30. Mai 2004

Willkommen in der Welt, Pfingsten!



Eigentlich müsste das Bild ja farbig sein...

29. Mai 2004

Dort und damals, hier und jetzt, immer und überall

Daß das Individuelle in der Kirche allen gehört, daß jedes Charisma kein Privatbesitz ist, sondern dem Aufbau der Gemeinde dient, ist alte Christenweisheit. Genauer gesagt, geht sie auf Paulus (und den inspirierenden GEist selber) zurück.

Lorenz Jäger sieht in diesem Ineinander von Persönlich und Allgemein (= Katholisch) ein Charakteristikum des Pontifikates von Johannes Paul II. Hier liegt auch der Schlüssel zur rechten Interpretation des 2. Teils der päpstlichen Autobiographie. (Meine Paddeltour zu Gott)
Gerard Manley Hopkins:
The Blessed Virgin,
Compared to the Air we Breathe


(...)
Be thou then, O thou dear
Mother, my atmosphere;
My happier world, wherein
To wend and meet no sin;
Above me, round me lie
Fronting my froward eye
With sweet and scarless sky;
Stir in my ears, speak there
Of God's love, O live air,
Of patience, penance, prayer:
World-mothering air, air wild,
Wound with thee, in thee isled,
Fold home, fast fold thy child.

(Sei du denn, o du liebe
Mutter, meine Luft, darin
Zu wandern und keiner Sünde begegnen;
Über mir, rings um mich liege,
Meinem mürrischen Auge begegnend
Mit süßem, narbenlosen Himmel;
Rühre mein Ohr auf, sprich dort
Von Gottes Liebe, o lebendige Luft,
Von Geduld, Buße, Gebet:
Welt-mutternde Luft, Luft wild,
Umwunden von dir, ein Eiland in dir,
Umfasse ganz, fest umfasse dein Kind.
(Übersetzung: U. Clemen/F. Kemp))

28. Mai 2004

Dunkel die Nacht, der Boden kalt



Durch Wim Wenders' Bluesfilm "The Soul of a Man" kommt die Rede wieder öfter auf großen Blind Willie Johnson. In diesem Zusammenhang wird regelmäßig sein 1927er Song "Dark was the night - Cold was the ground" erwähnt, der als eines der großen menschlichen Kulturzeugnisse seit 1977 an Bord der Voyager zu Außerirdischen unterwegs ist.

Was für Ry Cooder das "most transcendent piece in all American music" war, wird auf drfrizz' deutschen Webseiten zum kritischen Hinweis auf die conditio humana americana reduziert.

Was Blind Willie dazu wohl gesagt hätte? Vielleicht: "Keep your lamp trimmed and burning"? Auf deutsch: "Laß deine Lampe nicht ausgehen - denn der BRäutigam ist unterwegs!"
Erie-Tipp des Tages:

"Let prayer change you. Do something:
Clean out your closet. Wash and mend what you no longer wear. Give it away."

Keine Angst: Den Wandschrank, nicht das Klo.
Nach der BP-Wahl

Thomas E. Schmidt sorgt sich in der Zeit um den Zustand des Konservatismus in Deutschland:

"Alles Störrische und Rechthaberische hat die Union in den vergangenen Jahren aus diesem Konservatismus gespült, das Zackige und das Frömmelnde, die Geiferflecken sind weg und auch der peinliche Depressionsgeruch. Der Konservatismus fühlt sich heute wie ein sehr oft gewaschenes Laken an. Man kann nicht einmal beklagen, dass Köhler der viel befürchteten Ökonomisierung des Lebens das Wort redet, denn das meiste, was darunter verstanden wird, spielt sich in den Subventions- und Sicherungssystemen eines Staates ab, der sorgenvoll auf Einnahmen und Ausgaben blickt.
Es tobt kein Kampf zwischen Kulturkonservatismus und Sozialkonservatismus im Land. Auch sind die Ängste und Stimmungslagen der zivilisationsfeindlichen, antikapitalistischen alten Rechten großenteils nach links gewandert. Themen wie Ökologie oder Verbraucherschutz, die unmittelbar in die Gesellschaft hineinreichen, lassen sich überhaupt nicht mehr auf der Links-rechts-Matrix einordnen, andere wie Zuwanderung und Energie immer weniger." (Die Weichspüler-Union)
Vorgeschmack?

Die Mähdrescher Gottes: Kampf der Kulturen? Die zukünftige Christenheit? Fundamentalismus a la Afrika? Notwehr? Wachsende Kirchen?
Money-making monks

Wir Deutsche haben die beiden Anselme (I und II), die Amis ihre LaserMonks (via Catholic and Enjoying It)
Polygamie

Genau die Frage habe ich letzthin auch gestellt: If same-sex 'marriage' is legalized, why not polygamy?

27. Mai 2004

Liturgischer Tanzbedarf



Wer sich schon immer fragte, wo die Waldorf-farbenen, fast transparenten Tücher herkommen, die man gelegentlich in Altarräumen zu sehen bekommt, findet bei Son Dance Ministry eine Antwort. (via Saintly Salmagundi)
"Ihr seid mein Brief"



Christliche Tattoos hatte ich ja schon vor einiger Zeit mal in diesem Blog. Bei der Christian Tattoo Association gibt es noch mehr "Eternal Ink".
Passionserlebnisse

Auch wenn die Passionen unserer Gegenwart die Erregung über "Die Passion" (ja: von Mel Gibson) längst verdrängt haben: In Commonweal beschreibt ein junger Jesuiten-Professor, Mark Bosco, wie seine Gen Y-Studenten (Gen Y meint: nach 1981 geboren) den Film gesehen und erlebt haben.

Für viele war er eine spirituelle Erfahrung, ja sogar eine fast liturgische. Kreuzweg, Einkehrtag, Passionsspiel waren Stichworte, die fielen. Die Gewaltszenen vor allem waren es, die die Studenten faszinierten - und zwar gerade in der Abhebung von der Gewalt, die sie aus anderen Filmen mehr als gewohnt waren. Bosco zitiert Flannery O'Connor: Die Gewalt, die sie als erzählerisches Mittel einsetzt, ist "seltsamerweise fähig, meine Charaktere zur Wirklichkeit zurückzubringen und sie darauf vorzubereiten, ihren Augenblick der Gnade anzunehmen". Ähnlich hätten auch seine Studenten die Gewaltszenen dies Films wahrgenommen. (Benedict Fitzgerald, der Drehbuchschreiber von "Die Passion", war übrigens der Sohn von Sally Fitzgerald, der langjährigen Freundin und Biographin von Flannery O'Connor.)

"Whatever the cinematic merits, historical accuracy, or theological vision of the film, it must be said that it has made students think. Indeed, that seems to be the only consensus among the respondents: 'It really challenged my conceptions about redemption through suffering'; 'I have never thought about this before'; 'It made me think about my faith.' Mel Gibson’s film has become a cultural phenomenon. It has done what many others have aspired to: compelled young people to think about Good Friday in a whole new way. For a post–Vatican II generation that is not used to the Stations of the Cross or singing the 'Stabat Mater,' or sitting through long Lenten sermons on Christ’s Passion, Gibson’s film is inspiring them to 'keep watch' as it imaginatively refashions what previous generations of Catholics have taken for granted. The Passion of the Christ may just be another form of devotion for a new generation."

26. Mai 2004

Geh mir nicht aus dem Weg! - Über die Räume in der Kirche

Blog-Kollege Jochen Scherzer hat auf kath.net einen Kommentar zur Wiener "Jugendkirche" veröffentlicht, den ich sehr wertvoll finde.

Das, was er sagt, gilt ja analog auch von anderen pastoralen Räumen. Durch die allgemeine Mobilität pendeln viele Christen zwischen ihrer Territorialgemeinde und anderen Gemeinden mit attraktiverem Angebot oder besserem Priester. Das betrifft die progressiven wie die traditionell orientierten Katholiken, die Gewohnheits- wie die Überzeugungskatholiken. Auch ich brauche gelegentlich eine andere Atmosphäre, eine andere Predigt, andere Menschen um mich als in meiner Heimatgemeinde.

Kritisch daran ist für mich vor allem der folgende Aspekt: Wie in eine Familie, wird man auch in die Kirche "hineingeboren", ohne sich seine Geschwister und den Rest der Verwandtschaft aussuchen zu können. Natürlich entwickelt jede Familie, jede Pfarrei - wie jede andere Gruppe von Menschen, die länger zusammen sind - einen eigenen Stallgeruch, eine Art des Umgangs, ein eigenes oder wenigstens eigengefärbtes Wertesystem, eigene Tabus und Gebote. Im Fall der Kirchengemeinden gehört dieser Stallgeruch eben nicht zum geoffenbarten Glaubensgut, wird aber manchmal (fast) dafür gehalten und jedem Mitglied oder Neuling entsprechend aufgedrängt. Die Versuchung ist jetzt, sich wegen dieses Stallgeruchs und der anderen internen Regeln zurückzuziehen und sich der konkreten Gestalt von Kirche zu entziehen. Jeder, der dieser Versuchung nachgibt, hat mein volles Verständnis und es mag im Einzelfall auch sehr triftige Gründe geben - aber leicht rutscht man in ein Auswahlchristentum hinüber, das nicht mehr kirchlich ist. "Nicht Ihr habt mich erwählt", sagt der Herr. Wir sagen allzu gerne: "Das stimmt, o Herr, aber ich suche mir aus, an welchem Ort und mit welchen Gläubigen ich Dich verehre und Dir diene."

Können wir uns die Antwort Jesu vorstellen, wenn Petrus zu ihm gekommen wäre mit den Worten: "Herr, Du hast mich gerufen und ich bin Dir unendlich dankbar dafür - aber mit den beiden arroganten Donnersöhnen komme ich nicht zurecht. Ich brauche einen anderen pastoralen Raum, denn in mir wecken sie jedes Mal negative Gefühle und ich kann nicht beten, wenn sie daneben sitzen. Schau nur, wie sie sich anziehen und wie ungekämmt sie daherkommen. Dazu ist Johannes 20 Jahre jünger als ich, viel unbedarfter und unwissender. So einem Jungspund täte es gut, wenn er den Glauben woanders lernen könnte als ich."

Jesus hätte vielleicht gesagt: "Auch sie gehören zu mir - genau wie Du. Dieses Zugehören, das gerade Johannes einmal "in-mir-bleiben" nennen wird, ist wichtiger und wirklicher als Eure Unterschiede, die ich ja allzu gut kenne. Ja, ich werde ihm helfen, den Glauben so zu lernen, wie er es am besten versteht. Er wird seinen anderen pastoralen Raum bekommen. Aber, Petrus, mach dir nichts vor: Er wird kommen mit seinem Glauben und wird mit Dir und den anderen leben. Und ihr werdet ihn aufnehmen, und ihr werdet von ihm lernen, so wie er von dir. Dann erst ist eure Liebe vollkommen, wenn ihr euch nicht aus dem Weg geht. Wenn ihr euch begegnet, dann nehmt einander an, so wie ich euch angenommen habe - als Kinder meines Vaters und als meine Brüder, die ich am Kreuz erlöst habe."

Verschiedene pastorale Räume durchaus, Pfarrtourismus vielleicht auch noch, aber nur wenn alle(!) wissen, daß das alles innerhalb des einen Volk Gottes, des einen Leibes geschieht. Das wird sich immer daran zeigen, wie "Produkte" der verschiedenen pastoralen Räume, die Kirchgänger der verschiedenen Pfarrgemeinde zusammenkommen, übereinander sprechen, miteinander umgehen. Das zeigt sich auch in ihrem Glauben - wenn er nämlich offen ist für die jeden Stallgeruch unendlich überragende Fülle der Wahrheit Gottes.


25. Mai 2004

Lyrik bockt

Eine amüsante und lehrreiche Einführung in den rechten Gebrauch der lyrischen Hausapotheke: Andreas Thalmayr (b.k.a. Hans Magnus Enzensberger) kommt mit "Lyrik nervt" locker daher, um bei klein und groß die Lust an der Dichtung zu wecken.

Vielleicht liest der eine oder die andere danach ja wirklich noch'n Gedicht.
Lokalpatriotisches Posting

Man soll den Trainer nicht vor dem Finale loben, aber immerhin will ich hier schon mal vermerken, daß mit Felix Magath und Rudi Bommer zwei Aschaffenburger den Münchner Fußball retten müssen.

24. Mai 2004

Zivilgesellschaftliche Einladung

Ich hoffe, daß Bernd Hans Göhrig, der Bundesgeschäftsführer der IKvu weiß, was er mit dem folgenden Satz meint: "Die wechselseitige Einladung zum Tisch des Herrn ist eine zivilgesellschaftliche Entwicklung von unten, die die Kirchen weiter verändern wird."

Ich komme nämlich nicht drauf - obwohl ich mir extra die Thesen von Thomas Carothers (Carnegie Endowment for International Peace) reingezogen habe.

Weniger zweifelhaft ist die dahinter stehende Evolutionstheorie: Aus einer Ausnahme wird durch vermehrtes Praktizieren automatisch die statistische Regel, die eine Regelung (a.k.a. "offizielle Erlaubnis") überflüssig macht. "Wir können nicht mehr zurückgehen" - erstaunlich, wie leicht sich immer noch an Fortschritt glauben lässt.
"Ein Gewicht, das ihnen eigentlich zusteht"

Na, das ist doch schon einmal ein Fortschritt: Der Schweinfurter Patriarch der deutsch-katholischen Kirche, Roland Breitenbach, äußert sich zufrieden, daß die Unterstützer von "Redemptionis Sacramentum" trotz ihrer Minderzahl zu Wort kommen und endlich Gehör finden!

"Es ist ein großes, bedrückendes Schweigen ausgebrochen. Die wenigen, die beispielsweise der neuesten Instruktion über die Feier der Liturgie zustimmen, erhalten damit ein Gewicht, das ihnen eigentlich zusteht." (Gottesdienstordnung 21/2004)
"... accused the bishop of telling the faithful how to practice their faith"

Charlotte Allen in der Los Angeles Times über Christianity Lite:

"When in January 2003 the bishop of Sacramento ordered former Gov. Gray Davis, a Catholic whose administration boasted of making California 'the most pro-choice state in America,' to change his views or stop receiving communion, a Davis spokesman accused the bishop of 'telling the faithful how to practice their faith.'

So, the consumer mentality rules in the world of Christianity Lite: The notion that no one has the right to tell anyone how to practice his or her faith, or indeed what that faith should consist of. Individual choice, not the tradition handed down by parents or grandparents, increasingly governs belief, practice and denominational affiliation.

There is an upside to that, however, as Wilcox points out. 'Many are moving out of their traditions, but when they land in a particular tradition, they take it much more seriously. They're better-educated, and they're more self-conscious about passing it on. Our society is becoming overall more secular, but there is in increase in the minority of Americans who take their faith seriously.'

That is the paradox of Christianity Lite. It can breed its own dissatisfactions, including a hunger to lose oneself religiously in something outside of and larger than oneself. That is why, by all reports, the Christian churches and communities that insist on going against the 'spirituality' zeitgeist and making genuine demands on their members are thriving."
(Registrierung erforderlich!)
Kirche und Kultur - drei Perspektiven

Die deutsche Perspektive:
In der Bischofszeitung "Rheinischer Merkur" darf der Kulturwissenschaftler Jan Assmann einen nostalgischen Blick auf den Polytheismus des alten Ägypten werfen und die Kosten eines - jüdischen wie christlichen - "exklusiven Monotheismus" bedauern - unter der Rubrik "Kirche intern". So, als ob die deutsche Kirche unter einer fundamentalistischer Rigidität leide und statt des Eigenen vor allem und endlich das andere, fremde kennen lernen müsse.

Die italienische Perspektive:
Sandro Magister macht ein theologisch-philosophisch-politisches Triumvirat namhaft: Kardinal Ratzinger, Erzbischof Carlo Caffara und der italienische Senatspräsident Marcello Pera haben in den letzten Tagen öffentlich über die "Krankheit Europas" nachgedacht:
"The reflections I intend to propose are three. I maintain that the West is suffering a grave cultural crisis. I maintain that this crisis risks affecting, if not the doctrine, then the preaching of the Church. And I maintain that Christianity can contribute in a decisive manner toward curing the West’s suffering. This suffering has a well-known name: relativism." (Pera)

Die amerikanische Perspektive:
Das Buch von Tracey Rowland: Culture and the Thomist Tradition: After Vatican II wird sowohl in First Things wie im New Pantagruel (der sich als Gegenspieler zu First Things profiliert) positiv besprochen. Die Rezensenten erkennen dankbar an, daß Rowland den teilweise naiven Kulturoptimismus von Gaudium et Spes relativiert und für ein differenziertes christliches Verständnis der "Moderne" votiert, das den Konflikten zwischen Christentum und moderner Kultur nicht ausweicht.
Die ganz normalen Gesichter des Bösen

Hitler als Ästheten, als Opernliebhaber und -Kenner, als Baumeister, ganz generell als Kulturmensch zu sehen (vgl. Jean Bethke Elshtains Rezension in Christianity Today) oder - mit Timothy W. Ryback im Mai-Cicero - als Familienmenschen, ist faszinierend und erschreckend. Mitten unter uns, einer von uns. Die größten Verbrechen leitet er genauso selbstverständlich in die Wege wie die kleinen Hilfen für die Geschwister, Neffen und Nichten. So, als ob die Rechte nicht wisse, was die Linke tut.

Furchtbar.

Der Verteidiger des Mythos

Eine Würdigung des katholischen Reaktionärs Nicolas Gomez Davila zu seinem 10. Todestag in der Tagespost durch Georg Alois Oblinger.

"Die Grundüberlegung des Progressisten ist wunderhübsch: das Beste setzt sich immer durch, weil man das Beste nennt, was sich durchsetzt." (Gomez Davila)

23. Mai 2004

Ein neues Template,...

... eine neue Kommentarfunktion (die alten Comments sind im Orkus verschwunden), missing links, die bald wieder ergänzt werden. Genug für heute.
Kraft des Wortes



Endlich konnte ich wieder mal hören, wie eine richtig gute Predigt zu sein hat. Pfarrer Michael Gross von der evangelischen Christuskirche in M-Neuhausen predigte zur Hochzeit meines Bruders und seiner Ulli über 1 Kor 13, 13 und das Bleiben in der Liebe als Grund jedes Vorankommens. Anspruchsvoll, biblisch, differenziert, objektiv und persönlich in einem. Lutherality at its best.

19. Mai 2004

Blogpause

Von Donnerstag bis Sonntag bringen wir den jüngsten Sohn meiner Mutter unter die Haube. Ich darf als "best man" assistieren. Da freut sich mein Bruderherz.
Das Dante Projekt

Eine Site, für die man sich Zeit nehmen sollte, auch wenn man die Göttliche Komödie (noch) nicht gelesen hat! Ja, sie ist wunderschön. (via Leipziger Bücherlei)

18. Mai 2004

Auflage

Kirchenpressenauflagensteigerung a la Suisse (oder besser: Svizzeria...): Betrug im Namen Gottes im Faz.Net-Feuilleton. "Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar werde, noch heimlich, das man nicht wissen werde." (Lk 12, 2)
Not Dark Yet

Besser als der Soundtrack von "The Passion of the Christ" dürfte die Kollektion von "Songs Inspired by the PotC" sein, die bei Universal erschienen ist. Es singen: Ricky Skaggs, Nick Cave, Elvis, Leonard Cohen, die Blind Boys of Alabama und Bob Dylan. Soundbites available online.

17. Mai 2004

Abu Ghraib

Folter und Menschenquälereien in Abu Ghraib und die Stellungnahmen eines amerikanischen Calvinisten und eines deutschen Katholiken.

Liegt es an der Nationalität oder an der Konfession, daß der eine die Erbsünde am Werk sieht und der andere optimistisch solche Verbrechen deutschen Soldaten nicht zutraut? Die Söhne, Enkel und Urenkel der Täter von 33-45 sind auch weiterhin zu allem fähig, was ihre Menschennatur zulässt. (Ich schließe mich in diese Fähigkeit ausdrücklich mit ein!)

Der Humor von Thomas Morus

Felix Neumann präsentiert das Ergebnis seiner Nachforschungen zur Autorenschaft des "Gebetes um Humor", das im Gotteslob und anderen Gebetshilfen dem hl. Thomas Morus zugeschrieben wurde und wird.

Es stammt nicht vom Lordkanzler, sondern von Thomas Henry Basil Webb, der 1917 als 19jähriger an der Somme gefallen ist.

Die englische Fassung ist in ihrer Kürze und Schnörkellosigkeit den bei Neumann aufgelisteten deutschen Versionen, auf jeden Fall überlegen:

"Give me a good digestion, Lord,
And also something to digest;
But when and how that something comes
I leave to Thee, Who knowest best.

Give me a healthy body, Lord;
Give me the sense to keep it so;
Also a heart that is not bored
Whatever work I have to do.

Give me a healthy mind, Good Lord,
That finds the good that dodges sight;
And, seeing sin, is nor appaled,
But seeks a way to put it right.

Give me a point of view, Good Lord,
Let me know what it is, and why.
Don't let me worry overmuch
About the thin that's known as »I«.

Give me a sense of humour, Lord,
Give me the power to see a joke,
To get some happiness from life
And pass it on to other folk."

(On a more personal note: Ich bin mir nicht sicher, welche Strophe die für mich heute passendste ist. Ich glaube, die mit dem unbored heart. Mich schütteln akute Anfälle von Acedia.)
Online Worshipping

Church of Fools.

Wie im wirklichen Leben: Knien, beten, segnen, bekreuzigen, lobpreisen. Und schwätzen.
Sola pressura

"Schließlich hat die evangelische Kirche seit der Reformation ihre Bedeutung erst durch das gedruckte Wort erlangt." So Hinrich C.G. Westphal in der Welt.

Dieser Druck der Tradition auf den finanziell gebeutelten Kirchenzeitungen und Journalisten ist offensichtlich weniger inhaltlich als formal: Die Kirchenblätter sollen durch höhere Attraktivität höhere Auflagen und größere Bedeutung bekommen.

Luther war bestimmt kein Kostverächter, aber ich stelle mir vor, daß er ganz und gar nicht sicher wäre, ob sich die neuen Themen der "Nordelbischen" wie "Körperkult, Muttertag und Zukunft der Arbeit" oder "die kulinarische Kolumne von Helmut Zipner, Koch im Kieler Landeshaus und amtierender Weltmeister im Spargelschälen" eher an den justus oder den peccator im Leser wenden...

Katholischerseits ist das Thema "Zölibat" der Renner - weil es jeden so persönlich angeht, daß er auch etwas Sinnvolles dazu zu sagen weiß.
Ehevorbereitung auf spanisch

Nach "Allerkatholischster Majestät" sieht das bei Letizia Ortiz momentan ja noch nicht aus. Aber wo die Liebe hinfällt, keimt in Spanien gelegentlich noch der Glaube:

"... neben Tischmanieren, Tanz und Protokoll war besonders die Religion ein Anliegen der Schwiegereltern. Denn Letizia Ortiz ist nicht nur geschieden, sondern war, wie es heißt, auch Agnostikerin. Der Brautlehrer, Militärbischof Jose Manuel Estapa, relativierte dies allerdings: 'Letizia entspricht dem Archetypus der jungen Leute, die nach einer religiösen Kindererziehung eine eher indifferente als agnostische Haltung der Kirche gegenüber einnehmen'. Im November hatte ein Sprecher der Casa Real die standesamtliche erste Ehe Letizias noch verharmlost: 'Das ist kein Hinderungsgrund, Spanien ist ein modernes Land.' Jetzt sagte Monsenor Estapa: 'Dona Letizia ist fleißig und wird das im Glauben Verlorene bald aufgeholt haben.' Schon sah man das Paar beim Altar der Jungfrau von Covadonga in Asturien beten - Letizia im blauen Trench mit kariertem Rock und Halstuch." ("Lass mich ausreden" in der Welt)

16. Mai 2004

Irak: Dramaturgie des Grauens

Der Hintergrund zur Ermordung von Nicholas Berg - und nicht einmal Joseph Croitoru erwähnt, daß er Jude war.
Da ist Raed

So weit können es Weblogger bringen: bis ins Kino. Und die berühmte Frage: "Where is Raed?"beantwortet sich damit auch gleich. (Und wer wissen will, wer Raed ist: Hier gibt es Aufklärung.)
Verstärkung

Drei neue "katholische" Blogs habe ich gerade bei den anderen Kolleg/inn/en mitgelistet: EchoRomeo, das Katholische Notizbuch und Fontes-Ecclesiae. Und bestimmt freuen sich alle auf viele neue treue Leser/innen.

14. Mai 2004

Öffentliches Geheimarchiv

The Vatican Files.net macht Dokumente des Vatikanarchivs aus dem Jahr 1933 zugänglich - zwar nicht als Image des Originals, aber doch im Originaltext. Eine wertvolle Fleißarbeit des italienischen Historikers Matteo Luigi Napolitano, die er hoffentlich noch fortsetzt.
Karol Wojtyla vor und nach dem 1978er Konklave

Sandro Magister über den Papst anläßlich des 2. Teils seiner Autobiographie.l
Kampf der Kulturen

Die Sehnsucht der Muslime nach Andalusien (Zeit-Dossier)
Passion auf DVD

Der The Mighty Barrister erwähnt, daß es die "Passion Christi" ab 31. August auf DVD gibt. (Quelle)

13. Mai 2004

21st Century Venus Fly Trap



Speziell für blinde Fliegen. Pflegeleicht und langlebig. Gibt's bei BoysStuff für schlappe 19,95 Britische Pfund. Köder separat in der ökologisch akzeptablen Nachfüllpackung.
Oberflächenwasser



Bei uns gibt es das schon lange. Damit werden rechtzeitig vor den großen Feiertagen die Weihwasserbecken aufgefüllt. Ideal auch für die meisten Taufen und überall da, wo richtiges Weihwasser erschrecken würde. (Trademark: Curt Jester)
Wortschatzübungen

vesticula balnearis Bikiniana - Bikini
sonorarum visualiumque taeniarum cistellula - Videokassette
globuli solaniani - Kartoffelchips
pastillum botello fartum - Hot Dog
(Quelle)
Defensor Linguae Latinae

P. Reginald Foster, ein Unbeschuhter Karmelit aus Milwaukee, ist der Chef-Latinist des Vatikan.

Vor ein paar Wochen habe ich mich schon bei einer SAT1-Reportage an ihm ergötzt, als er seine Antworten im Interview fließend lateinisch gab und ungewohnte Begriffe in einem (für Amerikaner) akzentfreien Deutsch ebenso fließend erläuterte. Jetzt portraitiert ihn Paul Badde in der Welt.

Zum Glück muß man nicht unbedingt Ciceronisches Latein beherrschen, um sich mit ihm sinnvoll unterhalten zu können. Die Karolingische oder Mittelalterliche Version tut es auch.

Latein-Nachhilfe gibt er auch, live und im Web.

12. Mai 2004

Schwer zu glauben, aber wahr

"Die menschliche Persönlichkeit und Einmaligkeit, die von Gott auf jedes Gesicht gezeichnet und unterschrieben ist, oft auf dem eines großen Menschen so gewaltig, ist etwas ganz Heiliges, ein Ding für die Auferstehung, für das ewige Leben, für die glückselige Einigung. Jede menschliche Physiognomie ist eine ganz besondere Tür zum Paradies, unverwechselbar mit andern, und durch die immer nur eine einzige Seele eintreten wird." (Leon Bloy, 6.6.1897)
"Nur eines aber ist wichtig"

ZdK-Ober-Laie Hans Joachim Meyer äußert sich über die wirklich wichtigen Dinge auf dem kommenden Katholikentag in Ulm:

"KNA: Wer Programmpunkte sieht, bei denen etwa Jacques Gaillot mit Eugen Drewermann über die Klerikerkirche spricht, könnte glauben, er habe das Programm von 1994 in der Hand. Das wirkt nicht innovativ.

Meyer: Das sehe ich nicht so. Die Veranstaltung war der Vorschlag einer beteiligten Gruppe. Viel wichtiger ist das Gespräch zwischen Hans Küng, Kardinal Karl Lehmann und Hanna-Renate Laurien über die Kirche in der heutigen Zeit. Überdies wird das ganze Programm von aktuellen Themen geprägt." (katholisch.de)

Aber das machen die doch schon seit ich denken kann. So wichtig kann das 2004 doch nicht plötzlich werden.
Spiegel, Rätsel, Wahrheit

"Gott bietet uns in Begriffen und begrifflichen Sätzen (die ins Blut der Märtyrer getaucht zu uns gelangen, denn zur Zeit des Arianismus war man fähig, eines Jotas wegen zu sterben) die übersinnlichsten und unserem Verstand unzugänglichsten Wahrheiten, die eigentliche Wahrheit Seines göttlichen Lebens, Seines eigenen Abgrundes; das beweist, daß der Begriff nicht bloß ein Instrument zur Bewältigung der Lebenspraxis ist, das als solches aus sich allein unserem Geist das Wirkliche nicht zu vermitteln vermag, sondern bestenfalls nur die unaussprechlichen Zusammenhänge zerstückeln kann und das Absolute wie Wasser durch ein Sieb entrinnen lässt.

Der Geist der Analogie schlägt eine Brücke vom einen Ufer zum anderen und befähigt uns, das Unendliche zu erkennen; dank diesem Wunder an Kraft und Beschwingtheit enthält der im dogmatischen Satz göttlich ausgefeilte Begriff, als Spiegel und als Rätsel, aber auch als ganze Wahrheit, das Mysterium der Gottheit selbst, das er in uns senkt, ohne es zu begrenzen, das Mysterium der Gottheit, die sich selbst ewig im ungeschaffenen Wort, zeitlich aber, und in menschlicher Sprache, im fleischgewordenen Wort verkündet." (Jacques Maritain)

11. Mai 2004

Damals wie heute

Bayerische Abituraufgaben in der Süddeutschen. Schon die Formulierungen beamen mich 25 Jahre zurück, in die linke Turnhalle des KGA, zusammen mit 70 anderen Kollegiat/inn/en, die an Einzeltischen ihre Konzentrationsrituale durchziehen, simultan die Aufgabenblätter umdrehen und anschließend zu erraten suchen, was das KuMi hören will.

10. Mai 2004

bitkraft

Dies und das und einiges Überflüssige, aber nett gemacht. Eine Homepage aus den 20ern.
Raissa Maritains Freundschaften

Ich lese gerade "Die großen Freundschaften", die Erinnerungen von Raissa Maritain. Die Frau des großen katholischen Philosophen Jacques Maritain erzählt von den Freunden, die sie und ihren Mann bei der Suche nach der Wahrheit begleitet haben. Es sind große Namen dabei wie Charles Peguy, Georges Rouault und natürlich Leon Bloy. Ihm verdanken sie die Begegnung mit der Schönheit, der Wahrheit und dem Anspruch des Christentums. Bloy selber fand in Jacques und Raissa zwei junge Menschen, die ihn, den "undankbaren Bettler", der mit seiner Familie jahrzehntelang buchstäblich am Hungertuch nagte, verstanden, beistanden und hinter seinen Zornesausbrüchen immer den wehmütig und tief Liebenden sahen.

"Die Offenbarungen der Anna Katharina Emmerich [die ihnen Bloy hatte zukommen lassen] vermittelten uns ein dichtes, lebendiges, erschütterndes und doch vertrautes Bild vom Katholizismus. Sie lehrten uns zahllose Dinge über die Geschichte, die Dogmen, die Theologie, die Liturgie und die Mystik des Katholizismus, von denen wir bis dahin nichts wußten. Die Nüchternheit eines Katechismus hätte uns damals bestimmt nichts verständlich gemacht. Unsere Unwissenheit bedurfte gerade der gewissermaßen bildhaften Darstellung der Kirche in den vier Dimensionen der Höhe und der Länge, der Breite und der Tiefe. Gleichzeitig wurde uns auch der heroische Katholizismus gezeigt: die Heiligkeit in ihren schrecklichen Prüfungen, in ihrer Demut und göttlichen Liebe, in ihrer Askese und der Seligkeit, in der sie sich vollendet, in ihrer reinen Harmonie, ihrer Macht und ihrer Schönheit.

Wir erfuhren, daß die Heiligkeit im Unsichtbaren alle lebenden Glieder der Kirche miteinander vereint und daß diese Gemeinschaft der Heiligen das Band und das Leben ihres mystischen Leibes ist und ihr, ungeachtet der Unvollkommenheiten und der Gebrechen einiger oder der Mehrzahl der Glieder der sichtbaren Kirche, den Stempel der Heiligkeit aufdrückt - der Kirche, deren Haupt Christus, deren Seele der Heilige Geist ist, deren Glieder aber, wie alle Menschen seit dem Sündenfall, als Sünder geboren werden. Die Kirche ist überall, wo sich eine heilige Seele findet, die auf der Erde kämpft, im Fegfeuer leidet und glorreich und selig ins ewige Leben eingeht." (Heidelberg: Kerle, 1954, S. 139)
Blogger - Neue Version

Immerhin war blogger.com nicht ganz untätig, seitdem die Firma vor einem Jahr von Google erworben wurde.

Die Bedieneroberfläche wurde überarbeitet und ist auf den ersten Blick leichter zu bedienen. Vielleicht traue ich mich ja doch mal an ein neues Layout ran...
Priestermangel praktisch

Die Zahl der Seminaristen ist zwischen 1997 und 2002 um ca. 5 % gestiegen. In Afrika hat sie sich in den letzten 25 Jahren - seit Beginn des Pontifikats Johannes Pauls II. - verdreifacht, in Asien nahm sie um 125 % zu, in Amerika um 65 %. Nicht überall ist das Christentum ein "kaltes Religionsprojekt" (R. Safranski)

(Guido Horst: Bitte über den Tellerrand blicken in der Tagespost)

6. Mai 2004

Vorschlag aus Erie

Bei den Erie-Benediktinerinnen soll das Gebet täglich andere Früchte tragen. Heute ist Kollektivdichtung dran:

"Write a collective poem with your family, prayer group or close friends. One begins, each person adds a line. What new insights did you gain about yourself? About others?"

Vermutlich kommt es nicht auf die Qualität des Ergebnisses an - schön, daß wir mal wieder gedichtet haben.
Pieper - Teil II

Memento in der FAZ vom 4. Mai 2004:
Mark Siemons: Eine Chrysantheme von Josephine Baker (allerdings nicht kostenlos im Web)

Mit der Chrysantheme war es laut Siemons und Piepers Autobiographie so:

"En passant erwähnt er, wie ihm Josephine Baker einmal in Amsterdam eine riesige gelbe Chrysantheme schenkte: Bei einer Zugabe im Concertgebouw bat sie einen freiwilligen Tanzpartner auf die Bühne, und als einziger meldete sich Josef Pieper, um seine frisch erworbenen Steptanz-Kenntnis zu erproben. Beim Tanzen überreichte ihm die Baker dann die Blume."
Uns Wuschel

Es ist immer wieder schön, wenn Menschen all das Schwere und Schlechte um sich herum vergessen und in "Augenblicken privater menschlicher Nähe und Offenheit" einfach glücklich sind - so wie diese beiden damals vor über 20 Jahren:



Links Luise "Wuschel" Rinser, rechts Kim Il Sung.

Eine hochpeinliche und daher doch wieder amüsante Leseprobe aus Luise Rinsers "Nordkoreanischem Reisetagebuch" stellt uns der "Freundeskreis der Juche-Ideologie in der Kommunistischen Partei Deutschlands" zur Verfügung. Danke!

Zitat:
"Ein westdeutscher Journalist schrieb, man könne Kim Il Sung einen 'weisen Tyrannen am Ende der Welt' nennen.

Abgesehen davon, dass Tyrannis und Weisheit ein Widerspruch in sich selbst ist und dass Korea nur scheinbar am Ende der Welt liegt und vielmehr ein gefahrenreicher Treffpunkt weltweit wichtiger Interessen und Mächte ist, kann man Kim Il Sung nicht einen Tyrannen nennen. Er ist aber weise im Sinne des Konfuzius: 'Der Meister ist milde, einfach, ehrerbietig, mäßig und nachgiebig.' (...)

Ich möchte nicht zur Legendenbildung um Kim Il Sung beitragen, doch muss ich, um sein Porträt zu zeichnen, einige Anekdoten erzählen, die Charakteristisches über ihn aussagen. Sie sind wahr: Bei einem Essen hatten er und ich uns so lebhaft unterhalten, dass der Dolmetscher nicht dazu kam, auch nur einen Bissen zu essen. Kaum waren wir im Gästehaus zurück, klingelte das Telefon, der Präsident selbst rief den Chef des Hauses an: Gebt dem armen Lee etwas Gutes zu essen, er stirbt vor Hunger. (...)

Oder: als zum ersten Mal ein ehemaliger nordkoreanischer exilierter evangelischer Pastor seine Heimat besuchte, wurde er von Kim Il Sung zum Essen eingeladen. 'Herr Pastor, Sie es doch gewöhnt, vor dem Essen zu beten?' [sic!] Der Pastor war verwirrt. Der Atheist fordert ihn zum Beten auf? Er fasste sich und sprach folgendes Gebet, das mir Kim Il Sung ein Jahr darauf mit seltsamer Rührung wiederholte: 'Gott, segne diese Speisen, segne die Erde, die sie hervorbrachte, segne die Menschen, welche die Erde bearbeiten, und segne den Mann, der es diesen Menschen möglich macht, ihre Erde in Frieden und mit Erfolg zu bearbeiten.'

Ein Akt der Höflichkeit beiderseits, und doch mehr als das: Nordkorea hat Religionsfreiheit verfassungsmäßig garantiert und stellt nur eine Bedingung: Die Ausübung der Religion darf nicht wieder, wie unter amerikanischem Einfluss, konterrevolutionäre Absichten verfolgen, genau gesagt: Es darf nicht wieder sein, dass unter dem Mantel einer westlichen Kirche der Kapitalismus einschleicht, wie es schon einmal war.

Kim Il Sung, der weise Tyrann am Ende der Welt... Er demonstriert, dass ein totalitärer Staat keine Tyrannis sein muss, sondern, soweit es die Umstände erlauben, demokratische Freiheiten gestatten kann."
No Tolkien, nowhere

Den aktuellen Stand der Quellenkritik des "Herrn der Ringe" fasst Mark Shea zusammen, mit faszinierenden Ergebnissen, die unser bisheriges Bild von Mittelerde auf den Kopf stellen.
Gott, du mein Gott, dich suche ich!

Für alle Gott-Sucher, aber auch alle ChristInnen, die für andere religiöse Traditionen offen sind, ist der God-of-the-Month-Club ideal:

Ein monatliches Materialpaket stellt die Göttin/den Gott des Monats vor und liefert die passenden Rituale und Gebete mit. Geeignete Opfergaben liegen bei. Ganz nebenbei erweitert man seinen Horizont und bringt einige Abwechslung ins Leben.

Gottheit des Monats Mai 2004 ist Sophia - zum Einstieg geradezu ideal für enttäuschte Orthodoxe und feministische KatholikInnen.
Anglican Tees

Auf einem Kirchen- oder Katholikentag dürften sich die T-Shirts der VCAC gut machen, der Vast Conservative Anglican Conspiracy. Wie wär's mit mit einer ökumenischen Solidaritätsaktion, z.B. des Forums Deutscher Katholiken?
JC - just cool

Der Trend geht zum frommen T-Shirt: Pop Culture Gets Religion and goes mainstream. (Wall Street Journal - via Saintly Salmagundi)

5. Mai 2004

5 Minuten vor der Krise

Ralf (richtig so, Ralph?) kommentiert in pax et bonum die Finanzkrise der deutschen Kirche.

Ich kann mich grundsätzlich nur anschließen, erkenne aber immer mehr, wie dieser Weg einerseits unumgänglich ist, andererseits aber viele Diözesen, Gemeinden, einzelne Christen vor wirkliche Zerreissproben stellt. Und zwar nicht so sehr materiell, sondern vor allem geistlich.

Wo ein Umdenken auf der Ebene des Staates und der Gesellschaft schon schwierig ist - Stichworte Eigenverantwortlichkeit, Versorgungsmentalität, Anspruchsdenken -, ist christlich gesehen die aktuelle Krise nicht einfach nur der sichere Weg zu einem tieferen Glauben oder ein ärmeren und daher liebenderen Kirche - sondern davor kommen harte Entscheidungen auf uns alle zu: Nicht nur auf die Pastoralassistenten oder die Caritas-Mitarbeiter, sondern auf die Eltern von Erstkommunionkindern und die Ordensschwestern in "sterbenden" Klöstern genau so.

Dabei sind die Entscheidungen umso schwerer, je mehr sie das Innere der Person berühren: die Dankbarkeit für den Glauben, den Umgang sündiger Menschen mit anderen Sündern in der einen großen Gemeinschaft der Heiligen, das Erwecken der Sehnsucht, wo die allsonntägliche Erfüllung nicht gleich um die Ecke zur passenden Uhrzeit zu haben ist.

The easy way out wird immer verlockend bleiben: viri probati, ausländische Priester, Auslagerung christlicher Kernaufgaben in nur noch dem Namen nach katholische oder christliche Institutionen...

Ob jetzt wirklich die Stunde der Gemeinde schlägt, wie Heiner Herbst und Winfried Henze letzthin in der Tagespost meinten? Ich bin skeptisch, wenn ich an die Gemeinden denke, die ich kenne: oft dünne Glaubenssubstanz, wenig spirituelle Erfahrung, Anspruchsdenken bei alt und jung. Ganz sicher aber immer noch viel guter Wille, Bereitschaft zum Einsatz und ein gewisses Gespür für die kirchliche Wahrheit.

Warum soll das nicht genug Zunder sein für die Funken des GEistes?

Zumutbare Maria

Eine sensationelle Meldung bei kath.net: Eine Madonnenfigur im Treppenhaus beeinträchtigt den Gebrauchswert einer Wohnung nicht und begründet keine Mietmindung. Das hat ein Münsteraner Gericht entschieden mit der Begründung, "dass Jesus auch nach evangelischem Glauben durch Maria geboren worden sei, so dass der Anblick einer Madonna bei Protestanten keinen besonderen Schock auslösen könne".

Gott sei Dank haben Protestanten selten Marienerscheinungen - gar nicht auszudenken, was das notfallmedizinisch bedeuten würde.
Pieper

Jetzt habe ich doch den 100. Geburtstag von Josef Pieper verpasst...

Hier ein paar Würdigungen:

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Einsicht und Weisheit(Tagespost)
Thomas Sternberg: Geist mit Bodenhaftung (Rheinischer Merkur)
Pirmin Meier: Theologisch gegründete Weltlichkeit (NZZ)

4. Mai 2004

Einsam ist der Westen

Johnny Cash: Desperado - neu verfilmt.
Gottesdienst mal anders

Setting:
eine kleine altkatholische Gemeinde in unserer Nähe, zu der vor allem jüngere ehemalige R-Katholiken mit ihren Familien gehören, die aus den üblichen Gründen (autoritäre Leitung, verkrustete Strukturen, überholte Moral, mittelalterliche Theologie etc) mit der R-Katholischen Kirche nicht mehr zurecht kamen. Die Alt-Katholische Kirche bietet hier eine angenehme Alternative: Katholisch sein ohne all die einengenden Strukturen, modern sein und doch in der "alten Kirche des 1. Jahrtausends" verwurzelt.

Anlaß:
Gemeindegottesdienst mit Taufe.

Mitwirkende:
zwei altkatholische Priester, der eine davon ehemals r-katholisch und jetzt mit Frau und Kindern; die altkatholische, recht familiäre Gemeinde mit vielen Kindern und Jugendlichen; r-katholische Verwandte des Täuflings, darunter ich, und andere Freunde der Familie.

Die Liturgie:
Nach dem gemeinsamen Kreuzzeichen gab es eine kurze Einführung, ein Gloria-Ersatzlied (dieses wie alle anderen Lieder war ein Neues Geistliches Lied (NGL), wurde durch 4 Gitarren begleitet und komplett durchgesungen) und statt Lesung eine zur Taufe passende (?) Geschichte. (Inhalt: Ein Mann begegnet einem Einsiedler, von dem ein wundersames Licht ausgeht und die ganze Natur ringsum erleuchtet. Auf die Frage des Mannes, wie das gehen könne, erzählt der Einsiedler von seinem Vorgänger, der ihm eine Flamme aus seiner Brust eingepflanzt habe und die er selber jetzt in sich wirken lasse. Eine solche Flamme - das Göttliche in uns - sollten wir Anwesende heute und alle Tage dem kleinen Täufling einpflanzen - er selber solle sich von unserer Liebe getragen wissen.)

Dann kam das Evangelium (Jo 21) in der Kinderbibelvariante und die Taufe, die die üblichen Zeichen (Wasser, Kreuzzeichen, Kerze, Chrisam) beinhaltete, in einer zum Rest passenden Interpretation. Anschließend betete die Gemeinde ein vom Priester formuliertes und mit Glaubensbekenntnis" tituliertes Gebet. ("Jesus, Du bist ein Mensch, von dem ich fasziniert bin, von dem ich nicht mehr loskomme, auch wenn ich oft an Dir zweifle. Ich frage mich immer wieder, was es eigentlich ist, was mich so an Dir festhält (...) dass in Dir das Göttliche im Menschen wieder spürbar wurde. - Amen")

Nach einer kurzen und unrituellen Gabenbereitung stellte sich die Gemeinde zum Sanctus (=Loblied) und Hochgebet um den Altar. Dieses war erwartungsgemäß umgangssprachlich formuliert und brachte interessanterweise die Epiklese ("Sende herab Deinen Geist, dass sie uns werden ...") nach den Einsetzungsworten.

Netterweise durften zwei Kinder beim "Durch ihn und mit ihm" Kelch und Patene halten. Der Friedensgruß nach dem Vaterunser war komplett: jede(r) wünschte jeder/m den Frieden - ein Gewusel rund um den Altar. Die Einladung zur Kommunion nahmen bis auf Yours Truly und die Kleinkinder alle Anwesenden an. Für die Kommunion unter beiderlei Gestalten wurde der Kelch mit den Worten gereicht: "Jesus begegnet dir im Wein", gekoppelt mit einem freundlichen Blick des Zelebranten. Dann tauchte ein/e jede/r die erhaltene Hostie ein.

Was mit dem übrigen Wein und den restlichen Hostien geschah, vergaß ich ganz zu beobachten - aber wahrscheinlich wurden sie von den beiden Priestern verzehrt. Von beidem gab es noch reichlich, und die Kirche war keine altkatholische...

Nach einigen weiteren NGL und dem Segen endete die Eucharistiefeier.

Bemerkenswert war ganz allgemein die geschlechtsneutrale Sprache ("Christinnen und Christen"), die Abwesenheit von Stille, das Verschwinden von Ritus und Ritualen bis auf einige grundlegende Zeichen, die Minimalisierung der Gebetshaltungen (durchgehend Sitzen, Stehen bei Taufe und Hochgebet), eine auffällige Ungezwungenheit und Spontaneität, und die Rolle der Priester als Mischung aus Animateur, Ansager und Gebetsleiter.

Mein Fazit war, daß hier für viele der Teilnehmer eine Utopie wahr wurde, nämlich ein ganz und gar menschengemäßer und menschengemachter Gottesdienst. Konsequent waren lehrhafte oder gar dogmatische Elemente verschwunden - nicht ganz erstaunlich für eine Kirche, die ja gerade in diesem Punkt ihren Weg begann. Daß wir es dabei nicht mehr mit "Altkatholiken" zu tun haben, die "die die neuen Glaubenssätze (Dogmen) von der Unfehlbarkeit des Papstes und seinem Jurisdiktionsprimat aus ihrem Gewissen heraus nicht annehmen konnten, sondern beim alten Glauben blieben", sondern mit Katholiken des neuen Stils, die die Berufung auf die altchristliche Vielfalt zum Vorwand nehmen, ein Oberflächenchristentum zu entwickeln und zu praktizieren - auf dieser Klärung zu bestehen, wäre beckmesserisch.

Vielleicht sollte die R-Katholische Kirche doch froh sein, daß es "Redemptionis Sacramentum" gibt...

3. Mai 2004

Divina Poesia

"Ich sage, daß die Theologie und die Poesie beinahe ein nämliches genannt werden dürfen, da ein und dasselbe ihr Gegenstand ist. Überdies sage ich sogar, daß die Theologie weiter nichts ist als ein Gedicht von Gott." (Boccaccio)