31. August 2007

Sentimentalität als anschlußfähige Religion

Immer diese Gleichzeitigkeiten...

Da liest man ein etwas älteres Interview des neo-katholischen Religionspädagogen und modernen Kirchenlehrers Hubertus Halbfas, der da sagt:

"Das kirchlich gelehrte, gefeierte und gebetete Christentum ist entschieden christologisch geprägt. Aber man muss bedenken, dass sich aus der Christologie alles machen lässt, wenn sie die direkte Verbindung zum historischen Jesus verliert oder aufgibt. Jesus war Jude, und er glaubte in jüdischer Weise an Gott. Eine Christologie darf an diesem unbezweifelbaren Befund nicht vorbeigehen. Eine Christologie, in die dieser Gottesglaube Jesu nicht eingebracht wird, ist eine Christologie ohne Jesus. Sie macht aus Jesus eine Kunstfigur. (...)

...und damit ist wahrscheinlich die entscheidende Umbaustelle benannt. Eine Baustelle, die mehrere Engpässe hat. Die Ostkirche betont stark die Erlösung auf Grund der Menschwerdung Gottes. Die Westkirche sagt: »... denn durch dein heiliges Kreuz und Leid hast du die Welt erlöst« und fokussiert so das Ganze auf den Tod Jesu hin. Aber an die biologischen Eckdaten eines Lebens - Geburt und Tod - das Erlösungsverständnis zu knüpfen ist ein problematischer Ansatz. Letztlich ist Erlösung theologisch, nicht christologisch zu verstehen: Der durch Jesus vermittelte Gott ist ein Gott der Liebe. Dieser Gott war immer schon Liebe, nicht erst seit Jesus. Und die Liebe Gottes ist das eigentlich Erlösende. In Jesu Verständnis muss diese Erlösung sich immer neu ereignen. Als gelebte Liebe, als Ermöglichung des Lebens.

(...) Dennoch müssen wir den Begriff Erlösung nicht aufgeben. Wir können sie als Befreiung verstehen und uns daran erinnern, dass auch die Märchen von Erlösung sprechen. Dort wird immer aus einer Gestalt der Uneigentlichkeit befreit. Jemand ist in ein Tier, eine Hexe oder einen Stein verwandelt. Aber die uneigennützige Liebe eines anderen kann ihn erlösen. Da begegnen sich christliche und allgemein menschliche Erfahrung.


Und kurz danach findet man in der Online-Ausgabe des "Merkur" einen lesenswerten Aufsatz von Norbert Bolz, der ganz direkt darauf antwortet - nicht als kirchlich, dogmatisch gebundener konservativer Katholik, sondern als Medientheoretiker:

"Die Religion des Letzten Menschen setzt die Auflösung und Rekombination der religiösen Traditionen voraus. Auflösung und Rekombination wohlgemerkt, denn nur Religion kann Religion ersetzen. Andere Äquivalente ignorieren entweder das Jenseits (so klassisch der Marxismus) oder das Diesseits (so täglich der Drogenrausch). Die religiöse Kombinatorik gerät um so überzeugender, je weniger dogmatischen Ballast sie mit sich schleppt; ihren Grenzwert markiert Émile Durkheims Paradoxie »Religion ohne Religion«.

Das Christentum ist hier nicht anschlußfähig; jedenfalls nicht in seiner kirchlichen Dogmatik. Deshalb ersetzt es den Skandal des Gekreuzigten zunehmend durch einen neutralen Kult der Menschheit. Der Humanismus der Kirchen kompensiert, daß sie die Themen Kreuz, Erlösung und Gnade aufgegeben haben. Was bleibt, ist Sentimentalität als letzter Aggregatzustand des christlichen Geistes."

30. August 2007

Zitat der Woche

"Ohne Frage: Die größte Erfindung in der Geschichte der Menschheit ist das Bier.

Ich geb zu, daß das Rad auch eine klasse Erfindung ist, aber es passt nun mal nicht so gut zur Pizza."

Sagt Dave Berry, sagt Julie D.

Wer hat's gesagt?

«Dieser Mann hat sich für uns ans Kreuz schlagen lassen!»

In einer dunklen Nacht

Jetzt, wo Mutter Teresas "Dunkle Nacht der Seele" es schon bis in die Lokalzeitungen und Bestsellerlisten schafft, war es ja wirklich nur eine Frage der Zeit, bis wir es mit Nachahmungstätern zu haben.

Tom Samuelson (Cheviot, OH) und sein Beichtvater sprechen über Toms "Dunklen Vormittag der Seele" - auf englisch, leider.

(Seriöser und ausführlicher zum Thema Carol Zaleski 2003 in First Things.)

Auf Seelensuche

Papst Benedikt zitiert in der Generalaudienz von gestern aus einem Loblied des hl. Gregor von Nyssa auf den Menschen:

„Nicht der Himmel ist nach Gottes Ebenbild geschaffen worden,
nicht der Mond, nicht die Sonne,
nicht die Schönheit der Sterne,
keines der anderen Dinge, die in der Schöpfung aufscheinen.
Nur du (die Seele des Menschen) bist zum Ebenbild der Natur gemacht worden,
die jede Vernunft übersteigt,
Ähnlichkeit der unvergänglichen Schönheit,
Abguss der wahren Göttlichkeit,
Gefäß des seligen Lebens,
Abbild des wahren Lichtes,
auf das schauend du das wirst, was Er ist,
da du durch den gespiegelten Strahl, der aus deiner Reinheit hervorgeht,
den nachahmst, der in dir glänzt.
Kein Ding, das ist, ist so groß, dass es mit deiner Größe vergleichbar wäre“
(Homilia in Canticum 2: PG 44,805D).

Ich glaube das alles ja auch, aber: Am Sonntag abend durchquerte ich in eigentlich guter, ganz und gar nicht misanthropischer Stimmung die Aschaffenburger Fußgängerzone, Ort des Stadtfestes. In den Mienen der Menschen, die mir entgegenkamen, war aber ganz und gar nichts Festliches und Frohes zu entdecken; Muffigkeit, Langeweile, Tristesse lag wie graue Schminke auf den Gesichtern. Tief drinnen müssen sich wohl auch die der wahren Schönheit ähnlichen, den Abdruck der echten Göttlichkeit tragenden Seelen versteckt haben (und mir gelingt es eigentlich in der Regel schon, einen Schimmer davon in den Augenwinkeln oder um den Mund derer, mit denen ich zu tun habe, auszumachen) - aber es war mindestens in diesen zehn Minuten nichts davon zu entdecken. Mindestens für mich. Ist auch die "imago DEi" im Auge des Betrachters?

Gregor und Benedikt sehen es anders. Ich werde üben müssen.

Jona und der Ball

Weil die Wirklichkeit immer grellbunter ist als wir sie uns ausmalen:

Der Golgotha Fun Park - Minigolf mal ganz anders, verkehrsgünstig am Highway 70 bei Cave City, Kentucky.

Aus der Beschreibung von Roadside America:

"Three white crosses loom near the parking lot and mark the final hole; to get there, determined players putt their way through the hazards and miracles of the Good Book. After renting a club and ball in the gift shop, eager Golgotha fans line up at hole #1, The Book of Genesis. The first nine holes are inspired by the Old Testament: Adam and Eve's expulsion from the Garden of Eden, Moses parting the Red Sea, Daniel and the Lion. A sign at each hole helpfully spells out the relevant Biblical passage.
Obstacles are standard mini-golf course tunnels, twists, and chutes. We're amused that the scenes are comprised of repurposed lawn ornaments and cement statuettes -- no priest-folk artist spent his life carving here. Jonah sits in the Whale's mouth, comfortable in shorts; a statue of St. Francis monitors porcelain animal pairs boarding the Ark. Old Testament stories make for better hazards, so the first nine holes are easy to identify without reading the signs.

Wie es scheint, ist die Einrichtung inzwischen leider geschlossen und wird umgebaut. (via Ironic Catholic)

29. August 2007

Im Schlafzimmer des Stellvertreters

Während sich der Pimpf Rolf H. auf seine künftige Karriere vorbereitete, kampierten und wohnten und überlebten 12.000 Menschen in der "Sommerresidenz" Pius' XII.

"Die päpstlichen Privatgemächer übrigens waren damals den Schwangeren reserviert, und so kamen hier etwa vierzig Kinder zur Welt - eine nie wieder erreichte Fruchtbarkeit im Schlafzimmer eines Papstes." (Alexander Smoltczyk in seiner Spiegel Online-Kolumne)

28. August 2007

Das Immer-wenn-ich-Ralf-Rothmann-lese-muß-ich-darüber-posten-Posting

Egal ob Terry Pratchett, Elizabeth George oder Joanne Rowling: Autoren und Leser mögen es, wenn das Romanpersonal konstant bleibt.

Bei Ralf Rothmann bekommen die jungen Männer, die allesamt in der Nachpubertät und der frühen Erwachsenenzeit stecken, ihre Kindheit oder einen Teil davon im Pott verbracht haben und Kontakt zur katholischen Kirche hatten, immer einen anderen Namen und schaffen es neuerdings bis nach Berlin. Lolly, dessen Geschichte ich momentan lese, ist ein bißchen altklug, ein guter Beobachter und ironisch-prägnanter Formulierer(kein Problem, wo er doch mit des Autoren Augen sieht und seiner Zunge spricht...) - also ein typischer Rothmann-Sohn.

Und wie fast immer habe ich auch bei "Flieh, mein Freund" das Gefühl, die Welt wird transparent.

Vorsicht! Bloggende Theologen von vorn!

Die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen veranstaltet ihre 6. Internet-Werkstatt mit Einführung u.a. in Wikis, Blogs Mash-Up-Technologien und Web 2.0 ("Communitybildung für den Interneterfolg").

Gestaltet wird das ganze von Jürgen Pelzer, dessen "Programmschrift" hier (pdf - ich habe sie selber noch nicht gelesen) herunterzuladen ist.

Weil diejenigen angesprochen sind, die in ihrem seelsorglichen Hauptberuf solche Technologien entsetzen könnten, ist gleich von "Internet-Strategien", "Internet-Erfolg" und "zielgruppenspezifischem Aufbau" die Rede. Kein Problem damit. Aber um es so ähnlich wie der BxxD-Blog auszudrücken: "Jede Technologie braucht ein paar Verrückte, die sie aus Spaß ausprobieren." Und die nicht gleich auf den Erfolg schielen und andere auf ihre Strategie einnorden. Nicht daß ich das Jürgen Pelzer oder den St. Georgener Jesuiten unterstelle.

Aber wir kennen ja Beispiele, wo wir das Gefühl hatten, daß eine Gruppe begabter und begeisterter Mitchristen ins Netz stürzten - so als ob das Web - egal ob 1.x oder 2.0 - die ganze Zeit auf sie gewartet hätte. Mit dem anarchischen, vergleichsweise herrschaftsfreien Web zurechtzukommen scheint für Apostel nicht immer ganz einfach.

Meine Tipps fürs katholische Web 2.0:

- Steht fest im Glauben.
- Macht einfach.
- Habt was zu sagen.
- Findet Euern Stil - meine Variante von: Seid authentisch.
- Seht Eure "visitors" nicht als Apostolatsopfer, sondern begegnet ihnen auf gleicher Augenhöhe.
- Seid bereit, Euch zu exponieren.
- Spielt nicht Polizei.
- Regt Euch nicht auf.
- Wenn's geht: Haltet durch, mit langem Atem.

27. August 2007

Die erste schlechte Nachricht der Woche

fono macht den fonolog zu.

Nun gut, es steht ja schon beim Prediger:

"Alles hat seine Zeit
und ein jegliches Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:

Blog schreiben hat seine Zeit,
Blog schließen hat seine Zeit. ..

Man mühe sich ab, wie man will,
so hat man keinen Gewinn davon."


Nun, wenigstens mit dem letzen Vers hat er nicht recht, der alte Pessimist Kohelet. Denn fono hat ja oft genug kleine Senfkörner der Freude, der Frömmigkeit, des guten Geschmacks und des klaren Wortes ausgestreut, die wohl auch im Reich der Gnade nicht folgenlos geblieben sind.

DEO et fono gratias.

24. August 2007

Ich bin der Was-immer-ihr-wollt-daß-ich-bin

The Fishermen.

Da darf man wirklich nicht zu schwach sein. Aber wer weiß schon genau, wo die Frömmigkeit aufhört und Geschäftssinn, Blasphemie oder Absonderlichkeit anfängt?

Buchanfangserkennungsquiz

Mit 69 % richtig erkannten Buchanfängen (15 aus 22) liege ich im ZEIT-Quiz zwei Fragen besser als der Schnitt. Which makes my day - so far.

Der Anfang des letzten Buches, das ich gekauft habe, lautet übrigens:

"Mach nicht den Fehler und leb zu lang."

und wäre damit durchaus würdig, ins Quiz aufgenommen zu werden.

23. August 2007

Die echte ökumenische Nähe

Den folgenden Ausschnitt aus einem Brief von C.S. Lewis wollte ich schon länger bloggen, seit ich ihn in First Things gelesen habe, in einem kurzen Text des evangelikalen Theologen Timothy George zur (Re-)Konversion seines Freundes Francis Beckwith:

C.S. Lewis once wrote to a woman who had converted to Catholicism. What Lewis wrote to her, I would like to say to Francis Beckwith:

“It is a little difficult to explain how I feel that though you have taken which is not for me, I nevertheless can congratulate you – I suppose because of your faith and joy which are so obvious increased. Naturally, I do not draw from that the same conclusions as you – but there is no need for us to start a controversial correspondence! I believe we are very dear to one another but not because I am at all on the Rome-ward frontier of my own communion. I believe that in the present divided state of Christendom, those who are at the heart of each division are all closer to one another than those who are at the fringes.”


Der ganze Artikel von George hier.

Rückeroberung des Heiligen - die Berichte III

Regina Einig bekommt in der Tagespost viel Platz für einen erhellenden Bericht über die Frankfurter Veranstaltung: Die belebende Wirkung der Konkurrenz.

(Nur ein Schelm denkt Böses beim Timing des Interviews der Welt mit Kardinal Lehmann am vergangenen Montag. Und nur der gleiche Schelm fragt sich, wie der Kardinal seinen Satz:

Dabei ist zu beachten, dass die Messfeier nach dem Missale Romanum von 1962 nur geeigneten Priestern erlaubt ist. Darüber entscheidet der zuständige Bischof.

mit Artikel 2 von Summorum Pontificum harmonisiert...)

Wer ist schon gerne fromm?

Zufällig gefunden: Die Dissertation von Kirsten Krull: Lieber Gott, mach mich fromm ...: Zum Wort und Konzept “fromm” im Wandel der Zeit (Universität Umea, 2004; pdf mit 942 kB).

Wenn ich es richtig verstehe, analysiert sie das semantische Feld des Wortes "fromm" mit den Mitteln einer historischen und kognitiven Linguistik, kontrastiert es dabei mit dem entsprechenden semantischen Feld des schwedischen Wortes "from", und untersucht damit, wie unterschiedliche Haltungen zu christlichen Religion über die Jahrhunderte hinweg verbalisiert wurden und werden.

Klingt auf den ersten Blick nicht sooo interessant, aber ein Blick hinein lohnt sich...

Wenn schon, denn schon

Vielleicht müsste den Leuten von "Tierbestattung im Rosengarten" mal jemand sagen, daß sich ihre Webadresse www.kleintierkrematorium.de neben der stilisierten Rose und dem stimmungsvollen Namen ein bißchen sehr direkt ausnimmt, wenn man auf der Autobahn hinter ihrem Kleintransporter (Leichenwagen?) herfährt.

Hinter die Küchentür

Von den vielen Warnungen aus früheren Jahrhunderten, Bücher zu stehlen, dürfte die folgende aus einem englischen Stundenbuch eine besonders beeindruckende (und wirksame?) sein:

He that stelles thes boke he shalbe hanked apon an hoke behend the kechen door.

(Quelle)

22. August 2007

Am Anfang waren es mehr ...

... als die zehn, die wir kennen. Aber zum Glück für Katecheten und Katechisten war der gute Mose ein bißchen täppisch.



(via Locusts & Honey)

Du hast eine Aufgabe, Seele!

Der Papst in seiner Mittwochskatechese über den Hl. Gregor von Nazianz:

"Gregor fühlte also das Bedürfnis, sich Gott zu nähern, um die Müdigkeit seines Ich zu überwinden. Er hat den Schwung der Seele erfahren, die Lebhaftigkeit eines einfühlsamen Geistes und die Unbeständigkeit des vergänglichen Glücks. Für ihn hat im Drama eines Lebens, auf dem das Bewusstsein der eigenen Schwäche und Armseligkeit lastete, die Erfahrung der Liebe Gottes immer die Oberhand behalten. Du hast eine Aufgabe, Seele, – sagt der hl. Gregor auch uns –, die Aufgabe, das wahre Licht, die wahre Höhe deines Lebens zu finden. Und dein Leben besteht darin, Gott zu begegnen, der nach unserem Durst dürstet."

Rückeroberung des Heiligen - die Berichte II

Auch die "Rundschau" war dabei, nicht bloß die FAZ:

Christian Schlüter: Und wenn der Kirchturm umfällt

Matthias Arning: Mosebach, andächtig

Das Resümee des Abends von Christian Schlüter:

War das nun ein Streit? Kaum. Zum Schluss stimmte auch der Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards zu, dass die in Punkto Liturgie reformerischen Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils einer Reform bedürfen. Eine Reform der Reform also: Schnell einigten sich die Herren, dass liturgische Formen wieder strenger eingehalten werden sollen, ganz gleich ob sie in der Muttersprache oder auf Latein praktiziert werden, der Gottesdienst sei schließlich kein Kindergeburtstagsfest mit Topfschlagen. Nur die eigentlich Frage des Abends wurde damit nicht beantwortet.

Denn der Streit ums Latein berührt etwas ganz anderes, eher religionspsychologisches: Soll die Kirche bloß ein Wohlfühlort oder eine Stätte der Herausforderung und Prüfung des Glaubens sein? Diese Frage berührt die "Wahrheit des Glaubens", von der Papst Benedikt immerzu spricht.

Cool - und trotzdem katholisch (Oder war's umgekehrt?)

Vorarlberg erfährt von der Pfarre des Hl. Blogus und den katholischen Bloggern hierzulande.

Catholicism Wow bekommt die verdiente Empfehlung. Yours truly findet sich - ich geb's zu: zu meiner Genugtuung - auch erwähnt.

Ein Update wäre nicht schlecht: Der Saintly Salmagundi-Blog von Fr. Bryce Sibley wird leider seit Mai 2005 nicht mehr fortgeführt. Leider...

(Und eine Ahnung steigt auf: Ist das vielleicht die Wiederöffentlichung eines früheren Artikels über die katholische Bloggerszene?)

Rückeroberung des Heiligen - die Berichte

Ein Hinweis an die Zeitungskäufer: Heute bringt die FAZ zwei Berichte zur Diskussion im Frankfurter Haus am Dom, einen von Patrick Bahners im Feuilleton, einen zweiten von Stefan Toepfer in der Rhein-Main-Zeitung.

Nebenwirkungen

Der Curt Jester stellt fünf überraschende Nebenwirkungen von Summorum Pontificum vor. Ins Deutsche übertragen, mehr oder weniger frei:
  • Man (und wir lassen mal offen, wer da alles dazu gehört) interessiert sich wieder für die Kenntnis und das Befolgen der liturgischen Rubriken, mindestens bei der außerordentlichen Form des Lateinischen Ritus.
  • Man sorgt sich um die Zahl der Gottesdienstbesucher, nachdem die fallende Zahl der Mitfeiernden bei der reformierten Liturgie keine ähnliche Sorge hervorgerufen hatte.
  • Man trägt Sorge, daß die Priester das Latein wieder angemessen beherrschen. Wenigstens wenn sie die 1962er Messe feiern wollen.
  • Man hat wieder erkannt, was das Wort "außerordentlich" bedeutet. Vielleicht ist das ein Schritt zur Erkenntnis, daß es diese diese Bedeutung auch im Ausdruck "außerordentliche Spender der Heiligen Kommunion" (vgl. Redemptionis Sacramentum Nr. 154 - 160) besitzt.
  • Manche Bischöfe sorgen sich mehr als vorher, wie die Liturgie in ihren Bistümern gefeiert wird und wollen sogar ihre Priester daraufhin testen. Vielleicht bringen sie eines Tages die gleiche Sorge auch für die korrekte Feier der ordentlichen Form des Lateinischen Ritus auf.

Das ist natürlich überspitzt und satirisch. Aber tut sich nicht doch was, wenn einer der großen und angesehensten zeitgenössischen deutschen Liturgiewissenschaftler, nämlich Albert Gerhards, mit dem Satz zitiert werden kann:

"Ich wünsche mir schon, daß das Heilige in der Messe stärker zum Ausdruck kommt."?

21. August 2007

Polka-Messen

Wir können dem Kollegen von den "Schleichwegen zum Christentum" leider nicht mit Father Frank Perkovich und seinem "Polka Mass-ters Orchestra" dienen, aber vielleicht hat er auch daran seine Freude:



oder daran:



Und an dieser musikalisch unterlegten Slideshow genauso. (

Die andere Hälfte der Wahrheit

Gerhard Lohfink zu den fünf Antworten der Glaubenskongregation und dem Aufruf von Eberhard Jüngel, am besten gar nicht darauf zu reagieren:

"Also: Das Evangelium hören, ihm glauben, es verkündigen, für das Evangelium in der Welt tätig werden – und im übrigen dem Evangelium nichts hinzufügen. Ach, wenn die Dinge theologisch nur so einfach wären, wie sie Jüngel hier darstellt! Was er sagt, ist richtig. Es ist sogar schön. Aber es ist leider nur die halbe Wahrheit.

Denn die Kirche hat von Anfang an gewusst, dass es nicht nur darauf ankommt, die Inhalte des Evangeliums unverfälscht zu verkünden. Sie wusste genauso, dass sie dazu bevollmächtigte Verkünder braucht."


Mehr in "Heute in Kirche und Welt", der Zeitschrift der Katholischen Integrierten Gemeinde.

17. August 2007

Die sechs Schutzpatrone ...

... der Graphikdesigner sind zwar schon seit ein paar Jahren ernannt, aber bei uns in deutschen Landen doch noch weithin unbekannt.

Das kann sich ändern.

Mehr Information und dazu Biographien, Bilder, Reliquien und Devotionalien gibt es hier.

"Rückeroberung des Heiligen"

Parallel zur Implementierung die öffentliche Diskussion: Am kommenden Montag, 20. August um 19.00 lädt der Frankfurter Domkreis zu einem "Streitgespräch" ins Haus am Dom.

Mit Martin Mosebach und Robert Spaemann streitet auf jeden Fall schon mal der Bonner Liturgiker Albert Gerhards, ggfs. auch der Kirchenhistoriker Arnold Angenendt.

Mehr Infos hier.

(Leider ohne mich - an diesem Tag bin ich nicht in Mainhattan...)

16. August 2007

Neues Geistliches Lied

Mark Olson singt mit seinen Creek Dippers den Salvation Blues:



"There’s such joy and sweet moments
To be found in this world
We know they’ll come to an end
Just how makes our hearts hurt
Salvation Blues
And these blues will help us all."

It's nunc aut numquam

Summorum Pontificum-kompatibel sozusagen singt der finnische Literaturprofessor Jukka Ammondt die carmina Regis, sagt uns der Spiegel. Aber doch hoffentlich nur die Songs von vor 1962. Und nur vor einer stabilen Gruppe von mehr als 25 Fans, nach klarer Vorab-Ankündigung und mit volkssprachlicher Hinführung.

"Seine musikalische Karriere begann der Brecht-Experte Anfang der neunziger Jahre mit finnischem Tango auf Latein. 2001 nahm er eine Platte auf Sumerisch auf, der seit langem nicht mehr gesprochenen Sprache Mesopotamiens. Und auch hier durfte Elvis nicht fehlen: 'Blue Suede Shoes' auf Sumerisch klingt noch hinreißender als auf Latein."
Wow!

Der katholische Elvis

Nach dem großen Hochfest des gestrigen Tages gedenken wir heute des Heimgangs unseres Bruders Elvis Aaron Presley vor 30 Jahren.

Father Nicolas Schofield bedenkt uns aus diesem Anlaß in seinem Blog mit fünf (eigentlich sogar sechs!) "katholischen Tatsachen über Elvis":

Einmal war da ein Auftritt im "Pfarrsaal" von St. Mary's, Helena, TN mit anschließendem Rauswurf durch den zuständigen Priester. Die Details, soweit sie sich noch rekonstruieren lassen, beim Catholic Explorer, dem Diözesanblatt des Bistum Joliet, AR.

Dann gibt es Mutter Oberin Dolores Hart OSB, die mit dem "King" in "Loving You" und "King Creole" auftrat und fünf Jahre danach bei den Benediktinerinnen in Bethlehem, CT, eintrat.

Weiter gibt es einen Auftritt von Elvis in einer noch-nicht-ganz-konziliar-reformierten Messe bei YouTube zu besichtigen, die Schlußszene seines letzten Films "Change of Habit" ("Ein himmlischer Schwindel"). PTL!



Den Rosenkranzsong von Elvis dürfte wohl auch kaum jemand kennen; er stammt aus dem 1972er Album "Elvis Now":

Oh blessed mother we pray to thee
Thanks for the miracle of your rosary
Only you can hold back
Your holy son's hand
Long enough for the whole world to understand
Hail, Mary full of grace
The Lord is with thee
Blessed are thou among women
And blessed is the fruit of thy womb, Jesus
Oh holy Mary dear mother of God
Please pray for us sinners
Now and at the hour of our death
And give thanks once again
For the miracle of your rosary


Und dann war da noch das eine der beiden Bücher, die er kurz vor seinem Tod las: "A Scientific Search For The Face Of Jesus" von Frank O. Adams. (Das andere soll "Sex and Psychic Energy" geheißen haben.)

Nummer sechs ist die Feststellung, daß es tatsächlich einen Hl. Elvis gab, einen frühen, keltischen Bischof von Munster in Irland.

Da hört man doch manches mit anderen Ohren, oder?

15. August 2007

Maria - ein Versuch anläßlich des 15. August

Weil Thomas eine Umfrage anregt und es mir eine Herzenssache ist, anbei der Versuch einer Scipionischen Mariologie in nuce:

Vorausgesetzt, der Mensch, jeder Mensch, ist, wie er und sie ist: nicht nur begrenzt, gebunden an Raum und Zeit, sondern auch zerbrochen, angeknackst, mit einem Riß mitten im Herzen, unfähig zur völligen, restlosen, dauerhaften Verfügung über uns selbst;

vorausgesetzt, das sei gegen die Intention, gegen den ursprünglichen Plan GOttes;

vorausgesetzt, GOtt wollte Mensch werden in SEinem Sohn, inmitten SEines Volkes, um den Menschen zu heilen und über die Wiederherstellung der zerbrochenen Ganzheit hinaus die Menschen, jeden Menschen, mit SIch selbst beschenken;

vorausgesetzt auch, ER wollte diesen SEinen Plan den Menschen nicht aufoktroyieren, sondern in ihrer Mitte aufgenommen werden, wenn schon nicht von allen, dann wenigstens von einem Menschen mit ganzem, ungeteilten Herzen, in völliger Freiheit:

dann ist es nicht ganz weit hergeholt, wenn wenigstens eine von uns - im Hinblick auf die zu geschehende Heilung und im Voraus - wieder werden durfte wie ER uns schon immer gedacht, konzipiert hatte: fähig zum Ja. Fähig zur ganzen Hingabe unsererselbst. Fähig zum Ein-für-alle-Mal.

Dieser Mensch, eine von uns, an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, aber ohne den Riß mitten durchs Herz, verwirklichte dieses Konzept, um dann in einem bestimmten Moment Ja sagen zu können, an unserer Stelle, für uns alle. Ein-für-alle-Mal.

Dieser Mensch, diese Frau gebar den Sohn GOttes, bei ihr lernte ER leben, sprechen, lieben, denken. Beten. Und sie lernte in SEiner Schule: beten, lieben, glauben. Bis der Stein vors Grab gerollt wurde, nach den dunklen Stunden oben auf dem Hügel vor der Stadt. Bis zu den ersten Berichten, daß das Grab leer sei, und dem "Ich habe ihn gesehen. Er lebt."

Und über den Abschied hinaus lebte sie ihr Ein-für-alle-Mal inmitten der Gemeinde, der Kirche, in Seiner Gegenwart, bis sie auch in jene Nacht ging, die für sie keine Nacht mehr war, sondern strahlend heller Tag. Denn der Tod war keine Strafe mehr und kein Abgrund, sondern Übergang, Hinübergang, Passah. Wer heil ist, darf alles mitnehmen, Leib und Seele. Noch ist sie die einzige, die ganz bei IHM ist, der den Weg vor ihr ging, ihn öffnete, gangbar machte für uns. Aber sie wartet. Und holt uns. Nunc et in hora mortis nostrae. Jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Nicht ausgeschaltet vom Tod, sondern endlich nicht mehr an Raum und Zeit gebunden. Nur an IHN.

Verstehen

Für und über Focolare gesagt, aber durchaus mit größerer Reichweite, scheint mir:
"Wer sich der Bewegung anschließt, antwortet sicher auf einen Ruf. Wenn die Bewegung oder ihre Spiritualität vorgestellt werden, gibt es fast immer einige, die verstehen und die Schönheit, die Neuheit dieses Charismas erkennen. Sie fühlen sich gedrängt, es sich zu eigen zu machen. Andere verstehen es nicht." (Chiara Lubich)

14. August 2007

Assumptions on the Assumption...

... Mutmaßungen über die Aufnahme Mariens in den Himmel, so ließe sich die Predigt betiteln, die es bei uns in der Vorabendmesse zu hören gab:

Am 15. August steht nämlich, so hörten wir, die Gleichwertigkeit von Mann und Frau im Mittelpunkt - ist doch nach dem auferstandenen Leib Jesu auch der Leib einer Frau am Endziel angekommen.

Außerdem geht es um unsere Beziehung zur Mutter Erde: Können wir ihr überhaupt noch trauen nach den Naturkatastrophen der letzten Zeit, nach Unwettern und Überschwemmungen?

Und die dritte Botschaft: Vergötzt Maria und die anderen Heiligen nicht.

Letzteres wurde den Gottesdienstbesuchern, zum Großteil ältere Frauen und Männer, schon einige Jahrzehnte abgewöhnt, wenn die Gefahr denn je real war. Um Gottes willen sich nicht an Maria binden, sie nicht lieben (höchstens im Lied) - und konsequenterweise kann man vor ihrem Bild schon über 20 Jahre keine Kerze mehr entzünden...

Mit der Mutter Erde und ihrer Lebenskraft ist es in unserer 60er-Jahre-Kirche auch nicht so weit her; da quillt nichts, da wächst nichts, da schlängelt und rankt nichts. Weiße Wände, silberne Metallsäulen. Natur gibt es draußen und in Form einer Blumenmischung: Echte und künstliche, schon zusammengesteckt. Keine Angst, daß wir Mutter Erde zu sehr trauen - die Anarchie der Kräutersträuße, die zu Ehren der virgo virida, der grünen Jungfrau, gepflückt, verteilt und in die Dachstühle gehängt werden, dauert nur ein paar Stunden. Morgen, um 10.30 Uhr ist das Chaos vorbei, dann geht es wieder reinlich zu. Achso, am Rande: Auf Mutter Erde ist kein Verlaß, das wussten Menschen schon immer - schon bevor es die Tagesschau und Katastrophen-Sondersendungen gab. Sie wussten nur nicht immer, ob sie sich ihr an den vollen, weichen, warmen Mörderbusen schmeißen oder sich von ihr emanzipieren sollten.

Daß Frauenleiber genauso in den Himmel gehören wie die von Männern, ist leicht zu glauben - wenn man es mal geschafft hat, das Geheimnis zu akzeptieren, daß es nach der Auferstehung immer noch (oder gerade erst?) so etwas gibt wie einen Leib. Wir kehren nicht zum Großen Geist zurück, sondern zu dem, der seine Striemen und Wunden mitgenommen hat in die Herrlichkeit GOttes.

13. August 2007

Ehre sei GOTT für alle Dinge

Eine sehr schöne Version des orthodoxen Akasthistos-Hymnus, leider nur auf Englisch, bei Father Stephen Freeman, einem orthodoxen Priester aus Tennessee.

Hier als Kostprobe der Ikos 2:

IKOS 2

You have brought me into life as if into an enchanted paradise. We have seen the sky like a chalice of deepest blue, where in the azure heights the birds are singing. We have listened to the soothing murmur of the forest and the melodious music of the streams. We have tasted fruit of fine flavor and the sweet-scented honey. We can live very well on your earth. It is a pleasure to be your guest.
Glory to You for the feast-day of life.
Glory to You for the perfume of lilies and roses.
Glory to You for each different taste of berry and fruit.
Glory to You for the sparkling silver of early morning dew.
Glory to You for the joy of dawn’s awakening.
Glory to You for the new life each day brings.
Glory to You, O God, from age to age.

ODE 3

It is the Holy Spirit Who makes us find joy in each flower–the exquisite scent, the delicate color — the beauty of the Most High in the tiniest of things. Glory and honor to the Spirit, the Giver of Life, Who covers the fields with their carpet of flowers, crowns the harvest with gold, and gives to us the joy of gazing at it with our eyes. O be joyful and sing to Him: Alleluia!

Referenzlink

Viel Wissenwertes um das Motu Proprio zur "Alten Messe" auf einen Platz zusammengetragen hat die Website summorum-pontificum.de.

Da fehlt nur noch eine deutsche Ausgabe von Father Zuhlsdorf, der die Schreiben von deutschen Bischöfen und Diözesen genauso auf die Zwischentöne und etwaiges gobbledygook abhorcht wie das amerikanische Original.

Geplante Antwort an einen Liturgiereferenten

Auch wenn einige Diskutanten bei kath.net Zweifel hatten: Ich habe während und nach dem mißglückten Kommunionhelferseminar (vgl. meinen Bericht) nicht nur still gehalten.

Heute abend wird die folgende Antwort auf die Antwort des Referenten auf meinen Brief abgeschickt werden:

Sehr geehrter Herr X,

jetzt hat meine Antwort ein paar Wochen auf sich warten lassen, aber das werden Sie mir nachsehen.

Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie so ausführlich auf meine Kritik geantwortet haben, auch wenn ich Ihnen in vielem genauso wenig zustimmen kann wie Sie mir.

Meine Kritik bezog ausdrücklich nicht auf Titel und Thema Ihrer Fortbildung; mir ist völlig klar, dass Schwerpunkte gesetzt und Perspektiven ausgewählt werden sollen. Es ging mir einzig und allein um den Inhalt, und der wird auch durch ein wörtliches Zitat aus Sacrosanctum Concilium nicht besser.

Es sei Ihnen um die Erfahrung Jesu Christi in der Alltagswelt gegangen. Schön und gut. Aber vielleicht hätte sich das besser und durchaus noch dem Fassungsvermögen der Teilnehmer entsprechend vermitteln lassen, indem man das Außergewöhnliche und Einmalige nicht mit dem Gewöhnlichen und allzu leicht Spießbürgerlichen erklärt, sondern indem man Alltagserfahrungen in ihre Grenze führt? Immerhin feiern wir nicht die Mittag- und Abendessen Jesu nach, sondern sein Passahmahl, das wiederum einen welt- und geschichtsentscheidenden Event vorausnimmt und vorwegvollzieht. Wenn ich das richtig sehe, war schon das Passah-Mahl eines der festlicheren Mähler des jüdischen Jahres und feierte überdies den Gottgewollten Abbruch des alltäglichen Lebens – also gerade keine Alltagserfahrung, sondern ein ritualisiertes Durchbrechen des Alltäglichen.

„Mit uns als lebendigen Personen“ hat die Eucharistie sehr wohl zu tun – aber machen wir als „lebendige Personen“ nicht gerade Erfahrungen und Glaubenserfahrungen, die sich mit einem netten Beisammensein im Wohnzimmer nicht auflösen lassen, sondern vielmehr nur durch die reale Gegenwart, die wirkliche Begegnung mit Jesus, dem Sohn Gottes, der uns eben auch nur als Gott wirklich im Hier und Jetzt und So (und nicht nur in unserer Erinnerung) gegenwärtig werden kann? Meine These ist, dass eine Gemeinde, die ihre Eucharistiefeier tatsächlich zentral vom Wohnzimmer her verstehen würde, die tatsächlichen Erfahrungen ihrer Mitglieder nicht ernst nimmt. Wir haben eh schon zu viele Klischees in den Köpfen: Seien wir vorsichtig, ein weiteres einzupflanzen, und sei es in bester Absicht.

Ihre Ansicht zur sicheren Verfügbarkeit zentraler Themen der kirchlichen Lehre von der Eucharistie kann ich leider aus meiner Erfahrung in verschiedenen deutschen Gemeinden, auch am Untermain, nicht teilen. Das mag Zufall sein und von konkreten Personen abhängen. Aber machen Sie doch einmal eine Umfrage – auch unter Ihren Kursteilnehmern – und ich vermute, dass Sie trotz kirchlicher (Erst-)Kommunionkatechese und Erwachsenenbildung (oder vielleicht gerade deswegen?) eher eine Lightversion katholischen Eucharistieverständnisses zu hören bekommen. – Nein, ich erwarte nicht, dass jeder Katholik eine dogmatisch richtige Antwort gibt, und ich weiß auch, dass es Pastoral und Katechese schwer haben und das Ohr des „modernen Christen“ (was auch immer das für eine Züchtung sei) trotz aller Experimente kaum treffen. Aber dass es um die Gegenwart Jesu geht, die realer, wirklicher ist als der Tisch, an dem ich sitze, um die Präsenz von Kreuz und Auferstehung, und nicht nur um einen Hinweis, ein Zeichen, eine Erinnerung, um heiliges Brot (wie es in der Erstkommunionkatechese häufig, zu häufig heißt), das sollte noch drin sein, oder? Wenn es das nicht mehr ist, dann wäre es an der Zeit für eine Wiederholung…

Summa summarum: In der jetzigen Form kann ich Ihr Seminar nicht weiterempfehlen – trotz Ihrer Erläuterungen. Aber ich bin gerne bereit, mein Urteil zu revidieren - wenn es etwas zu revidieren gibt.

Mit herzlichen Grüßen,

scipio

11. August 2007

Resourcenplanung?

Gerade wenn man sich durch etwas trockenere Zeiten schlägt und wenn Durchhalten angesagt ist, dann ist es - wie man früher gesagt hätte - erquickend und tröstlich zu sehen, daß der Heilige Geist keine Pause macht, sondern unablässig weht: über Wien, und anderswo nicht weniger.

Vielleicht zieht ER ja am einen Ende Resourcen ab, um sie am andern Ende einzusetzen. Und weil wir ja im Einen Leib des HErrn enger verbunden sind als wir meinen, freuen wir uns drüber und bitten schüchtern, ER möge das bißchen Gute, das uns gelingt (und das ja auch schon SEin Geschenk ist), nach seinem Gusto verwenden.

9. August 2007

Fledermob



Genau deswegen sagte meine Mama immer: Macht die Fenster zu, wenn's dunkel wird. (gefunden bei der Riesenmaschine)

Wie der Tanz dem Stummen

Ein Hinweis von Fr. Neuhaus in seiner Kolumne "The Public Square" der gedruckten Ausgabe von First Things erinnerte mich an die folgende schöne Passage aus der "Geschichte eines Vaters" von Andre Dubus.

Ich hatte ja vor einiger Zeit mal versucht zu beschreiben, meinen Bewußtseinszustand während der Messe zu beschreiben, und bin mir immer noch nicht sicher, ob mir das damals einigermaßen geglückt ist. Dubus versucht es auch, für seine Figur Luke Ripley - natürlich gelungener, immerhin war das als Schriftsteller ja sein Beruf. Und regelmäßiger Kirchgänger war er sowieso:
"Und in St. Johannis dann feiern Pater Paul, fünf oder sechs Getreue und ich die Messe.

Halten Sie mich nicht für einen vergeistigten Menschen, dessen Gedanken während dieser fünfundzwanzig Minuten völlig eins mit der Botschaft der Messe sind. Jeden Morgen versuche ich es, jeden Morgen scheitere ich und weiß, daß ich stets ein Geschöpf sein werde, das sich, während es Pater Paul und den Altar ansieht und Gebete murmelt, von Rühreiern, Pferden, dem Wetter und Erinnerungen und Tagträumen ablenken läßt, die nichts mit dem Sakrament zu tun haben, das ich gleich empfangen werde. Ich kann sie jedoch erfahren, die Eucharistie, und auch, während der Messe und zu anderen Zeiten, Momente, ja sogar Minuten tiefer Versunkenheit. Aber ich kann mich nicht so versenken wie andere; und wenngleich ich so meinen eigenen Versäumnissen ins Gesicht sehen und sie mir verzeihen muß, habe ich durch sie die Notwendigkeit und das Wunder des Rituals gelernt. Denn das Ritual erlaubt es denen, die sich nicht vom Weltlichen befreien können, das Geistige zu zelebrieren, so wie es der Tanz dem Stummen ermöglicht, die Liebe zu zelebrieren." (Andre Dubus: Sie leben jetzt in Texas.- Hamburg: rororo, 1996, S. 226f.)

7. August 2007

Ständchen

Ein guter, alter Freund, der das Glück hatte, Gillian Welch und David Rawlings in Stockholm live zu erleben, hat mir einen Link zum AT&T Blue Room zukommen lassen, wo es einen Live-Mitschnitt von einem Freiluftauftritt der beiden zu sehen gibt. Auf dem Programm u.a. I Want to Sing That Rock'n'Roll, Key to the Kingdom und eine Version von Jackson, die John und June ziemlich alt aussehen lässt.

Enjoy!

Mit Verspätung ...

Am 27. Juli war mein 5. Bloggeburtstag.

Mit BlogBirthday hätte ich bestimmt dran gedacht...

Und dann war da noch ...

... jene Priesterin der amerikanischen Episkopalkirche, die von sich sagt, daß sie hundertprozentig Muslimin und hundertprozentig Christin sei.

Nicht alle Christen, Muslime und andere Experten sind davon überzeugt, daß das so geht. Ihr Bischof ist da nicht so kompliziert:
"Redding's bishop, the Rt. Rev. Vincent Warner, says he accepts Redding as an Episcopal priest and a Muslim, and that he finds the interfaith possibilities exciting."
Ihr disziplinarischer Vorgesetzter hat ihr trotzdem ein Jahr Denkpause verordnet. (via First Things: On the square)

6. August 2007

Christen in China

John Allen über den spirituellen Boom in China, evangelikale Erfolge und den schweren Stand der katholischen Kirche. (Mit Dank an Blogleser R.M.)

Eight O-Seven

Man kann ja echt nicht wissen, und vielleicht ist es morgen wirklich so weit, daß Babylon, die Große, als da ist Roma, genannt der Vatikan, untergeht - und daneben auch noch andere Städte und Länder rund um das Mittelmeer. Das sagt uns jedenfalls diese Seite des weltweiten Netzes. Entsprechende Offenbarungen laufen seit gut 20 Jahren...

Ich wollte es nur gesagt haben, damit sich nachher keiner beklagen kann, er hätte es nicht gewusst...

Rätsel des Glaubens



"Ich bin o.k., du bist o.k. - aber was macht er dann da oben?" (via Dymphnas Well)

5. August 2007

Milieuübergreifend

Gemeinden in Deutschland sind ganz ganz stark von ihrem Milieu geprägt. Das wissen wir nicht erst seit der SINUS-Studie.

Umso mehr hat es mich gestern wieder gefreut, als ich in der Messe inmitten meiner alten Bekannten aus der mittleren Mittelklasse (auf SINUS: bürgerliche Mitte und Traditionsverwurzelte) jene ca. 50jährige Frau wiedersah, die sich den heiligen Leib des HErrn direkt auf die gepiercte Zunge legen lässt.

Abortion International

Ralf verlinkt auf ein Interview von Radio Vatican mit dem Pressesprecher von Amnesty International Schweiz.

Schade, daß RV diese Antwort:
"RV: Die Kirche sagt aber, ihr Einsatz für das Leben des Kindes ist keine religiöse Sonderposition, sondern allgemeingültig:

AI: Das ist natürlich die Position der Kirche, darüber können wir nicht diskutieren, denke ich, weil sie da eine völlig andere Grundlage haben, das ist uns bewusst, das können wir auch nicht verändern. Wir insistieren auf den Menschenrechten und kommen aufgrund dieser Situation zu einer anderen Position."
ohne Schlucken akzeptiert hat und nicht nachfragte, wessen Menschenrechte Amnesty International vor allem schützt.

In den USA z.B. scheinen den Menschenrechtlern die Menschenrechte von Abtreibungsärzten mehr zu gelten als die von Kindern, die per Teilgeburtsabtreibung (partial-birth abortion) getötet werden. Vgl. den Auszug aus dem Brief von AI an die US-Bischofskonferenz (via Korrektiv und First Things):
"Finally, I want to set the record straight on AI's position on laws against partial birth abortions. The bishops' statement misstated the facts. AI does not seek to define gestational limitations on abortion. We recognize instead that states may impose reasonable gestational limitations on access to abortion. However, because AI does oppose imprisonment and criminal sanctions for women and providers, AI opposes the specific provisions of the federal law upheld by the U.S. Supreme Court in Gonzales v. Carhart that criminalizes doctors who perform particular types of abortions."
Auf Deutsch: AI ist gegen den Partial-Birth Abortion Ban Act, der diese besonders grausame Art der Spätabtreibung (Details auf deutsch hier; auf englisch hier) verbietet, und verlangt die "Entkriminalisierung" der Ärzte, die sie vornehmen.

Da braucht es schon ein gehörig Maß an Frechheit, der Kirche zu sagen: Nehmt das nicht so ernst, bisher haben wir doch auch gut zusammengearbeitet, lasst uns doch einfach verschiedene Meinungen haben!

4. August 2007

Universitäre Antwort

Exegeten über Ratzingers Jesus. Rezension in der Welt.

2. August 2007

Ist ein wunder gleich dem einen?

Aus purpurgluten sprach des himmels zorn:
Mein blick ist abgewandt von diesem volk
Siech ist der geist! tot ist die tat!
Wie es weitergeht, lässt sich u.a. hier nachlesen.

Ich las diese Verse in einer Deutschen Geschichte für Jugendliche, wo sie Claus Graf Schenk von Stauffenberg in den Mund gelegt waren. Der Deutschlehrer, den ich fragte, von wem sie denn stammten, tippte richtig. Danach fing ich an, Stefan George zu lesen und war nicht schlecht fasziniert. Das Adjektiv "kultig" gab es 1975 noch nicht... Einige seiner Gedichte kannte ich damals "by heart" (schreibt sich das auf dudendeutsch jetzt eigentlich "auswändig"?), und die Liebste verschonte ich auch nicht mit seinem hohen Ton.

Das ist lange her, und in die kleine Reclam-Auswahl habe ich schon lange nicht mehr geschaut. Aber jetzt, wo die FAZ die erste Biographie des Dichterfürsten - "eine literarische Sensation" - vorabdruckt und Schirrmacher das Geheimnis Georges in der morgigen Ausgabe deutet, werde ich es wohl im Lyrikregal zwischen zweisprachigen Heften mit Dickinson und Hopkins hervorkramen müssen.

Ergänzung 4.8.: Hier geht es zum Schirrmacher-Artikel über Karlaufs George-Buch.

Schön! Leicht! Gut?

Die Todesanzeige erwähnte keine Details, doch die Dorffama wusste, daß Herr X an seinem geliebten dänischen Nordseestrand überraschend einen Herzinfarkt erlitten hatte und auf der Stelle tot war.

"Ein schöner Tod", "So möchte ich auch sterben", "Schmerzlos und schnell, ja, das wär's" - so die Meinungen ringsum am Tisch. Meinerseits blieb ich still, denn wer will schon einen langen, langsamen, schmerzensreichen, häßlichen Tod? Und allein daß ich beim Zahnarzt ziemlich lange ohne Spritze auskomme, qualifiziert mich nicht für heldenhaftes Herumgetöne über meine letzten Stunden. Wer weiß, wer weiß, vielleicht sitzt er ja schon da und wartet, der Krebs, der Hirnschlag, der Keim...

Vielleicht sehnen sich nicht alle, die öffentlich den Tod in Light-Version bevorzugen, auch allen Ernstes danach, im idealen Sterbealter abends beschwerdefrei einzuschlafen und morgens einfach nicht mehr - oder vielmehr: woanders - aufzuwachen. So gut stehen die Chancen einfach nicht, daß die Hoffnung realistisch wäre - und im Herzinnersten sind wir alle Realisten.

Wenn in der Kirche jedenfalls um einen guten Tod gebetet wird, meint es nicht den schnellen oder leichten, sondern den, der es uns erlaubt, mit uns, mit den Menschen um uns, mit unserer Vergangenheit und mit unserem Schöpfer und Erlöser ins Reine zu kommen.

Ein schönes Beispiel, wie Todesvorbereitung traditionell katholisch aussehen kann, findet sich auf "Helmuts Web-Seite", die die Neustettener "Bruderschaft vom guten Tode" vorstellt. Das Bruderschaftsgebet - an jedem Freitag zu beten - lautet:
Herr Jesus, du wahrer Gott und wahrer Mensch.
An dich glaube ich, auf dich hoffe ich und dich liebe ich. Du hast um uns zu erlösen und selig zu machen, so viel Schmach und Unbilden, so viel Schmerz und Pein auf dich genommen und den bitteren Tod am Kreuz erlitten. Aus Liebe zu dir bereue ich alle meine Sünden. Durch deine Hl. Wunden, dein kostbares Blut, dein geöffnetes Herz und durch die Fürbitte deiner jungfräulichen Mutter Maria bitte ich dich: Verzeihe mir und allen Mitgliedern unserer Bruderschaft die Sünden und verleihe uns die Gnade eines guten Todes, damit wir einst im Himmel deine unendliche Barmherzigkeit ewig loben und preisen dürfen. Amen

Vater unser ...
Gegrüßest seist du, Maria ...
Ich glaube an Gott ...
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie ruhen in Frieden. Amen

1. August 2007

Aggiornamento auf amerikanisch

Eine interessante Studie der Barna Group zum Zustand der amerikanischen Kirche fasst die Christian Post zusammen. Ein Kompliment ist es nicht gerade, wenn es heißt:
...the Catholic Church was found to be as mainstream as any people group in the nation, but much less committed to practicing their faith." [Es wurde herausgefunden, daß die Katholische Kirche genauso sehr zum 'Mainstream' gehört wie jede andere Gruppe in der Nation, aber viel weniger engagiert, ihren Glauben zu praktizieren.]
Und weiter:
"Der Preis für ihren Kampf, Akzeptanz und Legitimität zu erreichen, ist, daß Katholiken weitgehend die Verbindung zu einem großen Teil ihres wesentlichen geistlichen Erbes verloren haben", stellte Barna fest. "Sie behalten die Wertschätzung für Tradition und Beständigkeit, aber viel weniger die Verpflichtung, die Gebote Christi zu kennen und zu befolgen. Die Daten zeigen, daß einige ihrer lange festgehaltenen Unterscheidungsmerkmale wie das, Verfechter sozialer Gerechtigkeit zu sein, nicht mehr zu den definierenden Aspekten ihrer Gemeinschaft gehören.

Die Spur des Katholizismus in Amerika ist ein klares Beispiel dafür, wie die Kultur den Glauben beeinflußt und weniger der Glaube die Kultur."
Wie sieht es bei uns aus? Nicht viel anders, würde ich sagen. In den katholischen Knochen sitzt auch hierzulande die Furcht, nicht zu den gesellschafts- und staatstragenden Kräften zu gehören und ins katholische Ghetto zurückzukehren. Nicht die Differenz macht uns stolz, sondern die Anpassung. Mittendrin statt außen vor. Solange die Gesellschaft von den gleichen Ressourcen lebt wie wir, ist das nicht weiter tragisch. Aber nun driften Kirche und Gesellschaft auseinander - und die Momente der Entscheidung häufen sich: "Which side are you on?" Wo stehst du?

Am liebsten auf beiden Seiten, sagt der deutsche Katholik, ein Bein in Rom und das andere in Berlin oder Bonn. Aber es droht immer öfter der Spagat, und der tut im Schritt verdammt weh.