Eigentlich möchte das Münzkontor natürlich Exemplare der "begehrten, auf nur 9.999 Komplett-Editionen streng limitierten Ehrenprägung 'Papst Benedikt XVI.'" verkaufen, koppelt das diesmal aber mit einer "Expertenbefragung": Acht Fragen wollen wissen, ob "sich durch den deutschen Papst etwas an Ihrer Einstellung zur Kirche geändert" hat. Freilich, diese Befragung ist genauso wenig wissenschaftlich wie meine eigene Umfrage, aber das ist auch nicht mein Punkt. (Daß sie im Kleingedruckten ganz und gar nicht harmlos ist, zeigt ein Blick in den Jurablog, wo es um eine ähnliche "Umfrage" der gleichen Firma geht...) Es geht mir um die Art und Weise, wie in Frage 8. die sinntragenden Wörter unterschwellig miteinander verknüpft sind und wie exakt sie die Mentalität eines Großteils der volksnahen chattering classes , des "Kommentariats" und des gemeinen deutschen Volks treffen:
8. Denken Sie, daß der deutsche Papst zur Reformation einer moderneren Kirche beitragen wird?Hier wird unterstellt, daß
O Ja, der Papst wird den Menschen die Kirche wieder näherbringen
O Nein, schon als Kardinal Ratzinger hatte er einen sehr konservativen Ruf
O Keine Meinung
- nur eine Veränderung, die die Kirche "moderner" mache, "Reformation" sei,
- die Kirche im momentanen Zustand den Menschen nicht nahe oder nicht nahe genug sei,
- eine "modernere" Kirche zugleich auch eine menschennahe Kirche sein würde, und schließlich, daß
- sich eine konservative Einstellung und die Trias von Reformation, "moderner" Kirche und Menschennähe irgendwie ausschlössen.
Und genau diese Annahmen sind es, die als Filter über der Wahrnehmung vieler unserer deutschen Glaubensgenossen liegen. Den kriegen wir vielleicht wirklich erst weg, wenn Benedikt XIX. sein Amt antritt. Und auch nur, wenn wir kontinuierlich dagegen angehen, anbeten und anbloggen. (Ein bißchen pessimistischer Realismus ist ja auch frisch gebeichtet nicht verboten...)
1 Kommentar:
Münzkontor ist etwas merkwürdig. Ich habe eine unbestellte Sendung erhalten und geantwortet, dass ich nichts bestellt habe. Drei Wochen später sagt man mir dass ich durch Teilnahme einer Expertenbefragung einen Auftrag abgegeben habe. Habe nun mal erneut reklamiert und um Kopie des Auftrages gebeten. Mal abwarten.
Hier der Brief:
Sehr geehrte(r) Herr [mein name],
wir möchten an dieser Stelle nochmals erwähnen, dass wir grundsätzlich keine unbestellte Ware liefern, sondern eine Bestellung Ihrerseits erfolgte.
Bei einer Überprüfung konnten wir feststellen, dass mit Ihrem Auftrag (Expertenbefragung) gleichzeitig ein Abonnement - Anschluss verbunden war. Vermutlich ist es hier nur zu einem Missverständnis gekommen.
Da Sie an einem Abonnement jedoch nicht interessiert sind, haben wir sofort veranlasst, Ihnen keine Lieferungen mehr zu senden.
Wenn Sie einen Artikel mit dem Zusatz "mit Abonnement -Anschluss" bestellen bedeutet das, dass Sie weitere Ausgaben zu dieser Serie automatisch erhalten. Wenn der Serienanschluss nicht gewünscht wird haben Sie selbstverständlich die Möglichkeit dies gesondert zu vermerken, oder bei telefonischen Bestellungen ausdrücklich zu verneinen. Um die Portokosten zu reduzieren umfasst Ihre erste Lieferung bereits zusätzlich das erste Exemplar der Sammlung.
Die Abonnement-Lieferungen erhalten Sie alle drei Wochen. Natürlich können Sie diesen Lieferrhythmus auf Wunsch individuell festlegen.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen gerne mitteilen, dass eine Rücksendung innerhalb der Rücksendefrist von 20 Tagen möglich ist.
Nach dieser Zeit können leider keine Waren mehr angenommen werden. Eine Abholung kann nicht veranlasst werden.
Wir freuen uns, wenn wir Ihnen mit dieser Information helfen konnten. Selbstverständlich stehen wir Ihnen auch weiterhin gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Kundenbetreuung
Münzkontor Aschaffenburg
Frau U. J[...]
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