Könnte sich bitte der bundespräsidiale Weltethos-Redner Köhler auch noch äußern? Im eigenen Interesse möglich schnell, nämlich vor einer Unserer Lieben Frau Merkel eventuell ausreichenden Klarstellung, "dass es keine Leugnung des Holocaust geben kann"?
Langsam, ganz langsam bekomme ich den Eindruck, daß die Repräsentanten unseres Staates, unserer Gesellschaft, unserer Öffentlichkeit denken, sie müssten sich stellvertretend für uns alle abarbeiten, und jeder müsste die Ausdrucksweise, das Fordernde, die Hürden für Reue und Umkehr noch ein bißchen steigern, damit er im Konzert der anderen Repräsentanten vernommen wird. Oder wird nur gerechtfertigt, wer sich durch Schrillheit und Lautstärke von den Vorrednern absetzt? Bekommt man nur so ein gutes Gewissen, während Schweigen schlaflose Nächte beschert?
(Und jetzt, wo ich dies schreibe, zweifle ich an mir selber. Darf ich solche Sätze schreiben? Sind sie gedeckt durch meine eigene Distanz zu Holocaustleugnern und Integristen, durch meine eigenen hier geposteten Worte des Erschreckens und Abscheus? Darf man sich an den Sekundärphänomenen abarbeiten und den eigentlichen Grund, die tatsächliche Katastrophe vergessen? - Ich weiß nicht, was der rechte, der akzeptierte, der authentische Grad an theologischer und politischer Korrektheit ist, der mir dieses gutes Gewissen verschafft, mit dem ich dann Gewissen sein könnte für andere (was nach Odo Marquard leichter ist als eines zu haben). Genug ist nicht genug. Und das nicht, weil die primär Betroffenen - die Juden - immer mehr Zerknirschung oder Aufregung verlangen vom Tätervolk, sondern weil das Tätervolk auch 65 Jahre später seine Normalität nicht zurückerlangt hat.)
Nachbemerkung: Für die nationale Komponente übrigens instruktiv ein Vergleich der verschiedensprachigen Startseiten von Radio Vatikan.
3. Februar 2009
Einer geht noch, einer geht noch rein
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4 Kommentare:
Wo ist denn eigentlich Drewermann?
Und du sollst dieses schöne pfälzische Karnevalslied nicht entweihen, bitte ... Ich will dabei nicht vor meinem geistigen Auge deutsche Politiker sehen müssen.
Das hängt doch mit dem Pius-Syndrom zusammen. Heute zählt nur noch, wer laut gegen irgendwas gewettert hat (fürs Protokoll), nicht was tatsächlich getan wurde. Gar auch noch ohne Aufhebens. Lieber mit tapferen Stellungnahmen in die Medien kommen, für die Historiker später.
Ach, der Frust.
Bester Titel eines Eintrags EVER!
Besonders reizvoll wird die Angelegenheit dadurch, dass dieser nachgerade dreiste Aufruf zur Bußfertigkeit von der obersten Dienstherrin einer Staatsmacht ausgeht, die unter Inkaufnahme von Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung auch schon mal eine einsame Israel-Flagge abhängen läßt, weil dies den störungsfreien Ablauf einer zumindest antisemitisch grundierten Demonstration beeinträchtigen könnte...
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