25. November 2003

Die Rache ist mein, spricht - wer?

Man übersieht doch immer wieder was... Fono hat - nach dem Hinweis von mir - den "Großen Schweinfurter Segen" entdeckt, ein Glanzstück multireligiöser Apokalypse oder Apokatastasis oder Anakephalaiosis oder so. Na egal, das ist er:

"- Es segne uns Allah, der All-Barmherzige und All-Eine, zu dem die Muslime beten.

- Es segne uns Brahma, der Schöpfer, aus dem nach dem Glauben der Hindus alles geschaffen ist.

- Es segne uns Vishnu, der in diese Welt kommt, um ihren Lauf in Gang zu erhalten.

- Es segne uns Jahwe, der sich dem Volk Israel als der geoffenbart hat, der für die Menschen da ist.

- Es segnen uns die Muttergottheiten der Naturvölker, die alles Werden und Vergehen schützt [sic!], und aus dem Tod neues Leben bringt.

- Es segne uns Manitou, der große Geist der Indianer, der alles belebt.

- Es segne uns der dreifaltige Gott, in dem all die Gottheiten der Welt eins und aufgehoben sind, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist."


Ich befürchte allerdings, daß sich manche der vergessenen Gottheiten ganz bitter rächen könnten - Montezuma zum Beispiel.

Eine leicht antisemitische Tendenz sehe ich übrigens in der recht wahllosen Einordnung von JHWH zwischen Vishnu und die Großen Mütter. Ob der gute alte JHWH sich da so wohl fühlt? Aber da kann er auf seine alten Tage noch ein bißchen 'was von angewandter Pluralistischer Theologie der Religionen lernen. Halten wir dem Verfasser zugute, daß JHWH aus kompositorischen Gründen dort zu stehen kommt: Am Beginn Allah, am Ende der christliche Gott und JHWH genau in der Mitte, als belebendes Zentrum, Konvergenzachse, integrierende Mitte etc.

Dubios ist weiter, daß ein katholischer Priester den christlichen Gott ans Ende stellt. Da fehlt die richtige Demut, und der Chauvinismus vergangener Jahrhunderte ist noch nicht ganz rausgewaschen. Um solchen Zweideutigkeiten aus dem Weg zu gehen, sollte die Reihenfolge jedes Mal neu per Zufallsgenerator festgelegt werden.

Manchmal sehnt man das Ende, den großen Tag Jahwes, Gepriesen Sei ER, herbei. Heute ist so ein Tag.

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