10. August 2009

Das "Neue Gotteslob" nach Sören Kierkegaard

Ähnlich wie Goethe kann auch Kierkegaard eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für den Blogger sein: Man schlägt ihn auf und schon hat man etwa Aktuelles!

In der "Abschließenden Unwissenschaftlichen Nachschrift" spricht Kierkegaard zum Beispiel zum Thema "Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch":

"Möglicherweise braucht man gar kein neues Gesangbuch. Warum kommt doch niemand auf einen Vorschlag, der so nahe liegt, näher vielleicht als mancher glaubt: daß man vorläufig den Versuch machte, das alte auf eine neue Weise einbinden zu lassen, ob es nicht der veränderte Einband tun würde, besonders, wenn man dem Buchhändler erlaubte, hinten drauf 'Das neue Gesangbuch' zu drucken.

Wohl ließe sich dagegen einwenden, daß es um den alten guten Einband schade sei, denn merkwürdigerweise soll das Gemeinde-Exemplar des alten Gesangbuches besonders gut erhalten sein, vermutlich, weil das Buch so wenig gebraucht wird, sowie daß der neue Einband eine völlig überflüssige Ausgabe sei; aber auf diesen Einwand muß man mit einer tiefen Stimme, mit einer tiefen Stimme wohlbemerkt, antworten: jeder ernste Mann in unserer ernstlich bekümmerten Zeit sieht ein, daß etwas getan werden muß - dann verschwindet jeder Einwand wie nichts.

Denn daß einzelne privatisierende Konventikel und dogmatisch isolierte Kreise ein wirkliches Bedürfnis nach einem neuen Gesangbuch verspürten, um Gelegenheit zu bekommen, ihr Stichwort im Gewölbe der Kirche vom Resonanzboden der Erweckung zu hören: das wäre doch keine so ernste Sache. Aber wenn die ganze Zeit einstimmig und mehrstimmig ein neues Gesangbuch, ja beinahe mehrere neue Gesangbücher fordert: dann muß etwas getan werden; so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen, sonst geht die Religiosität unter."
(zitiert nach der dtv-Ausgabe, S. 667f.)

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