19. Juni 2010

Eine Runde Mitleid für Margot

Weil sie es öffentlich macht, bedenken wir Margot Käßmann mit einer Runde Mitleid:

"Einen neuen Job hat Käßmann, die am 24. Februar von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und Landesbischöfin zurückgetreten war, noch nicht gefunden: 'Ich habe keinen Arbeitsplatz, ich habe keine Wohnung, jetzt ist auch meine jüngste Tochter ausgezogen', sagte sie, 'ich werde ohne Familie irgendwo neu anfangen.'" (SPIEGEL)

Als Taxifahrerin in Hannover hätte sie bestimmt immer das Auto voll, und der Gasprom-Alt-Bundeskanzler würde gewiß gerne mal als Beifahrer mitfahren. Das geht aber aktuell nicht, weil Frau Käßmann ihren Führerschein erst zu Weihnachten wieder zurück bekommt. Schon übel.

Vielleicht kann sie sich mit Bob, Mick und anderen trösten, die auch schon wie Kiesel am Bachgrund trieben, ohne Richtung und ohne Daheim.


6 Kommentare:

Wolfram hat gesagt…

Schadenfreude ist auch nicht gerade eine Tugend...

was sagt denn der katholische Katechismus zu "du sollst nicht falsch Zeugnis reden"? Ich schätze gerade an dieser Stelle Luthers Kleinen Katechismus ungemein: "... sondern gutes von ihm [dem Nächsten] reden und alles zum Besten wenden."

Übrigens: was Frau Käßmann neulich an die römische Adresse gerichtet hat, war unbequem und m.M.n. auch ungerecht. Aber genau so unbequem ist sie auch für die Evangelischen und schreibt ihnen Dinge ins Stammbuch, die sie hören müssen, aber nicht wollen.

Scipio hat gesagt…

Danke!

Was ich geschrieben habe, mag nicht nett gewesen sein. Aber geschrieben habe ich es nicht in einer Stimmung von Schadenfreude, sondern weil ich ihren Drang - wie andere öffentlichen Figuren, wie vielleicht auch Bischof Mixa - an der eigenen Legende zu basteln, ziemlich daneben finde.

Daß ihre Lage nicht einfach ist - klar. Aber bei Null fängt sie nun ja auch nicht an, oder?

Kann sie nicht einfach sich mal auf das konzentrieren, was sie den Evangelischen und den Katholischen ins Stammbuch schreiben will (und was keiner akzeptieren muß) statt sich als Opfer und Vorbild darzustellen? Kann sie nicht einfach sehen, daß sie einen Job bekommt, eine Wohnung findet - und neu anfängt? Kann sie nicht einfach mal nicht über sich reden?

Wer als öffentliche Person mit der eigenen Situation hausieren geht - ja, so kommt das bei mir an -, muß doch wohl auch mit Kritik rechnen. Genauso wie Bischof Mixa damit rechnen muß, daß sein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik öffentlich gemacht wird, gerade wenn er behauptet, eine Schleimbeutel-OP gehabt zu haben. (Sofern der Kommentar der Augsburger Allgemeinen hier recht hatte.)

Eine so politisch denkende Person wie Margot Käßmann, die sich der Wirkung von Worten, gerade öffentlichen Worten so bewußt ist, weiß doch, daß gerade diese Selbstaussagen die Schlagzeilen machen werden - wie es ja tatsächlich bei Spiegel, Welt und Financial Times Deutschland sogleich geschieht.

Und ja: Ihre Verteidigung der Armen habe ich rausgenommen. Das hat wirklich nichts zu suchen hier.

Scipio hat gesagt…

Und gerade sehe ich, daß Margot Käßmann am 27. Juni der erste Gast in Peter Hahnes neuer Talkshow sind wird.

idea.de:

"Hahne (57) will in seiner neuen Talksendung nach ZDF-Angaben Käßmann unter anderem folgende Frage stellen: War der Rücktritt nötig? Wie sieht sie andere Rücktritte der jüngsten Vergangenheit? Was hält sie von den Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten? Wie kann Politik in dieser Zeit das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen? Was sind ihre Pläne für ihre eigene Zukunft?"

Sang- und klanglose geht da nichts. Nicht einmal ein 4-monatiger Studienaufenthalt in Atlanta.

Wolfram hat gesagt…

Hm. idea.de kommentiere ich lieber nicht - aber Hahne wird auch die Fragen stellen, die der Zuschauer beantwortet wissen möchte.

Nach Lektüre des S**gel-Artikels bin ich nicht sicher, ob Frau Käßmann die zugegebenermaßen etwas weinerlichen Sätze, die du beanstandest, nicht auf eine gezielte Frage hin ausgesprochen hat. Der Journalist wird ja auch wissen, daß sie ihre Dienstwohnung verlassen muß, und kann danach gefragt haben wie auch nach ihren beruflichen Perspektiven.
So ganz ohne Arbeitsplatz ist sie m.E. allerdings nicht, weil immer noch - soweit ich weiß - Pastorin der Ev.-Luth. Kirche in Hannover. Das ist in Deutschland ein beamtenähnliches Verhältnis.
Und wenn sie in diesem Pfarramt in eine Stelle gewählt wird (das Bewerbungsverfahren ist allerdings meist langwierig, weil sich immer so viele Kandidaten bewerben), dann hat sich die Wohnungsfrage auch schnellstens erledigt.
Wiederum stellt sich die Frage: will der Leser nicht genau das lesen? Der S**gel ist ein besseres (?) Boulevardblatt geworden...

Scipio hat gesagt…

Ja, warten wir auf das Originalinterview, das wohl in der Druckausgabe erscheinen wird.

Was den Leser/Zuschauer angeht, würde ich sagen: Wenn man es ihm zum Lesen/Sehen vorsetzt, wird er es mit Appetit konsumieren.

Anonym hat gesagt…

An Frau K. finde ich so ziemlich alles daneben. Ihr Drang zur Selbstbeheulung ist noch das wenigste.