30. September 2008

Im Dazwischen

Die Zeit besuchte zwischendurch schnell einmal Ralf Rothmann und bringt wenigstens einen unerwarteten Satz mit:

"Poesie bleibt eine Sache zwischen einem Einzelnen und dem Absoluten, so pathetisch das klingt."

Ein Papamóbile, zwei Papamóbile ...

Zwanzig päpstliche Autos hat Clerical Whispers für uns alle zusammengestellt. Er betrachtet sie gut nachkonziliar unter dem Aspekt der "Evolution", während The Hermeneutic of Continuity unvermeidlicherweise die Kontinuität betont.

Und ich? Mir kam jener berühmte Liedvers in den Sinn:

"Mensch Benedikt, ich würde gerne ein paar Schritte mit dir fahr'n,
denn ich bin so weit gelaufen in achtundvierzig Jahr'n.
Du bist Chef einer der Kirchen, du gehörst zum Christentum,
ich bleib auch ganz still sitzen, memorier' das Apostolikum."

Die Maschen des Eugen D.

Elsa sprach gerade von Eugen-Drewermann-Strickjacken, was mich zum Googeln veranlasste - kannte ich ihn doch bisher nur in Pullovern.

Siehe da, die Süddeutsche hat vor ein paar Jahren eine kleine Modekollektion zusammengestellt. Auch ein Handtuch gibt es.

Ich freue mich immer, wenn ich einer Frau ehrlichen Herzens recht geben kann.

29. September 2008

Ich im Internet: KNA-induziertes Brainstorming

Elsa und Thomas haben vorgelegt, aber warum nicht auch noch meinen Senf zu diesem Passus eines Artikels von Ludwig Ring-Eifel (KNA) in der Tagespost? Er stammt aus einem Bericht über den Studientag der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema "Kirche und Medien":

"Hinzu kommt die anarchische, durch kein „Imprimatur“ oder kirchliche Zuschüsse kontrollierbare Welt des Internet. Hier tummeln sich kirchliche Gruppen oder Einzelkämpfer jedweder Couleur. In ihren Foren und Blogs debattieren die Teilnehmer frisch und frei, aber längst nicht immer fromm und gebildet, über Glaubensinhalte oder was sie dafür halten. Die offizielle kirchliche Internetpräsenz mit ihrem wichtigsten Portal „katholisch.de“ kann diesem Wildwuchs außer solider Information bislang nicht viel entgegenhalten."

anarchisch: finde ich als Verehrer Gilbert Keith Chestertons ubercool.

"Imprimatur": will ich auf jeden Fall, sobald Anselm Grün und Klaus Berger in ihrem nächsten Buch eins vorweisen.

kirchliche Zuschüsse: werden mir jeden Monat als Beweis und conditio sine qua non meines Katholischseins von meinem Brutto-Gehalt abgezogen. Finanziere ich damit auch ein bißchen die KNA?

kontrollierbar: Mit der Kontrolle ist es wirklich so eine Sache. Das fängt beim Friedensgruß an ("Stattdessen sollten die Bemühungen fortgesetzt werden, eine würdige Form des Friedenszeichens in der liturgischen Praxis zu gewährleisten.") und hört bei den Blogs nicht auf.

tummeln: Feel like a dolphin. Yeah.

Einzelkämpfer: Ich wäre gerne zu zweit. Oder dritt, oder zehnt. Mit dem Che: "Schaffen wir zwei, drei, viele Blogozesenblogs." Ich richte gerne jedem KNA-Redakteur und gegen einen Segen jedem Bischof eines ein. Ehrlich.

jedweder Couleur: I'm black and I'm proud. Wie es die Väter waren.

frisch und frei: Nicht näher spezifiziert, daher nicht eingeschränkt. Daher anscheinend: immer. Sind wir etwa die Leute, die die 68er immer heranziehen wollten: Unbequeme Mundaufmacher? Die wahren Erben des Konzils und Karl Rahners?

längst nicht immer fromm: Ist das gut oder schlecht? Ich denke: Es kommt darauf an. Kirchliches Kabarett z.B. braucht nicht immer, braucht gar nicht fromm zu sein, um Anerkennung zu bekommen. Blogger sollten vorzugsweise frömmeln, damit man sie leichter abstempeln kann, als Frömmler oder auch als Fundamentalisten.

längst nicht immer ... gebildet: Nein. Sicher nicht. Ich tue ja mein Bestes. Manchmal klappt es. Öfters klappt es nicht. Sorry, KNA. Nicht einmal Bayerisches Abitur 1979 schützt vor Ungebildetheit. Im Gegenteil.

über Glaubensinhalte oder was sie dafür halten: Oder wie Jesus schon einmal nicht sagte: "Mit dem Maß, mit dem ihr die Blogger messt, müsst ihr nicht alle messen." Aber vielleicht will ich, wollen meine Mitblogger ja gar nicht über die Inhalte ihres Glaubens bloggen? Muß ein katholischer Schriftsteller - gäbe es ihn noch, dieses Exemplar einer ausgestorbenen Gattung - jeden Roman über das Credo schreiben?

Wildwuchs: Oder wie Jesus ein andermal nicht sagte: "Amen, amen, das sage ich euch: Geht hin und gebietet Einhalt der Kreativität, schafft einen großen katholischen Mainstream, auf daß die Botschaft so attraktiv werde wie alkoholfreies Bier nach drei Tagen im Glas."

nicht viel entgegenhalten: Wie wäre es z.B. mit Bloggen? Mit richtig gutem Bloggen? Aufregend, innovativ, die Botschaft spritzig wie Champagner, das Medium anpassungsfähig und wendig? Kostet nichts außer Zeit. Nebenbei kann man zeigen, wie gebildet man ist. Und auch wie fromm.

Geht übrigens ganz einfach, wie uns diese Beispiele (Nr. 1, Nr. 2) aus Südostasien zeigen. Man muß nur wollen - statt mit dem Zeigefinger auf die bösen Blogger deuten (lassen).

Tragische Zeiten

Noch ein Kommentar anläßlich des Gänswein-Artikels von Wolfgang Büscher:

Muß es nicht tragisch sein? So viele eifrige Verheutiger des Glaubens taten seit dem Konzilsende alles, um ihren Glauben und ihre Kirche dem durchschnittlichen Zeitgenossen mundgerecht zu machen. So viele Bildungsreferenten und Ordinariatsangestellte, so viele Erwachsenenbildner und Jugendarbeiter warben unermüdlich für ihre Version einer erneuerten Kirche "aus dem Geist des Konzils".

Und dann wird - nach dem Konzilsvater Karol Wojtyła - einer der letzten einflußreichen Konzilstheologen Papst, ein Panzerkardinal und Katechismusverfasser, ein Grund für katholische Dauerscham und überflüssigerweise auch noch ein Landsmann? Er fasziniert die weltweite Öffentlichkeit und die deutschen kirchenfernen Medien mehr als je einer der Rebellen zuvor. Er macht Schluß mit einer Hermeneutik des Bruches, die den Gründungsakt der Kirche Jesu auf den 8. 12. 1965 verlegt. Er scheut sich nicht, den großen Vereinfachern anspruchsvolle Kost zu servieren. Er greift auf katholische Stilmittel zurück, um der überwältigenden Liebe GOttes in der Liturgie eine einigermaßen angemessene Antwort zu geben. Er bleibt bescheiden, demütig, zurückhaltend.

Es gelingt diesem vielgehassten und vielgeschmähten Mann, gerade bei den Anspruchsvollen unter den Ungläubigen ein Echo hervorzurufen: Keine vorbehaltlose Zustimmung, wie denn auch. Aber Respekt, Interesse, genaues, unvoreingenommenes Hinschauen. Plötzlich faszinieren nicht mehr die Motorrad- oder Stehimbißgottesdienste, sondern die feierlichen Formen des römischen Ritus. Plötzlich wird hinter den uralten Vorurteilen gegen alles Römisch-Papistische und jenseits der Lächerlichkeiten der sündigen Kirche ihr Geheimnis ahnbar, spürbar.

Darin vollendet sich das Scheitern vieler Hauptamtlicher, Kleriker und Laien: Daß sie nach all den Anstrengungen, mit der sie ihre Kirche weniger zeitgemäß als langweilig, weniger authentisch als banal gemacht haben, nun diesem GOttesgeschenk B16 gleichgültig bis verachtend gegenüberstehen. Jedem erzwungenen Lippendienst lassen sie eine abfällige Bemerkung folgen, jeder Erwähnung ein vielsagend lächelndes Schweigen. So vollendet sich, was einmal als Hoffnung auf bessere Zeiten begann, in der Blindheit für das beginnende Strahlen des Lichts inmitten unserer vielbeklagten Dunkelheit.

Vorbeugend füge ich hinzu: Ich halte B16 nicht für einen Einzeltäter, sondern für den Exponenten und Motor einer Strömung, eines Aufbruches in der Kirche, die die verschütteten Quellen frei legen und sprudeln lassen.

Extrabeilage

Gut, daß mich die Zeit erinnert, mir den neuen Rolling Stone zu kaufen. Dem liegt im Oktober nämlich das neue Album von Lambchop bei - fast umsonst.

Ich wusste gar nicht, wer George Clooney ist

Georg "Don Giorgio" Gänswein im Interview: Hier, in der Zeit.

28. September 2008

Tag des Ehrenamtes

Ein langer Sonntag steht ins Haus: Ab 7.30 Uhr gilt es der mit Strafandrohungen und mehrfachen Verweisen auf irgendwelche Gesetzes- oder Verordnungsparagraphen bewehrten Aufforderung Genüge zu tun, sich zur festgesetzten Zeit am festgesetzten Ort einzufinden und der Bayernwahl beizusitzen.

Mach ich eigentlich immer wieder gerne. Denn im Durchschnitt haben wir ja nur zwei Wahlen im Jahr. Eins von fünfundzwanzig Wochenenden lässt sich der besten aller schlechten Staatsformen ohne weiteres opfern.

27. September 2008

Advent und Befreiung

Nachdenken über Liturgie aus dem charismatischen / emerging church Lager:

"Es geht nicht um einen Gott der statischen Gegenwart (das suggeriert der Tempel - so richtig es auch ist, dass wir Gott immer nur in unserer Gegenwart begegnen können), sondern um Gott, der sich aufgemacht hat und der in jedem Moment unserer Gegenwart kommt, um uns und diese Welt auf seine Zukunft vorzubereiten. Insofern ist jeder Gottesdienst ein Stück Advent - unabhängig davon, ob wir das nun akut gespürt haben oder nicht. Wir müssen uns von der Überforderung befreien, zu viel erleben und empfinden zu müssen. Sie ist der Tod der meisten geistlichen Übungen. Die leben davon, dass wir bestimmte Dinge in festen Rhythmen tun und nicht ständig fragen, was es nun gebracht hat (und sie gegebenenfalls dann bleiben lassen). Das wäre dann wirklich zweckfrei, weil es uns von der Fixierung auf unsere eigenen Erwartungen und Bedürfnisse, unseren persönlichen Zwecken, befreit.

Wie also könnte ein Gottesdienst ablaufen, der den Bogen der
missio dei aufspannt und uns in Gottes Zweck und Absichten einbettet und die [sic] deutlich macht, dass der entscheidende Gottesdienst sich im Alltag abspielt?" ("Liturgie - was predigt eigentlich unser Gottesdienst?" bei Peregrinatio)

Wochenschau mittels Handy-Bildern



Blick aus meinem Zimmer nach scharf rechts



Blick aus meinem Zimmer nach gegenüber



Besucher aus Prag, in der Pfarrkirche bei der Arbeit



Früherer Besucher aus Duluth, MN



Frühere Besucher aus dem Mississippi-Delta

Den Trinkern:

In der Blogozese gibt es Schnapsnasen, oder sagen wir besser: Liebhaber edler Brände.

Einen Kurztrip könnte ihnen der am Sonntag, 26. Oktober brennende Kahlgrund wert sein: Dreizehn Brennereien und Destillen öffnen Pforten, Fässer und Flaschen.

Tote Sprache im Vatikan

Alarm im Blog von La Croix, der Tageszeitung des katholischen Frankreich: Offiziell ist das Französische eine der - neben dem Lateinischen - fünf offiziellen Sprachen im Vatikan.

Allerdings gibt es aktuell nur wenige Frankophone in der Kurie, und wenn die - wie Mgr. Jean-Louis Bruguès, Sekretär der Kongregation für das katholische Bildungswesen - bei öffentlichen Auftritten dann noch lieber englisch statt ihre langue maternelle sprechen, ist Aufregung angesagt. Oder désespoir.

Solares Serotonin

Eine der wichtigsten Frauen im Leben eines Mannes ist seine Friseuse - mindestens wenn er keinen der selten gewordenen, von Männern für Männer betriebenen Haarschneidesalons besuchen kann.

Im Idealfall ist sie freundlich, aber nicht aufdringlich, gesprächig, aber nicht geschwätzig, geschickt, aber nicht raffiniert. Wenn man eine gute gefunden hat, dann nimmt man auch gerne überraschende Tatsachenbehauptungen in Kauf, wie ich heute morgen eine vernahm:

"Ein schöner Spätsommertag heute. Es ist schon so, daß die Sonne Glückshormone aussendet, nicht wahr?"

26. September 2008

Erschrecktes Erwachen und mühsame Wiederentdeckung

Open Democracy mit dem Untertitel "free thinking for the world" ist wirklich kein kirchennahes e-Magazin. Umso bemerkenswerter ist der Artikel über die Lage im Jahr 1 post Summorum Pontificum und ihre Vorgeschichte:

John Casey: Rediscovering Traditionalism.

Ausschnitte:

"The ultras have a point. A pious Catholic who had fallen asleep in 1960 and woken up forty years later would be puzzled indeed at a modern mass (unless he had been allowed to slumber all those years in Brompton Oratory or a few other traditionalist redoubts.) He would find the modern Church culturally and psychologically so altered that he might be tempted to see it as a new religion masquerading under the old name. He might, like my Polish acquaintance, decide not to bother any more."

"As T.S.Eliot put it, tradition cannot be blindly inherited, but has to be re-discovered in every age, an enterprise that requires great labour. No one who reads Ratzinger can deny that he brings a very lively intelligence into his attempt to rediscover tradition. It is his critics of the ageing Vatican II generation who begin to look intellectually lazy."

Mitternachtsgospel

"Since the Comforter made me whole - I got a newborn soul."



Es singt und swingt die Nashville Bluegrass Band in der Besetzung O'Bryant, White, Enright, Duncan und Libbea.

25. September 2008

Unqualifizierte SpOn-taneitäten

SpOn-tane und daher wirkliche völlig unqualifizierte Gedanken beim Durchsehen der SpOn-Feeds:

"Anschlag auf Villa von Stefan Aust" - Welche Glaubens- oder Unglaubensfundamentalisten waren da wohl im Einsatz? Wird Herr Aust seine Post jetzt noch selber öffnen? Wird der Spiegel jetzt jeden, der Herrn Aust einen kritischen Brief schreibt und seinem Brief keine gefährliche Substanz beipackt, mit Attentätern in den gleichen Hexensuppentopf werfen? Wir sind gespannt.

"Noch viel schwieriger ist es allerdings, das Gefühl eines bewussten inneren Selbst vollständig zu überwinden. Ich scheine nur weiter zu existieren, aber obwohl ich es nicht beweisen kann, glaube ich eigentlich, dass es nicht so ist." - Da muß man schon ganz schön edgy und bright sein, um das alles unter einen Hut zu bringen: Nur an das zu glauben, was empirisch beweisbar ist, es sich und anderen im Naturalismus bequem zu machen und sich dann im rechten Moment eine Ausnahme zu genehmigen. Herzlichen Glückwunsch an den "Leib mit seinen Genen und Memen", der von anderen Leibern mit Genen und Memen üblicherweise Susan Blackmore genannt wird, für ein erfrischendes Stückchen Neuronenartistik!

FAZ-Kirchenblog

Mir war das bisher entgangen: Die FAZ lässt einige ihrer Redakteure bloggen, und Daniel Deckers, Kirchenkorrespondent, ist seit neuestem mit "Überkreuz" dabei.

Man könnte fast meinen, Deckers habe "Dominus Iesus" verinnerlicht: Das Wort "Kirche" gebraucht er in der Blogbeschreibung schön in der Einzahl und für die RKK...

24. September 2008

The Embedded Catholic reports:

Ich fand es ja beruhigend, daß der deutsche Zukunftsforscher in seinem heutigen Vortrag jede Menge Megatrends namhaft machte, doch Religion und Spiritualität dabei nicht auftauchten. Wir glokalisieren uns, wir agen down, wir werden weiblicher - gottes- oder sonstwie höheres-Wesen-gläubiger werden wir anscheinend nicht.

ER machte sich im weiteren Verlauf dann doch vernehmbar, als einmal der freikirchliche Kollege es in seinem Vortrag nicht unterlassen konnte, den Begriff der Vision (als Vorstellung einer zu erarbeitenden Zukunft) mit der Bemerkung zu kommentieren, daß man in seiner sehr konservativen Kirche mit Visionen seeeehr zurückhaltend sei, und als dann einer anderer Kollege Bilder seines Besuches auf dem Berg Athos zeigte.- Wer Ohren hat, der höre, was der Geist der Versammlung westlich-aufgeklärter Menschen sagt.

22. September 2008

Stimmungslied



Gewissen hauptamtlichen Mitarbeitern der römisch-katholischen Kirche in Deutschland in Dankbarkeit zugeeignet: Ohne Euch wüssten wir nicht, daß wir ein Rückgrat haben.

Blogruhe

Aus Gründen, die allein im realen Leben (und nicht im virtuellen und schon einmal gar nicht hier) zu suchen sind, wird hier bis Samstag wenig bis nichts stattfinden.

Für alle, die mir etwas sagen möchten, sind die üblichen Kommunikationskanäle offen.

Dem Sänger das letzte Wort



Well my hearts in the highlands at the break of day
Over the hills and far away
Theres a way to get there, and Ill figure it out somehow
Well Im already there in my mind and thats good enough for now

Warum sollten wir uns von irgendwem und irgendetwas die Sehnsucht vermiesen lassen, von der wir gestern in der Lesung (Phil 1, 20ad-24.27a). Natürlich ist die meine viel kleiner, weniger glühend, bescheidener als die des Paulus. Aber deshalb habe ich sie doch. Und hüte sie wie - ja, wie? meinen Augapfel?

20. September 2008

Gesungenes Jesusgebet



"Herr, Jesus Christus, Sohn GOttes,
erbarme DIch unser, der Sünder."

Es singen die Nonnen des Klosters St. Elisabeth, Weißrußland.
(Иисycoва молитва-Поют сёстры монастыря Св. Елизаветы. Белорусия)

via Anchoress.

19. September 2008

Just Call Me...

Weil Piratentag ist:



My pirate name is:


Mad Sam Cash







Every pirate is a little bit crazy. You, though, are more than just a little bit. You're musical, and you've got a certain style if not flair. You'll do just fine. Arr!

Get your own pirate name from piratequiz.com.
part of the fidius.org network

Zwischensumme

Nachdem ich mich in aller Herrgottsfrühe auf den neuesten Nachrichtenstand in Sachen Bittlinger gebracht hatte (sound7, Darmstädter Echo, RTL etc etc) und auch zum ersten Mal den zu Recht berüchtigten Beitrag der obskuren Schreiberlinge jener den Namen des "hochheiligen Kreuzes" mißbrauchenden Website gelesen hatte, fiel mir nur noch Freddy Fintons unsterblicher Satz ein:

"I declare this openly bizarre!"

18. September 2008

Zitat des Tages

O-Ton Scipio:

"Was für'n Clemens?"

Ich wusste echt nicht, wer da gerade gemeint war im Gespräch mit einer Freundin. Dann fiel's mir wieder ein.

Gute Christliche Musik

Oder:
Scipio's Everlasting Top Twenty-Two Songs of Faith, Love and Devotion With a Few Annotations

22. Buddy Miller: Shelter Me
Wer braucht sie nicht, die beschirmenden Schwingen GOttes?
Album: Universal United House of Prayer
youtube

21. Ron Block: Set Your Children Free
C.S. Lewis-Fan Block besingt den Exodus.
Album: Faraway Land

20. Iris DeMent: Let the Mystery Be
Sehr zurückhaltende Jenseitserwartung; Iris lässt die andere Seite lieber im Dunkeln.
Album: Infamous Angel
youtube

19. E. C. Ball: Ain't No Grave Can Hold My Body Down
Spröder Charme, Urgesteins-Mountain Music, nur mit Gitarre und Ehefrau, aber wasne Heilsgewißheit - quasi das Gegenstück zu Nr. 20
Album: E. C. Ball with
Orna Ball

18. Jim Lauderdale & Ralph Stanley: I Feel Like Singing Today
Anti-Nietzsche, von wegen "Fröhlicher müssten sie mir sein". Vorsicht: Reinster Bluegrass
Album: I Feel Like Singing Today


17. The Gourds: Hallelujah Shine
"If you want to meet the Jesus / You gotta go down there brother"
Album: Bolsa de Agua

16. Rhonda Vincent: You Don't Love Your God If You Don't Love Your Neighbour
Gewissenserforschung
Album: The Storm Still Rages
youtube

15. Hot Rize: Keep Your Lamp Trimmed & Burning
Eigentlich ein Blues-Klassiker, bei Hot Rize leicht und elegant
Album: So Long A Journey

14. Alison Krauss: When God Dips His Pen of Love in My Heart
Nicht ganz klar, warum ausgerechnet ein Stift ins Herz getunkt wird. Aber trotzdem erhebend mit Alisons weicher Stimme.
Album: Now That I Found You

13. Townes van Zandt: Two Hands
Ein ganz schlichter, rollender Song
Album: High, Low and In Between

12. Cowboy Junkies: Working On a Building
Aus den Trinity Sessions, hörbar transzendent

11. New Grass Revival: Prince of Peace
Rockt, ist aber Nue/Bluegrass
Album: heißt wie die Band

10. Sufjan Stevens: The Transfiguration
Das Lied zum 6. August
Album: Seven Swans
Youtube

9. Blind Willie Johnson: Dark Was the Night - Cold Was the Ground
Braucht keinen Kommentar. Wer kennt es nicht?
Youtube (gecovered von Chris Thomas King)

8. Dry Branch Fire Squad: Hide You in the Blood
Biblisches Versteck, besungen von einer der besten Bluegrass/Old Timey-Gruppen
Album: Memories That Bless & Burn

7. The Blind Boys of Alabama: Run On for a Long Time
Das soll Gospel Music sein? dachte ich, als ich es zum ersten Mal hörte. Schon großartig, diese alten Herren.
Album: Spirit of the Century


6. Olabelle: Soul of a Man
Album: Olabelle

5. Gillian Welch: I Want to Sing That Rock And Roll
Momentan bleibt uns nichts anders als der Rock'n'Roll, solange wir noch nicht im Glory Land sind
Album: Time (The Revelator)
Youtube

4. Emmylou Harris: Cup of Kindness
Marienlied
Album: Stumble into Grace

3. Bob Dylan and Mavis Staples: Gonna Change My Way of Thinking
Mit schönem einleitenden Dialog und dem Rezept für Bobs Schlaflosigkeit: Sing about it.
Album: Gotta Serve Somebody - The Gospel Songs of Bob Dylan

2. Nashville Bluegrass Band: Every Humble Knee Must Bow
Album: To Be His Child

1. Steve Earle and the Del McCoury Band: Pilgrim
Wünsche ich mir für mein Requiem
Album: The Mountain

17. September 2008

Friedrichs des Weisen Lieblingsladen

Wieso hatte Friedrich III. von Sachsen nur die drittgrößte Reliquiensammlung seiner Zeit? Lag es am Geld oder am Nachschub?

Heutzutage wäre Amanda Broomer, 1050 2nd Ave, New York, NY seine Hauslieferantin. Oder sind $4,500 für einen Martyrerschädel, $300 für einen Heiligenzahn oder $975 für einen Kreuzessplitter keine vernünftigen Preise?

Aber darf man das überhaupt? Mit Reliquien Handel treiben? Oder aus Käufersicht: sie erwerben? Laut Forbes verbietet das Kanonische Recht den Reliquienhandel. Aber wenn Katholiken eine Reliquie in, sagen wir, einer Pfandleihe sehen, dann müssen sie sie von dort "retten", damit sie nicht von Ungläubigen zu blasphemischen Zwecken verwendet wird.

Interessant auch die Beobachtungen Amanda Broomers zu ihrer kleinen, aber feinen Kundschaft:

"Some of Broomer's clients are people who have parted from the church or been shunned by it. 'Perhaps owning a relic is a way back in,' she speculates. Her typical customer is male, single, middle-class and gay. Priests and Catholic church parishioners make up the rest of her clientele."

On his way to the other side

Ira Tucker, Leadsänger der Dixie Hummingbirds, starb am gestrigen Dienstag. 70 Jahre hat er mit seinen "Kolibris" gesungen. Definitiv einer der Großen Gospelsänger. Er ruhe in Frieden! (via Christianity Today)

Obituary u.a. in der NY Times.

Hier singt er für uns noch einmal den Klassiker "Standing on the Bedside of a Neighbor":



16. September 2008

Beckstein katholisch?

Erst wundert sich die FAZ noch über den Trachten-Beckstein, dann legt der Landesvater mit der 2,0-Liter-Grenze nach - und am Ende konvertiert er gar noch...

Von der vordersten Wissenschaftsfront...

... berichtet uns heute morgen John Cleese PhD FRSM:



Wer das Video anschaut, weiß anschließend ganz genau, welche Gene wo genau herumlungern und auf ihren Einsatz warten. (via five feet of fury)

Sorry, Darwin

Hat sie schon, tut sie's noch - oder sollte sie bloß?

Charles Darwin hat mit der Church of England noch eine Rechnung offen, und die will das 150-Jährige des "Origin of Species" nutzen, sich bei ihm zu entschuldigen.

Laut Telegraph sind die Nachkommen Darwins not impressed:

"Andrew Darwin, a great-great grandson of the scientist, said: 'Why bother? When an apology is made after 200 years, it’s not so much to right a wrong, but to make the person or organisation making the apology feel better.'" (Quelle)

Ich verweise bei der Gelegenheit auf den inzwischen auch schon älteren, klassischen Text von Mary Ann Glendon: Contrition in the Age of Spin Control (Reue im Zeitalter der Meinungsproduktion):

"'What you actually seem to demand is that the Church put the kingdom of heaven on earth right here now. Christ was crucified on earth and the Church is crucified by all of us, by her members most particularly, because she is a church of sinners. . . . The Church is founded on Peter who denied Christ three times and couldn’t walk on the water by himself. You are expecting his successors to walk on the water.' [Ein Zitat von Flannery O'Connor; scipio]

Truly, it is right that we confess our sins and do penance. We never 'tire of repenting' because we and our pilgrim Church are on a trajectory—climbing Jacob’s Ladder, striving to "put on the new man," trying to be better Christians today than we were yesterday. Probably the best way to show that we are moving forward on that trajectory is simply, as the Pope says, to 'offer to the world the witness of a life inspired by the values of faith.'

But so far as our public acts of repentance are concerned, let us be vigilant to prevent them from being hijacked and exploited. Let us join with our sisters and brothers of other faiths to resist all those who peddle the poison of collective guilt. Let us make sure our expressions of sorrow are never permitted to denigrate the role of the Church in history as an overwhelmingly positive force for peace and justice. And above all, let us remember what they are not: they are not apologies for being Catholic."

15. September 2008

Deutschland, geteiltes Vaterland

Geahnt haben wir's schon immer, gewusst nicht:

In the genetic map of Europe as construed by Lao et al (Current Biology 2008, 18(16): 1241-1248),

"There is surprisingly little overlap between the northern and southern German populations, each of which has more in common with their other neighbours (Danish/Dutch/Swedish in the northern case, Austrian/Swiss/French in the other one)." (StrangeMaps)

Zu gemeinsamen Kommandounternehmen reicht es aber noch immer, gell?

Unerwartete Abendüberraschung nach einem interessanten Montag

Der 2002er Iphöfer Burgweg (Scheurebe Kabinett), den ich schon lange überfällig und verfallen glaubte, entpuppt sich als ein sehr anständiger Tropfen.

Lange nichts mehr gehört von:

Sufjan Stevens.



Laut Paste Magazine macht der Maestro nach seinen Michigan- und Illinoise-Alben erst mal Pause und produziert stattdessen die Folk-Pop-Gospel-Church-Music-Gruppe The Welcome Wagon (Bild).

Bild einer katholischen Kindheit



Während A die Laufbahn des Kirchenmusikers ergriff, gehörte B in späteren Jahren zu einem Kommando von Glaubensfundamentalisten. (Sagt jedenfalls ein bekanntes deutsches Nachrichtenmagazin.)

Wenn das die Kindergartenschwester wüsste!

Wiedereintrittsverweigerung: in memoriam D. F. Wallace

David Foster Wallace habe ich nicht gelesen, aber als ich gestern, nach seinem Suizid, die Elogen auf dieses Prachtexemplar eines zeitgenössischen Schriftstellers las, musste ich an Walker Percy denken, genauerhin an seine Theorie des Transzendenzorbits, den Wissenschaft und Kunst auf je ihre Weise dem in der postreligiösen technisierten Welt heimatlos gewordenen Selbst bieten - und an seine Beschreibung der Wiedereintrittsmöglichkeiten nach dieser Reise: So viel bleibt da nicht an einem trägen Mittwoch nachmittag, nachdem der neueste Roman abgeschlossen ist. Sagt er.

Im folgenden einige Abschnitte aus "Loch im Kosmos: Das letzte Hilf Dir Selbst Buch" (Basel: Sphinx, 1991, S. 131 - 133)

"Transzendenz durch Kunst. Ist der Wissenschaftler der Fürst des postreligiösen Zeitalters, Beherrscher und Souverän des Kosmos durch dessen Transzendenz, so ist der Künstler der leidende Diener des Zeitalters, der durch seine eigene Transzendenz und seine Benennung der Dilemmata des Selbst zum Retter und Erlöser nicht nur der anderen Künstler wird, sondern überhaupt aller anderen Leidenden. Wie der Wissenschaftler transzendiert er, indem er Zeichen gebraucht. Anders als der Wissenschaftler spricht er nicht bloß zu einer kleinen Gemeinschaft anderer Künstler, sondern zur Welt aller Menschen, die ihn verstehen.

Es ist kein Zufall, daß der Künstler (Dichter, Romancier, Maler, Dramatiker) in den letzten hundert Jahren etwa zum Anzeiger eines Dissenses von der modernen These, das Los des Menschen werde sich direkt proportional zum Fortschritt von Wissenschaft und Technik verbessern, geworden ist. Die Entfremdung des Künstlers erstaunt viele, sowohl die Wissenschaftler und Techniker, die glücklich und fleißig sind, als auch die Laien und Nutznießer, die in der Immanenz des Konsums glücklich sind. (...)

Der Unterschied zwischen Einstein und Kafka, beide Söhne aus mitteleuropäischen Mittelschichtsfamilien, die beide das Leben in der normalen Welt unerträglich trostlos fanden:

Einstein entkam der Welt durch die Wissenschaft, das heißt, indem er nicht nur die Welt, sondern den Kosmos selbst transzendierte.

Kafka entkam seinem Dilemma - gelegentlich - auch, aber nicht durch die Wissenschaft, sondern durch die Kunst, das heißt, indem er sah und benannte, was bis dahin unsagbar gewesen war: das Dilemma des Selbst in der modernen Welt.

Die Erlösungswirkung der Kunst kommt in der Neuzeit im besten Fall daher, daß sie den Triumph des autonomen Selbst feiert - wie in Beethovens Neunter Symphonie -, und im schlechtesten Fall daher, daß sie das Unsagbare benennt: die seltsamen und zwecklosen Bewegungen des Selbst, das sich selbst zu entkommen versucht. (...)

Das Selbst in seinem Dilemma wird sowohl beim Schöpfen als auch beim Empfangen eines Zeichens mitgerissen - eine Zeitlang.

Nach einer Weile stecken beide, der Künstler und das Selbst, das das Zeichen empfängt, wieder in der gleichen Klemme oder einer noch schlimmeren - weil beide von der Transzendenz und der Gemeinschaft gekostet haben.

Wenn Dichter oft Selbstmord begehen, dann nicht, weil ihre Gedichte schlecht wären, sondern weil sie gut sind. Wer hätte je davon gehört, daß ein schlechter Dichter Selbstmord verübte? Der Leser ist nur wenig besser dran. Die mitreißende Wirkung eines guten Gedichts hält zwanzig Minuten an, höchstens eine Stunde.

Anders als der Wissenschaftler hat der Künstler Wiedereintritt sprobleme, und zwar häufig und mit katastrophalen Folgen."

O-Ton Aparecida und jesuitischer Kommentar

Benedikt XVI.: Ansprache zur Eröffnung der Arbeiten der V. Generalkonferenz der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik (13. Mai 2007)

Michael Sievernicht sj: Fauxpas in Aparecida? Benedikt XVI. und die Indianer AmerikasHerder Korrespondenz 2007 (7): 357-362

14. September 2008

Eine Runde Mitleid und jede Menge Morddrohungen

Spiegel Online: "Katholische Fundamentalisten bedrohen evangelischen Papstkritiker".

Keinerlei Sympathie mt Morddrohungen gegen trällernde evangelische Pfarrer, nicht einmal klammheimlich. Stattdessen meinerseits jede Menge Morddrohungen gegen Morddroher, ob katholisch, "katholisch" oder sonstwas.

Halten wir dennoch fest: Das Lied von Clemens Bittlinger wird keinen Deut weniger dümmlich, weil ihn jemand als "dreckige Protestantensau" bezeichnet.

Und wenn sich der zuständige Kirchenpräsident jetzt über vergiftetes ökumenisches Klima beklagt: Wo war er denn vorher, der Dienstherr des "Sonderbeauftragte(n) für musikalisch-kulturelle Verkündigung" und "Referent(en) für Mission und Ökumene"?

(Im Jahresbericht der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (pdf, 4,1 MB) läßt sich nachlesen, wo dort die aktuellen ökumenischen Schwerpunkte liegen: Nicht bei der evangelischen-katholischen Ökumene jedenfalls, aber nun gut. Und daß Präsident Steinacker dazu aufruft, "auf allen Ebenen unsere Identität herauszustellen", muß auch nicht unökumenisch gemeint sein. Honni soit... Bloß wenn BXVI oder einer der drei +Ms das sagen, dann darf aufgestöhnt und aufgeschrien werden. Sag ich mal so.)

Für die Ev.-Lutherischen Freunde:

The Reformation Polka

Takup An Takup An Read

Für alle Augustinus-Freunde und andere Heiligenverehrer da draußen: Tha Confessionz.

13. September 2008

Wieder einmal: Deutsche Killing Fields

"Selbst hartgesottene Geister" packt bei diesem Thema "das Entsetzen" (M. Spieker), Herta Däubler-Gmelin gebrauchte 1999 das Adjektiv "grauenvoll".

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Christel Humme, lässt sich 2008 nur zu einem lahmarschigen "nicht Usus und guter Stil" hinreißen, und meint damit nicht die wahrlich grauenvolle Praxis der Spätabtreibung, sondern den Gruppenantrag, den die CDU/CSU dazu vorbereitet. Aber klar, es ist ja "alles, was dazu zu regeln ist, ... geregelt".

Die Ärzteschaft ist - trotz der Behauptung Hummes - anderer Meinung. Und außerdem, o parlamentarisches Ruhmesblatt, geht es in dem Gruppenantrag ja nicht einmal um die Abschaffung des Rechts auf Kindestötung bis zur Geburt, sondern nur um eine Bedenkzeit von drei Tagen und um eine medizinische und psychosoziale Beratung:

"Der Gruppenantrag, dessen Ziel die Verringerung der Anzahl sogenannter Spätabtreibungen ist, wurde von Abgeordneten aus der Unionsfraktion erarbeitet, nachdem sich die große Koalition nicht auf ein gemeinsames Vorgehen in dieser Frage einigen konnte. Er ist ausformuliert und befindet sich zurzeit in der abschließenden Rechtsförmlichkeitsprüfung. Im Kern sieht der Antrag eine Bedenkzeit von mindestens drei Tagen vor, ehe die Abtreibung eines ungeborenen Kindes, bei dem eine Behinderung festgestellt wurde, nach der 22. Schwangerschaftswoche erlaubt ist. Außerdem wird eine medizinische und psychosoziale Beratung zur Voraussetzung gemacht. Eine Ordnungsstrafe von 10 000 Euro droht Ärzten, die gegen die Beratungspflicht verstoßen." (Welt)

Brüder im Schlamassel

Koinzidenzen, Gleichzeitigkeiten:

Da war zuerst zweimal Blaise Pascal:

"Der Mensch ist also nichts als Verstelllung, als Lüge und Heuchelei, sowohl in ihm selbst wie mit Rücksicht auf die anderen. Er will nicht, daß man ihm die Wahrheit sage; er vermeidet es, sie den anderen zu sagen; und alle diese so weit von der Gerechtigkeit und Vernunft wegführenden Neigungen haben eine natürliche Wurzel in seinem Herzen" (fr. 100 - Brunschwicg)

"Denn das ist sicher: je klarer die Menschen sehen, desto mehr Größe und Armseligkeit (zugleich) finden sie im Menschen." (fr. 416 - Brunschwicg)

Als nächstes diese Aufnahme zweier sehr verschiedener, aber in ihrer jeweiligen Art recht vollkommener Geschöpfe GOttes:



Und dann, als Nr. 3, ein Gespräch über die Gattung Mensch an sich, manche ihrer Vertreter im Einzelnen und lebende römisch-katholische im ganz Speziellen. Ich musste dem zu Recht empörten und tief verletzten Bekannten zustimmen: Unter aller Sau das ganze, verlogen, betrügend, heuchelnd, meuchelnd, kaum einer ohne Leiche im Keller oder im Schaufenster. Und in den Vorhallen des Tempels, in den Ordinariaten und Pfarrhäusern geht es nicht anders zu, eher noch schlimmer: superbia, avaritia, gula, ira, luxuria, invidia, acedia - allesamt clericalis atque catholica.

Ist es ein Trost, daß sich die Kleriker dabei kaum von den christgläubigen Laien, diese hinwiederum kaum von ihren ungläubigen Verwandten, Nachbarn und Kollegen unterscheiden?

Mein einziger Trost, und da wiederhole ich mich vielleicht, ist genau das, was dem Bekannten zu schaffen machte: Da steht einer vorne, der sich irgendwann einem bestimmten Ritual unterzogen hat, vielleicht damals schon karrieregeil, pädophil oder lebensuntauglich, jetzt geweihter Idiot, spricht süßlich-idealistisch-fromme Worte nach, verhüllt und verdeckt die blutige, schmerzhafte Realität, hat keine Ahnung vom wirklichen Leben (meinem und Deinem, heißt das), "weiht" und "wandelt" ein Brotstückchen, das damit zum einzigen, reinen, strahlenden Objekt inmitten der ganzen Versammlung (ekklesia) wird und das in den unreinen Mündern verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen. Ite, missa est - Geht hin und sündigt weiter, pardon: seid ganz normale Menschen.

Wenn ich das nicht glaubte - und das heißt: wenn ich nicht daran glaubte, daß die Gegenwart des Einen Reinen nicht, überhaupt nicht vom gelungenen Leben, der heilen Persönlichkeit oder gar der Heiligkeit des zelebrierenden Priesters und - zum Glück - auch nicht von meinem gelungenen Leben, meiner heilen Persönlichkeit und meiner schon mal überhaupt nicht vorhandenen Heiligkeit abhängt, sondern von einer unerhörten, vielleicht auch unverständlich-unverstandenen Berufung und der entsprechenden Besiegelung durch bischöflich-sündig-aber-geweihte Hände, der Priesterweihe also, dann wäre gar keine Hoffnung. Dann säßen wir fest, wir intelligenten Bestien. No way out. Brüder und Schwestern im Schlamassel.

Dabei geht es ja nicht einmal nur um Sünde und Sündigkeit, sondern auch um den allgemeinen Knacks, den jeder und jede mit sich herumträgt (es melde sich per Mail, wer jemanden kennt, der nicht...): Arroganz, Alkoholismus, Depression, Unsensibilität, machismo, Eitelkeit, Nicht-zuhören-können, Lampenfieber und Platzangst, Kindheitstraumata und verletzte Ehre, Ellbogen und Radfahrerrücken, unbemerkter Lächerlichkeit und gewollter Penetranz. Sind wir nicht alle süß, wie wir die Fassade aufrecht erhalten? nicht komisch, wie wir fröhlich aufwachen und durchs Leben stolpern, Tag für Tag? nicht bedauernswert, wie sich Tragik auf Unglück, Krankheit auf Scheitern häuft? nicht verrrückt, wie wir uns dennoch immer wieder Hoffnung machen: Es muß besser werden! So kann's nicht bleiben!

Wir haben uns daran gewöhnt. Es gibt immerhin sonnige Tage und Jahre. Nicht jeden trifft es gleich schlimm oder gleich öffentlich. Meistens klappt es einigermaßen mit der Solidarität: ein Auto hält an neben dem Pannenwagen, der Kollege hat ein gutes Wort, der Freund lässt sich rund um die Uhr anrufen. Meistens ganz erträglich das Ganze, mindestens bei reduzierter Hoffnung. "Danke der Nachfrage, mir geht es gut. Ich habe mich an mich, an euch, ans Leben im Hier und Jetzt und Gerade-so gewöhnt. Wenn es so bleibt, schlage ich mich schon durch."

Ich gebe es zu: So ähnlich denke ich auch meistens, wenn ich nicht groß nachdenke. Die liegt in der Luft, diese Denke. Die andere Weltsicht ist gar nicht einsichtig, zu sehr aus der Luft gegriffen und vom Himmel gefallen scheint sie - und dem lassen wir sie auch gerne, ihm und den Spatzen.

Aber es gibt dann eben doch die anderen Erfahrungen und aufblitzenden Erkenntnisse, seien sie auch noch so paradox: Diese Brüderlichkeit in den Schützengräben des Lebens ist nicht selbstverständlich und schon gar nicht töricht. Die Dankbarkeit dafür hat ihren Grund und ihre Empfänger, lässt sich nicht auflösen in evolutionär bedingte, überlebensförderliche Angewohnheiten. Die Hoffnung hat ein Ziel, der Glaube ans Gute eine Quelle. Sogar die Liebe (mit ihren Geschwistern Sex, Eros, amicitia, Begehren, amor, caritas, wie sie alle heißen) ist nicht nur gut gemeint oder erfreulich in Ausübung und Empfang, sondern ist eine Verheißung. Eine erfüllte Verheißung, eine mit Namen.

Jesus Christus.

Bald im Äther



Antworten auf Fragen, die dauernd jemand dazu stellt (Wer ist Eddie Gorodetzky? Wo steht das Abernathy Building? Wer sind die Deaf Poets?), gibt es bei Dreamtime.

Übers Wochenende zu lesen

Benedikts Ansprache im Collège des Bernardins.

Ich wünscht, ich wär in Indianola

... statt im verregneten Heimatland.



Dort, im fernen Mississippi-Delta öffnet heute das B.B. King-Museum and Delta Interpretive Center feierlich und mit viel Musik seine Pforten.

But well...

11. September 2008

Gastprediger

Wieder zurück per Hochgeschwindigkeitsinternet, lasse ich erstmal einen Gastprediger zu Wort kommen, Mr. Born Again a.k.a. Robert Zimmerman:



Die Harthörigen können direkt mitlesen...

9. September 2008

Frage

Doch noch schnell etwas.

Wenn die Agenturmeldung zur neuesten Umfrage "Wen würden Sie am 4. November wählen?" mit dem - wohl zutreffenden - Satz schließt:

"Allerdings sagten in der Vergangenheit Umfrageergebnisse nach Parteitagen nur in der Hälfte der Fälle das Ergebnis einer Präsidentenwahl zutreffend voraus."

- wer liegt dann aktuell vorne?

Woanders statt hier

Das hat man davon: Sonst melde ich mich immer ab. Vergesse ich es mal, bekomme ich nette Erinnerungen wie "Du wolltest uns doch noch von Zmiraks neuem Buch erzählen!?"

Deshalb mit Verspätung: Wegen Anderweit-ziemlich-beschäftigt-seins zieht bis Donnerstag hier Stille ein.

7. September 2008

Sommerende

Gestern flogen sich die Schwalben auf der Wiese vorm Haus warm. Morgen müsste dann die Abreise auf dem Plan stehen, wenn sie es noch so genau nehmen wie früher.

6. September 2008

Quite a difference

“What's the difference between Sarah Palin and Barack Obama?”

“One is a well turned-out, good-looking, and let's be honest, pretty sexy piece of eye-candy.

The other kills her own food.”


- so die Times (London) via Hermeneutic of Continuity.

Und ein Stück weiter unten, nicht ganz ernst:

"Not since Paris handed that apple to Aphrodite has a man's selection of a woman had such implications for the future of our civilisation."

Interessant, aber...

Der vor einiger Zeit von der Episkopal- zur Katholischen Kirche konvertierte Theologe R. R. Reno in der Antwort auf einen Leserbrief (First Things Aug/Sep 2008):

When historians claim to know what Jesus could and could not have said, they are engaging in a highly speculative project, one I sometimes enjoy observing from a distance, but the results of which I never invest very much in intellectually, to say nothing of spiritually. Moreover, it can't be the case that we need historical-critical information to read the Bible faithfully. For if that were true, then all Christian readers before the modern era were misguided, a conclusion that shipwrecks any notion of the apostolic continuity of the Church based on biblical teaching.

[Wenn Historiker beanspruchen zu wissen, was Jesus sagen hat können und was nicht, dann lassen sie sich auf ein hoch spekulatives Unternehmen ein - eines, das ich manchmal gerne aus der Ferne beobachte, auf dessen Ergebnisse ich aber intellektuell nie viel gebe, vom Spirituellen ganz zu schweigen. Es kann ja auch weiterhin gar nicht der Fall sein, daß wir historisch-kritische Information brauchen, um die Bibel gläubig zu lesen. Wenn das stimmte, dann wären alle christlichen Bibelleser aus der Zeit vor der Moderne fehlgeleitet gewesen - eine Schlußfolgerung, die jeden Begriff einer apostolischen Kontinuität der Kirche, die auf biblischer Lehre basierte, zum Scheitern brächte.]

5. September 2008

Nix war's

Stell dir vor, du suchst eine ganz bestimmte Person im Netz und machst dir die Mühe, 6 (sic!) Suchbegriffe (Achtung: Link vielleicht nicht unbedingt während der Arbeitszeit anklicken) in google einzugeben - und landest dann doch nur auf einem dieser völlig ungeilen Katholenblogs...

creaturam istam cerevisiae...

Tiberius macht die Blogozesanen auf drei neue Verwandte aufmerksam.

Ich revanchiere mich fürs erste mit einem Hinweis auf den St. Blog's Parish Blog Catholic Beer Review, wo sich u.a. auch der Biersegen aus dem Rituale Romanum findet.

Kontrastmäßig noch der Hinweis auf die japanischen Shinto-Mönche, die laut SpOn auch für Handys, PCs und andere digitale Geräte beten.

4. September 2008

Das faz.net schmiert mit

Wer so richtig unabhängigen und objektiven Journalismus erleben will, der gehe ins faz.net und schaue sich an, welches Bild von Sarah Palin man passenderweise als Nr. 1 der Bilderserie ausgewühlt, sorry: ausgewählt hat. (Vielleicht poste ich es später noch.)

Im Web findet sich ja ausreichend O-Ton, so daß sich jeder, der mag, auch ohne journalistische Assistenz seine Meinung bilden kann. Persönlich ist mir immer noch übel von dem Pamphlet, das Peter W. Schroeder, der berüchtigte US-Korrespondent meiner Heimatzeitung, gestern auf Seite 2 unterbringen konnte. Durchaus haßgesättigt.

[Nachtrag:

1. Ich bin dankenswerterweise auf den Unterschied zwischen FAZ und faz.net hingewiesen worden und habe das Posting entsprechend berichtigt.
2. Mein Punkt ist nicht, daß ich lieber Madonnenfotos gesehen hätte, sondern es bemerkenswert fand, daß man gerade dieses Foto auswählte. Aber nun gut: Wer sich als Pittbull mit Lippenstift profiliert, muß damit leben.
3. Es kamen im Laufe des Tages tatsächlich noch kenntnisreichere und neutralere Artikel als der erste, den ich kannte, als ich das schrieb.
4. Ein paar andere kleine Ergänzungen habe ich hinzugefügt.]

3. September 2008

Wie von dem schweigen, von dem man nur bigott reden kann?

Patrick Bahners in einem kurzen FAZ-Kommentar zu einer Veranstaltung mit dem Mainzer Kardinal:

Wenn Lehmann [den Mainzer Stadtschreiber Michael Kleeberg] nicht darüber aufklärte, dass Freiheit für den Christen zuerst und zuletzt bedeutet, dass er frei in Christus ist, so darf man darin keinen Kleinmut sehen. Der Kardinal möchte nicht bigott erscheinen, jeder Anklang eines bevormundenden Tons soll vermieden werden, wo Zuhörer nicht auf dem Boden des Glaubens stehen. Die christliche Botschaft wird dann verständlich gemacht durch einen Plausibilismus der Lebensökonomik. Haben wir nicht gerade heute allen Grund, uns von Meister Eckart mit Heidegger sagen zu lassen, dass der Verzicht nicht nimmt, sondern gibt? Solche Kulturkritik klingt nur leider vormundschaftlicher als alle Herz-Jesu-Lyrik.

Ich kenne das Problem; beim Schreiben eines Blogs, den ja auch alle möglichen Leute lesen (können), hält man gelegentlich inne und fragt sich: War ich zu deutlich oder zu opak, zu exo- oder zu esoterisch, zu platt oder zu abgehoben, zu erz-, rechts-, fundi- oder radikalkatholisch?

Da es für einen Blogger ohne feste Zielgruppe und ohne klaren Auftrag darauf keine eindeutige Antwort gibt, kann er sich immer darauf hinausreden, daß er nicht anders könne als er tue. Macht weiter wie gehabt. Und hofft dabei, daß es ihm gelegentlich gelingt, von GOtt zu reden, ohne bigott zu wirken. Und von IHm so zu schweigen, daß er keinen dabei bevormundet, indem er IHn verschweigt.

Mit ISDN macht Bloggen keinen Spaß

Dabei gäbe es da doch so viel: Tolkiens Geburtstag mitsamt Bemerkungen zu seinem Liturgieverständnis, Phils neues Missa Paulina-Blog, Sarah Palins Enkelkind, Zmiraks Graphic church novel vom Großinquisitor, die ich inzwischen gelesen habe, der Abschied vom evangelischen Pfarrhaus ("Die Pfarrfrau war der Haken, an dem das Pfarrhaus hing", sagt der Frankfurter Dekan Neuhaus), die zwei Briefe von der Telekom (die aber nur wissen wollte, ob wir mit unseren Telefonbucheinträgen zufrieden sind, wie sie sind).

Und im wirklichen, richtigen Leben die Christenverfolgung in Indien