19. Juli 2006

Sichtbare Zeichen

Mary Karr (s.u.) zitiert in ihrem Aufsatz aus einem Gedicht von Milosz, das hier zur Erbauung wieder- und weitergegeben sei:

Czeslaw Milosz: Veni Creator:

Come, Holy Spirit,
bending or not bending the grasses,
appearing or not above our heads in a tongue of flame,
at hay harvest or when they plough in the orchards,
or when snow covers crippled firs in the Sierra Nevada.

I am only a human being: I need visible signs.
I tire easily, building the stairway of abstraction.
Many a time I asked, you know it well,
that the statue in church lift its hand, only once, just once, for me.
But I understand that signs must be human,
therefore, call one person, anywhere on earth,
not me - after all I have some decency-
and allow me, when I look at that person,
to marvel at you.

[Komm, Heiliger Geist,
ob du die Gräser knickst oder nicht,
ob du über unseren Köpfen als Feuerzunge erscheinst oder nicht,
bei der Heuernte oder wenn man die Gärten pflügt,
oder wenn der Schnee die verkrüppelten Fichten der Sierra Nevada bedeckt.

Ich bin nur ein Mensch: ich brauche sichtbare Zeichen.
Ich ermüde leicht beim Bau der Treppe der Abstraktion.
Oft und oft habe ich gebeten, du weißt es wohl,
daß die Statue in der Kirche ihre Hand hebe, nur einmal, bloß einmal, für mich.
Aber ich begreife: die Zeichen müssen menschlich sein,
deshalb rufe eine Person, irgendwo auf der Erde,
nicht mich - schließlich habe ich einen gewissen Anstand -
und erlaub mir, wenn ich diese Person anschaue,
über dich zu staunen.]

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