19. März 2007

Liturgische Sprache

Catherine Pickstock analysiert das lateinische Gloria und seine Sprache:
"Durch den Ritus hindurch wird Gott mit verschiedenen, wiederkehrenden Beinamen ausgezeichnet, wie "Deum qui laetificat iuventutem meam" ["Gott, der mich erfreut von Jugend auf], "qui fecit caelum et terram" [der Himmel und Erde erschaffen hat"], "omnipotens Deus" [allmächtiger Gott], "Rex caelestis" [himmlischer König], "sancte Pater" [heiliger Vater] etc., und wird wechselnd mit "Deus", "Pater", "Domine" angeredet. Obwohl es für Homer [den sie vorher analysiert hat] nicht ungewöhnlich war, einem Charakter mehrere Beinamen zu verleihen, gibt es einen wichtigen Unterschied hinsichtlich dieser liturgischen Benennungen.

Die Identifikationen Gottes (und des Betenden) sind der Mehrdeutigkeit [ambiguity] und der Dehnung [distension] unterworfen. Der das Credo eröffnende Ausdruck "GLORIA in excelsis Deo", der in nicht-identischer Weise in den abschließenden ("kleinen") Doxologien vieler Gebete des Ritus wiederholt wird, ist zum Beispiel in hohem Maße mehrdeutig. Ist er eine Feststellung, die besagt, daß Gott in den Höhen aktuell Ehre erwiesen wird? Oder ein Wunsch [optative wish], Gott Ehre darzubringen? Alternativ könnte er als eine performative Äußerung interpretiert werden, die einen eigentlichen Erweis von Ehre an Gott verwirklicht, oder als Verkörperungder Anbetung der Engel im Zelebranten (an unserer Statt). Nicht nur die Äußerung als ganze, auch ihre einzelnen Teile sind mehrdeutig. Bezieht sich "in excelsis" zum Beispiel qualitativ auf die Intensität der Gott dargebrachten Ehre, oder alternativ auf Gott selbst? Oder betont es, daß Gott sich an diesen hohen Orten befindet? Das Wort "excelsus" bedeutet erhaben, herausgehoben und herrlich, und ist dem qualitativen "excello" verwandt; so können wir "in excelsis" sowohl als Gegenstand deiktischer [hinweisender] Verortung wie qualitativer Identifizierung interpretieren. Diese Zweideutigkeit unterstreicht einen wichtigen Unterschied zwischen der göttlichen Natur und unseren endlichen Identitäten; denn während Gottes Qualität und "Ort" gleichzeitig zu seinem Sein , und nicht additiv zu ihm sind, sind menschliche Qualitäten und Positionierungen immer einigermaßen nicht-notwendig und zufällig anstatt durch und durch substantiell." (After Writing.- London: Blackwell, 1999, S. 201f)

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