Mutatis mutandis könnte DIE WELT das Folgende ja nicht nur über die deutsche Sozialdemokratie schreiben:
"Überalterung der Mitglieder, wenige Treffen, kaum Veranstaltungen – eine interne Studie der SPD über ihre Ortsvereine lässt die Basis der Partei schlecht dastehen. Gleichzeitig sind die Mitglieder unzufrieden. Sie fordern künftig mehr Mitsprache über den Kurs der Partei ein und rechnen mit ihrer Führung ab."
30. Mai 2010
Ähnlichkeiten
Beinahe zum Weinen
"... somebody said they saw me, swinging the world by the tail
bouncing over a white cloud, killing the blues..."
(Allerdings ist es nicht Buddy Miller, sondern T-Bone Burnett, der mitspielt beim Kampf gegen die Traurigkeit Korrektur! Buddy Miller spielt die Pedal Steel-Guitar ...)
Theologie in der Tageszeitung - Na, geht doch!
Wie das so üblich ist, wenn Kirche im öffentlichen Raum unverdient präsent werden darf, rechtfertigen die Schreiber der allsamstäglichen Rubrik "Kreuzwort" in der Lokalzeitung, zumeist Seelsorger und andere hauptamtliche Verkündiger der hiesigen Konfessionen, ihre Präsenz durch vermeintliche Lesernähe: Lange Hinführungen zum jeweiligen Kirchenfest oder Sonntagsevangelium, Auswalzen alltäglicher Geschichtchen, deren Moral schon beim ersten Satz zu ahnen war, Aufgreifen politisch korrekten Empörungspotentials zur Anbahnung politisch korrekter Entscheidungen ("Gerade wegen des Mißbrauchs, gerade weil nicht alles bleiben darf in der Kirche, wie es ist, fahre ich nach München auf den Kirchentag!"). Wir kennen das.
Umso erstaunlicher und überraschender, wenn es auch anders geht: Der evangelisch-lutherische Dekan geht zum "Dreieinigkeitsfest" in die Vollen und gelangt direkt - schwuppdiwupp!- mitten hinein in seine Liturgie, ins christliche Glaubensbekenntnis, zu dessen "Grundaussagen" die "Lehre von der Trinität" gehöre, und von dort in einen Versuch, theologisch, in christlicher Sprache verständlich zu machen, wie es zugehe, daß G0tt einer und drei sein kann. Alles auf engstem Raum, mit biblischen Referenzen, ohne Fachsprache, aber auch ohne Platitüden, und in der Zuversicht, daß der wohlmeinende Leser verstehen kann.
Angesichts dessen ist es schon fast wieder korinthenkackerisch festzustellen, daß er zu kurz springt und in sabellianisch-modalistischem Gelände aufkommt, wenn er sagt:
"Die Lehre von der Dreieinigkeit ... beschreibt die drei Ebenen, auf denen Gott mit uns Menschen handelt. (...) In diesen drei Bereichen [als 'Vater', als 'Sohn' und als 'Geist'] begegnet Gott uns jeweils in besonderer Gestalt und hört doch nicht auf, ganz er selbst zu sein."
29. Mai 2010
Theologische Clerihews - ein Geschenk an GKC
Auch etwas Chestertonianisches: Clerihews, ein personenbezogener Vierzeiler mit zwei Reimpaaren variabler Länge und freiem Rhythmus.
Bei Faith and Theology gibt es - ohne Bezugnahme auf GKC - einen Poetic Guide to Modern Theology.
Kostproben? - Hier, ganz ökumenisch, ein Großteil der deutschsprachigen Mischpoke:
Karl Barth
Had to hire a cart
Having no other tactics
To transport his dogmatics.
Eberhard Jüngel
Is king of the jungle
On the being and becoming of God –
Und sein Tod.
Hans Küng,
When he was young,
Rose to the top. Almost.
Now he is toast.
“Jürgen Moltmann,
Can
The world,” we ask, “live without hope?”
“Nope.”
Karl Rahner,
The top banana,
Wrote hundreds of essays with never a failure:
Cocktails of theologoumena and transcendentalia.
Joseph Ratzinger,
Roman inquisitor,
Cries, with the church in a mess,
“Deus caritas est!”
Dazu noch zwei eigene für zwei, die in der Reihe fehlen:
Hans Urs von Balthasar
der Größten einer war,
schrieb wie besoffen
übers Hölle-leer-hoffen.
Henri de Lubac,
patristisch voll auf Zack,
drang vor bis zur Quelle
der theologie nouvelle.
Wirksame Poesie
JFKs Geburtstag ist heute und Garrison Keillor zitiert ihn deshalb mit:
"When power leads man toward arrogance, poetry reminds him of his limitations."
Dazu ein Amen.
28. Mai 2010
5000 Biker können nicht irren
"The Mogo celebrate" - so hatte die englische Version der Pfarrei-Site eingeladen -hier auf dem Blog konnte man es vorab lesen.
Ich schätze mal, daß sich trotzdem kaum einer der geneigten Leser neugierig auf den Weg nach Schweinfurt machte, um zu erleben, was bei Roland und seinen Bikern so abgeht. Aber dafür gibt es ja das "Geschenk Gottes" (M. Käßmann) YouTube.
Seht selbst!
Bibel mobil
Die iPhone-, iPod- und iPad-Besitzer unter den Lesern darf ich auf die App der Blue Letter Bible hinweisen, die außer zusätzlich zu GOttes Wort so ziemlich alles hat, was man sich von einer kostenlosen App erwarten darf: Diverseste Bibelübersetzungen ins Englische und jede Menge anderer Sprachen, eine Luther-Übersetzung, die Vulgata, die LXX, dazu Zugriff auf Wörterbücher, Kommentare, Übersetzungshilfen, die Möglichkeit einer Konkordanz- und Interlineardarstellung und und und...
Dagegen ist die Herder-Bibel, die es für 9,99 € zu kaufen gibt, armselig.
Chesterton feiern
Der große GKC wird morgen 136.
Die Liga Bärtiger Katholiken legt ihren Lesern (und Mitgliedern) dringend ans Herz, diesen Tag zünftig und passend zu begehen. Elf Vorschläge gibt es bereits:
1) Declare your house and surrounding property a sovereign nation. Work on a suitable name and make a flag. Muster an army. Get the kids involved.
2) Carve yourself a walking stick. Take it for a walk.
3) Have a picnic supper on the roof. Some wine, cheese and good bread, at least. Rum and a wheel of cheese would be a great idea, if you have the taste for it.
4) Procure a sword-cane. Slash the air with it. [Unless you are in Germany where it is legally forbidden as I just learned; scipio ;-)]
5) Write someone a letter by hand, on actual paper. Mail it.
6) Write an article about sports, and another about religion. Send the sports article to a religious magazine. Send the religion article to a sports magazine.
7) Sleep late and read one of Chesterton's essays before getting out of bed.
8) Buy or borrow a book by one of the Four Patrons of The League. Start reading it. Extra points for reading in a bus or train station.
9) Visit a farmer's market, a used bookstore, or otherwise give some local business your patronage.
10) Arrange to meet your wife in a pub, and then pretend you are strangers just bumping into one another for the first time. Make a passionate scene. Cause a scandal.
11) Go to Adoration. Ask GKC to pray for your intentions. Pray for the cause of his beatification.
Da sollte für jeden etwas dabei sein...
Neuzugänge
Willkommen in der Blogozese:
"Maiglöckchen - Katholisch gebloggt..."
"Der andere Franz"
Beiden, so verschieden sie auch sind, gesegnetes und langes Bloggen!
Nachtrag: Und die RadioHorebFreunde nehme ich auch noch mit dazu und wünsche das Gleiche!
Was blind but now I see
"I was in the audience and I remember how moved I was by that moment when a blind man was leading us on those verses: ‘…was blind, but now I see." (John Cohen)
Doc Watson - Das Buch
(Wieder zurück nach zwei Tagen im Bett.)
Für die Liebhaber ein Hinweis auf die frisch erschienene, erste autorisierte Biographie von Doc Watson: "Blind But Now I See" (zu einem sehr vernünftigen Preis übrigens auch bei amazon.de).
Das Probekapitel zeigt uns schon viele schöne Illustrationen und lässt uns ahnen, woher Doc Watson seine Inspiration nahm.
Schön auch dieses Zeugnis von Ricky Skaggs:
"We’ve had some good conversations about faith... That’s one of the things that I love about Doc. It doesn’t have to be music that we talk about when we’re together. We talk about the love that we have for God, and how blessed we are, and how it would be impossible to do what we do without the blessing of God, and how blessed we are to be able to play music, and the gift that He’s given us in that. And that’s just one of the things that Doc and I share that is really, really deep and thick. And it’s bountiful.
There’s always sweet honeycomb that we share when we talk. Even if it’s five minutes, or if it’s an hour, we’re just eating honey. We’re feasting on the Lord and His love for us."
25. Mai 2010
Trost der Anthropomorphie
Tröstlich, daß in einer Zeit, in der man uns Menschen das Selbstbewußtsein, die Innerlichkeit, das Ich, den freien, guten oder bösen Willen neurobiologisch aberkennt, daß in dieser Zeit also wenigstens Mycobacterium tuberculosis einiges an menschlichen Regungen zeigt - wie wir im Spiegel lesen können:
Charmanter Rottweiler
"Gottes Rottweiler" wurde Joseph Ratzinger einst genannt, und ich dachte immer: Das ist bestimmt nicht freundlich gemeint.
Pustekuchen! Denn nun höre lese ich zufällig aus unverdächtigstem Mund, aus dem von Richard Dawkins nämlich:
"Rottweiler sind sehr charmante, süße Hunde."
Kirchliche Normalität
Sicher, der Fünfzigste Tag war ein besonderer. Aber, denke ich mir, gerade so, wie jeder Anfang etwas Eigenes hat. Wohl auch weil der Anfang ein überschäumender war. Für die Kirche war er dennoch, wie es so schön heißt, "the first day of the rest of Her life", einer wie die vielen anderen, die seither folgen.
Sie ist seither mit dem "Beistand" unterwegs, hat ihre Heimat bei ihrem Bräutigam im Himmel, weil sie IHn im Herzen trägt. SEine Gegenwart ist es, die uns in ihr stammeln und lallen lässt vor Staunen und Überwältigung. Die uns treibt, aus den versperrten Türen auf den Marktplatz zu treten und zu erzählen, was da brennt und glüht, was uns davon trägt, was uns treu sein lässt unserer Erwählung.
GOtt ist kein Sparbrötchen - ER spart nicht mit Wüsten und Trockenheit, auch nicht mit Ödnis und steilem Aufstieg. Noch weniger freilich mit SEinem Feuer, SEiner Kraft, SEiner δυναμις, der Göttlichen Dynamik.
Jeder Tag ist seitdem einer wie der Fünfzigste. Pfingsten ist unser Alltag.
23. Mai 2010
Brutto, Baby
In goldenen Märchen aufzuwachen
ist uns nicht gegeben.
Wir wohnen im Brot
um Lieder aus dem Traum zu machen.
Hiersein tut not.
Was soll das Gerede von Hunger und Gruft,
was die Frage, wie wir leben.
Ich kann es nicht sagen.
Werfen wir uns in die Luft.
Sie wird uns tragen.
(Ralf Rothmann, in seinem 2000er Gedichtband "Gebet in Ruinen")
Selbstbesinnliches zur Blogozese
Mit Elsa kommt eine Insiderin in Sachen des katholischen Blogwesens deutscher Zunge mit treffenden Worten zu Wort, und zwar in der Tagespost (Artikel noch nicht online) und etwas kürzer auf Sende-Zeit, dem Blog der Medienpastoral der Erzdiözese Freiburg:
Von halblebigen Freibeutern zu hart arbeitenden Fischern.
Waren wir je halblebig (ein Ausdruck, den ich bis eben nicht kannte)? Arbeiten wir nun hart? – Für mich ist es gerade das Reizvolle des Bloggens, von Anfang an: Wer mag, darf halblebig schreiben. Wer will, gibt Vollgas oder liefert Qualität ab. Wem's gefällt, der wechselt von dem einen ins andere. Die Szene war schon immer bunt - freilich, und Elsa stellt es wieder einmal fest, mit klarer Bevorzugung der Farben Gelb und Weiß. Die Szene war schon immer schriller? lautstarker? penetranter? streitlustiger? verteidigungsbereiter? als der Rest des deutschen Katholizismus - was nicht verwundert: Es nehmen nur die die Mühe des Schreibens auf sich und investieren ihre Zeit, die etwas zu sagen haben oder es wenigstens denken (yours truly inclusive).
Aber es haben auch nie die nachdenklichen, stillen, spirituellen Stimmen gefehlt - jene, die selten erwähnt werden und die zu diesem Minikosmos "Blogozese" dazugehören wie alle anderen. Daß außer den mündigen Laien auch mündige Geistliche und Amtliche bloggen, macht die Vielfalt komplett.
Wenn sich nun auch der offizielle und etablierte Kirchenjournalismus für die Blogozesen-Blogger zu öffnen scheint und unsere Stimmen vernehmlicher werden, dann wünsche ich mir, daß uns der GEist unsere Authentizität erhalten möge. Unser Einstehen für das, was wir schreiben. Unsere Bereitschaft, uns nicht anzupassen und keinem nach dem Mund zu schreiben. Unsere Liebe zur Kirche und ihrem HErrn, dessen Liebe zu SEiner Braut größer ist als seine Trauer über kirchliches Versagen. Unsere Bitte und unseren Eifer, für IHn verwendbar zu bleiben. Wie es Gerard Manley Hopkins einst schrieb zu seinem viel Gelungeneren:
"Ich bat unseren Herrn aufrichtig darum, über mein Geschriebenes zu wachen, nicht daß er's vor dem Verlorengehen bewahren solle oder vor dem, daß es zu nichts führt, denn dazu gebe ich gerne mein Ja, aber daß es mir nicht schade durch Feindseligkeit oder Torheit von jemandem oder mir selbst. Daß er's sich zu eigen mache und er es einsetze oder nicht einsetze wie es ihm gefällt. Und ich glaube, das wird erhört."
22. Mai 2010
Pfingsttanz
Und in ökumenischer Gesinnung sollen hier und jetzt, am Vorabend des Fünfzigsten Tages, einmal die Stiefgeschwister des ökumenischen Diskurses, die Pfingstler, lostanzen:
Pfingstgebet
Heiliger Geist, Du bist die Seele meiner Seele.
Ich bete Dich demütig an.
Erleuchte Du mich, stärke Du mich, führe Du mich, tröste Du mich.
Entschleiere mir, soweit es dem Plane des ewigen Vatergottes entspricht, entschleiere mir Deine Wünsche.
Lass mich erkennen, was die ewige Liebe von mir wünscht.
Lass mich erkennen, was ich tun soll.
Lass mich erkennen, was ich leiden soll.
Lass mich erkennen, was ich still bescheiden, besinnlich aufnehmen, tragen und ertragen soll.
Ja, Heiliger Geist, lass mich Deinen Willen und den Willen des Vaters erkennen.
Denn mein ganzes Leben will weiter nichts sein als ein dauerndes, ein immerwährendes JA zu den Wünschen, zum Wollen des ewigen Vatergottes. Amen.
(P. Kentenich / Kardinal Mercier)
Identifikation und Kritik
"Kein Christ kann der Sohnesliebe zur mütterlichen Kirche entwachsen.
Er kann sich in seiner christlichen Liebe höchstens entwickeln, indem er den anfänglichen Anschein eines Gegenüber von Christ und Kirche, einer Gegen-ständlichkeit immer mehr überwindet, um sich mit der Gesinnung der Kirche in ihrem Kern zu identifizieren. Dies würde gerade nicht heißen, daß er der Kirche als einer fälschlich objektivierten Größe entwächst in eine rein personale Beziehung der Liebe zu Christus und zu den Brüdern hinein, sondern daß er in die Kirche so hineinwächst, daß er als Kirche, in ihrem Geist und in ihrer Gestalt, die Akte kirchlicher Liebe zu Christus und zu den Brüdern mitvollzieht - nicht privat, sondern in der Circumincession mit allen 'animae ecclesiasticae'.
An den Heiligen kann jeder erkennen, daß dies möglich ist, wie das zugeht, und wie wenig es die besondere Persönlichkeit eines Einzelnen nivelliert. Den Heiligen ist es eigen, kirchliches Pneuma und kirchliche Institution in keinen Gegensatz zu stellen, sondern die Einheit beider als Folge derMenschwerdung Gottes zu erkennen. Auch dort, wo sie Institutionelles zu kritisieren haben, weil die Erbsündeneigung des Menschen und seine Trägheit es immer wieder mißbraucht, tun sie es aus der wahren Einheit von Pneuma und Institution heraus. Für die Welt der Sakramente aus der Ehrfurcht vor deren Heiligkeit heraus, für die Sphäre des Amtes aus einer grundsätzlichen Gehorsamsbereitschaft heraus, die an bestimmten Stellen widersprechen, ja kontestieren kann, um das reine Gehorsamsverhältnis wiederherzustellen.
Denn die Heiligen lieben in der ungetrennten kirchlichen Einheit von Pneuma und Institution den Geist Jesu Christi, der Knechtsgestalt annahm, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, sogar bis zum Tod am Kreuz."
(Hans Urs von Balthasar: Pneuma und Institution, zit. nach: In der Fülle des Glaubens: Hans Urs von Balthasar-Lesebuch.- Freiburg: Herder, 1980, S. 306)
Anmerkungen zu einem mutigen Streiter
Nehmen wir den mutigen und streitbaren Dialog mit einem evangelischen Christen doch einfach mal auf, so wie er ihn offiziell gerne hätte, sich ihn aber bestimmt nicht wünscht. Denn eigentlich hat Clemens Bittlinger doch lieber die populistische Oberhand über eine applaudierende Zuhörerschaft, die er mit sanften Worten einlullt. Ganz Jesus-unlike.
In schwarz der Text eines Artikels im Darmstädter Echo, in rot meine Anmerkungen.
Ziel ist, mutiger zu streiten
Kirche: Ernüchterung nach Ökumenischem Kirchentag - Clemens Bittlinger: ,,Es sind keine neuen Impulse ausgegangen" - Dekanat Darmstadt-Land will Miteinander der Konfessionen voranbringen
Clemens Bittlinger sieht es nüchtern: "Es sind keine neuen Impulse von München ausgegangen." [Wie denn auch? Waren es nicht von allen Seiten die selben alten Wortführer(innen)? Mit der selben alten Botschaft, zäh wie ein am Morgen gebackenes französisches Weißbrot an einem Novemberabend im Pas-de-Calais?] Bei seinen Konzerten beim zweiten Ökumenischen Kirchentag vor einer Woche nahm der Liedermacher und Referent für Mission und Ökumene im Evangelischen Dekanat Darmstadt-Land [wahrscheinlich denkt das Darmstädter Echo, der Doppelstatus Bittlingers als Liedermacher und offizieller Referent qualifiziere ihn doppelt. Ich würde sagen: Die beiden Teile disqualifizieren sich gegenseitig. Die schärfsten Kritiker der Elche sind inzwischen selber welche...] kein Blatt vor den Mund und fragte vor knapp 5000 Zuschauern: "Was muss noch passieren, damit die katholische Kirche aus ihrer Schockstarre erwacht?" [Das, Bittlinger, wollen Sie lieber nicht wissen! Stellen Sie sich vor: 25 Millionen deutsche Katholiken wachen auf, beschließen dem Ruf Christi in die radikale Nachfolge von jetzt auf nachher zu gehorchen, machen die Lehre der Katholischen Kirche zur eigenen und zur Herzenssache! Da können Sie, Bittlinger, die Gitarre einpacken und stattdessen den Mund still aufsperren vor Staunen. - OK: just joking.]
Bittlinger, der sich mit seinem papstkritischen Lied "Mensch Benedikt" nicht nur Freunde gemacht hat [Wollte er nun provozieren oder nicht? Wer nur Zustimmung erntet: Hat der mutig "seine Wahrheit" gesagt? - Na also], hat sich in Sachen "religiöser Ungehorsam" vom Kirchentag in München mehr erhofft, sagte er in einem ECHO-Gespräch. Auch wenn der Pfarrer bewusst vor großem Publikum Streitpunkte wie den Zölibat anprangert [Streitpunkte anprangern? Schuldige prangert man, auch gerne einmal Vorverurteilte. Streitpunkte fordern einen Streit, eine Debatte, eine offene durchaus, mit einem "non possumus" und einem "Ich stehe hier und kann nicht anders" als zu respektierendem Ergebnis.] sucht er doch vor allem den Konsens [Lese: Ihr stimmt mir zu. Sonst prangert's was.] : "Wenn wir Jesus nachfolgen, finden wir von allein zusammen." [Dazu, lieber Bittlinger, schauen Sie einfach mal in die Christentumsgeschichte, gerne auch in die der reformatorischen Gemeinschaften mit all den vielen, die durch die Jahrhunderte "Jesus nachfolg[t]en". Wie die "von allein zusammen" gefunden haben. Und dann melden Sie sich noch mal mit was qualifizierterem, einem Kirchenbeamten und studierten Theologen angemessenem.]
Mit dem neu besetzten Ökumeneausschuss will der Referent eine "neue ökumenische Vision für das Dekanat" suchen. [Da schwindelt wer. Ich habe den Eindruck, daß Bittlinger schon sehr genau weiß, wo er hinwill. Basisökumene, Ungehorsam, von unten aufbrechen, einfach loslegen und tun. Die Stichworte sind alle da. Keine Debatte mehr nötig.] Der Ausschuss setzt sich zusammen aus evangelischen und katholischen Haupt- und Ehrenamtlichen aus dem Dekanat. Auch die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Ober-Ramstadt ist vertreten. Man will vor allem "Basisökumene" betreiben, so Christoph Rinneberg, der mit seiner katholischen Frau Margret dem neuen Ausschuss angehört.
Der Protestant Rinneberg, der in Wembach lebt, ist im "Ökumenischen Netz in Deutschland" aktiv. Seine Einschätzung nach dem Kirchentag: "Von oben ist nichts zu erwarten, es muss von unten aufbrechen." Rinneberg hat persönlich schmerzlich erfahren, dass er nicht gemeinsam mit seiner Frau an der Eucharistie teilnehmen kann. [Ich möchte meinen Kopf verwetten, daß der Basis-Ökumeniker das mindestens schon einmal getan hat, und warte auf den Beweis des Gegenteils. ;-) ]
"In dieser Frage sind Teile unseres Dekanates rückschrittig" [Welches Dekanat? Das evangelische Dekanat Darmstadt-Land? Kann ich mir nicht vorstellen.], sagt Bittlinger. Gerade in diesem Punkt hat jedoch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in München ein Hoffnungszeichen gesetzt: Er wolle "weiter bohren" und dazu beitragen, dass konfessionsverschiedene Ehepaare gemeinsam an der Eucharistie teilnehmen dürfen. [So, daß es nichts kostet, am besten.]
Eine starke Verantwortung in der "Ökumene der Zukunft" liegt laut Bittlinger darin, wie "die Evangelischen die Katholischen an die Hand nehmen". [So viel zur "gleichen Augenhöhe", die später noch kommt. Unmündige Kinder, die Katholiken, die nicht wissen, was sie tun, weil sie nicht tun, was wir wollen.] "Wir müssen mehr miteinander wagen", nur aus dem gelebten Glauben heraus könne Ermutigung erfahren werden. [Hierher ist die katholische Anfrage an die Glaubensstärke der evangelischen Kirche in Deutschland und ihre Treue zum gemeinsamen Glaubensbekenntnis wohl obligatorisch: Das Nizäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis würde ich schon gerne mal mit Bittlinger zusammen beten. Und das meine ich gar nicht zynisch, satirisch, ironisch oder schadenfroh.] Man dürfe nicht zu schnell kuschen vor römisch-katholischen Strukturen, um nur niemanden zu verletzen, so Bittlinger. [Was natürlich gar nicht geht, ist: Wenn die Strukturen zurückschlagen. Wehren dürfen die sich nämlich nicht. - Abgesehen davon: Bittlinger kann sich gar nicht vorstellen, daß es Katholiken gibt, die froh und dankbar sind für die Strukturen.] "Wir müssen lernen, mutiger zu streiten und uns auf Augenhöhe begegnen." [So mutig, wie er damals auf den Katechismusbrief reagiert hat: Alle Kritiker in einen Topf werfen?]
(...)
Ein Fernziel könnte der Aufbau einer Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Region sein, schlägt Bittlinger vor. Zuerst einmal wolle man sich aber "viel Zeit nehmen, um zu sehen, wie der andere tickt". [Viel Zeit, mehr als Sie, der Ökumene-Referent, sich bisher genommen haben? So lange im Geschäft und weiß immer noch nicht, wie Katholiken ticken? Erst die provokanten Lieder dichten, gelle, und dann zuhören? - Sorry, Bittlinger. Bisher erlebe ich Sie in ihrem geschriebenen und gesungenen Wort als einen, der verdammt gerne redet und sich gerne einmal im eigenen Reden und Singen bespiegelt. Einen, der softig daher kommt und im rechten Moment gerne rhetorisch zuschlägt, ganz und gar nicht mehr softig. Einen, der auf Gegenwehr unwirsch reagiert. Als einen, bei dem ich nicht unbedingt mehr wissen möchte, wie er tickt. Tut mir leid, ich hätte es gerne anders. Ist aber so.]
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"Vielleicht den Rücken stärken" statt "die katholischen Geschwister an die Hand nehmen"
Stellungnahme von Clemens Bittlinger im Darmstädter Echo am 19. Juni 2010
Die Chronistenpflicht gebietet den Vermerk einer "Stellungnahme zum ECHO-Artikel" von Seiten Clemens Bittlingers. Wiederum nur in Auszügen referiert sie das Darmstädter Echo hier.
Im obigen Zusammenhang sind vor allem die folgenden Absätze relevant:
Der Pfarrer distanziert sich ausdrücklich vom Zitat, "wir Protestanten müssten die katholischen Geschwister an die Hand nehmen". Tatsächlich habe er gesagt, dass "wir den katholischen Geschwistern vielleicht hier und da den Rücken stärken sollten" - und das sei weniger auf die Ökumene bezogen gewesen, als viel mehr auf die augenblickliche Krise der katholischen Kirche.
(...)
Auch die Aussage, man dürfe "nicht so schnell vor den römisch-katholischen Strukturen kuschen" habe er so nicht gesagt, korrigiert Bittlinger seine Aussage. Der Vorwurf, ihm fehle Respekt vor der Glaubenspraxis der katholischen Geschwister, entbehre jeglicher Grundlage. Er habe vielmehr "tiefen Respekt vor jedem, der seinen Glauben lebt und praktiziert".
Das Darmstädter Echo verzichtet darauf, diese Behauptungen zu kommentieren, entschuldigt sich freilich auch nicht bei Bittlinger dafür, ihn mißverständlich zitiert und nie gemachte Sätze untergeschoben zu haben. Als "Gegendarstellung" wird Bittlingers Stellungnahme nicht deklariert.
Vielleicht geht man nicht ganz falsch in der Annahme, daß sich Presse und Pfarrer gentleman- (oder krähen-? like darauf geeinigt haben, dem Pfarrer einen (Teil-)Rückzug zu ermöglichen.
Hatten wir es in dieser Woche nicht schon einmal mit einem anderen "Hintergrundgespräch" zu tun zwischen dem Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz und Presseleuten, auf dem vielerlei Gesagtes das Ohr der geneigten Öffentlichkeit nie erreichen wird, wie wir vermuten dürfen, und das dennoch seine Wirkung tat...
Vielleicht gab es auch hier zwei Teile: den einen, der nicht für unsere Ohren bestimmt war und den das ECHO unachtsam zitierte - und den anderen mit der gezähmten Botschaft?
21. Mai 2010
Wessen Spuren im Sand?
Da ich gerade mobil blogge, kann ich die Bilddatei leider nicht hochladen, sondern muss stattdessen Jetzt kann ich, statt auf the Crescat verlinken, doch die Bilddatei hochladen, die die Geschichte von den Fußspuren im Sand viel zeitgeistiger erzählt als üblicherweise.
Boogie from 1 to 10
Die Gruppe heißt Go Fish und das Lied, das sie singen, ist der "10 Commandment Boogie".
Enjoy!
(via Crazy Christian Clips)
Pflichterfüllung
Lafontainesche Sekundärtugend, im Girls Group-Format und aufs musikalisch Wesentliche reduziert:
20. Mai 2010
Überraschung im Salle de réunion
Wer sich das Bild an der Wand dieses Besprechungsraums, in dem ich heute einige Zeit verbrachte, anschaut, dem wird schnell klar, warum sich dort gut arbeiten lässt: Der Sündenbock hängt höchstpersönlich an der Wand und muss nicht erst umständlich identifiziert werden. Das spart Zeit und bringt Projekte vorwärts.
(Und der Girard-Leser freut sich über diesen Bouc émissaire noch mehr, weil nur knappe 300 Meter davon entfernt Girard einst seine Vorlesungen über das Opfer hielt. Und fragt sich, ob das Bild vielleicht nicht zur Deko, sondern zur Erinnerung an den Anderen, nein: den Einzigen Sündenbock aufgehängt wurde. Und sei es auch nur von einer anima naturaliter Christiana.)
PS: Dieses Posting dient nur dazu, meinem Epitheton "Das oft nur Eingeweihten verständliche Journal" gerecht zu werden...
18. Mai 2010
Wie wahr!
Einer der vielen guten "Orthographs" - auf deutsch wohl am besten: "Orthogramme" - des schönen orthodoxen Blogs "Pithless Thoughts":
Schuhgröße Gottes
Früher, in den guten alten Zeiten, flatterten der Altöttinger Liebfrauenbote oder das St. Antoniusglöcklein in den katholischen Haushalt, heute sind es bunte Kataloge katholischer Verlage mit allerlei Verschenkbarem ganz unterschiedlicher Qualität.
Heute z.B. das Geschenkemagazin "Vivat!" des Leipziger St. Benno-Verlags, auf dessen Rückseite wir dieses interessante Kinderkreuz - so nennt man es wohl richtig - finden:
Man sieht: Kaum ist der alte Mann mit dem langen Bart durch den koordinierten Generalangriff von Reli-Lehrern, Gemeindereferentinnen, Priestern, Kirchenpresse, BdkJ-Funktionären, Kindergärtnerinnen etc aus den Köpfen verschwunden, kehrt er wieder: Diesmal in blühenden Landschaften und mit eindeutig definierter Schuhgöße. Ob irisch oder nicht: Ein neues Idol, an dessen Austreibung sich die nächste Katechetengeneration versuchen darf.
Viel Spaß.
Was Liebe nicht ist
"Liebe ist kein Ersatz für vorenthaltene Gerechtigkeit." (Augustinus)
Wieder so ein schmerzlicher Satz, der nicht ins christliche Poesiealbum passt.
(via Happy Catholic)
17. Mai 2010
Unerfüllte Wünsche, verfehlte Themen
Katrin Göring-Eckardt am 17. April in einem Interview auf die Frage: "Welche gemeinsame Botschaft der Christen sollte denn vom ökumenischen Kirchentag ausgehen?":
"Es wird zwei große Themen geben: Frieden - wobei es dabei vor allem um Krieg und Frieden in Afghanistan gehen soll - und soziale Gerechtigkeit. Als Botschaft wünsche ich mir, dass deutlich wird, dass beim ökumenischen Kirchentag viele Menschen zusammen kommen, die ihren Glauben feiern, weil Jesus Christus ihnen Hoffnung und Liebe ins Herz gelegt, und sie dazu befähigt hat, dies weiter zu geben."
Als Nicht-Teilnehmer gehöre ich zur Zielgruppe derer, an die wohl die "gemeinsame Botschaft der Christen" gerichtet war. Was bei mir ankam, war mit Göring-Eckardts Worten:
"Es hat zwei große Themen gegeben: Kirchenkrise - wobei es dabei vor allem um die Reform ging, die in der katholischen Kirche überfällig sein soll - und Margot Kässmann. Als Botschaft habe ich vernommen, dass deutlich wurde, dass beim ökumenischen Kirchentag viele Menschen zusammen kamen, die eine andere Kirche wollen, weil die sonst nicht in die Zeit passt, wie sie sie verstehen."
Suche nach Pauli Aufenthaltsorten
Bei manchen Google-Suchanfragen schüttle ich ja schon den Kopf. So auch bei dieser, die heute morgen einen Webnutzer aus Brunsbüttel auf den Blog brachte:
paulus wowa n dea so
Die passende Antwort wäre da wohl gewesen: "noja, en Korinth unin Rom und a sunst issä ganz schei rimkumme", aber an dieser Art von Entsprechung zwischen Anfrageformulierung und Antwort arbeitet Google wohl noch.
16. Mai 2010
Religionssoziologisches zur Lage der Kirche
John Lamont referiert in First Things (April 2010) die (mir bisher nicht bekannte) Rational Choice-Schule der angelsächsischen Religionssoziologie und schließt seinen Artikel so:
"Benedict XVI has made some movement toward a revival of Catholic distinctiveness by encouraging traditionalism, but the rational-choice theory does not predict that this will cause a general revival within the Church.
What will be necessary for such a revival is for strict standards to be required, not just permitted. This, however, would be antithetical to the pope's approach, which focuses on gentle persuasion. On a brighter note, Benedict's attempts to clarify the teachings of the Second Vatican Council open possibilities. In the decades since the council, its teachings have been widely understood as mandating an abandonment of Catholic distinctiveness and a virtual surrender to the modern secular world. What is needed now, in contrast, is an interpretation of council teachings that rejects the currently prevailing understanding and upholds traditional Catholic distinctiveness. If such an interpretation is not vigorously enforced as well as promulgated, however, no Catholic revival is to be expected. Instead, the pressures of secularism and competing religions will continue to erode Catholic membership. This is what the supply-side analysis predicts, and its predictions cannot be faulted so far. In short, if the Catholic Church is to thrive, a revival of zeal and reimposition of discipline within it is urgently necessary."
Allermindestens ein Ansatz, der die Enge der deutschen Debatte sprengt - In der es meist nur die Optionen liberal-aufgeklärt-angepasste Volkskirche oder kleine Herde besonders Eifriger gibt.
15. Mai 2010
Unterwegs aufgelesen
"Wenn eingeräumt würde, die Pastoral könne sich ungestraft über die Dogmatik hinwegsetzen, dann wäre das Schlimmste nicht bloß zu befürchten, es wäre schon da." (Etienne Gilson)
Liberaler sollten sie mir sein, die Liberalen
Daß die Freiheit der Meinung und öffentlichen Rede - mit der gar nicht so gewaltfreien Rosa Luxemburg - bis aufs Blut zu verteidigen sei, daß Kunst und Satire alles dürfe, das sind, darf man wohl sagen, Dogmen, die gleichsam in die Herzmitte des Credo unserer liberalen Mitgeschwister gehören.
Gar so ernst nimmt man es freilich nicht, lebt nicht ganz so konsequent, was man glaubt, sondern eher auf laxe, sozusagen rheinisch-katholische Art.
Im Klartext: Wenn einem ein Blogposting nicht passt, dann beschimpft man den Autor gerne mal schnell als Faschisten. Wo genau die Faschismuskeule im verbalen Waffenarsenal fortschrittlicher Mitchristen einzuordnen ist, weiß ich nicht. Ich vermute aber, daß sie nicht einem Klapps auf den Hinterkopf im Vorbeigehen gleichzusetzen ist, sondern eher Mixa-artigen Schlägen mit Gürtel oder Rohrstock.
Zeit, mal wieder an Neuhaus' Gesetz zu erinnern: "Where orthodoxy is optional, orhodoxy will sooner or later be proscribed - Wo Orthodoxie eine bloße Option ist, wird sie früher oder später verboten."
14. Mai 2010
Dominus Iesus hatte doch recht
Die SZ lässt zum Ökumenischen Kirchentag ihr Magazin unter dem Thema "Hoffnung" erscheinen. Außen steht "Skandale, Missbrauch, Führungsschwäche: Die Kirche erlebt ihre größte Krise. Ein Heft über Christentum im 21. Jahrhundert"
Drinnen geht es um einen katholischen Diakon, um die Beichte, den Papst, es gibt ein Interview mit Martin Mosebach und eine Dolce & Gabbana-Modenschau in der Pfarrkirche von Oberammergau, dazu interessante Fakten über den Vatikan. Jenseits des Katholischen darf nur Christian Nürnberger seine Botschaft überkonfessionell an die deutschen Christen richten.
Wir lernen: Dominus Iesus hatte doch recht. Mindestens für die Süddeutsche scheint es tatsachlich nur eine einzige Kirche zu geben. Der protestantische Rest wird höchstens der Höflichkeit halber als Kirche bezeichnet, aber keinesfalls als gleichberechtigtes Objekt journalistischer Neugierde behandelt.
Hopkins zum Wochenende
Diesmal nicht Gerard Manley, sondern Sam "Lightnin". Er spielt mit Begleitband den Klassiker "Mojo Hand". (Im Blues scheint es überhaupt nur Klassiker zu geben - oder Plagiate von Klassikern, die sich vom Ursprung nur durch den Titel und die erste Strophe unterscheiden...)
Recht hat er.
"Wir brauchen mehr Christus und weniger Institution."
Definitiv.
Diesmal hat Eckhard Nagel den Richtigen in den Mittelpunkt gestellt.
Sofern - sag' ich mal und will es dabei dem Herrn Nagel wirklich nicht unterstellen - wir darauf verzichten, uns unseren Heiland selbst zu schnitzen. Oder ihn der "Bandbreite" eines "anything goes" oder "any Jesus will do" anheimstellen.
Jewgrass
Hier singt und spielt Bruce Brill, der Banjospieler der Bean Blossom Boys aus Israel, den 89. Psalm auf Hebräisch und mit seinem, wie es in einer Konzertankündigung hieß: "biblischen Banjo":
13. Mai 2010
Die Ökumene, die sie meint...
... ist keine des "win-win", sondern eine der (wohl kalkulierten) Unverschämtheit. Eine, die sich alles rausnehmen darf, weil sie den Applaus der Kirchentagsgutchristen genau so einplant wie das Sperrfeuer der Medien, unter dem sie sich ach! so todesmutig auf die Kanzel einer katholischen Bischofskirche wirft.
Predigt bei Kirchentag: Käßmann wirbt in katholischem Dom für Geburtenkontrolle
Gegen die Bandbreite im Mittelpunkt
"So wichtig es ist, die Skandale vollständig aufzudecken: Wir müssen die Bandbreite des kirchlichen Lebens, das soziale Engagement der Christen wieder in den Mittelpunkt stellen." (Eckhard Nagel, evangelischer Kirchentagspräsident)
Nun, die FAZ reißt den Satz aus dem Zusammenhang, sicher. Das erlaubt mir aber, ihn ebenfalls zusammenhanglos zu kommentieren.
Wie wäre es, lieber Eckhard Nagel, nicht die Bandbreite in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Einen Quellpunkt, den ewigen Skandal, das Universale Concretum, aus dem diese Bandbreite entspringt: die Liebe GOttes, die Fleisch wird, um uns zu erlösen und in das drei-eine Leben GOttes hineinzuholen. Willst Du den Fragenden ("Warum soll ich Christ werden? Oder es bleiben? Oder wie soll ich leben? Was ist das, Wahrheit?") wirklich sagen: "Ach, bei uns kannst Du alles machen und erleben. Wir sind eine einzige lange Meile der unendlichen Möglichkeiten: Frauenfrühstück, Evensong, außerordentliche Messfeier, unordinierte Pfarrer, Schwulenpartnerschaftssegnung durch lesbische Bischöfinnen, unfehlbare Päpste, Einsiedler, Synoden und Gremien, Krankenhäuser aus christlichem Geist und und und..."?
Versuch's doch erst einmal, eine der paulinischen Kurzformeln "in den Mittelpunkt" zu stellen, zum Beispiel aus dem Römerbrief:
"Wenn du mit deinem Mund bekennst: «Jesus ist der Herr» und in deinem Herzen glaubst: «Gott hat ihn von den Toten auferweckt», so wirst du gerettet werden. Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen."
Sonst bleibt nämlich auch die Losung "Damit ihr Hoffnung habt" so schrecklich unkonkret - und unglaubwürdig. Redet über den Grund Eurer Hoffnung. Feiert sie, erlebt sie, begegnet ihr: der sich inkarnierenden, demütigen, lebendigen, feurigen LIEBE GOTTES.
Sonst läuft sich auch "das soziale Engagement der Christen" tot, weil es von der Substanz lebt statt sich immer wieder aus ihr zu erneuern.
Gelernte Lektion
Also, wenn dein Kind seinen Zivi fertig hat und du willst danach wieder Kindergeld, dann nützt es dir rein gar nichts, dass du deinen Antrag schon vier Wochen vorher stellst. Die Dienstzeitendebescheinigung kriegst du nämlich erst, wenn der Zivi wirklich rum ist. Du trägst sie persönlich zum Briefkasten der Familienkasse oder wie die Behörde heißt, und wartest einfach. Mindestens sechs Wochen und brauchst vorher nicht nervös werden und die kostenpflichtige Kindergeldzentralauskunft anrufen. Das heißt, du kannst es schon machen, weil die dir dann sagen, wann du dich frühestens wieder melden kannst, damit die dann bei deiner zuständigen Kindergeldkasse nachfragen. Sechs Wochen, und keinen Tag früher. Wenns endlich so weit ist, haben die Herren und Damen Sachbearbeiter zehn Tage Zeit zu reagieren. Zehn Arbeitstage natürlich, wär ja noch schöner, wenn es schneller gehen müsste.
Aufregen tut sich wohl nur, wer nicht regelmäßig mit dem deutschen Sozialstaat und seiner Bürokratie in Kontakt steht. Und gar noch sein steuerpflichtiges Einkommen" in der freien Wirtschaft" erarbeitet, da wo es um Konkurrenzfähigkeit, Innovation, Flexibilität, Kundenorientierung etc. geht.
Beruhigend
"Bis zu 135.000 Christen in München erwartet" schreibt die Tageszeitung. Das ist ja schon eine gigantische Übererfüllung des göttlichen Solls, das bei anderer Gelegenheit und einigem Nachverhandeln bei zehn lag.
11. Mai 2010
Mit Hopkins auf dem Rückflug
Tief beeindruckt, in manchen Momentan fast hinweggehoben hat mich die CD "Auf dem Rückflug zur Erde" mit Gedichten von Gerard Manley Hopkins sj, im englischen Original und in der deutschen Übersetzung, die begleitend zur neuen Hopkins-Übersetzung von Dorothea Grünzweig bei INIGO-Medien und der Edition Rugerup erschien.
Es ist eine gelungene Auswahl, die mit den früheren Gedichten beginnt, die den GOtt lobpreisen, der sich in der Vielfalt und dem Überfluß SEiner Schöpfung sehen lässt, und zu den sonnets of desolation fortschreitet, um schließlich mit "Dass die Natur Heraklits Feuer ist" zu enden. Dorothea Grünzweig findet in ihren Erläuterungen die richtigen Worte, um uns mit Hopkins sehen zu lassen - und erblinden zu lassen in der Verzweiflung, die bei Hopkins wieder mündete in Auferstehungshoffnung für den Hansel, den Flicken, den Spreisel, die Tonscherbe Mensch, der einstmal sein wird, was Christus ist: unsterblicher Diamant, immortal diamond - weil Christus ist, was er ist, was ich bin.
(Wer Hopkins noch nicht kennt, sollte besser erst einmal ein paar seiner Gedichte lesen - sonst stürzen die Worte doch zu schnell, zu quirlig-lebendig auf ihn herein.)
Sie wächst und wächst und wächst...
Neu in der Blogozese ist der Gruppen-Blog "Vita in Deum", auf den ich gerne verweise. Den katholischen Glauben in kurzen, prägnanten Texten darzustellen und zu vertiefen, ist hier das Anliegen.
Dazu kommen die "Gespräche am Jakobsbrunnen", der in diesem Fall offensichtlich in Österreich liegt. (Hoppla, ich merke gerade: Die sind ja schon in der Randleiste - hatte ich sie schon einmal begrüßt?)
Gottes Segen, Ausdauer und das rechte Wort wünsche ich!
Ein Herdentier bei der Arbeit
"Die Moderatorin Dunja Hayali" äußere sich "über die Religions- und Geografiekenntnisse der Deutschen", schreibt die ZEIT.
Schauen wir genauer hin, sind es die Religions- und Geografiekenntnisse einer "Journalistin einer bundesweiten Tageszeitung" (Hayali), also eines jener willenlosen Geschöpfe, die bei jeder Stampede einfach mit der Masse gleich willenloser Herdentiere losrennen.
Auch wenn's einen nicht wirklich überrascht: Lesenswert!
Die katholische Araberin.
Selbstkorrektur der Vierten Gewalt
Öffentliche Selbstreflexion, die in Reue und Umkehr mündet, ist nicht unbedingt Teil des journalistischen Ethos. Wie jeder anderen Gewalt fehlt auch der Vierten der Hang zur Selbstkorrektur.
Ein Beleg dafür? - Nun, zum Beispiel in der Besprechung des Buches von Eva Herman durch Jörg Thomann in der FAZ.
Thomann fragt sich und seine Kollegen:
"Will man das alles lesen, diese epische Litanei über Vorfälle, die lange zurückliegen? Die Antwort, überraschend vor allem dann, wenn man Hermans Weltbild in weiten Teilen ablehnt, lautet: durchaus. Und vor allem jene, die sich für Medien interessieren oder selbst in ihnen arbeiten, sollten es tun. Denn auch wenn Herman abermals befremdliche Theorien aufstellt und selbst alles andere als ein hilf- und schuldloses Opfer ist, muss man doch konstatieren, dass ihr viel Unrecht geschehen ist.
Die Prozesse gegen ihren früheren Arbeitgeber, den NDR, hat Herman verloren: Für sie galt kein Kündigungsschutz, weil sie freie Mitarbeiterin war. Interessanter aber ist, auch wenn kaum darüber berichtet wurde, welche Verfahren sie gewonnen hat - etwa ihre Klage gegen das 'Hamburger Abendblatt'. Eine Entschädigung von 25.000 Euro bekam sie zugesprochen, weil sie das, was dort stand, schlicht nicht gesagt hatte. Auch weitere Prozesse, etwa gegen die dpa, gewann sie."
Der bissige Hund sei allemal interessanter und wichtiger als ein Hunde-beißender Mann, so hören wir im Tone des Selbstverständlichen von den Hütern des gesellschaftlichen guten Gewissens. - Nach dieser Logik findet sich natürlich die Meldung, daß sich der Vorwurf sexuellen Mißbrauchs gegenüber Bischof Mixa nun doch nicht zu erhärten scheint, erst auf S. 4 und in klein - statt wie es sich gehörte, als Aufmacher auf Seite Eins.
Drohung
"ZEIT ONLINE: Glauben Sie, dass auf lange Sicht nichtkirchliche Trauungen zum Normalfall werden?
Jülicher: Ja, ich denke, das wird in zehn bis 15 Jahren so sein. Schon jetzt ist die Nachfrage nach freien Trauungen sehr groß – und das im katholischen Rheinland! Sie ist sogar größer als das Angebot." (Quelle)
Beim nächsten Mal, wo jemand in meiner Gegenwart von einem "katholischen Rheinland" spricht, werde ich ganz laut schreien. Gleich wo ich da gerade bin.
10. Mai 2010
In memoriam Walker Percy
"How it is possible for the man who designed Voyager 19, which arrived at Titania, a satellite of Uranus, three seconds off schedule and a hundred yards off course after a flight of six years, to be one of the most screwed-up creatures in California—or the Cosmos.
Wie kann es sein, dass der Mann, der Voyager 19 entwarf, die Titania, einen Mond des Uranus, mit nur drei Sekunden Verspätung erreichte, mit einer Abweichung von ein paar hundert Metern am Ende einer sechsjährigen Reise, dass dieser Mann einer der größten Versager ist, in Kalifornien oder im Kosmos."
Heute vor 20 Jahren starb der Verfasser dieser Zeilen, Walker Percy.
Gott sei seiner Seele gnädig!
9. Mai 2010
Der Christ
Henri Le Saux, noch einmal:
"Der Christ kann nicht ein Mensch sein, für den Gott nur ein Teil seines Lebens ist, selbst wenn es der wichtigste wäre, sondern er ist ein Mensch, für den Gott allein zählt, für den Gott alles ist, oder vielmehr, für den Gott allein ist.
Der Christ ist weder ein Denker oder Philosoph, für den Gott ein Begriff ist, eine interessante theologische Vorstellung, noch ist er nur ein frommer Mensch, für den Gott eine Erinnerung ist - Jesus, der in Bethlehem geboren wurde, in Nazareth lebte, in Galiläa predigte und in Jerusalem starb. Der Christ ist der Träger einer lebendigen Gegenwart, er ist ein Mensch, für den Gott Wirklichkeit ist, die Wirklichkeit: eine unerbittlich lebendige Wirklichkeit, eine unausweichlich wirkliche Gegenwart. Er ist einer, der dem lebendigen Gott begegnet ist, dem Gott, dessen Wort 'durchdringt bis zur Trennung von Seele und Geist' (Hebr 4, 12), in dessen Nähe niemand am Leben bleiben kann:
'Dein Gott, Israel, ist ein verzehrendes Feuer!' (Dtn 4, 24)
Im Leben des Christen ist Gott nicht sekundär, sondern er ist der Grund seines Daseins selbst, der, auf den hin alles gesehen und beurteilt, der, in dem und auf den hin alles erkannt wird." (Die Gegenwart Gottes erfahren.- Mainz: Grünewald, 1980, S. 108)
8. Mai 2010
Dachkatzen und Perser
"Ihr sollt nicht meinen, daß ich hier bloß von den Kalenderheiligen rede. Es gibt Millionen von Heiligen in der Welt; Gott allein kennt sie, sie brauchen in keiner Weise auf die Altäre postiert zu werden; eine ganz untergeordnete, ganz grobschlächtige Rasse von Heiligen sind sie, Heilige von ganz niederer Abkunft, die nur einen Tropfen Heiligkeit in den Adern haben und die dem wahren Heiligen gleichen wie eine Dachkatze dem Perser und Siamesen, die bei den Wettbewerben Prämien erhalten. Nichts unterscheidet sie für gewöhnlich von der Masse der braven Bürger, sie selber unterscheiden sich übrigens auch nicht, sie halten sich für gleich wie die andern, und auch die Kirche hütet sich, ihnen eine andere Meinung beizubringen." (Bernanos im "Brief an die Engländer")
Ungeordnetes über die Kirche an einem Maientag
Wensierski, Wesnierski oder wie auch immer der Spiegel-Schreiber fürs Grobe genau heißt, durfte heute das Ende von Mixa zum Anfang vom Ende von Ratzinger erklären und hielt der Kirche die gesellschaftlichen Standards vor, an die sie sich gefälligst anzupassen habe. Ansonsten gehöre sie nicht staatlich finanziert, sondern - meine Worte - marginalisiert, an den Rand gedrängt, raus aus ihrer privilegierten Position.
Irgendwie dazu passend prangerte der Bamberger Erzbischof die "Angst vor der bösen Welt" an, die er offensichtlich als "Rückschritt" gegenüber schon einmal Erreichtem sieht..
So weit, so gut, mindestens für heute, mindestens für diese Lektion, die die Kirche gerade jetzt zu lernen hat. Man müsste nur all das ausklammern können, was man sonst so über die Welt weiß, was man auch am Montag wieder von der ersten bis zur letzten Seite aus dem Spiegel - und parallel durch eigenes Erleben - über die Welt erfährt. So sehr herrschen die Standards da ja wohl nicht, so beeindruckend geht es in der Gesellschaft nicht zu, daß wir Katholiken jetzt alle zu einem falsch-konziliaren säkularen Optimismus konvertieren sollten.
Die Kirche, da hat Erzbischof Schick recht, darf und muß vor der Welt keine Angst haben. Aber eben nicht, weil da alles in bester Ordnung sei und weil der liebe Gott eindeutig und lautstark durch die Zeitstimmen mit und zu uns spreche. Angstfrei darf sie sein, insofern sie weiß, daß der EIne mit ihr geht.
Wenn mir etwas Angst macht, dann ist es die Naivität, mit der momentan die üblichen Patentrezepte als Allheilmittel ins Spiel gebracht werden: vox temporis - vox Dei, verheirateter Weltklerus, Laienmitsprache und -mitverantwortung, innerkirchliche Frauenförderung etc. Ich habe inzwischen einiges an Laiengremien gesehen, von innen und von außen, ich kenne meine Mitchristen recht gut und fürchte, sie sind genauso unheilig wie ich. Sie sind genauso egoistisch, rechthaberisch, feige, heuchlerisch, geistig rigide und glaubensmäßig frigide wie ich und wie viele der aktuellen geweihten "Machthaber". Woher der Optimismus, Hochwürdigster Herr Erzbischof, Ihr Damen und Herren der Räte und Komitees? Ich fürchte, ich kann da nicht folgen. (Und ja, da ist ein guter, warmer, glühender, gläubiger Kern, keine Frage. Aber der, Ihr Lieben, ist genauso umstritten und umkämpft wie der gute, warme, glühende, gläubige Kern in, sagen wir: Bischof Mixa oder sonst einem der aktuellen Verdächtigen. Der siegt längst nicht immer. Schon gar nicht bei denen, die davon bei sich selbst überzeugt sind.)
Meine Hoffnung setze ich nicht mehr auf die Strukturen, die "Verfestigungen und Verkrustungen" von heute (Schick) noch auf die Strukturen von morgen, gleich wie liquide und flexibel sie sein mögen. Meine Hoffnung ist Jesus Christus; meine Hoffnung sind die Gottesmutter und die unabsehbare Schar der Heiligen, in denen die Liebe GOttes aufscheint; meine Hoffnung ist die erbarmende Gnade, wie sie mir Unwürdigem im Wort des WOrtes, in den Sakramenten entgegentritt, und zwar egal, wie unwürdig der Mund und die Hände des Spenders sind.
Reformiert von mir aus die Kirche, wie Ihr wollt. Aber macht Euch nicht vor, Ihr würdet damit die Probleme lösen. Und macht es vor allem uns nicht vor.
Ain't no grave can hold Johnny's body down
Die Fans dürfen hier das Video von Johnny Cashs "Ain't no grave" kollaborativ mitgestalten. Das Zwischenergebnis kann man sich hier ansehen:
(via Wall Street Journal)
O-Ton, ungelegen
Jesus mal wieder, ungelegen wie immer, an alle, die es betrifft - damit keiner sage: "Davon habe ich nichts gewusst." Keiner in Augsburg oder sonstwo.
"Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen." (Evangelium nach Matthäus, Kap. 23, Vers 3)
Die erste Person
Henri Le Saux OSB a.k.a. Swami Abhishiktananda:
"Man kann eigentlich von Gott nicht in der dritten Person sprechen, was auch immer die notwendigen grammatikalischen und sprachlichen Konventionen verlangen. Gott ist zuerst. Ich bin selbst nur in dem Du, das Gott zu mir spricht. Gott allein ist die erste Person, im eigentlichsten Sinn des Wortes, denn er ist der Ursprung allen Sprechens. Die tatsächliche Erfahrung der göttlichen Gegenwart verlangt, daß Gott als erste Person, als Ich erfahren wird." (Die Gegenwart Gottes erfahren.- Mainz: Grünewald, 1980, S. 73)
5. Mai 2010
Die Schlacht um Jericho
Via The Anchoress noch ein musikalisches Stückchen: eine dramatische Darbietung des Spirituals "Joshua Fit the Battle of Jericho", mit einer kurzen Hinführung durch den "Arrangeur" Moses Hogan:
Da kommt so schnell kein Kinder-, Jugend- oder Kirchenchor ran...
Abendmusik aus der texanischen Garage
Was wären Blogger ohne die großen Medien? Konkret und heute: Was wäre Scipio ohne seine Hamburger Tante? Die beschert ihm nämlich den Hinweis auf die Band des Tages: die Strange Boys aus Austin, Texas.
Der erste Blogozesenlyrikblog
Ein allerfrömmstes und hyperherzliches Willkommen dem Frl. Eugenie Roth, das auf seine alten Tage nun auch das Bloggen begonnen hat.
Ich bin mir nicht völlig sicher, aber wenn ich den Stil richtig erinnere, dann hatte ich bereits einmal das Vergnügen ihrer Gesellschaft. Es könnte sein, daß wir von dem werten Fräulein noch einiges zu erwarten haben.
Ad multos etc. - ut in omnibus etc.
Ein Fehler ist ein Fehler ist ein Feler.
Wetten, daß dem Piper-Verlag dieser Buchrücken nicht so richtig gut gefällt?
Aber nun ist es passiert. Ab in die Läden mit dem Schwilk seinem Taschenbuch und gehofft, daß es keiner merk.
4. Mai 2010
Carl Amery, Prophet
Wo ich Carl Amerys "Kapitulation" gerade zur Hand habe: 47 Jahre alt ist das Büchlein und in seiner Art prophetisch wie eh und je.
Gleich auf S. 5, im dritten Absatz z.B. schreibt Amery:
"Deutschland hat ebensowenig ein Recht auf die kirchliche Präsenz wie seinerzeit Nordafrika oder Kleinasien, und ein schwarzer Titularbischof von Eichstätt ist ebenso denkbar wie ein bayerischer Titularbischof von Cäsarea."
Oder später, auf S. 92, über den Typus des deutschen Kirchensteuerzahlers:
"Dieser Kirchensteuerzahler ist natürlich eine synthetische Kreatur, als Typus die unterste Grenze, der niedrigste gemeinsame Nenner unseer Kirchensteuerstatistik. Aber dieser niedrigste Nenner bestimmt das Profil des deutschen Katholizismus - er bestimmt es genauso, wie das langsamste Schiff Tempo und Kurs eines Geleitzugs bestimmt. Er, der Minimal-Aktive, hat unsere schönen Kirchen gebaut oder wiederhergestellt; er zahlt unseren Klerus, er bestimmt die Punkte, an denen die ... Kirche der ... Obrigkeit Schützenhilfe zu leisten hat - und er bestimmt auch die Selektion der Verkündigung, die Teile, die hochgespielt, und die Teile, die unterdrückt oder con sordini mitgeteilt werden."
47 Jahre, Welt und Kirche haben sich geändert - und Carl Amery hat immer noch recht.
Böll und Deutscher Katholizismus heute
Ich sah vorhin bei Martina auf glaubenssache den Hinweis auf den "Aufruf für eine prophetische Kirche". Dann überflog ich den Text des Aufrufs und scannte die "Unterzeichnenden": Tatsächlich, dachte ich mir, es gibt "keinen katholischen Christen ..., der das nicht unterzeichnen möchte": Die Bischöfe Genn und Algermissen, die Pfarrer Kerstiens und Breitenbach, die Organisationen BdkJ und IKvU, die Hilfswerke missio, Misereor und Adveniat, Ordensobere und Dogmatikprofessoren, Norbert Blüm und Christa Nickels. Wer kann sich da der guten und gottgewollten Sache verweigern?
Doch dann saß ich in der Küche und schenkte mir ein Weizen ein. Und - ungelogen - dachte ich an Heinrich Böll und seinen "Brief an einen jungen Katholiken". Ich habe den nie ganz gelesen, aber eine Stelle, die Carl Amery in seiner "Kapitulation" zitiert, die hat sich eingeprägt. Die war es auch, die mir einfiel. Sie lautet:
"So können Sie, lieber Herr M., bei Pfarrer U. getrost etwaige Zweifel am Dogma von der leiblichen Himmelfahrt Mariens äußern; es wird Ihnen eine höchst subtile, gescheite und theologisch saubere Unterweisung zuteil werden; sollte es Ihnen jedoch einfallen, Zweifel am (unausgesprochenen) Dogma von der Unfehlbarkeit der CDU zu äußern, so wird Pfarrer U. auf eine nervöse Weise ungemütlich und unsubtil. Sie können auch getrost das Gespräch auf die Christusvision des Heiligen Vater bringen; man wird Sie auf eine liebenswürdige Weise darüber aufklären, daß Sie nicht verpflichtet sind, daran zu glauben; aber sollten Sie Zweifel äußern an irgendeinem Satz des Heiligen Vaters, der eine Wiederbewaffnung Deutschlands rechtfertigen könnte, wird das Gespräch wiederum höchst ungemütlich." (zit. nach C. Amery: Die Kapitulation oder Deutscher Katholizismus heute.- Reinbek: Rowohlt, 1963, 107)
Tauschen wir "CDU" gegen die "Klimaforscher" aus, und ersetzen "Wiederbewaffnung Deutschlands" mit "Kritik an der kapitalistischen Wirtschaftsordnung" - dann hätten wir Bölls Brief ganz gut ins Jahr 2010 übersetzt, denke ich mir.
Ob Du glaubst, mein Lieber, daß der HErr Jesus leibhaftig auferstanden ist oder "nur" in seine "Sache", die "weitergeht", kümmert nicht. Du magst die Catholica für die größte Hure seit Menschengedenken ansehen und Dein Zugehören zu ihr als optional oder als Chance, sie zu ändern - oder magst Dein Credo direkt aus dem Katechismus oder aus dem Mund des Heiligen Vaters beziehen: Egal. Hauptsache, Du zweifelst nicht an den Grundwahrheiten unseres Christseins, wie Du sie im Aufruf nachlesen kannst.
Mit anderen Worten: Nicht mehr das Credo ist unser kleinster gemeinsamer Nenner - sondern die gesellschaftliche Rolle der Kirche. Offenbarung verschafft uns nicht mehr das Duo Schrift und Tradition, sondern eine bestimmte Interpretation der Zeichen der Zeit. Die Dogmen freilich werden immer noch vom sensus fidelium, vom Glaubenssinn des Gottesvolkes getragen - nur sind sie jetzt endlich unmittelbar praxisrelevant und stehen im Dienst einer "biblisch-christlichen Vision einer anderen Welt- und Werteordnung".
Aber vielleicht sehe ich das alles zu kritisch und sollte mich stattdessen freuen, daß deutsche Katholiken immer noch fähig sind, von ganz verschiedenen Credos ausgehend und ganz unterschiedliche Hermeneutiken praktizierend, den gleichen Aufruf zur Weltverbesserung zu unterzeichnen. Ganz wie Schüler, die einander widersprechende Rechenwege gehen und am Ende doch alle das gleiche Ergebnis fett unterstreichen.
Fragt sich nur, ob der Mathelehrer das so gut findet.
Lied für den Tag
An einem kalten Tag in einem Hinterhof in Texas: Nathaniel Rateliff mit Freunden und einem melancholischen Folksong "Boil & Fight".
Noch zwei (oder drei?)
Zum einen ist da das Betalegium, Rubens Rübenlese, zum zweiten aus der Ferne, aber der deutschsprachigen Blogozese zugehörig, white monks at sri lanka.
Tja, und dann war da noch ein dritter Blog, den ich mir zur Begrüßung vorgemerkt hatte, aber dann schlug der Prä-Alzheimer zu.
So oder so: Ein herzliches Willkommen und die besten Wünsche für ein langes Bloggen im Dienste des EInen!
PS: Von Ruben erwarte ich, daß er nicht nur die Baersche "Fun-Fraktion" der Blogozese verstärkt, sondern auch die zu Unrecht marginalisierte Fraktion guter amerikanischer Musik stützt. So wie gestern abend.
Unterwegs nach Süden
Philip Jenkins bietet interessante Morgenlektüre: Folgen des Skandals für die katholische Geopolitik (wenn man so sagen darf) auf dem Hintergrund dessen, was eh schon das letzte Jahrhundert über geschehen ist:
Gone South.
3. Mai 2010
Kerstin Hensel: Erste Hoffnung
Die Hoffnung fährt schwarz
In der Stadtbahn im Überlandbus
Liegt sie auf der hintersten Bank
Hat alles bei sich was zum Leben
Sie braucht: ein Büßerhemd einen Stock auch Kreuze aller Couleur
Schwarz fährt die Hoffnung und weiß nicht
Wo steigt sie aus
Im Nachtdepot im Abgebrumm der Motoren
Blinzelt sie unkontrolliert und mit störrischen Fingern
Zeichnet sie in die Luft
Pläne, ermisst ihre Chance zu bezahlen
Endlich morgen vielleicht.
(Gefunden bei Jürgen Springer: Es gilt das gesungene Wort (Christ in der Gegenwart 18/2010)
An der Kreuzung mit Rory Block
"Crossroads", ein klassischer Delta-Blues, offiziell von Robert Johnson, der ihn bestimmt per "beg, borrow or steal" auch von sonst jemandem übernommen hat. Heute dargeboten von Rory Block.
C. S. Lewis am Mikrophon
Von C. S. Lewis haben die meisten wohl schon gehört, aber ihn selber gehört haben die wenigsten.
Es scheint, daß von seinen vielen Radioansprachen nur eine "überlebt" hat und dank Youtube können wir sie an den Lautsprechern mitverfolgen. Es geht um das Gebet, das christliche Leben, gerne auch "Christsein" genannt, und das "für mich" von GOttes Liebe.
(via Mere Orthodoxy)
2. Mai 2010
Maienblüten ...
... sind kleine Sachen, die Maria Freude machen.
Z.B. auch mal einen Neonazi-Aufkleber beseitigen helfen.
Unser Exodus
Neal Stephenson lässt in Confusion, dem 2. Teil seines Barock-Zyklus, den Krypto-Juden und vagabundierenden Händler Moseh de la Cruz sagen:
"Ich glaube, meine Reise endete, als wir das Schilfmeer überquerten und der Knechtschaft der Ägypter entkamen. Seitdem hat mir nichts Befriedigung verschafft." (S. 916)
Christlich gewendet, würde das wohl heißen müssen: Wir sind ans Ziel gekommen, als Jesus die drei Tage seines Passah durchlitt und durchschritt. Nicht daß unsere Wanderschaft damit aufhören würde, aber das Ziel ist schon gegenwärtig. Nichts anderes gibt es seitdem, das unsere Sehnsucht, unseren Hunger, unsere Not stillen könnte.
1. Mai 2010
Ein lieplich ermanunge von unser lieben fröwen
Ich mane dich, Maria muoter, maget rein,
der fröude, do dir din liebes kind erschein
So klärlich noch siner urstende
und alles sin liden hette ein ende:
Durch sin frölich angesicht
loß mir, Maria, schaden nicht
An mime tode die viende min,
mit diner erbermde du mir erschin,
Und hilf mir, daß an der stunden
alle min not habe überwunden,
Und füre mich mit dir in das rich,
do din kind eweclich
Mit dir wonende ist:
ach himelscher vatter ihesu crist,
Dine götteliche gnode mir sende
hie und dört on ende.
(Unbekannt, Ende des 14. Jahrhunderts)
Ein Blog des dreifachen Ja
Die Blogozese wächst: Mit Freude annonciere ich "Schattenschrift", den Blog von Astrid, mit einem dreifachen Ja im Untertitel: "Ja zu Jesus, Ja zur Kirche, Ja zum Papst".
Auf gutes, langes und fruchtbares Bloggen!
Die Blogozesenszene in der Kirchenzeitung
Catholicism Wow faksimiliert und kommentiert den "Abschluß der Blogozesenwoche in der Kirchenpresse": einen Artikel von Andreas Kaiser in den Kirchenzeitungen von zehn deutschen Diözesen.
Elsa, Alipius, Catholicism Wow und yours truly sind die vorgezeigten Exemplare für die wachsende Szene bloggender Katholiken. Der Artikel ist fair, hebt prägnant Typisches hervor und macht seine Einschränkungen in einer Art, die sich früheren Rundumschlägen aus der Tastatur von KNA-Journalisten wohltuend abheben.
Mit den Adjektiven "seriöser" und "wortlastiger" kann ich leben, und daß einiges hier Geschriebene nicht jedem und nicht unmittelbar verständlich ist: Wie kann ich das leugnen? Die Einladung "Auch wer das Werk nicht mag, sollte es gelegentlich ansteuern" freut mich am meisten, während mich das auch hier wieder auftauchende Wort von der "Mutter aller katholischen Blogs" mit seinen matriarchalischen Anklängen immer ein bißchen ratlos lässt. Sollte es wirklich stimmen, dann sind die Kinderchen immerhin ganz schön flügge und flattern fröhlich durchs Web.
Nachtrag 3. Mai 2010: Der "Kirchenbote" des Bistums Osnabrück hat den Artikel inwzischen online.