Bernanos über die Heiligen
[Wer unökumenische Töne heraushört, liest am besten darüber weg. Darauf kommt es GB und mir nicht an.]
"Die Stunde der Heiligen ist immer am Kommen. Unsere Kirche ist die Kirche der Heiligen.
Wer ihr mit Mißtrauen naht, glaubt geschlossene Türen, Schranken und Schalter zu finden, eine Art geistlicher Polizei. Aber unsere Kirche ist die Kirche der Heiligen.
Welcher Bischof gäbe nicht seinen Ring, seine Mitra, seinen Stab, welcher Kardinal nicht seinen Purpur, welcher Papst nicht seinen weißen Rock, seine Camerieri, seine Schweizer und all sein Zeitliches dahin, um ein Heiliger zu sein? Wer möchte nicht die Kraft haben, dies wunderbare Abenteuer zu bestehen?
Denn die Heiligkeit ist ein Abenteuer, sogar das einzige, das es gibt. Wer das einmal verstanden hat, ist ins Herz des katholischen Glaubens eingetreten, hat in seinem sterblichen Fleisch einen anderen Schreck verspürt als den des Todes: eine übermenschliche Hoffnung. Unsere Kirche ist die Kirche der Heiligen. Aber wer kümmert sich um die Heiligen? Man sähe sie gern als Greise voll Erfahrung und Politik, aber die meisten von ihnen sind Kinder, und die Kindheit steht immer allein gegen alle. Die Schlauen zucken die Achseln, lächeln: welcher Heilige hat den Leuten der Kirche viel zu danken gehabt? He, was gehen uns hier die Leute der Kirche an? (...)
Gott hat die Kirche nicht gemacht für den Wohlstand der Heiligen, sondern daß die Kirche ihr Andenken lebendig erhalte, damit nicht, mit dem göttlichen Wunder zusammen, ein Strom von Ehre und Poesie zerrinne. Es soll eine andere Kirche ihre Heiligen vorweisen! Die unsere ist die Kirche der Heiligen. Wem wolltet ihr diese Here von Engeln zu weiden geben? Schon die bloße Geschichte mit ihrem summarischen Verfahren, ihrem sturen und harten Realismus hätte sie zerbrochen.
Unsere katholische Tradition trägt sie davon, ohne sie zu verletzen, in ihrem umfassenden Rhythmus. Benedikt mit seinem Raben, Franz mit seiner Laute und seine provenzalischen Versen, Jeanne mit ihrem Schwert, Vinzenz mit seiner verschlissenen Soutane, und die Letztgekommene, die Fremde, Geheime, von den Geschäftemachern und Bestechlichen auf die Folter gespannt, mit ihrem unbegreiflichen Lächeln - Therese vom Kinde Jesu. (...) Wir respektieren die Dienste der Verwaltungsbehörden, der Profossen, des Generalstabs und der Kartographen, aber unser Herz ist mit den Männern der Front, unser Herz ist mit denen, die sich umbringen lassen." (zit. nach Hans Urs von Balthasar: Gelebte Kirche - Georges Bernanos.- 3. Aufl.- Einsiedeln: Johannes, 1988, S. 234f.)
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