31. Mai 2006

Ein Platz für Verliebte

Petra hat auf Lumen de lumine sich und uns einige Fragen gestellt, speziell zu ihrem eigenen Weg und allgemeiner zum rechten Verhältnis der "neuen" Bewegungen (oder "Neuen Geistlichen Gemeinschaften", die ich im folgenden als NGG abkürzen werde) zur Ortskirche, vor allem in Gestalt der Pfarrgemeinden.

Ich werde keine erschöpfende Antwort darauf versuchen, aber vielleicht kann ich ein paar Bedenken zerstreuen oder wenigstens einen größeren Kontext liefern.

An den Anfang will ich eine Passage von Lauren F. Winner stellen:

"Es ist nun schon sieben Jahre her, seit ich vom Judentum zum Christentum konvertiert bin, aber ich befinde mich immer noch in jenem seligen Zustand einer Frischvermählten, in dem man sein Glück kaum glauben kann und weiß, dass dieser Mensch (in diesem Fall Jesus), den man gewählt hat), der beste Mensch auf dem ganzen Globus ist und man ihn um absolut nichts mehr hergeben würde - nicht um allen Tee Chinas noch einen Lottogewinn oder eine große Villa auf dem Land." (Sabbat im Café, S. 8)

Ich bin mir ziemlich sicher, daß Petra diesen Zustand sehr gut nachempfinden kann oder ihn gar einigermaßen regelmäßig erlebt. Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, daß in meiner eigenen Pfarrgemeinde, auch unter den praktizierenden und den aktiven, nur wenige diesen Zustand nach ihrem 18. Lebensjahr erfahren haben. Das ist erst einmal keine Kritik, sondern einfach eine Feststellung. Wo Konvertiten den Glauben als Geschenk erleben, ist er für die Kindergetauften und Immer-schon-Katholiken eher eine Last, die man sich nach Möglichkeit erleichtert, oder ein Zimmer im Vaterhaus, das man sich, wenn man schon nicht ausziehen will oder kann, nach eigenem Gusto einrichtet.

In der europäischen Volkskirche ist für die Erfahrung Lauren Winners und ihrer Gefährten in der Regel kein Platz vorgesehen. Im Gegenteil, Glaubensbegeisterung ist zwar einmal ganz nett für die Dauer eines Gottesdienstes oder gar einer Gemeindemission, eines Weltjugendtages, eines Katholikentages oder eines Papstbesuches. Im Pfarreialltag stört sie dagegen oft, weil sie aufscheucht - übrigens nicht nur die Mitchristen, sondern auch die Haupt- und Nebenamtlichen und gar: den Pfarrer. (Letzterer Fall ist für Christen, "die etwas erfahren haben" (K. Rahner) besonders deprimierend - sie sind bereit, jedes geistliche Wort von einem Gottgesandten, einem mit der Weihegnade versehenen Priester entgegenzunehmen. Und dann kommt - nichts. Nichts.)

Und doch gibt es Orte, wo sich diese Erfahrung festhalten oder auch erst machen lässt. Orte, Gemeinschaften, die sich eben nicht vollständig in der geographischen Struktur auflösen lassen und die immer wieder querstehen dazu. Orte, Gemeinschaften, Einzelne mit einem ganz besonderen, spezialisierten Charisma - "Gottes Primzahlen" nannte Hans Urs von Balthasar die großen Heiligen einmal mit ihren nicht weiter aufzulösenden Sendungen, die sie ihren Gründungen, ihren Orden, Gemeinschaften, Bewegungen vermachen und die dort mit einer gewissen, berechtigten Einseitigkeit gehütet werden. Wer sonst soll denn den Geist des Franziskus rein halten, wenn nicht die Franziskaner? Wer die Sendung des Ignatius, wenn nicht die Jesuiten? Wer den Auftrag der Chiara Lubich oder des Luigi Giussani, wenn nicht Focolare und Comunione e Liberazione?

Von einer "organischen Einseitigkeit" sprach P. Kentenich, der Gründer der Schönstatt-Bewegung - eine Einseitigkeit, die das eigene Charisma in seiner ganzen Radikalität lebt und es doch immer im Zusammenhang mit dem Katholischen-Ganzen sieht. Dabei gibt es durchaus Phasen in der Geschichte der verschiedenen NGG, Phasen, die sich mit jeder neuen Generation so oder ähnlich wiederholen können: Da mag anfangs ein Erforschen des eigenen Charismas stehen, ein Durchleben, eine Übersetzung in die verschiedenen Lebensbereiche der einzelnen; da gibt es oft genug auch eine Skepsis bei der "offiziellen Kirche" - zur Scheidung der Geister ist sie ja da -, die immer wieder auch mit der Verbannung einer jungen Bewegung in ein innerkirchliches Getto einherging; mit der Anerkennung man dann auch eine Ausweitung des Horizonts kommen: die junge Bewegung oder Gemeinschaft nimmt wahr, was um sie herum geschieht, sie wirkt in die Breite, wird anziehend für weitere Kreise; sie wird dann auch ihre Organisationsform überdenken, mit der sie einerseits die Flamme des eigenen Charismas am Brennen hält und andererseits dieses Charisma zum Nutzen des ganzen Leibes Christi einsetzt und einbringt.

Verschiedenene NGG - wie zuvor die großen Ordensgründer und ihre Gemeinschaften - sind da verschiedene Wege gegangen: Schönstatt z.B. kennt Gemeinschaften, die auf einer pfarreilichen und diözesanen Basis organisiert sind und Gemeinschaften, die als Säkularinstitute inzwischen päpstlichen Rechtes sind.

Aber auch eine solche im Vergleich zu anderen NGGs recht ausgereifte, "hybride" Organisationsform hebt die grundsätzliche Spannung zwischen Ortskirche und eigener Gemeinschaft nicht auf: eine Spannung, die genauso gut und oft zu Konflikten führt wie sie vor Ort fruchtbar wird für das "Alltagskirchliche".

Daß NGGs bzw. ihre Mitglieder vor Ort ihre geistliche Heimat für das Größte überhaupt halten, sollte man ihnen zugestehen: Sie sind wie Kinder, die ihre Eltern für die besten Eltern der Welt halten - und wer kann sagen, daß sie damit nicht auch recht hätten? Ich kenne sehr viele Fälle, wo Priester, die zu einer NGG gehören, besonders offen waren und sind, für andere Charismen: Ihre Brille erlaubt es ihnen, nicht nur ihr eigenes Charisma wahrzunehmen und alles übrige verschwimmen zu lassen, sondern im Gegenteil: die ganze Differenziertheit des Geisteswehens zu entdecken und es beim Wurzelfassen zu fördern.

Ich habe auch selber Fälle erlebt, hautnah übrigens, wo Mitglieder einer NGG, die nichts anderes wollten als in der eigenen Pfarrei mitzuarbeiten, ins Getto oder ins Exil geschickt wurden. Eine Gettomentalität ist dann fast unvermeidlich - obwohl sie sich eben nicht verfestigen muß: ich habe auch erlebt, wie eine NGG mit aller Macht und ganz bewußt, manchmal fast verzweifelt versucht hat, diese Mentalität bei sich zu verändern. It ain't easy.

Das alles hilft Petra sicher nicht bei ihrer Entscheidung - GOtt spricht aber zum Glück auch durch die Verhältnisse vor Ort und in ihrem Herz, so daß wir uns um sie zum Glück keine Sorgen zu machen brauchen.

Das soll erst einmal reichen.

Nur zum Schluß noch ein Hinweis auf das Treffen der Neuen Geistlichen Gemeinschaften mit dem Papst - in Rom, demnächst, an Pfingsten (wann sonst?)

Da sprudelt nix mehr



(Eines der kleinen Zwiebelfischchen von heute)
NRWscher Religionspluralismus

Religion plural
Ökumene als Bedürfnisveranstaltung



"Es sei wichtig, dass die Ökumene Thema auf dem Katholikentag in Saarbrücken Thema sei, findet Nicole Pusch. Besonders im streng katholischen Saarland stehe es schlecht um die Ökumene. 'Nicht einmal in der Uni haben evangelische und katholische Theologiestudenten viel Kontakt miteinander', bedauert sie. Die Studentin hofft, dass sie die Katholiken nach ihrem Hilfseinsatz besser verstehen kann.

In ihrer freien Zeit will sie auch an der ein oder anderen katholischen Messe teilnehmen. Sogar das Abendmahl nach katholischem Ritus würde sie empfangen - 'wenn ich in dem Moment das Bedürfnis verspüre'. Als Theologie-Studentin weiß sie zwar, dass es ihr als Protestantin eigentlich nicht gestattet ist, sich die Hostie von einem Priester geben zu lassen. Doch sie fühlt sich vollkommen im Recht. 'Wir haben doch einen gemeinsamen Gott.'" (Quelle)
Ok, ok - wahrscheinlich ist Nicole ein Erstsemester...
Wie herrlich weit...

"In einer abgedunkelten Messehalle, die als großer Raum der Stille und des Schweigens gestaltet war, trat man in der Mitte in einen weiteren würfelförmigen Raum - vor eine Kunst-Installation von Pietra Löbl aus dem Kloster Sießen. Über eine Wasserfläche als Spiegel wurde von einem Projektor eine Schriftzug auf die gegenüberliegende Wand geworfen. Da lesen wir: 'Du wahrhaftiger Gott' - 'Du bist meine Sicherheit'. In diesem Moment fällt ein kleiner Tropfen auf die Wasseroberfläche und versetzt alles in Bewegung. Aus optisch kleinsten 'Flutwellen' wird geistig ein großer 'Tsunami': Das Gekräusele in der Wasserschale löscht die Schrift an der Wand. Die hehren Worte verschwinden - bis sich die Wasseroberfläche glättet und Neues auftaucht, Licht vom Licht, Wort vom Wort." (Johannes Röser im "Aktuellen Artikel" des "Christ in der Gegenwart" - Ort der Handlung: Katholikentag 2006, Saarbrücken)
Ich gestehe nicht ohne einen gewissen Banausenstolz, daß mich weder diese Beschreibung noch die Bilder der Tropfeninstallation von der Frage befreien, was unsere ach so schlichten Glaubensvorfahren wie Franziskus, Ignatius, Thomas etc. dazu gesagt hätten... Wahrscheinlich hätten sie sich stumm wieder ihrer Meditation des Gekreuzigten und Auferstandenen zugewandt.

30. Mai 2006

Jesus schützen

Romano Guardini: "Wer schützt Christus vor mir selbst? Wer hält ihn frei von der List meines Ich, das der echten Hingabe ausweichen will? Und die Antwort lautete: die Kirche." (Quelle)
Aus dem Innern des Vatikan

Die Tagespost stellt die deutsche Ausgabe von "Inside the Vatican" vor, auch kath.net hatte schon einen Bericht. Mit von der Partie ist (wieder einmal) Guido Horst, ehemals bei der Tagespost und vorher noch bei der deutschen Ausgabe von 30Giorni.

Für 50 € sind wir Leser mit dabei; Alpenländler zahlen etwas mehr, Studenten etwas weniger.

Hm. Mal überlegen.

29. Mai 2006

Chesterton zum 132. Geburtstag!

"Bowing down in blind credulity, as is my custom, before mere authority and the tradition of the elders, superstitiously swallowing a story I could not test at the time by experiment or private judgment, I am firmly of opinion that I was born on the 29th of May, 1874, on Campden Hill, Kensington; and baptised according to the formularies of the Church of England in the little church of St. George opposite the large Waterworks Tower that dominated that ridge. I do not allege any significance in the relation of the two buildings; and I indignantly deny that the church was chosen because it needed the whole water-power of West London to turn me into a Christian." (Autobiography, 1936 via Chesterton & Friends)
Ab- und Anwesenheit

Drei Zeilen für die zehn Tage zwischen Tag 40 und Tag 50 (via dotcommonweal):

W.S. Merwin: Separation

Your absence has gone through me
Like thread through a needle.
Everything I do is stitched with its color.

27. Mai 2006

Das ganze Grußwort incl. Rosinen

Wer nicht nur die von dpa und KNA, von dem Prof. Meyer und anderen subjektiv gepickten Rosinen sehen will, der kann das vollständige Grußwort des Papstes an den 96. Deutschen Katholikentag in voller Länge bei der Tagespost nachlesen. (Auf den Katholikentagsseiten war es gestern jedenfalls nicht zu bekommen.)

Meine persönliche Rosinen wären diese beiden Passagen:

Liebe Brüder und Schwestern, mir scheint, dass heute ein neues Interesse am christlichen Glauben feststellbar ist. Menschen fragen nach der Geschichte des Christentums und nach seiner Lehre. Vor allem aber ist das lebendige Bekenntnis der Christen selbst gefragt! Solche leisen und lauten Fragen suchen nicht bloß Antworten, sondern Antwortgeber, Männer und Frauen, deren Bekenntnis und Leben selbst die Antwort auf die Fragen ist; sie suchen also auch Euch, die Ihr jetzt auf dem Schlossplatz in Saarbrücken versammelt seid und die Ihr in den kommenden Tagen am 96. Deutschen Katholikentag teilnehmt. Informiert Euch, sprecht und feiert miteinander, vor allem aber vertieft Euren Glauben, reinigt Euer Herz, fasst Mut zum Bekenntnis, öffnet Eure Hände.

Christen sind angesichts der schwerwiegenden sozialen Probleme in den einzelnen Ländern und weltweit durch die Liebe Christi gedrängt, dazu beizutragen, dass die Welt gerecht vor Gottes Angesicht wird. Dabei kommt den christlichen Laien mit ihren spezifischen Begabungen und ihrer Sachkenntnis eine besondere Aufgabe zu. Freilich werden Christen hier nur dann einen wirksamen Beitrag leisten, wenn sie dabei als Christen kenntlich bleiben und alles vermeiden, was die Klarheit des christlichen Zeugnisses verdunkelt.
Marx, Gott Amor und der alte Franz

Bei Franz Alt, der anscheinend echt alt wird, die Anregung zu folgender Quizfrage gefunden, die Günter Jauch demnächst mal stellen könnte:

Wie heißt die erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI.:

a) Deus libido est
b) Deus amor est
c) Deus caritas est
d) Deus amicitia est
Franz Alt wäre jedenfalls an dieser Stelle rausgeflogen. Überhaupt scheint der Guteste nicht mehr ganz "auf der Höhe der Zeit" (F. Alt) zu sein. Denn so gern er das auch hätte, lautet das "Generalthema" des Saarbrücker Katholikentages nicht "Gerechtigkeit in der EINEN Welt", sondern "Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht". Eine "Räuberbande" ist hingegen weder für BXVI noch für Augustinus der "gegenwärtige Raubtier-Kapitalismus" (F. Alt), sondern ein Staat "remota iustitia", "ohne Gerechtigkeit". Und mindestens Michael Miersch auf der Achse des Guten behauptet contra Franciscum:
"Tatsache ist: Sowohl in Deutschland als auch global werden die Reichen reicher und die armen ebenfalls reicher."
Vielleicht glaubt Franz Alt ja auch an die Historizität jener Anekdote, die Joss Weatherby seiner Angebeteten Sally Fairmile laut P.G. Wodehouse erzählt:
"Was für ein Fluch doch diese Klassengegensätze sind. Man sollte sie abschaffen. Ich weiß noch, wie ich das einst zu Karl Marx sagte und er meinte, aus der Idee lasse sich vielleicht mal ein Buch machen." (Jetzt oder nie!- Frankfurt: Suhrkamp, 2006, S. 84)

26. Mai 2006

So geht katholisch im Normalfall

Der deutsche Katholizismus zeigt momentan in Saarbrücken, "wie katholisch geht". Den Normalfall der katholischen Kirche in Deutschland kann man in all seiner Banalität und Flachheit zum Beispiel in den Betrachtungen zum Sonntagsevangelium nachlesen, die das "Würzburger Katholische Sonntagsblatt" aus der Feder von Johanna Niklaus liefert. Ihre schlichten Lektionen aus Johannes 17, 6a.11b–19:

  • "Abschied nehmen gehört zu unserem Leben dazu. Abschied von einer Wohnung, einem Arbeitsplatz oder auch von einem lieben Menschen. Für jeden Abschied kann und soll ich mir Zeit nehmen. Es tut gut, noch einmal zurückzuschauen und wahrzunehmen, was alles war. Was gelungen oder auch misslungen ist.
  • Es ist gut, wenn ich den Dank und die Sorgen, die ich mit diesem Abschied verbinde, im Gebet vor Gott bringen kann.
  • Um dann nach vorne zu schauen, in eine neue, veränderte Zukunft."
Wieso brechen sich der Herr und sein Lieblingsevangelist einen ab und sprechen abgehoben und unverständlich von GOttes Namen und seiner Offenbarung, von Heiligung in der Wahrheit, von Freude in Fülle, von Bewahrung vor dem Bösen - wenn es doch nur um die Psychologie des Abschieds geht?

Der einsame Weg

Michael Lerpscher, Bruder der von Max Joseph Metzger gegründeten "Christkönigsgesellschaft", Eid- und Kriegsdienstverweigerer, hingerichtet 1940.
Unter Deinen Schutz und Schirm

Der Ma(r)ienmonat hat meinen Blog bisher noch nicht gestreift; allerdings hat Petra auf lumen de lumine schon vier der Muttergottes gewidmete Betrachtungen gepostet - Pflichtlektüre (I, II, III und IV).

Ein paar Tage vor Maienschluß ein Liebeslied des Mannes aus Duluth, MN für das Mädchen aus Nazareth:

'Twas in another lifetime, one of toil and blood
When blackness was a virtue and the road was full of mud
I came in from the wilderness, a creature void of form.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

And if I pass this way again, you can rest assured
I'll always do my best for her, on that I give my word
In a world of steel-eyed death, and men who are fighting to be warm.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

Not a word was spoke between us, there was little risk involved
Everything up to that point had been left unresolved.
Try imagining a place where it's always safe and warm.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

I was burned out from exhaustion, buried in the hail,
Poisoned in the bushes an' blown out on the trail,
Hunted like a crocodile, ravaged in the corn.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

Suddenly I turned around and she was standin' there
With silver bracelets on her wrists and flowers in her hair.
She walked up to me so gracefully and took my crown of thorns.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

Now there's a wall between us, somethin' there's been lost
I took too much for granted, got my signals crossed.
Just to think that it all began on a long-forgotten morn.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

Well, the deputy walks on hard nails and the preacher rides a mount
But nothing really matters much, it's doom alone that counts
And the one-eyed undertaker, he blows a futile horn.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

I've heard newborn babies wailin' like a mournin' dove
And old men with broken teeth stranded without love.
Do I understand your question, man, is it hopeless and forlorn?
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

In a little hilltop village, they gambled for my clothes
I bargained for salvation an' they gave me a lethal dose.
I offered up my innocence and got repaid with scorn.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

Well, I'm livin' in a foreign country but I'm bound to cross the line
Beauty walks a razor's edge, someday I'll make it mine.
If I could only turn back the clock to when God and her were born.
"Come in," she said,
"I'll give you shelter from the storm."

25. Mai 2006

Je ne regrette rien

Gotthold H. reflektiert und bereut nichts.

Was zu erwarten war.
Si tacuisses...

Einer, der für seine verbale Inkontinenz Geld nimmt, legt heute mal in der Zeitung für die kritischen Christen los zu labern:

Publik-Forum: Sie reden auch im aktuellen Programm gerne mal von »wir Katholiken«. Fühlen Sie sich denn – trotz Ihres Kirchenaustritts – katholisch?

Michael Mittermeier: Ich bin ja ein Katholik. Ich bin katholisch getauft, ich bin so aufgewachsen. Ich bin halt anders als andere. Jeder hat schließlich eine andere Lebensweise. Aber trotzdem bin ich Katholik. Was bin ich sonst? In erster Linie bin ich Mensch. Das ist ja etwas, was die Kirche schnell mal vergisst. Vor allem dann, wenn es ums Thema Ökumene geht. Schwieriges Wort, schwieriges Thema. Eigentlich sind wir alle Menschen. Und ob jemand von wem auch immer die Hostie nimmt und ein Glas Wein dazu trinkt – hör mal –, wo ist da das Problem? Wir haben wirklich andere Probleme auf der Welt.
Schon übel, wenn man verzweifelt lustig sein muß. "Verzweiflung, die nichts von sich weiß" - frei nach Dr. S. Kierkegaard.
Zu Walker Percy ins Kino? - Noch nicht, aber bald.



Jetzt wird es ernst: Einige Versuche, einen Roman von Walker Percy ins Kino zu bringen, sind schon gescheitert; nun macht sich der Schauspieler Donal Logue daran, "The Second Coming" (dt. unter dem Titel "Die Wiederkehr") zu verfilmen. Mit von der Partie: Bill Paxton.

Logue im Interview:

DRE: Do you want to direct more?

DL: I'm directing a movie next year whenever schedules open up. I'm directing Bill Paxton in an adaptation of a Walker Percy novel called The Second Coming.

DRE: What is that about?

DL: It's a heady, intellectual art film. It’s quirky love story between a suicidal depressed widower and a younger girl who's escaped constant electro-shock therapy at a mental institution in North Carolina. It's about how love saves. It's a book I've been obsessed with since college and now I'm getting to make it.
Bierisch

Too much time at hand. So why not post Jonathan Potter's "Beer Joke of the Month":

After the Great Britain Beer Festival, in London, all the brewery presidents decided to go out for a beer.

The guy from Corona sits down and says "Hey Senor, I would like the world's best beer, a Corona." The bartender dusts off a bottle from the shelf and gives it to him.

The guy from Budweiser says "I'd like the best beer in the world, give me 'The King Of Beers', a Budweiser." The bartender gives him one.

The guy from Coors says "I'd like the only beer made with Rocky Mountain spring water, give me a Coors." He gets it.

The guy from Guinness sits down and says "Give me a Coke." The bartender is a little taken back, but gives him what he ordered. The other brewery presidents look over at him and ask "Why aren't you drinking a Guinness?" and the Guinness president replies "Well, if you lads aren't drinking beer, neither will I."
Heute

Vatertag, Katholikentag.

Nein, vor allem das Fest des entschwindenden und sich nähernden HErrn. "Allezeit".
Oh Bobby!

Die FAZ mit einem Special zum 65. des Herrn Dylan.
Selbstgespräche über GOtt

"Wenn Katholiken sterben, bekommen sie üblicherweise ein Kreuz oder einen Rosenkranz zwischen die starren Finger gelegt. Sie treten ja nicht mit leeren Händen vor ihren Schöpfer und Gott, sondern als durch das Kreuz Jesu Erlöste und in der Gemeinschaft der Heiligen Aufgehobene und Auferstehende.

Im Zug der Charmeoffensive des Katholizismus gibt es nun auch eine Austattung für die letzte Reise 'gottesfürchtiger Heiden', insbesondere für die Subspecies des 'katholisierenden Feuilletons' und seiner Sympathisanten. Es handelt sich hierbei um das im März 2006 erschienene Buch von Otto Kallscheuer 'Die Wissenschaft vom Lieben Gott - eine Theologie für Recht- und Andersgläubige, Agnostiker und Atheisten'.

Da für die Angehörigen zumeist die Ästhetik im Vordergrund steht, kommt es in leicht oszillierendem schwarzen Leinen und einem traditionellen roten Lesebändchen daher, mit mattglänzendem, säurefreien 80 g-Papier und dezenten, dunkelroten Gliederungselementen. Wer sich noch nicht an die Offenbarung GOttes in der Bibel glauben traut, kann mit diesem Bibel-Doppelgänger Eindruck machen, ohne sich beim Richter der Herzen einzuschleimen.

Doch Spaß beiseite: Was ist das für ein Buch, dem Vernehmen nach das letzte, das Hans-Magnus Enzensberger selber in der "Anderen Bibliothek" herausgab?"
So wollte ich meinen Review des Kallscheuer-Buches beginnen, der nach diesem hoffnungsvollen Beginn allerdings für Wochen liegen blieb. Dafür gab es gute, externe Gründe - dieser Blog hier war ja in den letzten Wochen insgesamt etwas ruhiger -, aber meinem selbstprüfenden Blick scheint eine gewisse Ratlosigkeit angesichts der rechten Antwort auf die Frage "Was für ein Buch ist das?" durchaus mitverursachend. Ich scheine nicht der einzige zu sein, denn laut Verlag haben sich bisher nur DLF und Passauer Neue Presse geäußert; auch der Perlentaucher listet keine der großen fünf oder sechs deutschen Zeitungen.

Um die ersten Fragen geht es in diesem Buch, und es sind die üblichen, die uralten, die nach GOtt, Welt und Wirklichkeit, nach Glaube, Offenbarung, Wort und Schrift, nach A-, Mono-, Multi- und Pantheismus. Kallscheuer, der in seiner katholischen Jugendzeit plötzlich feststellte, daß er das Interesse an GOtt verloren hat, um später umso nachhaltiger von ihm wieder aufgescheucht zu werden, fragt und antwortet in einem langen Selbstgespräch: Nicht so, als ob der glauben-wollende Otto dem agnostischen Kallscheuer gegenüberträte, sondern so, wie es wohl in jedem von uns sich abspielt: Der Fragende und Antwortende in uns - sie haben keine festen Profile, sie wechseln die Standpunkte im Spiel des "Ja, aber" und des "Und doch". Sie befragen sich gegenseitig und kommen an kein Ende.

Hier liegt für mich die Crux des Buches: Der Dialog, oder besser: Multilog geht über 450 Seiten hinweg, mit Exkursen in die Kosmologie und Evolutionstheorie, mit jeder Menge Philosophie und Philosophen, mit alten Bekannten und neuen Päpsten. Irgendwann begann ich mich zu fragen, wo im Gedankengang Kallscheuer und ich gerade stünden, und die Sehnsucht nach einer anderen literarischen Form brandete auf, die nach einer Summa, ähnlich jener des Aquinaten.

Vielleicht hätte Kallscheuer mit einer konventionelleren Anlage seines Buches sich und uns einen größeren Gefallen getan, uns, die wir ihm ins lange umkämpfte, heute oft genug vergessene Gebiet der "alten Leitwissenschaft" Europas folgen wollen.
Paradise News

Wer wissen möchte, wie das Leben ohne Sündenfall hätte sein können, den verweist Evelyn Waugh an Pelham Grenville Wodehouse.

Zwei von Sir Pelhams paradiesischen Romanen gibt es jetzt zu einem erschwinglichen Preis bei Suhrkamp - die deutschen Erstausgaben von "Jetzt oder nie!" und "Onkel Dynamit" bei epoca kamen trotz begeisterter Rezensionen wohl kaum in die Hände des Leser-Mainstream.

24. Mai 2006

Happy Birthday, Bobby!


Mögst Du einen richtig frohen Geburtstag feiern - falls Dir's nicht geschenkt wird, weißt Du ja: "They say the darkest hour is right before the dawn"!
"By His truth I can be upright,
By His strength I do endure,
By His power I've been lifted,
In His love I am secure.

He bought me with a price,
Freed me from the pit,
Full of emptiness and wrath
And the fire that burns in it.

I've been saved
By the blood of the lamb,
Saved
By the blood of the lamb,
Saved,
Saved,
And I'm so glad.
Yes, I'm so glad,
I'm so glad,
So glad,
I want to thank You, Lord,
I just want to thank You, Lord,
Thank You, Lord." (Saved)

23. Mai 2006

Klare Diagnose

"Ein Blog zeugt von der Existenz einer Person. Kulturforscher vergleichen die Blog-Manie mit der Porträtmanie des späten Mittelalters, als Kaufleute das Bedürfnis nach Individualität und Außergewöhnlichkeit stillen wollten. Dieses Um-jeden-Preis-etwas-sagen-wollen hat schon einen eigenen Namen bekommen: Exscribitionismus." (Die Polityka über das polnische Blogphänomen - laut Welt)
Credo ut intelligam - Version B16

"Der Glaube hat gewiss sein eigenes Wesen als Begegnung mit dem lebendigen Gott - eine Begegnung, die uns neue Horizonte weit über den eigenen Bereich der Venunft hinaus öffnet. Aber er ist zugleich auch eine reinigende Kraft für die Vernunft selbst. Er befreit sie von der Perspektive Gottes her von ihren Verblendungen und hilft ihr deshalb, besser sie selbst zu sein. Er ermöglicht der Vernunft, ihr eigenes Werk besser zu tun und das ihr Eigene besser zu sehen." (Deus caritas est, Nr. 28 a)

20. Mai 2006

Julie Stoner: Terra Firma

Yes, you're right. I'm sure Armageddon's coming:
wars, tsunamis, hurricanes, earthquakes, locusts,
killer flus, et cetera. Yes, I'm awed by
all the destruction.

I concede your point that the world might end, and
all your puny labors will be as nothing.
Still, you can't go out with your friends until you've
folded the laundry.

[Ja, du hast recht. Ich bin sicher: Armageddon kommt,
Kriege, Tsunamis, Stürme, Erdbeben, Heuschrecken,
Killerviren et cetera. Ja, ich steh eingeschüchtert
vor all der Zerstörung.

Ich gebe zu: Die Welt könnte enden und
deine kümmerlichen Mühen sind alle umsonst.
Und doch gehst du nicht mit deinen Freuden weg, bevor du
die Wäsche zusammengelegt hast.]

(via First Things)
Nach dem Gewitter

Die Details des "Vorstellungsgottesdienstes" spare ich mir und der geneigten Leserschaft, gebe aber all denen, die sich eben erst für die katholische Liturgie zu interessieren beginnen, den guten Rat: "Bleib unwissend und glücklich."

(Ich werde demnächst mal einen privaten Gebetstag für das katholische Deutschland veranstalten - und zwar nicht nur wegen der gottesdienstlichen Ästhetik, sondern so ganz generell...)
da dein gewitter o donnrer die wolken zerreisst

In 26 Minuten beginnt der "Vorstellungsgottesdienst der Firmbewerber" - und es schüttet, hagelt, stürmt wie verrückt.

Ob das was zu bedeuten hat?

19. Mai 2006

Jedem den seinen

Create your own Da Vinci Code! (Oder begeht Toby Inkster ein Sakrileg an einem Kultautor?)(via dotCommonweal)

18. Mai 2006

"Mein ist die Gerechtigkeit..."

Es gibt Tage, an deren Ende man hofft, daß am Ende aller Tage ein gerechter GOtt auf uns wartet und einiges wieder gut macht, was seine intelligenten Geschöpfe der Gattung Homo sapiens sapiens so andauernd verbocken.

Heute war so einer.

15. Mai 2006

Gebetsforschung

Vincenzo Velella: Therapie der gefalteten Hände (FAZ)
Mit der Zunge zu lesen

Bevor ich mich für zwei Tage ans Mittelmeer verabschiede - rein dienstlich natürlich -, noch eine Lesefrucht aus dem philosophischen, spannenden und tiefschürfenden Roman von Pascal Mercier "Nachtzug nach Lissabon":
"Von seinem Hotelzimmer aus konnte Gregorius die Alte und die Neue Kathedrale sehen. Wenn die Stunde schlug, trat er ans Fenster und blickte hinüber zu den erleuchteten Fasseden. San Juan de la Cruz hatte hier gelebt. Florence war, während sie über ihn schrieb, mehrmals hierher gereist. Sie war mit anderen Studenten gefahren, ihm war nicht danach gewesen. Er hatte nicht gemocht, wie sie von den mystischen Gedichten des großen Dichters geschwärmt hatte, sie und die anderen.

Von Poesie schwärmte man nicht. Man las sie. Man las sie mit der Zunge. Man lebte damit. Man spürte, wie sie einen bewegte, veränderte. Wie sie dazu beitrug, daß das eigene Leben eine Form bekam, eine Färbung, eine Melodie. Man sprach nicht darüber, und schon gar nicht machte man sie zum Kanonenfutter einer akademischen Karriere." (S. 469f.)

14. Mai 2006

Anmerkung zum Wortgottesdienst

Wie schlicht, wie klar und wie erhaben sind die Lesungen des heutigen Sonntags - und wie gewollt, wie unnötig, wie unwürdig der Beginn der Predigt, der umständlich einen Anknüpfungspunkt im 21. Jahrhundert suchte und es im "hire and fire" der Bundesligatrainer zu finden glaubte. (Daß die Predigt auf einer gedruckten und um Geld gekauften Vorlage beruhte, machte sie nicht besser.)

"Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit." (1 Joh 3, 18)

"Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch." (Joh 15, 4)

Da sollte jeder Prediger und jede Gemeinde erst mal 5 min schweigen, bevor irgendeiner auch nur den Mund aufmacht.

13. Mai 2006

"So schön, schön war die Zeit"

Regina Einig amüsiert sich in der Tagespost über den Kirchenromantiker Matthias Drobinski und seine Expedition ins "katholische Deutschland".
"Wer die Einheit in fundamentalen Glaubensfragen über die Landesgrenzen hinweg zugunsten peripherer kirchenpolitischer Extravaganzen vor der eigenen Haustür beiseite schiebt, mag hier zustimmen. Vermutlich glaubt, wer nicht mehr glaubt, wirklich, dass sich die Identität eines guten deutschen Katholiken wesentlich durch die Kraft des hiesigen Kirchensteuersystems, die immer gleichen Sprüche selbst ernannter Reformer, die immer gleichen Machtkämpfe oder die Kultivierung antirömischer Affekte bestimmt. Und darf sich mit Drobinski in Gemeinplätzen bewegen wie 'ie (die katholische Kirche) kann es sich gar nicht mehr leisten, die Charismen der Frauen zu begrenzen oder gar wegzudrücken'. Angestrengt fröhlich präsentiert der Autor seine Lösungsstrategie: eine bundesweite Zukunftsversammlung. Nur bleibt unklar, warum ausgerechnet sie bewirken sollte, was schon das Zweite Vatikanum und eine Fülle postkonziliarer pastoraler Beratungsprozesse nicht erreicht haben. Vielleicht die prickelnde Vision, 'vieles aufnehmen, was anderswo schon gedacht wurde' Es darf gelacht werden. Das Buch ist - von einigen informativen Passagen abgesehen - ein Vademecum der kirchenpolitischen Ziele des katholischen deutschen Mainstreams."
Vielleicht ist aber auch nicht der Mainstream oder der liberale Flügel der deutschen Kirche einfallslos geworden, sondern Matthias Drobinski, einer aus der Generation der Vierzigjährigen, hat bloß Sehnsucht nach den Tagen der Kindheit und nach dem Geist, der damals wehte und den man bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem Zentralorgan kritischer Christen und Christinen, immer noch auf Recyclingpapier konserviert?

12. Mai 2006

Den Kosmos ins Sein spielen

Auf die Idee, den Posten eines "National Worship Development Officer" zu schaffen, kann wohl auch nur eine besonders gottlose Nation kommen...

Und trotzdem stammen die kühnsten "Bilder geistlicher Dichtung, den metaphysischen Dichtern des 17. Jahrhunderts gleich", vom "Demiurg als Erste(m) Kicker, de(m) Kosmos als Fußball, (dem) Sein als krönende(m) Torabschluß" nicht von ihm, sondern von einem echten anglikanischen Bischof.

Thomas Kielinger berichtet in der Welt.

11. Mai 2006

Ich sehe was, das du nicht siehst...

... und mein Name, der ist Brown.

Frank Zöllner verteidigt die Bilder und ihre Maler gegen Ressentimentbefriediger und Verschwörungstheoretiker. In der Zeit.

10. Mai 2006

Und das "Sakrileg" hat doch recht

Dan Brown liegt gar nicht mal so verkehrt:
  • Jesus war verheiratet.
  • Die Kirche stellte das Neue Testament zusammen.
  • Sex ist etwas Heiliges.
  • Jesus hinterließ Nachkommen.
  • Unserer Kultur fehlt ein Modell einer "Heiligen Frau".
  • Wir sollen über den Gebeinen von Maria Magdalena beten.
  • Der Heilige Gral existiert wirklich - immer noch. Heute.
  • Eine Frau war das eigentliche Gefäß für das Blut Jesu Christi.
Lässt sich im Da Vinci Code-Opus Dei-Blog kurz und bündig nachlesen.

9. Mai 2006

Das Leben lieben



Für den Fall, daß Sie es nicht wissen, Herr Pfarrer: "Wer sein Leben liebt, wird es verlieren."

Muß man der Zielgruppe dieser Werbeaktion der Diözese Rochester, NY nicht gleich von vornherein sagen.

Und auch dann gibt es verschiedene Varianten, solchene und solchene.

8. Mai 2006

Zurücktreten vor dem Eigentlichen

"Es kann sein, daß jemand ununterbrochen kirchliche Vereinsaktivitäten ausübt und doch kein Christ ist. Es kann sein, daß jemand nur einfach aus dem Wort und dem Sakrament lebt und die aus dem Glauben kommende Liebe übt, ohne je in kirchlichen Gremien erschienen zu sein, ohne je sich mit kirchenpolitischen Neuigkeiten beschäftigt, ohne Synoden angehört und darin abgestimmt zu haben - und dennoch ist er ein wahrer Christ. Nicht eine menschlichere Kirche brauchen wir, sondern eine göttlichere Kirche, dann wird sie auch wahrhaft menschlich werden. Und darum muß alles Menschengemachte in der Kirche sich in seinem reinen Dienstcharakter erkennen und zurücktreten vor dem Eigentlichen." (Joseph Ratzinger: Zur Gemeinschaft gerufen: Kirche heute verstehen.- Freiburg: Herder, 1991, S. 136)

7. Mai 2006

Einbürgerungsfähig

Sogar in Hessen bekäme ich einen deutschen Pass. Als Musterbürger - 42 von 42.

Der Test in der Financial Times Deutschland.
Der Trend geht zum Drittblog

Scipio proudly presents: Whippoorwilliana.

Seems he ain't got nothin' else to do.

4. Mai 2006

Carpe laborem

Was machen transzendental unbehauste Zeitgenossen? - Sie stürzen sich in die Beschäftigungstherapie, wie z.B. Jochen Schmidt in der taz:
"Manche nehmen Drogen: Religion, Liebe, Alkohol, Gewalt, Geld, Macht. Aber statt mir damit die Wartezeit zu verkürzen, könnte ich auch gleich aufgeben. Ich setze stattdessen auf Arbeit. Arbeit ist das eine Dogma, an dem ich nicht rütteln lasse, nach dem Verlust des transzendentalen Obdachs in der Moderne. (...)

Man muss darum kämpfen, das Lästige eines Besuchs beim Wohnungsamt oder des Ausfüllens der Steuererklärung produktiv zu machen, um ihm den Teufel der Sinnlosigkeit auszutreiben. (...)

Ein Wert ist, was mir dabei hilft, die dauernde Profanisierung meiner Existenz durch Staat, Medien, Zeitgeist, Mitmenschen und nicht zuletzt durch meine eigene Unzulänglichkeit zu bekämpfen."
Wenn da man nicht mit dem Kult auch die Muße verloren gegangen ist...

3. Mai 2006

Eintopftage

Über die letzten beiden Tage habe ich mich durch das "Sakrileg" gekämpft - nicht ganz unvoreingenommen.

Schnelles Fazit: Halbgarer Eintopf aus diversen kleingeschnittenen Verschwörungstheorien und antikatholischen Vorurteilen, gewürzt mit den üblichen Thrillerelementen und für die Öffentlichkeit abgeschmeckt mit weichen Themen wie dem Yin-Yang, dem ewig-Weiblichen und der heißersehnten Einheit von Mensch, Natur, Weisheit und dem Großen-Ganzen-Göttlichen schlechthin.

Den anspruchsvollen Leser sollte schon einmal abschrecken, daß die aktuelle Version des Heiligen Grals, also die Ur-ur-ur-.........-enkelin von Jesus und Maria Magdalena, klarerweise nur Sophie heißen kann und die Inkarnation des Geistes, der das Gute will und das Böse schafft, mit einem Anagramm der Namen der beiden "Gralsforscher" Michael Baigent und Richard Leigh benannt ist. Das mal stellvertretend für das Kreativitätsniveau des Herrn Dan Brown schlechthin.

2. Mai 2006

Atheisten am Küchentisch
Brief Nr. 2 an die Großmutter meiner Söhne


Nicht die Hoffnung aufgeben - das hatte ich Dir und uns in meinem letzten Brief ans Herz gelegt.

Aber wie passt das zu dem Umgang, den Du, ich, die meisten von uns Christen alltäglich mit den Nicht-Glaubenden, mit den Nicht-mehr-Glaubenden um uns pflegen?

Natürlich gab es auch "früher", in der guten alten Zeit unseres tiefschwarzen, katholisch-praktizierenden Dorfes die Weniger-Gläubigen, die Nicht-Praktizierenden, einige Kirchenfeinde, eine Handvoll echter Atheisten. Doch letztlich waren auch sie - zusammen mit den paar "Evangelischen" - Teil eines katholisch-geprägten Organismus, mehr oder weniger auffällige Existenzen im Gewebe der dörflichen und selbstverständlich-religiösen Gesellschaft. Bis in die Jahre meiner Kindheit in den 60ern habe ich das noch so erlebt.

Doch dann kippte das Verhältnis, und nun stellen wir fest: Wir sind die Ausnahme. Wir, die Kirchgänger, die praktizierenden Katholiken, die altmodischen Gottgläubigen. Unsere Kollegen, unsere Freunde im Gesangverein, die Fußballmannschaft und die Parteigenossen - sie kommen offensichtlich ohne IHn aus. Brauchen nicht den Sonntagsgottesdienst. Suchen sich ein paar passende Gebote aus dem Zehnersortiment aus. Gehen zum Auftanken Joggen, Walken oder ins autogene Training.

Ganz normale Menschen sind sie geblieben, nicht schlechter, nicht besser als du und ich. Wie kämen wir dazu, die Nase zu rümpfen über ihren Unglauben? Sind sie nicht gar christlicher als wir? Gehören sie nicht zu denen, die "drinnen sind, wiewohl sie draußen zu sein scheinen"? Gute Menschen, gute Freunde. Wenn wir unseren Umgang nach seiner Religiosität auswählen wollten, wären wir allesamt einsam.

Gelegentlich mag dann die Frage kommen: Wozu glauben wir denn noch? Ist der bis vor kurzem noch heilsnotwendige Glaube nicht zur persönlichen Vorliebe mutiert, oder zum Hobby, das wir zwar gerne praktizieren, aber keinesfalls zum Prüfstein für ein gelingendes Leben machen? "Jedem das Seine" - in Glaubensfragen gilt das mehr als anderswo.

Bessere Menschen sind wir nicht als "sie" - Heuchler, Lügner, Geizhälse, Ehebrecher gibt es bei "ihnen" wie bei uns. Wie sollten wir davon eine Überlegenheit der Christen und des Christentums ableiten können?

Wir kennen die Wahrheit über Gott, die Welt, die Menschen, die "sie" nicht kennen? Ja, das wäre eine Antwort - wenn wir selber nur besser wüssten, woran wir glaubten. Oder wenn wir die Heilige Schrift - trotz aller Gerüchte wegen der neueren Bibelforschung - und die Kirche - trotz aller Menschlichkeiten und trotz des Mißtrauens gegenüber Papst und Bischöfen - für vertrauenswürdig hielten.

Jesus Christus ist "der Weg, die Wahrheit und das Leben" - aber dürfen wir das noch so wörtlich nehmen? Wir lesen in der Zeitung und hören im Fernsehen, daß es gerade die strengen, fanatischen Religionen und ihre fundamentalistische Anhänger sind, die Mord, Totschlag, Unterdrückung über die Völker bringen. Toleranz ist angesagt - also setzen wir den Wahrheitsanspruch des Christentums in Klammern.

Wir haben uns und unseren Glauben also mit den Verhältnissen des alltäglichen Atheismus arrangiert. Um die Bekehrung des Fußballtorhüters der 1. Mannschaft, meines Chefs oder seiner Sekretärin, die neben Dir im Sopran singt, beten wir eher selten - schon um kein Überlegenheitsgefühl aufkommen zu lassen.

Georges Bernanos, ein französischer Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts, ließ einen Atheisten einmal in einer Predigt sagen:
"Schon der bloße Gedanke, daß Kameraden, Freunde, mit denen man getanzt hat, mit denen man Ski gelaufen ist und Bridge gespielt hat, daß diese vielleicht die ganze Ewigkeit verurteilt sind, mit den Zähnen zu knirschen und Gott zu fluchen - diese Vorstellung allein müßte einen Menschen doch verändern."
Aus dem Jahr 1938 stammt dieses Zitat, das uns heute kein Kamerad mehr vorhalten könnte - denn die ewige Verdammnis fürchten wir weder für ihn noch für uns, wenn wir ehrlich sind.

Nun aber - und da kommen wir auf T. und F. zurück - ist uns der Unglaube nahe gerückt, er sitzt mit uns am Tisch. Jetzt können wir ihn nicht mehr einfach neutralisieren. Deine Empörung, unser Schmerz sagen uns klar und deutlich, was der Glaube bedeutet - für uns und an sich: Es geht um uns, um unsere Existenz, ums Ganze.

Es ist eben doch nicht "egal, was einer glaubt - Hauptsache, er ist ein guter Mensch". Wir sagen das zwar hin und wieder, mögen das auch dann und wann glauben. Doch so ganz egal ist es uns in dem Fall von T. und F. eben nicht: Wir wünschen ihnen von ganzem Herzen, daß sie bald wieder glauben können. Wir hoffen, daß sie IHn wieder als das Herz aller Wirklichkeit, als den großen, liebenden Vater erkennen, der ER ist. Wir bitten und beten um das Geschenk das Glaubens - für die beiden und für uns (und vergessen auch nicht Chef, Sekretärin oder Torhüter).

Solange ER dieses Geschenk noch nicht gewährt (oder solange es noch nicht angenommen wird), sollten wenigstens wir immer wieder danken für das, was uns in die Wiege gelegt wurde und was wir - durch GOttes Gnade - bis hierher bewahren konnten: unseren Glauben.

Dann wären wir auch für das Festmahl gerüstet, das der Vater dem verlorenen und heimkehrenden Sohn auch heutzutage noch bereitet. Wir klagen dann nicht mehr über das Kalb, das für uns nicht geschlachtet wurde, stöhnen nicht über die Last, Katholik zu sein, schimpfen nicht über das Menschlich-allzu-Menschliche in der Kirche, sondern erkennen, daß wirklich alles, was SEin ist, auch unser ist (vgl. Lk 15, 31).

Wir wünschen, hoffen, erbitten, daß T., F. und all den andern um uns geschenkt wird, was ER uns schon längst, Tag für Tag, schenkt: "Du bist allezeit bei mir."

Jetzt aber Schluß - bis morgen,

Dein Schwiegersohn

1. Mai 2006

Das Oster-Anch

Das altägyptische Anch-(Ankh-)Kreuz ist ein durchaus vieldeutiges Symbol, wie uns z. B. die Wikipedia darlegt: Von der koptischen Kirche bis zu South Park, von Terry Pratchett zu Dan Brown ("Artefakte, die mit Fruchtbarkeitsriten, Muttergöttinnen, Hexen- und Weiblichkeitskulten zu tun hatten..." - Sakrileg, S. 37) - jeder konnte und kann es nach seinem Gusto einsetzen.

Wer mag da Schlechtes vermuten, wenn eine unserer reformkatholischen Vorzeigepfarreien ihre diesjährige Osterkerze damit ziert?

Statt der allzu-römisch-katholischen Weihrauchkörner, die ja nur gesteckt werden sollen, "wo es [nach Schott] Brauch ist", statt der hellenistisch-abendländischen Buchstaben Alpha und Omega, statt anderer polarisierender Symbolik ist das Anch-Kreuz doch ideal geeignet, um das Eigentliche von Ostern zur Symbolsprache zu bringen:
  • die Sehnsucht nach Weiterleben jenseits des Grabs,
  • die Ökumene zwischen den christlichen Kirchen,
  • die Gemeinschaft der Religionen, seien lebend oder tot, östlich oder westlich, inkarnations- oder reinkarnationsbezogen,
  • die Aufwertung der "Apostolin" Maria Magdalena, der Frau(en) und des Weiblichen schlechthin anstelle der "Männer an den Hebeln der klerikalen Macht ..., die das Evangelium Jesu durch Kreuzzüge, Hexenprozesse, Inquisition und Glaubensspaltung bis zur Unkenntlichkeit entstellt haben",
  • die Aufgeschlossenheit für die fantasylesende und rollenspielende Jugend,
  • den Brückenschlag zwischen Islam (Ägypten!!) und Christentum (Schweinfurt!!).
Irgendwelche fundamentalistischen Einsprüche? - Nein? - Danke. Wegtreten.