24. August 2005

Warum ich (noch) in der Kirche bin? - Drei Antworten

Tobias Raschke im ZDF, 19.8.2005:

"heute.de: Wenn Ihnen jemand sagt, der den Glauben konservativ auslegt: Was machen Sie mit all den revolutionären Reformwünschen überhaupt noch in der katholischen Kirche? Was sagen Sie dann?

Raschke: Ich habe vier Geschwister und man kann sich vorstellen, dass ich mit denen ab und zu mal streite und auch mal eine Woche lang nicht rede. Und so ähnlich ist das in der katholischen Kirche. Wir sind alle eine Familie, und da ist es völlig normal, nicht immer einer Meinung zu sein. Die Einheit bildet für mich diese Familie, der auch jemand angehören kann, der sehr konservativ ist oder der eben auch bei 'Wir sind Kirche' engagiert ist. Man sollte nur respektvoll miteinander umgehen und einen Dialog führen. Dieser Dialog kommt leider sehr oft viel zu kurz."


Catholics for a Free Choice:

"Question: How can you oppose church teachings and still call yourself a Catholic? If you're not going to follow church teachings, why don't you just admit you're not Catholic and leave the church?

Response: Why do you want to make the church smaller? Why can't you accept diversity? The fact that I don't agree with the pope doesn't nullify my Catholicism. It's my church too. I was baptized a Catholic, raised a Catholic, remain a Catholic, and will continue to be Catholic unless I decide to join another faith. (...) the church is like a family. I have disagreements with my brothers and sisters, and at times we argue among ourselves, but we are still family. In families as in the church, we don't all have to have the same opinions on everything-let's not confuse unity with uniformity. As one theologian has said, Catholicism is characterized by unity in diversity."


Joseph Ratzinger, 1970

"An die Stelle Seiner Kirche ist unsere Kirche und sind damit die vielen Kirchen getreten, jeder hat die seinige . . . Hinter 'unserer Kirche' oder auch 'eurer Kirche' ist uns 'Seine Kirche' entschwunden. (...) Ich bin in der Kirche, weil ich trotz allem daran glaube, dass sie zutiefst nicht unsere, sondern eben 'Seine' Kirche ist. (...) Die Kirche ist es, die uns, trotz all der Menschlichkeit der Menschen in ihr, Jesus Christus gibt, und nur durch sie können wir ihn als eine lebendige, vollmächtige, mich jetzt und hier fordernde und beschenkende Wirklichkeit empfangen. Die Kirche ist es, durch die er über die Distanz der Geschichte hinweg lebendig bleibt, heute zu uns spricht, heute bei uns ist als unser Meister und Herr, als unser Bruder, der uns zu Geschwistern vereint."

3 Kommentare:

Petra hat gesagt…

Oder wie J. R. ungefähr zur gleichen Zeit hier schrieb:

Man sieht darin offenbar nur noch eine Benennung für eine bestimmte Organisationsform eines sehr allgemein verstandenen "Christlichen" (dessen Entleerung vorausgeht); es ist dann im Grunde gleichgültig, welcher der verschiedenen religiösen Organisationen man angehört; man bleibt in der, in die man hineingeboren ist und versucht aus ihr jeweils das zu machen, was man für richtig hält.

Dr. Matthias O. Will hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Petra hat gesagt…

Ja, das ist schon klar: nur wenn das "Zu einer Familie"- (qua Geburt/Taufe) bzw. "zu einer Nation"-Gehören das einzige Kriterium für den Verbleib in der kath. Kirche (oder in einer anderen Kirche) ist - und eben nicht Christus -, dann ist das schon mal problematisch...