"Ein schöner Tod", "So möchte ich auch sterben", "Schmerzlos und schnell, ja, das wär's" - so die Meinungen ringsum am Tisch. Meinerseits blieb ich still, denn wer will schon einen langen, langsamen, schmerzensreichen, häßlichen Tod? Und allein daß ich beim Zahnarzt ziemlich lange ohne Spritze auskomme, qualifiziert mich nicht für heldenhaftes Herumgetöne über meine letzten Stunden. Wer weiß, wer weiß, vielleicht sitzt er ja schon da und wartet, der Krebs, der Hirnschlag, der Keim...
Vielleicht sehnen sich nicht alle, die öffentlich den Tod in Light-Version bevorzugen, auch allen Ernstes danach, im idealen Sterbealter abends beschwerdefrei einzuschlafen und morgens einfach nicht mehr - oder vielmehr: woanders - aufzuwachen. So gut stehen die Chancen einfach nicht, daß die Hoffnung realistisch wäre - und im Herzinnersten sind wir alle Realisten.
Wenn in der Kirche jedenfalls um einen guten Tod gebetet wird, meint es nicht den schnellen oder leichten, sondern den, der es uns erlaubt, mit uns, mit den Menschen um uns, mit unserer Vergangenheit und mit unserem Schöpfer und Erlöser ins Reine zu kommen.
Ein schönes Beispiel, wie Todesvorbereitung traditionell katholisch aussehen kann, findet sich auf "Helmuts Web-Seite", die die Neustettener "Bruderschaft vom guten Tode" vorstellt. Das Bruderschaftsgebet - an jedem Freitag zu beten - lautet:
Herr Jesus, du wahrer Gott und wahrer Mensch.
An dich glaube ich, auf dich hoffe ich und dich liebe ich. Du hast um uns zu erlösen und selig zu machen, so viel Schmach und Unbilden, so viel Schmerz und Pein auf dich genommen und den bitteren Tod am Kreuz erlitten. Aus Liebe zu dir bereue ich alle meine Sünden. Durch deine Hl. Wunden, dein kostbares Blut, dein geöffnetes Herz und durch die Fürbitte deiner jungfräulichen Mutter Maria bitte ich dich: Verzeihe mir und allen Mitgliedern unserer Bruderschaft die Sünden und verleihe uns die Gnade eines guten Todes, damit wir einst im Himmel deine unendliche Barmherzigkeit ewig loben und preisen dürfen. Amen
Vater unser ...
Gegrüßest seist du, Maria ...
Ich glaube an Gott ...
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie ruhen in Frieden. Amen
4 Kommentare:
Interessant, aber der plötzliche Tod war für mich selbst damals, als ich ungläubig war, eine Horrorvorstellung. Ich erinnere mich, wie ich mal mit zwei Kollegen (beide ungläubig) diskutierte, und ihnen erzählte, dass nach der Schilderung einer Bekannten viele sehr alte Leute bei Krankheiten absichtlich so "operiert" werden, dass sie nachher nicht mehr aufwachen (versteckte Euthanasie). Die beiden meinten, das wäre doch eh das Beste, am besten gar nicht mitkriegen, dass man stirbt usw.
Ich aber dachte: aber ich möchte ja eigentlich noch abschließen, mich von meinen Lieben verabschieden, mich geistig auf den Tod einstellen...! Ich war also offenbar schon damals nicht so weit von der christlichen Idee der "guten Sterbestunde" entfernt.
Im Spätmittelalter gab's übrigens so "Sterbebücher", mit denen sich die Menschen auf die Versuchungen des Sterbenden und die "guten Gedanken" einstimmen konnten. Wäre heute vielleicht auch ganz gut...
Sancte Joseph et Sancta Maria, Dei Genetrix, orate pro bona hora mortis nostra! Amen.
Einfach umfallen scheint ja wirklich erstrebenswert (ich nehme mich da gar nicht aus), aber mit dem guten Tod hat das gar nichts zu tun. Die größte Angst des mittelalterlichen Menschen war ja eben die vor dem jähen Tod (weshalb auch fleißig zu Christophorus gebetet wurde, der wohl davor schützen sollte).
Es ist ein mittelalterliches Bild, aber ich denke, es hat noch Bestand. Der Tod, der zwar leicht kommt, aber eben noch Zeit lässt, um seine Dinge zu ordnen und sich zu verabschieden, schien damals das Ideal. Ich halte, umsomehr, seit ich meinen Papa abends verließ und am nächsten Tag nur noch als künstlich beatmetete Larve antraf, eigentlich an diesem Ideal fest.
Aber leider werden wir ja nicht gefragt, und was können wir entscheiden oder gar wissen? Nichts.
Ich erinnere mich immer wieder an ein Erlebnis meiner Kindheit. Wir waren auf Besuch bei Bekannten auf einem Bauernhof. Die Erwachsenen sassen in der Stube, diskutierten und spielten Karten. Wir, die Kleinen, waren mehr draussen beim Hund und den Katzen etc. In Nebenzimmer lag die alte Grossmutter, still, bleich, aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Tags zuvor hatte sie die Sterbesakramente empfangen. Hin und wieder ging jemand von den Anwesenden hinüber um nach ihr zu schauen. Anderntags erfuhren wir, dass sie in der Nacht friedlich entschlafen war.
So möchte ich auch sterben.
Übrigens, dies sagte in einem Vortrag auch ein Priester aus Bolivien von einer einfachen Frau in einem Spital in La Paz, die entschlafen war, während er im grossen Bettensaal, wo sie lag, das heilige Messopfer feierte.
früher betete man regelmäßig: a subdanea morte, libera nos Domine!
Mir persönlich ist dieses Stoßgebet in Fleisch und Blut übergegangen, andererseits: egal wie und wo: erstrebenswert ist es allemal, wirklich jeden Augenblick bereit zu sein für diesen Schritt "trans Iordanem", denn letztlich sind wir ja für diesen entscheidenden Augenblick auf der Welt und dafür, dass er gelingt.
Maw ars moriendi= ars vivendi
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