23. Oktober 2002

Catherine de Hueck-Doherty in ihrem Buch Poustinia:
"The Holy Spirit, the Crimson Dove, the God of love, hovers over me like an immense and flaming bird. Perhaps it's not a bird at all. Perhaps it's a fire that I mistake for a bird."
Das "Changieren" der Symbole, in dem das eine das andere beleuchtet, jedes relativiert nicht auf sich hin, sondern auf die Wirklichkeit, die sich darin zeigt.
Symbolische Rede ist wahrscheinlich immer erzählend (narrativ) und betend (doxologisch), weil vor der Fülle der Wirklichkeit und vor der Fülle GOttes nicht kapitulierend-schweigend, sondern zum Sprechen aufgefordert.

4. Oktober 2002

Im Kursbuch 149 schreibt Martin Mosebach über seine Begegnung mit der Römischen Liturgie (des "Alten", "vorkonziliaren" Ritus). Die folgenden Sätze sind bemerkenswert:
"Ich bekenne mich offen zu der naiven Schar, die aus der Oberfläche, der äußeren Erscheinung, auf die innere Beschaffenheit und womöglich Wahrheit oder Verlogenheit einer Sache schließt. Die Lehre von den »inneren Werten«, die sich in schmutziger, verkommener Schale verbergen, kommt mir nicht geheuer vor. Daß die Seele dem Körper die Form und das Gesicht, seine Oberfläche verleiht, glaubte ich schon, als ich noch nicht wußte, daß dieser Satz eine Definition des kirchlichen Lehramtes war. Mit mediterraner Primitivität glaube ich, daß eine unwahre, verlogene, gefühllose Sprache keinen Gedanken von Wert enthalten kann. Was für die Kunst gilt, muß in noch viel höherem Maß jedoch das öffentliche Gebet der Kirche treffen; wo das Häßliche sonst nur auf das Unwahre schließen läßt, bedeutet es im Bereich der Religion die Anwesenheit des Satanischen."

Unser Gottesdienst ein Ort des Schönen, und nicht des Kunsthandwerks oder des Kitsches? Eine Zeit des Guten und nicht des Gutgemeinten? So soll es sein, und so ist es nicht. Ich würde mich Mosebach nicht darin anschließen, daß sich die Wahre Liturgie nur im Prä-Paulinischen Ritus finden läßt. Auch in der Neuen Liturgie ist Schönheit möglich, aber eben ach so selten auch vorhanden. (Aber das war vielleicht vor 50 Jahren in den normalen Gottesdiensten genau so...)
Allerdings wird mir mehr und mehr auch klar, wie unklar, verwaschen die Zeichensprache des Novus Ordo ist (und konzipiert wurde!!): die unklare Rolle des Priesters bei der Zelebration versus populum (Auf einer episkopalischen Website findet sich der Satz: "»Versus populum« seemed to fit where people were psychologically and socially in the 1960s and 1970s. Many were happy to see the priest as a kind of spiritual bar tender or friendly presiding officer who jovially faced them and served them divine food and drink."), die Klerikalisierung durch den Verlust von Stille und die neue Rolle der Predigt - und damit auch der schlechten! -, in Deutschland dazu die übliche Singmesse, bei der Gloria, Credo, Sanctus etc. fast gar nicht mehr gebetet werden und das Singen zum Hauptakt der participatio actuosa wird - das alles sehe ich nicht als Gewinn. Und da reden wir noch nicht von der Hausmacher-Liturgie der klerikalen oder laikalen Eigenmächtigkeiten, vom weitgehenden Verschwinden der alttestamentlichen Lesungen, wodurch der reich gedeckte Tisch des Wortes gleich wieder leer geräumt wird etc.
Das "Ja, auf die Knie, trotzdem" vom letzten Eintrag klingt heroisch und martialisch. Ich stelle mir vor, daß man es nur leise sagen kann, fast verzagend (aber nur fast), und nur darin, daß uns der Geist zu Hilfe kommt.