18. November 2003

Flecken und mehr als Flecken

Peter Gauweiler zitiert Thomas Mann:
"Darum ist es für einen deutschgeborenen Geist auch so unmöglich, das böse, schuldbeladene Deutschland ganz zu verleugnen und zu erklären: 'Ich bin das gute, das edle, das gerechte Deutschland im weißen Kleid, das Böse überlasse ich euch zur Ausrottung.'" (Ethik und Heuchelei - sueddeutsche.de - Feuilleton)

Martin Hohmann wird nicht der letzte Hohmann sein, den wir erleben. Im Gegenteil: Je weiter die Große Katastrophe und das Große Verbrechen am Horizont verschwindet, desto mehr Normaldeutsche werden nach weißen (oder wenigstens frischgewaschenen bunten) Kleidern fragen.

Die Flecken des Großen Verbrechens werden nie mehr verschwinden, auch wenn sie vielleicht mit den Jahrzehnten blasser werden. Hohmanns Fehler war, daß er auf - eingebildete oder reale, das kümmert nicht - Flecken hinwies, auf die schon die Großen Verbrecher deuteten, und daß er dadurch die eigenen Flecken relativierte. Ich nehme es ihm ab, wenn er schreibt: "Der Kernsatz der Rede lautet: 'Weder die Deutschen noch die Juden sind ein Tätervolk.'"

Das Problem ist, daß das deutsche "Nicht-Tätervolk-Sein" vom jüdischen "Nicht-Tätervolk-Sein" qualitativ unterschieden ist.

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