Doch kein Liturgielabor
"Das Experiment in der Kirche ist aber ein Vorgang in der Kirche selbst, weil es da ja kein Labor gibt, in dem man neben der Kirche experimentieren könnte. Es wird, wenn auch 'ad experimentum', in einer bestimmten Weise real Liturgie gefeiert, unterrichtet, es werden andere Verwaltungspraxen gehandhabt usw.
Es wird im kirchlichen Experiment eben gar nicht nur experimentiert, sondern real kirchlich gehandelt und gelebt. Und der Vorbehalt, man höre damit auf, wenn es nicht gut geht, ändert an diesem Charakter des kirchlichen Experiments nichts, demzufolge im kirchlichen Experiment ernst gemeintes kirchliches Leben selber vollzogen wird, das bei der Einbahnigkeit der Geschichte als es selber nie mehr rückgängig gemacht werden kann.
Das kirchliche Experiment hat einen existentiellen Charakter, kann gar kein Sandkastenspiel, kein Manöver sein, bei dem nur mit Platzpatronen geschossen wird." (Karl Rahner: Chancen des Glaubens, S. 240 - Der Ehrlichkeit halber sei gesagt, daß KR das kirchliche Experiment für die Zukunft als "Dauerzustand" und als "die Weise" sieht, "in der sich die Übergabe an den unbegreiflichen, nicht manipulierbaren Herrn der Geschichte und die Pflicht zur Planung der Zukunft in einer seltsamen Weise einen". Ich möcht' wetten, das sieht er inzwischen auch anders. 1970 waren wir alle noch jünger.)
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