13. Mai 2006

"So schön, schön war die Zeit"

Regina Einig amüsiert sich in der Tagespost über den Kirchenromantiker Matthias Drobinski und seine Expedition ins "katholische Deutschland".
"Wer die Einheit in fundamentalen Glaubensfragen über die Landesgrenzen hinweg zugunsten peripherer kirchenpolitischer Extravaganzen vor der eigenen Haustür beiseite schiebt, mag hier zustimmen. Vermutlich glaubt, wer nicht mehr glaubt, wirklich, dass sich die Identität eines guten deutschen Katholiken wesentlich durch die Kraft des hiesigen Kirchensteuersystems, die immer gleichen Sprüche selbst ernannter Reformer, die immer gleichen Machtkämpfe oder die Kultivierung antirömischer Affekte bestimmt. Und darf sich mit Drobinski in Gemeinplätzen bewegen wie 'ie (die katholische Kirche) kann es sich gar nicht mehr leisten, die Charismen der Frauen zu begrenzen oder gar wegzudrücken'. Angestrengt fröhlich präsentiert der Autor seine Lösungsstrategie: eine bundesweite Zukunftsversammlung. Nur bleibt unklar, warum ausgerechnet sie bewirken sollte, was schon das Zweite Vatikanum und eine Fülle postkonziliarer pastoraler Beratungsprozesse nicht erreicht haben. Vielleicht die prickelnde Vision, 'vieles aufnehmen, was anderswo schon gedacht wurde' Es darf gelacht werden. Das Buch ist - von einigen informativen Passagen abgesehen - ein Vademecum der kirchenpolitischen Ziele des katholischen deutschen Mainstreams."
Vielleicht ist aber auch nicht der Mainstream oder der liberale Flügel der deutschen Kirche einfallslos geworden, sondern Matthias Drobinski, einer aus der Generation der Vierzigjährigen, hat bloß Sehnsucht nach den Tagen der Kindheit und nach dem Geist, der damals wehte und den man bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem Zentralorgan kritischer Christen und Christinen, immer noch auf Recyclingpapier konserviert?

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