5. Mai 2004

5 Minuten vor der Krise

Ralf (richtig so, Ralph?) kommentiert in pax et bonum die Finanzkrise der deutschen Kirche.

Ich kann mich grundsätzlich nur anschließen, erkenne aber immer mehr, wie dieser Weg einerseits unumgänglich ist, andererseits aber viele Diözesen, Gemeinden, einzelne Christen vor wirkliche Zerreissproben stellt. Und zwar nicht so sehr materiell, sondern vor allem geistlich.

Wo ein Umdenken auf der Ebene des Staates und der Gesellschaft schon schwierig ist - Stichworte Eigenverantwortlichkeit, Versorgungsmentalität, Anspruchsdenken -, ist christlich gesehen die aktuelle Krise nicht einfach nur der sichere Weg zu einem tieferen Glauben oder ein ärmeren und daher liebenderen Kirche - sondern davor kommen harte Entscheidungen auf uns alle zu: Nicht nur auf die Pastoralassistenten oder die Caritas-Mitarbeiter, sondern auf die Eltern von Erstkommunionkindern und die Ordensschwestern in "sterbenden" Klöstern genau so.

Dabei sind die Entscheidungen umso schwerer, je mehr sie das Innere der Person berühren: die Dankbarkeit für den Glauben, den Umgang sündiger Menschen mit anderen Sündern in der einen großen Gemeinschaft der Heiligen, das Erwecken der Sehnsucht, wo die allsonntägliche Erfüllung nicht gleich um die Ecke zur passenden Uhrzeit zu haben ist.

The easy way out wird immer verlockend bleiben: viri probati, ausländische Priester, Auslagerung christlicher Kernaufgaben in nur noch dem Namen nach katholische oder christliche Institutionen...

Ob jetzt wirklich die Stunde der Gemeinde schlägt, wie Heiner Herbst und Winfried Henze letzthin in der Tagespost meinten? Ich bin skeptisch, wenn ich an die Gemeinden denke, die ich kenne: oft dünne Glaubenssubstanz, wenig spirituelle Erfahrung, Anspruchsdenken bei alt und jung. Ganz sicher aber immer noch viel guter Wille, Bereitschaft zum Einsatz und ein gewisses Gespür für die kirchliche Wahrheit.

Warum soll das nicht genug Zunder sein für die Funken des GEistes?

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