28. Juni 2010

Der Fall Belgien

Mindestens ein paar belgische Katholiken scheint es zu geben, die an der Razzia im Amtssitz des Mecheln-Brüsseler Erzbischofs und in der Krypta seiner Kathedrale nicht nur böse Kräfte eines kirchenfeindlichen Staates am Werk sehen, sondern auch den Fluch der bösen oder mindestens der unterlassenen guten Tat:

Alexandra Colen: The Fall of the Belgian Church

Chuzpe caro facta

Wenn mich im kathweb-Bericht über eine Umfrage bei 500 österreichischen Pfarrern etwas überrascht hat, dann nicht die Antworten, sondern die Chuzpe, mit der sich Theologe Zulehner jetzt hinstellt und warnt.

Was hat er eigentlich in den letzten Jahrzehnten getan? Welchen Anteil hat er denn an der Drift? In welchem Geist hat er gelehrt und jene Priester mitausgebildet, die er jetzt befragt?

Falls Prof. em. Zulehner für das ORF der aktuellen Studie eine Fortsetzung anhängen darf, würde ich anregen, die 500 österreichischen Priester einmal direkt zu dem zu befragen, was sie vom Credo noch glauben und das dann mit den Antworten aus Teil I zu korrelieren. (O.K., ich weiß, nachträglich darf man das nicht...) Wetten, daß wir ganz aufschlußreiche Erkenntnisse gewännen? Vielleicht wäre Zulehner dann gar ehrlich überrascht? Oder würde er immer noch sagen:

"Die überfällige Reform des Credo findet faktisch statt, in jenen Pfarrgemeinden mit aufgeschlossenen Pfarrern"?

27. Juni 2010

Frag Paul

Paul hatte recht. Wegen des Viertelfinales fragen wir im Lauf der kommenden Woche nach:

Alexia sine agraphia

Ein kurzes, animiertes Kapitel von NPR über Howard Engel, einen kanadischen Schriftsteller, der nicht mehr lesen, aber noch schreiben kann.

Boff im Kirchenfunk

Gut, daß es Radio Vatikan gibt. Sonst hätten wir ganz vergessen, daß Leonardo Boff auch noch unter uns weilt.

Boff ist nicht nur "Wahlvater" von fünf Kindern und teilt mit seiner Lebensgefährtin Marcia Maria Monteiro de Miranda die "Freuden und Sorgen verantwortlicher Elternschaft", sondern hat auch eine Meinung zu Mißbrauchsskandal und Kirchenkrise:

"Der Kirche muss meiner Ansicht nach geholfen werden, damit sie ihre Aufgabe und Funktion in der Welt weiterführen kann. Es wäre sehr schade, wenn die Kirche wegen dieser kritischen Situation herabgewürdigt oder ihre heilige Existenz als Vertreterin des Erbes Jesu in Frage gestellt werden würde. Deshalb muss sich die Kirche ihre Fehler eingestehen und transparent machen und um Verzeihung bitten. Und sich auch von Laien, von Fachmännern, wie Psychologen und anderen Experten, die verstehen, was da passiert ist, helfen lassen – um das künftig zu vermeiden, mit Maßnahmen, die solche Fälle schon im Vorfeld verhindern können." (Quelle)

Ist es der "idealist turn" - von wegen der Kirche "heilige Existenz" , die - selbstkritische? - Absage an ihre Herabwürdigung und ein selbstverständlich und unangefochten klingendes "Wir", was die Nicht-Nachricht für die deutsche Redaktion von Radio Vatikan qualifiziert?

Gut, daß unsereinen heutzutage fast gar nichts mehr überrascht...

Neben dem neuen: Das alte Deutschland feiert linke Urständ

Neben dem neuen, dem Sommermärchen-, dem Özil-Schweinsteiger-Podolski-Deutschland gibt es auch noch das alte Deutschland: unlocker, humorlos, ironiefrei, konsequent bis zur Gewalttätigkeit, engstirnig, totalitär.

Diesmal ist es die Berliner Linke Szene, die einen anscheinend wohl integrierten Handyladenbesitzer fragen lässt: "Darf ich nicht stolz auf Deutschland sein?"

"Linke bekämpfen vermeintlich zu deutsche Araber" (Welt)

Germany 4 - England 1

Während wir an diesem wunderschönen, sonnigen Sommersonntagabend mehr oder weniger lärmig im Glanze des Glückes blühen, macht sich England an erste Schmerzbewältigung:

"England's World Cup is over. Slowly, blinking, we get back to our lives. Whatever you use to block out the pain and disappointment, just know that it can't possibly get worse than this. Know that England were lucky that Germany only scored four. Know that the generation of footballers that did this to us will never play together at a World Cup again. Imagine, perhaps, that they feel as bad as you. Perhaps they do. It's for people more learned than me to try and pick through the footballing reasons for that defeat. My advice? The sun's still out. Try and enjoy it. And there's still two weeks of World Cup to go. Try and enjoy that, too." (Jonathan Liew im Daily Telegraph-Live Ticker)

Ich bin restlos begeistert von der deutschen Mannschaft, von ihrer ganzen Spielweise, ihrem Auftreten, ihrem Einsatz, ihrem Teamgeist und ihrer Freude, gerade nach dem Spiel: Podolski, Schweinsteiger, Müller - sie wissen, was sie können und was sie gerade vollbracht haben; sie erkennen an, daß zum Können Glück hinzu kam; sie sind selbstkritisch und bescheiden - und sie sind entschlossen, wie es scheint, so weiterzumachen wie es ihnen heute gelang. Und sie vergessen weder Oma noch Opa!

¡Qué simpáticos!

26. Juni 2010

Lied zum Sommersonnenabend



Die Girls Group heute heißt "Katzenjammer", kommt aus Norwegen und spielt einen forschen Mix aus verschiedenen Volksmusiken. "Ain't no thang" bleibt freilich im musikalischen Rahmen dieses Blogs...

Da waren's nur noch acht!

"Jeden Samstag Abend spricht einer der acht Frauen und Männer der Katholischen und Evangelischen Kirche in Deutschland das 'Wort zum Sonntag'. Heute spricht Ralf Meister, Berlin"

So liest sich der TV-Tipp zum Tag in der App der katholischen Fernseharbeit. So apokalyptisch und prophetisch, wie es sonst nicht einmal die Regenpfeifer der Presse sind, wenn sie über "die rapide ansteigende Zahl von Kirchenaustritten" dahertrillern. So radikal, wie es Joseph Kardinal Ratzinger auch in "Salz der Erde" nicht zu formulieren wagte, als er über die Kirche als kleine Herde extemporierte. Einzig Karl Rahner kommt an das obige Szenario ran - wenn er einmal sinngemäss sagt: Selbst wenn ich der letzte wäre - ich könnte nicht aufhören zu glauben und den HErrn zu lieben. (So ungefähr jedenfalls. Der Originalsatz klingt natürlich viel mehr nach Rahner...)

Noch sind wir ja nicht so weit, um uns leben Millionen von Getauften, und solche Gedankenspiele lassen sich ohne commitment durchführen - so ähnlich wie es die kindliche Heldin in einer von Flannery O'Connors Kurzgeschichten tut: "She could never be a saint, but she thought she could be a martyr if they killed her quick."

So ganz sollten wir sie uns dennoch nicht ersparen - schon weil wir dauernd einen Teil der Antwort geben. Ob wir's wissen und wollen oder nicht.

25. Juni 2010

Archäologischer Fund im Web

Ein Zitat aus einem anderen Zeitalter:

"Man muss mit dem Satan geflirtet haben, um die Sensation im Lager der Engel zu sein. Was also ist geschehen, damit der Papst neuerdings fast überall so viel Beachtung in der Öffentlichkeit findet, wahre Begeisterungsstürme für sich entfacht und sogar zum Liebling des Zeitgeistes avanciert? Hatte er sich in der entzauberten Welt von heute einfach nur verlaufen oder kommt der Applaus am Ende aus der falschen Ecke ihrer Oberflächensurfer?" (Michael Hochschild)

Und doch nur dreieinhalb Jahre alt...

(Fundort: Hier)

Ich liebe Thomas Meyerhöfer

Jeder Radiojournalist, der in selbstverständlichstem Ton und ohne weitere Erläuterung nach einem Lied von Luka Bloom bemerkt:

"Bloom ist offensichtlich ein typisch irischer Nachname. Schlag nach bei Joyce",

hat in diesen kulturfernen Zeiten alle Zuneigung und Ermutigung verdient, deren wir Radiohörer fähig sind.

24. Juni 2010

Sommer zwanzigzehn, irgendwo in Deutschland



"They were out for blood and rotten the core. Now they're back."

Die Rückkehr der Killertomaten, äh, nein: der Donatisten: Tarzisius mit einer Geschichte aus dem wahren Leben.

Bischöfe, wie wir sie erbitten und erhoffen

"Die Ausübung seiner Regierung wird pastoral nur fruchtbar, wenn sie durch eine hohe moralische Glaubwürdigkeit gestützt wird, die sich aus der Heiligkeit seines Lebens herleitet. Diese Glaubwürdigkeit bereitet die Seelen, das Evangelium willkommen zu heißen, das er in der Kirche verkündet, ja sogar die Normen, die er zum Wohl des Volkes Gottes erlässt.'

Möge daher ein jeder von Euch, innerlich vom Heiligen Geist geformt, 'allen alles' sein, indem er die Wahrheit des Glaubens vorstellt, die Sakramente unserer Heiligung feiert und die Liebe des Herrn bezeugt. Heißt mit einem offenen Herzen die vielen willkommen, die an Eurer Tür anklopfen: Führt sie, ermutigt sie auf dem Pfad Gottes, sucht einen jeden hinzuführen zu jener Einheit im Glauben und in der Liebe, deren Eckstein und sichtbares Fundament Ihr selbst in Eurem Bistum sein müsst.]

[The governance of the bishop will be pastorally fruitful only if 'it is sustained by a good moral credibility, one which derives from the sanctity of his life. This credibility predisposes minds to welcome the Gospel he announces in the church and even the norms he establishes for the good of the people of God.'

Therefore, formed internally by the Holy Spirit, may each one of you be 'all things to all,' proposing the truth of the faith, celebrating the sacraments of our sanctification, and witnessing to the Lord's love. Welcome with an open heart the many who knock at your door: guide them, comfort them along God's path, seek to lead everyone toward that unity in faith and love of which, through the will of God, you must be the cornerstone and visible foundation in your dioceses.]


So Papst Benedikt an eine Gruppe brasilianischer Bischöfe bei ihrem Ad limina-Besuch am 19. Juni 2010. (Englischer Text bei Whispers in the Loggia)

iNer für alle

Ein iPad zum Üben, zum Angeben, für Surfverweigerer, für Wanne, Pool und Dusche, zum Draufsetzen und Drunterstellen, zum erschwinglichen Preis. Für US$ 49: der iPadDummy.

Sind wir nicht alle ein bißchen geistlich?

Neuer Anlauf bei Tante Zeit: Nachdem ich nicht nur hier, sondern auch auf der Seite des fraglichen Artikels angemerkt hatte, daß allerhöchstwahrscheinlich keiner der abgebildeten Herren ein Priester sei, hat man bei der Zeit nachgebessert.

Allerdings eher so wie die Ghanesen/Ghanaenser/Ghaneen/Ghanaer gestern: mit einer gewissen Abschlußschwäche. Jetzt sehen wir nicht mehr "katholische Priester", sondern "katholische Geistliche". Umgangssprachlich macht das keinen Unterschied. Aber wenn es die Diakone freut und die Ministranten nicht mehr mitgemeint sein wollen, soll's mir recht sein. Irgendwie sind wir ja alle "πνευματικοὶ", "Geistliche" (Gal 6, 1).


23. Juni 2010

Wo man singt, lass dich ruhig nieder: Atheisten haben keine Lieder



Was Steve Martin mit den Steep Canyon Rangers da singt, ist nicht so ganz klar zu verstehen, aber eindeutig "plain fun". (Via Happy Catholic)

Hier hat mal jemand den Text versucht herauszuhören:

Christians have their hymns and pages
Hava nagila for the jews
Baptists have the rock of ages
Atheists just sing the blues

Romantics play Claire de Lune
Born again sing: He is risen
But no one ever wrote a tune
For Godless existentialism

For Atheists
there's no good news
they'll never sing
a song of faith

In their songs
they have a rule
The He is always lower case
The He is always lower case

Some folks sing a Bach Cantata
Lutherans get Christmas trees
Atheists songs add up to Nada
But they do have Sundays free

The gospels sing they sing to heaven
Coptics have the puka scrolls
Numerologists count, count to seven
Atheists have Rock and Roll

For Atheists
There's no good news
They'll never sing
A song of faith

In their songs
They have a rule
The He is always lower case
The He is always lower case

Atheists, Atheists, Atheists
Don't have no SONGS!

Christians have their hymns and pages
Hava nagilaa for the jews
Baptists have the rock of ages
Atheists just sing the blues

Catholics
dress up for mass
and listen to
Gregorian chants

Atheists
just take a pass
Watch football in
their underpants

Watch football in their underpants!

Floyds Schnäuzer

Die Radioreporterin sagte: "Floyd ist einer der Menschen, bei denen mir ein Schnäuzer nichts ausmacht, weil er selber so sympathisch ist."

Holla, dachte ich mir: Diesen Satz mitsamt der impliziten Abwertung einer Gruppe von Bartträgern kann sie nur über einen BP-geschädigten Fischer aus Grand Isle, Lousiana sagen. Und nicht über, sagen wir, Yüksel Ö., den Dönerbudenbesitzer in Bockenheim mit anatolischem Migrationshintergrund.

Manche Schnäuzer sind eben gleicher als andere. Und manche Oberlippen mehr tabu als andere.

Abschied- und Willkommensgruß

Alipius macht (erst einmal) Schluß mit dem Bloggen. Ich werde ihn vermissen, auch wenn die große Lücke, die er hinterlässt, nicht lange leerbleiben wird.

Die nächste Generation rückt nach, jetzt zum Beispiel Thysus mit "Zwischen den Stühlen", aber auch andere, die ich immer gerade dann entdecke, wenn ich gerade nicht selber bloggen kann und die ich hiermit summarisch begrüße.

21. Juni 2010

Schöne neue Welt mit schönen neuen Menschen

Von alleine geht die Evolution des Menschen nicht weiter. Da müssen die homines sapientes schon mithelfen.

Zum Beispiel indem gut eugenisch und gleichzeitig gut demokratisch schöne Menschen gemeinsam und nach allen Regeln der Reproduktionsmedizin für die Fortdauer ihrer idealen Nasen, schlanken Fesseln, straffen Ohrläppchen und silberblickenden blauen Augen sorgen.

BeautifulPeople.com macht es möglich.

Mehr bei Mashable.com.

-- Für die Kirche ist das ja eher ein Fall von "We done told you so. - Wir haben's euch doch gleich gesagt", den sie genüßlich ausschlachten könnte - falls Schadenfreude eine christliche Tugend wäre und sie nicht solche Sorgen hätte wie jetzt gerade.

20. Juni 2010

Kirche für Hartgesottene

Günther Nonnenmachers Kommentar in der FAZ

Priester und Burnout

(Nach längerer Zeit wieder einmal eine kleine Übung im Stil von Walker Percy und seinem Buch "Loch im Kosmos" -"Lost in the Cosmos")

Stellen Sie sich vor, Sie surfen im Frühsommer 2010 im Web und stoßen auf den folgenden Bericht:

"Priester sind immer größeren Belastungen ausgesetzt und drohen deshalb innerlich auszubrennen. Darauf hat der Theologe N. N. (Bamberg) auf der Jahrestagung des Priestervereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart aufmerksam gemacht.

Insbesondere zusätzliche Dienste wie Religions- und Firmunterricht sowie Organisationsaufgaben in der Gemeinde empfänden viele Seelsorger als belastend. Sie hätten häufig nicht einmal mehr Zeit und innere Ruhe, ihre eigene Frömmigkeit zu pflegen. Hinzu kämen Anfechtungen von außen und die Enttäuschung darüber, dass sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden. N. N. hatte vor zehn Jahren für eine Studie etwa ein Zehntel der katholischen Pfarrer befragt. Davon sei rund die Hälfte von dem sogenannten Burnout-Syndrom bedroht gewesen. Eine jüngere Erhebung aus Baden-Württemberg zeige, dass mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten die Arbeitsanforderungen als belastend für ihr Privatleben empfinden. 66 Prozent erklärten, dass der berufliche Stress die Wahrnehmung privater Verpflichtungen beeinträchtige."


Was denken Sie?

(a) Hört denn das nie auf? Muß denn alles dramatisiert werden? Gerade jetzt? Klar, Priestersein ist nicht einfach, heute nicht, und früher genauso wenig. Aber sind wir nicht alle vom Burnout bedroht?

(b) Genauso erlebe ich es auch. Unser Pfarrer hat mir letzthin von diesem Vortrag erzählt und daß es ihm genau so ginge. Er hetzt in unserer Pfarreiengemeinschaft von Termin zu Termin. Zum Verschnaufen kommt er gar nicht, und die Sonntagspredigt bereitet er nach Mitternacht vor. Sagt er.

(c) Hätten die Priester alle eine Partnerin oder einen Partner, und eine Familie, die sie auffängt, dann gäbe es das nicht. Bei den Evangelischen ist das anders. Schau Dir deren Pfarrer an: immer adrett, entspannt, nie nervös und depressiv. Da merkt man gleich, was das Zölibat mit einem Menschen anstellt. Dazu noch die hohen Erwartungen, die permanente Überforderung, von außen und durch die eigenen Ansprüche.

(d) Am Ursprung steht nicht-ausgelebte, nicht-angenommene, unterdrückte, unreife Sexualität, oft genug in Verbindung mit einer krankhaften Mutterbindung: Der eigenen Mutter und später dann der Mutter Kirche will man alles recht machen. Nur nicht als Versager da stehen! Hier gehört professionelle Hilfe her, durch ausgebildete Analytiker und Therapeuten. Und zwar um der Priester willen.

Wählen Sie!

Nach getroffener Wahl erfahren Sie auf der Website, daß sich diese Aussagen gar nicht auf katholische Priester beziehen, sondern auf evangelische Pfarrer. Sie lesen sie hier nach.

Was denken Sie nun über Ihre zwischen den Optionen (a), (b), (c) und (d) getroffene Wahl? Begründen Sie!

Beten Sie anschließend ein Vaterunser für die katholischen Priester, die Sie kennen, und zwei Ave Maria für die evangelischen Pfarrer, die Sie kennen.

Priester gesucht



Wäre zufällig einer der Kirchenexperten der ZEIT so nett und würde mir auf diesem Bild die "katholischen Priester" zeigen? Oder wenigstens einen? Bitte!

(Und das an einem Tag, wo ich auf mindestens zwei Websites gelesen habe, wie wichtig doch Qualitätsjournalismus sei! - Das ist er auch, doch - o weh! - warum ist er dann so selten zu finden?)

19. Juni 2010

Aufgepasst, Ihr Häresiejäger!

via Happy Catholic von xkcd:

John Zmirak und die Todsünden

John Zmirak wird seine "Bad Catholic's Guide"-Reihe fortsetzen. In den üblichen Läden ist "The Bad Catholic's Guide to the Seven Deadly Sins: A Vital Look at Virtue and Vice, with Quizzes and Activities for Saintly Self-Improvement" bereits angekündigt. Nach "Good Living" und "Wine, Whiskey and Song" nun also Tugend und Laster. Wer Zmiraks ausgelassenen, fast anarchischen katholischen Humor (mit einer gewissen konservativ-traditionsliebenden Schlagseite) mag, der wird wohl auch hier wieder seinen Spaß haben. Und fürs Leben lernen.

Rosenkranz und Jesusgebet

Aus den USA, der "Nation mit der Seele einer Kirche" (GKC), hören wir, daß an einigen Schulen Rosenkränze (oder wenigstens das offene Tragen derselben) verboten sind: Weil sie statt zum Beten dazu dienten, Gangmitgliedschaft zu signalisieren.

"Gangsters not only wear certain colors -- reds for Bloods, blues for Crips, for example -- they also arrange the beads to signal their rank in the gang, and teach young members to plead religious freedom if they're hauled into the principal's office, said Jared Lewis, a former police officer in California who worked in public schools.

"You are often dealing with gang members who have no inkling or cares about the religious significance of the rosary beads," said Lewis, who now runs Know Gangs, a training group for law enforcement officials. "They are just trying to skirt around school rules under the guise of a religious symbol."

No one is sure which gang started the trend of wearing rosaries, said Robert Walker, a former head of the gang identification unit for the South Carolina Department of Corrections. Like a lot of gang fads, he said, it likely started in California and migrated east."
(The Town Talk via Thunderstruck)

Ebenfalls aus den USA und ebenfalls über Thunderstruck kommt die Information über einen neuen Dokumentarfilm: Mysteries of the Jesus Prayer. Natürlich muß keiner bis Ostern 2011 warten, um die Geheimnisse des Jesus-Gebetes zu entdecken. Jeder kann jederzeit damit beginnen, jetzt schon. (Vgl. zum Beispiel zeitzubeten, eine Site unseres Mitbloggers Stefan Ehrhardt.)

Eine Runde Mitleid für Margot

Weil sie es öffentlich macht, bedenken wir Margot Käßmann mit einer Runde Mitleid:

"Einen neuen Job hat Käßmann, die am 24. Februar von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und Landesbischöfin zurückgetreten war, noch nicht gefunden: 'Ich habe keinen Arbeitsplatz, ich habe keine Wohnung, jetzt ist auch meine jüngste Tochter ausgezogen', sagte sie, 'ich werde ohne Familie irgendwo neu anfangen.'" (SPIEGEL)

Als Taxifahrerin in Hannover hätte sie bestimmt immer das Auto voll, und der Gasprom-Alt-Bundeskanzler würde gewiß gerne mal als Beifahrer mitfahren. Das geht aber aktuell nicht, weil Frau Käßmann ihren Führerschein erst zu Weihnachten wieder zurück bekommt. Schon übel.

Vielleicht kann sie sich mit Bob, Mick und anderen trösten, die auch schon wie Kiesel am Bachgrund trieben, ohne Richtung und ohne Daheim.


Bittlinger korrigiert das Darmstädter Echo (Chronistenpflicht)

Clemens Bittlinger distanziert sich von einem Artikel des Darmstädter Echo, der ihm Sätze in den Mund gelegt habe, die er so nicht gesagt habe. Anderes wiederum habe er nicht so gemeint, wie es dargestellt worden sei.

Ich hatte diesen Artikel hier im Blog mit einigen Anmerkungen versehen. Das Posting wird so stehen bleiben, jedoch mit Verweis auf den korrigierenden Text.

17. Juni 2010

Variation über Röm 3, 10

When a man he serves the Lord, it makes his life worthwhile.
It don't matter 'bout his position, it don't matter 'bout his lifestyle.
Talk about perfection, I ain't never seen none
And there ain't no man righteous, no not one.

Sometimes the devil likes to drive you from the neighborhood.
He'll even work his ways through those whose intentions are good.
Some like to worship on the moon, others are worshipping the sun
And there ain't no man righteous, no not one.

Look around, ya see so many social hypocrites
Like to make rules for others while they do just the opposite.

You can't get to glory by the raising and the lowering of no flag.
Put your goodness next to God's and it comes out like a filthy rag.
In a city of darkness there's no need of the sun
And there ain't no man righteous, no not one.
.
Done so many evil things in the name of love, it's a crying shame
I never did see no fire that could put out a flame.

Pull your hat down, baby, pull the wool down over your eyes,
Keep a-talking, baby, 'til you run right out of alibis.
Someday you'll account for all the deeds that you done.
Well, there ain't no man righteous, no not one.

God got the power, man has got his vanity,
Man gotta choose before God can set him free.
Don't you know there's nothing new that's under the sun?
Well, there ain't no man righteous, no not one.

When I'm gone don't wonder where I be.
Just say that I trusted in God and that Christ was in me.
Say He defeated the devil, He was God's chosen Son
And that there ain't no man righteous, no not one.

(Robert Zimmerman)

Wo kämen wir hin, wenn wir nicht gingen - Ein Experiment

Im Auto bin ich in das B2-Tagesgespräch geraten, mit Pfr. Hans Fischer aus Diedorf im Studio und vielen enttäuschten und empörten Anrufern in der "Leitung". "Erneuerung der Kirche" war die Tageslosung, wahrscheinlich sogar Jahreslosung.

Ich bin ja auch 100 pro dafür; ich vermute freilich, dass ich etwas anderes darunter verstehe als die Lufthoheiten. Aber egal... Auf jeden Fall dachte ich nach einer Weile: Warum wagt es die "deutsche Kirche" nicht mal für zwei Generationen ohne Rom und den Ballast aus gut 1.900 missglückten Jahren und erneuert sich so, wie sie will. In sechzig Jahren oder meinetwegen auch fünfzig schauen wir dann alle, wo wir stehen.

Dann gäbe es keinen Sündenbock jenseits der Alpen, keine Hierarchie, keine Mixas, die wie Adam und Eva selig am Ursprung der Misere stehen. Dann wäre Rechnung und Abrechnung ganz simpel und schnell aufgemacht: Euer Experiment ist geglückt oder gescheitert.

Natürlich sollten wir uns auf ein paar Kriterien des Erfolgs vorab einigen, was nicht ganz einfach wird. Ich schlage zum Diskussionseinstieg vor: 1000facher Wiedereintritt, intensives Glaubensleben in den Gemeinden, Nr. 1 in Sachen spontaner und organisierter Nächstenliebe (a. k. a. caritas), ausgeglichene Alterspyramide auf allen Ebenen und nach wie vor bestehende Kircheneinheit ebendieser dt.-kath. Kirche.

(Wer nicht dabei sein will, darf bei der RKK bleiben und ihrem kleinen, vermutlich vernachlässigenswerten deutschen Ableger, ihren verbleibenden Bischöfen und ihren männlichen zölibataren Priestern.)

- Auch jetzt, nachdem ich das aufgeschrieben habe, hat das Experiment nichts von seinem Charme verloren. Da die Umsetzung sicher nicht einfach wird, könnte es stattdessen einer der mutmaßlichen Profiteure in Form eines Zukunfsromans oder als Delphi-Studie detaillierter ausführen.

Könnte uns allen nur nützen...

16. Juni 2010

Kein Kommentar zu Südbayern -

- bloß tiefes Erstaunen und stetes inneres Kopfschütteln über dieses Festival der Peinlichkeiten. Gefundenes Fressen für die Geier. Und Skandal für viele, ach! so viele drinnen und draußen.

Und der Herr der Kirche, der Vergessene, Schweigende, Diener aller, unschuldig Verfolgte und Gemarterte, der von einem Apostel Verratene? - Frei nach Zenetti: "So hängt er still am Kreuz aus Oberammergau."

Drei Wochen Knast



Magic Sam, ein etwas obskurer Chicago Bluesman, bringt 21 Tage in 1:59 min unter. Und zwar exzellent.

Jean Pauls Selina spricht



(Quelle: Jean Paul: Selina oder Über die Unsterblichkeit.- Stuttgart: Cotta, 1827, S. 178)

15. Juni 2010

Agere sequitur credere (Das Tun folgt dem Glauben)

"If they knew what it was, they'd know where to put it.

Wenn sie wüssten, was er ist, wüssten sie auch, wo er hingehört."


Damit zitiert TS auf Video Meliora, Proboque... seinen Pfarrer, der so die auch hierzulande bekannte Ratlosigkeit kommentierte, wo denn der Tabernakel in der Kirche nun hingehöre.

Neuer Blog in der Zese

Das Blogozesenupdate diese Woche schon Dienstags. Doch so einen schönen lateinischen Blognamen darf man nicht länger warten lassen:

Non draco sit mihi dux

Wünschen wir Dorothea, daß in der Tat kein Drache sie in die Irre führe und daß sie die Blogozese lange bereichere!

Deutsches Wohnzimmer im Juni 2010



Aus der Rubrik "Ich war's nicht" - "Must have been some other body" (Chuck Berry)

14. Juni 2010

Post von Hassana

Nach all den geschwätzigen Geschichten von verstorbenen Onkels in Liechtenstein, kambodschanischen Rohdiamanten oder ugandischen Startups tut es gut, wenn ab und an eine Spamschreiberin umstandslos zur Sache kommt:

"Hello
My name is Hassana,after reading your profile,i will like to have a relationship with you, can you write me at(hassana0X2@gmx.com)"

Ich »bin« nicht Christ

Romano Guardini im "Herrn" (Freiburg: Herder, 1980, S. 350f):

"Und noch wollen wir uns im Bewußtsein halten, daß auch unser Christsein selbst immerfort werden muß. Denn jenes Neue, das Glauben, liegt nicht wie ein Klötzchen Wirklichkeit in uns, fertig vom Himmel heruntergefallen, sondern wer da glaubt, bin doch ich. Das Glauben ist aus meinen lebendigen Kräften gemacht; meines Herzens, meines Geistes.

Mitsamt allem, was ich bin, stehe ich in meinem Glauben; daß heißt aber, daß in diesem Glauben wiederum jene Welt mit inne ist, die von Gott wegwill. Es ist nicht so, daß auf der einen Seite ich, der Glaubende, stünde, auf der anderen die verfallene Welt, sondern der Glaube muß in der Weltwirklichkeit, in meinem lebendigen Sein verwirklicht werden. Das ist aber beständig an der Arbeit, den Glauben selbst herumzuwerfen, von Gott weg, und aus ihm eine Sicherung meines sich selbst behauptenden Weltdaseins zu machen.

Wehe mir, wenn ich sage: »Ich glaube« und mich in diesem Glauben sicher fühle. Dann bin ich in Gefahr, herauszufallen (l Kor 10,12). Wehe mir, wenn ich sage: »Ich bin ein Christ«; womöglich mit einem Seitenblick auf andere, die es meiner Meinung nach nicht sind; oder auf eine Zeit, die es nicht ist; oder auf eine kulturelle Strömung, die dagegensteht. Dann droht mein Christsein nichts anderes zu sein, als die religiöse Form meiner persönlichen Selbstbehauptung.

Ich »bin« nicht Christ, sondern, wenn Gott es schenkt, auf dem Wege, es zu werden. Nicht in der Form eines Habens, oder gar eines Standortes für die Beurteilung der Anderen, sondern in einer Bewegung. Christ kann ich nur sein, wenn ich mir der Gefahr bewußt bleibe, abzufallen.

Nicht das ist die tiefste Gefahr, daß mein Wille vor einer Aufgabe versage; das kann er mit Gottes Hilfe einsehen und sich neu zusammennehmen - sondern daß er in sich selbst unchristlich werde. Diese Gefahr wird aber am größten, wenn der Wille seiner selbst sicher zu sein glaubt. Nichts ist mir in der Weise der Sicherheit gegeben; alles nur in der Weise des Anfangens, des Unterwegsseins, des Werdens, des Vertrauens, der Hoffnung und der Bitte."

Sammelheilige

Beim Spiegel die etwas anderen Andachtsbildchen für die Fußballgemeinde.

Ach ja, die arme Wahrheit

Der eine will sie wissen und bekommt dafür eine gerüchtbasierte "Verdachtsnotiz":

"Dem Kirchenoberhaupt wurde die ominöse, auf einem bloßen Gerücht basierende Verdachtsnotiz vorgelegt. Benedikt hatte sie, wie WELT-ONLINE-Recherchen ergaben, angefordert. 'Der Papst wollte die Wahrheit pur wissen', sagte Losinger." (Welt)

Andere wiederum wollen sie lieber nicht wissen und schon mal gar nicht wissen lassen:

"Nachdem sie zunächst nur einen Ausschnitt der von ihr gemachten Aufzeichnungen auf ihrer Internetseite veröffentlicht hatte, hat die amerikanische Organisation 'Cultures of Resistance' nun einen einstündigen Film ins Netz gestellt. Mit den Aufnahmen will die Organisation, deren Vertreter einschließlich der Mitbegründerin Iara Lee auf dem Schiff waren, Beweise für das angeblich besonders rücksichtslose Vorgehen der israelischen Soldaten liefern.

Doch spricht das Video, das nicht auf dem Oberdeck, wo das blutige Geschehen stattfand, sondern auf dem darunter liegenden Deck sowie im Schiffsinneren gedreht wurde, vielmehr für das Gegenteil. Es bestätigt das Bild, das sich aus einem neuen Bericht der israelischen Militäraufklärung von den blutigen Ereignissen auf See ergibt. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass sich ein harter Kern türkischer IHH-Aktivisten auf die Enterung des Schiffs durch die Israelis vorbereitet und einen gewalttätigen Angriff auf die Soldaten geplant hatte."
(FAZ)

Und dann gibt es noch die Haßprediger, die sagen, was sie denken, nein, besser: was ihr Haß sie auskotzen lässt. Da wissen wir wenigstens, woran wir sind - vorausgesetzt wir stellen uns dieser bitteren Wahrheit statt uns taub zu stellen:

"Der iranische Revolutionsführer Khamenei bezeichnete Israel als „eine künstliche geographische Einheit“ und erneut als ein 'Krebsgeschwür'. Er äußerte seine antiisraelische Vernichtungsideologie, als er sich auf Ayatollah Khomeini beziehend, sagte: 'Imam [Khomeini] sagte direkt, dass Israel ein Krebsgeschwür ist. So, was macht man denn mit einem Krebsgeschwür? Außer das Herausschneiden des Geschwürs, gibt es denn dafür sonst ein Heilmittel?' Eindeutiger kann die antisemitische und antiisraelische Vernichtungsideologie der iranischen Staatsdoktrin nicht zum Ausdruck gebracht wird [sic]." (Welt)

Apps of the Apostles ...

... nennt das "Ship of Fools" seine Zusammenstellung der besten, irgendwie religiösen Apps für iGeräte.

Persönlich gefällt mir der Bibelwecker am besten - mit Sprichwörter 6, 9 geweckt zu werden, hat schon was. Auch für die Kirchenmusiker ist gesorgt.



(via Ironic Catholic)

13. Juni 2010

Was wir Katholiken natürlich niemals haben werden

Die evangelische Pfarrhausidylle.

Was Ihr in der Bistumspresse niemals findet*

Ein Must-Read zur aktuellen Lage, sofern demnächst nicht noch mehr Rosse mit Reitern genannt werden:

Walter Mixa, das Opfer einer Kirchenintrige? (Welt am Sonntag)

* Oder doch? - Wir heißen uns hoffen!

Dutchgrass am Sonntag

Aus einer Bibliothek in Nimwegen, mit Kindergeräuschen untermalt: das Gelderländer Trio Dolly, I beg your pardon mit der Gillian Welch-Komposition "Tear My Stillhouse Down" - keine schlechte Interpretation dieses Songs übrigens:

"Maßvolles Fluchen auf die Dunkelheit"

Zu Ralfs Kommentar fiel mir wieder einmal Father Neuhaus ein:

"'It’s better to light a candle than to curse the darkness.' No doubt. But as long–term readers of this space know, I think a measured cursing of the darkness is also in order. For one thing, when candles are in short supply, it prevents us from feeling at home in the darkness."

12. Juni 2010

Diese Woche neu in der Blogozese -

- oder wenigstens hier bei mir:

- Lora Veit mit Lux Veritas mit guten Nachrichten aus dem katholischen Eichsfeld
- Blueberry mit Jesus als Sozius auf dem gleichnamigen Blog.

Herzlich Willkommen, viel Freude beim Bloggen und ein paar Skrupel zur rechten Zeit!

Lob der Langsamkeit und der Skrupel vor klaren Worten

Man muß nicht zu allem eine Meinung haben. Vor allem nicht sofort. Manchmal sollte man auch keine haben. Vor allem wenn man noch nicht genug weiß dafür. Und zuallererst wenn man dann auch noch in den Schreibstuben, an den Mikros und vor den Kameras der Republik sitzt und die Verführung zur Meinungsmache ach! so groß ist und ach! so verführerisch lockt.

Das sehen wir momentan an den Stories um Bischof Mixa (Was war denn nun wirklich?), um die Ermordung von Bischof Padovese - und vor allem um die Erstürmung des Schiffes, das mit Terrorsympathisanten und einigen aufrichtigen, aber dennoch nützlichen Idioten Richtung Gazablockade unterwegs war.

Unweigerlich verfällt man wie Clemens Wergin in seinem lesenswerten Gaza-Kommentar in den Konjunktiv und träumt von einer idealen Welt, in der es fair zugehen würde. Tut es aber nicht.

Ich kenne Elsas Skrupel schon auch. Wir sollen und dürfen nicht permanent schimpfend oder beleidigend durchs Leben und durchs Web bummeln. "Be kind for everyone you meet is fighting a great battle." (Philo von Alexandrien - oder auch nicht) Sogar unsere Brüder und Schwestern aus den Medien. Sogar deutsche Moraltheologen und Dekane in rentnerbeigen Strickwesten. Sogar wenn sie sich verhalten wie A_________r und Idioten.

Wir sollten solches Verhalten klar benennen - als das, was es ist (oder mindestens wofür wir es nach ruhigem Hinschauen erkennen). Wir dürfen, meine ich jedenfalls, in besonders üblen Fällen auch zu aufrüttelnden und harschen Beinamen greifen - solange wir nicht so tun, als wäre X oder Y nur ein, sagen wir, Idiot. Solange wir auch sagen oder spüren lassen, daß er oder sie mehr ist. Und daß er oder sie - wie wir selber übrigens - nicht hoffnungslos verloren ist...

Flannery O'Connor sagte einmal über die Lautstärke des christlichen Schriftstellers angesicht einer ignoranten oder feindlichen Welt:

"To the hard of hearing you shout, and for the almost blind you draw large and startling figures.

Die Schwerhörigen schreien wir an, und für die fast Blinden zeichnen wir große, überraschende Figuren."


Mutatis mutandis lässt sich das auch für uns Blogger (o.k.: für manche jedenfalls) nicht vermeiden, denke ich. Aber wir sollten uns immer wieder an das Risiko erinnern, das wir damit eingehen.

Bingley über Bälle und anderes

Jane Austen läßt in "Pride and Prejudice" Charles Bingley eine sehr treffende Bemerkung machen, als seine Schwester vorschlägt, Bälle doch, bitteschön!, um einiges vernünftiger und zeitgemäßer zu gestalten. Bei der Lektüre des Altbundeskanzlers (siehe voriges Posting) fiel sie mir ein. Sie passt auch bei anderen kirchenpolitischen Gelegenheiten:

"I should like balls infinitely better," she replied, "if they were carried on in a different manner; but there is something insufferably tedious in the usual process of such a meeting. It would surely be much more rational if conversation instead of dancing were made the order of the day."

"Much more rational, my dear Caroline, I dare say, but it would not be near so much like a ball."

Respektvoller Liebhaber des Kitts

"ZEIT: Aber wenn Sie so wenig glauben, warum sind Sie dann noch in der Kirche?

Schmidt: Weil Traditionen nützlich sind. Die Kirchen gehören zum Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält."


Ohne dem Altbundeskanzler zu nahe treten zu wollen: Beim Lesen seines Interviews in der ZEIT bekommt man schon den Eindruck, daß auch religiös Unmusikalische, sofern sie nur irgendwie christlich groß wurden, gute Christen im Sinne des Grundgesetzes oder der säkularen Gesellschaft sein können. Ob das noch so richtig viel mit Christsein im üblichen Sinn zu tun hat? (Und mit Elsas Sehnsucht und mit den Gesprächen am Jakobsbrunnen noch weniger...)

9. Juni 2010

Kitsch- und Kuscheltheologie

"Wir leben in einer Kitsch-Epoche", sagt Michael Krüger, "Verleger der alten Schule", in der "Zeit".

Alan Posener verwendet das K-Wort in seinem neuesten Streifzug durch populärbenediktinische Gefilde zwar nicht, aber wenn einer wie er "beinahe Sehnsucht nach einem beinharten Theologen wie Joseph Ratzinger" empfindet, dann muß die Lage schon seeeehr verzweifelt sein, nicht wahr?

Hier in Paris, wo ich momentan stecke, komme ich zwar in keine christliche oder katholische Buchhandlung, aber bei Gibert Jeune am Place Saint-Michel jedenfalls ist Pater Anselm ausgiebig in französischen Übersetzungen vertreten. Das kann man jetzt als beruhigend auffassen - wenigstens kein deutscher Sonderweg bei mundgerechter Spiritualität! - oder als bedrohlich: Nicht einmal der römischen Kirche älteste Tochter, Mutter aufklärerischer clarté (Klarheit), ist immun gegen die Kuschler und ihren Kitsch...

Gedicht für die Lebensmitte

My fiftieth year had come and gone,
I sat, a solitary man,
In a crowded London shop,
An open book and empty cup
On the marble table top.

While on the shop and street I gazed
My body of a sudden blazed;
And twenty minutes more or less
It seemed, so great my happiness,
That I was blessèd and could bless.


Was genau es war, was William Butler Yeats da erlebt hat, wollen wir bei diesem eher unkonventionellen Esoteriker vielleicht nicht so genau wissen. Aber: Auch und gerade Fünfzig- und Einundfünfzigjährigen ist zu wünschen, daß sie in einem allzu wohlbekannten Alltag - unter dem Alias "Tretmühle" bekannt - ab und an die Erkenntnis durchblitzt, körperlich durchblitzt! daß alles Geschenk ist und wir selber Geschenk sein dürfen/können/sollen.

8. Juni 2010

Hier hat einer richtig viel Spaß



(via Pithless Thoughts)

Pessimismus? - Ja, aber...

Ohne exakte Quellenangabe vor ein paar Tagen gelesen:

"We can be allowed only that degree of pessimism that is permitted in the presence of belief in divine Providence.

Uns kann nur so viel Pessimismus erlaubt sein, wie der Glauben an die göttliche Vorsehung zulässt."
(Alasdair MacIntyre)

Selbstsorge fürs Gottesvolk

Auf dem Fahrrad kurvte der junge Priester unter den Blicken der Wasserspeier von Saint-Séverin um die Ecke. Wie sich's gehört: mit Priesterkragen, einem Lächeln auf den Lippen und mit Fahrradhelm.

"Monsieur l'abbé, Sie haben recht, wenn Sie gut auf sich aufpassen - Sie werden gebraucht!" dachte ich spontan. (Und außerdem hatte ich ja auch gerade meine junge Freundin aus Lisieux um entsprechende Mithilfe gebeten.)

6. Juni 2010

Les Murray - Sinn der Existenz

The Meaning of Existence

Everything except language
knows the meaning of existence.
Trees, planets, rivers, time
know nothing else. They express it
moment by moment as the universe.

Even this fool of a body
lives it in part, and would
have full dignity within it
but for the ignorant freedom
of my talking mind.

Der Sinn der Existenz (Übs. via Edition Rugerup)

Alles außer der Sprache
kennt den Sinn der Existenz.
Planeten, Bäume, Flüsse, Zeit
kennen weiter nichts. Sie offenbaren ihn
in jedem Augenblick als das Universum.

Selbst dieser närrische Körper
lebt ihn zum Teil, und hätte
in ihm seine volle Würde,
wäre da nicht die unwissende Freiheit
meines sprechenden Geistes.

5. Juni 2010

Beruhigend

Margo Timmins und die Cowboy Junkies - wie wunderschön!

Alles dürfen. Und die Wahrheit sein. Herrlich!!

Satire darf alles, wissen wir seit Tucholsky. Seit 1919 unendlich oft wiederholt, ist der Satz trotz aller Anfechtung inzwischen, wie soll man sagen? wahrer Archetyp, gesellschaftliches Axiom, archimedischer Punkt.

Jetzt lese ich heute morgen beim Frühstück: "Satire ist Wahrheit." Gesagt habe das, so die Lokalzeitung, Thomas Gsella, Satiriker und ehemaliger Titanic-Chefredakteur. Der muß es wissen, dachte ich mir.

Aber, so dachte es weiter in mir: Wie verhalten sich die Sätze zueinander? Stehen die einfach so im Raum? Unverbunden? Unzusammenhängend? Isoliert? Das kann nicht sein!

Ein Zeichnung half weiter:



Da fehlt noch was, stellte ich fest: sozusagen das Quartum Relationis. Gibt es nicht etwas, gibt es nicht jemanden, der das gleiche Verhältnis - eines der Identität nämlich - zur Wahrheit hat wie die Satire und der Satiriker und die gleiche Lizenz, die gleiche moralisch-ethische Souveränität gegenüber dem rest of the world?

Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es ist der Fundamentalist mit seinem Fundamentalismus! Er hat die Wahrheit zu eigen. Und deshalb darf er alles - oder denkt es zumindest! Satiriker und Fundamentalist - Zwillinge aus dem gleichen Ei. Ungleiche Brüder mit gleichem Anspruch und gleicher Reichweite. Eins mit der Wahrheit und keinem untertan.

So verlange ich - als vom S_____L höchstpersönlich so identifiziertes, wenn auch nicht namentlich so benanntes - Mitglied eines "Kommandos katholischer Glaubensfundamentalisten", daß man mir die gleichen Rechte zugestehe, die gleiche Ehrfurcht entgegenbringe wie Gsella und den Titanicern.

Ansonsten schreibe ich nur noch Satiren, schlechte, gute, miß- und geglückte - was schert's mich? Träger doppelter Wahrheit bin ich dann, darf alles und zwar sogar zweimal. Und wer meckert, kommt aufs Titelblatt und soll sehen, wie weit er kommt mit einer Klage.

Ich habe nämlich recht. Und ich darf alles.

Blogozesenzugänge der Woche

Da ist zum einen der "Weihrauchschnüffler" mit seinem Motto "Weil Katholizismus einfach besser riecht", zum anderen des "Morgenländers Notizbuch", der uns mit einer guten Mischung aus Literatur, Philosophie, Krimis, Gedichten und Spiritualität erfreut.

Auf viele Postings und lange Jahre! Gottes Segen!

Schweizer Wahnsinn und eine wiederholte Verspätung

Wenn schon Wahnsinn, wollen wir seine fette Beute auch bis zum bittern Ende sein - so denken sich anscheinend die Schweizer Legislativen und Exekutoren. Weg mit der Mutter und dem Vater, her mit dem Elter! (via Literatur und Leben und Medrum)

Und die Kirchen, die sind natürlich wieder einmal hintendran! Wäre es nicht ihre Aufgabe, wäre es nicht geradezu der gott/göttin-gewollte Auftrag auch der Schweizerischen Reformkatholik/inn/en, da Vorreiter/innen zu sein? Hätte man/frau nicht schon lange ein "Elter unser" beten können, um auch und gerade den etwas seltener auftretenden sexuellen Identitäten die Identifikation mit dem Christentum zu erleichtern?

Wieder eine Chance vertan...

4. Juni 2010

Verwunderte Klage der Guten

"Christus wird nie sichtbar auf Erden herrschen, sondern zu jeder Zeit werden wir von Verwirrung und Irrglauben lesen. Immer werden wir die Klage der Guten hören, die sich über das wundern, was sie für die besondere Bosheit gerade ihrer Tage halten." (John Henry Newman, in der erwähnten Auswahl, S. 152)

Mit John Henry Newman beten

Auch wenn in der Vorbereitung des Papstbesuches in England im September laut Damian Thompson einiges sehr schief zu laufen scheint: John Henry Newman wird selig gesprochen werden, sei es auf dem Flughafen von Coventry, sei es im St. Mary's College, Oscott.

Zur Vorbereitung unsererseits empfiehlt sich die Beschäftigung mit Person und Werk dieses modernen Kirchenvaters, zum Beispiel mit Hilfe der Auswahl "Gott - das Licht des Lebens : Gebete und Betrachtungen", die - 1987 bei Grünewald erschienen - mittlerweile im pdf-Format auf dem Dokumentenserver der Universität Freiburg auf Leser wartet.

Lied zur Freitagnacht

"all which isn't singing is mere talking"

dichtete E.E. Cummings. Nun denn, lassen wir die Dixie Bee Liners ihr Lied über die Musik aus den Bergen Virginias singen:



"A fiddle and a bow and an old banjo, what we call mountain soul:
Come and be a part of it down on The Crooked Road"

3. Juni 2010

"Darumb bin ich kainem Fest nye feinder gewest..."

Am Abend des Fronleichnamsfestes noch ein Hinweis auf eine recht instruktive Übersicht über "Fronleichnamsfest und Eucharistieverehrung in Äußerungen ausgewählter reformatorischer Stimmen"(pdf) aus der Feder von Werner Müller-Geib.

Konservative


(via Comically Vintage)

"He's a conservative by temperament, one of the people who would have complained on the second day of Creation. - Er ist ein Konservativer vom Temperament her, einer von den Leuten, die sich schon am zweiten Schöpfungstag beschwert hätten."

So beschrieb Father Richard John Neuhaus, selbst ja auch durchaus konservativ, einmal einen Freund.

R.i.P.

Meine Gebete für Luigi Padovese, den Vorsitzenden der türkischen Bischofskonferenz, der heute in Iskenderun ermordet wurde.

Süße Katholiken

"Omne delectamentum in se habentem" haben wir heute wieder mehrfach auf das "Panem de caelo praestitisti eis" geantwortet.

Ein bißchen von dieser Süßigkeit ist an den Katholiken selber gemäß dem urkatholischen Analogieprinzig ("Ähnlichkeit bei je größerer Unähnlichkeit") auch hängen geblieben und bei so einer Fronleichnamsprozession blitzt es durch, in kleinen Momenten der Unbedachtheit - oder war es jeweils Absicht? Aber dann: wessen?

Da passt die Vorbeterin, ehemals Sekretärin der gemeindlichen Grundschule, 1a zum Lied, das sie ansagen darf: "Wir singen jetzt 'Deinem Heiland, Deinem Lehrer'".

Da werden, weil der Wind das weiße Leinendeckchen vom kleinen Tischaltärchen vorm Haus heben will, kurzerhand die nazarenische Muttergottesstatue und die Statue des HErrn mit dem brennenden Herzen auf die zum Glück bis zum Boden reichenden Ecken der Decke gestellt. Das Podest auf dem Tisch bleibt derweilen leer.

Da stört es nicht, wenn die rote Stickerei auf einem anderen gestärkten Deckchen weder der alten noch der neuen Rechtschreibung entspricht ("O Herr, ich bin nicht würdig, das du eingehst...").

Da findet die Statio mit dem Thema "Siehe, ich mache alles neu!" logischerweise vor dem Schaufenster einer Änderungsschneiderei statt.

Und schließlich werden, kaum ist das "Großer Gott, wir loben dich" auf dem Kirchenvorplatz verklungen, die ersten Deals angebahnt: "Sind sie die Mutter von dem Kommunionkind da? Verkaufen Sie den Kommunionanzug, oder haben Sie schon jemand, der ihn will?"

So lieben wir unser Kirchenvolk und sind froh dazuzugehören!

1. Juni 2010

Theologen als Clerihew - noch einmal

Kim Fabricius and Ben Myers legen eine zweite Folge Theologen-Clerihews nach, u.a. ihre Version zu HUvB:

Hans Urs von Balthasar
Really raised the bar,
From descensus, to drama, to logic – higher and higher –
With a leg-up from
Adrienne von Speyr.

Mein Post zu ihrer Folge 1.

iPraise

Und noch einmal Musik, diesmal zur Ehre des HErrn und mindestens fürs Video in einer modernen Variante von Psalm 150, 4:

"Lobet den Herrn mit Apps und Tapps, lobt ihn mit Pods und Pads."

Britgrass

Hatten wir Mumford and Sons hier schon? - Selbst wenn, würde eine Wiederholung nicht schaden:

Josephinisten unter uns

Mit Elsa ein herzliches Willkommen an Annuntiator und sein Blog. Ad multos etc. etc.

Der geneigte Leser wird alldaselbst auf die Kgl.-Bayerische-Josefspartei weiterverlinkt. Endlich eine Partei mit einem klaren und klar katholischen Programm! Merkelländlersches Herz, was willst du mehr?

Kirche im Ausverkauf

Alexander Kissler über ein weiteres Examplar der Spezies, die ich einmal in einem Anfall von Verbitterung "geweihte Idioten" nannte.

Im "European" unter dem Titel "Ökumene für Dummies".

Ich trink' meinen Venti aus und geh' beten. Κυριε ελεησον.