24. Februar 2009

Christenliebe

Wolfgang Schmidbauer, Paarberater der "Zeit" gewährt uns eine kurze Innenansicht zweier Fundamentalismen:

"Die Liebe und die Religion sind ähnlich in ihren Ansprüchen. Sie fordern völlige Hingabe und wachen eifersüchtig über ihren Einfluss auf die Gläubigen."

Wer sich den Fall von Jan (leger-katholisch) und Jule (ev.-freikirchlich) genauer durchliest, fragt sich natürlich, ob überhaupt eine Frau mit einem Mann glücklich würde, dem "die katholische Kirche mit ihrem verknöcherten Gottesdienst ... auf einmal viel näher ist" als ein "Jubelgottesdienst".

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dieser Quacksalber. Die Gegenüberstellung von Religion und Liebe verrät Unkenntnis. Gegenstand der Religion ist die Liebe in ihrer besonderen Form: Caritas, die Nächstenliebe. Sie aber kennt keine Eifersucht, weil sie keine Liebe zurückfordert, sondern ausschließlich gibt. Caritas ist die voraussetzungs- und erwartenslose Hingabe, mithin die höchste Form der Liebe, zu der Menschen fähig sind.

Eifersucht hingegen kann nur dort entstehen, wo die Liebe, die man jemanden gibt, zurückfordert und die Forderung verweigert wird. Das ist üblicherweise beim Eros der Fall, der „Liebe zwischen Mann und Frau, die nicht aus Denken und Wollen kommt, sondern den Menschen gleichsam übermächtigt“. (Deus caritas est)

Beziehungsprobleme haben also nichts mit der Religion zu tun, sondern ausschließlich mit dem Eros, wenngleich verlöschende Leidenschaft, die nicht in Freundschaft mündet, immer einen rationalen Vorwand braucht, um sich zu erklären, obwohl sie weder aus dem Denken, noch aus dem Wollen entspringt und eigentlich unerklärbar ist.

Der Mensch ist ein rationales Wesen, das oft Antworten dort verlangt, wo es keine gibt. Hier schlägt die Stunde solcher Scharlatane, die schon im Mittelalter die Jahrmärkte unsicher machten. Nur leider kann man sie heute nicht mehr Teeren und Federn.

Anonym hat gesagt…

Ich frage mich im Gegensatz zu Scipio eher, ob irgendein Mensch mit einem Evangelikalen glücklich werden kann - ich sicher nicht. Soll Jan die Finger von Jule lassen, oder um bessere Einsicht für die Frau beten... und in die Kirche gehen - seine.

Zum Thema interkonfessionelle Beziehungen... bin persönlich betroffen, und ziehe dass nur in Erwägung, weil ich keine Kinder haben kann. Sobald Kinder im Spiel sind, gibt es echte Probleme, sofern beide ihre jeweilige Religion (gilt auch für sonstige WEltanschauungen) ernst nehmen. Wie könnte ich meinen Kindern NICHT meine Religion weitergeben wollen?
Ganz zu schweigen davon, dass eben NICHT alle Religionen letztlich gleich und gar gleich gut wären (von gleich wahr ganz zu schweigen), oder ihren jeweiligen Anhängern kompatible Weltbilder und Wertesysteme vermittelten.
In der Theorie kann selbstverständlich jeder "nach seiner Facon selig werden" - in der Praxis, wenn man in engster Beziehung leben will, ist es schon sehr viel schwieriger, unvereinbare Grundentscheidungen doch irgendwie zu vereinbaren.