12. Juni 2010

Respektvoller Liebhaber des Kitts

"ZEIT: Aber wenn Sie so wenig glauben, warum sind Sie dann noch in der Kirche?

Schmidt: Weil Traditionen nützlich sind. Die Kirchen gehören zum Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält."


Ohne dem Altbundeskanzler zu nahe treten zu wollen: Beim Lesen seines Interviews in der ZEIT bekommt man schon den Eindruck, daß auch religiös Unmusikalische, sofern sie nur irgendwie christlich groß wurden, gute Christen im Sinne des Grundgesetzes oder der säkularen Gesellschaft sein können. Ob das noch so richtig viel mit Christsein im üblichen Sinn zu tun hat? (Und mit Elsas Sehnsucht und mit den Gesprächen am Jakobsbrunnen noch weniger...)

1 Kommentar:

Martin hat gesagt…

Was heißt "Christsein im üblichen Sinn"?
Ehrlicherweise muss man doch sagen, dass Helmut Schmidt hier nur in prägnanter Form eine Meinung vertritt, die namentlich von Politikern und Kirchenvertretern gerne angeführt wird (zumal wenn es um die Verteidigung der Kirchensteuer geht). Dann handelt es sich bei den Kirchen oder der Religion generell nicht mehr um Wahres, Gutes und Schönes, sondern um das Nützliche: eine instrumentelle, wenn nicht utilitaristische Rechtfertigung. Das hat nicht nur mit Glauben wenig zu tun, das ist sogar gefährlich, weil es dem sozialpolitischen Ausverkauf der Kirche Tür und Tor öffnet. Und umgekehrt natürlich auch ihren Zusammenbruch heraufbeschwört: Schmidt wird spätestens dann aus der Kirche austreten, wenn die Mehrheit der Bevölkerung keiner Kirche mehr angehört und es mit dem "Kitt" nicht mehr weit her ist. Das sind die Christen, die wir haben, und es sind die Christen, die sich die Kirchen selbst gezogen haben.