17. Februar 2009

Das Konzil in die Breite walzen

Bei der Lektüre der Mitschrift des Kardinal Lehmann-Interviews im Deutschlandfunk dachte ich bei mir: "Wenn du als Papst solche Kardinäle hast, brauchst Du, nein halt, das ist unchristlich." So hörte ich auf zu denken. Schluß mit mündig.

Besonders schön fand ich jedoch die folgende volkspädagogische Passage. Man stelle sich vor: Es waren jetzt 45 Jahre Zeit, um die Botschaft "in die Köpfe der Gläubigen" zu kriegen. Da wurden Neubauten und Renovierungen getätigt, Bildungsreferenten ausgebildet und eingestellt - und das Fazit: Nix wars. Da bleibt nur: Weiterwalzen.

"Kriege: Brauchen wir ein neues Konzil? Oder sollte man erst mal das, was vorliegt, wie Sie sagen, in die Breite walzen?

Lehmann: Also ich tendiere eher zur zweiten Version, wirklich auch das Konzil zu vertiefen und fortzusetzen. Das selbe gilt für Synoden und so fort wie hier auch. Und es gibt ja heute doch auch wieder so viele Hilfsmittel und so viele Möglichkeiten, sich zu bilden.

Wenn ich als Christ in der heutigen Welt bestehen soll, dann muss ich auch über bestimmte Dinge entsprechend informiert sein. Und die ganze Erwachsenenbildung und die Frage auch der Medienpädagogik und dergleichen, die sind halt etwas stecken geblieben, was die Breite sozusagen betrifft. Spezialisten haben wir genug. Aber wie kommen die Dinge in die Köpfe der Gläubigen, die aber ihre eigenen Aufgaben in Ehe, Familie und Beruf haben, die kann ich nicht alle zu Theologen erziehen wollen."


Doch halt: Erleben wir nicht gerade wieder diese große Solidaritätsaktion deutscher Gläubiger mit den Beschlüssen des Konzils? Die wissen ja scheint's doch alle, was das Konzil beschlossen hat, oder? Beim Großen, dem Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis müssen sie zwar alle im Gotteslob mitlesen, sollte es einmal per Schaltjahr gebetet werden - aber das Konzil kennen sie wie ihre Hosentasche.

5 Kommentare:

Resident hat gesagt…

"Bei der Lektüre der Mitschrift des Kardinal Lehmann-Interviews im Deutschlandfunk dachte ich ..."

Nicht nur Du.

Ja, der Widerspruch ist da: hat man denn nicht jahrelang das Konzil unter die Leute gebracht (nein, hat man nicht, den "Konzilsgeist" - hört sich an wie Gespenst - schon), warum muß man noch weiterwalzen.

Tatsächlich sollte man viel offensiver sich die tatsächlichen Konzilslehren aneignen.

Was ein neues Konzil angeht - mir kam neulich der Gedanke, ob angesichts des Absinkens der Lateinkenntnisse ein Konzil überhaupt nocht machbar wäre.

"die kann ich nicht alle zu Theologen erziehen wollen."

Recht hat er mit diesem Satz. Nur braucht man auch diese vielen Theologen nicht. Im Gegensatz zu einem unausrottbaren Vorurteil unter Theologen, ist nämlich Glaube nicht mit Theologie identisch. Das erste ist eine Lebenshaltung, das zweite eine Wissenschaft.

Abschließend muß ich noch zugeben, daß ich beim Großen Credo auch mitlese (wenn ich ein GL zur Hand habe), denn eben durch seine Seltenheit (neben der Weglassung eines Lesung und der Verweigerung des Laienkelches eine der glorreichen deutschen Ausnahmen) im Gottesdienst geht es nicht so locker von den Lippen wie das Apostolische. Stellenweise natürlich schon, aber dann kommen wieder Sollbruchstellen

Lupambulus Berolinen. hat gesagt…

Auf deutsch muss ich es auch mitlesen.

Vorschlag für eine gnädige Interpretation von Kardinal Lehmanns Ausführungen: Er meint eigentlich das, was Ratzinger in den 80er Jahren bemerkte, dass nämlich die Rezeption des II. Vatikanums eigentlich noch gar nicht richtig begonnen hat. Zumindest für Mitteleuropa gilt das auch nach wie vor.

Also: ran an die Texte!

Tiberius hat gesagt…

Ich finde ja, daß man das Credo III ruhig auswendig können dürfte, die anderen fünf aber immerhin fleißig vom Blatt mitsingen könnte.

Stanislaus hat gesagt…

Es ist schon interessant, was uns Deutsche von unseren katholischen Nachbarn unterscheidet.

Die Italiener sprechen das Große Glaubensbekenntnis genauso auswendig in ihrer Muttersprache wie das Gloria - leider singen sie beides viel zu selten.

Bei uns gibt es dann immer diese "vorkonziliaren" (böseböse!) Vierzeiler wie GL 464, 467, 486 oder 489 - wenn nicht gar "Lobe den Herren" o.ä.

Da haben viele noch nicht verstanden, worum es eigentlich geht!

Anonym hat gesagt…

Die einzige Panne war es, Lehmann zum Bischof zu machen... und dann auch noch zum Kardinal... only in Germany!