Glaube und Sitten" Unfehlbares hervorquellen lässt, sondern darüber hinaus, ja vor allem in Sachen Kirchenpolitik.

Ein Ratschlag von mir: "Weniger blöken wäre schon gut." (Hans Küng)

Just for Fun ...

... am sonnigen, klaren, kalten Samstagmorgen: Emmylou Harris mit den Nash Ramblers, irgendwann Mitte der Neunziger, auf der Bühne des Ryman-Auditorium in - wo sonst? - "Guitar Town" Nashville, Tennessee.

Moralbegründung für vulgär-postdarwinistische Zeiten

"Der Mensch stammt vom Affen ab, also müssen wir einander lieben." (Wladimir Solowjow, nach Charles Taylor: Ein säkulares Zeitalter, S. 993)

Lektion

Nachdem sich die ältere Dame hinter mir in der Bäckerschlange als Schlangenspringerin betätigt hatte, war ich gerade eifrig bemüht, meinen Ärger zu unterdrücken (ohne gleichzeitig abwertende Entschuldigungen wie "Rentnerin", "Alzheimer", "Einzelkind" hochkommen zu lassen). Da fragt mich die nette Bäckereifachverkäuferin doch tatsächlich, ob ich ein Brötchen mehr wolle - die seien heute nämlich so klein geraten.

Moral: Ab und zu belohnt der LIebe GOtt auch kleine Schritte zur Werktagsheiligkeit sofort.

Immer noch: Wählen gehen!

Alipius erinnert die Noch-nicht-Wähler ans Wählen und die Blogger ans Erinnern.

Hier geht es zur Wahl der Robusta bzw. eigentlich mehrerer Robustae 2010, dem ersten katholischen Blogger-Preis der deutschsprachigen Hemisphäre (oder so).

21. Oktober 2010

Himmel (definiert vom Dichter)

“only a short walk together / to that still, small place where memory is healed.” (Daniel Tobin)

20. Oktober 2010

Befreiendes "Wen kümmert's?"



Mehr Mimi und Eunice gibt es hier, direkt an der Quelle.

19. Oktober 2010

Dreierlei Links

Während das hier vor allem die Hauptstädter freuen wird - doch sind wir nicht alle ein bißchen Berliner? - und das da die katholischen Serienfans - Jethro Gibbs als frommer, leider mehrfach geschiedener Katholik - ja, logisch! -, bejubelt Gilbert Keith Chesterton den eigentlichen Grund unserer Freude: Gloria in Profundis.

17. Oktober 2010

Die Madeleines duften sehen

Marcel Prousts "Suche nach der verlorenen Zeit" als Bande Dessinée, von spiegel.de heute besprochen - das klingt nach einer echten Alternative zur zeitraubenden Lektüre des x-tausendseitigen Originals.

Also vormerken und Stéphane Heuets Adaptation auf die Wunschliste setzen.

Ostern

Sicher, "manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung". Doch ich bin mir nicht sicher, ob unsere halbblinden Augen erkennten, was wir da feiern, wenn es nicht die Große Feier gäbe, die Einzige, Jährlich und Sonntäglich Wiederholte. Das Ostern, das wir nicht nur erinnern, so wie einen Geburtstag, sondern in dessen Wirklichkeit wir eintreten. Das Ostern des Auferweckten und Lebenden HErrn, Sein Präsens.

"...auf dem Christen liegen ganz gewiß die Notwendigkeit und auch Pflicht, gegen das Böse durch viele Anfechtungen hindurch anzukämpfen und auch den Tod zu ertragen; aber dem österlichen Geheimnis verbunden und dem Tod Christi gleichgestaltet, geht er, durch Hoffnung gestärkt, der Auferstehung entgegen.

Das gilt nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt. Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein.

Solcher Art und so groß ist das Geheimnis des Menschen, das durch die christliche Offenbarung den Glaubenden aufleuchtet. Durch Christus und in Christus also wird das Rätsel von Schmerz und Tod hell, das außerhalb seines Evangeliums uns überwältigt. Christus ist auferstanden, hat durch seinen Tod den Tod vernichtet und uns das Leben geschenkt, auf daß wir, Söhne im Sohn, im Geist rufen: Abba, Vater!"
(Gaudium et Spes, Nr. 22)

Hier besingen die Gordons den Moment, wo einem der Apostel die Augen aufgingen und ihm nichts übrig blieb als das Glaubensbekenntnis: "Mein Herr und mein Gott".

16. Oktober 2010

MMs Wochenrückblick

Matthias Matussek erzählt von seiner Woche zwischen Frankfurt/Main und Rom, zwischen der nackten Lilith und einem Frontman, der beim Repertoire blieb und daher verdiente Achtung fand - im Gegensatz zu Präsidenten, die es allen recht machen möchten...

Here you go.

15. Oktober 2010

Das Credo nachdenklicher Geister

O aber (um es wieder mal mit Rilke anzufangen), O aber also diese Koinzidenzen!

Auf Percy-L wird momentan über Walker Percys "Kinogeher" diskutiert und deshalb nahm ich gestern das Bibliothek Suhrkamp-Bändchen wieder in die Hand und blätterte die besten Stellen an. Und heute schon flattert mir von Amazon ein Mail in die Box, das mir - da ich "Bücher von Hans Küng gekauft oder bewertet haben" soll, woran ich mich allerdings nicht mehr erinnere - versichert, es freue mich "sicher, dass 'Was ich glaube' jetzt erhältlich ist".

Klar freut es mich. Ich freue mich über jeden Theologen, der auch im hohen Alter seine sechs oder sieben Sinne noch beisammen hat und erfolgreiche Bücher schreibt. Der Hoffnungen nicht enttäuscht und Erwartungen erfüllt. Mir freilich dürfte Küngs Buch - und dafür reichen mir die vier Zeilen der Kurzbeschreibung auf amazon.de - etwas zu zeitgeistschnittig sein, etwas zu nahe an dem, was ich am Tag zuvor - O Koinzidenz, Tochter von Kairos und Zufall! - bei Walker Percy persifliert fand:

"Umfächelt und umhegt vom Sturm gehe ich zu Bett, geborgen wie eine Larve im Kokon, warm eingehüllt in christliche Freundlichkeit. Vom Sessel zum Bett und vom TV zum Radio, für ein kleines Schlummerprogramm. Ich folge dem Ritual der Gewohnheit wie ein Mönch, vergnüge mich an den alltäglichsten Wiederholungen und höre jede Nacht um zehn 'Woran ich glaube'. In dieser Sendung geben Hunderte der besten Geister dieses Landes, nachdenkliche und intelligente Leute, ihr Credo bekannt. Die zwei-, dreihundert, die ich bis jetzt gehört habe, waren ausnahmslos bewundernswert. Ich bezweifle, ob irgendein andres Land oder eine andre Zeit je so nachdenkliche und hochgeistige Menschen hervorgebracht hat (...)

Müßte ich all diese Leute mit einem gemeinsamen Merkmal kennzeichnen, so wäre das ihre Nettigkeit. Ihr Leben ist ein Triumph der Nettigkeit. Sie haben die wärmsten, großzügigsten Empfindungen und mögen jedermann. Und was sie selber angeht: auch der ärgste Griesgram muß sie mögen.

Die Hauptperson des heutigen Abends ist ein Dramatiker, der diese besondere Qualität auch in seine Stücke einbringt. Er fängt an:

'Ich glaube an die Menschen. Ich glaube an die Toleranz und an die Verständigung. Ich glaube an die Einzigartigkeit und an die Würde des Individuums -'

Jeder bei 'Woran ich glaube' glaubt an die Einzigartigkeit und Würde des Individuums. Aber es fällt auf, daß die Bekenner selber weit entfernt von Einzigartigkeit sind; daß sie in Wahrheit einander gleichen wie Erbsen in der Schote.

'Ich glaube an die Musik. Ich glaube an ein Kinderlächeln. Ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an den Haß.'

Wahr: ich bin einigen dieser Gläubigen im Haus meiner Tante begegnet, Humanisten und Psychologinnen. In 'Woran ich glaube' mögen sie jeden. Aber wenn es um diesen oder jenen geht, dann hassen sie ihn gewöhnlich auf den Tod.

'Woran ich glaube' hat mir nicht immer gefallen. Während ich bei meiner Tante wohnte, wurde ich davon in diabolische Zustände versetzt. Aber statt wie sonst einen Brief an eine Zeitung zu schreiben, besprach ich ein Band und ließ es Mr. Edward R. Murrow zukommen. 'Folgend die Glaubenswahrheiten von John Bickerson Bolling, Moviegoer, wohnhaft in New Orleans': so fing es an. Und so hörte es auf: 'Ich glaube an einen guten Tritt in den Hintern. Das ist es, woran ich glaube.' Ich habe diese Überreaktion freilich bald bedauert und war erleichtert, als das Band zurückgeschickt wurde. Seitdem bin ich ein treuer Hörer von 'Woran ich glaube'.

'Ich glaube an die Freiheit, an die Heiligkeit des Individuums, an die menschliche Brüderlichkeit -' (so schließt der Dramatiker).

'Ich glaube ans Glauben. Das ist es woran ich glaube.'

All die Zittrigkeit beim Gedanken an Sharon ist weg. Ich schalte das Radio aus und liege da, mit einem süßen Klingeln im Leib, einem Klingeln für Sharon und alle Mit-Menschen."
(Walker Percy: Der Kinogeher. Frankfurt: Suhrkamp, 1986, S. 108 ff.)

14. Oktober 2010

seid vor den herzlosen auf der hut

Gedichte gab es in der letzten Zeit recht selten. Wenigstens zum 116. Geburtstag von Edward Estlin (E. E.) Cummings ist eines fällig.

one's not half two.___ It's two are halves of one:
which halves reintegrating,shall occur
no death and any quantity;but than
all numerable mosts the actual more

minds ignorant of stern miraculous
this every truth-beware of heartless them
(given the scalpel,they dissect a kiss;
or,sold the reason,they undream a dream)

one is the song which fiends and angels sing:
all murdering lies by mortals told make two.
Let liars wilt,repaying life they're loaned;
we(by a gift called dying born)must grow

deep in dark least ourselves remembering
love only rides his year.
____________All lose,whole find


Und in der deutschen Übersetzung von Lars Vollert:

eins ist nicht zwei halbiert.___Zwei sind zwei halbe eins:
den hälften soll beim neuen binden sein
kein tod und gar kein maß;stattdessen als
die abzählbaren meisten nun das wahre mehr

ihr geister in unkenntnis strenger wundersamer
allwahrheit - seid vor den herzlosen auf der hut
(denn gibt man ihnen ein skalpell,sezieren sie den kuss,
verkauft man ihnen die vernunft,entträumen sie den traum)

eins ist das lied das engel und dämonen singen:
all die mord-lügen sterblicher ergeben zwei.
Lasst lügner welken beim bezahlen für geliehenes leben;
wir(aus der gabe namens tod geboren)müssen hegen

in tiefem dunkel uns geringste und bedenken
die liebe reitet nur ihr jahr.
_________Alles verliert, ganz findet.

(Aus: i. six nonlectures / ich. sechs nichtvorträge.- Ebenhausen: Langewiesche-Brandt, 2005, S. 114/115)

So hört sich Zufriedenheit an

Nach allem, was man hört, scheint Mississippi John Hurt ein freundlicher, glücklicher und zufriedener Mensch gewesen zu sein. Gerade so klingt seine Musik.

11. Oktober 2010

Virtuell dem Tod entgegen

Noch haben wir Zeit, uns um unsere zukünftigen digitalen Hinterlassenschaften zu kümmern.

Mashable stellt ein paar Tools vor, die in puncto Postmortalitas weiterhelfen sollen.

9. Oktober 2010

Stallgeruch loswerden ...

... Duftmarken setzen, zeigen, woher der Wind weht - gar nicht eilig genug konnte es damit Pastoralreferent Walther Peeters haben, der, kaum als Pastoralreferent in eine neue Gemeinde eingeführt, einen "Leserkreis Publik-Forum" koordiniert.

Hat aber auch wieder was für sich, wenn die Wölfe nicht erst lange einen Schafspelz anprobieren. Es erleichtert die Einordnung ins katholische Bestiarium ungemein. Eines Anderen, Besseren belehren lassen wir uns freilich stets und gerne. Sogar aus Maria Geburt, Aschaffenburg-Schweinheim.

Wählen gehen!


Knappe drei Wochen haben wir alle Zeit, die Robusta-Preisträger 2010 zu wählen.

Alipius wirkt dankenswerterweise als Wahlvorstand und Ausrichter; gewählt wird am besten über seine Marginalie "Endlich!". Dann also los: die Kandidaten kennen lernen, Meinung bilden und zwölf Stimmen abgeben!

Des konst glam

- auch wenn Du nix verstehst...

8. Oktober 2010

Und noch einer...

aus dem was werden kann: Gregorius Braun bekam nach längerer Blogozesenlektüre Lust zum Selbstversuch und bloggt nun hier. So soll's sein!

Buchmesse

So, die Buchmesse ist geschafft und ich gerate hoffentlich wieder in beständiger-ruhiges Fahrwasser. Nur wenige blogbare Eindrücke:

Der Alt-Bundeskanzler Dr. Kohl, der mit Leibwächterkavalkade zu seiner Buchvorstellung geschoben wurde. Schlecht sah er aus - ich hatte ihn schon lange nicht mehr im Fernsehen gesehen und war überrascht, wie sehr die Krankheit ihn zeichnet. Das Alter hat wirklich noch jeden gekriegt, dachte ich mir. Sic transit ...

Beim Durchblättern eines Gedenkbandes zufällig die erschütternde Leidensgeschichte des chilenischen Paters H. entdeckt, dem ich vor Jahren einige Male begegnet bin. Seiner gedacht und dem HErrn gedankt.

Die katholischen Verlage sind enger zusammengerückt, was dem Gemeinschaftsstand einen großzügigen Flair verlieh - dafür verlor man allerdings in der Fläche: Viel kleine Einzelstände lassen die Vielfalt deutlicher werden. Aber klar: bei den Quadratmeterpreisen...

Die zögerliche Dame von Schattenmond, der ich bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus die Vorfahrt gewährte und die nichts damit anzufangen wusste, weswegen der katholische Blogger die Mittelaltermagieversenderin dann doch schwungvoll überholte.

4. Oktober 2010

Und ewig qualmt der Weihrauch

Wir Katholiken - oder sagen wir aus gegebenem Anlaß: Wir römischen Katholiken - wissen, wie schwer es ist katholisch zu sein. Noch dazu wenn einem selber die klare katholische Identität abgeht. Zum Glück können wir nach Rom schauen, wo uns ein Petrusnachfolger vorlebt und vorbuchstabiert, wie aus dem schweren Katholik-sein ein schönes und frohes Katholisch-sein werden kann.

Andere Kirchenfürsten geben den Ihren weniger Orientierung. Der alt-katholische Bischof Matthias Ring zum Beispiel, der sich von evangelisch.de interviewen ließ, turnt schon ganz schön durch die Gegend, wenn er versucht zu erklären, was genau denn das Katholisch-sein der Alt-Katholischen Kirche ausmacht:

"Im Jahr 1870 haben die Alt-Katholiken gesagt: Die vatikanischen Dogmen sind eine Neuerung, wir bleiben beim alten katholischen Glauben. Heute ist dieser Name ein riesiges Marketingproblem, denn unter alt-katholisch versteht man die „ganz Strengen“, wie man in Bayern salopp sagt ... (Tja, dann ändert ihn doch, den Namen, möchte man dem Herrn Bischof zurufen. Seid Ihr so verknöchert-konservativ-traditionalistisch, daß Ihr das "Alt" nicht mal für Marketingzwecke fallen lassen oder ersetzen könnt?) Der Rückbezug auf die Alte Kirche, also jene der ersten Jahrhunderte, ist prägend für uns. (Wie das zu seiner Bemerkung vom "sich stets erneuernden Schisma" passt, bleibt sein Geheimnis. Wie wichtig war denn für die "Alte Kirche" die Einheit? Wie tödlich das Schisma und welche Versündigung am Leib Christi?) Wir müssen immer wieder reformieren und verändern, gerade indem wir auf die Anfänge schauen. (Romantik des Anfangs! Welchen Anfang meint er denn? Den des Jahres 33 oder den von 150 oder 330 oder 423?) Kirche hat sich ständig weiterentwickelt. Das darf die Kirche, bitteschön, auch heute. (...)

Vom äußeren Erscheinungsbild gibt es bei uns tatsächlich vieles, was an die evangelische Kirche erinnert. Unsere synodale Tradition ist sogar noch älter als bei den meisten protestantischen Landeskirchen. Aber wenn der Weihrauch qualmt, merkt man, dass wir eben doch katholisch sind.
(Wenn das mal kein Beweis ist! Aber vielleicht seid Ihr auch Ägypter, Amonssöhne; die hatten nämlich auch Weihrauch...) Die konfessionelle Zugehörigkeit ist ja auch eine Mentalitätsfrage. (War das Luthers Fehler oder der seiner Söhne? Hätte er den Weihrauch beibehalten, dann wäre die Evangelische Kirche heute eben nicht evangelisch, sondern katholisch.) (...)

Natürlich kommen auch viele unserer Gemeindemitglieder und Geistlichen aus der römisch-katholischen Kirche. Wir sind die Kirche des sich stets erneuernden Schismas
(Sag das mal der Alten Kirche: Daß man sich an ihr orientieren kann und gleichzeitig auf das "sich stets erneuernde Schisma" stolz sein kann...), denn unsere Zuwächse beruhen auf Beitritten. (Nichts Neues seit 1871...) (...)

Der Papst hat in der Kirche die Rolle des Moderators. Er ist für die Einheit zuständig. Seine Aufgabe ist es, zwischen den einzelnen autonomen Kirchen zu vermitteln und gegebenenfalls zu sagen: Moment, ihr macht jetzt etwas, was für andere ein Problem ist, was die Einheit gefährdet.
(Also zum Beispiel: Ihr weiht Frauen zu Priesterinnen und Bischöfinnen?) Man muss ihm dann auch das Recht geben können, in eine Kirche hineinzusprechen - nicht hineinzuregieren. (Reden darf er, aber keine Konsequenzen ziehen, richtig? Und wenn er sieht, daß da eine Kirche die Einheit nicht nur gefährdet, sondern aufkündigt? Was dann?) (...)

Theologisch gesehen, sind wir schon eins in der Taufe. Man muss Abschied nehmen von dem Ökumene-Modell, dass man erst volle Übereinstimmung hat, und dann kommt die große Einheit. Dieses Alles-oder-nichts-Modell ist theologisch nicht sauber und unhistorisch. Kirche war immer ein plurales Gebilde. Die große Einheitskirche wird es nicht geben - spätestens bei der nächsten Frage, die auf dem Tisch liegt, wird es wieder zu einer Abspaltung kommen. Die Frage ist, wie man es schafft, diese verschiedenen pluralen Gebilde in Gemeinschaft zu halten. Vielleicht sollte man sogar vom Begriff der Einheit Abschied nehmen.
(Das ist dann wohl das Einzige, was bleibt: Erst kommt die Pluralität, dann eine Abspaltung, die aber keine werden darf, weil sie sonst die nicht-vorhandene und nicht-wesentliche Einheit verletzt. Gemeinschaft - o schönes deutsches Wort, o Übersetzung von communio, die nur leider nichts mehr bedeutet: Eins im Glauben, Eins im Sakrament, Eins in der Gottes- und Bruderliebe - wohin entschwunden? Vom "Begriff der Einheit" Abschied nehmen, um die Gemeinschaft zu bewahren - das ist wie sich scheiden lassen, um die Ehe zu retten.)"

2. Oktober 2010

Let's Talk About Books

Ich habe, glaube ich, schon ewig keinen dieser früher so beliebten Fragebögen mehr beantwortet, und außerdem ist es wieder die Zeit der Bücher: Buchmesse, Buchbeilagen, Buchpreise, Buchdebatten... Da kommt der von Lila aufgegriffene Fragebogen gerade recht.

1. Das Buch, das du gerade liest: Charles Taylor "Ein säkulares Zeitalter". Auch wenn ich nur langsam in den 1.200 Seiten vorwärtskomme, finde ich es unglaublich spannend, Taylors Darstellung zu folgen: Wie kam es, daß im Westen aus der Selbstverständlichkeit, mit der einst an GOTT geglaubt wurde, die heutige Beliebigkeit wurde: Religion als Option unter vielen. Eine penible Untersuchung, Historie, Philosophie, Soziologie, Theologie - alles ist dabei.

2. Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst: Da bin ich noch unentschieden und lasse es auf den Augenblick ankommen, auf Lust und Laune und auf meine Reisepläne. Zur Auswahl Andreas Maiers "Sanssouci", Audens "Secondary Worlds" und "Pars vite et reviens tard" von Fred Vargas.

3. Dein Lieblingsbuch: Das gibt es - wie bei Lila - nur in der Mehrzahl. Die gesammelten Gedichte von E. E. Cummings, Les Murrays "Fredy Neptune", "Loch im Kosmos", "Liebe in Ruinen" und "Die Wiederkehr" von Walker Percy, Diverses von H.U. von Balthasar, die Kentenich-Exerzitien "Kindsein vor Gott", "Orthodoxy" von Chesterton, die "Anathemata" von David Jones und noch ein paar mehr.

4. Dein Hassbuch: Am ehesten fällt Roland Breitenbachs "Kleiner Bischof" in diese Kategorie - Stereotypen en masse, dennoch/deswegen vor einigen Jahrzehnten hypererfolgreich im normalen Kirchenvolk. Volksverdummung. - Genervt (aber das hat mit Hass nicht viel zu tun) hat mich Harry Mulischs "Erfindung des Himmels" - das schaffte ich nach S. 100 nicht mehr weiterzulesen, weil es mir zu besserwisserisch daher kam.

5. Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest: Natürlich die Lieblingsbücher von Frage Nr. 3, dazu die Romane und Erzählungen von Flannery O'Connor, und natürlich P.G. Wodehouse. Bei ihm varieren alle Bücher nur einziges, den Idealen Wodehouse-Roman sozusagen. "Verlorene" und "Die Abendröte im Westen" von Cormac McCarthy.

6. Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht): Pascal Merciers "Perlmanns Schweigen". Ich war zu froh, als ich endlich damit fertig war. Ein guter Roman, gewiss. Aber endlos.

7. Ein Buch, das dich an jemanden erinnert: Da fällt mir der "Kleine Prinz" ein, den mir eine Schulkameradin in der 9. Klasse auslieh. Franz Doblers Cash-Biographie und Annie Leibowitz' "American Music" hat mir ein sehr guter Freund zu verschiedenen Anlässen geschenkt.

8. Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert: "Der Weg" des hl. Josemaria Escriva an einen Feldweg zwischen Vallendar und Simmern, Balthasars "Bernanos" an den Hof eines Ferienhauses in Blokhus.

9. Das erste Buch, das du je gelesen hast: Keine Ahnung. Das müsste so in der ersten Klasse gewesen sein. Ans Erstklass-Lesebuch kann ich mich noch dunkel erinnern, an eine Waldszene, in der sich bei einem Schulausflug ein Junge in einen Ameisenhaufen setzt.

10. Ein Buch von deinem Lieblingsautoren/diener Lieblingsautorin: Siehe oben, 3. und 5. Dumme Frage.

11. Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst: Hassen? Vielleicht eher: Aus der Erinnerung getilgt. - Da fällt mir aber nichts ein.

12. Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast: "Der Turm" von Uwe Tellkamp, von einer Freundin, empfohlen in einem Restaurant im Frankfurter Westend. Volltreffer.

13. Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst: Was soll der Singular? - Neben Wodehouse: "Ignaz oder Die Verschwörung der Idioten" (John Kennedy Toole) und "Handling Sin" (Michael Malone).

14, Ein Buch aus deiner Kindheit: "Aljoscha und die Bärenmütze" von Barbara Bartos-Höppner, zur Erstkommunion bekommen, "Tom Sawyer" und "Andersens Märchen", beide von meinen Eltern, beide Bücher heißgeliebt, beide immer noch in Griffweite.

15. Das 4. Buch in deinem Regal - v. l.: Zu viele Regale. Eigentlich Massen von Regalen. Ich nehme das mir nächste: Léo Malet, ein Sammelband mit Nestor Burma-Krimis. Urlaubslektüre 2009 in Dänemark.

16. Das 9. Buch in deinem Regal - v.r.: "Neue Schöpfung: Beiträge zu pastoralen Gegenwartsfragen", hg. von Heinrich Maria Köster, Limburg: Lahn, 1948.

17. Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen: Das ist nicht sehr blind, denn die Auswahl des Regals entscheidet schon viel. Aber nun denn. - "Der Idiot". Dostojewski. Fast aufs Geradewohl.

18. Das Buch, mit dem schönsten Cover, das du besitzt: Unter dem Gesichtspunkt habe ich meine Bücher noch nie betrachtet.

19. Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest: "Ulysses" von James Joyce. "Wallenstein" von Golo Mann.

20. Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast: Meine prägenden Leseerlebnisse hatte ich eigentlich alle außerhalb der Schullektüre. Nicht daß das nur an der Auswahl gelegen hat.

21. Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast: "Frau Jenny Treibel" fand ich - gemeinsam mit der ganzen Klasse - unsäglich langweilig. So beeindruckend fern jeglicher eigener Erfahrung. Das sagt natürlich mehr über mich als über Fontanes Buch.

22. Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat: Das könnte "The International Bible Commentary" sein. 1918 Seiten sind nummeriert, und dazu kommt noch eine Reihe von leeren Seiten und die sechzehn Karten.

23. Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat: Wie wäre es mit Dostojewskis "Der Bauer Marej" als Sonderdruck zum 85. Geburtstag von Svetlana Geier? Eine Broschüre freilich, kein Buch. 16 Seiten.

24. Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast: Ich erinnere mich zwar an gelegentliche überraschte Ausrufe, aber nicht mehr an die Bücher dazu.

25. Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt: Bei Walker Percy habe ich mich ein paar Mal gut getroffen gefühlt. Sagen wir mal: durch Dr. Tom More in "Liebe in Ruinen".

26. Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest: Aus dem Vorlesealter sind sie draußen. Ich freue mich, daß sie ab und zu an meinen Bücherschrank gehen und dort zwar nicht den Ratzinger, aber doch den McCarthy, den Dickens oder den Dostojewski mitnehmen und lesen.

27. Ein Buch, dessen Hauptperson dein „Ideal“ ist: Am ehesten käme eine Melange aus Doblers Johnny Cash, dem dichtenden Ich von E. E. Cummings und der Autobiographie der hl. Therese von Lisieux in Frage. Mit einem Schuß Ignaz (vgl. Frage Nr. 13)

28. Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt! - Bei Filmen bin ich ganz schlecht. Gefallen haben mir "Bladerunner" und "Wise Blood".

29. Warum zur Hölle wurde dieses Buch nicht verfilmt! ---

30. Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt? - Walker Percy wartet immer noch, trotz verschiedener Anläufe und Rechtevergaben. "Das fliegende Wirtshaus" und "Handling Sin" gäben ebenfalls hervorragende Komödien und Road Movies ab.

31. Das Buch, das du am häufigsten verschenkt hast: "Liebe in Ruinen" habe ich einige Male verschenkt, ansonsten waren es wohl eher Einzelexemplare...

Anpassung an Konsum und Verschwendung

"Kolle war ein Modernisierer. Er hat, wie letzten Endes auch die Sexualkampagne der "68er", die Sexualmoral und das Sexualverhalten der bundesdeutschen Bevölkerung an die Erfordernisse einer auf Konsum und Verschwendung fixierten Gesellschaft angepasst." (Günter Amendt in der ZEIT über den "mutigen" Aufklärer Oswald Kolle)

O, aber hier zu sein und nicht in San Francisco

Das Samstagsprogramm des 10. Hardly Strictly Bluegrass Festival.

Ersatzweise erinnern sich hier die Carolina Chocolate Drops an einen fiebrig-heißen Tag in Jackson: