Gestern flammte unter den Katholiken im Familienkreis unversehens eine Diskussion über Liturgie und Konzil auf. Und einer meiner nächsten Verwandten verblüffte mich damit, daß er die Haltung des Papstes und die des früheren Kardinals Ratzinger zu diesen beiden Themen nicht nur kannte, sondern auch knapp zusammengefasst und sachlich auf den Tisch bringen konnte. Beides nicht selbstverständlich unter deutschen Katholiken aus der Konzilsgeneration, die ja die Liturgiereform durchaus als Befreiung erlebt haben und die "Reform der Reform" (ein Begriff, der den meisten nicht bekannt ist) allermeist als ein Zurück in die Dunkle Vergangenheit empfinden.
13. August 2009
Verblüfft am Familientisch
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3 Kommentare:
Nee, die Reform der Reform wird zu oft falsch verstanden. Der Hl. Vater will nicht den Neuen Ritus abschaffen. Er will den Alten Ritus wieder zu Ehren erheben und damit das liturgische Leben der Kirche bereichern.
Was der Papst abschaffen will (und wo eigentlich alle Liturgieliebhaber seiner Meinung sind, auch Piero Marini hat sich dementsprechend geäußert), ist den unordentlichen Ritus, den Wildwuchs in der Liturgie.
Aber, Phil, was ich sehe - leider Gottes und gut, daß Romano Guardini nicht mehr lebt und das sehen muß -, ist, daß unsere Gläubigen vieles, was an Ort und Stelle mißlungen ist, und vieles, was sich einer speziellen Auslegung des Neuen Ritus verdankt, für wichtig und einen festen Bestandteil desselben sehen.
Ich denke einfach mal an:
- die Gloria- und Sanctuslieder, die mit dem Gloria und Sanctus wenig zu tun haben
- ans Credo, das ich an 9 von 10 Sonntagen nicht vollständig, schon gar nicht nizäno-konstantinopolitanisch, bete oder singe, sondern verkürzt. Oft als "Fest soll mein Taufbund immer stehen"
- dem, was ich den "Katastrophen-Embolismus" nenne und ähnlichen ad-hoc-Anpassungen.
Da sprechen wir noch gar nicht von anderen Dingen wie z.B.:
- vom Einsatz der Kommunionhelfer - wie oft, wann?
- dem Ort des Tabernakels in unserer Pfarrkirche: denkbar ungünstig imho, aber undenkbar, daß da was geändert werden sollte.
Alles hirtlich aktiv und oberhirtlich durch Duldung passiv abgesegnet. Der Papst läuft hier voll in die Schere zwischen dem Desinteresse an einer spirituellen Vertiefung der Liturgie und einer Veränderungsunwilligkeit in kleinen und großen Dingen.
Was spricht denn dagegen, den sogenannten "neuen Ritus" (also die protestantisierende Kopfgeburt einer armseligen und aussterbenden Generation) endlich im Orkus verschwinden zu lassen, wie so manchen Irrweg in der Kirchengeschichte? Ich persönlich gebe Mosebach recht - schon das Einführen von Kirchenliedern im 17. Jahrhundert war ein unverzeihliches Einknicken vor dem Zeitgeist.
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