29. September 2008

Ich im Internet: KNA-induziertes Brainstorming

Elsa und Thomas haben vorgelegt, aber warum nicht auch noch meinen Senf zu diesem Passus eines Artikels von Ludwig Ring-Eifel (KNA) in der Tagespost? Er stammt aus einem Bericht über den Studientag der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema "Kirche und Medien":

"Hinzu kommt die anarchische, durch kein „Imprimatur“ oder kirchliche Zuschüsse kontrollierbare Welt des Internet. Hier tummeln sich kirchliche Gruppen oder Einzelkämpfer jedweder Couleur. In ihren Foren und Blogs debattieren die Teilnehmer frisch und frei, aber längst nicht immer fromm und gebildet, über Glaubensinhalte oder was sie dafür halten. Die offizielle kirchliche Internetpräsenz mit ihrem wichtigsten Portal „katholisch.de“ kann diesem Wildwuchs außer solider Information bislang nicht viel entgegenhalten."

anarchisch: finde ich als Verehrer Gilbert Keith Chestertons ubercool.

"Imprimatur": will ich auf jeden Fall, sobald Anselm Grün und Klaus Berger in ihrem nächsten Buch eins vorweisen.

kirchliche Zuschüsse: werden mir jeden Monat als Beweis und conditio sine qua non meines Katholischseins von meinem Brutto-Gehalt abgezogen. Finanziere ich damit auch ein bißchen die KNA?

kontrollierbar: Mit der Kontrolle ist es wirklich so eine Sache. Das fängt beim Friedensgruß an ("Stattdessen sollten die Bemühungen fortgesetzt werden, eine würdige Form des Friedenszeichens in der liturgischen Praxis zu gewährleisten.") und hört bei den Blogs nicht auf.

tummeln: Feel like a dolphin. Yeah.

Einzelkämpfer: Ich wäre gerne zu zweit. Oder dritt, oder zehnt. Mit dem Che: "Schaffen wir zwei, drei, viele Blogozesenblogs." Ich richte gerne jedem KNA-Redakteur und gegen einen Segen jedem Bischof eines ein. Ehrlich.

jedweder Couleur: I'm black and I'm proud. Wie es die Väter waren.

frisch und frei: Nicht näher spezifiziert, daher nicht eingeschränkt. Daher anscheinend: immer. Sind wir etwa die Leute, die die 68er immer heranziehen wollten: Unbequeme Mundaufmacher? Die wahren Erben des Konzils und Karl Rahners?

längst nicht immer fromm: Ist das gut oder schlecht? Ich denke: Es kommt darauf an. Kirchliches Kabarett z.B. braucht nicht immer, braucht gar nicht fromm zu sein, um Anerkennung zu bekommen. Blogger sollten vorzugsweise frömmeln, damit man sie leichter abstempeln kann, als Frömmler oder auch als Fundamentalisten.

längst nicht immer ... gebildet: Nein. Sicher nicht. Ich tue ja mein Bestes. Manchmal klappt es. Öfters klappt es nicht. Sorry, KNA. Nicht einmal Bayerisches Abitur 1979 schützt vor Ungebildetheit. Im Gegenteil.

über Glaubensinhalte oder was sie dafür halten: Oder wie Jesus schon einmal nicht sagte: "Mit dem Maß, mit dem ihr die Blogger messt, müsst ihr nicht alle messen." Aber vielleicht will ich, wollen meine Mitblogger ja gar nicht über die Inhalte ihres Glaubens bloggen? Muß ein katholischer Schriftsteller - gäbe es ihn noch, dieses Exemplar einer ausgestorbenen Gattung - jeden Roman über das Credo schreiben?

Wildwuchs: Oder wie Jesus ein andermal nicht sagte: "Amen, amen, das sage ich euch: Geht hin und gebietet Einhalt der Kreativität, schafft einen großen katholischen Mainstream, auf daß die Botschaft so attraktiv werde wie alkoholfreies Bier nach drei Tagen im Glas."

nicht viel entgegenhalten: Wie wäre es z.B. mit Bloggen? Mit richtig gutem Bloggen? Aufregend, innovativ, die Botschaft spritzig wie Champagner, das Medium anpassungsfähig und wendig? Kostet nichts außer Zeit. Nebenbei kann man zeigen, wie gebildet man ist. Und auch wie fromm.

Geht übrigens ganz einfach, wie uns diese Beispiele (Nr. 1, Nr. 2) aus Südostasien zeigen. Man muß nur wollen - statt mit dem Zeigefinger auf die bösen Blogger deuten (lassen).

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Jessas, Scipio, seit du mich kennst, wirst du immer besser...

>>auf daß die Botschaft so attraktiv werde wie alkoholfreies Bier nach drei Tagen im Glas.">>

Johannes hat gesagt…

Yeah man, you got it.

Anonym hat gesagt…

Bernhard Müller hat im PUR-Magazin einen interessanten Kommentar zur Sache verfasst. Er kann nun auf auf kath-info nachgelesen werden.

. hat gesagt…

Klaus Berger und Anselm Grün? Die sind eher nicht vergleichbar, oder?

Scipio hat gesagt…

@U: Das ist zwar richtig, aber an ein Imprimatur kann ich mich bei keinem von beiden erinnern.