11. Juli 2006

Dazu stehe ich auch

Die kleinen Offenbarungen am Wegesrand... Man lässt sie meist achtlos stehen und liegen, dabei sind sie uns geschenkt als Augenöffner, als Schlüssel zum Verständnis unserer Zeit und unserer selbst.

Man nehme zum Beispiel "Lenz", das "Lifestyle-Magazin für Best Ager" aus dem Verlag Bayard Media, einer 50/50-Kooperation des von 14 deutschen Diözesen getragenen Weltbild-Verlages und des "belgischen Medienhauses Belgomedia" mit einer Auflage von knapp 150.000 Exemplaren.

Wenn ich mich recht entsinne, wurden vor einigen Jahren die verbliebenen Leser der ehemaligen katholischen Illustrierten "Weltbild" beinahe kollektiv zu "Lenz" überführt. Diese Leser waren und sind zum großen Teil kirchlich sozialisierte und gebundene "50plus Best Ager" - kirchlich sozialisiert wie in "katholischer Kindergarten", "Nähschule der Schwestern der Göttlichen Vorsehung", "Pfadfinderschaft St. Georg" oder "Jungschar", kirchlich gebunden wie in "praktizierender Katholik", "Pfarrgemeinderat", "Kommunionspender" oder "das Konzil bewußt erlebt".

Diesen "Lenz"-Lesern nun konnte in der Ausgabe von März 2006 ein Interview mit der Schriftstellerin Utta Danella vorgesetzt werden, in dem die Schmonzettenfrau sich zeigen kann, wie sie wirklich ist (und was zu sein den katholischen Best Agern vielleicht nie gelang): "unkonventionell, unabhängig - und wild".

Nun aber zur Offenbarung des Interviews - man bedenke dabei das Ensemble: die wilde und erfolgreiche Schriftstellerin, die Zeitschrift mit ihren klerikalen Eigentümern, und die katholischen Best Ager nach ihrem langen Marsch vom Taufbecken zum aktiven Alter, aktuell nach der Sonntagsmesse auf dem heimischen Sofa sitzend und die folgenden Sätze lesend, die so richtig nach Freiheit und Abenteuer duften:
"Lenz: Waren Sie Ihrem Mann eigentlich treu?
Danella: Nein.

Lenz: Und er hat sich nicht beschwert?
Danella: Doch, natürlich hat er sich beschwert. Aber das konnte ich ja nicht ändern.

Lenz: Wollten sie nie eine Familie?
Danella: Ich war schon während meiner Schulzeit entschlossen, keine Kinder zu kriegen. Die Nazis wollten möglichst viele Kinder, damit sie die nachher im Krieg umbringen konnten. [Dem katholischen Best Ager läuft es an dieser Stelle kalt den Rücken hinunter, denn er/sie gehört ja auch zu diesen Nazi-Kindern...] 1945 hatte ich meine erste Abtreibung - insgesamt waren es drei. [Gott sei Dank, denkt sich der katholische Best Ager - wenigstens drei Kinder, die nicht leben mussten, um getötet zu werden.] Dazu stehe ich auch. [Eine mutige Frau - hätte es nur mehr davon gegeben...]"

Die Lenz-Redakteurin fährt fort:
"Und während sie dies sagt, spürt man, wie sehr sie die Provokation, die dahintersteckt,mag. Sie liebt es, anzuecken, will nicht dem Bild einer lebenserfahrenen, reifen Frau entsprechen. 'Ist doch gut, wenn sich die Leute mal aufregen. Dann kommen sie wenigstens aus ihrem Trott.'"
Wer wird sich da noch spießerhaft aufregen wollen? Da spenden wir doch lieber für Donum Vitae, damit der heldenhafte Beitrag der deutschen Katholiken zum Lebensschutz auch ohne bischöfliche Unterstützung weitergehen kann...

Tja, you've come a long way, baby.

2 Kommentare:

Yon hat gesagt…

Wie bizarr.

Petra hat gesagt…

Gggrrr... Grauenhaft. Betet für diese Frau!