31. Juli 2006

Der Wolf in der Kutte

Diesmal im Stern. (Danke, Herr G.F.!)
Ambitiös, globalisiert, antinarzisstisch

"In Europa war die Kirche alt geworden und müde und einigermaßen verlottert. Und doch gab es allerorten eine neue spirituelle Suche." (Quelle) Und GOtt erweckte einen Mann, einen Kriegsversehrten, einen Krüppel. Heute feiern wir seinen 450. Todestag.

Möge seine Gesellschaft auch weiterhin Großes tun in der Nachfolge Jesu!

Zur Feier des Tages werde ich jetzt diesen PC ausschalten, einmal mit (möglichst) ganzem Herzen des Ignatius' Lieblingsgebet beten und auf ihn und seine Jungs trinken, allerdings nicht den, sondern das.
I see a boat on a river

Endlich auch in der neuen Welt: das Priesterinnenboot...

Tim Ferguson beschert uns die passende Hymne:

Come sit right back
and you’ll hear a tale,
a tale of some heretics
That started from a Pittsburgh port,
aboard a tiny ship.

The mate was a fan of labyrinths
The skipper was a nun
10 other women were on board
for sacramental fun.
(for sacramental fun)

The liturgy was getting rough,
The litany was long,
Invoking Lilith, Gaia too,
Seemed just a bit too wrong
(though not to Bishop Spong)

The ship set ground in a strange new world,
uncharted heresy
With lesbians and feminists
An acting deacon’s wife
Peace activists
And the rest
Here on Womanchurch Isle

So this is the tale of the priestesses
There here for a long, long time.
They’re sure to make a mess of things
And bitch and moan and whine.

No pope! No men! No canon law
Not a dime to Peter’s Pence!
Like Lollard, Hussites, Bogomils,
They’ve left out common sense.

So join us here each year my friend,
There’s sure to be more fun,
With a hearty shout, “non serviam!
My will, not Thine be done.”
Ich hätte ja eher an Boney M gedacht, um den Damen die Laune nicht zu verderben.
Kneeling Drunkard's Plea

Tja, Mel, daswar ziemlich daneben.

"After drinking alcohol on Thursday night, I did a number of things that were very wrong and for which I am ashamed. I drove a car when I should not have, and was stopped by the LA County Sheriffs. The arresting officer was just doing his job and I feel fortunate that I was apprehended before I caused injury to any other person. I acted like a person completely out of control when I was arrested, and said things that I do not believe to be true and which are despicable. I am deeply ashamed of everything I said. Also, I take this opportunity to apologize to the deputies involved for my belligerent behavior. They have always been there for me in my community and indeed probably saved me from myself. I disgraced myself and my family with my behavior and for that I am truly sorry. I have battled with the disease of alcoholism for all of my adult life and profoundly regret my horrific relapse. I apologize for any behavior unbecoming of me in my inebriated state and have already taken necessary steps to ensure my return to health."
(Ach so: Here but for the grace of GOd speak I.)
Nach Kana

Einen Tag nach dem israelischen Angriff auf Kfar Kana, der über 50 Menschen das Leben gekostet hat, linke ich zu Lilas Posting "Es ist schwer".

Bei aller Trauer, bei allen Fragen: Wo blieb die Empörung bei den 1.500 Katjuschas vorher, bei den 150 von gestern, die allesamt auf Zivilisten gezielt waren? Wo blieb und bleibt die Empörung, wenn Terroristen ihre eigenen Volksgenossen als Schutzschilde und mögliche Märtyrer einsetzen? Ja, ist eine Killermiliz wie die Hizbollah eine Naturgewalt, die einfach so über Israel kommt und gegen die es sich nicht zu wehren hat, sondern an die es sich am besten anpassen sollte? Man könnte es immer noch meinen, wenn man deutsche Zeitungen liest und deutsches Radio hört.

Aber wer wird sich an diesen Sommer erinnern, wenn in fünf Jahren eine vom Iran gelieferte Rakete mit A-, B- oder C-Inhalt in Tel Aviv niedergeht? Kurzfristig mag ein Waffenstillstand das einzig Richtige sein, aber nur, wenn er langfristig Israel das Überleben garantiert. (Vergessen wir nicht: den Anlaß zu diesem Krieg gab NICHT Israel!)

30. Juli 2006

"... mich allen Versuchen widersetzt"

[Da ich aktuell in Kirchenschwinden nichts veröffentlichen kann, kommt dieses Posting erst einmal hierher.]

Die Zeitschrift "Gottesdienst" zitiert in Ausgabe 13 vom 6.Juli aus einem Interview der FAZ mit Bischof Claude Dagens von Angoulême:
"In Deutschland sollen Hunderte Kirchengebäude aufgegeben werden. Was machen Sie mit Kirchen, die angeblich überflüssig sind?

In der Charente gibt es viele alte romanische Kirchen, aber auch eine ganze Reihe jüngerer Kirchengebäude. Ich habe mich allen Versuchen widersetzt, eine Kirche zu schließen oder ein Kirchengebäude aufzugeben. Wie die Sakramente, so sind auch die Kirchengebäude Zeichen Gottes unter den Menschen. Auch sie haben eine soziale Dimension. Für die Gläubigen sind die Kirchen Orte des Gebets oder der Besinnung, aber eben nicht nur für sie. Wir setzen alles daran, dass sie so oft wie möglich offen stehen und zum Besuch einladen."
Kontrast: Bei uns widersetzt sich der Pfarrer "allen Versuchen", die Pfarrkirche überhaupt außerhalb der Gottesdienste "offenstehen [zu lassen] und zum Besuch einzuladen". Seit Jahrzehnten. Folgenlos bleibt so etwas nicht; da verkümmert viel in den christlichen Herzen und Köpfen.
Versprochen ist versprochen...

... und wird auch nicht gebrochen.

Damit ich mich beim Dilettanten und seinem Maxistranten guten Gewissens und bei Gelegenheit wieder blicken lassen darf, habe ich nach unserer gestrigen Late-Night-Session in der Lohrer Innenstadt gleich der beiden Tumbleblog "Heiligenbildchen und Pastoralchemie" verlinkt.

Ein richtig schöner Abend war's, bei angenehmen Gesprächen über die Welt, den lieben GOtt und sein Personal in ihr (incl. der Blogozese), gutem Essen, einer Keiler-Weißen (jedenfalls für den erwachsenen Fußgänger von uns drei), original vom Leben geschriebenen Anekdoten - doch leider ohne den ersehnten Ringlo-Schnaps. Beim nächsten Mal ganz sicher!

29. Juli 2006

Israelische Alleinstellungsmerkmale

Charles Krauthammer in der Washington Post:
"What other country, when attacked in an unprovoked aggression across a recognized international frontier, is then put on a countdown clock by the world, given a limited time window in which to fight back, regardless of whether it has restored its own security?

What other country sustains 1,500 indiscriminate rocket attacks into its cities -- every one designed to kill, maim and terrorize civilians -- and is then vilified by the world when it tries to destroy the enemy's infrastructure and strongholds with precision-guided munitions that sometimes have the unintended but unavoidable consequence of collateral civilian death and suffering?"
Die Freunde von Publik Forum lassen die Gutmenschen aus dem Tätervolk direkt mitreden:
"Halten Sie Israel für berechtigt, gegen Hisbollah und Hamas militärisch so vorzugehen, dass von beiden Terrororganisationen keine Gefahr mehr für das Land Israel ausgeht?

o Ja, auf jeden Fall
o Ja, aber nur, wenn die Zivilbevölkerung absolut geschont wird
o Ja, aber nur, wenn legitime Grenzen und die Zivilbevölkerung geachtet werden
o Ja, aber nur im Rahmen einer UN-Resolution
o Nein, denn das Vorgehen ist kontraproduktiv
o Nein, denn das Problem lässt sich militärisch nicht endgültig lösen
o Nein, denn die eigentlichen Drahtzieher sind der Iran und Syrien
o Nein, denn weder Grenzen und Bevölkerung können dabei wirklich geschont werden
o Nein, auf keinen Fall"
Ach ja, Krauthammer fährt fort:
"To hear the world pass judgment on the Israel-Hezbollah war as it unfolds is to live in an Orwellian moral universe. With a few significant exceptions (the leadership of the United States, Britain, Australia, Canada and a very few others), the world -- governments, the media, U.N. bureaucrats -- has completely lost its moral bearings."
Zum Schluß nochmal Lila:
"Ich höre in den Nachrichten, daß eine Rakete auf die Wöchnerinnenstation und den Kreißsaal in Nahariya gefallen ist, wo ich Tertia geboren habe. (Auch damals fielen gerade Katyushas, ja ja.) Gut, daß die klugen Leute in Nahariya das gesamte Krankenhaus schon zu Beginn des Krieges in rieisge unterirdische Bunker verlegt haben, so ist niemandem was passiert."
48 auf einen Blick

Alle Päpste seit der Reformation als Hintergrundbild - damit habe ich eben das The-Passion-of-the-Christ-Wallpaper abgelöst. Courtesy of speculative catholic.

28. Juli 2006

Medien(un)wirksamkeit



(Entdeckt im fonolog)
Glücklich und unwissend?

"Dänemark ist glücklichstes Land der Welt".

Hat da nicht ein bekannter Däne vor ein paar Jahren etwas über die "Verzweiflung" geschrieben, die nichts von sich weiß?

27. Juli 2006

Der coolste Papst der Welt



Im Gegenzug seine Worte vom vergangenen Sonntag nachlesen, entweder auf deutsch in der Zusammenfassung von kath.net oder auf italienisch und englisch bei Sandro Magister.
"Genau in diesem Augenblick, in diesem Augenblick, in dem der Name Gottes schwer mißbraucht wird, brauchen wir den Gott, der am Kreuz triumphierte , der nicht durch Gewalt, sondern durch seine Liebe siegte. Genau in diesem Augenblick brauchen wir das Antlitz Christi, um das wahre Antlitz Gottes zu erkennen und so dieser Welt Versöhnung und Licht zu bringen. Und so, gemeinsam, mit Liebe, mit der Botschaft der Liebe, mit allem, was wir für die Leidenden in dieser Welt tun können, müssen wir auch das Zeugnis von diesem Gott bringen, des Sieges Gottes genau durch die Gewaltlosigkeit seines Kreuzes.

Lasst uns zu unserem Ausgangspunkt zurückkehren. Was wir tun können, ist das Zeugnis der Liebe, das Zeugnis des Glaubens zu geben, und vor allem: zu Gott aufzuschreien. Wir können beten! Wir sind gewiß, daß unser Vater den Schrei seiner Kinder hört."
"The King of King comes, the nation rejoices"

Der weiter unten erwähnte Stephen Colbert hat sich vor einiger Zeit auch schon einmal als liturgischer Solotänzer versucht - testweise.

Hier kann man zuschauen. (via Holy Whapping)
4. Blog-Geburtstag

Auf jeden Fall das schönste Geschenk der vergangenen vier Jahre: die Freundinnen und Freunde, die ich durchs Bloggen kennen gelernt habe. Nicht nur mit ihrem Blog-O-Ton, durch Kommentare oder e-Mails, sondern auch - wenigstens teilweise - in persona.

Deo gratias und Danke Euch allen!

(Momentan freue ich mich z.B. auf abendländischen Besuch am Untermain und auf Österreich-Ungarn als Gastland der Buchmesse 2006.)

25. Juli 2006

Zusätzliche Aufgaben für Brot und Wein

Das bleibt übrig, wenn "wahrhaft Fortschrittliche" über die Eucharistie sprechen:

"Wir bekennen, dass Jesus Christus (auch) durch die Eucharistie unter uns ist. Das Wie bleibt ein Geheimnis des Glaubens, wie wir es unmittelbar nach den Wandlungsworten aussprechen. Brot und Wein bleiben was sie sind, sie bekommen in unserer Feier die zusätzliche Aufgabe, die Gegenwart Jesu Christi zu bezeichnen."
Ganz banal also, kein Grund zu Aufregung, spezieller Aufbewahrung (Wie zweideutig ist eigentlich "in unserer Feier"??) oder Ehrfurchtsbezeigungen ("Tabernakelfrömmigkeit").

Katholisches Vollkornbrot gibt es hier.
Im Anfang war das vernünftige Wort

"Es geht um die Frage, ob das Wirkliche auf Grund von Zufall und Notwendigkeit, also aus dem Vernunftlosen, entstanden ist, ob mithin die Vernunft ein zufälliges Nebenprodukt des Unvernünftigen und im Ozean des Unvernünftigen letztlich auch bedeutungslos ist oder ob wahr bleibt, was die Grundüberzeugung des christlichen Glaubens und seiner Philosophie bildet: In principio erat verbum - am Anfang aller Dinge steht die schöpferische Kraft der Vernunft. Der christliche Glaube ist heute wie damals die Option für die Priorität der Vernunft und des Vernünftigen. Diese Letztfrage kann nicht mehr durch naturwissenschaftliche Argumente entschieden werden, und auch das philosophische Denken stößt hier an seine Grenzen. In diesem Sinne gibt es eine letzte Beweisbarkeit der christlichen Grundoption nicht." (Joseph Kardinal Ratzinger, 2000, zit. nach dem DLF)

24. Juli 2006

Hinweis auf einen fleißigen Kollegen

Christopher (der personifizierte Ratzinger Fanclub) hat in seinem Blog Against the Grain jede Menge Material zum Krieg gegen Israel zusammengestellt - unter spezieller Berücksichtigung der vatikanischen Reaktionen und der Diskussionen über die Gerechtheit der israelischen Reaktion.
... a practicing Roman Catholic

Nach seinem öffentlichen Glaubensbekenntnis (nizäno-konstantinopolitanisch und very high speed - bei Petra zu bewundern) legt der US-Comedian Stephen Colbert in Time Out New York nach:

"TONY: You created The Daily Show religious-satire segment, 'This Week in God.' How do you square your Catholicism with comedy?

SC: I love my Church, and I'm a Catholic who was raised by intellectuals, who were very devout. I was raised to believe that you could question the Church and still be a Catholic. What is worthy of satire is the misuse of religion for destructive or political gains. That's totally different from the Word, the blood, the body and the Christ. His kingdom is not of this earth."
Ein 2. Interview in der NY Times.

23. Juli 2006

Zu gründliche Suche

Und immer wieder gibt der Dalai Lama Stoff zum Nachdenken. Am Freitag z.B. bemerkte er knapp in seinem Kalender:
"Auch bei gründlicher Suche lässt sich kein 'Ich' finden."
Nicht sehr verwunderlich, würde ich sagen. Denn wer bin "ich" ohne "Du"?

Die Anrede durch GOtt schafft mein "Ich"; indem ich antworte - und sei es noch so implizit, noch so sehr vermittelt durch die geschaffene Welt, noch so sehr gerichtet an ein menschliches "Du", sage ich "Ich". Respondeo, ergo ego sum. Ich antworte, also bin ich. Ich höre eine Stimme, ich spüre eine Berührung, ich sehe ein Gesicht - und werde zu "mir".

Wenn ich gründlich in mir suche, zersplittert mir meine Einheit unter den Fingern. Das Ich unterm Mikroskop ist kein Atom, kein Unteilbares mehr. Wenn ich mich zusammennehme und SEinen Blick erwidere, werde ich zu dem, der ich bin, als den ER mich gemacht, befähigt, gerufen hat.

21. Juli 2006

Zu Besuch beim Bischof

Heute waren J. und ich zu einem unserer eher seltenen Besuche in der Bischofsstadt. Der erste Gang führte uns in den Dom, der für mich noch nie ein einladender Ort war mit seinen schmucklosen Wänden im Langhaus, der Steinlandschaft von Vierung und chor und dem weißen Stuck.

Aber wir sind ja nicht in der Kirche, um uns wohlzufühlen, sondern um etwas zu lernen und zu sehen, was wir noch nicht wussten oder was wir ohne Wiederholung wieder vergessen.

Meine Lektion heute: der Blick auf den wiederkommenden Herrn (ex oriente!), für den der Bischof seine Kathedra wird freiräumen müssen; ringsum die Zeugen und Heiligen, nur scheinbar unbelebt; die ärgerliche Konkretheit der Schädelknochen der drei Iren Kilian, Kolonat und Totnan, auf denen der Altar ruht; im Halbdunkel neben dem Hauptportal die unscheinbare "Herzogin von Franken" mit ihrem toten Sohn im Schoß - so nahe bei den Menschen, für die sie Verantwortung übernommen hat (wie wir glauben).

20. Juli 2006

Neuauflage des Ratzinger-Reports

Let the good times roll: Das erste und meistgehasste Interview des Panzerkardinals von 1984 ist wieder zu haben. (Tagespost)
"Wenn man ihm auch manchmal gerne widersprechen würde, wenn er auch selbst heute manche Dinge vielleicht anders formulieren würde, so stellt 'Zur Lage des Glaubens' auf jeden Fall einen Gewinn für die persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben dar. Die Krise der Kirche und die damit zusammenhängende Krise des Glaubens muss und kann nicht nur von wenigen behoben werden. Alle sind aufgerufen, sich an diesem eröffneten Dialog fruchtbringend zu beteiligen. Der von Kardinal Ratzinger gebrauchte Ausspruch Johannes Pauls II. war damals genauso wie heute aktuell: 'Die Kirche von heute braucht keine neuen Reformer. Die Kirche braucht neue Heilige.'"
Bloß kein Radio "von Überzeugten für Überzeugte"!

"Es ist ein kleines, feines, aber vor allem freies Radio", lobte der Journalist und ehemalige "Report"-Moderator Franz Alt. "Ich habe da auch schon ordentlich Kirchenkritik üben können." (Welt)
Wenn dem so ist, dann kann ja niemand etwas gegen das Kölner Domradio oder gar seine Evolution zu einem "katholischen Radio für Deutschland" haben. Gut demokratisch und weltoffen sollten auch solche Personen und Gruppen zu Wort kommen, die "christliche Werte tagesaktuell in den gesellschaftlichen Dialog ... bringen" und "an der Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft" arbeiten (wo auch immer die liegt) - Kandidaten wären vor allem unverwüstliche, sich ewig treu gebliebene Persönlichkeiten wie Hans Küng und Eugen Drewermann, Einrichtungen wie Donum Vitae oder die Kirchenvolksbewegung mit dem tele- und radiogenen Tobias Raschke vom WJT selig, vom Zentralkomitee deutscher Katholiken ganz zu schweigen.

Frage: Wie wäre es mit einem Radio von "Überzeugten für Nicht-Überzeugte"? (Und damit will ich nichts gegen das Domradio gesagt haben, das ich nur selten höre, sondern nur gegen die übliche katholische Verwaschenheit und Angepasstheit, die fröhlich und frei über alles und mit allen schwafeln kann, bloß nicht über den harten Kern des eigenen Glaubens, und die ich - argwöhnisch zugegebenermaßen - auch aus dem Artikel der "Welt" heraushöre.)

(Ergänzung: Hier ist der entsprechende Artikel aus der Tagespost.)

19. Juli 2006

Draußen vor der Tür

Ina Hartwig (be)kümmert sich in der Frankfurter Rundschau um den derzeitigen Feuilleton-Katholizismus.

Ein bißchen wirkt sie dabei auf mich wie eine 50-jährige Hausfrau, die sich nicht am Türsteher vorbei in die Disco traut. Fasziniert vom lockenden Abenteuer, sucht sie nach Gründen, sich auch draußen wohlzufühlen. Wenn sie es dort noch so lange aushält, bis die Mode wechselt (vielleicht wird ja auch Protestantismus wieder "hip"?), muß sie nicht bereuen, nicht dabei gewesen zu sein.
Sichtbare Zeichen

Mary Karr (s.u.) zitiert in ihrem Aufsatz aus einem Gedicht von Milosz, das hier zur Erbauung wieder- und weitergegeben sei:

Czeslaw Milosz: Veni Creator:

Come, Holy Spirit,
bending or not bending the grasses,
appearing or not above our heads in a tongue of flame,
at hay harvest or when they plough in the orchards,
or when snow covers crippled firs in the Sierra Nevada.

I am only a human being: I need visible signs.
I tire easily, building the stairway of abstraction.
Many a time I asked, you know it well,
that the statue in church lift its hand, only once, just once, for me.
But I understand that signs must be human,
therefore, call one person, anywhere on earth,
not me - after all I have some decency-
and allow me, when I look at that person,
to marvel at you.

[Komm, Heiliger Geist,
ob du die Gräser knickst oder nicht,
ob du über unseren Köpfen als Feuerzunge erscheinst oder nicht,
bei der Heuernte oder wenn man die Gärten pflügt,
oder wenn der Schnee die verkrüppelten Fichten der Sierra Nevada bedeckt.

Ich bin nur ein Mensch: ich brauche sichtbare Zeichen.
Ich ermüde leicht beim Bau der Treppe der Abstraktion.
Oft und oft habe ich gebeten, du weißt es wohl,
daß die Statue in der Kirche ihre Hand hebe, nur einmal, bloß einmal, für mich.
Aber ich begreife: die Zeichen müssen menschlich sein,
deshalb rufe eine Person, irgendwo auf der Erde,
nicht mich - schließlich habe ich einen gewissen Anstand -
und erlaub mir, wenn ich diese Person anschaue,
über dich zu staunen.]
Bekenntnisse

Vor einiger Zeit hatte ich aus einem Interview mit der konvertierten Dichterin Mary Karr zitiert - wegen ihrer unkomplizierten, down-to-earth Art, mit der sie über ihre Konversion und ihre Erfahrungen als Katholikin spricht.

In der Zeitschrift Poetry hat sie im November 2005 einen Essay mit dem Titel "Facing Altars: Poetry and Prayer" veröffentlicht, der zwar nicht leicht, aber dafür sehr spannend zu lesen ist: Aus der Mitte des Lebens zu GOtt, mit GOtt, über GOtt zu sprechen, gelingt ihr bestens. Eine Dichterin halt.
Neue Publikationsform des Apostolischen Stuhls?

Spiegel.de: Papst schreibt "theologische Erzählung".

Ich glaub's erst, wenn ich's lese.

18. Juli 2006

Und was für ein Katholik sind Sie?

Wer gerne schwarz auf weiß wissen möchte, ob er in Glaubens- und Kirchensachen sehr fortschrittlich, gemäßigt-progressiv, gemäßigt-konservativ oder sehr konservativ ist, kann sich die Antwort bei Beliefnet.com abholen. (Und natürlich knirscht man bei einigen Fragen mit den Zähnen.)

Meine 84 Punkte qualifizieren mich natürlich für die Rosenkranzkatholiken...
Leugnen, aber richtig

"Es ist bestimmt viel bedenklicher oder zumindest viel gefährlicher für den Menschen, die Erbsünde als Gott zu leugnen." (Georges Bernanos)
Sufjan

Der Spiegel würdigt unseren Mitchristen Sufjan Stevens vorbehaltlos für seine 21 Illinoise-Outtakes, die auf The Avalanche ein eigenes, großes Album hergeben.
Warten

"In diesen Tagen und in Zukunft empfiehlt es sich für den Papst aber wohl vor allem, das Heilige Land der Fürsprache der heiligen 'Teresia Benedicta vom Kreuz' und der seligen 'Maria vom gekreuzigten Jesus' als besonderen Patroninnen anzuempfehlen, einer Karmelitin aus Deutschland und einer Karmelitin aus Palästina, besser bekannt als Edith Stein und Mirjam von Iblin. Die höchstgelehrte deutsche Jüdin aus Breslau, die sich vor den Nazis so gern noch nach Palästina gerettet hätte, und die analphabetische Palästinenserin aus Iblin hinter Haifa werden heute gemeinsam vom Himmel her für die Not des Landes noch einmal weit über die Wundertaten des Propheten Elias vom Karmel hinaus gehen müssen." (Paul Badde in der Welt)
Vorläufig müssen wir uns noch darüber aufregen, daß Nasrallah eines seiner Kriegsziele mit Hilfe nützlicher Idioten aus Politik und Journalismus teilweise erreicht hat, nämlich seine Schuld an dieser geplanten und provozierten Eskalation auf Israel abzuwälzen, und warten weiterhin auf den großen Aufschrei der friedfertigen Muslime gegen den Mißbrauch des Namens Allahs durch die "Partei Gottes".

16. Juli 2006

Richard Chess: Kaddish

after Charles Reznikoff

27 Iyar 5763
29 May 2003

Upon Israel and
upon the rabbis and upon
the disciples and upon all
the disciples of the disciples and
upon all who study Torah in this place
and in every place, to them
and to you
peace;

Upon Israel and upon all
who meet men and women
wired to explode
and who sit with professors
ministers, sheikhs, and
the pious multitude in mosque
and chapel and at plenary sessions and
breakout meetings where
delegates from nations gather
to denounce, and on the street
among those who proclaim
Zionist = Nazi Zionism = Apartheid—
upon all who are proselytized or scorned
whose lives are interrupted
on a bus, in a pizzeria
during a sermon or a kiddush luncheon
or in the middle of an in-flight movie—
to them and to you
here in this land of boutiques
and a food bank, mountains
and a river, crosses and a ring of fire
and in every place
on earth and beyond
safety;

upon Israel and upon all who live
in a boardroom, on a conference
call, on the apron
of a pool and on poetry—
you descendants of
tenement and cotton mill
today dispersing your wealth like pollen
to seed a maternity wing
and to mature in the form
of a black man entering college
and a documentary
on Vilna
in this place and in every place
your influence is feared and celebrated
to you and to those
yet to achieve power
humility;

upon Israel
and upon their children and upon all the children
of their children, those who disappear
among good people of this earth
and those who thrive
in this place where the Sabbath
table is properly set
and in every place
to them and to you
life.

(Quelle)
et ne nos inducas, sed libera nos

Ein bemerkenswerter Erfahrungsbericht zur - hmm: Theologie des Leibes und der Ehe, und zu den unergründlichen Wegen der GÖttlichen Vorsehung: Porn and the Sacred Heart (godspy).

15. Juli 2006

Alles auf eine Karte

Paul Badde in der "Welt" über den "Deutschland-Flüchter" und Vaticanista Guido Horst und sein Unternehmen "Inside the Vatican".
... noch ist das Ganze mehr ein ehrgeiziges Garagenprojekt, mit dem Rohstoff "Hoffnung" als vorerst wichtigster Ressource - wenn auch mit Blick auf das Fenster des Papstes. Für dieses Magazin tippt Guido Horst leidenschaftlich Artikel, sucht Autoren, übersetzt Beiträge aus dem Italienischen oder Englischen, wirbt Abonnenten und fährt ein ums andere Mal nach Deutschland zurück, um Spender und Wohltäter zu finden, die das neue Projekt mit anschieben wollen: die Miete, die PCs, die Telefonkosten, das ganze teure Leben eines so komplizierten Geschöpfs wie einer neuen Zeitschrift im Zeitalter der Short Messages, Podcasts und des Internets. Nur Themen muß er hier nicht suchen, die findet er auf dem Petersplatz fast auf dem Kopfsteinpflaster. "Es ist eine Situation, wie sie in unserer Generation noch nicht da war", sagt er: "Benedikt hat ein Fenster geöffnet. Nicht weil der Mann aus Deutschland kommt, sondern weil er ein aufgeklärter, moderner Theologe ist, der allen Menschen etwas zu sagen hat. Dieser Papst ist intellektuell so spannend! Das macht die Berichterstattung aus Rom zu einer solchen Herausforderung, daß ich mich wundere, daß noch kein anderer diesen Platz besetzt hat, den ich jetzt ausbauen will. Darum habe ich alles auf diese Karte gesetzt", sagt er und zündet sich eine neue Zigarette an.
Infos zur deutschen Ausgabe von ItV hier.

14. Juli 2006

Donald Justice: Men at Forty

Men at forty
Learn to close softly
The doors to rooms they will not be
Coming back to.

At rest on a stair landing,
They feel it
Moving beneath them now like the deck of a ship,
Though the swell is gentle.

And deep in mirrors
The rediscover
The face of the boy as he practices trying
His father’s tie there in secret

And the face of that father,
Still warm with the mystery of lather.
They are more fathers than sons themselves now.
Something is filling them, something

That is like the twilight sound
Of the crickets, immense,
Filling the woods at the foot of the slope
Behind their mortgaged houses.
"Der spinnt, der Katholik"



So betitelt die FAZ ihre gestrige Besprechung der neuen und laut Verlag "ersten biographischen Annäherung" an Léon Bloy. (Auf deutsch kenne ich mindestens auch keine andere.)

Eigentlich eine Schande, daß es nicht die Katholiken selber sind, die ihre eigenen "dead white males" wieder entdecken. Aber da wiederhole ich mich... (Und ein paar Liebhaber dieses und anderer ähnlicher Herren gibt es ja doch unter uns.)
Südlich des Libanon

Zur Korrektur der veröffentlichten Meinung wertvoller denn je: Lilas Letters from Rungholt. Derzeit mein erstes Surfziel am Tag.

13. Juli 2006

Dana Gioia: Unsaid

So much of what we live goes on inside –
The diaries of grief, the tongue-tied aches
Of unacknowledged love are no less real
For having passed unsaid. What we conceal
Is always more than what we dare confide.
Think of the letters that we write our dead.

12. Juli 2006

Vorzeitiges Ende

Kleine Sünden straft der liebe GOtt sofort, und andere manchmal auch: Charlotte Allen in der Los Angeles Times über das Ende der liberalen Mainline-Kirchen Amerikas.

Lesen!
"So steht es um die liberale Christenheit, die einmal die Christenheit der Zukunft sein sollte: Verwirrung, Schisma, rapide sinkende Mitgliederzahlen, ein Zusammenbruch der Christologie und Versammlungen, die denen der amerikanischen Sprachwissenschaftler Konkurrenz machen, wenn es um billige Lacher geht. Und dabei hören sie nicht auf, der Katholischen Kirche zu sagen, daß sie besser das liberale Programm übernehmen solle - mit Priesterweihe für Frauen, Segen für gleichgeschlecthliche Paare usw. - sonst müsse sie sterben. Aber klar doch."
Zisterzienser beim "Labora" im 21. Jahrhundert

Heute: P. Bernard McCoy OCSO aus Sparta, WI.

Hier seine Story, dort die Website der LaserMonks.

Nicht schlecht auch das Bild zum Mission Statement:

Wahr oder falsch?

"LAS VEGAS

This may come as a surprise to those of you not living in Las Vegas, but there are more Catholic Churches than casinos (in Vegas).

Not surprisingly, some worshippers at Sunday Services will give casino chips rather than cash when the basket is passed. Since they get chips from many different casinos, the churches have devised a method to collect the offerings.

The churches send all their collected chips to a nearby Franciscan monastery for sorting. Then the chips are taken to the casinos of origin and cashed in.

This is done by the chip monks."
Die Auflösung gibt es auf der Moderne Sagen-Site snopes.com.
Kein neuer Fall Rahman!

Protest gegen die Abschiebung des zum Christentum konvertierten Iraners Reza Mamipour Abri!

Hier geht es zur Petition. Das Verwaltungsgericht Ansbach verhandelt den "Fall" am 26. Juli. (via fonolog)
Endlich mit festem Platz auf der Blogroll

Knaben der Revolution
Was macht eigentlich ...

... Eugen Drewermann?

Nun, er ist auf Tour und spricht, zum Beispiel kürzlich in der Lübecker St. Petri-Kirche vor richtig großem Publikum.



Daß sich die versammelten 700 Lübecker nicht einmal von der "allgegenwärtigen Fußball-WM" vom gesammelten Zuhören abhalten ließen, verwundert allerdings nicht: Kann man sich die hanseatisch-lutherischen Bildungsbürger auf dem Foto in einem Fußballstadion, auf einer Fanmeile oder mit Deutschland-Fahne am Auto vorstellen? (Der einzige Unter-50-Jährige ist übrigens ein Zivi, der dienstlich anwesend sein mußte...)

Hier sitzt sie wohl vor uns, die ehemalige Zukunft des deutschen Protestantismus, und hört wie ehedem ex-Katholiken zu.

(HL-live sieht im Web die Veranstaltung viel positiver als ich verknöchert-katholischer Nörgler und gönnt uns ein 2 min Eugen-Drewermann-Audio-Sample.)

11. Juli 2006

Spes Unica et Continua



Und doch gibt es Hoffnung, liebe Leser, trotz Lenz, trotz Danella, trotz Donum Vitae:
"Liebe Blogger,

ungefähr drei Wochen lang betreut "Jugend für das Leben" im Internet einen Blog. Wir berichten täglich über den Pro-Life-Marsch (15. Juli, Salzburg - 5. August, Wien), der uns für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder von Salzburg nach Wien führt.

http://www.plm06.blogspot.com/

Mit der Bitte um Verlinkung
Jugend für das Leben"
Wir haben zu danken!
Dazu stehe ich auch

Die kleinen Offenbarungen am Wegesrand... Man lässt sie meist achtlos stehen und liegen, dabei sind sie uns geschenkt als Augenöffner, als Schlüssel zum Verständnis unserer Zeit und unserer selbst.

Man nehme zum Beispiel "Lenz", das "Lifestyle-Magazin für Best Ager" aus dem Verlag Bayard Media, einer 50/50-Kooperation des von 14 deutschen Diözesen getragenen Weltbild-Verlages und des "belgischen Medienhauses Belgomedia" mit einer Auflage von knapp 150.000 Exemplaren.

Wenn ich mich recht entsinne, wurden vor einigen Jahren die verbliebenen Leser der ehemaligen katholischen Illustrierten "Weltbild" beinahe kollektiv zu "Lenz" überführt. Diese Leser waren und sind zum großen Teil kirchlich sozialisierte und gebundene "50plus Best Ager" - kirchlich sozialisiert wie in "katholischer Kindergarten", "Nähschule der Schwestern der Göttlichen Vorsehung", "Pfadfinderschaft St. Georg" oder "Jungschar", kirchlich gebunden wie in "praktizierender Katholik", "Pfarrgemeinderat", "Kommunionspender" oder "das Konzil bewußt erlebt".

Diesen "Lenz"-Lesern nun konnte in der Ausgabe von März 2006 ein Interview mit der Schriftstellerin Utta Danella vorgesetzt werden, in dem die Schmonzettenfrau sich zeigen kann, wie sie wirklich ist (und was zu sein den katholischen Best Agern vielleicht nie gelang): "unkonventionell, unabhängig - und wild".

Nun aber zur Offenbarung des Interviews - man bedenke dabei das Ensemble: die wilde und erfolgreiche Schriftstellerin, die Zeitschrift mit ihren klerikalen Eigentümern, und die katholischen Best Ager nach ihrem langen Marsch vom Taufbecken zum aktiven Alter, aktuell nach der Sonntagsmesse auf dem heimischen Sofa sitzend und die folgenden Sätze lesend, die so richtig nach Freiheit und Abenteuer duften:
"Lenz: Waren Sie Ihrem Mann eigentlich treu?
Danella: Nein.

Lenz: Und er hat sich nicht beschwert?
Danella: Doch, natürlich hat er sich beschwert. Aber das konnte ich ja nicht ändern.

Lenz: Wollten sie nie eine Familie?
Danella: Ich war schon während meiner Schulzeit entschlossen, keine Kinder zu kriegen. Die Nazis wollten möglichst viele Kinder, damit sie die nachher im Krieg umbringen konnten. [Dem katholischen Best Ager läuft es an dieser Stelle kalt den Rücken hinunter, denn er/sie gehört ja auch zu diesen Nazi-Kindern...] 1945 hatte ich meine erste Abtreibung - insgesamt waren es drei. [Gott sei Dank, denkt sich der katholische Best Ager - wenigstens drei Kinder, die nicht leben mussten, um getötet zu werden.] Dazu stehe ich auch. [Eine mutige Frau - hätte es nur mehr davon gegeben...]"

Die Lenz-Redakteurin fährt fort:
"Und während sie dies sagt, spürt man, wie sehr sie die Provokation, die dahintersteckt,mag. Sie liebt es, anzuecken, will nicht dem Bild einer lebenserfahrenen, reifen Frau entsprechen. 'Ist doch gut, wenn sich die Leute mal aufregen. Dann kommen sie wenigstens aus ihrem Trott.'"
Wer wird sich da noch spießerhaft aufregen wollen? Da spenden wir doch lieber für Donum Vitae, damit der heldenhafte Beitrag der deutschen Katholiken zum Lebensschutz auch ohne bischöfliche Unterstützung weitergehen kann...

Tja, you've come a long way, baby.
... he couldn't stand the thought of the church being silent

Beinahe ein Fall von Kirchenschwinden, hätte Willie Nelson sich nicht in letzter Minute der Methodistenkirche seiner Kindheit erbarmt. Jetzt wird in Abbott, TX weiter gesungen und gepredigt.
While his own involvement will be very minimal, Nelson said he decided to buy the property because he couldn't stand the thought of the church being silent.

"We sang, and my sister played piano here," Nelson said. "My grandmother brought us, and we came every Sunday, every Monday and Wednesday."

He said the church will remain a community church, and will not become an entertainment venue.

"It will be just like we had today — a little singing, a little preaching," he said.
Besinnlicher Frohsinn

"Und wenn wir uns auf Christi Wiederkommen freuen, so ist es nicht die Freude von unbeschwerten Kinderherzen, die dem Augenblick leben, sondern der besinnliche Frohsinn von Erwachsenen, die ihre Sorgen und Schwierigkeiten haben, sich auf Gefahren gefasst machen müssen und nach den Worten des heiligen Johannes wissen, daß 'die Welt im Argen liegt' und daß der 'Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht verliehen hat, den Wahrhaftigen zu erkennen', seine Hoheit und Macht zu erfahren." (John Henry Newman)

10. Juli 2006

Post-finale Fragen

Bin ich doch eine Spaßbremse, wie meine Tochter auf dem Höhepunkt ihrer Unabhängigkeitsbewegung einmal meinte? Oder fehlte mir nach den in Dänemark verbrachten ersten beiden WM-Wochen bloß der richtige Zugang zum bereits schwarz-rot-gold gewordenen Heimatland?

Jedenfalls nagte während der Endrunde schon der Zahn des Zweifels an mir: Reichen vier Wochen deutsche Gründlichkeit beim Flaggezeigen, um zu einem non-chalanten, lässigen Umgang mit den Nationalfarben zu gelangen, wie ihn mir die Dänen zu praktizieren scheinen? Sind Gäste mit terminiertem Aufenthaltswunsch nicht viel besser zu ertragen als Fremde, die uns auf Dauer erhalten bleiben, ohne "typisch deutsch" werden zu wollen? Wie lange hält er vor, der Klinsmann-Effekt, im Deutschland, das sich bald wieder vereinigt in der alten Malaise finden wird?

Aber vielleicht bleiben die WM-Wochen ja doch im kollektiven Gedächtnis hängen, so wie weiland das Berner Finale (einer der ersten nationalen Mythen, die dem Knaben scipio in den frühen Sechzigern eingepflanzt wurden) oder die Tage des November 1989... Hoffen wir's fürs Land und seine Bewohner.

(Für wen an mir jetzt zweifelt: Die Unsern sind die wahren Weltmeister!)

9. Juli 2006

Dank an einen alten Freund

Ach, Paulus, wie gerne höre ich Dir immer wieder zu. Vorhin zum Beispiel, als sie wieder aus Deinem Brief an die Korinther vorgelesen haben:
"Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.

Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.

Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark."

8. Juli 2006

Aufgelesenes

"... realer ist nichts als der gekreuzigte Auferstandene." (Hans Urs von Balthasar)

"Der Zeitgeist ist für den Christen kein Kompaß seines Benehmens." (ders.)

"Der Herr möchte jeden von uns zu einem Jünger machen, der in einer persönlichen Freundschaft mit Ihm lebt. Um das zu verwirklichen, reicht es nicht, wenn wir ihm nur äußerlich zuhören und folgen; man muss auch mit Ihm und wie Er leben. Das ist nur in einer Beziehung großer Intimität möglich, die von Wärme und von vollkommenem Vertrauen durchdrungen ist. So, wie es unter Freunden geschieht." (Benedikt XVI. am 5. Juli 2006)

3. Juli 2006

Lebenszeichen

Eigentlich hatte ich ja vor... Aber so kommt es meist nicht. Daher gab es jetzt eine Woche Blogfasten und diese Woche wird es vermutlich so weitergehen (je nach Internet-Verbindung in dem Pariser Hotel, in dem ich mich aufhalten werde).

Man sieht: Die echten Weltchristen müssen sich ihre asketischen Übungen nicht eigens vornehmen: die kommen schon ganz alleine und ganz harmlos daher und erwischen uns auf dem falschen Fuß. Dann wird einfach nicht gebloggt, dann gibt es keinen Alkohol, und andere Lebensfreuden machen sich ebenfalls rar. Der Herr hat's genommen, der Herr wird es wieder geben.

Dabei hätte ich so gern von dem Religionslehrer erzählt, der beim Abschlußgottesdienst für die Abiturienten und ihre Familien die "Renaissance der Religion" erwähnte, die aber "hoffentlich keine des Fundamentalismus, sonder eine des Moralismus" sei und ganz klare Vorstellungen vom Nutzen der Religion für die Gesellschaft hatte: Sie sei gut zur "Unterbrechung" (J.B. Metz) und für "Weitung des Horizonts". Nebulös und gar still wurde er erst dann wieder, wo er die Frage streifte, welche Religion denn nun die richtige sei, oder gar, was sie beinhalte und wie man sie praktiziere.

(Ein Erfolgserlebnis dürfte freilich der evangelische Pastor gehabt haben, als bei seinem trinitarischen Segenszuspruch die anwesenden Katholiken - also die Mehrheit der Anwesenden - kollektiv das Kreuzzeichen schlugen.)