[Da ich aktuell in Kirchenschwinden nichts veröffentlichen kann, kommt dieses Posting erst einmal hierher.]
Die Zeitschrift "Gottesdienst" zitiert in Ausgabe 13 vom 6.Juli aus einem Interview der FAZ mit Bischof Claude Dagens von Angoulême:
"In Deutschland sollen Hunderte Kirchengebäude aufgegeben werden. Was machen Sie mit Kirchen, die angeblich überflüssig sind?Kontrast: Bei uns widersetzt sich der Pfarrer "allen Versuchen", die Pfarrkirche überhaupt außerhalb der Gottesdienste "offenstehen [zu lassen] und zum Besuch einzuladen". Seit Jahrzehnten. Folgenlos bleibt so etwas nicht; da verkümmert viel in den christlichen Herzen und Köpfen.
In der Charente gibt es viele alte romanische Kirchen, aber auch eine ganze Reihe jüngerer Kirchengebäude. Ich habe mich allen Versuchen widersetzt, eine Kirche zu schließen oder ein Kirchengebäude aufzugeben. Wie die Sakramente, so sind auch die Kirchengebäude Zeichen Gottes unter den Menschen. Auch sie haben eine soziale Dimension. Für die Gläubigen sind die Kirchen Orte des Gebets oder der Besinnung, aber eben nicht nur für sie. Wir setzen alles daran, dass sie so oft wie möglich offen stehen und zum Besuch einladen."
5 Kommentare:
Na ja, ganz stimmt das auch nicht. Ich pendle wegen des Studiums ständig zwischen zwei Städten. In meiner Heimatstadt ist die Kirche eigentlich recht lange offen, in meiner Unistadt rüttelt man oft an der verschlossenen Tür.
Da gibt es große Unterschiede von Pfarrei zu Pfarrei, und sicher sind die Motive und Gründe sehr verschieden. Wo aber ohne sachlichen Grund - wenn man eine eingebildete Angst des Pfarrers vor Einbrüchen in die mitten in einem gutbürgerlichen, sicheren Wohngebiet gelegene Kirche ohne irgendwelche Kunstschätze und Opferstöcke nicht dazu zählt - eine Kirche jahrzehntelang nur 30 min vor dem Gottesdienst geöffnet und anschließend wieder verschlossen wird, dann sind Verschiebungen im Glaubensleben unausweichlich. Dann ist die Kirche eben nicht mehr der Ort, wo das Herz der Welt fühlbar schlägt.
Zudem ist in Frankreich die finanzielle Situation eine andere, weil die Kirchen nicht der Kirche, sondern dem Staat gehören. Dadurch muss auch nicht die Kirche für ihre Erhaltung aufkommen.
Allerdings stimmt es aber auch, dass die kath. Kirche in Deutschland zu den reichsten Teilen der kath. Kirche in der Welt gehört. Allerdings existiert der Großteil dieses Reichtums nicht in bar, sondern eben in Form von Immobilien, also meist Kirchengebäuden. Und wenn es um zunehmende Ausgaben (Renten für Priester und Ordensleute, Kirchenerhaltung) und sinkende Einnahmen (Kirchenaustritte) geht, ist die Verführung groß, mal ein bisschen von den Finanzen, die man in Form all der wertvollen Gebäude hat, zu verflüssigen...
Ich denke dennoch, dass dahinter auch ein Mentalitätsproblem stecken könnte. Um zu meinem Beispiel zurückzukommen, die offene Kirche veranstaltet z.B. auch mal ein kleines Konzert oder Theaterstück, während ich davon in der verschlossenen noch nie etwas gehört habe. (Obwohl ich zugeben muss, mich für das dortige Gemeindeleben auch nicht sonderlich zu interessieren. ;-) )
Ich kenne eine Gemeinde, die die von Dir genannten Befürchtungen ihres Pfarrers (in der Tat war es dort vor Jahren mal zu einer Art kleinem Brandanschlag gekommen, und irgendwann lag mal ein Kotballen in einer Ecke) durch eine Gebetswache ausräumen konnte: Es liegen Listen aus, und insbes. die ältere Generation übernimmt stundenweise eine Art Wachdienst.
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