30. Juni 2004

Die Blogmeister

Die Zeit richtet die deutschen Weblogmeisterschaften aus. Bis 11. 7. darf nominiert, danach bis 25. 7. abgestimmt werden. Disziplinen: Erzählen, Design und Fachblog sowie ein Dreikampf, über den eine Jury aus Zeitbloggern und -managern entscheidet. Preise gibt es auch zu gewinnen.

Also dann: mitmachen.
"Schlechter als Al Dschasira"

Christopher Hitchens' Anti-Moore-Essay aus Slate heute auf deutsch in der Welt.

29. Juni 2004

Katholischer Schiri

Daß Dr. Markus Merk bekennender Katholik ist, erfreut mich sehr, aber viel wichtiger ist am Sonntag, daß er das EM-Endspiel professionell pfeift.

Wenn seine Patienten auf dem Stuhl sitzen, wollen sie ja auch fachgerecht und nicht katholisch behandelt werden...
Introibo ad librum Jacobi*

Seitenweise gibt es den Ulysses bei
Botheration. Wer mag, kann die ersten Seiten noch gut nachlesen: Das Projekt begann am Bloomsday 2004 und wird - so die Joyce-Erben wollen - im Juni 2006 enden. (Gefunden bei kho)
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* Für die Nichtlateiner: Zu James' Buch will ich treten - Anspielung auf die Anspielung auf S. 1
Mein Papa!
"Please don't let me die in a funny way."

Das Gebet um einen guten Tod gehört zu den alten christlichen Frömmigkeitsübungen, scheint aber aktuell wie manch anderes ein bißchen aus der Mode gekommen. Der hl. Judas Thaddäus wird sich trotzdem nicht langweilen in der Ewigkeit.

Ob der fröhliche und freche Text von Paul Simms im New Yorker daran was ändert? Jedenfalls haben wir Bewohner des Westens im 21. Jahrhundert die Auswahl aus einer ganzen Menge abgefahrener Todesarten, wie es scheint. Angenehme sind wenige dabei.
No nonsense statt Rumgeeiere

Francis Arinze gehört definitiv zur Fraktion des klaren Wortes:

"'It is not true that young people of today are allergic to a life of sacrifice. But they want to be convinced why they should sacrifice marriage and earthly goods and give up doing their own will. Above all, they want to see people who are role models,' Arinze said yesterday.

'Young women do not want to join a group of old women who seem to be confused [about their mission]. Young men do not want to join a diocese where the priests seem to be angry.'" (Quelle: Pittsburgh Post-Gazette via Shrine of the Holy Whapping)

28. Juni 2004

OamDg-Blog

Willkommen im Club, Fingo! Wenn Du lange genug bloggst, wirst Du schon noch sehen, wie schwer es ist, "zur größeren Ehre GOttes" zu bloggen... Einen guten Anfang hast Du jedenfalls gemacht!
Lieblingsbischof

"Liebe katholische Leute in Würzburg, ihr bekommt den besten, nettesten und kölschesten Bischof von Köln, meinen Lieblingsbischof! Herzlichen Glückwunsch, Miriam Weiß, 9 Jahre aus Monheim am Rhein." (Quelle: POW)

Wenn das keine Empfehlung ist!!
Theologen-Bischof

kath.net meldet, daß der Papst Bruno Forte zum Erzbischof von Chieti-Vasto ernannt hat.

Forte hat bei Walter Kasper in Tübingen promoviert, ist einer der bekanntesten Theologen Italiens und Mitglied der Internationalen Theologenkommission und hat die "große Vergebungsbitte" des Papstes im Heiligen Jahr 2000 vorbereitet. Der Papst folgt mit dieser Ernennung wieder einmal seiner Linie, auch erfahrene und kirchlich gesinnte Theologen zu Bischöfen zu ernennen. Andere Beispiele aus jüngerer Zeit: Angelo Scola, der Patriarch von Venedig, Kurt Koch, der Baseler Bischof, oder Gerhard Ludwig Müller von Regensburg.

Stimmen, die zum Zwecke einer Generalmodernisierung der Kirche die inhaltliche Bestimmung des Glaubens gerne den Theologen überlassen und die Bischöfe lieber als Administratoren und reine Seelsorger sehen möchten, kann das nicht passen. Aber wenn wir sinnvoll von "Lehramt" reden wollen, ist diese theologische Blutauffrischung des Episkopats absolut richtig.
Vorrang

"Der Tag, wo in der Kirche die Nützlichkeit den Vorrang vor der Wahrheit erhielte, wird nie kommen; denn dann hätten die Pforten der Hölle sie überwältigt." (Jacques Maritain: Der Bauer von der Garonne)

27. Juni 2004

Ois is Blues

Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, den Film "Schulze gets the Blues" in einem der heimatlichen Kinos sehen zu können - bis ich am Samstag morgen den Hinweis auf die Samstag nacht-Open Air-Vorstellung entdeckte.

Meine Gattin ging mit, und so genossen wir an diesem lauen, windstillen und am Ende leicht durchschauerten Sommerabend diesen wunderbaren Film. Lachend und voll Trauer folgten wir Schulze in den tiefen Süden und zurück in die Heimat. Wir sahen Sehnsucht, Enttäuschung, Sprachlosigkeit, schweigende Nähe, Mißverständnisse und selbstverständliches Beistehen, Zerbrechen alter Gewissheiten und neuer Träume - und die große Heimkehr am Ende. Das wirkliche Leben eben, wie wir alle es durchstehen, ob in Sachsen-Anhalt oder den Swamps von Louisina.

25. Juni 2004

Herbipolis habet episcopum novum

Friedhelm Hofmann ist unser neuer Bischof. Gottes Segen möge Sie begleiten, Herr Bischof.

24. Juni 2004

Deutsche Volksfrömmigkeit im 21. Jahrhundert

Zeit-Dossier über den großen Markt der spirituellen Möglichkeiten. Manches ist mir gar nicht fremd, weil ja auch ein gewisser Teil meiner Mitgetauften seinen spirituellen Durst mit dem Wasser des Aquarius stillt.
Reportagen

Israel-Sonderheft der Jungle World, die ich sonst nicht lese. Aber das hier könnte interessant sein. (via Richard Herzingers Streifzüge)
Wo nicht nur Milch und Honig fließen werden

Christian Exodus will South Carolina unterwandern und in die Sezession gehen. Die Süddeutsche hat Cory Burnell, den "Präsidenten" der Bewegung interviewt. Das nächste Waco am Horizont:

"SZ: Wozu braucht ein Christ eine Uzi oder eine AK-47?

Burnell: Sehen Sie sich die ursprüngliche Funktion des zweiten Verfassungszusatzes an. Die Gründer Amerikas misstrauten der Regierung in allen Formen, und sie wussten: Wenn Regierungen beginnen, ihre Bürger zu tyrannisieren, hilft nur Waffengewalt. Liberale Politiker haben gesagt: Ihr dürft Eure Revolver oder Gewehre zur Jagd oder Selbstverteidigung behalten. Sie haben die Facette des Widerstands gegen die Regierung unterschlagen. Mit einer Schrotflinte kann man aber gegen die Regierungsorgane nichts ausrichten. Sturmgewehre sind deshalb eine Notwendigkeit. Ihr Verbot ist verfassungswidrig, weil es uns wehrlos gegenüber unserer Regierung macht. Das heißt nicht, dass wir dazu aufrufen, unsere Rechte mit Waffengewalt zurückzuerobern. Wir wollen es per Stimmzettel versuchen. Ein Umsturz müsste von einem Volksaufstand getragen werden. Ich will nur sagen: Die Regierung beraubt die Bürger zuweilen ihrer Rechte; manchmal tötet sie ihre Bürger. Und darauf muss man vorbereitet sein."
Anti-Moore-Backlash

In den U.S.A. läuft die Diskussion über Fahrenheit 9/11 auf Hochtouren, schließlich kommt der Film morgen in die Kinos. Die taz lässt den Filmkritiker Robert Koehler seine Wertung verteilen. Christopher Hitchens seziert "the lies of Michael Moore" in Slate.
Artgesang

Ein guter Bekannter bezeichnete das Gebet einmal als den Artgesang des Menschen. Er geht ihm natürlich von den Lippen, ist nicht selbstverständlich und doch arttypisch. Den "physiologischen und sozialen Grundlagen" des Encarta-Eintrags entspricht menschlicherseits ein inneres Hingezogensein und äußeres Hingeführtwerden.

Wie klingt dieser Artgesang in diesem unseren Land in diesen Tagen? "Pray!", das "Jugendgebetbuch" zum Weltjugendtag 2005 gibt einen Querschnitt.

Interessant sind die Unterschiede zwischen den anbiedernden Gebeten hauptamtlicher und theologisch versierter Jugendbetreuer und denen der Jugendlichen selbst. Thomas Steimer gibt Kostproben davon in der Tagespost.

Was z.B. soll man von folgendem Gebet halten, in dem es überraschenderweise nicht um Wellnesstage geht, sondern um die Salbung des Leichnams Jesu Christi?

"Eine Massage
Wohltuend
Entspannend
Loslassen
Chillen.
Nähe und Wärme spüren.
Ich brauche dich
auch wenn ich es dir nicht sagen kann!"
Dylan-Fans, herschauen

Die FAZ hat eine gar amüsante Bilderstrecke über die Verleihung des Ehrendoktors der University of St. Andrews an unseren Helden.

23. Juni 2004

Hokus Pokus

Martin Mosebach: „Dies ist mein Leib“ -Zur Verehrung des Altarssakraments in der katholischen Kirche in der Tagespost vom 08.06.2004

Für die einen Reise in eine exotische Vergangenheit, für die anderen ein sehr persönliches Glaubensbekenntnis, für wieder andere Psychogramm eines Schriftstellers, Zeugnis eines mittelalterlichen Eucharistieverständnisses und Bestätigung ihrer "heutigen" Sakramentenpastoral ex negativo. Anstößig-provokant-unverfügbar auch für den Gläubig-Ungläubigen.

Würde eigentlich ein postkonziliar sozialisierter James Joyce seine Eröffnungspassage des "Ulysses" als Parodie einer katholischen Messe gestalten? Würde sich ein junger Cees Noteboom auch auf das aktuell praktizierte Ritual beziehen?
Weiterhin

Lehmann-Biograph und FAZ-Journalist Daniel Deckers in seinem Bericht über die öffentliche Aussprache zwischen Hans, Karl und Hanna: "Lehmann gab Küng das Wort 'Du sollst weiterhin ein Segen sein' auf den Weg..."

Die Dialektik der Information

Google diktiert die Relevanz und noch einiges mehr. (Susanne Weingarten: Die Dikatur des Zeitgeistes in cicero)

22. Juni 2004

Katholikentag

Katholikentage bestehen nicht nur aus dem 5-Tage-Ereignis, sondern mindestens ebenso sehr aus ihrer medialen Wirkung. Die 25.000 Besucher repräsentieren nur einen minimalen Teil der deutschen Katholiken*; das Staraufgebot von geweihten und ungeweihten Amtschristen, aus Universität und Politik, als der kirchlichen Hoch-, Halb- und Unterwelt spricht für die Anwesenden und gleichermaßen für die Menschen draußen an den Bildschirmen und vor den Zeitungen. Über eine Berichterstattung zu klagen, die dem Ereignis "Katholikentag" nicht gerecht werde und es auf Reizthemen verkürze, heißt verkennen, daß die Veranstalter diese Berichterstattung in ihre Planung entweder einbezogen haben oder so naiv waren, es nicht zu tun.

Der Non-Mainstream-Journalist Heimo Schwilk hat in der Welt am Sonntag seine Eindrücke beschrieben: Liturgie aus dem Legokasten beschreibt die Infantilisierung des deutschen Katholizismus sehr lebendig. "Wehe, die Mama gibt mir nicht, was ich gerne hätte - dann gehe ich nämlich fort von zuhause. Oder schlimmer: ich bleibe da und ärgere sie."

"Mit der Liebe folge ich Jesus nach ... Mit viele Mädle natirlich", zitiert er einen anonym bleibenden Katholikenjungen aus dem Schwäbischen. Da kann man nur sagen: F*** on! Den Segen des Jesuiten-Paters Hermann Kügler hast Du jedenfalls!

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* Jürgen Niebecker hat im Kreuzgang bemerkt, daß den 30.000 Besuchern des Katholikentages ca. 1 - 1,5 Millionen Besucher des Paderborner Liborifestes gegenüberstehen, incl. der 28.000 Liturgieteilnehmer.
"Too awful to show"

Bestimmt kein Zufall, dass Artikel und Video genau jetzt veröffentlicht werden, bestimmt nicht ohne Absicht, aber doch hinreichend, um nostalgische Gefühle für den Saddam-Irak ein für allemal zu unterdrücken: New video reveals real torture scandal (WorldNetDaily)

21. Juni 2004

Wear my rosary around my neck



Irgendwie scheinen sich katholische Gebrauchsutensilien ideal als öffentliche Talismane zu eignen. Könnte man Rosenkränze nicht auch direkt auf Blusen, Hemden, Tees etc. applizieren? Oder in aktuellen Modefarben anbieten?

Aber ein bißchen Vorsicht könnte sich lohnen: Ich stelle mir vor, daß am Tag der Wiederkunft unseres HErrn falsch verwendete Rosenkränze ziemlich bald Feuer fangen. (USATODAY.com - Rosary's second coming)
Vom Hl. Franz ans Herz gelegt

"'Was meint ihr, daß ich am tiefsten in eure Herzen eingeprägt und am gewissenhaftesten im täglichen Leben von euch befolgt sehen möchte? Nichts anderes als diese zwei Worte, die ich euch schon so oft ans Herz gelegt habe: Nichts verlangen, nichts verweigern. Mit diesen zwei Worten habe ich alles gesagt.'

Eine leuchtendere Bestimmung dessen, was wahre Heiligkeit ist, kann man sich kaum denken als diese Äußerung, die nicht nur einmal über die Lippen des Franz von Sales kam. (...)

Über diese Formel, die eine inhaltliche Bestimmung der Heiligkeit ist, lohnt es sich des längeren nachzudenken. Nur einer religiösen Betrachtung wird sie ihre letzte Tiefe erschließen.

Während der natürliche Mensch beständig fordert und oft nichts anderes ist als ein Bündel von Wünschen, gibt Franz von Sales die Parole aus: 'Nichts verlangen', was besagen will, keine Forderungen zu erheben, weder an Gott noch an die Mitmenschen. Der nach der Heiligkeit strebende Christ soll zufrieden sein mit dem, was ihm Gott bestimmt hat, und warten, was ihm weiter gegeben wird.

Ebenso wichtig ist die andere Anweisung 'Nichts verweigern', also sich niemandem versagen, keine Bitte abschlagen und sich im Geben verströmen." (Nigg: Vier große Heilige.- München: dtv, 1964, 137)
Himmlischer Katholikentag

Ich gebe es freimütig zu: Ich war noch nie auf einem Katholikentag und bekomme, je älter ich werde, auch immer weniger Lust dazu. Aber schließlich sehe ich mich ja auch nicht als einen "mündigen und verantwortlich denkenden Christen" (Präsident H.J. Meyer), sondern als "schlechten Katholiken" (Walker Percy).

Meinen persönlichen Katholikentag hatte ich gestern nachmittag auf dem Balkon bei der Lektüre von "Vier große Heilige", eines Buches von Walter Nigg (Achtung: Ökumene!) über Franz von Assisi, Jeanne d'Arc, Franz von Sales und Teresa von Avila. Da lässt sich erleben, was Christsein ausmacht, wie Gottes Liebe und Gottesliebe aussieht, wie Treue zu einem Charisma und einer Sendung gelebt werden kann - und gelebt werden sollte.

Heute morgen sah ich dann die Debattierer Hans Küng und Karl Lehmann in der Lokalzeitung - und siehe: sie sahen aus wie Frösche. Quak, quak, quak.

18. Juni 2004

Er will, daß es brennt

Zu den flankierenden Maßnahmen, die Katholikentage begleiten, gehören schon immer Interviews. Eines der erfrischenden kommt mit der aktuellen Ausgabe des Rheinischen Merkurs, wo Bischof Marx (Trier) versucht, den Blick aufs Wesentliche zu lenken.

O-Ton Marx:

"Meine größte Sorge ist: Die Kraft und Faszination unseres christlichen Glaubens muss erst einmal unsere eigenen Gläubigen wieder erfassen. Es ist doch eine gewisse Müdigkeit und Zähigkeit erkennbar. Auch die 'Kerntruppen' trauen ihrem Glauben zu wenig zu. Ich habe nicht so viel Sorge um Zahlen, dass es weniger oder mehr geworden sind, Kirchenbesucher hin oder her – wichtiger erscheint mir: Der Kern muss brennen, er muss vom Glauben erfüllt sein. Aber wir werden langsam wieder vorankommen, vorausgesetzt, es kommt zu einer inneren Erneuerung und zu einem Aufbruch stärkeren Glaubens- und Verstehensbewusstseins. Gewisse Trendwenden, meine ich, sind zu spüren. Die Kinder der Achtundsechziger schauen wieder unbefangener auf die Welt des Glaubens. Die nächste Frage ist dann aber: Treffen sie auf Gemeinschaften und Pfarreien, die wirklich das 'neue Leben in Christus' feiern und glaubwürdig verkünden?"

Wer wissen will, was er meint, darf zum Kontrast über die Seiten der KjG surfen, z.B. über die "Ziele und Grundlagen"
oder die Unterlagen der jüngsten BuKo. Da bringt eher Gender Mainstreaming die Herzen zum Glühen als "die Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist". Aber ich verstehe da sicher was falsch, denn Gender Mainstreaming und "Strukturen, die Mitbestimmung und Mitentscheidung ermöglichen", sind vermutlich die Orte, an denen sich 2004 die Gnade inkarniert...

17. Juni 2004

O Brother, Here Art Thou!

Die Zeit auf Reisen im Bluegrass County.

Alex Leach, der 15jährige, Zahnspangen tragende DJ of the Year hat übrigens eine eigene Seite bei seinem Sender Dabbel-U Die Wai Ex. Seine Melone ist vermutlich ein Erbstück von John Hartford...

Falsch konfessionell?

"My #1 result for the Christian Denomination Selector, is Eastern Orthodox Church"

Sollte mir das zu denken geben? Der "Christian Denomination Selector" sieht mich als "Eastern Orthodox"; erst die zweitbeste Zuordnung ist die zur r-k Kirche. Dritte Option ist die amerikanische Lutheran Church-Missouri Synod.

Aber der Selector ist sowieso ökumenisch inkorrekt, weil er die Bedeutung der Konfessionsunterschiede hervorhebt und auch noch eine eindeutige Identität der Konfessionen voraussetzt, oder?
Qual der Wahl

"When you're Christian, progressive, and 'pro-life,' voting your conscience is often easier said than done." - Ein Artikel von Heidi Schlumpf in Sojourners Magazine, June 2004.
Everything Mary



The Mary Page

16. Juni 2004

Die anderen Propheten

"Die kürzeste Definition falscher Propheten: Sie sprechen die Sprache unserer Zeit, und jeder versteht sie." (Gustav Seibt - gefunden bei Christian Geyer, der es wiederum bei Gerhard Lohfink gelesen hat.)
Der 16. Juni 1904 außerhalb Dublins (FAZ)
Der Himmel als ewiges Gespräch

Ein interessantes Posting bei Father Bryce Sibley aus St. Salmagundi, LA:

Ronald Reagan folgte 1989 Hans Urs von Balthasar als Mitglied der französischen Academie des Sciences Morales et Politiques nach und durfte bei dieser Gelegenheit seinen Vorgänger, von dem er vermutlich noch nie gehört hatte würdigen. Fr. Bryce gibt Fundstellen für diese Rede an und zitiert die ersten beiden Absätze daraus - mit dem folgenden Ice Breaker:

"Someone once remarked that if German theologians saw two doors, one marked 'Heaven' and the other marked 'Discussion on Heaven', they would go in the second."

[Genau den Eindruck hatte ich vor einiger Zeit bei der Lektüre eines Lexikonartikels des bekannten Eschato-Theologen Bernhard Lang: Gelehrt, umfassend, witzig. Aber immer schön brav in der Metaebene verbleibend. Gehört sich auch so in Nachschlagewerken.]
Bischofsgerüchte

Als am Wochenende mehrere Zugriffe auf mein Blog über eine Google-Suche nach "neuer bischof würzburg" erfolgten, befürchtete ich schon, ich hätte etwas versäumt...

Insider-Wissen steht mir nicht offen; die Mainpost hatte anscheinend von einem Nachfolgekandidaten aus Freiburg gehört (der Artikel ist nicht frei zugänglich - keine Ahnung, ob Namen genannt wurden), meine Lokalzeitung in der heutigen Ausgabe von Friedhelm Hofmann, einem der Kölner Weihbischöfe, und von Abt Gregor Hanke aus der Benediktiner-Abtei Plankstetten. Über Hofmann würde sich die Würzburger Kunstfraktion sicher freuen, über Hanke möglicherweise eher die "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung"-Leute. Dann gibt es auch noch Generalvikar Karl Hillenbrand, der inzwischen als Dauerkandidat für Bischöfsstühle gehandelt wird.

Aber vielleicht wird es ja jemand ganz anderer. Kiliani ist nicht mehr weit, und das wäre ein passender Termin zur Verkündung.

15. Juni 2004

Bedenkenlose Lust

"Die relativ konstante Zahl der Schwangerschaftsabbrüche deutet Norma Skroch, Leiterin der Beratungsstelle 'pro familia' in Darmstadt, als ein Zeichen für gelebte Sexualität. 'Die deutschen Frauen gehen sehr rational mit Verhütung um, aber manchmal ist die Lust eben größer als die Bedenken.'" (Handelsblatt)

14. Juni 2004

Nahgerichtserwartung

"Theologenstreit: Irrlehrer Lüdemann hofft aufs höchste Gericht (spiegel.de). Die Hierarchie der Gerichte endet für ihm mit dem Bundesverwaltungsgericht. Ich meinerseits sehe darüber und danach noch ein anderes.

Lüdemann ist 57; in ein paar und dreißig Jahren weiß er vermutlich endgültig, wer sich mit seiner Gerichtserwartung geirrt hat - der Nicht-Gottessohn Jesus oder er selber. Um Fürbitte wird jetzt schon gebeten.
Person, Gegenwart, Gesicht

Reto dokumentiert die Ansprache des Papstes an die Schweizer Jugend vom 8. Juni:

"Das Christentum ist nicht einfach eine Art Kultur oder eine Ideologie, selbst nicht ein System von noch so erhabenen Grundsätzen und Werten. Das Christentum ist eine Person, eine Gegenwart, ein Gesicht: Jesus Christus, der dem Leben der Menschen Sinn und Inhalt gibt."

13. Juni 2004

"Hold the line"

Ein Interview mit Mr. President über seinen Glauben, seinen Krieg, compassionate conservatism und anderes.
Wieder daheim

Nach einer Woche Urlaub muß ich erst mal landen.

Nach der türkischen Sonne, dem smaragdenen Mittelmeer und der mediterranen Diät gibt es ab heute wieder den mehr weiß- als blauen Himmel Nordbayerns, deutsches Brot, deutsche Wurst und deutsches Bier - und ab morgen wird wieder das alltägliche Brot erarbeitet.

4. Juni 2004

I believe I'll dust my broom

8 Tage Blog-Pause. Am 13. geht es weiter.
Messrs. Heep, Gradgrind, Pip & Co

Nicht alle 989 Geschöpfe des Charles Dickens'schen Universums, aber doch ein repräsentativer Querschnitt bevölkert die Dickens' Characters Page.
Der ewige Leopold



Der hundertste Blooms-Day wirft seine Schatten voraus, hier bei Commonweal .
Amerikanisches Wahlverhalten

John Kerry mag der europäische Lieblingsamerikaner 2004 sein - aber in den U.S.A. steht er jenseits des "Religion Gap". (Churchgoing closely tied to voting patterns - USA Today)

3. Juni 2004

Key to the highway

Die hippen Alternativ-Feuilletonisten von telepolis mokieren sich über das Mainstream-Feuilleton, das den Blues und die Blueser fallen ließ wie eine ausgelutschte Zitrone, um jetzt an Johnny Cash und Konsorten Wiedergutmachung zu betreiben - und brauchen doch auch erst den Anlaß von Scorseses Blues-Projekt, um heldenmütig den Blues aus einer "fusselbärtigen" Ecke zu holen.

"I got the key to the highway, and I'm billed out and bound to go
I'm gonna leave here runnin', cause walkin' is most too slow"
"... führte die notwendigen Schritte aus"

Ein Lehrstück für Neuhaus' Law ("Where orthodoxy becomes optional, it will sooner or later be proscribed"):

Die schwierige Kircheneinheit bei den Alternativ-, oops: Alt-Katholiken der Utrechter Union: Laurence J. Orzell berichtet in Touchstone, wie seine Kirche, die Polish National Catholic Church, ins Abseits gedrängt wird, weil sie, naja: alt-katholisch bleiben will. (Offizielles Protokoll der entsprechenden Sitzung der IBK hier)

(Kein Wunder, wenn die Web-Seite "Glaube" bei der Utrechter Union "under construction" ist.)
Helden, Krieger, Tote, Opfer

Passend zum BWFuhrpark: Über den rhetorischen Umgang mit "Kriegerdenkmälern" in der deutschen Republik äußert sich Lorenz Jäger in der aktuellen FAZ.

Und was macht das Land mit den Gefallenen und Toten aus den diversen Friedens- und Antiterror-Einsätzen? Die Fortsetzung von Jägers Kommentar ist in Arbeit..
Echter Schafspelz?

"Unter keinem seiner Vorgänger sei der seit über 30 Jahren bestehende AKR vergleichbar angegriffen worden, ebenso wenig in einer anderen der elf Diözesen, in denen es ähnliche Gruppierungen gebe." (Oberpfalznetz)

So wehren sich jetzt die Pfarrers Trimpl und Schlagenhaufer gegen das Vorgehen von Bischof Müller (Regensburg). Unkraut und Weizen gemeinsam wachsen zu lassen ist riskant; sie sind ja - vor allem anfänglich - nicht so ganz leicht auseinander zu halten. Aber ein Gewohnheitsrecht auf einen gemütlichen und sicheren Platz auf dem gleichen Acker ergibt sich daraus leider nicht - nicht mal in der Kirche. Manchmal muß man sich entscheiden: "Which side are you on?"

Wenn die Bischöfe nicht am Schafspelz zupfen - wer dann?
Zivilfahrzeug

Wie eine flinke Forelle im munteren Bach bewegt sich der silberne Skoda Fabia über die Autobahn. Das Bundeswehremblem an den Türen, das Y-Kennzeichen und die Firmenbezeichnung BWFuhrparkService fallen kaum auf. Das perfekte Fahrzeug für den Bürger in Ausgehuniform.

Lässt völlig vergessen, daß wir die Bundeswehr mit der Wahrnehmung gefährlicher und lebens- wie gewissensgefährdender Aufgaben betrauen. Die Zivilgesellschaft blendet nun mal gerne aus, daß die Gewalt außen wie innen immer nur vorübergehend eingedämmt ist. A hundred years from now?

2. Juni 2004

Rofters' Blog

Die Rofters (von Readers Of First Things) haben jetzt ein eigenes Blog, aber da geht es nicht groß von der Stelle, wie es scheint.
Serienproduktion von Märtyrern aufgenommen

Bischof Müller droht Pfarrern (Münchner Merkur)

Die Jungs vom "AKR" sehen das bestimmt als self-fulfilling prophecy. Aber müsste die Katholische Kirche nicht so liberal sein, daß sie und ihre Vertreter keinen Anstoß daran nehmen, als Henker dargestellt zu werden? Sind wir nicht "ecclesia semper reformanda" - und die "oben" vor allem? Müssten sie sich nicht sogar zuerst unter die Guillotine legen, wenn Ihnen die Schuldbekenntnisse eine JPII was bedeuteten?



Sollte sich Bischof Müller von der Karikatur beleidigt fühlen, hat er wahrscheinlich ein mittelalterliches, unaufgeklärtes Ehrverständnis. So was muß ein Bischof abkönnen - Weihe hin oder her.

Schluß mit der Ironie.

Odo Marquard schrieb mal, daß es viel leichter sei, für andere das Gewissen zu sein als selber ein Gewissen zu haben. Wie wahr.

Hat auch schon mal jemand bemerkt, daß in diesem Fall nicht die alten Männer von der Kirchenspitze die jungen Rebellen zügeln, sondern daß hier ein jüngerer Bischof den Jungsenioren an den Karren fährt?

1. Juni 2004

Wem in die Augen schauen?

Die Blick-, Sprech- und Gebetsrichtung des katholischen Priesters während der Hl. Messe ist heutzutage in der Regel "versus populum", auf das "Volk" hin. Eingeführt wurde diese Neuerung nicht durch das Konzil, sondern im Zug der von ihm geforderten Liturgiereform.

Für mich persönlich wird das "Wider" (um nicht zu sagen: das "Widersinnige") dieser Zelebrationsrichtung mittlerweile fast stärker als das "Für". Sie fördert aus meiner Sicht nicht einmal sinnvoll den "Mahlgedanken", je nach Kirche sehen die Glaubigen auch da nicht, was auf dem Altar passiert (was eine der volkstümlichen Begründungen für diese nachkonziliare Änderung ist) weiter führt sie zu einem noch deutlicheren "Gegenüber" des Priesters zur Gemeinde, rückt ihn als Person stärker ins Rampenlicht als nötig und sinnvoll und entkoppelt die "innere", geistliche Ausrichtung des Priesters von der "äußeren", physischen: Das Hochgebet zu Gott hin sprechen und dabei gleichzeitig die Gemeinde anschauen, kann nicht gut gehen - ebenso wenig wie der Nach- und Mitvollzug eben jenes Gebetes durch die Gemeinde, die dabei die Blicke auf den Priester ausrichtet statt mit ihm in die gleiche Richtung: auf das Kreuz, in Richtung des durch die Apsis vorgestellten Ostens zu sehen. (Selber komme ich mir blöd vor, wenn ich als Lektor die Fürbitten vorlese - versus populum statt Aug in Aug mit IHm und gleichgerichtet mit denen, für die ich vorbete. Lektorenkollegen betonen das versus populum noch durch intensiven Blickkontakt mit dem Gemeindevolk.)

Mittlerweile ist im Zuge des nach-nachkonziliaren Nachdenkens eine Diskussion darüber im Gange, in die auch Joseph Ratzinger mit seinem "Geist der Liturgie" eingegriffen hat. Für das Buch des in London lebenden Oratorianers Uwe Michael Lang, "Conversi ad Dominum" hat er letztes Jahr ein Vorwort geschrieben. 30Tage´macht es jetzt webwise zugänglich.
PAX

Inzwischen sind Klöster exotisch genug für eine spannende Reportage von Gabriele Goettle:Beständigkeit am Ort - Besuch in einer "radikalen Landkommune" (taz vom 1.6.2004).