14. August 2007

Assumptions on the Assumption...

... Mutmaßungen über die Aufnahme Mariens in den Himmel, so ließe sich die Predigt betiteln, die es bei uns in der Vorabendmesse zu hören gab:

Am 15. August steht nämlich, so hörten wir, die Gleichwertigkeit von Mann und Frau im Mittelpunkt - ist doch nach dem auferstandenen Leib Jesu auch der Leib einer Frau am Endziel angekommen.

Außerdem geht es um unsere Beziehung zur Mutter Erde: Können wir ihr überhaupt noch trauen nach den Naturkatastrophen der letzten Zeit, nach Unwettern und Überschwemmungen?

Und die dritte Botschaft: Vergötzt Maria und die anderen Heiligen nicht.

Letzteres wurde den Gottesdienstbesuchern, zum Großteil ältere Frauen und Männer, schon einige Jahrzehnte abgewöhnt, wenn die Gefahr denn je real war. Um Gottes willen sich nicht an Maria binden, sie nicht lieben (höchstens im Lied) - und konsequenterweise kann man vor ihrem Bild schon über 20 Jahre keine Kerze mehr entzünden...

Mit der Mutter Erde und ihrer Lebenskraft ist es in unserer 60er-Jahre-Kirche auch nicht so weit her; da quillt nichts, da wächst nichts, da schlängelt und rankt nichts. Weiße Wände, silberne Metallsäulen. Natur gibt es draußen und in Form einer Blumenmischung: Echte und künstliche, schon zusammengesteckt. Keine Angst, daß wir Mutter Erde zu sehr trauen - die Anarchie der Kräutersträuße, die zu Ehren der virgo virida, der grünen Jungfrau, gepflückt, verteilt und in die Dachstühle gehängt werden, dauert nur ein paar Stunden. Morgen, um 10.30 Uhr ist das Chaos vorbei, dann geht es wieder reinlich zu. Achso, am Rande: Auf Mutter Erde ist kein Verlaß, das wussten Menschen schon immer - schon bevor es die Tagesschau und Katastrophen-Sondersendungen gab. Sie wussten nur nicht immer, ob sie sich ihr an den vollen, weichen, warmen Mörderbusen schmeißen oder sich von ihr emanzipieren sollten.

Daß Frauenleiber genauso in den Himmel gehören wie die von Männern, ist leicht zu glauben - wenn man es mal geschafft hat, das Geheimnis zu akzeptieren, daß es nach der Auferstehung immer noch (oder gerade erst?) so etwas gibt wie einen Leib. Wir kehren nicht zum Großen Geist zurück, sondern zu dem, der seine Striemen und Wunden mitgenommen hat in die Herrlichkeit GOttes.

6 Kommentare:

dilettantus in interrete hat gesagt…

Andererseits habt Ihr einen arbeitsfreien Tag und könnt somit problemlos Messe und sogar Vorabendmesse besuchen!

Anonym hat gesagt…

"und konsequenterweise kann man vor ihrem Bild schon über 20 Jahre keine Kerze mehr entzünden..."

Bei uns auch nicht bzw. ich kann mich nicht erinnern, dass dort einmal dazu Gelegenheit war. Das hindert manche aber auch nicht daran neben der großen "offiziellen" Kerze auf den Stufen davor auch eigene kleine zu stellen.

Dahinter verbirgt sich wohl eher eine zu extreme Gegenbewegung auf einen früher wohl durchaus bestandene Gefahr - das man dabei dann noch um den Blick von Außen bemüht ist, macht es nur übertriebener. Zudem habe ich persönlich den Eindruck das sich die Marienverehrung eher aus den "Alltags"kirchengebäuden verlagert. Ich zum Beispiel müsste länger zurückdenken, wann ich vor ihr außerhalb z.B. des Würzburger Käppeles angezündet hätte.

Scipio hat gesagt…

@d.i.i: Kommt drauf an, wo man arbeitet...

@ thomas: Umso schlimmer, wenn sich Heilige auf Reservate zurückziehen müssen, weil sie oder vielmehr: Orte der Begegnung mit ihnen dorthin vertrieben werden. Statt sie einzuladen. Und damit auch uns, mit unseren Sorgen und Bitten.

Es ist nicht jedermanns Sache, allein vor dem Schöpfer, Heiland, Richter, liebenden Vater zu stehen. Warum nicht ein paar SEiner alten Bekannten mitbringen? (Ich weiß, daß das nicht für Dich kein Problem ist, Thomas.)

Ich glaube mehr als je vorher, daß die Heiligen zum Anfassen da sind, nicht zum Anschauen.

Menschen lernen nicht nur theoretisch. Und Vorbilder sind idealerweise solche, mit denen man mitsamt Herz und Gemüt in Verbindung steht, nicht nur mit dem Kopf. Menschen leben in Beziehungen, sie lieben.

Wenn es die Kirche nicht schafft, die Liebesfähigkeit ihrer Glaubenden zu "engagieren", dann bleibt der Glaube im Kopf, fängt an zu wackeln, treibt keine Wurzeln, gestaltet nicht das Leben, wird nicht dauerhaft - und dann verschwindet er schnell wieder.

Es gibt Oasen, ganz klar, und wir müssen dafür dankbar sein und alles tun, um den Zugang dazu zu ermöglichen. Z.B. mit dem "Fränkischen Marienweg". Aber das darf keine Ausrede sein, uns vor Ort mit einer sterilisierten Hl. Jungfrau abzufinden.

Marce hat gesagt…

Schöne Posts zum heutigen Tag...! Ich bin neugierig, wo ihr lebt? Hier in München ist es kein Problem mit den Kerzen... was ich sehr gut finde.

Scipio hat gesagt…

Ich nehme den anderen beiden mal die Antwort ab: Ein Dilettant in Dinslaken, der andere Thomas im Herzen des (Main-)Frankenlands, und ich an seinem Westrand, wo bald dahinter Hessen anfängt. Grundsätzlich alles gutkatholische (und marianisch geprägte) Gegenden mit jeder Menge Wallfahrtsorten, Bildstöcken, Kapellen...

Viele Grüße nach München!

Resident hat gesagt…

"Außerdem geht es um unsere Beziehung zur Mutter Erde: Können wir ihr überhaupt noch trauen nach den Naturkatastrophen der letzten Zeit, nach Unwettern und Überschwemmungen?"

Das ist wohl war und zeigt mal einige gute Gründe auf, die "Mutter Natur" eben nicht zu vergötzen.

Nur mit diesem Feiertag hat das natürlich nichts zu tun.

Die Predigt, die ich zu hören bekam, legte den Schwerpunkt auf die Grenzen des Begreifbaren, Beweisbaren.