28. Februar 2006

"Frömmigkeitspraktische Konkretion" päpstlicher Theologie

Jan-Heiner Tück in der NZZ über Joseph Ratzingers Meditationen über den Leidensweg:
"'Vor der Gestalt des leidenden Herrn endet die Banalisierung des Bösen.' Und mit ihr der verbreitete Unschuldswahn. Die fragwürdige Kunst, es nicht gewesen zu sein, die immer darauf hinausläuft, es andere gewesen sein zu lassen, kommt an ein Ende. Die eigene Schuld aber lässt sich ohne Ausflucht wahrnehmen wohl nur im Licht der Erlösung. Am Kreuz ... hat Gott selbst die Gottlosigkeit des gefallenen Menschen aufgesucht, um dessen Lasten zu tragen und ihn aufzurichten. An die Adresse säkularer Heilslehren formuliert: Wer sich erlösen lässt, ist befreit von dem Zwang, sich selbst erlösen zu müssen."
Realismus

"I have no faith in human perfectability. I think that human exertion will have no appreciable effect upon humanity. Man is now only more active - not more happy - nor more wise, than he was 6000 years ago." (Edgar Allan Poe)
Fasnachtsrätsel

Aus welchem Blog stammt folgendes Zitat?

"In den 46 Tagen der Fastenzeit ... ruhen alle Aktivitäten in diesem Blog. Fast alle ... sind während dieser Zeit in besonderer Weise geistlich beschäftigt, sind auf Exerzitien oder in Klausur«, erläutert der geistliche Leiter P. X.

Zu einem Aufruf an andere katholische Blogger, diesem Beispiel zu folgen, mag sich der Pater nicht durchringen: 'Das wäre ein sinnloses Unterfangen. Die Fastenzeit zu einer Zeit besonderer Reflektion werden zu lassen, versteht sich für Christen von selbst. So vielfältig die Kirche ist, gibt es dazu auch die vielfältigsten Möglichkeiten. Alle werden wissen, wie sie diese Zeit verantwortlich gestalten.'"
"... good for you"



"November 30, 1929 issue of the London Illustrated News. Has a full page article by G.K. Chesterton, a full page Guinness Beer ad, a full page of illustrations (3 pictures) of the Mammoth of Moravia, a full page of illustrations and text on using paraffin in taxidermy etc etc." (From there via Chesterton and Friends)
Heute



Christian Morgenstern: St. Expeditus

Einem Kloster, voll von Nonnen,
waren Menschen wohlgesonnen.

Und sie schickten, gute Christen,
ihm nach Rom die schönsten Kisten:

Äpfel, Birnen, Kuchen, Socken,
eine Spieluhr, kleine Glocken,

Gartenwerkzeug, Schuhe, Schürzen...
Außen aber stand: Nicht stürzen!

Oder: Vorsicht! oder welche
wiesen schwarzgemalte Kelche.

Und auf jeder Kiste stand
»Espedito«, kurzerhand.

Unsre Nonnen, die nicht wußten,
wem sie dafür danken mußten,

denn das Gut kam anonym,
dankten vorderhand nur IHM,

rieten aber doch ohn Ende
nach dem Sender solcher Spende.

Plötzlich rief die Schwester Pia
eines Morgens: Santa mia!

Nicht von Juden, nicht von Christen
stammen diese Wunderkisten -

Expeditus, o Geschwister,
heißt er, und ein Heiliger ist er!

Und sie fielen auf die Kniee.
Und der Heilige sprach: Siehe!

Endlich habt ihr mich erkannt.
Und nun malt mich an die Wand!

Und sie ließen einen kommen,
einen Maler, einen frommen.

Und es malte der Artiste
Expeditum mit der Kiste.

Und der Kult gewann an Breite.
Jeder, der beschenkt ward, weihte

kleine Tafeln ihm und Kerzen.
Kurz, er war in aller Herzen.


II

Da auf einmal, neunzehnhundert-
fünf, vernimmt die Welt verwundert,

daß die Kirche diesen Mann
fürder nicht mehr dulden kann.

Grausam schallt von Rom es her:
Expeditus ist nicht mehr!

Und da seine lieben Nonnen
längst dem Erdental entronnen,

steht er da und sieht sich um -
und die ganze Welt bleibt stumm.

Ich allein hier hoch im Norden
fühle mich von seinem Orden,

und mein Ketzergriffel schreibt:
Sanctus Expeditus - bleibt.

Und weil jenes nichts mehr gilt,
male ich hier neu sein Bild; -

Expeditum, den Gesandten,
grüß ich hier, des Unbekannten.

Expeditum, ihn, den Heiligen,
mit den Füßen, den viel eiligen,

mit den milden, weißen Haaren
und dem fröhlichen Gebaren,

mit den Augen braun, voll Güte,
und mit einer großen Düte,

die den überraschten Kindern
strebt ihr spärlich Los zu lindem.

Einen güldnen Heiligenschein
geb ich ihm noch obendrein,

den sein Lächeln um ihn breitet,
wenn er durch die Lande schreitet.

Und um ihn in Engelswonnen
stell ich seine treuen Nonnen:

Mägdlein aus Italiens Auen,
himmlisch lieblich anzuschauen.

Eine aber macht, fürwahr,
eine lange Nase gar.

Just ins »Bronzne Tor« hinein
spannt sie ihr klein Fingerlein.

Oben aber aus dem Himmel
quillt der Heiligen Gewimmel,

und holdselig singt Maria:
Santo Espedito - sia!
Illusionen und nachillusionärer Realismus

Während die einen - so schwer dürfte ihnen das nicht fallen - sich "endlich zu der Wahrhaftigkeit durchringen, dass es im Neuen Testament und damit in der frühen Kirche das Amtspriestertum nicht gibt"*) und uns sozusagen nach der "Winterstarre der Kirche" einen ewigen Frühling verheißen, kommen von dort, wo eben diese Starre schon lange vergangen sein müsste, ganz andere Töne:

Alice Linsley, seit 1988 Priesterin der Episcopal Church, erklärt ihren Amtsverzicht:

"I renounce my priestly vows because I no longer believe that women should be ordained to the priesthood and because I intend to affiliate with a Christian community that upholds Catholic Orders."
Mehr bei Al Kimels Pontifications.

*) Mindestens Frühlingsverheißer Roland Breitenbach muß sich fragen lassen, was anderes als der Amtsbonus des Weihesakraments ihm letztlich die Position ermöglicht hat, von der aus er jetzt gegen seine Kirche zu Felde zieht.
Innerdeutsche Datumsgrenze

Ohne Martin zu nahe treten zu wollen: Am Rosenmontag die Kirchenrechtsparagraphen für die Bußtage incl. Aschermittwoch zu posten, ist nach einer Partikularnorm der deutschen Bischofskonferenz nur in den (Erz-)Bistümern Hildesheim, Hannover und Berlin erlaubt. Alle andern dürfen das erst in genau 19 Stunden 10 Minuten (von jetzt ab gesehen).

Für mich freilich wird es Zeit, daß der Aschermittwoch und die vierzig Tage des Fastens kommen. "Alles wird besser."

26. Februar 2006

Gesellschaft für Reto

Helvetia Catholica blogens
Alicianisch inspiriert

Bei Martin ein Kommentar von N.E.W.S zur weniger göttlich als alicianisch inspirierten "Bibel in gerechter Sprache".

Sie wird bald vergehen, diese "antidiskriminierende" Übersetzung, die es allen recht machen will - außer dem Wort der Heiligen Schrift, die das "Wort des lebendigen Gottes" ist. Aber bis dahin wird sie jede Menge Unheil anrichten, in Frauenkreisen, alternativen Liturgien, in Meditationskursen und wohl auch in katholischen Messen. Und in einigen unsterblichen Seelen.

Mit Sascha Vetterle kann man da nur mit Offb 22,18f schließen:

"Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: Wer etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Und wer etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und der heiligen Stadt wegnehmen."

25. Februar 2006

Keine Messe, bitte!

Priester, die täglich die heilige Messe feiern wollen, aber nicht dürfen? - Mitten in Deutschland. Und weil es nicht die "verheirateten Priester" mit ihren Frauen sind, sondern ganz normale Priester, gibt es darum auch kein großes Aufhebens.

Eduard Nagel in seiner "zwei Minuten"-Glosse:

"Ein pensionierter Pfarrer erzählt von seinem Kummer. Wo er jetzt im Ruhestand wohnt, würde er gerne in einer nahe gelegenen Kirche öfters die Eucharistie feiern. Er bräuchte dafür weder Mesner noch Ministranten, sondern würde alles selbst herrichten und wieder verräumen. Es sollte keine offizielle 'Gemeindemesse' sein mit allen damit verbundenen Umständen und Verpflichtungen. Man könnte es so organisieren, dass Gläubige, die mit ihm feiern wollen, dazu Gelegenheit haben, also z. B. an bestimmten Tagen zu festen Zeiten oder bekannt gemacht durch Mundpropaganda. Er spricht auch davon, wie wichtig es in seinen Augen ist, dass Menschen Gelegenheit haben, einen Priester persönlich anzusprechen. Er klagt nicht und beschwert sich nicht, aber es ist nicht zu überhören: Er fühlt sich abgeschoben.
(...)

Da sind Priester, die in ganz bescheidener Form Eucharistie feiern möchten, da sind Gläubige, die daran gerne teilnehmen würden, wenn sie die Gelegenheit hätten; da stehen Kirchen die Woche über geistlich kalt und ungenutzt; da gibt es Menschen, die gern einmal in einem Anliegen einen Priester ansprächen; ... Priester-Pensionäre haben ihren Ruhestand verdient und man soll sie nicht ausnützen und überfordern. Aber die Gelegenheit zur Eucharistiefeier und zum Gebet mit anderen Gläubigen ohne großen Aufwand gebührt ihnen. Und der Dienst, den sie damit 'leisten' können, ist keineswegs das Geringste von dem, was Kirche in der Welt von heute zu tun hat, meint
Ihr Eduard Nagel"
Aus einer anderen Perspektive geht das Phänomen eine kirchenrechtliche Dissertation von Peter Fabritz an, die die Tagespost bespricht. Daraus die Situationsanalyse:

"Dass der Priester täglich die heilige Messe feiert, 'zelebriert', ist heute kein fraglos anerkannter Grundsatz. Wer als Priester auf Reisen ist, hat oft nicht unbeträchtliche Schwierigkeiten, in einer Kirche unterwegs eine Zelebrationsmöglichkeit zu bekommen, Kapläne klagten - vor einigen Jahren zumindest noch - über Probleme, wenn sie den Wunsch nach einer täglichen Messfeier einem 'progressiv' eingestellten Pfarrer gegenüber äußerten. Diese jungen Priester stießen geradezu auf Unverständnis, und mancher Prinzipal warf ihnen dann wohl eine 'privatistische' Frömmigkeit vor. Ähnlichen Nöten sind, wenn die Berichte stimmen, pensionierte Priester ausgesetzt. Auch wenn sich glücklicherweise Bischöfe wie der Kölner Kardinal Meisner fast leidenschaftlich dafür einsetzen, ihren Priestern die tägliche Messfeier zu ermöglichen, so bleibt doch erschreckend, dass die Überzeugung vom Wert des täglichen heiligen Messopfers eines Priesters - nicht nur für diesen, sondern für die ganze Kirche! - in weiten Kreisen nicht mehr vorhanden ist. Als der tapfere vietnamesische Kardinal Tuan vor Jahren davon Zeugnis gab, dass ihm in der Gefangenschaft die in biblischer Einfachheit privat gefeierte heilige Messe die größte Hilfe war, wurde er in einem Leserbrief an eine deutsche Kirchenzeitung dahingehend gerügt, dass doch wohl die Eucharistie ohne Gemeinde ein schlimmer Missbrauch sei!"
Neues Kapitel

Tilman Krause in der Welt:

"Keine Frage: Es war richtig, die dänischen Mohamed-Karikaturen auch in deutschen Zeitungen zu drucken. Es war nicht nur richtig und wichtig, es entsprach einem Grundgebot allen journalistischen Tuns - der Chronistenpflicht. Man mußte dem Leser zeigen, worüber geredet und gestritten wird. Da haben Rücksichten auf religiöse Empfindlichkeiten nichts zu suchen. Ebenso richtig ist, daß nach dem nunmehr ausgebrochenen und sehr leidenschaftlich ausgetragenen Streit ein neues Kapitel aufgeschlagen werden muß. Überschrift: Dialog.

Die Frage ist nur: Wer soll, von westlicher, nicht-moslemischer Seite, diesen Dialog führen? Und auch hier kann es eigentlich nur eine Antwort geben: Christen; Menschen, die im christlichen Glauben verwurzelt sind. Nur wer selber religiös fühlt und denkt, kann Menschen verstehen, die religiös gebunden sind - auch wenn es sich da um andere religiöse Bindungen handelt. (...)

Freilich wird auch dem überzeugten Christen Glaubensstärke nicht geschenkt. Vom Evangelisten Markus ist das Wort überliefert: 'Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.' Schon er hatte erkannt, daß der Unglauben das Primäre ist. Der Sog dieser regressiven Kraft ist wahrscheinlich keinem Christenmenschen fremd. Glaubensgewißheit will immer neu erprobt und erworben sein. Aber hier und nicht in der nihilistischen Versuchung liegt die Arbeit dessen, der ein ganzer, der ein vollgültiger Mensch sein möchte. "
Blogcloud


Von Fingo inspiriert: die Blogwolke. Natürlich, wie Petra bei Fingo kommentiert, nur für englischsprachige Blogs so richtig witzig, aber immerhin besser als gar nichts zu bloggen.

Wenigstens kommen "benedikt" und sein "xvi" gut raus.

24. Februar 2006

Tuae circa nos pietatis viscera

Während es am aktuellen Tagesgebet zum heutigen Apostelfest nichts auszusetzen gibt, hält sein Vorgänger aus dem Römischen Meßbuch ein paar Überraschungen bereit:
Deus, qui beatum Matthiam Apostolorum tuorum collegio sociasti: tribue, quaesumus; ut, ejus interventione, tuae circa nos pietatis semper viscera sentiamus. Per Dominum nostrum.
Was der alte Schott mit "stets die Zärtlichkeit Deiner Vaterliebe gegen uns erfahren" übersetzt, ist im Lateinischen gleichzeitig handfester und philosophischer: Die viscera, die zu erfahren wir zusammen mit dem hl. Matthias bitten, sind vor aller übertragenen Bedeutung die inneren Organe, das fleischliche, pulsierende, geheimnisvoll wirkende Innere, das Herz (vor aller Verweichlichung und aller Verkitschung) - dort, wo das Innerste, der innerste Kern sich befindet. Aus diesem Allerinnersten möge uns nun, so das Tagesgebet, die "tua circa nos pietas" entgegenkommen und erfahrbar werden.

Bei pietas denken wir erst einmal an "Frömmigkeit" - noch so ein degenerierter Begriff, zerschmolzen im Zusammenwirken von Gefühlsreligion und alltäglicher Religionskritik an Betschwestern und ihren Glaubensgenossen. Tatsächlich gebraucht das Lateinische den Begriff erst einmal anders, nämlich als die uns zukommende, als Pflicht aufgegebene rechte Haltung zu den Göttern, den Eltern und Vorgesetzten - und zu GOtt: "Est enim pietas iustitia adversus deos - Es ist nämlich die Pietas Gerechtigkeit gegenüber den Göttern." Diese pietas gilt dann auch umgekehrt, als Fürsorge, als Liebe des Höhergestellten zu seinen Kindern, seinen Anvertrauten - in Anerkennung seiner Verpflichtung ihnen gegenüber

Die aus SEiner Mitte quellende, überfließende fürsorgliche Liebe, die sich uns verpflichtet weiß - die also möge uns heute, und nicht nur heute erfahrbar werden.

Beati Matthiae interventione, auf die Intervention des heiligen Matthias hin. Nun denn, zeig, was du kannst.
Server Servorum Christi

Ein weiteres cooles Meisterstück des Hofnarren von St. Blogs: Das Software-Konsistorium.

23. Februar 2006

Glückwunsch ...

... an Peter zur Wahl von Echo Romeo zur kath.net-Webseite des Monats.

Ehre, wem sie gebührt. (Und uns bitte einen Cartoon als Dein Dankeschön, Peter.)

22. Februar 2006

Attraktive Braut

"... one of the great untold stories of recent decades is the number of adults entering into full communion with the Catholic Church – about 200,000 per year in this country (USA) alone. Among them are distinguished theologians, mainly from Lutheranism and Anglicanism, such as Robert Louis Wilken of the University of Virginia, R.R. Reno of Creighton, Bruce Marshall of Southern Methodist, Douglas Farrow of McGill, Gary Anderson of Notre Dame, and Reinhard Hütter of Duke, to mention only a few.

It is possible that at no time in modern Catholic history since Newman and his friends entered the Church in the mid-19th century have so many distinguished thinkers from Protestant denominations become Catholic. You may be sure that none of them thought he was joining 'this denomination.' They understand themselves to have entered into communion with the Church of Jesus Christ most fully and rightly ordered through time. And they did so with eyes wide open to the problems that have prompted some cradle Catholics to try, fortunately in vain, to turn the Catholic Church into just another denomination." (Fr. Richard John Neuhaus - On the Square)
"Wäre Christus nicht beleidigt worden, gäbe es keine Erlösung."

Bei den ROFTERS, den "Readers of First Things" wirft man einen Blick auf den verspotteten HErrn - und die Lektion, die die Christen daraus lernen (sollten) und - ach so spät erst gelernt haben.

"The caricature and mockery of Christ has continued to this day. Martin Scorsese portrayed Jesus in The Last Temptation of Christ as wracked with doubt and beset with sexual lust. Andres Serrano was funded by the National Endowment for the Arts to portray Jesus on a cross sunk in a bottle of urine. The Da Vinci Code portrays Jesus as a mere mortal who married and fathered children.

How should his followers respond? On the one hand, we are grieved and angered. On the other hand, we identify with Christ, and embrace his suffering, and rejoice in our afflictions, and say with the apostle Paul that vengeance belongs to the Lord, let us love our enemies and win them with the gospel. If Christ did his work by being insulted, we must do ours likewise."
Superlässig im Hause des Herrn

"Wir fassen zusammen: Der Regenbogen wirkt fröhlich, weckt positive Gefühle, lässt sich trefflich auch zum Hosenträger, Hundehalsband, Tassenaufdruck verarbeiten und wird - vor allem in den kommerziellen Neunzigern - zum 'gay territorial marker'". (taz)



Ideal macht er sich auch als Stola, in der sich der Bund Gottes mit Noah mit postmoderner Schöpfungsromantik und Heile-Welt-Sehnsucht ideal verbindet.

Ganz hört es bei mir allerdings dann auf, wenn der promovierte Herr Diakon die Stola nicht schräg, sondern über die linke Schulter senkrecht und lappig nach unten fallen lässt. Gut, daß sie mit ein paar Stichen auf der Schulternaht der Albe festgenäht ist. Meine Sammlung war jedenfalls vor lauter Baumeln und Schaukeln völlig hin und weg.

"Mach dich locker, Alter", spricht da der liberale Kobold hinter meinem linken Ohr, "der Mann ist 10 Jahre älter als du, promoviert und geweiht. Ein bißchen Respekt bitte vor soviel Altersweisheit und Amtsgnade - besonders wenn sie so nett und lässig daherkommt!"

Ich werde es nie lernen - Verstocktheit ist halt eine konservative Hauptsünde.
bildimpuls

"Zeitgenössische Bild-Impulse zum christlichen Glauben" - jede Woche ein neues Kunst-Stück in christlicher Deutung, auch per Newsletter.

21. Februar 2006

HyperPOD

Die katholischste Krawatte der Welt haben die Shriner entdeckt:



Für die Alttestamentarier unter uns gibt es bei eBay vom gleichen Händler eine weitere, ziemlich spaßverderberische Variante:

Unwetterwarnung

Heinz Schütte mit einem Wetterbericht für Leuenberg und Umgebung in der Tagespost.

20. Februar 2006

Brodelnde Offenheit

In der Blogozese ist es nach den Aufregungen des Jahresanfangs momentan arg ruhig. Ob es den Kolleginnen und Kollegen geht wie mir: Nach bald vier Jahren hat man die wenigen originellen Gedanken, die einem/r durch den Kopf gehen, schon mehr als nur ein paar Mal gebloggt - wozu sich dauernd wiederholen?

Aber dann entdeckt man, daß sich die Welt doch nicht groß geändert hat seit 2002. Das geschieht nebenbei und zufällig, wenn man absichtslos auf die heimatdiözesanen Seiten surft und entdecken muß: "Es brodelt in den Haßbergen". Welches "Es"? Brodelt Haß, Rache, gar: Blutrache? Weit gefehlt - da simmert nämlich lediglich ein großer, fetter Topf voller politischer, oder vielleicht besser: jugendpastoraler Korrektheit auf dem regionalen Herd:

Aus "Sorge um Kinder und Jugendliche" werden dort "neue innovative Projekte" gewagt, "attraktive Angebote", "Räume (in realem und übertragenem Sinn)" - und zwar "nicht vordefiniert und vorstrukturiert". "Offenheit, Vielfalt, Gestaltbarkeit, Flexibilität und Kreativität" sind "Programm".

Das ganze nennt sich "Jugendkirche", und allen Zweiflern, Bedenkenträgern und Kritikastern sei gesagt: Das alles geschieht natürlich selbstredend "entsprechend der kirchlichen Lehre und grundlegender biblischer Aussagen über den Menschen".

Dann lasst mal brodeln!
Archäologie der Blasphemie

Aus der NZZ eine Besprechung des Buches von Gerd Schwerhoff: Zungen wie Schwerter: Blasphemie in alteuropäischen Gesellschaften 1200–1650.

"Markige Schwüre und Flüche gehörten zum Rollenset desjenigen, der 'being good at being a man' sein wollte."
It ain't me

Kunst und Kommerz: Wenn Blogger Kasse machen (SpOn)

19. Februar 2006

Eigennutz

Richtig, da gibt es doch noch das Zentralkomitee...

Guido Horst konstatiert den Anfang vom Ende:

"In der breiten Öffentlichkeit weiß niemand mehr, dass es dieses Zentralkomitee überhaupt gibt. Und der Geist der Würzburger Synode, den dieses Komitee so hochhält und verteidigt, ist aus diesem Land rückstandslos herausgeweht. Stattdessen wissen die Verantwortlichen in den Diözesen, dass das Zentralkomitee mit dem Aufbau und der Förderung des Vereins 'Donum vitae' bewiesen hat, dass es nicht versteht, was die Einheit und das authentische Zeugnis der Kirche ist. Damit hat das Komitee ein schlechtes 'standing'. Zumal jeder sieht, dass ein einziger Leiter des Katholischen Büros wie Prälat Karl Jüsten im politischen Berlin an mehr Schräubchen dreht als hundert Mitglieder des Zentralkomitees. Wer braucht dieses noch, wenn nicht die, die dort ihr Geld verdienen?" (Tagespost)

17. Februar 2006

Remix 1517?

Ist der Protestantismus "im Grunde nichts anderes als ein nicht lizenzierter Remix des Katholizismus", wie Peter Mühlbauer auf heise.de meint?

Nachkonziliar sieht die katholische Kirche die anderen christlichen und kirchlichen Gemeinschaften nicht einfach als auf dem Weg des "Rip, Mix & Burn" oder gar des "Beg, Borrow, or Steal" erzeugte "Raubkopien" ihrer selbst. Ginge es aber um einen einfachen Remix, fehlte nur die "Lizenz" - dann wäre die Trennung der Kirche, die Nicht-Wiederherstellung der Einheit nicht zu rechtfertigen, vor GOtt nicht und den Menschen nicht.

Um im Bild zu bleiben: Ja, es gibt die lizenzierten Remixes, und zwar zuhauf. Bekannt sind zum Beispiel diejenigen des Franziskus oder des Ignatius, die des Benedikt und des Vinzenz von Paul. Nachlesen kann ein jeder diejenigen des Augustinus und des Thomas, des Karl und des Hans Urs, obwohl es wegen ihrer Lizenzfähigheit gelegentlich Fragen gibt. Jüngere Remixes sind z.B. die des Joseph und der Chiara , des Luigi und des Josemaria. Es gibt die unauffälligen und unvermeidlichen, die weniger gelungenen und die vielleicht doch noch gelingenden - meinen, Deinen und Ihren zum Beispiel.

Nicht gelungene Remixes, solche, die nicht nur das Ganze neu gruppieren, sondern wichtige Leitmotive, Zentralpartien, Instrumentierungen aufs Minimum zurückfahren oder ganz verschwinden lassen - das wären dann jene, denen die Lizenz verweigert wurde und wird. Nicht willkürlich, sondern nach genauem Hinhören und Hinschauen und Beobachten der Früchte - hoffentlich zumindest: Sonst, lieber Papst, lieber Bischof, liebe Professoren der Sorbonne und Mitarbeiter der Glaubenskommissionen und -kongregationen, sonst gnade euch Gott!

Daß in solchen nicht-lizenzierten Remixes bestimmte Themen und Melodien stärker hervorklingen und faszinieren - ohne Frage: Der konsequente Pazifismus der Zeugen Jehovas, der apostolische Einsatz der Letzten-Tags-Heiligen, oder unverfänglicher: die Liebe zum Wort Gottes und zur Heiligen Liturgie bei den getrennten Schwestern und Brüdern des Westens und Ostens ist bewundernswert, und die Una Sancta et Catholica - und das heißt natürlich: auch wir, auch ich - wird sich immer fragen und auch eschatologisch, vom richtenden HErrn nämlich, fragen lassen müssen, warum sie selber diese Einsichten, diese Taten, diese Zeugnisse nicht oder nur schwach gelebt hat.

16. Februar 2006

Freiheit für "harte Religion"

Martin verlinkt in seinem Commentarium Catholicum zwei Texte zum Karikaturenstreit, einmal zu Assheuer in der Zeit, dann zu einem Interview mit F.W. Graf in der Welt.

Bei allem Unbehagen angesichts der Jyllands Posten-Karikaturen und allem - auch christlichen - Protest gegen eine "leere Freiheit" (Assheuer): Es ist natürlich genau die rechtliche Form dieser Freiheit, die sowohl den Muslimen wie auch uns Katholiken unsere "harte Religion" (Graf) ermöglicht und erlaubt.

Und daß es noch keine Todesdrohungen oder Brandsätze gegen Regisseur, Produzent, Schauspieler oder Kinobetreiber des Films "Tal der grauen Wölfe" von amerikanischer oder sonstiger Seite gibt: Ist das nicht eine zivilisatorische Errungenschaft, über die sich auch Muslime freuen sollten?
Nicht unser Job

Noch einmal P. Cantalamessa:

"Wenn Christus die Kirche trotz der Frevel, die sie begehen würde, geliebt hat und beinahe so tat, als sähe er sie nicht, wer sind dann wir, dass wir in den Schwächen und Unvollkommenheiten der Kirche einen Grund sehen, sie nicht zu lieben und sie sogar zu verurteilen? Ausgerechnet wir, die wir selbst derart mit Schuld beladen sind?" (S. 69)
Den Finger in die Wunde

Zum einem Gutteil ist es die Angst, daß einer ganz unsensibel den Finger in offene Wunden legen könnte, die Katholiken vom Beichten abhält.

Dabei ist es eigentlich genau umgekehrt, wie Raniero Cantalamessa in "Die Kirche lieben" schreibt:
"Wenn die Beichte jedoch entscheidend wirksam werden soll im Kampf gegen die Sünde, dann muss unser Umgang mit ihr 'im Geist' erneuert werden. Das bedeutet, sie nicht als bloßen Ritus, als eine Gewohnheit oder einen Zwang zu erleben, sondern als eine persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Christus, die uns ermöglicht, unsere Finger in seine Wunden zu legen und die heilende Kraft seines Blutes zu erfahren und die Freude, gerettet zu sein." (S. 102)

15. Februar 2006

Herr, befreie uns

Der Curt Jester exorziert den sogenannten "Konzilsgeist" und bietet ein entsprechendes Diagnosetool an. (Aus dem Commentarium)

From all evil, Deliver us, 0 Lord.
From the spirit which denies the text, Deliver us, 0 Lord.
From modernist interpretations, Deliver us, 0 Lord.
From inclusive language, Deliver us, 0 Lord.
From the pride of independence, Deliver us, 0 Lord.
From liturgical abuses, Deliver us, 0 Lord.
From disobedience to the magisterium, Deliver us, 0 Lord.
From an unformed conscience, Deliver us, 0 Lord.
From the spirit of the age, Deliver us, 0 Lord.

13. Februar 2006

Schnelle Antwort

Frank Schirrmacher in der FAZ (hier aber beim Spiegel) über den Strauß-Essay.

"Wir sollten, im steten Versuch, ein gutes Gewissen zu haben, nicht versuchen, uns in die Wut der anderen hineinzuversetzen."
Kultverstärker

Pirelli-Werbung: Teuflische Szenen mit dem Segen der Kirche (spiegel.de)
Abendlektüre

Letzthin war Enzensberger im Spiegel dran, jetzt kommt Botho Strauß mit einem Essay zum Zug: Der Konflikt. Sein Stichwort von der "Vorbereitungsgesellschaft" hat es heute bereits in den Perlentaucher gebracht:

"... die angebliche Parallelgesellschaft ist eigentlich eine Vorbereitungsgesellschaft. Sie lehrt uns andere, die wir von Staat, Gesellschaft, Öffentlichkeit abhängiger sind als von der eigenen Familie, den Nicht-Zerfall, die Nicht-Gleich-Gültigkeit, die Regulierung der Worte, die Hierarchien der sozialen Verantwortung, den Zusammenhalt in Not und Bedrängnis. Selbstverständlich ist es für den aufgeklärten Westeuropäer der Born der Finsternis, der dies Leben in der Gemeinschaft unterhält und gut organisiert.

Als Experte für passagere Krisen fällt es ihm schwer, mit einem auf Dauer nicht lösbaren Konflikt zu leben. Mit seinem Sinn für das Vorübergehende muss er an ebendieser Dauer scheitern. Da nützt es ihm wenig, wenn er - zwischenzeitlich und vorübergehend - neue Quellen der Religiosität in seiner Welt entdeckt. Sie hören meistens nach dem Kirchentag schon wieder auf zu sprudeln. Andererseits gibt es eine Chance der Inspiration und der indirekten Beeinflussung, die von der unmittelbaren Nähe einer fremden und gegnerischen sakralen Potenz herrührt.

Sie sollte uns allerdings zu etwas mehr als zu Spott und Satire provozieren. In dieser Konkurrenz gilt es, unser eigenes Bestes aufzubieten, es neu zu bestimmen oder wiederzubeleben: das Differenziervermögen an oberster Stelle, das Schönheitsverlangen, geprägt von großer europäischer Kunst, Reflexion und Sensibilität - lauter Sinnes- und Geistesgaben, die in der westlichen Gesellschaft der Gegenwart von geringer Bedeutung, geringem Ansehen sind."
Yonkardiniertes

Weil sie manchmal malen tut, hat Yon mit dem Zweitbloggen anfangen getan.
PL II

Via netbib weblog: Der 2. Band von Mignes Lateinischen Kirchenvätern mit des Rhabanus Maurus gesammelten Werken im PDF-Format.
Von den Kriegen

"Die Seiten des Neuen Testaments in der Nachttischschublade kleben druckfrisch aneinander, weil nie jemand versucht hat, das in falsches Leder gebundene Buch zu öffnen." - Was Carolin Emcke da in einem rumänischen Hotel beobachtet hat, ist noch eine der harmlosesten Erfahrungen auf ihren Exkursionen, gilt aber mutatis mutandis auch von den anderen Rändern der menschlichen Welt.

Lob für ihr Buch "Von den Kriegen" gab es beim Ersterscheinen reichlich (z.B. hier, hier und hier); die Taschenbuchausgabe habe ich in den letzten Tagen gelesen und kann es nur weiterempfehlen: Denn das Buch ist nicht nur höchst lesbar, sondern unbedingt lesenswert, da es die Kriegsgebiete der Welt aus der abstrakten Ferne in beunruhigende Nähe bringt, in die Nähe zwischen Mensch und Mensch. Emcke hat einen bescheidenen, fragenden, fast kammerartig-intimen Ton gefunden, mit dem sie über ihre Begegnungen und Erlebnisse berichtet.
Kindstaufe in der Landeshauptstadt

Was der Himmel macht, wenn ein Mädchen getauft wird, weiß ich nicht. Daß er sich aber zur Taufe meines neuen Lieblingsneffen in ein strahlendes Blau gehüllt hatte, nahm die Taufgemeinde persönlich, ebenso wie das leuchtende Weiß, das wie ein Taufkleid Dächer, Vorgärten, Straßen, Autos überzog.

Neben drei Kinderbibeln erhielt der Täufling ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Klein, aber getauft" - da er aber ein kleiner Lutheraner ist, haben Herr und Frau Scipio auf den Aufdruck "Straight out of Limbo" verzichtet.

Immer wieder verblüffend ist, wie konsequent die lutherischen Schwestern und Brüder die materiellen Sakramentalien durch Worte ersetzt haben: kein Salz auf der Zunge (o.k., , kein Chrisam auf der Stirn, keine Osterkerze, die der Taufkerze ihr Licht und ihre Wärme weiter gibt. Wenigstens das Taufkleid darf die Wirkung des Taufwassers noch darstellen.

10. Februar 2006

Gesegneter

Aufsteiger des Jahres
Grammys run one way



Mit drei weiteren Grammys baut Alison Krauss ihre Position als "winningest solo female act of any genre and the winningest country act" aus. Verdienermaßen.

7. Februar 2006

Silentium blogiosum

Da ich die nächsten Tage unterwegs sein werde, bleibt hier wohl alles ruhig und beim Alten (alten?).

Adieu!
Unterm Verdikt

Ich traue mich gar nicht recht, auf die Marginalie Trackback - Oder: Gegen das Rokoko von Andreas Mertin im Magazin für Theologie und Ästhetik zu verlinken.

Dort wird eine ganze Batterie von Kanonen gegen den Spatzenschwarm der Weblogger aufgefahren, daß mir richtig schummrig wird: "Weblogs gehören zu den mehr als ambivalenten Erscheinungsformen des World Wide Web"; jeder Blogger könne "sein eigener Diktator der Meinungsbildung" sein; gar "kulturelle Katastrophen" in der Nachfolge postmoderner Oberflächenverteidigung werden berufen. Wie soll man nach einer solchen Bußpredigt noch guten Gewissens bloggen? Leute, packt die Tastatur weg!

(Anlaß des ganz großen Theaters war ein Posting auf Hradetzkys.de ( Link zu Antwort und Originalposting), das das Theomag zwar im Screenshot darstellt, aber nicht verlinkt - wo kämen wir denn da hin!)

6. Februar 2006

"Ich bin ich!"

The Onion setzt mal wieder einen drauf: Auch protestierende, herumballernde Demonstranten in Hebron haben was gegen Stereotypen!

"Yes, I sometimes do gun people down in the name of the One True God. But there is so much more to me...

There are so many different kinds of crazed Palestinian gunmen. Each of us has our own unique reasons and motivations for our bus bombings and suicide missions. No two fundamentalist agendas are alike."
Oops, ist ja schon aus dem März 1997. Merkt man gar nicht.
Alles O.K.

Naomi Wolf, Vorzeigefeministin jüdischer Abstammung begegnet Jesus:

"I was completely dumbfounded but I actually had this vision of … of Jesus, and I’m sure it was Jesus... But it wasn’t this crazy theological thing; it was just this figure who was the most perfected human being – full of light and full of love. And completely accessible. Any of us could be like that. There was light coming out of him holographically, simply because he was unclouded. But any of us could become that as human beings...

On a mystical level, it was complete joy and happiness and there were tears running down my face. On a conscious level, when I came out of it I was absolutely horrified because I’m Jewish. This was not the thing I’m supposed to have confront me...

There are a lot of people out there just waiting for some little Jewish feminist to cross over. I so much want to distance this from Christianity. It has nothing to do with any religion whatsoever...

I absolutely believe in divine providence now, absolutely believe God totally cares about every single one of us intimately, that we’re not alone, that we’re surrounded by love. That everything is OK." (Sunday Herald)

4. Februar 2006

In der Hauptstadt

Als süddeutsches Landei überläuft es mich immer, wenn ich in die Hauptstadt mit ihren Pracht- und Ausfallstraßen, ihren Palästen und Regierungsgebäuden komme. Verschärft wird dieses Erschaudern des Provinzlers durch einen alten Fehler: Vor 10 Jahren, bei einem längeren Aufenthalt, hatte ich Robert Harris' "Vaterland" zur Lektüre mit. Der spiritus loci, der Ungeist der Zentrale des Terrors, taucht seitdem bei jeder Rückkehr auf.

Aber keine Angst, lieber FingO: Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch in Berlin und auf die nächste Pizza, deren Pepperoni ich Dir wieder liebend gerne zur Verfügung stellen werde! Plötzlich wurde an diesem Abend im "Scala" die virtuelle Blogozese real, saßen zwei Brothers in Arms saßen zusammen und teilten ihren Glauben, inmitten der hübschen Püppchen und ihrer coolen Freunde. DEo et Fingoni multas gratias!
D'accord

Christian Geyer in der FAZ:

"Nur in europaweiter Solidarität wird klar: Religiöse Fundamentalisten, die die Unterscheidung zwischen Satire und Gotteslästerung nicht respektieren, haben nicht nur mit Dänemark ein Problem, sondern mit der gesamten westlichen Welt.

Dabei steht überhaupt nicht zur Debatte, ob solche Darstellungen die Grenzen des guten Geschmacks verletzen. (...) Die Religion als Satiregegenstand hat ja immer auch etwas Billiges. Nicht umsonst gibt es die sensible sprachliche Wendung von den religiösen Gefühlen, die man besser nicht verletzt. Und es darf in der Tat als Zeichen des guten Geschmacks gelten, wenn solche Intuitionen funktionieren.

Es gibt ein religiöses Bilderverbot des Propheten, das zu befolgen das gute Recht der Gläubigen ist und als solches vom liberalen Rechtsstaat nicht nur eingeräumt, sondern verteidigt wird. Aber in einem säkularen Gemeinwesen können die Gläubigen nicht erwarten und noch weniger erzwingen, daß ihre religiösen Gebote von allen befolgt werden. (...)

Letztlich steht in dem aktuellen Konflikt eine kulturelle Errungenschaft auf dem Spiel, die sich der Westen im Interesse des Friedens von keiner politischen oder wirtschaftlichen Macht wieder abhandeln lassen kann: die mühsam erworbene, gegen dogmatische und totalitäre Ansprüche aller Art durchgesetzte Differenzierung von Innen- und Außenperspektive. Die Lektion, die das Christentum gelernt hat und der Islam in weiten Teilen noch vor sich hat, lautet: Zu jedem legitimen Selbstverständnis gibt es eine legitime Außenperspektive, die diesem Selbstverständnis zuwiderlaufen darf."

1. Februar 2006

Alte Freundin



Gestern beim Stöbern fiel eine Karte mit diesem Foto in die Hände, die ich vor einem Vierteljahrhundert in Lisieux gekauft hatte. Ich habe mich schon länger nicht mehr bei ihr gemeldet. So ab und an hätte ich ihren Rat brauchen können, keine Frage.

Demnächst hörst du von mir. Ganz bestimmt, meine Liebe.
Zweierlei Maß



Weniger harmlose Cartoons als die 12 inkriminierten dänischen sind in der arabischen Welt gang und gäbe. Lila verweist auf ein Interview mit Joel Kotek (Freie Universität Brüssel).
Sameprocedureaseveryyearjames

Voll erwischt

Nicht aus persönlicher Betroffenheit, sondern einfach, weil es ein schönes, gelungenes Gedicht ist:

Hellmuth Opitz
Liste kleiner Traurigkeiten

Der zu kurze Haarschnitt.
Das Schreiben des Anwalts.
Die Stimme von Lucinda Williams,
wenn sie um die Ecke eines
Abends biegt. Ach ja, der
Kaffeebecher mit dem Aufdruck
Autocentrum Rahlstedt, die
sommersprossenübersäte Schulter
und ihre Unerreichbarkeit am
anderen Ufer des Bettes.
Wunderbar kannst du das aufzählen,
zählst das auf, ohne mit der
Wimper, du weißt schon, aber
gerade jetzt, beim Aufschneiden
der Tütensuppe, erwischt es dich.
Du liest die Packung und es
ruckt in der Kehle, die Augen
brennen, du liest noch einmal
und es erwischt dich, erwischt
dich mit einem einzigen Satz:
Bitte heißes Wasser hinzufügen.
Wer trotzdem Interpretationen braucht, findet sie in der Literarischen Welt oder im kostenpflichtigen Archiv der FAZ.
Keine Befreiung außer durch Jesus Christus



Liegt es daran, daß vor Weihnachten die "Dalai Lama"-Spruchkalender einfach überall zu bekommen sind? Oder daß trotz aller Versuche, katholische Identität zu schärfen, an der Basis die Neigung zu synkretistischem "Pick and Choose" zu tief verwurzelt ist? Oder daß Tenzin Gyatso alias der 14. Dalai Lama mit seinem Lächeln, seiner asiatisch-demütig-entschlossenen Art und seiner Dauerpräsenz in TV, Zeitung, Weltbild-Katalog etc. als Gewährsmann für echte Lebensweisheit akzeptiert wird? Wie auch immer, seit wir sie von der Schwiegermutter zum Christfest geschenkt bekamen, strahlen uns vom Küchenregal die "Worte der Weisheit 2006" entgegen.

Manche Worte sind trivial, andere nett, wieder andere bedenkenswert. Manche aber auch schlicht und einfach: falsch und für unsereinen schlicht und einfach verwerflich. Unchristlich. Als Überzeugung des Dalai Lama und seiner Glaubensgefährten zu respektieren, ansonsten aber vom Teufel. Zum Beispiel der heutige Satz:
"Befreiung empfängt man nicht von außen; man erlangt sie selbst."
Da stellen wir ohne weiteren Kommentar die 2. These der Barmer Erklärung dagegen:
"Durch Gott seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. (1.Kor 1,30)

Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften."