31. Januar 2005

Theodore Dalrymple auf Deutschlandbesuch

"As I walked through Dresden, I lamented the loss of an incomparable city, while thinking how difficult it must be to be a German, for whom neither memory nor amnesia can provide consolation." (City Journal)
Nur Urwaldindianerinnen sind unschuldig

Die Naturreligion und ihre Zehn Gebote - Maxeiner/Miersch in Cicero.
The Right Dispossession

M. Scott Peck, Psychiater und Autor bekannter NewAge-Lebenshilfe-Ratgeber ("The Road Less Travelled"), gewährt - in der Fortsetzung seiner "Lügner" - "Glimpses of the Devil".

Interview mit Christianity Today: "The Devil Didn't Make Me Do It - Possession is real, says Scott Peck, but we have more to fear from the evil already inside us".

30. Januar 2005

„Alten Menschen liebevoll beistehen“

Die Fastenbotschaft von JPII in der Tagespost.
In-fool-iation

Laut Walker Percy (fast) ein Naturgesetz:

"If you're a big enough fool to climb a tree and like a cat refuse to come down, then someone who loves you has to make as big a fool of himself to rescue you."
The 2005 Catholic Blog Awards
St. Mary-of-the-Yes

Ein paar Zeilen "Cockney-Theologie" von David Michael Jones (Anathemata, S. 214):

"It all hangs on the fiat. If her fiat was the Great Fiat, nevertheless, seeing the solidarity, we participate in the fiat - or can indeed, by our fiats - it stands to reason. Not chosen and forechosen of Theos Soter, indeed, but not so jealous, sisters: there is proportions and magnitudes and degrees both of conferrings and of acceptances, very and many various, and, after all, sisters, he was her baban [=Kind]."

Übersetzung von Cordelia Spaemann:

"Praktisch hängt alles am fiat. Wenn ihr fiat das Große Fiat war, dann sind wir ja schon von wegen der Solidarität an dem Fiat beteiligt, oder wir können's sogar auch mit unseren Fiats, - is doch klar. Nicht grade erwählt und vorherbestimmt von Theos Soter, das nicht, aber - keine Eifersucht, Schwestern: da gibt's sehr viele verschiedene Maße und Größen und Grade von Gunst und Akzeptanz, und dann, Schwestern, war er doch schließlich ihr baban."

28. Januar 2005

550 Tote/Tag

Ein Kommentar im Daily Telegraph vom 23.1.2005 - largely gone unnoticed: Our own Holocaust. "We have successfully disguised the enormity of what we are doing from ourselves."
Senfstau

Mario Sixtus: Die ungleichen Brüder: Über Blogger und Journalisten bei heute.de

27. Januar 2005

Der Film zur Zweiten Halbzeit

Jib Jab's Second Term. Enjoy!
"Der Holocaust hat mich zum Juden gemacht"

Interview mit Imre Kertesz im Tagesspiegel.
If it is a mass, it ain't catholic!

Das Jahr der Eucharistie findet seinen traurigen Höhepunkt, noch bevor es begonnen hat: "Mess-Simulation" durch Diakon Franz Schrittwieser (Pfarre St. Franziskus/Wels-Laahen) am 6.1.2005.

Die Bilder (dies und das) sehen eindeutig aus, genauso wie der Status der nicht-konsekrierten Hostie. (via kath.net)
Gefahr im Verzug!!!

Nach Rocco Buttiglione jetzt Ruth Kelly: Sind Katholiken als Träger politischer Verantwortung geeignet? (Ruth Kelly: Why Blair’s Catholic taste must be questioned: Times Online)
Welches ist das älteste Evangelium?

Die Einheitsübersetzung der Bibel gibt den wissbegierigen Lesern in ihren Einleitungen die definitive Antwort auf diese Frage. Doch wie es scheint, sollte Günter Jauch sie besser nicht als 1-Million-Euro-Frage stellen.

Die Front der Johannes-Spätdatierer stößt auf unerwarteten Widerstand, den Mark A. Matson im Stone-Campbell-Journal referiert:

"Traditionally the Fourth Gospel is thought to offer little valuable or independent information about the earliest traditions about Jesus, primarily because of misconceptions or overstatements about John’s nature and its relationship to the Synoptic Gospels. However, in recent years John has been getting a fresh look as an early and independent narrative about Jesus. This essay examines modern approaches to the priority of John, a term which includes approaches that value John as a historical document and/or an independent witness to early Jesus traditions."

26. Januar 2005

9 Monate

"Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben." (Dtn 30,15-19). (SecondLookProject via Saintly Salmagundi)
"Die Kirche ist immer heilig."

Wer seine Ultramontanismus-Vorurteile behalten will, sollte diesen Satz einfach so isoliert stehen lassen.

Alle anderen dürfen den Kontext bei Kardinal Avery Dulles SJ nachlesen und das "Jahr der Eucharistie" weiterfeiern.

"Imperfect in holiness, the Church is likewise feeble in her unity. She suffers from tensions among national and ethnic groups and from ideological conflicts between different factions. At the Table of the Lord, all these differences can be taken up into a higher unity. The worshipers become like grains in a single loaf, drops in one chalice.

To be Catholic is often a mere label that we use without any realization of what catholicity involves. We use it to justify our particularism over and against others. But our horizons are too narrow. The Eucharist can enable us to rise above this timid and inward-looking mentality. It will inflame us with Christ’s loving desire to share the joy of the saints with all the world. As the firstfruits of the new creation, the Eucharist can make us look forward in hope to the new heavens and the new earth."
Fisherman's Blog

Ist es zu stark, bist du zu schwach .

Ultramontan ist nicht schlecht geraten - denn immerhin liegt jenseits der Berge nicht nur Rom, sondern auch Nazareth, Betlehem, Gerasa, Kafarnaum, Jerusalem... Für meinen "christlichen Stand" gilt leider noch Schlimmeres: Weder das eine noch das andere bin ich.

25. Januar 2005

No comment

Das G**lste am Bloggen - ja, ich bekenne: Ich gehöre zu der Generation, die "g**l" noch als four letter word hören und sprechen lernte -, das Tollste also ist, daß man mit dem besten Gewissen im eigenen Blog alles ignorieren kann, was den Rest der Welt bzw. des Heimatlandes bewegt. Also so ziemlich alles, was im Bildblog auftaucht.
Koinzidenz

Als ich gestern Nacht auf der Autobahn kurz vor der Heimat in die Wand aus Schneeflocken geriet, begann Johnny Cash auf seiner CD gerade Lead Me Gently Home zu singen.

24. Januar 2005

500 Jahre Don Quixote (25.1.05: 400 Jahre!!!)

“It was his great good fortune to live a madman and die sane.”

Ohne Einstein lässt sich leben, aber nicht ohne den Ritter aus der Mancha. So Simon Jenkins in der Times .
"Ratzinger-Lösung"

Vor ein paar Monaten noch ausgeschlossen, jetzt wieder von Insidern - oder soll man sagen: von solchen, die Insider zu kennen behaupten? - ins Gespräch gebracht.

Mich würde es nicht wundern, wenn JPII aus dieser Spekulationsrunde wieder einmal als Sieger hervorgeht.
Kein kiss&tell

Die Memoiren des Papstes erscheinen am 8. März, schreibt die Welt. Aber wenn ich richtig mitgezählt habe, wird das eher der dritte Band sein.

23. Januar 2005

Ohne Fragezeichen

Wenn eine Lokalzeitung wie die meine eine ganze Seite ihrer Wochenendbeilage christlicher Rock-, Pop- and Americana-Musik widmet, ist das erst einmal erfreulich, dann aber auch sehr aufschlußreich. Denn es sind die nebenbei fallenden Bemerkungen, die einiges über den Status des Christentums bei den schreibenden unter seinen Betrachtern verraten. (Der Text ist aktuell im Web zugänglich.)

Unser Redakteur reißt in zwei Sätzen die Neuentdeckung von Religion durch Rock-etc.-Stars an und empfiehlt anschließend die auch in diesem Blogs schon erwähnten CDs von Buddy Miller ("Universal united house of prayer"), Ben Harper & The Blind Boys of Alabama ("There will be a light"), Alison Krauss And The Union Station ("Lonely runs both ways") sowie "Consider the birds" von David Eugene Edwards alias Wovenhand. So weit, so gut.

Nun sind ja weder für AKUS und Ben Harper die religiösen Pfade neu, auch wenn es im Artikel so klingt:

Alison Krauss hat sich schon vor Jahren einen Traum erfüllt und mit der Cox Family ein ganzes, wunderschönes Gospelalbum aufgenommen; ihre Band Union Station hat mit Ron Block einen bekennenden Christen am Banjo; und Gitarrist Dan Tyminski kam auf seinem Solo-Album wie die meisten Bluegrasser ebenfalls nicht ohne Gospelsongs aus. Ben Harper wiederum wandelte bekanntermaßen des öfteren mit den Blind Boys in Gospelland umher.

Was aber sagt uns ein Satz wie:
"Dabei entdecken Rockmusiker tatsächlich Religion - und nutzen sie als Ausdrucksmöglichkeit für Gefühle."
Rockmusiker mögen tatsächlich Religion entdecken, aber bestimmt nicht als optimale Ausdrucksmöglichkeit ihres sonstigen Gefühllebens. Daß mit Religion, mit christlicher Religion zumal, eine neue Dimension von Wirklichkeit ins eigene Leben tritt, daß - zumindest die christliche - Religion mit dem Anspruch daherkommt, der Alltagswirklichkeit ihren eigentlichen Kontext zu geben - anscheinend kein Faktor für einen deutschen Durchschnittsjournalisten. Daß die Erfahrung dieser neuen, umfassenden Wirklichkeit - auch GOtt genannt - zu ihrem eigenen Ausdruck drängt, zur Weitergabe als schlichtes Zeugnis oder als missionarisches Bekenntnis - unvorstellbar. Daß diese neuentdeckte Wirklichkeit sogar der vorhandenen Gefühlswelt ihren Platz zuweist, sie in Dienst nimmt, sie je nachdem bestätigt, zügelt, beseelt, umleitet, neu ausrichtet - unbekannt.

Wenn aber in dieser Sicht Religion kein kommunizierbarer und kommunikationswürdiger "Inhalt" mehr ist, dann bleibt anscheinend als Grund ihres plötzlichen Auftauchens in der U-Musik nur noch, daß sie als Vokabular für die Entschlüsselung und Übersetzung innerseelischer Erfahrungen herangezogen wird. Bist du verliebt: "O Jesus, how great to be in love!" Verlassen vom Partner - "Nobody knows the trouble I've seen." Zu spät dran - "We're gonna make it to the church on time"(B. Harper).

Im Arsenal der Religion finden sich Melodien und Worte für jede Stimmung - Worte, die sich nicht auf eine - für den Gläubigen - objektive Realität beziehen, sondern frei benutzbar sind für die Referenz auf: mich, den Musiker, oder mich, den Zuhörer.

Was stört mich noch? Natürlich ein Ausdruck wie:

"Eine zeitgemäß klingende, weil kritische Hymne zu Ehren des Herrn ist so entstanden..."
Abgesehen, daß mir nicht recht klar ist, wo bei Ben Harper, auf den sich der Satz bezieht, das "Kritische" liegt - wo steht geschrieben, daß erst das "Kritische" zur "Zeitgemäßheit" qualifiziert? Und wenn schon "kritisch" - gegen wen oder was? Liege ich verkehrt an der Annahme, daß "kritisch" hier eher "religionskritisch" meint? Wie überhaupt "kritische Religiosität" vor allem "selbstkritisch" ist - ein "kritischer Journalist" aber weniger "selbstkritisch" als "kritisch gegen alles Etablierte"?

Zwei kleine Sätze nur - nebenhin gesprochen und damit Teil des beim Leser Vorausgesetzten, des vom Schreiber und seinem Idealleser nicht weiter Hinterfragten. Teil des Bildes von Religion in der deutschen Öffentlichkeit 2005. Wirklichkeitsfilter, gegen den christliche Musiker und Sänger wahrscheinlich eher vergebens ansingen - denn ihre Botschaft wird beim Empfänger neutralisiert. Die Fragezeichen werden genauso herauskorrigiert wie die Ausrufezeichen. Und übrig bleiben die Gefühle.

20. Januar 2005

Fred Allen: The Knife of My Desire

Give me a creed that's raw
Unleavened by balance
Unbuffered by civilities
Rude to the bone

A creed that outrages me
Stuns my sensibilities
Galls my good taste
Flays my moderation

A creed that's ravenous
And implacable and scrapes
Me alive
Give me contusion

Give me a God
Who never apologizes
For anything
Ever

Who soils milky white
Orthodoxies with spit
And wild disregard
A God who has no ear

For my exceptions
Or soothing balms for
My rebellious brow
Or deals to cut

Give me a blade
To fall on
A sweet injury
that finishes me off

for good."

(In Communique: An Emergent Arts Journal
Banjo Boy

Im Katholischen Notizbuch den Nr. 1-Finder entdeckt.

Mein Geburtstagshit war Banjo Boy von Jan & Kjeld. Da muß ich mich doch glatt auf die Suche nach einem soundfile machen. The complete recordings bei Bear Family müssens zum Einstieg nicht gerade sein.

Hier die Lyrics:

"Jeden Abend geht er durch die Straßen
in der kleinen Stadt in Tennessee
und die großen und die kleinen Leute
singen alle seine Melodie.
Sing ein Lied, sing ein Lied, little Banjo Boy,
Banjo Boy, Banjo Boy
So ein Lied, so ein Lied, little Banjo Boy,
Banjo Boy ist unser Glück.
So ein Sing-sage-dige-dage-ding-dong
unterm blauen Himmelzelt
ist das Sing-sage-dige-dage-ding-dong
allerschönste von der Welt.
Sing ein Lied, sing ein Lied, little Banjo Boy,
Banjo Boy, Banjo Boy.
So ein Sing-sage-dige-dage-ding-dong
unterm blauen Himmelzelt
ist das Sing-sage-dige-dage-ding-dong
allerschönste von der Welt.
Sing ein Lied, sing ein Lied, little Banjo Boy,
Banjo Boy, Banjo Boy.
Sing ein Lied, sing ein Lied, little Banjo Boy,
Banjo Boy, Banjo Boy.
So ein Lied, so ein Lied, little Banjo Boy,
Banjo Boy ist unser Glück.
So ein Sing-sage-dige-dage-ding-dong
unterm blauen Himmelzelt
ist das Sing-sage-dige-dage-ding-dong
allerschönste von der Welt.
Sing ein Lied, sing ein Lied, little Banjo Boy,
Banjo Boy, Banjo Boy."

Rungholt-Briefe

Die Letters from Rungholt lese ich nicht immer und nicht alle, aber oft sind sehr schöne dabei. Und warmherzige dazu!

Grüße nach Israel!
Verschwundener Heiliger



Heute ist unter anderem der Tag des hl. Sebastian.

Vor ein paar Tagen fiel mir auf, daß im Zug einer der postkonziliaren Säuberungsaktionen seine Statue aus einer Waldkapelle entfernt wurde - mich hat sie schon als kleinen Jungen immer tief beeindruckt.

Nun gibt es nichts mehr Drastisches mehr zu sehen für die kleinen Christenkinder - die Kleinen sollen ja gut schlafen können. Und wenn sie schon Alpträume haben, dann wegen ihrer Computerspielchen oder der Scheidung ihrer Eltern. Aber nicht wegen uns.

Heiliger Sebastian, bitte für sie und uns.
Nützlicher Idiot

Ein Schwarm meiner Katholiken-Generation wird 80. Ob die Freunde, die das mehrbändige Evangelium von Solentiname in den Regalen stehen hatten, es je gelesen haben?

19. Januar 2005

Fröhliche Philosophie

Im Januar-Heft von First Things bestreitet der orthodoxe Theologe David B. Hart, daß Sören Kierkegaard der witzigste und "most amusing" aller Philosophen sei (wie Thomas C. Oden belegen will).

Sein Kandidat ist der obskure, ungelesene, nicht verstandene, vergessene Johann Georg Hamann.

"... it is worth noting that Kierkegaard’s theory of comedy—at least as Oden has explicated it—is far easier to reconcile with Hamann’s writings than with Kierkegaard’s. The special logic of this theory, after all, is that the Christian philosopher — having surmounted the “aesthetic,” “ethical,” and even in a sense “religious” stages of human existence — is uniquely able to enact a return, back to the things of earth, back to finitude, back to the aesthetic; having found the highest rationality of being in God’s kenosis — His self-outpouring — in the Incarnation, the Christian philosopher is reconciled to the particularity of flesh and form, recognizes all of creation as a purely gratuitous gift of a God of infinite love, and is able to rejoice in the levity of a world created and redeemed purely out of God’s “pleasure.”

Of no philosopher could this be truer than Hamann. He was a man of the deepest, most fervent and adoring piety, and yet of an almost Nietzschean irreverence (“My unrefined imagination has never been able to conceive a Creative Spirit without genitalia”); he was practically a Christian mystic, and yet he delighted in the world of the senses, especially in the joys of sexual love (his repeated and most disdainful accusation against the apostles of Enlightenment was that they were spiritual eunuchs piping their dreary abstractions in shrill falsetto voices). This was so (however scandalous it might occasionally seem) because in the Christian evangel he had encountered a God whose creatures are the work of delight, who is pleased to reveal his majesty in total abasement, and who is Himself always “the Poet in the beginning of days.” For Hamann, the return to finitude was unreserved and utterly charitable; everything he wrote or did was touched with a spirit of festivity; his humor contained no lingering residue of fatalism, irony, or rancor."
Wenn mal wieder etwas Ruhe in mein Herz einkehrt, werde ich mir Hamanns Aesthetica in nuce vornehmen. In der Hoffnung, Bruchstücke davon zu entziffern. Oder wenigstens mich geistreich zu erfreuen.
Neu oder erneut verlinkt:

vaticarsten, P. Alex' Internetpfarrenblog, Jürgens fontes ecclesiae und des Pontificators Pontificationes
Dialektik der christlichen Aufklärung

"Luk. XVIII, 13. Und der Zöllner stund von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust, und sprach: Gott sei mir Sünder gnädig.

Andächtiger Zuhörer, die verlesenen heiligen Worte sind, wie du weißt, aus dem Evangelium vom Pharisäer und Zöllner. Der Pharisäer ist der Heuchler, welcher sich selbst betrügt und Gott betrügen möchte, der Zöllner der Aufrichtige, der von Gott gerechtfertigt wird.

Indes, es gibt auch eine andre Art von Heuchelei, Heuchler, welche dem Pharisäer gleichen, hingegen zum Vorbild den Zöllner gewählt haben,

Heuchler, die, nach dem Wort der Schrit über den Pharisäer, 'sich selbst vermessen, daß sie fromm sind und andre verachten', indessen sie doch ihre Gestalt dem Zöllner gleich bilden,

scheinheilig weit von ferne stehen, anders als der Pharisäer, der stolz für sich stand,

scheinheilig das Auge niederschlagen, anders als der Pharisäer, der stolz den Blick gen Himmel kehrte,

scheinheilig seufzen 'Gott sei mir Sünder gnädig', anders als der Pharisäer, der stolz Gott dankte, daß er fromm sei

- Heuchler, welche, gleich wie der Pharisäer gotteslästerlich in seinem Gebete sprach 'ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie dieser Zöllner', scheinheilig sprechen: ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie dieser Pharisäer.

Ach ja, freilich, es ist so; das Christentum kam in die Welt und lehrte Demut, aber nicht alle lernten Demut vom Christentum, die Heuchelei lernte die Maske ändern und blieb die gleiche, oder richtiger, ward noch ärger.

Das Christentum kam in die Welt und lehrte, du sollest beim Gastmahl nicht stolz und eitel nach dem obersten Platz trachten, sondern dich untenan setzen

- und flugs saßen Stolz und Eitelkeit eitel untenan bei Tische, der gleiche Stolz und die gleiche Eitelkeit, o, nicht die gleiche, nein, noch ärgere." (Sören Kierkegaard: Der Hohepriester - der Zöllner - die Sünderin)

18. Januar 2005

Ein Christ der Pfarrei

"Mir gefällt sein bodenständiger Antiklerikalismus", sagt Kardinal Etchegaray über den in Deutschland kaum bekannten und fast vergessenen Charles Peguy.

30Giorni hat einige (alle?) Beiträge eines Buches über Peguy online gestellt.
Full frontal Christianity

"Zeitgemäß, leidenschaftlich und radikal" beschreibt sich selber "Art for God". Key products sind sicherlich der "Ungeschlagene Jesus" und die Nazareth(R) Life Filters. (via Fr. Bryce)
2005er Version von "Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz"
"Nicht ich kontrollierte meine Besitztümer, sie kontrollierten mich. Deshalb möchte ich alle jungen Menschen warnen: Beneidet nicht jene, die großen Reichtum besitzen. Denkt nicht, ihr Leben sei einfach. Besitz schafft neue Möglichkeiten, aber er lähmt die Kreativität, er verwässert die Persönlichkeit. Die Tyrannei des Besitzes ist grausam." (Ex-Yukos-Chef Michail Chodorkowski in der SZ)

15. Januar 2005

Vorösterliche Grundausstattung

Ostern ist ja recht früh dieses Jahr, und entsprechend beginnt in Bälde die Fastenzeit. Am besten jetzt schon bestellen: Asche und Palmzweige. In den USA noch versandkostenfrei bis 21. Januar!

Dazu noch ein Glas "Taste of Heaven Jellybeans": "The Jellybean Prayer's inspiration and the great taste of Jellybeans make this item a fun and ideal gift for Easter celebrations."
Kurzer, flacher Sprung

Die typische Schulsporterfahrung: Einen Riesenanlauf beim Weitsprung nehmen, um sein Leben rennen und auf dem Brett ausrutschen - "Ein Meter fünfzig!"

Daran mußte ich denken, als ich diese Gedanken zum Sonntagsevangelium las. Da ist diese wunderbare Stelle aus dem Johannesevangelium, ein feierliches Zeugnis der Epiphanie GOttes in Jesus von Nazareth - und dem guten Geistlichen fällt nicht viel mehr ein als:

"Ich stelle mir vor, dass der Täufer Johannes gerade durch seine Hellsichtigkeit und Hellhörigkeit in einer recht intensiven Gottesbeziehung gelebt hat. Dass er viel von Gott „gesehen“ hat.
Das „Sehen können“ des Täufers ist für mich eine Aufforderung, dass ich mich treffen lasse von den verschiedensten Eindrücken. Es lädt mich ein, dass ich die Wirklichkeit um mich und in mir mit allen Sinnen wahrnehme und erwäge. Und es sagt mir, dass ich schließlich das, was ich gesehen und als wahr erkannt habe, mit meinem Reden und Tun bezeuge."
Ist das die viel beschworene Mystagogie? Oder läuft das unter Alltagsspiritualität? Werden wir hier zu "Ganzheitlichkeit" eingeladen oder zu "sinnenhaftem Glauben"?

"Wir wollen Jesus sehen!" (WJT 2005 [Korrektur: WJT 2004 - aber ich gehöre auch nicht mehr zur primären Zielgruppe...])


Wenn schon, dann tapfer sündigen und tapfer beten

"Vice will always be with us. It is a fact those concerned with the future of virtue ought to remember. But better that it be rare, exotic, and expensive than common, pedestrian, and cheap. We need sins that affirm us as spiritual beings in all of our fallenness. Therefore sinner, sin boldly, but, as Luther also admonished, pray boldly too. For you are human after all." (Caleb Stegall: Plastic Sinners, Plastic Sins bei Godspy)
Gott in der Katastrophe

Der "Christ in der Gegenwart" referiert Deutungstrategien der Flutkatastrophe und bezieht sich für die (west-)christlichen Varianten auf Alexander Kissler von der Süddeutschen:

"In christlichen Zusammenhängen wird dagegen schärfer mit Gott gerechtet. Dabei ist auffallend, wie Alexander Kissler (in der „Süddeutschen Zeitung") bemerkt, daß die Zeitungskommentatoren und die Politiker vielfach theologisch-sakrale Deutungsmuster wählen und beispielsweise von einer 'apokalyptischen Sintflut', einer 'Heimsuchung' sprechen oder ganz direkt die Frage nach dem abwesenden Gott stellen, während sich Bischöfe und Theologen mit einer solchen Deutung eher zurückhalten. Sie würden die kritische Frage nach der Allmacht Gottes ausblenden und eher psychologisch als theologisch den Überlebenden Trost und Mut zusprechen. Aber an wen richtet sich das Gebet der Christen? An einen Gott, der das Leid hätte verhindern können und müssen, oder an einen Gott, der es - mitleidend und traurig - zulassen muß? Dann aber stellt sich die Frage, warum er überhaupt eine derart imperfekte Schöpfung geschaffen und zugelassen hat. Das religiöse Dilemma läßt sich weder dadurch lösen, daß man Gott die Allmächtigkeit abspricht und ihn selber als leidenden Gott betont, noch dadurch, daß man wieder unbefangen vom über allem thronenden „Herrn des Schicksals" spricht. Die Rede vom mitleidenden Gott ist zwar in der modernen Theologie ein oft beschrittener Weg, zerstört aber wiederum die ganzheitliche Welterklärung vom gütigen und allmächtigen Schöpfergott. Kisslers Fazit: 'Man kann nicht beides haben: die Anschlußfähigkeit der Gottesrede und zugleich die alles erklärende Erzählung.'" (Wo war Gott, als er nicht da war - CiG)

Stell Dir vor, Du machst Werbung und keiner soll's merken

Ein saftiger Kommentar von Guido Horst in der Tagespost - vielleicht ungerecht, aber wer eine Kampagne beginnt, ohne irgendwas davon verlauten zu lassen, hat es nicht anders verdient.

"Schlampig redigiert, schlecht vorbereitet, für den Papierkorb gedruckt und in der Öffentlichkeit erst gar nicht bekannt gemacht: Wackere Katholiken, die dem dramatischen Verfall einer Kultur, die Ehe und Familie hochhält und stärkt, nicht tatenlos zusehen wollen, könnte angesichts eines solchen Dilettantismus die kalte Wut packen. Da ergreift auch einmal die katholische Bischofskonferenz eine Initiative – bedient aber die in Gesellschaft und Arbeitswelt tätigen Gläubigen mit einem solchen Rohrkrepierer. Jetzt rächt sich, dass die katholische Kirche in Deutschland an zentraler Stelle einen Apparat von Bürokraten und Funktionären aufgebaut hat, die hin und wieder ein Dokument fabrizieren, und dann um vier Uhr nach Hause gehen. Mit dieser Art von 'Establishment' ist die katholische Kirche in diesem Land nun wirklich nicht 'Kampagne-fähig'.

Es gibt auch in diesen Breitengraden engagierte Christen, motivierte Gläubige und tatkräftige Laien, Priester oder Ordensleute, die Austrahlungskraft besitzen. Man findet sie in vielen Gemeinschaften, Bewegungen und Orden, aber auch in Pfarreien und Verbänden. Es wird Zeit, dass die Kirchenführung ihnen wichtige Initiativen anvertraut. Deutschland braucht Kampagnen zugunsten von Ehe und Familie. Was das Land nicht gebrauchen kann, ist eine Kaste von – mit Charles Péguy gesprochen – 'Klerikern', die ihre Pfründe wahren und das Christentum wie eine kafkaeske Bürokratie verwalten."
Und mit "Klerikern" meint er nicht (nur) die "geweihten". (Zuerst bei Fono gesehen)

14. Januar 2005

Spielchen

Spielen wir das book game weiter?

- Vom Vorgänger eine Liste mit 10 Autoren übernehmen.
- Die Namen derer, von denen kein Buch in der eigenen Bibliothek steht, durch Autoren ersetzen, die dieses Glück genießen.
- Die neuen Namen fett markieren.

Here we go:

1. Thomas Merton

2. Henri Nouwen

3. Flannery O'Connor

4. Georges Bernanos

5. C.S. Lewis

6. J.R.R. Tolkien

7. Augustinus

8. Thomas von Kempen

9. Hans Urs von Balthasar

10. William Shakespeare
Lutherischer Abschied (Fortsetzung)

Das Weihe- bzw. Nicht-Weihe-Papier der VELKD führt nicht weiter, sondern zurück, spaltet innen und außen, reißt Gräben auf und Brücken ein, ist unökumenisch und macht "einfach traurig", stellt Walter Kardinal Kasper lapidar fest. (Tagespost)
Keine halben Antworten

Traue keiner christlichen Antwort auf menschliches Leid, in der außer der Klage vor GOtt und der Solidarität mit den Opfern nicht auch von Jesus Christus, seinem Tod und seiner Auferstehung, und dem Jenseits (a.k.a. Himmel, GOttes Neue Welt, Reich GOttes) die Rede ist.
"Dieser Schatz ist ja nicht alles"

Hat eigentlich schon jemand zum Weihnachtsinterview verlinkt, das Klaus Berger der Berliner Zeitung gab? Es ist prä-Tsunami, aber ich glaube nicht, daß er auch nur ein Wort zurücknehmen würde.

"KB: Ich weiß nicht, ob ich nicht auch einmal in die Situation kommen werde, in der ich sagen muss: 'Mein Gott, mein Gott, wozu hast Du mich verlassen?' Aber so viel weiß ich inzwischen, dass ich mich dann an diesen Gott wenden kann. Die meisten Menschen sagen, wenn ihnen das Konto gesperrt wurde, wenn es ihnen, auf Deutsch geredet, dreckig geht: Jetzt treten wir aus der Kirche aus. Gestern kam jemand zu mir, der erklärte mir: 'Unsere Schwiegermutter ist gestorben. Ein Gott, der Schwiegermütter sterben lässt, den kann ich nicht auch noch durch die Zahlung von Kirchensteuer unterstützen.' Ich habe ihm geantwortet: 'Wir kriegen keinen anderen Herrgott rein. Wenn Sie einen finden, der Schwiegermütter nicht sterben lässt, ich wäre der Erste, der überträte.' Wenn es einem wirklich dreckig geht, dann kann man schon so verzweifelt sein wie Jesus am Kreuz und dann ruft man 'Mein Gott, wozu hast Du mich verlassen?' Aber das ist doch eigentlich die flehentliche Bitte: Zeige Dich! Am Kreuz erfuhr Jesus die letzte Versuchung, die Versuchung zum Atheismus und er übersteht sie, indem er sich an den Einzigen wendet, der ihn davon abhalten kann. Das würde ich - ehrlich gesagt - auch tun. Darin besteht für mich der Trost meines Glaubens.

BZ: Sie sprechen immer wieder von der Erfahrung des Lichtes. Im Tunnel der Katastrophe ist das Licht der Erlösung sichtbar. Aber die Toten können es nicht mehr sehen. Den Niedergemetzelten scheint kein tröstendes Licht mehr. Sie werden niedergemetzelt.

KB: Genau das ist die Frage nach Gott. Werden die Niedergemetzelten nur niedergemetzelt oder ist da ein Herrgott, der sagt: Euch nehme ich ganz besonders in die Arme? Das ist der Glaube. Er weiß und sagt: Lazarus gibt es millionenfach. All die Verhungerten und Abgetriebenen, die auf der Flucht Erschlagenen, die Kinder, die nicht älter als drei Jahre wurden ... Da gibt es sehr viele, die Gott dann in die Arme schließen und zu denen er sagen wird: Ihr seid meine Wunschkinder. Und gerade nicht die reichen und satten Leute."


13. Januar 2005

Bibliotheken



Wunderschöne Bibliotheken gibt es auf der Welt. Für alle, die woanders lesen müssen, erscheint ersatzweise jedes Jahr der "Renaissance Library Calendar". Ab morgen hängt er in meinem Büro.
Der 75er Syllabus von Hartford

Achtzehn "Thinkers" aus verschiedenen christlichen Konfessionen und "Denominationen" stellten 1975 eine Liste mit dreizehn Häresien zusammen, von denen auch dreißig Jahre später einige noch quicklebendig scheinen:

"1. Modern thought is superior to all past forms of understanding reality, and is therefore normative for Christian faith and life.

2. Religious statements are totally independent of reasonable discourse.

3. Religious language refers to human experience and nothing else, God being humanity's noblest creation.

4. Jesus can only be understood in terms of contemporary models of humanity.

5. All religions are equally valid; the choice among them is not a matter of conviction about truth but only of personal preference or lifestyle.

6.To realize one's potential and to be true to oneself is the whole meaning of salvation.

7.Since what is human is good, evil can adequately be understood as failure to realize human potential.

8. The sole purpose of worship is to promote individual self-realization and human community.

9. Institutions and historical traditions are oppressive and inimical to our being truly human; liberation from them is required for authentic existence and authentic religion.

10. The world must set the agenda for the Church. Social, political and economic programs to improve the quality of life are ultimately normative for the Church's mission in the world.

11. An emphasis on God's transcendence is at least a hindrance to, and perhaps incompatible with, Christian social concern and action.

12. The struggle for a better humanity will bring about the Kingdom of God.

13. The question of hope beyond death is irrelevant or at least marginal to the Christian understanding of human fulfillment."
John Navone SJ beschreibt "The consequences of bad theology" auf Ignatius Insight.
Wenn ich eine Frau wäre,

wäre ich wie Audrey. Naja, vielleicht.

YOU ARE AUDREY HEPBURN
Who is your inner bombshell?
brought to you by Quizilla via Shrine of the Holy Whapping.
"Werde ich meine Position ... revidieren müssen?"

Heinz-Jürgen Vogels meint schon. Kardinal Ratzinger wird unterstützend zitiert. Und Karl Rahner dürfte es inzwischen besser wissen, kann aber nichts mehr ändern: "Was ich geschrieben, habe ich geschrieben."

12. Januar 2005

Vorschlag zur Güte

Vielleicht sollte Karl Kardinal Lehmann diese Predigt von Joachim Kardinal Meisner am 6. Januar 2006 einmal im Mainzer Dom halten. So wie Ignatz Bubis damals die Jenninger-Rede ohne Aufruhr wiederhielt.

Let's talk about it in a year or so.
"Würde jemand dem Herrn Pfarrer eine Ohrfeige geben, bitte ?"

"Mass is a ritual, so let it be one. Let Him increase and you decrease. If you break the ritual, and if you step out of character, it tells us that you don't believe in the role you're playing. And God forbid, if you make a joke out of it, you're adopting an ironic stance toward the Most Holiest thing that happens on earth. Reflect." (Catholic Light: Would somebody please slap Father? - im Katholischen Notizbuch gefunden)

Würde das auch für eine Ohrfeige reichen? Oder sind das einfach nur Gutmenschen, denen nicht mehr zu helfen ist und die auch nicht kritisiert werden dürfen, weil sie ja anderen helfen?

10. Januar 2005

Religion darf nicht witzlos sein

Ja, Hannes Stein.
No smoking please

Harald Martenstein vor ein paar Wochen in der Zeit:

"Ich habe vor einigen Tagen einen Leitartikel in der ZEIT gelesen. In dem Leitartikel stand, dass man im heutigen Europa drei Gruppen gefahrlos und guten Gewissens diskriminieren darf: Jäger, Raucher und Katholiken. Genauer gesagt: strenggläubige Katholiken, nicht etwa so Folklore-Katholiken wie Harald Schmidt, die findet natürlich jeder süß und möchte sie streicheln."
Wie auch immer es sich mit der Diskriminierung verhalten mag ("That goes with the territory", wie es im Amerikanischen so schön heißt) - zur Solidarisierung führt das nicht. Im Gegenteil: In manchen katholischen Gemeinden sind Raucher so unerwünscht, daß man denken könnte, dort gäbe es andere 10 Gebote. Im "Gemeindezentrum" zu rauchen führt die automatische Exkommunikation mit sich...
Katholisch leben üben

Gaudium et spes, luctus et angor - Freude und Hoffnung, Trauer und Angst - so beginnt die Pastorale Konstitution des 2. Vatikanischen Konzils über die Kirche in der Welt von heute.

Wenigstens zum Angor-Teil gibt es jetzt ein gleichnamiges Online-
Spiel, auf das mich ein guter Freund hingewiesen hat. Natürlich nicht ganz realistisch und nicht ganz auf der Höhe der modern-katholischen Zeit ;-) Und ich habe keine Ahnung, wie es hinter dem Level 4 weitergeht... Aber unter der geneigten Leserschaft gibt es bestimmt den einen oder die andere, die so weit kommt.

8. Januar 2005

Doppelexistenz

Tage, in denen nicht nur J.B. Kerner Margit Sponheimer befragt, sondern auch jeder Lokalredakteur von jeder Faschingsgarden-Leiterin wissen möchte: "Ist Fasching angesichts der Trauer der Betroffenen nicht pietätlos?"

War denn die Silvesterfete des Redakteurs nicht weniger pietätlos? Und was ist mit seinem allwöchentlichen Restauranttipp oder den fröhlich-romantischen Stunden mit der Freundin im Bett?
Die Gegenwart Gottes in Lappland

Auf dem Rückweg vom Bäcker - Samstag ist Brötchentag - hörte ich im Radio ein kurzes Stück eines Interviews mit zwei Frauen in Lappland. Venke Toermoenen aus dem Volk der Samen sprach über ihr Leben in der Natur, ihre Heilbegabung, ihre Gabe, künftige Ereignisse vorauszusehen und überhaupt ihre "Spiritualität". No surprises here.

Zu denken gab mir nur die Frage des Interviewers: "Wo ist Gott? Er ist doch nicht dort, wo die katholische Kirche sagt, daß er sei? Oder?" (Antwort Frau Toermoenen: "No, no, God is everywhere.")

Was sagt denn die katholische Kirche, wo ER sei? Wo ER gar ausschließlich sei? Und warum um Himmels willen fragt der Herr Reporter nach der katholischen Kirche? Lappland ist doch kein Missionsland der katholischen Kirche! Gibt es da oben im Norden nicht Lutheraner und andere Evangelische? Wo ist denn deren GOtt? Hebt sich deren Theologie der "Gegenwart GOttes" so deutlich von der unseren ab, daß sie als Bezugspunkt einer Frage ausfällt?

Oder ist es nicht einfach a matter of fact, daß die Sancta Romana (im Westen) die einzige Kirche ist, an der sich die kritische Öffentlichkeit noch reibt? Mit der sie noch streiten kann? So sehr sogar, daß Habermas Thomas von Aquin liest, Enzensberger Ratzinger treffen möchte und Dario Fo den Papst bewundert?

6. Januar 2005

Der moralische Zeigefinger

Schluß nicht nur mit lustig, sondern auch mit "mobil, schön und jung", meint Johannes Röser im Christ in der Gegenwart. Nein, keine Sintflut sei die Riesenwelle gewesen, die die säkularen "Taufbecken" der Spaßbäder und Traumküsten Südostasiens heimgesucht habe, aber doch - endlich, möchte man ergänzen - ein "Anlaß ..., unbequeme Gedanken zuzulassen, kritisch unsere konsumorientierten Leitbilder und unsere eindimensionalen Leitkulturen von 'mobil, schön und jung' zu überprüfen."

Umkehr ist nie schlecht, aber dieser Text klingt verdammt moralistisch.

What would have Jesus said? A guess, anybody?
Elvis "Lightnin'" Presley zum 70.

Das Gewitter über Amerikas Süden - Laudatio in der FAZ.

5. Januar 2005

Wenn du Gutes tust

Zu dem Unmaß an betroffen hergezeigter Betroffenheit in TV, Radio, sonstiger Öffentlichkeit nur so viel: Hier zeigt mir die rechte Hand zu deutlich auf die linke, die Gutes tut.

4. Januar 2005

Non-PC

Die Achse des Guten bloggt. (via Pax et Bonum)
In allem

"Das Höchste ist, überall in allen Dingen Gott zu suchen und zu finden, und seine Spur webt in allem Natürlichen und Wirklichen." So zitiert heute der Perlentaucher-Medienticker Jacob Grimm.
Feuer anmachen

Und damit hier nicht nur gespottet, sondern das Allein-Wichtige wenigstens angedeutet wird: der Vallendarer Glaubenskurs "Das Feuer neu entfachen - Zündende Impulse für einen lebendigen Glauben". (via Rheinischer Merkur)
Konvertiten
Was Wissenschaftler glauben

"Als christlicher Monotheist halte ich allem voran zwei unbewiesene Annahmen für wahr. Erstens: Es gibt einen Gott. Zweitens: Ich bin es nicht (und Sie sind es auch nicht)." Sagt David Myers bei edge.org.

Das und anderes, was Wissenschaftler glauben, ohne es beweisen zu können, in der FAZ und im Weltfragenzentrum von edge.
Freudkomplex

Nachdem jetzt schon zwei meiner Kinder, die die Sekundarstufe II eines bayerischen Gymnasiums besuchen, im Religionsunterricht ein Referat über Sigmund Freud halten mussten, denke ich so bei mir:

Mögen auch die Fachleute über Freuds Beerdigung diskutieren - im katholischen Religionsunterricht ist er noch quicklebendig und wird richtig ernstgenommen - ganz ohne "Tiefenschwindel". "Freud's presence often appears to loom larger in the eyes of its critics than its adherents." (J. Holmes)
Mehr Fort als Schritt in der Ökumene

Heinz Schütte, einer der profiliertesten deutschen Ökumeniker, sieht in einem neueren Papier der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zum Verständnis des "Amtes" in der Kirche eine Gefahr für die Ökumene - zusammen mit Dorothea Wendebourg, der Vorsitzenden des Theologischen Ausschusses der VELKD. (Abschied von der Ökumene? /Die Tagespost)

Letzere erklärt in einem Votum:
"Ich stimme dem Papier in seiner jetzt vorliegenden, überarbeiteten Form nicht zu. Die entscheidenden Gründe dafür sind: 1. Das Papier widerspricht dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis. Konkret, es widerspricht, indem es Artikel 14 der Confessio Augustana nicht nur für die Ordination, sondern auch für davon terminologisch wie sachlich unterschiedene beschränkte Beauftragungen mit Predigt und Sakramentsverwaltung in Anspruch nimmt, dem Sinn eben dieses Artikels. 2. Das Papier widerspricht sich selbst. 3. Das Papier hat zur Folge, dass die gegenwärtige inkonsistente, für evangelische Gemeinden und Amtsträger gleichermaßen undurchsichtige und auch ökumenisch unglaubwürdige Praxis bestehen bleibt. Gerade so ist es nicht geeignet, den Veränderungen, die auf die evangelischen Kirchen zukommen, in einer theologisch verantwortlichen Weise gerecht zu werden."
Unseren ökumene-verliebten, harmonie-orientierten Basischristen werden solche Feinheiten entgehen; sie müssen auf das Konto der (mit selbstproduzierten und daher per se unwichtigen Problemchen beschäftigten) wirklichkeitsfremden Theologie gebucht werden. Hauptsache, gemeinsames Abendmahl. Egal, wer vorne steht.

Wetten, daß zu dieser "innerprotestantischen" Angelegenheit kein besorgtes Wort der Herren Hasenhüttl, Küng etc. und der organisierten Neokatholiken kommen wird?

3. Januar 2005

Konkret, jetzig, verfügt

"Der Glaube ist ein Realismus, wir aber machen oft eine Abstraktion daraus, ein ganzes System von Abstraktionen - und das zu Unrecht.

Wir machen daraus eine - abstrakte - Lebenskunst, eine philosophische Theorie oder ein Denksystem: Wir folgern Ideen daraus oder machen uns eine Idee davon. Nun ist der Glaube aber eine praktische Wissenschaft: das „Gewusst-Wie“ des Lebens, und zwar heute und hier.

Unaufhörlich täuschen wir uns über ihn: Es gibt keinen Glauben in Reinkultur; der Glaube ist für einen konkreten Menschen da, für ein menschliches Leben, und um dieses Leben in Christus dem Heil aller Menschen zu weihen, um es in der Kirche dem Heil der ganzen Welt zu weihen.

Der Glaube ist in der Zeit und für die Zeit: jene Zeit nämlich, in der sich dieses menschliche Leben abspielt. Man könnte sagen: Der Glaube ist die Liebe Gottes, die sich in diese Zeit einbringt; der Glaube ist der zeitliche Einsatz der Liebe Gottes.

Und insofern es sich um unsere Zeit handelt, so wird der Glaube von uns nur dann kraftvoll gelebt, wenn er uns erleuchtet und stärkt im Jetzigen, Augenblicklichen, Unmittelbaren.

Denn der Glaube ist da für die Liebe. Das Leben, das er von innen her verwandelt, wird dann ein Leben, das die Liebe Gottes ausstrahlt und verwirklicht, das sie so trägt, wie ein Baum seine Früchte trägt; ein Leben, in dem die beiden Gebote untrennbar und unteilbar sind." (Madeleine Delbrel, zit. nach der WJT-Arbeitshilfe, S. 65)
Website des Monats



Das Jahr fängt ja schon gut an: Mein Weblog wurde zu einer der beiden "KATH.NET-Websites des Monats Jänner 2005" gekürt. Herzlichen Dank!

Der andere Preisträger ist die Site von "Human Life International Schweiz", die sich materialreich, engagiert und praktisch für den "Schutz eines jeden Menschen von der Befruchtung bis zum natürlichen Tode" einsetzt. Die haben's wirklich verdient!

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal auf die Spendenbitte von kath.net hinweisen. Wer in diesen Tagen noch was zum Verschenken übrig hat: Hier ist es gut angelegt!

2. Januar 2005

Gotteswort in der PET-Flasche

Mit dem "Wort zum Sonntag" verbinde ich nur die ehemalige Sprecherin Oda-Gebbine Holze-Stäblein - irgendwann in den 90ern trat sie eines Samstag abends in mein Leben, um dort als Name in meinem Unterbewußten weiterzuexistieren.

Ansonsten habe ich mich nie zur Zielgruppe dieser Sendung gezählt und tue es auch jetzt nicht, da ich in der Regel sowieso eine ausführliche Sonntagspredigt abbekomme.

Im Magazin für Theologie und Ästhetik analysiert Birte Platow das "Scheitern" dieses Fernseh-Oldtimers. Lesenswert!
"Übertragen auf das "Wort zum Sonntag" heißt das, dass es in der Art von Gott und dem Glauben sprechen soll, dass die Menschen sich angesprochen fühlen und das Gesagte verstehen. Der Alltag darf und muss also inhaltlich und sprachlich einbezogen werden. Gott und die Religion sollten aber nicht völlig auf die Ebene des Alltags gebracht werden. Das wäre, als ob man sozusagen Wein aus der PET-Flasche tränke.

Es gilt also - um bei dem eben benutzten Bild zu bleiben - ein Gefäß zu finden, das die Menschen vor dem Fernseher öffnen können und dessen Inhalt ihnen köstlich schmeckt. So könnte das "Wort zum Sonntag" tatsächlich eine Möglichkeit sein, den Glauben an Menschen vor dem Fernseher weiterzugeben und ihnen Orientierung im Alltag zu bieten."