6. Mai 2004

Uns Wuschel

Es ist immer wieder schön, wenn Menschen all das Schwere und Schlechte um sich herum vergessen und in "Augenblicken privater menschlicher Nähe und Offenheit" einfach glücklich sind - so wie diese beiden damals vor über 20 Jahren:



Links Luise "Wuschel" Rinser, rechts Kim Il Sung.

Eine hochpeinliche und daher doch wieder amüsante Leseprobe aus Luise Rinsers "Nordkoreanischem Reisetagebuch" stellt uns der "Freundeskreis der Juche-Ideologie in der Kommunistischen Partei Deutschlands" zur Verfügung. Danke!

Zitat:
"Ein westdeutscher Journalist schrieb, man könne Kim Il Sung einen 'weisen Tyrannen am Ende der Welt' nennen.

Abgesehen davon, dass Tyrannis und Weisheit ein Widerspruch in sich selbst ist und dass Korea nur scheinbar am Ende der Welt liegt und vielmehr ein gefahrenreicher Treffpunkt weltweit wichtiger Interessen und Mächte ist, kann man Kim Il Sung nicht einen Tyrannen nennen. Er ist aber weise im Sinne des Konfuzius: 'Der Meister ist milde, einfach, ehrerbietig, mäßig und nachgiebig.' (...)

Ich möchte nicht zur Legendenbildung um Kim Il Sung beitragen, doch muss ich, um sein Porträt zu zeichnen, einige Anekdoten erzählen, die Charakteristisches über ihn aussagen. Sie sind wahr: Bei einem Essen hatten er und ich uns so lebhaft unterhalten, dass der Dolmetscher nicht dazu kam, auch nur einen Bissen zu essen. Kaum waren wir im Gästehaus zurück, klingelte das Telefon, der Präsident selbst rief den Chef des Hauses an: Gebt dem armen Lee etwas Gutes zu essen, er stirbt vor Hunger. (...)

Oder: als zum ersten Mal ein ehemaliger nordkoreanischer exilierter evangelischer Pastor seine Heimat besuchte, wurde er von Kim Il Sung zum Essen eingeladen. 'Herr Pastor, Sie es doch gewöhnt, vor dem Essen zu beten?' [sic!] Der Pastor war verwirrt. Der Atheist fordert ihn zum Beten auf? Er fasste sich und sprach folgendes Gebet, das mir Kim Il Sung ein Jahr darauf mit seltsamer Rührung wiederholte: 'Gott, segne diese Speisen, segne die Erde, die sie hervorbrachte, segne die Menschen, welche die Erde bearbeiten, und segne den Mann, der es diesen Menschen möglich macht, ihre Erde in Frieden und mit Erfolg zu bearbeiten.'

Ein Akt der Höflichkeit beiderseits, und doch mehr als das: Nordkorea hat Religionsfreiheit verfassungsmäßig garantiert und stellt nur eine Bedingung: Die Ausübung der Religion darf nicht wieder, wie unter amerikanischem Einfluss, konterrevolutionäre Absichten verfolgen, genau gesagt: Es darf nicht wieder sein, dass unter dem Mantel einer westlichen Kirche der Kapitalismus einschleicht, wie es schon einmal war.

Kim Il Sung, der weise Tyrann am Ende der Welt... Er demonstriert, dass ein totalitärer Staat keine Tyrannis sein muss, sondern, soweit es die Umstände erlauben, demokratische Freiheiten gestatten kann."

Keine Kommentare: