31. Dezember 2004

Liturgielos

Zur besseren Orientierung in der liturgischen Zeit gibt es in meinem Bistum jetzt das Direktorium im Web.

Nichtsdestotrotz begehen wir in meiner Heimatpfarrei das morgige Hochfest der Gottesmutter Maria ohne Eucharistiefeier. Das bürgerliche Jahr hat Vorrang: In einer Stunde beginnt der nicht als Vorabendmesse deklarierte "Jahresschlußgottesdienst", mit Weihrauchopfer zum Totengedenken, Te Deum und Eucharistischer Aussetzung. Schön feierlich und gemütsergreifend.

Ohne mich. Ich gehe morgen fremd.
Jahresendlektüre

Robert Spaemann zur Vernünftigkeit des Glaubens an Gott. (Am Anfang / Welt - von Fono)
Im 3. Jahr: Highlights

Musik:

Laura Cantrell: When the Roses Bloom Again
Buddy Miller: Universal United House of Prayer
Ben Harper & The Blind Boys of Alabama: There Will Be a Light

Bücher:

Klaus Berger: Jesus
Jasper Fforde: The Eyre Affair
Peter Hoffmann: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder

30. Dezember 2004

Morituri TE salutant

Was ist es, das die Flutkatastrophe zu diesem einmaligen Schreckensereignis macht - auch für uns Deutsche, uns Nicht-Betroffene? Die riesige Zahl der Todesopfer? Das Ausmaß der Zerstörung und des menschlichen Leids? Die Plötzlichkeit des Geschehens? Das timing am 2. Weihnachtstag, mitten in die allgemeine Feststimmung? Die Blindheit, mit der "die Natur" zuschlägt? Oder ist es das Erlebnis des Ausgeliefertseins an ein Schicksal, das so gar nicht gütig oder sinnvoll sich zeigt?

Wir hätten es gern heimelig auf dieser Erde, aber damit ist es nichts. Nicht nur nach solchen Katastrophen, sondern grundsätzlich und immer. Die "Natur", das Leben, die Vorsehung, das Schicksal, der Allmächtige Gott - sie sind nicht gerecht. Nicht so, wie wir Gerechtigkeit verstehen.

"Gibt es Gott?", "Wie konnte Gott das zulassen?" - unvermeidlich werden die uralten Fragen wieder lauter gestellt. Uralte, nie verstummte Fragen, nie ein für allemal und endgültig beantwortete Fragen. Wäre die Antwort so offensichtlich oder so naheliegend ein "Nein, es gibt ihn nicht", wie es jetzt wieder scheint - dann hätte es in der menschlichen Katastrophengeschichte nie ein "Ja" geben dürfen.

Mein "Ja", mein "Nein" - beide kosten mich nichts. Nicht in diesem Augenblick, in dem ich satt in einem warmen Zimmer sitze, inmitten einer gesunden und intakten Familie, mit einem festen Einkommen, in einem der sichersten, reichsten, ungefährdetsten Länder der Erde. Aber die Opfer dieser Tage - nicht nur in Südasien, nicht nur im Irak, nicht nur drüben im Krankenhaus auf der anderen Talseite -, die Opfer früherer Tage und die Opfer von morgen und übermorgen geben ihre Antwort, schreien oder flüstern ihr "Ja", ihr "Nein", ihr "Vielleicht", ihr "Ich weiß es nicht". Und einmal werde ich zu ihnen gehören.

Ich hoffe, hoffe inständig, daß ER mir dann begegnet wie ER allen anderen Opfern begegnen möge. Und daß dann, wenigstens dann alle unsere Leiden, unsere Sorgen, unsere Schmerzen, unser Tod ihren Sinn finden und aufgehoben sind in IHM.

(Für jetzt schließe ich mich Daniel an - und Ihr alle am besten auch.)

29. Dezember 2004

Postrelativistische Theologie

"Wer dies etwas anders sieht, mag sich mit der in Bendel-Maidls Studie oft genug hervorgehobenen Tatsache trösten, dass nicht nur die Thomasdeutung, sondern auch ihre Historiographie mittlerweile um die eigene Historizität weiß. Man braucht kein Prophet zu sein um vorauszusagen, dass nach der derzeitigen Euphorie für das Fragmentarische, Kontingente und Subjektive in der katholischen Theologie auch wieder eine Zeit kommen wird, in der man aufs Neue diejenigen Themen entdeckt, um die Autoren vieler Jahrhunderte mit und gegen, aber nie ohne Thomas von Aquin gerungen haben: objektive Wahrheitserkenntnis, die Harmonie von Vernunft und Glaube und eine an tragfähigen metaphysischen Grundprinzipien orientierte Systematik. Das Interesse, mit dem eine Theologie der Zukunft ihre thomistische Vergangenheit rekonstruiert, könnte dann durchaus anders aussehen." (Thomas Marschler: Transformationen des Thomismus)
Der verborgene Gott

"'Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste.' – Tröstende Worte des heiligen Thomas Morus an seine Tochter, kurz vor seinem Martyrium. Darauf zu bauen, sozusagen mit dem eigenen Henker im Nacken, setzt einen tiefen Glauben voraus. Es ist der Glaube an einen Gott, der – trotz allem – eben nicht verborgen, sondern der uns nahe ist. 'Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir' (Apg 17, 28). Und es ist auch der Glaube an einen liebenden Gott, der seinen Sohn Jesus Christus gesandt hat, um das Übel und das Böse in der Welt – das der Natur und das von Menschen angerichtete – durch seinen Tod und seine Auferstehung zu besiegen." (K.-G. Michel in der Tagespost)

28. Dezember 2004

Praying backwards

Ist Gebet in die Vergangenheit zurück wirksam? J.P. Bishop und V. J. Stenger sichten im British Medical Journal die Literatur und meinen:

  • "Claims have been made that prayer can act distant in space and time, including retroactively

  • Very few studies have been done on retroactive prayer

  • Studies on the effects of distant prayer are poorly designed and have weak results

  • Current scientific theory does not support effectual benefit of prayer distant in space or time"
Passend dazu erscheinen die "Google Ads":

  • The 7 Great Prayers - Pray these 7 prayers everyday for an abundant & blessed life. www.prayerpower.com

  • May we pray with you? - Immediate, confidential prayer 24/7 for people of all faiths. www.unityonline.org

  • Liturgy of Hours Editions - ACP offers you many versions. Online orders get free shipping! www.booksite.com/texis/scripts

  • PrayerSurfers - Make your requests, and/or join our Christian people of faith in prayer. www.prayersurfers.org
Die Päpste des 20. Jahrhunderts

"'Noch niemals hat irgendwer auf der Welt einen Ratschlag aus der Zeitung befolgt', sagte die Frau, 'jeder Leser weiß instinktiv, dass jede Art von Artikel meilenweit von jeder Art von Realität entfernt ist, reine Unterhaltung.'

'Es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Ich bemühe mich jedenfalls unablässig, Maßstäbe zur Erfassung der Wirklichkeit einfließen zu lassen. Jetzt, wo sich das Pontifikat Johannes Pauls II. seinem Ende entgegenneigt, wäre es lohnend, einmal zu untersuchen, wie sich mit welchem Ergebnis unter den Päpsten des 20. Jahrhunderts die Brillenträger von den Amtsträgern ohne Brille unterschieden haben. Jeder sieht sofort, dass die hohe, spitze Mitra des Papstes mit einer Brille schlecht zusammenpasst. Das Jahrhundert begann mit Pius X. zwar noch ohne Brille, der Weltkriegspapst allerdings trug schon Brille, Pius XI. und Pius XII. waren in einem Ausmaß Brillenträger, dass der Letztere auf seinem Denkmal sogar noch eine Bronze-Brille trägt, Johannes XXIII. zwar ohne Brille, dafür aber Paul VI. und Johannes Paul I. wieder mit Brille, und erst mit Johannes Paul II. klingt das Jahrhundert brillenlos aus.'"(aus Martin Mosebach: Wozu braucht man eine Zeitung? / taz 4.12.04)
"The Holy Apostolic Cafeteria"

Den richtig römisch-katholischen Kaffee gibt es nur da: im, nein: auf dem Petersdom. (via TSOTHW)

27. Dezember 2004

"O nein"

Wer "gut, ganz und schön" zur Welt kommt, braucht keine Taufe mit sakramentaler Weißwaschwirkung. Vielleicht früher, aber nicht heute, wo das schreckliche, blutige, wüste 20. Jahrhundert vorüber und das schöne, neue Millennium angebrochen ist. Da reicht angenehm vorgewärmtes und psychohygienisch verdünntes Taufwasser:

"Publik-Forum: Das Wasser der Taufe soll also keine Sünden mehr abwaschen?

Moltmann-Wendel: O nein. Der Sinn der Taufe ist aus heutiger Sicht ein anderer: Das Wasser ist ein Ursinnbild des Lebens, wie es fließt, wie es sich ergießt. Das Taufwasser ist also ein Symbol dafür, dass das Kind hineingenommen wird in dieses Leben, mit seiner Familie und seinen Paten. Und es kann in diesem Strom des Lebens aufwachsen, sich entfalten und gedeihen und damit Gottes nährende Kräfte erfahren. Die alten Vorstellungen, nach denen das Kind von der Erbsünde reingewaschen wird, sollten wir aus unserem christlichen Gedankengut tilgen. Und wir können wieder bei dem Gedanken ansetzen, dass wir gut, ganz und schön auf diese Welt gekommen sind.

(...)

Publik-Forum: Was wäre das Christliche an einer so verstandenen Taufe?

Moltmann-Wendel: Es hieße, das neugeborene Kind und uns selbst als Geborene mit all unseren göttlichen Segensgaben anzunehmen – wie wir es auch an Weihnachten feiern: der Geborene in der Krippe." (Ein ganz anderes Bild vom Leben - Interview mit Elisabeth Moltmann-Wendel)

Wie das Christentum zum zweiten Mal nach Deutschland kam

Deutsche fischen für Gottes Botschaft (Welt)

24. Dezember 2004

"Lasset uns beten
nein
nie mehr
nicht beten
auch nicht an
Weihnachten
nie mehr
ich bin nämlich
gestorben

weißt du
mein Schöpfer
Geliebter
du weißt es
ich starb
das weißt du
am besten
es ist aus
mit dem Beten

etwas anderes
etwas ganz anderes ist
dein immer
Türauf
und Hereinkommen
von Ewigkeit
zu Ewigkeit
Amen"
(Silja Walter: Eintreten - wohin Eintreten: keine Messgebete)

"Und wegen seiner Herabkunft dürfen wir uns Gott nicht länger unvollkommen wünschen, unsere Erlösung ist nicht mehr eine Frage des Strebens nach ihm, sondern eine der Hingabe an ihn, der immer und überall gegenwärtig ist. Deshalb beten wir jeden Augenblick, daß wir, ihm folgend, aus unserer Angst in seinen Frieden scheiden dürfen." (W. H. Auden: Hier und jetzt: ein Weihnachtsoratorium)

Allen regelmäßigen Lesern und zufälligen Besuchern, allen Freunden und Blogkollegen - Euch und Euren Lieben frohe und gesegnete Weihnachten!

22. Dezember 2004

Deutsche Christen 2004

Wenn Sechst-Klässer in Anwesenheit von mindestens zehn Lehrern über Kirchenbänke turnen und der Schulleiter kurz danach dem Ortspfarrer dankt, daß er den "sakralen Raum" für das Konzert zur Verfügung gestellt hat - dann wird es Weihnachten in Deutschland.

Wenn der Fineliner, den das Pfarramt den Ehrenamtlichen zu Weihnachten schenkt, auf der Schutzkappe eine komplette Darstellung der Geburtsszene trägt - dann trauert man dem Bilderverbot anderer Monotheisten nach.
Seit 1000 Jahren inkulturiert:

Essen sein Schatz (FAZ)
Weihnachten und Wahrheit

Die Rezension von Klaus Bergers Jesus-Buch in der Zeit:Eckard Nordhofen: Das Wort ist Fleisch geworden (via Katholisches Notizbuch)

"Wenn der Alltagsverstand und die empiristischen Konzepte der Realität darauf geeicht sind, nur physische Realität zu akzeptieren, dann sprengt die Intention der biblischen Erzählungen gezielt diesen Grenzzaun. Berger zeigt überzeugend, dass die Speerspitze der Wundererzählung ins Herz der Normalität zielt. Ein Dornbusch, der brennt und nicht verbrennt, ist eine Manifestation gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Genauso wenig kann eine Jungfrau ein Kind bekommen. Der Herr Kaplan wusste es übrigens in der letzten Weihnachtspredigt besser. Es handele sich um eine junge Frau, nicht um eine Jungfrau. »Was regt ihr euch auf?«

Weil solche verbilligenden Rationalisierungen genau das beseitigen, worauf die Erzähler der Wundergeschichten hinauswollen, stoßen sie die Realpräsenz Gottes, die in diesen paradoxen Ereignissen enthalten war, ab wie ein fremdes Implantat. Sind die Berichte des Neuen Testaments wahr?, so lautete 2002 ein anderer Buchtitel Bergers. Dort redet er von der »Dimension der mystischen Fakten«.

Was ist ein mystisches Faktum? Im Unterschied zu dem, was wir sonst ein Faktum nennen, ist es nichts zum Anfassen. »Fass mich nicht an!«, sagt der Auferstandene zu Maria Magdalena am Ostermorgen. Was sich entzieht, kann dennoch Spuren hinterlassen. Dann ist es wirklich geworden. Berger: »Verklärung halte ich nicht für eine physikalische Realität, und ich mache nicht die potenzielle Fotografierbarkeit zum Maßstab dessen, was ich für wirklich halten darf. Es ist aus meiner Sicht eine Erfahrung in Raum und Zeit, aber an deren Rande, denn mit den Mitteln der Kausalität ist dieses Geschehen nicht zu erklären.«

Die Zeichenpraxis der christlichen Kirche hat als spezielle Antwort auf das Medienproblem des Monotheismus ein eigenes Alphabet ausgebildet. Es ist nach der Grammatik der Inkarnation konstruiert. Jesus, das Fleisch gewordene Wort, ist, anders als Schrift, das, was es bedeutet. Zeichen und Bedeutung fallen zusammen. Das ist die Definition des Sakraments. In diesem Sinn könnte die Art, wie Klaus Berger die Wirklichkeit der Wunder deutet, sakramental genannt werden."

21. Dezember 2004

Gräfin Schönfeldt empfiehlt: Hauptsache Mantel!

"DIE WELT: Welche Kleidung sollte man beim Besuch der Christmette in der Kirche tragen?

Schönfeldt: Es empfiehlt sich ein warmer Mantel, denn die meisten Kirchen sind nicht oder ungenügend geheizt. Sonst ist die Kleidung völlig egal. Allerdings ist der Kirchenbesuch am Heiligen Abend keine Modenschau. Es geht um den religiösen Kern." (Der kleine Weihnachts-Knigge in der Welt)

20. Dezember 2004

Web-Anbetung

Only in America: Eine Webcam als Beitrag zum Jahr der Eucharistie.

Das "Ich schaue IHn an - ER schaut mich an" jenes französischen Bauern - "funktioniert" das hier auch?
Global Rich List
2005 - Balthasar-Jahr

Nach dem Rahner-Jahr 2004 kommt 2005 der 100. Geburtstag seines großen Antipoden Hans Urs von Balthasar auf uns zu. Das öffentliche Medien-Tamtam wird um einiges leiser sein - HUvB war nicht zeitgenössisch wie Rahner und trieb sich seltener an den bekannten Frontabschnitten der innerkirchlichen Auseinandersetzungen (Vat II, Würzburger Synode, Katholikentage) herum - und wenn doch, dann meistens auf der verkehrten Seite.

Manfred Lochbrunner, ein ausgewiesener Balthasar-Kenner, stellt in der Tagespost vier neu aufgelegte Werke des Priester-Theologen-Gemeinschaftsgründer-Verlegers Balthasar vor. Zum Kennenlernen sind diese vier imho aber weniger geeignet. Meine Empfehlungen für diesen Zweck:

18. Dezember 2004

Neues vom Märtyrer der professoralen Lehrfreiheit

Weil das Katholisches Notizbuch gefragt hat und der Herr Professor Küng aktuell wieder ein paar Nebelkerzen ("juristisch anfechtbar, theologisch unbegründet und politisch kontraproduktiv") in die Vergangenheit wirft: Kuckst Du hier, wenn Du wissen willst, warum er damals die Kirchliche Lehrbefugnis verloren hat.

Ich stell mir immer mal wieder gerne eine Kirche vor, in der Hans Küng Papst wäre. Jede Wette, daß die nicht liberal wäre... Von rechtgläubig ganz zu schweigen.(Neuhaus' Law: "Where orthodoxy is optional, orthodoxy will sooner or later be proscribed.")

17. Dezember 2004

Politisch korrekte Weihnachtskarten

Jens Jessen liest in der Zeit die Partei-Karten.

Klar, daß die Parteien das gleiche Problem haben wie wir in der freien Wirtschaft Tätige: Was wünschen wir anderen zu Weihnachten? Dürfen wir das überhaupt? Sind "Weihnachtstage" noch in der Schnittmenge gesellschaftlich geteilter Begriffe enthalten? Bleibt dem wohlgesitteten Deutschen, der keinem zu nahe treten möchte, nicht doch nur der Gruß zum Jahreswechsel?

16. Dezember 2004

Oooh, wie schön

Von 18.00 - 22.00 Uhr Mountain Standard Time (GMT-8) kann man bei Alek und seiner Familie in Boulder, CO, die Lichter am Weihnachtshaus an- und ausschalten.
Let's dance

Weg mit diesem nüchternen, wortzentrierten Christentum! Der Curt Jester zeigt uns, wie der dominikanische Vespertanz geht.
Reiche junge Männer

Jesus und Juwelen - Wie amerikanische Rapper mit Gospel und Glaube flirten im heutigen NZZ-Feuilleton.

Dürfen die das? Neben money for nothing and chicks for free auch noch das Heil geschenkt?

Irgendwann kommt für jeden der Moment, wo er die Wahl hat, traurig wegzugehen.

Aber das muß beim sonstigen Ausmaß der göttlichen Geduld auch wieder nicht das letzte Wort sein.

Der Gottesbeweis des Futur Exakt

Dorothea Treder referiert einen Vortrag von Robert Spaemann: Hinweise auf den göttlichen Ursprung in der Tagespost.

15. Dezember 2004

Adamstränen in Evas Plastikschoß



Harte Männer weinen nicht, und falls doch, importieren sie vorab am besten einen Frauenschoß aus Japan. (BBC)

14. Dezember 2004

Wasser auf, einfach bereuen und - sauber



Lutherischer Beichtersatz - unaufwendig im Einsatz, mit angenehmem Weihrauchduft und 98,9 %iger Schuldreduktionswirkung. Besser machen's nur die papistischen Pfaffen.

Im Old Lutheran Shop gibt es noch ein ganze Anzahl anderer nützlicher Dinge für die "catholically handicapped".
Mehr Kohle durch weniger Dummheit

Kultur des Todes: Die freiwillige Bewegung zur Ausrottung der Menschheit. (via Shrine of the Holy Whapping)

"Die langsame Ausrottung der menschlichen Rasse durch freiwilliges Aufgeben der Fortpflanzung wird es dem Leben auf der Erde ermöglichen, wieder einen gesunden Zustand zu erreichen. Die Enge und die Rohstoffknappheit werden nachlassen, wenn unsere Zahl und unsere Dummheit zurückgehen."
Engelsmusik



Der Schallplattenmann bewertet das Album als "potentiellen Meilenstein", bei HR2 ist es die "CD der Woche" und die Experten der Country Music News greifen zu theologischen Begriffen, um das Phänomen Alison Krauss zu verstehen: eine "kleine Offenbarung" sei auch ihre und ihrer Band Union Station jüngste CD "Lonely Runs Both Ways".

So ähnlich wie Alison müssen die Engel wohl klingen, und perfekter als Ron, Dan, Jerry und Barry können auch die Seraphim ihre Saiten kaum zupfen.

Irdischer Lohn für die himmlische Musik waren bisher 17 Grammies - mehr als jede andere Künstlerin. Und die Dame ist gerade mal 33 Jahre.

13. Dezember 2004

Christian Party Animals

Das 24-7 Prayer Team 365 im Dienst des Herrn.
Soldatenbibel

Custom-printed Bibles for U.S. Special Ops on the way (sojomail)
Literarische Hochfeste


"Lust, Last und eine Portion List sind die Zutaten jährlich wiederkehrender Feiertage, die im Familienkreis begangen werden. Familiäre (Selbst-)Täuschungen als Versuche, den Lebenskampf mittels eines religiös abgesicherten Rituals für einen Moment festlicher Entspannung zu unterbrechen, sind auch ein beliebtes literarisches Motiv. Drei Romane aus den USA zeigen exemplarisch, wie in Zeiten weitgehender Verweltlichung christliche Inhalte mit der Familienthematik verwoben werden." (Thomas Hermann: Familien - Feste - Feiern: Literarische Verarbeitungen christlicher Feiertage -NZZ Online)

11. Dezember 2004

Für mehr als einen guten Zweck

Weil sich so manche Wölfe schon klammheimlich die Hände reiben und auf ungestörtes Weiterjagen im Schafspelz freuen: Jetzt erst recht für kath.net spenden!

kath.net ist für mich eine der wichtigsten Stimmen eines Katholizismus von unten - umso mehr als sie von außerhalb der Apparate und Establishments kommt. Deshalb muß es weitergehen.
Die letzte Vision

Peter Seewald in Chrismon und kath.net:

"In unseren Tagen erwarten wir von den Hirten der Kirche zu Recht unübersehbare Zeichen, die der Geschichtlichkeit der Stunde entsprechen. Eine Art Perestroika des Christentums. Schließlich ist mit der Sache Jesu die letzte Vision verbunden, die uns noch geblieben ist. Die Frage ist ja gar nicht: Hat das Christentum noch eine Chance in dieser Gesellschaft? Die Frage ist in Wahrheit: Hat die Gesellschaft noch eine Chance ohne das Christentum? Das Ding ist nur: Wir haben aus dem Evangelium eine Veranstaltung gemacht, die sich mit allem anfreundet, was das Leben irgendwie bequemer macht. Es ist ein Wir-tun-nur-noch-so-als-ob-Christentum. (...)

Es gibt einen Traum: Könnte man nicht auch, um ein Wort Willy Brandts zu nutzen, wieder mehr Glauben wagen? Wieder damit beginnen, zusammenzufügen, was zusammen gehört? Glauben und Leben. Gott und die Welt. Die Botschaft des Evangeliums neu zu entdecken. Als Hilfe zur Selbsthilfe. Seine unendliche Kraft. Seine unendliche Weisheit. Seine unendliche Barmherzigkeit. "Rufe mich, und ich werde dir antworten", heißt es im Buch der Bücher. Dann könnte sich auch herumsprechen, dass wir längst nicht mehr nur in der Zeit nach Christus leben, sondern bereits wieder, mehr und mehr, in der Zeit vor ihm. Und wer weiß, möglicherweise bekommen wir dann nach den ideologischen Verkrampfungen des letzen Jahrhunderts endlich wieder einen klareren Blick auf die ganze Größe des Mysteriums Jesu. Mehr erschrecken als über die uns so plagenden Zweifel könnten wir dann freilich über die Feststellung: Ja, es stimmt. Alles ist wahr. "
Nicht E!

Definitiv ein erweitertes Verständnis von klassischer Musik hatte jener Angestellte im Plattenladen, der die Best-of-CD von Buckwheat Zydeco in die E-Sektion einsortierte. Beim nächsten Mal besser aufs Bild statt auf den Titel ("Classics") achten! Die Wahrscheinlichkeit, daß so ein Bild eine Klassik-CD ziert, geht gegen Null.

9. Dezember 2004

Never-Ending Tour



Das "belief system" des Bob Dylan: Nach den ersten drei Teilen nun der 30-Seiten-Artikel über die 90er Jahre in Jewsweek.

"It would be, no doubt, a difficult task to divorce Dylan's essence as an artist from the biblical tradition. His composition 'Things Have Changed' was, according to Rolling Stone, 'one of those grim, intense Book of Deuteronomy howls he comes up with whenever he's in the mood to make all other rock & roll singers sound like scared kittens.'

That's the thing with Bob Dylan. How many rock and rollers are doing what he's doing Who else is raising support for an Orthodox Jewish organization, or singing about Jesus, or continually mining the depths of American roots music, or performing within the confines of a county fairground, or before the Pope, or in a casino in Atlantic City, or is the subject of academic theses?"
Religiös, missionarisch, eifernd

- so sieht eine liberale Muslimin, die u.a. Kolumnistin der New York Times ist, West-Europas öffentliche Religion, den Säkularismus. Nur das F-Wort vermeidet sie noch gerade. Dafür sieht sie in der Religion "gerade für die Rationalisten unter uns" einen "Segen". (Nochmal in der Welt)
"Wo hat denn überhaupt ein ernsthafter Dialog stattgefunden?"

Deutliche Kardinalsworte zum interreligiösen "Gequatsche" (O-Ton Lehmann - wieder in der Welt)
"Was macht das Leben lebenswert?"

3,5 MB Antworten bekannter deutscher Normalos. (Welt)

Bemerkenswert ist schon einmal, daß die Damen und Herren das Leben immerhin für lebenswert halten - was ja an sich nicht selbstverständlich ist. Aber da mag die Stichprobe nicht repräsentativ sein. Jennifer Nitsch z.B. konnte nicht mehr befragt werden.

8. Dezember 2004

"To die by light"

"Because my will is simple as a window
And knows no pride of original birth,
It is my life to die, like glass, by light:
Slain in the strong rays of the bridegroom sun.

Because my love is simple as a window
And knows no shame of original dust,
I longed all night, (when I was visible) for dawn my death:
When I would marry day, my Holy Spirit:
And die by transsubstantiation into light."
(Thomas Merton: The Blessed Virgin Mary Compared to a Window (1944))

Mehr Mariengedichte von Thomas Merton gibt es hier.

7. Dezember 2004

Basteln am Märtyrermythos

Si TAZuisses, Hasenhüttl, non ridiculus fuisses.(Auf deutsch: Hättste bloß den Mund gehalten, Gotthold, wärest Du nicht lächerlich geworden.)

Wer Bücher mit Titeln wie "Formen kirchlicher Ketzerbewältigung" oder "Freiheit in Fesseln" schreibt - muß der sich nicht ganz tief innen danach sehnen, ernst genommen zu werden? Will der nicht auch selber einmal als gefesselter Ketzer am katholischen Pranger stehen? Wo keiner mehr den Scheiterhaufen schichtet, bleibt unserem Helden nur noch das Beinahe-Martyrium: die Flucht in die kritische Öffentlichkeit.

Doch "mein Gerechter" wird noch mehr leiden müssen, unweigerlich: Die letzte und höchste Stufe des Martyriums besteht im Vergessenwerden, im Verschwinden aus ebendieser Öffentlichkeit. Auch die TAZ wird ihn verlassen, und "Wir-sind-auch-noch-irgendwie-Kirche" findet bald andere Gallionsfiguren. Die Auslöschung des Ketzers durch Verschweigen - bald, allzu bald wird ihn dies Schicksal treffen, fürchte ich. Und wir alle werden gähnen, wenn wir seinen Namen hören: "Gotthold Nathan Ambrosius Hasenhüttl".

Cur Deus Homo?

Beim Abendspaziergang durch die von tausenden kleinen Lichtern erhellten Straßen denke ich mir, daß sich doch schon allein deswegen die Inkarnation des Gottessohnes gelohnt hat.
Mater Ecclesiae

Rechtzeitig zum morgigen Hochfest ein Artikel von Achim Dittrich in der Tagespost: Ist Maria die "Mutter der Kirche"?

Fazit: Mancherorts ja, in deutschen Landen eher weniger. Matthias Josef Scheeben und Ulrich Wilckens stimmen in ökumenischer Eintracht zu, während Karl Rahner zögert. Hat eigentlich mal jemand die Dame selber gefragt? Ich stelle mir vor, daß sie mit einem weiblich-kräftigen "Sehr gerne!" die Einladung annimmt und gleich mit der Erziehung beginnt.

"Das Zweite Vatikanum hat in „Lumen Gentium“ VIII die Beziehungseinheit von Christus Maria – Kirche dargelegt, Paul VI. hat diesen Zusammenhang im Titel „Mutter der Kirche“ zusammengefasst. Kann Maria nicht heute, vierzig Jahre nach der Proklamation der „Mater Ecclesiae“ und in Zeiten starker zentrifugaler Kräfte, auch im deutschen Sprachbereich ohne Ressentiment als „Mutter der Kirche“ angesprochen werden, um zusammenzuhalten, was zusammengehört: Christus, Maria, Kirche? Um den strittigen Titel theologisch annehmen zu können, wäre es nötig, ohne Abstriche die Lehre von der Unbefleckt Empfangenen und ihrer Aufnahme in den Himmel zu rezipieren, da diese die sichere Basis des durch das Zweite Vatikanum dargelegten Mariengeheimnisses ist."
Gegenstände auf der Autobahn

Eine Website, die eingestandenermaßen auf einen "kuriosen Gedanken" zurückgeht: Ladungsverlust.de.

4. Dezember 2004

Ein Fall für Catholicism Wow

"Heilige als Comic-Helden", eine Zeitschriftenkritik von Georg Alois Oblinger in der im Jungen Freiheit über das NET-Magazin.

Oder hab ich das überlesen?
I'll never get out of this world alive

Wer hätte das gedacht? Karl Rahner coverte 1966 Hank Williams!

"Wir sind lebenslang im Advent, denn wir Christen erwarten den, der da noch kommen soll. Erst dann werden wir recht bekommen. Vorher aber scheint die Welt recht zu haben. Sie wird lachen, ihr werdet weinen, sagte der Herr. Wir sitzen auch im Kerker: im Gefängnis des Todes, der unbeantworteten Fragen, der eigenen Schwäche, der eigenen Erbärmlichkeit, der Not und der Lebenstragik. Wir kommen lebendig nicht heraus. Aber die Boten unseres Glaubens und unseres Gebetes wollen wir jeden Tag dem entgegenschicken, der von dannen kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. Diese adventlichen Boten werden immer zurückkommen mit der Antwort: Siehe, ich komme; selig, wer an mir nicht irre wird." (Karl Rahner: Festzeit des Glaubens - eine Predigt zu Mt 11, 2-10.- in: Glaube, der die Erde liebt.- Freiburg: Herder, 1966, S. 16)

3. Dezember 2004

Gebrauchtbücher-Bestseller (Zeit/ZVAB)
"Dein Reich komme" - aber bitte all-inclusive!

Und ist es nicht auch schon da, gegenwärtig unter uns, zum Bespiel in solchen von der römischen Amtskirche verachteten und überhaupt nicht ernst genommenen Kirchen wie der Internationalen Liberal-Katholischen Kirche? (via Fr. Bryce)

Ist nicht Gottes Reich vor allem da, wo Menschen nicht mehr geknechtet und zu einem Bekenntnis gezwungen werden, das sie nicht teilen und in ihrem Herzen und Leben erleben? Gottes Reich ist dort, wo Christen über sich sagen können:

"Die Liberal-Katholische Kirche erlaubt ihren Laien völlige Freiheit in der Interpretation der Glaubensbekenntnisse, der Schrift und der Tradition, und der Freiheit. Sie bittet nur darum, daß Unterschiede in der Interpretation höflich ausgedrückt werden. (...) Eine Wahrheit ist für einen Menschen keine Wahrheit, und eine Offenbarung keine Offenbarung, bis er erkennt, daß sie für ihn selbst wahr ist."
Cool!
Tagesimpuls

Ein Kalender, der Weltjugendtag, eine Predigt, die Frühschicht - oft wollen sie uns vor allem eines geben: Spirituelle Impulse.

Ob es sich da nicht um ein Angebot handelt, das sich seinen Bedarf erst schafft? Ein Angebot, das nur in religiösen Konsumgesellschaften denkbar ist? Die Langeweile im geistlichen Leben, der Verlust der Attraktivität des "Heiligen" und des "HEiligen", das Lauwerden der Ersten Liebe sind altbekannte Phänomen, und Techniken zu ihrer Bewältigung gab es durch die Jahrhunderte viele. Jeder unserer christlichen Vorfahren, der seinen Weg zu GOtt ernst nahm, musste sich damit auseinandersetzen. Aber ob sie unsere Rede von "spirituellen Impulsen" verstanden hätten?

So wie wir für den kleinen Hunger zwischendurch wählen zwischen Dextroenergen, YumYum-Suppe, ferrero-Küsschen oder einem Whopper, so unverbindlich und beliebig reihen sich die "spirituellen Impulse" in unserm Tages-, Wochen-, Lebenslauf aneinander. Heute nippen wir unter WJT-Kreuz vom päpstlichen Charisma, morgen fließt göttliche Energie im christianisierten Zen, und übermorgen lesen wir bei P. Anselm über die Engel der Langeweile und der stillen Stunden.

Stellt Euch vor: Der EIne tritt auf und spricht: "Kommt alle zu mir, die ihr unmotiviert und gelangweilt seid: Ich will Euch gute Ideen verpassen. Denn mein Joch ist spannend und meine Last interessant." Oder im nächsten Evangelium: "Ich bin der Impuls der Welt! Wer zu mir kommt, wird nie mehr ohne Bock sein, und wer an mich glaubt, dessen Leben wird bunt und aufregend."
Georges Bernanos spricht:

"Ich rühme mich nicht, ein Philosoph, ein Kenner der Wirtschaft, noch weniger ein Theologe zu sein. Ich bin ein schlichter Beobachter. Ich sage bloß, was ich sehe. Ich sage es so, wie ich will, wann ich will."

"Ich war nie eine suchende Seele, und entgegen dem, was die armen Priester denken, fühle ich mich mitsamt meiner ganzen groben Natur grob zuhause in Gehorsam und Disziplin; sie haben für mich weder den Reiz noch die Beruhigung einer überwundenen Schwierigkeit, einer bejahten Demütigung. Das ist ja wohl der Grund, warum ich so wenig Aufhebens davon zu machen scheine. Ich fühle mich in der Kirche daheim, ich habe keine Angst, unversehens die Frucht der Anstrengung zu verlieren, die es mich kostete, in sie einzutreten, denn ich bin ja darin geboren."

2. Dezember 2004

Respekt, Bewunderung, Liebe

"Our respect, admiration and love for the leadership of the Catholic Church from the pope himself to the lowest ranking priest or nun is ever growing." Und die Gründe dafür listet das Editorial der "Post" ( Lusaka, Sambia - online bei allAfrica.com) auch auf.

1. Dezember 2004

Gottesurteil Papstwahl?

Auf der indischen Newsseite rediff klingt es ganz stark so:

"To elect a Pope, cardinals from all over the world meet at the Vatican for a week-long conclave, when they remain closeted in prayer and meditation before creating a panel of candidates.

Pieces of paper containing the names are then burned in a stove. The candidate whose name appears on the paper that emits white smoke is made the Pope."
Spiegel-Leser wissen's später!

Spiegel-Leser mussten über 13 Monate auf die Vorstellung von Razanne, der Barbie für muslimische Mädchen (ich nehme mal an, daß muslimische Jungs genauso wenig mit Barbies spielen wie ihre non-muslimischen Brüder) warten, wo die Leser dieses und anderer Blogs schon längst Bescheid wussten...

Klar ist der kleine Blogger da stolz!
Four Letter Word G***

Im November-Cicero trauerte Klaus Harpprecht den verlorenen Tabus hinterher - traurig vor allem, weil ohne Verbote Lust langweilig geworden ist. Reicht das, um z.B. FAZ und NZZ zum Verzicht auf Four-Letter-Words zu bewegen?

Im aktuellen Heft jetzt eine Replik von Hans Christoph Buch, der nun nicht sexualtherapeutisch-funktional Tabus wieder einführen möchte, sondern uns das Ausmaß des Umbruchs drastisch vor Augen führt. Nebenbei bleibt der "Fels Petri" für den Protestanten Buch der einzige verbleibende Bezugspunkt:

"Gott ist heute ein Four Letter Word, und Begriffe wie Heiligkeit und Sünde gelten als Provokation. (...) Muss das Christentum sich der veränderten Situation anpassen, und hat es das nicht schon immer getan? Ja, gewiss, solange die Anpassung nicht an die Substanz der religiösen Botschaft geht. Es ist nicht wünschenswert, daß der Papst zum Nachbeter des Zeitgeistes wird..."