Augustinus II: Gesang in der Nacht
»'Alle Völker haben dir bekannt' (Ps 66, 4). Wandelt auf dem 'Wege' mit allen Völkern .., ihr Söhne des Friedens, ihr Söhne der einen katholischen Kirche, wandelt auf dem 'Wege', singt auf der Wanderschaft. Das tun Wanderer zum Troste der Mühen. Singet, ihr auf diesem 'Wege', singt einen neuen Gesang, niemand singe dort jedes beliebige Lied, singt Liebeslieder eures Vaterlandes... So wie die Wanderer singen, und sie singen zumeist in der Nacht.« (ebd., S. 346)
31. Dezember 2002
Augustinus I: Verwitwet
»Die ganze Kirche ist eine Witwe, in ihren Männern so gut wie in ihren Frauen, in den verheirateten Männern so gut wie in den Gattinnen, in den Jünglingen so gut wie in den Greisen, wie in den Jungfrauen - die ganze Kirche ist eine Witwe, verlassen in dieser Welt. Fühlt sie das, kennt sie ihre Witwenschaft, so ist ihr Hilfe bereit.« (zitiert nach: Augustinus: Antlitz der Kirche.- Freiburg: Johannes, 1991, S. 345 - Diese von Hans Urs von Balthasar zusammengestellte und übersetzte Sammlung ist nicht nur eine wunderbare Einführung in die Kirchentheologie des reifen Augustinus, sondern verwandelt und belebt auch jedes (?) eingestaubte, juristisch wie liberal verkrustete Denken über die Sphäre Gottes in dieser Welt qua est ecclesia.)
»Die ganze Kirche ist eine Witwe, in ihren Männern so gut wie in ihren Frauen, in den verheirateten Männern so gut wie in den Gattinnen, in den Jünglingen so gut wie in den Greisen, wie in den Jungfrauen - die ganze Kirche ist eine Witwe, verlassen in dieser Welt. Fühlt sie das, kennt sie ihre Witwenschaft, so ist ihr Hilfe bereit.« (zitiert nach: Augustinus: Antlitz der Kirche.- Freiburg: Johannes, 1991, S. 345 - Diese von Hans Urs von Balthasar zusammengestellte und übersetzte Sammlung ist nicht nur eine wunderbare Einführung in die Kirchentheologie des reifen Augustinus, sondern verwandelt und belebt auch jedes (?) eingestaubte, juristisch wie liberal verkrustete Denken über die Sphäre Gottes in dieser Welt qua est ecclesia.)
Meine Highlights des Jahres 2002
Musik:
Jorma Kaukonen: Blue Country Heart
Caroline Herring: Twilight
Flatlanders: Now Again
Bücher:
Annie Dillard: Der freie Fall der Spottdrossel (Pilgrim at Tinker Creek
Martin Mosebach: Häresie der Formlosigkeit: Die römische Liturgie und ihr Feind
Franz Dobler: The Beast In Me: Johnny Cash und die seltsame und schöne Welt der Countrymusik
Filme:
Das Leben ist schön (endlich im Fernsehen nachgeholt )
Signs - Zeichen
Down From the Mountain: A live performance by the artists & musicians of "O Brother, Where Art Thou"
Musik:
Jorma Kaukonen: Blue Country Heart
Caroline Herring: Twilight
Flatlanders: Now Again
Bücher:
Annie Dillard: Der freie Fall der Spottdrossel (Pilgrim at Tinker Creek
Martin Mosebach: Häresie der Formlosigkeit: Die römische Liturgie und ihr Feind
Franz Dobler: The Beast In Me: Johnny Cash und die seltsame und schöne Welt der Countrymusik
Filme:
Das Leben ist schön (endlich im Fernsehen nachgeholt )
Signs - Zeichen
Down From the Mountain: A live performance by the artists & musicians of "O Brother, Where Art Thou"
30. Dezember 2002
Mysterium Crucis
Weil hierzulande der normale Katholik meist an der Kirche verzweifelt und weil sein orthodoxer Mit-Katholik an seinen normalen Mit-Katholiken verzweifelt, tut ein Weblog wie Mysterium Crucis gut: Da entdeckt einer in der katholischen Kirche die Wahrheit, und zwar nicht nur gut ökumenisch-irenisch-interreligiös-dialogisch seine eigene, sondern die Wahrheit der Welt. Thanks a lot, Will. God bless you.
Weil hierzulande der normale Katholik meist an der Kirche verzweifelt und weil sein orthodoxer Mit-Katholik an seinen normalen Mit-Katholiken verzweifelt, tut ein Weblog wie Mysterium Crucis gut: Da entdeckt einer in der katholischen Kirche die Wahrheit, und zwar nicht nur gut ökumenisch-irenisch-interreligiös-dialogisch seine eigene, sondern die Wahrheit der Welt. Thanks a lot, Will. God bless you.
29. Dezember 2002
Junge Intellektuelle strömen in NYs Kirchen
Vielleicht ist es eine Ente, vielleicht eine kurze Mode, vielleicht aber auch mehr: Laut kath.net strömen gebildete junge New Yorker in Kirchen und Synagogen. Und: Es gebe auch ein geistliches Wachstum!
Ich werde nie vergessen, wie fasziniert mein damals 14jähriger Sohn war, als wir in St. Patrick's die Karfreitagsliturgie mitfeierten: Die riesige Kathedrale bis zum letzten Stehplatz gefüllt, der Altersdurchschnitt bei ca. 35 Jahren. "Ethnicity": alles mögliche. Wir fühlten uns daheim.
Vielleicht ist es eine Ente, vielleicht eine kurze Mode, vielleicht aber auch mehr: Laut kath.net strömen gebildete junge New Yorker in Kirchen und Synagogen. Und: Es gebe auch ein geistliches Wachstum!
Ich werde nie vergessen, wie fasziniert mein damals 14jähriger Sohn war, als wir in St. Patrick's die Karfreitagsliturgie mitfeierten: Die riesige Kathedrale bis zum letzten Stehplatz gefüllt, der Altersdurchschnitt bei ca. 35 Jahren. "Ethnicity": alles mögliche. Wir fühlten uns daheim.
Image - Immer einen Besuch wert
»Image« heißt ein Journal of the Arts and Religion, das auf seiner Webseite zwar nur wenig von seinem Volltext bringt, aber dafür durchaus Lesenswertes. So zum Beispiel die Editorials von Greg Wolfe (Bsp: »Please touch«) oder die Werke christlicher Künstler.
Seine »Vision« spricht amerikanisch-unbefangen von der Verantwortung der Christen für die Kultur ihres Landes:
"This is the context out of which Image has emerged. Living as we do in a fragmented society, the need for cultural renewal is greater than at any time in our history. Despite the rise of secularism, America remains a religious nation, and it is ultimately in religious vision that healing and renewal are to be found.
Unfortunately, many Christians have allowed themselves to become so estranged from contemporary culture that they have essentially given up any hope of influencing the artists who will create the visual images, stories, and music that shape our time.
Few Christians have applied the concept of “stewardship” to culture itself. While it has been natural for Christians to see themselves as stewards of natural resources, or wealth, or the institutional church, there has been little sense of stewardship over our national culture.
Image speaks with equal force and relevance to the secular culture and to the church. By finding fresh ways for the imagination to embody religious truth and religious experience, Image challenges believers and nonbelievers alike."
»Image« heißt ein Journal of the Arts and Religion, das auf seiner Webseite zwar nur wenig von seinem Volltext bringt, aber dafür durchaus Lesenswertes. So zum Beispiel die Editorials von Greg Wolfe (Bsp: »Please touch«) oder die Werke christlicher Künstler.
Seine »Vision« spricht amerikanisch-unbefangen von der Verantwortung der Christen für die Kultur ihres Landes:
"This is the context out of which Image has emerged. Living as we do in a fragmented society, the need for cultural renewal is greater than at any time in our history. Despite the rise of secularism, America remains a religious nation, and it is ultimately in religious vision that healing and renewal are to be found.
Unfortunately, many Christians have allowed themselves to become so estranged from contemporary culture that they have essentially given up any hope of influencing the artists who will create the visual images, stories, and music that shape our time.
Few Christians have applied the concept of “stewardship” to culture itself. While it has been natural for Christians to see themselves as stewards of natural resources, or wealth, or the institutional church, there has been little sense of stewardship over our national culture.
Image speaks with equal force and relevance to the secular culture and to the church. By finding fresh ways for the imagination to embody religious truth and religious experience, Image challenges believers and nonbelievers alike."
26. Dezember 2002
Stephanus bürgerlich
Die Predigt im Gemeindegottesdienst kreiste um "Zufriedenheit" als zentralen Begriff. Ich konnte das Anliegen zwar nachvollziehen, denn natürlich sollten wir alle z.B. mit unseren Geschenken zufrieden sein - vor allem die lieben Kleinen, von denen allerdings die meisten in der Messe fehlten. Aber den heiligen Stephan verstehen wir nicht, wenn wir ihn als "zufriedenen Menschen" verstehen.
Schon eher kommen wir ihm nahe mit dem Wort der Therese Martin, besser bekannt als Therese von Lisieux: "Ich will alles." (Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles will. Ziemlich riskant bei den Überraschungen Gottes, denke ich mir. So bete ich ersatzweise: "GOTT, gewähre mir, daß ich alles will!")
Die Predigt im Gemeindegottesdienst kreiste um "Zufriedenheit" als zentralen Begriff. Ich konnte das Anliegen zwar nachvollziehen, denn natürlich sollten wir alle z.B. mit unseren Geschenken zufrieden sein - vor allem die lieben Kleinen, von denen allerdings die meisten in der Messe fehlten. Aber den heiligen Stephan verstehen wir nicht, wenn wir ihn als "zufriedenen Menschen" verstehen.
Schon eher kommen wir ihm nahe mit dem Wort der Therese Martin, besser bekannt als Therese von Lisieux: "Ich will alles." (Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles will. Ziemlich riskant bei den Überraschungen Gottes, denke ich mir. So bete ich ersatzweise: "GOTT, gewähre mir, daß ich alles will!")
25. Dezember 2002
Richard John Neuhaus - Urbild aller Blogger?
Father Neuhaus schreibt seit Jahren in First Things seine monatliche und absolut lesenswerte Kolumne "The Public Square". Im neuesten Heft (Dezember 2002 - leider noch nicht online) kommentiert er den Kommentar von Andrew Sullivan, der "Public Square" "the original instance of blogging" nannte.
Er sieht sich selbst nicht als Blogger, und zwar "not out of snobbery, mind you". Zuerst weil er als Redakteur eben nicht alleine schreibt, sondern ständig durch seine Kollegen korrigiert wird. Dann aber auch und zwar "most important", weil er als konventioneller Journalist einer Monatsschrift mit anderen Veröffentlichungszeiten rechnet und damit mit einer "more considered reflection" schreibt als eben unsereiner. Das sei zwar noch immer nicht sub specie aeternatitatis (unter dem Blickwinkel der Ewigkeit), aber eben doch mit einer längerfristigeren Perspektive.
Schön sein Bekenntnis: "Don't get me wrong; I rather like the blogger insurgency (dt: Aufstand). I quickly learned it can be addictive; going from link to link, you discover that you've wasted an hour or more on mildly entertaining ephemera. So I have a rule of giving the bloggers no more than fifteen minutes per day, which has the happy effect of cutting about the same amount of time from reading the (New York) Times..." 15 Minuten, aber immerhin. Und immerhin anstelle der New York Times!
sub specie aeternitatis - in der Web-Sprache würde das heißen: Which blog would Jesus read? So schreiben, daß es auch für JC lesenswert ist - wenn auch vielleicht nur als Fenster in unser Herz. Wäre nicht schlecht, wenn das gelänge.
Father Neuhaus schreibt seit Jahren in First Things seine monatliche und absolut lesenswerte Kolumne "The Public Square". Im neuesten Heft (Dezember 2002 - leider noch nicht online) kommentiert er den Kommentar von Andrew Sullivan, der "Public Square" "the original instance of blogging" nannte.
Er sieht sich selbst nicht als Blogger, und zwar "not out of snobbery, mind you". Zuerst weil er als Redakteur eben nicht alleine schreibt, sondern ständig durch seine Kollegen korrigiert wird. Dann aber auch und zwar "most important", weil er als konventioneller Journalist einer Monatsschrift mit anderen Veröffentlichungszeiten rechnet und damit mit einer "more considered reflection" schreibt als eben unsereiner. Das sei zwar noch immer nicht sub specie aeternatitatis (unter dem Blickwinkel der Ewigkeit), aber eben doch mit einer längerfristigeren Perspektive.
Schön sein Bekenntnis: "Don't get me wrong; I rather like the blogger insurgency (dt: Aufstand). I quickly learned it can be addictive; going from link to link, you discover that you've wasted an hour or more on mildly entertaining ephemera. So I have a rule of giving the bloggers no more than fifteen minutes per day, which has the happy effect of cutting about the same amount of time from reading the (New York) Times..." 15 Minuten, aber immerhin. Und immerhin anstelle der New York Times!
sub specie aeternitatis - in der Web-Sprache würde das heißen: Which blog would Jesus read? So schreiben, daß es auch für JC lesenswert ist - wenn auch vielleicht nur als Fenster in unser Herz. Wäre nicht schlecht, wenn das gelänge.
23. Dezember 2002
Scipio wünscht:
Als Pater Familias habe ich morgen (und übermorgen und überübermorgen) besseres zu tun als Webzuloggen. (Das reale Leben ruft.) Deshalb schon jetzt und vorab und doch gleichzeitig mit dem unscheinbaren und zeitenwendenden Geschehen in Bethlehem:
Frohe, gesegnete Weihnachten! Merry and Blessed Christmas!
Als Pater Familias habe ich morgen (und übermorgen und überübermorgen) besseres zu tun als Webzuloggen. (Das reale Leben ruft.) Deshalb schon jetzt und vorab und doch gleichzeitig mit dem unscheinbaren und zeitenwendenden Geschehen in Bethlehem:
Frohe, gesegnete Weihnachten! Merry and Blessed Christmas!
Thomas und Claus
Die genaue Zitatstelle in den Opera des Thomas von Aquin ist leider nicht angegeben, aber die englische Übersetzung klingt authentisch nach Thomas: The Five Ways of Proving Santa Claus
Die genaue Zitatstelle in den Opera des Thomas von Aquin ist leider nicht angegeben, aber die englische Übersetzung klingt authentisch nach Thomas: The Five Ways of Proving Santa Claus
Es scheint, ich bin katholisch... Das ergab jedenfalls mein Test bei Belief-O-Matic. Ich kann mich wahrscheinlich an die neuen Köche nicht gewöhnen und bleibe bei dem, was ich bei Muttern zuhause auf den Tisch bekam. Freiwillig.
22. Dezember 2002
Gerade gestern in einer Zeitung ein Bericht über den Cafeteria-Katholizismus, der sich sein eigenes Menü zusammenstellt. Ob die Element der jeweiligen Religiösität zueinander oder zum Label passen, sei zweitrangig. Während ein Drittel der kirchentreuen Katholiken mit der Vorstellung einer Wiedergeburt sympathisiere, glaubten nur noch 18,7 % der Getauften an Gott als persönliches Gegenüber, mehr als 40 % hielten die Welt nicht für Seine Schöpfung.
Daran musste ich vorhin denken, als ich in Peter Handkes "In einer stillen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus" las: »Aber auch viele andere Gewächse oder Früchte der eigenen Gegend waren den Bewohnern, und nicht nur denen im Stadtinnern, unbekannt, oder tabu. Als er eines Tages in eine ähnliche Randsiedlung kam wie die an der Herbergsstraße, mit gleichkleinen länglichen Häusern die Steppenhänge hinauf, nur eben an einem anderen Stadtausgang, pflückte er im Vorbeigehen eine Feige von einem Strauch gleich neben einer Tür, worauf dort eine alte Frau herauslief, mit Geschrei, aber nicht, weil er ein Dieb war, sondern der vermeintlich giftigen Feigenart wegen, 'nicht essen!'; sie selber hatte davon ihr Leben lang noch nicht gekostet und wollte ihn nun davor bewahren, an ihren Haustürfeigen zugrunde zu gehen.
Unter ihrem besorgten Blick aß er dann von den Früchten, die so köstlich schmeckten, dass er den ganzen Strauch hätte leer essen mögen, gerade nur zwei, und von den kleinsten. Dieses Nicht-bewandert-Sein selbst der Alteingesessenen mit dem, was vor der eigenen Tür war, mitsamt der Angst davor, begegnete ihm von morgens bis abends.«
Daran musste ich vorhin denken, als ich in Peter Handkes "In einer stillen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus" las: »Aber auch viele andere Gewächse oder Früchte der eigenen Gegend waren den Bewohnern, und nicht nur denen im Stadtinnern, unbekannt, oder tabu. Als er eines Tages in eine ähnliche Randsiedlung kam wie die an der Herbergsstraße, mit gleichkleinen länglichen Häusern die Steppenhänge hinauf, nur eben an einem anderen Stadtausgang, pflückte er im Vorbeigehen eine Feige von einem Strauch gleich neben einer Tür, worauf dort eine alte Frau herauslief, mit Geschrei, aber nicht, weil er ein Dieb war, sondern der vermeintlich giftigen Feigenart wegen, 'nicht essen!'; sie selber hatte davon ihr Leben lang noch nicht gekostet und wollte ihn nun davor bewahren, an ihren Haustürfeigen zugrunde zu gehen.
Unter ihrem besorgten Blick aß er dann von den Früchten, die so köstlich schmeckten, dass er den ganzen Strauch hätte leer essen mögen, gerade nur zwei, und von den kleinsten. Dieses Nicht-bewandert-Sein selbst der Alteingesessenen mit dem, was vor der eigenen Tür war, mitsamt der Angst davor, begegnete ihm von morgens bis abends.«
19. Dezember 2002
Si tacuisses... Auf deutsch: Hättest du nur den Mund gehalten.
Zu Weihnachten dürfen 10 deutsche Fernsehgrößen im Gong die Frage "Glauben Sie an Gott?" beantworten. Ich weiß nicht recht, ob ich mich freuen soll, dass Gott wieder einmal öffentlich erwähnt wird, oder weinen soll über manche Sätze wie die von Michaela May: "Ich glaube an Gott als eine Kraft, eine Energie, die wir aus einem großen Topf erhalten. Bei einem gemeinsamen Gottesdienst spürt man diese große energetische Kraft besonders stark!"
Da freut man sich über jeden erklärten Atheisten!
Ich glaube an Gott, die Kraft, die energetische, die aus dem großen Topf strömt ...
Zu Weihnachten dürfen 10 deutsche Fernsehgrößen im Gong die Frage "Glauben Sie an Gott?" beantworten. Ich weiß nicht recht, ob ich mich freuen soll, dass Gott wieder einmal öffentlich erwähnt wird, oder weinen soll über manche Sätze wie die von Michaela May: "Ich glaube an Gott als eine Kraft, eine Energie, die wir aus einem großen Topf erhalten. Bei einem gemeinsamen Gottesdienst spürt man diese große energetische Kraft besonders stark!"
Da freut man sich über jeden erklärten Atheisten!
Ich glaube an Gott, die Kraft, die energetische, die aus dem großen Topf strömt ...
Jean-Marie Lustiger, Kardinal von Paris. Er ist berufen wie sonst kaum jemand, uns Christen über die Bedeutung des Volkes Israel aufzuklären. "Nicht du trägst die Wurzel, die Wurzel trägt dich." (Paulus)
Was für eine Überraschung! Durch die Literaturbeilage der "Zeit" habe ich heute erfahren, daß es eine neue englisch-deutsche Ausgabe von Gedichten Robert Frosts gibt. "Promises to Keep" heißt sie, nach einer Stelle aus einem seiner bekanntesten Gedichte - hier ist es:
Stopping by Woods on a Snowy Evening
Whose woods these are I think I know
His house is in the village though;
He will not see me stopping here
To watch his woods fill up with snow.
My little horse must think it queer
To stop without a farmhouse near
Between the woods and frozen lake
The darkest evening of the year.
He gives his harness bells a shake
To ask if there is some mistake.
The only other sound's the sweep
of easy wind and downy flake.
The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.
Ein nur scheinbar harmloses Gedicht, nicht nur für dunkelsten Tag des Jahres, sondern auch für andere dunkle Tage.
Stopping by Woods on a Snowy Evening
Whose woods these are I think I know
His house is in the village though;
He will not see me stopping here
To watch his woods fill up with snow.
My little horse must think it queer
To stop without a farmhouse near
Between the woods and frozen lake
The darkest evening of the year.
He gives his harness bells a shake
To ask if there is some mistake.
The only other sound's the sweep
of easy wind and downy flake.
The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.
Ein nur scheinbar harmloses Gedicht, nicht nur für dunkelsten Tag des Jahres, sondern auch für andere dunkle Tage.
18. Dezember 2002
Kairos möchte der katholischen Öffentlichkeit dienen und postet (was für'n urdeutsches Wort!) die Homepage der Pfarrei "Unserer Liebe Frau vom Enneagramm". I am going to spread the news further.
Als voll virtuelle Gemeinde dürfte sie wohl dem Sprengel von M. l'Eveque Jacques Gaillot unterstehen.
Als voll virtuelle Gemeinde dürfte sie wohl dem Sprengel von M. l'Eveque Jacques Gaillot unterstehen.
17. Dezember 2002
Jetzt hat nach Joseph Ratzinger auch Avery Dulles SJ seine ganz kardinale Seite. Purpurrot - was sonst.
Henri Le Saux a.k.a. Swami Abhishiktananda (1910 - 1973) war Benediktiner und einer der Pioniere des "interreligiösen Dialogs", wie man das heute nennt.
»Es gibt nur eine einzige Wirklichkeit, die lebendige Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn in der Einheit des Geistes, im Grunde des Seins. Das allein ist, und was ist, hat an diesem Sein Anteil.«
»Der Christ kann nicht ein Mensch sein, für den Gott nur ein Teil seines Lebens ist, selbst wenn es der wichtigste wäre, sondern er ist ein Mensch, für den Gott allein zählt, für den Gott alles ist, oder vielmehr, für den Gott allein ist.«
»Keiner kann ein Christ sein, der meint, er könne sich im Christentum wie in einer bequemen Behausung einrichten und er sei versichert gegen jede Unannehmlichkeit in dieser und in der nächsten Welt. Ein bequemes Christentum war noch nie ein Christentum. Der Stall von Bethlehem hatte keine Bequemlichkeit, und das Kreuz noch viel weniger. Der Schatten des Leidens hat das ganze Leben Jesu überschattet, und Maria konnte nicht vergessen, daß eines Tages ein Schwert ihr Herz durchdringen würde. (...) Für den Christen gibt es nie eine Sicherheit, weder im spirituellen Leben noch im Bereich der Zeitlichkeit. Seine Sicherheit besteht vielmehr gerade darin, keine zu besitzen und wesentlich Erwartung zu sein.«
Eine kurze Biographie findet sich im "Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon" - Vorsicht: Die dort angegebene Literatur stammt von Thomas Merton.
»Es gibt nur eine einzige Wirklichkeit, die lebendige Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn in der Einheit des Geistes, im Grunde des Seins. Das allein ist, und was ist, hat an diesem Sein Anteil.«
»Der Christ kann nicht ein Mensch sein, für den Gott nur ein Teil seines Lebens ist, selbst wenn es der wichtigste wäre, sondern er ist ein Mensch, für den Gott allein zählt, für den Gott alles ist, oder vielmehr, für den Gott allein ist.«
»Keiner kann ein Christ sein, der meint, er könne sich im Christentum wie in einer bequemen Behausung einrichten und er sei versichert gegen jede Unannehmlichkeit in dieser und in der nächsten Welt. Ein bequemes Christentum war noch nie ein Christentum. Der Stall von Bethlehem hatte keine Bequemlichkeit, und das Kreuz noch viel weniger. Der Schatten des Leidens hat das ganze Leben Jesu überschattet, und Maria konnte nicht vergessen, daß eines Tages ein Schwert ihr Herz durchdringen würde. (...) Für den Christen gibt es nie eine Sicherheit, weder im spirituellen Leben noch im Bereich der Zeitlichkeit. Seine Sicherheit besteht vielmehr gerade darin, keine zu besitzen und wesentlich Erwartung zu sein.«
Eine kurze Biographie findet sich im "Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon" - Vorsicht: Die dort angegebene Literatur stammt von Thomas Merton.
16. Dezember 2002
Vater Alexander Schmemann über seine Erfahrung der ganz alltäglichen Fremdheit in der Welt:
"Dienstag, 2. Juni 1981
Beim Zeitungslesen hier und dort Gespräche über russische, amerikanische, polnische und andere Angelegenheiten, über die Weltkrise, über alle möglichen 'nötigen Dinge'. Und in der Tat, alles ist recht interessant, vielleicht wichtig. Doch hinter alldem empfinde ich immer so etwas wie Distanz, Entfremdung, ja Verwunderung darüber, daß die Leute wirklich so viele verschiedene Dinge für 'nötig' halten. Je älter ich werde, umso mehr fühle ich, dass die Kirche und die Eucharistie in der Kirche bleiben und in der Welt da sind, um eben diese Entfremdung, diese Distanz zu schaffen, zu ermöglichen, so daß tief im Innern, ohne daß wir uns dessen bewußt sind, unser Leben 'mit Christus verborgen' sein kann 'in Gott'. 'Ich hofffe auf den Herrn, der mich aus Verzagtheit und Sturm erlöst.' Denke an diese Worte und staune: Brauchen wir noch irgendein anderes Gebet?" (S. 422f)
"Dienstag, 2. Juni 1981
Beim Zeitungslesen hier und dort Gespräche über russische, amerikanische, polnische und andere Angelegenheiten, über die Weltkrise, über alle möglichen 'nötigen Dinge'. Und in der Tat, alles ist recht interessant, vielleicht wichtig. Doch hinter alldem empfinde ich immer so etwas wie Distanz, Entfremdung, ja Verwunderung darüber, daß die Leute wirklich so viele verschiedene Dinge für 'nötig' halten. Je älter ich werde, umso mehr fühle ich, dass die Kirche und die Eucharistie in der Kirche bleiben und in der Welt da sind, um eben diese Entfremdung, diese Distanz zu schaffen, zu ermöglichen, so daß tief im Innern, ohne daß wir uns dessen bewußt sind, unser Leben 'mit Christus verborgen' sein kann 'in Gott'. 'Ich hofffe auf den Herrn, der mich aus Verzagtheit und Sturm erlöst.' Denke an diese Worte und staune: Brauchen wir noch irgendein anderes Gebet?" (S. 422f)
15. Dezember 2002
Gestern feierten wir das Fest des hl. Juan de la Cruz, eines der größten Heiligen unserer Kirche. Nicht umsonst Kirchenlehrer.
Gleichzeitig war er auch einer der großen katholischen Dichter. Eine Kostprobe:
"Mein Geliebter ist alles, die Berge,
Die bewaldeten einsamen Täler,
Die unbewohnten Inseln,
Die rauschenden Flüsse,
Das Flüstern der lieblichen Lüfte,
Die friedvolle Nacht,
Sowie die aufsteigende Morgenröte,
Die schweigende Musik,
Die klangvolle Einsamkeit,
Das Abendmahl, das belebt und Liebe bewirkt."
Wenn uns solche Sänger heute fehlen: Liegt es an unserer mangelnden Gottesliebe? Oder an unserer schwächelnden Sprache, die wir (wir Deutschen jedenfalls) nur noch ironisch einsetzen können? Kann uns noch etwas "lieblich" erscheinen? Gibt es noch Morgenröten, die nicht kitschig sind?
Gleichzeitig war er auch einer der großen katholischen Dichter. Eine Kostprobe:
"Mein Geliebter ist alles, die Berge,
Die bewaldeten einsamen Täler,
Die unbewohnten Inseln,
Die rauschenden Flüsse,
Das Flüstern der lieblichen Lüfte,
Die friedvolle Nacht,
Sowie die aufsteigende Morgenröte,
Die schweigende Musik,
Die klangvolle Einsamkeit,
Das Abendmahl, das belebt und Liebe bewirkt."
Wenn uns solche Sänger heute fehlen: Liegt es an unserer mangelnden Gottesliebe? Oder an unserer schwächelnden Sprache, die wir (wir Deutschen jedenfalls) nur noch ironisch einsetzen können? Kann uns noch etwas "lieblich" erscheinen? Gibt es noch Morgenröten, die nicht kitschig sind?
13. Dezember 2002
Gerade kommt der neue Newsletter der Aktion Lebensrecht Für Alle rein. Folgender Absatz sollte nicht unbemerkt in den Weiten des Web verschwinden. Wenn der Inhalt stimmt, sollten wir langsam anfangen, für die geistige Gesundheit unseres Kanzlers zu beten - und für unser Land:
"Job, Jobs, Jobs: SPD-Politikerin Reimann fordert Zulassung der PID
Berlin (ALfA). Die Gentechnik-Expertin der SPD, Carola Reimann hat sich fuer die Zulassung der in Deutschland verbotenen Praeimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" (Ausgabe vom 13.12.). Danach forderte Reimann die PID dann zuzulassen, 'wenn es in den Familien bereits schwere Gesundheitsschaeden durch vererbbare Krankheiten gegeben hat'. Voraussetzung fuer die Anwendung der PID muesse ausserdem eine "ausfuehrliche humangenetische Beratung sein". Diese solle noch in dieser Legislaturperiode geregelt werden.
Wie die Zeitung weiter berichtet, hatte sich Bundeskanzler Gerhard Schroeder in der vergangenen Legislaturperiode prinzipiell fuer eine Ausweitung der genetischen Diagnostik ausgesprochen. Die Nutzung der neuen Gentechnik sei nach Schroeders Ansicht auch notwendig, um neue Arbeitsplaetze zu schaffen, schreibt das Blatt. Reimann, die die SPD im Forschungsausschuss des Bundestages vertritt, plaedierte dafuer, die PID in dieser Legislaturperiode gesetzlich zu regeln. Gegenueber der FTD wies Reimann darauf hin, dass einzelne Paare schon heute ins benachbarte Ausland fuehren, um eine PID durchfuehren zu lassen."
Noch mal ganz langsam: Wir brauchen die PID in Deutschland, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ich versuche zu verstehen, wie das gehen soll und wie viele unserer unbeschäftigten vier Millionen in der Branche unterkommen, aber scheitere immer wieder. Muss an mir liegen, oder?
"Job, Jobs, Jobs: SPD-Politikerin Reimann fordert Zulassung der PID
Berlin (ALfA). Die Gentechnik-Expertin der SPD, Carola Reimann hat sich fuer die Zulassung der in Deutschland verbotenen Praeimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" (Ausgabe vom 13.12.). Danach forderte Reimann die PID dann zuzulassen, 'wenn es in den Familien bereits schwere Gesundheitsschaeden durch vererbbare Krankheiten gegeben hat'. Voraussetzung fuer die Anwendung der PID muesse ausserdem eine "ausfuehrliche humangenetische Beratung sein". Diese solle noch in dieser Legislaturperiode geregelt werden.
Wie die Zeitung weiter berichtet, hatte sich Bundeskanzler Gerhard Schroeder in der vergangenen Legislaturperiode prinzipiell fuer eine Ausweitung der genetischen Diagnostik ausgesprochen. Die Nutzung der neuen Gentechnik sei nach Schroeders Ansicht auch notwendig, um neue Arbeitsplaetze zu schaffen, schreibt das Blatt. Reimann, die die SPD im Forschungsausschuss des Bundestages vertritt, plaedierte dafuer, die PID in dieser Legislaturperiode gesetzlich zu regeln. Gegenueber der FTD wies Reimann darauf hin, dass einzelne Paare schon heute ins benachbarte Ausland fuehren, um eine PID durchfuehren zu lassen."
Noch mal ganz langsam: Wir brauchen die PID in Deutschland, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ich versuche zu verstehen, wie das gehen soll und wie viele unserer unbeschäftigten vier Millionen in der Branche unterkommen, aber scheitere immer wieder. Muss an mir liegen, oder?
Da wird der BDKJ zu schlucken haben... Das Thema des Weltjugendtages 2005 soll, wie kath.net berichtet, "Sieh da, deine Mutter!" werden. (kath.net nennt als Jahr 2003, aber das kann ja eigentlich nicht stimmen laut Kardinal Meisner.)
Ich halte es fast für eine Lebenslüge des BDKJ und vieler seiner Verbände, Maria links liegen zu lassen oder sie als Vorbild emanzipatorischer Moral einzusetzen. Die Erfahrungen, die ich (und jetzt einer meiner Söhne) in Schönstatt gemacht haben und machen, zeigen mir für mich, daß der heilige Bernhard mit seinem "De Maria nunquam satis - Über Maria niemals genug" rhetorisch nur leicht übertrieben hat.
Ich halte es fast für eine Lebenslüge des BDKJ und vieler seiner Verbände, Maria links liegen zu lassen oder sie als Vorbild emanzipatorischer Moral einzusetzen. Die Erfahrungen, die ich (und jetzt einer meiner Söhne) in Schönstatt gemacht haben und machen, zeigen mir für mich, daß der heilige Bernhard mit seinem "De Maria nunquam satis - Über Maria niemals genug" rhetorisch nur leicht übertrieben hat.
8. Dezember 2002
Wieder einmal die falsche Form priesterlicher Bescheidenheit im heutigen Hochamt zur Ehren Mariens (Ja, es ist der 8.12. - Namenstag meiner Heimatkirche!): Nach der Gabenbereitung werden Gaben, Altar und Gläubige mit Weihrauch "beräuchert" (das ist der Terminus technicus) - der Priester wird ausgelassen. Erinnert mich an die (Un-)Sitte mancher Priester, daß der Priester erst nach den Kommunionhelfern oder gar nach der Gemeinde zur Kommunion geht. Er ist doch nicht der Gastgeber, oder?
Wenn wir ab sofort in der Common Era leben, ziehe ich es vor, mit diesem Zeitalter ungleichzeitig zu sein, und lieber gleichzeitig mit JC.
7. Dezember 2002
Endlich gibt es die bisher verstreuten Essays und Reden von Martin Mosebach zur Liturgie und anderen theologischen Themen als Buch. "Häresie der Formlosigkeit" heißt es, erschienen im österreichischen Karolinger-Verlag und immerhin auch in "guten Buchhandlungen" zu finden. Ich habe mein Exemplar immerhin bei Carolus in Frankfurt aufgegabelt. Die FAZ hat es in der letzten Woche auch schon besprochen.
Auch wer ihm nicht überall folgen kann, kann die Lektüre genießen und froh sein über diesen Glaubensbruder!
Auch wer ihm nicht überall folgen kann, kann die Lektüre genießen und froh sein über diesen Glaubensbruder!
6. Dezember 2002
Wetten, daß diese Nikolaus-Legende kaum einer kennt: Der heilige Bischof mal nicht bei der tätigen Nächstenliebe, sondern im Einsatz für den rechten Glauben. Macht ihn mir noch sympathischer. (Von Doxos by Huw Raphael)
Wieder Alexander Schmemann:
"Vater Tom hat mir den Weihnachtsrundbrief eines Trappisten in Massachusetts gegeben. In seinem Kloster treffen sich alle möglichen Traditionen (Westen, Osten, Buddhismus), Riten und Erfahrungen. Tönt eher barbarisch. Als seien Traditionen so etwas wie Kleidungsstücke. Zieh dich an wie ein Buddhist, und schon wirst du eine 'Erfahrung' machen. Diese billige, trübe Welle von Spiritualität, dieser kleingeistige Synkretismus, diese Ausrufzeichen ärgern mich. 'Ich zelebriere einmal in der Woche die Heilige Liturgie nach dem Ritus des Chrysostomus in der Freude...' Die Unverschämtheit dieser zeitgenössischen Religion. 'Kultur kann nicht improvisiert werden', notiert Julien Green. Religion ebenso wenig. Inmitten all der Aufregung, in der man leben muss, verliert man buchstäblich den Mut.
Man möchte am liebsten weglaufen. Eine Tasse Kaffee und ein Hamburger in einer Imbissecke sind ehrlicher, wirklicher als all dieses religiöse Geschwätz. Wie das Sakrament ohne Brot, Wein und Wasser nicht möglich ist, so verlangt die Religion Frieden, wahren täglichen Frieden. Ohne ihn wird Religion zur Neurose, zu einer Selbsttäuschung, einem Wahn." (Aufzeichnungen, S. 267f.)
Trappisten gibt es bei uns eher wenige, aber dafür viele kirchensteuerlich bezahlte katholische Bildungshäuser...
"Vater Tom hat mir den Weihnachtsrundbrief eines Trappisten in Massachusetts gegeben. In seinem Kloster treffen sich alle möglichen Traditionen (Westen, Osten, Buddhismus), Riten und Erfahrungen. Tönt eher barbarisch. Als seien Traditionen so etwas wie Kleidungsstücke. Zieh dich an wie ein Buddhist, und schon wirst du eine 'Erfahrung' machen. Diese billige, trübe Welle von Spiritualität, dieser kleingeistige Synkretismus, diese Ausrufzeichen ärgern mich. 'Ich zelebriere einmal in der Woche die Heilige Liturgie nach dem Ritus des Chrysostomus in der Freude...' Die Unverschämtheit dieser zeitgenössischen Religion. 'Kultur kann nicht improvisiert werden', notiert Julien Green. Religion ebenso wenig. Inmitten all der Aufregung, in der man leben muss, verliert man buchstäblich den Mut.
Man möchte am liebsten weglaufen. Eine Tasse Kaffee und ein Hamburger in einer Imbissecke sind ehrlicher, wirklicher als all dieses religiöse Geschwätz. Wie das Sakrament ohne Brot, Wein und Wasser nicht möglich ist, so verlangt die Religion Frieden, wahren täglichen Frieden. Ohne ihn wird Religion zur Neurose, zu einer Selbsttäuschung, einem Wahn." (Aufzeichnungen, S. 267f.)
Trappisten gibt es bei uns eher wenige, aber dafür viele kirchensteuerlich bezahlte katholische Bildungshäuser...
Nur heute bei der FAZ: die wiederentdeckte Weihnachtsgeschichte mit Pippi Langstrumpf und dem tanzenden Weihnachtsbaum.
4. Dezember 2002
Gefunden in der Rezension "Letztzeitfülle: Hans Urs von Balthasar in einer neuen Studienausgabe" von Iso Camartin:
"Als ich Gymnasiast war, schenkte jemand mir ein Buch, das «Das sanfte Erbarmen» hiess. Es handelte sich um Briefe von Georges Bernanos. Im Innern stand: «Auswahl und Übertragung von Hans Urs von Balthasar». Das Bändchen wurde auf Grund bestimmter Sätze, die sich darin finden, zu einer Schockerfahrung. Zum Beispiel schrieb Bernanos an die Tochter eines Freundes: «Ich bin, was euer aller Freundschaft will, dass ich sei.» Bis zum heutigen Tag denke ich darüber nach, ob dies ein vernünftiger Satz ist. Und bis zum heutigen Tag halte ich Hans Urs von Balthasar für einen der besten Überbringer lebensverändernder Sätze."
Für mich waren solche Sätze die von Peguy: "Wir stehen alle an der Front" und von Henri de Lubac, daß es immer verhängnisvoll ist, seinen Katechismus gegen jemanden zu lernen. Von Bernanos ganz zu schweigen... "Gepriesen sei der Herr, der GOtt Israels!"
"Als ich Gymnasiast war, schenkte jemand mir ein Buch, das «Das sanfte Erbarmen» hiess. Es handelte sich um Briefe von Georges Bernanos. Im Innern stand: «Auswahl und Übertragung von Hans Urs von Balthasar». Das Bändchen wurde auf Grund bestimmter Sätze, die sich darin finden, zu einer Schockerfahrung. Zum Beispiel schrieb Bernanos an die Tochter eines Freundes: «Ich bin, was euer aller Freundschaft will, dass ich sei.» Bis zum heutigen Tag denke ich darüber nach, ob dies ein vernünftiger Satz ist. Und bis zum heutigen Tag halte ich Hans Urs von Balthasar für einen der besten Überbringer lebensverändernder Sätze."
Für mich waren solche Sätze die von Peguy: "Wir stehen alle an der Front" und von Henri de Lubac, daß es immer verhängnisvoll ist, seinen Katechismus gegen jemanden zu lernen. Von Bernanos ganz zu schweigen... "Gepriesen sei der Herr, der GOtt Israels!"
Warten inmitten des Trubels. Nicht miesepetrig werden in diesen dunklen Tagen.
Freude. Freude. Freude. (Wie es Paulus am letzten Sonntag schrieb und wie sie Alexander Schmemann als Reflexion der Wirklichkeit der Erlösung erlebte.)
Ob Weihnachten ein emotionales, spirituelles Erlebnis wird? Wer weiß? Aber das ist völlig (naja: fast völlig...) gleichgültig. Hauptsache, wir treten in das Geschehen der Geburt Jesu Christi ein.
Freude. Freude. Freude. (Wie es Paulus am letzten Sonntag schrieb und wie sie Alexander Schmemann als Reflexion der Wirklichkeit der Erlösung erlebte.)
Ob Weihnachten ein emotionales, spirituelles Erlebnis wird? Wer weiß? Aber das ist völlig (naja: fast völlig...) gleichgültig. Hauptsache, wir treten in das Geschehen der Geburt Jesu Christi ein.
Alexander Schmemann in seinen Aufzeichnungen vom 15. März 1977:
"Ich ... möchte die Begriffe Glaube, Kirche und Freiheit noch präziser definieren. Man sagt: 'Freiheit für jeden und jede, seinen oder ihren eigenen Glauben zu haben...' Gut, mag sein, denn religiöse Nötigung des Gewissens ist sicherlich das Schlimmste, was passieren kann. Man sagt: Nimm den Glauben der Kirche (die Autorität der Kirche usf.) an. Nein, das ist es nicht, jedenfalls nicht auf diese Weise. Wenn ich sage, der Glaube bringe die Kirche hervor, dann spreche ich über die Ontologie des Glaubens, denn Glaube und Kirche sind nicht zwei verschiedene Realitäten, wobei die eine Besitzer und Hüter der anderen wäre. Nein, Glaube heißt das Reich besitzen (feste Zuversicht haben auf das, was man hofft - und das Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht - das Reich). Dieser Besitz ist die Kirche, als ein Sakrament, als Einheit, als neues Leben. Die Kirche ist die Gegenwart des Erhofften wie des Nichtgesehenen. Von der Freiheit des Glaubens innerhalb der Kirche sprechen ist deshalb ebenso sinnlos, wie von der Freiheit im Einmaleins zu reden. Das Annehmen des Reiches ist eine Frucht der Freiheit, ihre Erfüllung und Krönung. In diesem Sinne, als beständige, immerfort erneuerte Annahme, ist Glaube Freiheit, die einzige wirkliche Freiheit, und deshalb muss die Kirche die Erfüllung des Glaubens sein."
Ziemlich gedrängt, aber beim Schreiben nicht gleich zum späteren Gelesenwerden durch andere gedacht.
Was ich in diesen Sätzen wichtig finde:
1. Durch den/das Glauben treten wir in das Reich ein. Wir sind Teil einer anderen Wirklichkeit geworden, die wir besitzen, in der wir uns befinden. Nicht in unserem Kopf ändert sich etwas, sondern wir selbst, körperlich, seelisch, geistig, treten in eine neue Dimension ein.
2. Freiheit ist nur auf einer ersten Stufe Freiheit der Wahl. In der getroffenen Wahl des Glaubens findet sie ihren vollen Sinn. Wahlfreiheit gibt es dann im eigentlichen Wortsinn nicht mehr. Nur noch Erneuerung der getroffenen Wahl.
3. Kirche als Gegenwart des Erhofften. Zuerst sicherlich in ihrer objektiven Wirklichkeit: den sichtbaren Institutionen, vorab in den Sakramenten. Dann in ihrem Gebet und ihrer Lehre. Gegenwart des Erhofften - nicht Erfüllung des Erhofften: Die Kirche ist also nach vorne-oben offen, für das Eschaton, das Letzte, die Erfüllung: Gott alles in allem.
"Ich ... möchte die Begriffe Glaube, Kirche und Freiheit noch präziser definieren. Man sagt: 'Freiheit für jeden und jede, seinen oder ihren eigenen Glauben zu haben...' Gut, mag sein, denn religiöse Nötigung des Gewissens ist sicherlich das Schlimmste, was passieren kann. Man sagt: Nimm den Glauben der Kirche (die Autorität der Kirche usf.) an. Nein, das ist es nicht, jedenfalls nicht auf diese Weise. Wenn ich sage, der Glaube bringe die Kirche hervor, dann spreche ich über die Ontologie des Glaubens, denn Glaube und Kirche sind nicht zwei verschiedene Realitäten, wobei die eine Besitzer und Hüter der anderen wäre. Nein, Glaube heißt das Reich besitzen (feste Zuversicht haben auf das, was man hofft - und das Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht - das Reich). Dieser Besitz ist die Kirche, als ein Sakrament, als Einheit, als neues Leben. Die Kirche ist die Gegenwart des Erhofften wie des Nichtgesehenen. Von der Freiheit des Glaubens innerhalb der Kirche sprechen ist deshalb ebenso sinnlos, wie von der Freiheit im Einmaleins zu reden. Das Annehmen des Reiches ist eine Frucht der Freiheit, ihre Erfüllung und Krönung. In diesem Sinne, als beständige, immerfort erneuerte Annahme, ist Glaube Freiheit, die einzige wirkliche Freiheit, und deshalb muss die Kirche die Erfüllung des Glaubens sein."
Ziemlich gedrängt, aber beim Schreiben nicht gleich zum späteren Gelesenwerden durch andere gedacht.
Was ich in diesen Sätzen wichtig finde:
1. Durch den/das Glauben treten wir in das Reich ein. Wir sind Teil einer anderen Wirklichkeit geworden, die wir besitzen, in der wir uns befinden. Nicht in unserem Kopf ändert sich etwas, sondern wir selbst, körperlich, seelisch, geistig, treten in eine neue Dimension ein.
2. Freiheit ist nur auf einer ersten Stufe Freiheit der Wahl. In der getroffenen Wahl des Glaubens findet sie ihren vollen Sinn. Wahlfreiheit gibt es dann im eigentlichen Wortsinn nicht mehr. Nur noch Erneuerung der getroffenen Wahl.
3. Kirche als Gegenwart des Erhofften. Zuerst sicherlich in ihrer objektiven Wirklichkeit: den sichtbaren Institutionen, vorab in den Sakramenten. Dann in ihrem Gebet und ihrer Lehre. Gegenwart des Erhofften - nicht Erfüllung des Erhofften: Die Kirche ist also nach vorne-oben offen, für das Eschaton, das Letzte, die Erfüllung: Gott alles in allem.
2. Dezember 2002
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