30. Juni 2008

Badly Bent



(Dan Tyminski: I Ain't Broke (But I'm Badly Bent))

Erst bog der behelmte Quadfahrer rasant und knatternd um die Ecke. An beiden Seiten der hochgezogenen Rückenlehne hing griffbereit eine Motorsäge.

300 m später raste ein Freddy-Mercury-Double, nackter Oberkörper, dunkle, rückwärts gegelte Haare, lange Koteletten, gelber Rucksack, radlings an mir vorbei.

Den Straßen meiner Kindheit glücklich entronnen, erwartete mich im häuslichen Bad eine bißbereite Hundertschaft winziger Kerbtiere, alle geklont aus einem 10 pt Verdana-Komma.

Es wird höchste Zeit, in Urlaub zu fahren. Vielleicht ist nach einer Woche Österreich die Heimat wieder "back to normal".

Servus und bis demnächst!

Quid vero Paulus - Wer ist Paulus?

B XVI am 28. Juni in St. Paul vor den Mauern:

Wir sind also versammelt, nicht um über vergangene Geschichte nachzudenken, die unwiderruflich vorbei ist. Paulus will mit uns reden – heute. Dazu habe ich dieses besondere „Paulusjahr“ ausgerufen: damit wir ihm zuhören und von ihm als unserem Lehrer jetzt „den Glauben und die Wahrheit“ erlernen, in denen die Gründe für die Einheit unter den Jüngern Christi verwurzelt sind.

Fragen wir also nicht nur: Wer war Paulus? Fragen wir vor allem: Wer ist Paulus? Was sagt er mir? Ich möchte in dieser Stunde, am Anfang des „Paulusjahres“, das wir hier eröffnen, drei Texte aus dem reichen Zeugnis des Neuen Testaments herausgreifen, in denen seine innere Physiognomie, das Eigentliche seines Wesens erscheint. Im Brief an die Galater hat er uns ein ganz persönliches Glaubensbekenntnis geschenkt, in dem er vor den Lesern aller Zeiten sein Herz auftut – sagt, was die innerste Triebkraft seines Lebens ist. „… Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (2, 20).

Alles, was Paulus tut, geschieht von dieser Mitte her. Sein Glaube ist die Erfahrung des ganz persönlichen Geliebtseins von Jesus Christus; er ist Wissen darum, daß Christus nicht irgendwie ins Allgemeine hinein gestorben ist, sondern ihn – Paulus – geliebt hat und als Auferstandener ihn heute liebt; daß er für ihn sich gegeben hat. Sein Glaube ist das Getroffensein von der Liebe Jesu Christi, die ihn bis ins Innerste erschüttert und umwandelt. Sein Glaube ist nicht eine Theorie, nicht eine Meinung über Gott und die Welt. Sein Glaube ist das Auftreffen der Liebe Gottes in seinem Herzen. Und so ist dieser Glaube selbst Liebe zu Jesus Christus. (
via)

29. Juni 2008

Es gibt immer noch einen mehr als man denkt...

Mein Predigtgarten, eine bunte Sammlung von dem und jenem, nicht nur für die Sonntagspredigt, ab sofort rechts unter den Banknachbarn zu finden ...

Urlaubsvorbereitungen

Zuallererst gilt es den Stapel mit der Urlaubslektüre zusammenzustellen und bis kurz vor der Abfahrt zu optimieren. Quantitativ heißt das: so viele Bücher mitnehmen, daß es zur Not jeden Tag regnen könnte. Inhaltlich: zu möglichst gleichen Teilen fiction und non-fiction kombinieren.

Zwischenstand am Sonntag morgen, 12.23 Uhr:



Weiters dürfen wir diesmal Importware nicht vergessen: Drei Flaschen Apfelwein gehen an interessierte Bewohner der Landeshauptstadt, allesamt Nicht-Unterfranken. Vielleicht ist das der Beginn eines kleinen Exportgeschäfts für filius primus oder frater tertius: Spezialitäten von "unneruff" für München, von da, wo Bayern nicht einmal mehr fränkisch ist.

28. Juni 2008

Paulus - II




"Ich weiß, wem ich mich anvertraut habe. Und ich bin sicher, denn mächtig ist der gerechte Richter, das mir Anvertraute zu bewahren bis zu jenem Tag." (2 Tim 1, 12)

Paulus - I

Wir waren so um die 30 Jungen, die damals, 1979, nach Rom fuhren. Ich sollte eine Art Referat über Paulus vorbereiten, und vergaß am Ende all meine Skripten zuhause. Zum Glück hatte ich vorher alle Paulusbriefe und die Apostelgeschichte gelesen - wenn auch in der "Guten Nachricht"-Übersetzung, was dem Apostel nicht die Spitze genommen hatte. Und dabei war ich ihm begegnet. Ich musste nur noch einen Freund vorstellen - das ist nicht schwer.

So setzte ich mich im römischen Frühsommer noch einmal hin, das Referat wurde anders, und war am Ende eine Liebeserklärung an einen, der vor mir, vor den Korinthern und der ganzen Welt seinen Mund und sein Herz weit gemacht hatte (2 Kor 6, 11f), der sich ganz in Christus lebend wiederfand, der nicht über sich sprach, sondern über Christus als den HErrn, über sich aber als Knecht um Christi Willen (2 Kor 4,5).

Und der in seinen Briefen dieses Wichtigste nicht für sich behielt. Sondern offen legte vor der Welt. Weil er ja schon vor GOtt genauso offen und nackt dastand. Erkannt. Mit dem Schatz im irdenen Gefäß. Und selbst wenn das zerbricht: Wie soll er denn anders?

26. Juni 2008

Vierter von unheimlich vielen

Wer bei google.de nach "emmylou" sucht, bekommt ungefähr 4.590.000 Treffer. Gleich nach der Wikipedia und Emmylou Harris' eigenen Seiten kommt dieses Weblog. Wenn das mal nichts ist...

Wenn die Jünger die Steine zum Schweigen bringen

Ein provokanter Artikel in der Welt, zu schade,um ihn nur auf Kirchenschwinden zu posten: "Der Ausverkauf der Gotteshäuser".

Die Thesen:
  • Den Kirchen geht es nicht so schlecht, daß Kirchenbauten sterben müssten.
  • Es ist eine Faszination des "Wandels", die beim Kirchenabriß Pate steht.
  • Abriß schafft keine neuen Gläubigen.

Dazu die Beobachtung:

...ein ganz anderes Indiz, das zugleich auch eine andere, bisher kaum thematisierte Ursache der kirchlichen "Immobilien-Problematik" enthüllt: 70 Prozent der Baulichkeiten im Besitz der evangelischen Kirche sind keine Gotteshäuser. Der gewaltige Bautenbestand ist ein Erbe von 1968, als junge Theologen aufbrachen, die Kirche zu "reformieren". (...) Zu der neuen Kirche, die sie damals propagierten, gehörte eine uferlose Ausweitung des "weltlichen Auftrages" - eine Zielsetzung, die zu einer Bauwut ungekannten Ausmaßes verleitete, deren nach 40 Jahren reparaturbedürftige Produkte eine schwere Finanzbelastung der Gemeinden darstellen.

Und die letzten Absätze:

Kirchliches Leben hat nichts mit Protz und Prunk zu tun, auch wenn die Kirche keinen Anlass hat, sich in Sack und Asche zu kleiden. Aber das kirchliche Gebäude, so hat es Preußens großer Baumeister Karl Friedrich Schinkel einmal ausgedrückt, soll Gott darstellen. Und seinen Standeskollegen empfahl er, sich dieser Bauaufgabe in "Resignation" (d.i. Demut) zu widmen.

Christkönig in Kaiserslautern, ein Werk von Hans-Joachim Klostermann, ist ein schlichtes Haus aus solchem Geist und wurde 1959, ein Jahrzehnt vor den "68ern", geweiht. Ausgeräumt, wirkt die Kirche wie ein Zelt. Es ist das Bild, das dem Motto des jüngst vergangenen Katholikentages von Osnabrück eingeschrieben ist: "Du führst mich hinaus ins Weite." Denn was das verkürzte Wort nicht aussagt, ist in dem zitierten Psalm in direkten Bezug zum "Zelt" gesetzt. Die Weite ist nach dem Urtext die Freiheit unter dem Himmelszelt. So war es gemeint und kehrt es wieder in unzähligen Kirchengebäuden der Welt: von den Adern der Kreuzrippengewölbe überrankt und in die Höhe gehoben oder von Kuppeln, die den Himmel und das himmlische Jerusalem abbilden, den in den Kirchenbänken Kauernden wie eine Offenbarung zur Anschauung gebracht. In jenen Zeiten, in denen man noch wusste, was Kirchenbau bedeutet, hat man es anschaulich die "Predigt der Steine" genannt.

Dieses "Reden mit Zungen" ist nicht nur in Christkönig zu Kaiserslautern gewaltsam zum Verstummen gebracht. Es ist auch im neuen Kirchenbau, in den Bildwerken der Kirche, den Kirchenfenstern und den Predigten oftmals kaum noch vernehmbar, umso öfter hingegen von sinnentleertem Gekreisch überdröhnt. Wenn es nicht gelingt, die Sprache dieser "Zungen" neu verstehen zu lernen, ist das Ringen um die Kirchengebäude umsonst
.

Ich gestehe: Die Hoffnung, daß dieses Reden, diese Sprache vernommen wird, fehlt mir mittlerweile meist. (So sehr ich mich mit Elsa über die kleinen, signifikanten Revolutionen in der päpstlichen Liturgie freue, bin ich mehr als skeptisch, daß hier irgendjemand versteht, verstehen will, worum es dabei geht. Aber Hoffnung ist ja auch eine Gabe, keine Eigenleistung.)

Was der Papst so trägt

Bringen wir den Satz des Tages auch in die Blogozese:

"Il Papa, insomma, non veste Prada, ma Cristo. - Der Papst trägt also nicht Prada, sondern Christus."

Der Originaltext des Osservatore-Artikels von Juan Manuel de Prada im Papa Ratzinger-Blog.

Kommentare gibt es schon im Spiegel Online (Titel: "Teufelszeug" - es geht nicht ohne Übertreibung), in der österreichischen Presse ("Die Vatikan-Zeitung 'Osservatore Romano' schießt sich auf Journalistenkollegen ein." - Na, da ist aber eine Krähe ganz empfindlich.) und der NZZ (gewohnt sachlich, jedoch grammatikalisch rutschig und mit Freudschem Schreibfehler: "Die extravagante Schuhbekleidung des Papstes hat einiges zum Ruf des katholischen Kirchenoberhauptes als ausgesprochen moderbewussten Mann beigetragen.")

Juan Manuel de Prada schreibt erst neuerdings für den Osservatore, vorher war er u.a. im Bereich erotischer und spannender Literatur aktiv.

25. Juni 2008

Seelsorger mit Behinderung

"Angesichts unseres geschundenen Herrn am Kreuz ist die Vorstellung der körperlichen Makellosigkeit ziemlich bekloppt."

Das sagt Pfarrer Uwe Wulsche, Krankenhausseelsorger am St. Hedwig-Krankenhaus Berlin in einerPressemitteilung der Aktion Mensch - sehr lesenswert, obwohl sie schon etwas älter ist.

24. Juni 2008

Vor allen Dingen die kfd nicht

Die kfd, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, hat sich ein neues "Leitbild" gegeben - mission und vision nennt man das im Business-Englisch.

Der Mainstreamwiderstandskoeffizient dieser Sätze entspricht in etwa dem eines PAC-Car II und ist von daher schon wieder absolut bemerkenswert:

kfd – als katholischer Frauenverband eine kraftvolle Gemeinschaft.
kfd – eine starke Partnerin in Kirche und Gesellschaft.
kfd – ein Frauenort in der Kirche, offen für Suchende und Fragende.
Wir machen die bewegende Kraft des Glaubens erlebbar.
Wir setzen uns ein für die gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche.
Wir schaffen Raum, Begabungen zu entdecken und weiterzuentwickeln.
Wir stärken Frauen in ihrer Einzigartigkeit und in ihren jeweiligen Lebenssituationen.
Wir engagieren uns für gerechte, gewaltfreie und nachhaltige Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Einen Welt.
Wir handeln ökumenisch und lernen mit Frauen anderer Religionen.
Wir fördern das Miteinander der Generationen.

Gibt es da irgendetwas, daß nicht jedes Lieschen Müller oder auch - mutatis mutandis - jedes Hänschen Müller unterschreiben könnte, ja müsste, gleich ob katholisch oder evangelisch, suchend oder fragend? Gut, das Klima fehlt, kann aber bei Gelegenheit nachgetragen werden.

Familie, Ehe, Kinder, gar Ehemänner fehlen ebenfalls, was aber verständlich ist, denn schließlich will ja die Erbin des ehemaligen "Zentralverbands der katholischen Müttervereine" keine potentiellen oder tatsächlichen Mitglieder(innen?) vor den Kopf stoßen: Bei der Vielfalt der Lebensentwürfe und -situationen (0-x Kinder, Familie oder Beruf oder Kombi, Ehe oder keine Ehe, alleinerziehend, verwitwet, vermutlich unterschiedliche sexuelle Orientierungen - man ist ja inklusiv ...) tun sich schon ganz andere gesellschaftliche Gruppierungen schwer, an irgendwelchen Leitbildern festzuhalten, umso mehr wenn genau die den gesellschaftlichen cw-Wert in unangenehme Höhen treiben und für jede Menge Gegenwind sorgen.

Da hört wohl jeder lieber der Bundeskanzlerin zu, wenn sie sagt:

"Ich möchte der katholischen Kirche, aber auch unserer gesamten Gesellschaft zurufen: Verachtet mir die Frauen nicht! Verachtet mir das Ehrenamt nicht! Verachtet mir vor allen Dingen die kfd nicht!"

Mit Frauen habe ich, glaube ich, kein Problem, mit dem Ehrenamt auch nicht, aber mit der kfd irgendwie schon. Vor allem weil ich mir so gar nicht sicher bin, ob sie und ich das gleiche meinen mit unserem gemeinsamen Vokabular. Die Kreuzung, wo die kfd abgebogen ist, die habe ich verpasst...

Ein bißchen cw-Wert ist halt immer.

Religion und Jugend beim Bundestag

mitmischen ist das Jugendportal des Bundestages.

Momentan geht es dort um Religion & Glaube, und vielleicht findet sich ja der eine oder andere unter den Lesern dieses Blogs, der da mitdiskutieren und -chatten mag. Ich spiele leider schon bei den Alten Herren und nicht mehr A-Jugend ...

(Mit Dank an JM für den Hinweis)

Tagkunst



Mit Wordle erspielt (über die Kollegen von netbib)

Wortlänge

Ossip Mandelstam: "What distinguishes poetry from automatic speech is that it rouses us and shakes us awake in the middle of a word. Then the word turns out to be far longer than we thought."

["Was Poesie von automatischer Sprache unterscheidet, ist, daß sie uns in der Mitte eines Wortes weckt und wach rüttelt. Dann zeigt sich das Wort als viel länger als wir dachten."]

Automatische Sprache - wir wissen, was wir sagen wollen, ohne nachzudenken, ohne innezuhalten, sprechen auf einer Ebene, im Jetzt und Hier und Gleich-vorbei.

Aber dann: die andere Art des Sprechens... Die widerhallt, anhält, verhält, nachklingt. Neben der Zeit, hinter, über der Zeit. Das Wort als Pause, als Unterbrechung, als stehendes Jetzt.

(via http://imagejournal.org/page/blog/slow-reading)

23. Juni 2008

Katholische Nachtmusik

Überm Tal liegt Blasmusik - es ist Pfarrfest. Das letzte Lied vor der Nachtruhe ist traditionsgemäß Sierra Madre, und vorher singen alle zusammen Amazing Grace, natürlich nicht im Originaltext, denn der ist erstens zu englisch und zweitens zu fromm (250 Säuglingsgetaufte singen "I once was lost and now am found" - keine schlechte Vorstellung), sondern die allseits kompatible Lena-Valaitis-Version.

Cross the Border - Compose a Rap

Was ein rechter Postmodernist ist, der kann's nicht lassen. Der macht bis zum Ende Ernst mit dem Cross the Border - Close the Gap.

Die FAZ-Meldung über Umberto Ecos Italo-Rap hier.

Gegen den Wind flattern

Wenn Fähnchen in den Wind gehängt werden, dann fällt das manchmal recht überraschend aus.

Da schaue ich heute morgen aus meinem Bürofenster auf den Parkplatz und sehe zwei Autos parken, deren Deutschlandfahnen eindeutig im Wind nach links flattern. 25 Meter weiter steht ein anderes, und da flatterte es ebenso eindeutig nach rechts.

Bei der Heimfahrt ging es gesteigert weiter: Da überholte mich ein Motorradfahrer, der es hinter dem freien Soziusplatz ebenfalls schwarz-rot-gold wehen ließ. Bei geschätzten 110 km/h zeigte diese Fahne nach vorne.

Natürlich gibt es für beides eine physikalische Erklärung, aber die kann gegen den Augenschein ja nur banal sein...

22. Juni 2008

Muss die Hand des Herrn gewesen sein...

Zum Mitsingen mit Onkel Robert:



Den Text gibt es hier.

Versetzt euch in unsere Lage

Georges Bernanos lässt am Fest der hl. Therese predigen, was sich aber auch an jedem beliebigen Sonntag des Kirchenjahres mit Nutzen lesen und bedenken lässt:

Andächtige Christen!

Ich teile euere Überzeugungen nicht. Aber die Kirchengeschichte ist mir wahrscheinlich vertrauter als euch, ich habe sie gelesen und nicht viele Pfarrangehörige können von sich das gleiche sagen. Sollte ich mich irren, so mögen die, die sich davon betroffen fühlen, die Hand heben! Andächtige Christen! Ich kann euch nur zustimmen, daß ihr das Lob der Heiligen feiert, und bin glücklich, daß der Herr Pfarrer mir gestattet, mich euerem Lobpreis beizugesellen.

Die Heiligen gehören euch mehr als mir, denn ihr betet denselben Herrn an wie sie. Ich finde es demnach sehr verständlich, daß ihr euch gegenseitig zu der Glorie beglückwünscht, die sie durch ein erhabenes Leben errungen haben. Doch - verzeiht mir diese Bemerkung! - ich kann mir nicht gut denken, daß sie so viel gekämpft und gelitten haben, nur um euch Freuden zu verschaffen, an denen Tausende von armen Teufeln nicht teilhaben können, weil sie von diesen Helden nie haben reden hören und, wenn sie sie kennenlernen wollten, einzig auf euch angewiesen sind. Zwar bringt die Postbehörde jedes Jahr Kalender in Umlauf, wo neben den Mondphasen auch ihre Namen verzeichnet sind. Aber diese großartigen Verschwender haben alles hingegeben, sogar ihre Namen, die nun eine andere wachsame Behörde, das Standesamt, dem ersten besten, ob er gläubig ist oder ungläubig, zur Verfügung stellt, daß sie für die neugeborenen Staatsbürger als Registernummer dienen.

Wir, wir kennen die Heiligen nicht, doch es scheint, daß ihr sie ebenso wenig kennt. Wer von euch wäre imstande, zwanzig Zeilen über seinen Namensheiligen zu schreiben? Früher hätte mich diese Unkenntnis sprachlos gemacht, jetzt scheint sie mir fast ebenso selbstverständlich wie euch. Ich weiß, ihr kümmert euch kaum um das, was Leute meiner Art denken. Die frommsten euerer Brüder vermeiden sogar jede Auseinandersetzung mit den Ungläubigen, um nicht den Glauben zu verlieren, wie sie sagen. Wir können nicht umhin, daraus zu folgern, daß dieser Glaube auf sehr schwachen Füßen steht. Wir fragen uns, wie dann wohl der Glaube der Lauen und Mittelmäßigen beschaffen sein muß. Wir behandeln diese Unglücklichen gewöhnlich als Simulanten und Heuchler. Für uns ist das eine ziemlich traurige Feststellung.

Ihr interessiert euch nicht für die Ungläubigen, aber die Ungläubigen interessieren sich außerordentlich für euch. Es gibt wenig Ungläubige, die sich nicht in einer bestimmten Epoche ihres Lebens euch heimlich genähert hätten, und wäre es auch mit einem Wort der Beleidigung auf den Lippen. Versetzt euch in unsere Lage. Bestände nur eine Chance, eine kleine Chance, eine winzig kleine Chance, daß ihr recht habt, so würde uns der Tod eine furchtbare Überraschung vorbehalten. Ist die Versuchung da nicht groß, euch von nahem zu beobachten, euch unter die Lupe zu nehmen? Denn schließlich nimmt man doch von euch an, daß ihr an die Hölle glaubt. Verrät der kameradschaftliche Blick, den ihr zuweilen auf uns werft, nicht ein wenig Mitleid, das ihr einem Verdammten dieser Erde sicher versagen würdet.

O gewiß! Wir erwarten keine lächerlichen Beweise, aber schließlich, schließlich und endlich, allein die Vorstellung, daß einige von den Kameraden, mit denen man getanzt hat, Ski gelaufen ist, Bridge gespielt hat, vielleicht für alle Ewigkeit Gott verfluchen und mit den Zähnen knirschen werden, müßte doch eigentlich einen Menschen ändern! Kurz, wir halten euch für interessant.

Doch siehe da, ihr seid gar nicht sonderlich interessant, und diese Enttäuschung schmerzt uns. Es schmerzt uns vor allem die Demütigung, daß wir auf euch gebaut haben, d. h. aber, daß wir an uns, an unserem Unglauben gezweifelt haben.

Die meisten meiner Gesinnungsgenossen halten sich an diese erste Erfahrung. Doch sie löst das Problem noch keineswegs. Denn selbstverständlich findet man unter euch auch falsche Fromme, deren einziger Antrieb der Eigennutz ist. Aber es gibt auch die anderen. Wer sie betrachtet, muß unweigerlich bemerken, daß der Glaube, den sie bekennen, an ihrem Leben zwar nicht viel ändert, da sie wie wir, wenn auch in bescheidenerer Dosierung, sechs von den sieben Hauptsünden begehen, durch die außerordentliche Wichtigkeit, die sie der siebenten, die als Todsünde gilt, beilegen, alle ihre traurigen Sinnenfreuden vergiften.

Meine lieben Brüder, nicht bloß der fehlende Heroismus, ohne den, nach der Meinung Leon Bloys, der Christ nur ein Schwein ist, sondern schon euere Ängstlichkeit in der Unzucht macht euch unter allen ändern kenntlich. Es ist also wahr, ihr glaubt wirklich an die Hölle. Ihr fürchtet sie für euch, die Gläubigen, ihr erhofft sie für uns. Es ist unerhört, daß euch unter diesen Voraussetzungen jedes Gefühl für Tragik abgeht.

(Aus Bernanos' Großen Friedhöfen unter dem Mond, hier zitiert aus Die Vorhut der Christenheit)

21. Juni 2008

All these storms we'll ride together



Railroad Earth: Storms

Kontrolleure bei der Arbeit

Nur damit ihr's wisst, Ihr bösen bösen Raucher:

"... ein Raucher als Vorbild vieler junger Menschen ist ein Widerspruch in sich." (SpOn)

Und noch schlimmer, wenn wir dem O-Ton des SPD-MdB Lothar Binding folgen: Ein Raucher ist ein Raucher ist ein Raucher ist ein ... und sonst gar nichts.

Bei Jogi Löw z.B., dem Sünder und Veranlasser solchen puristischen Radikalrigorismus' (oder so), stellt sich nämlich jetzt, wo er zwar hinter Glas, aber dennoch öffentlich einen Stengel erglühen ließ, die rhetorische Frage, "ob [er] Trainer, Sportler oder Raucher ist".

Vielleicht meint Harry Nutt (Frankfurter Rundschau) in der folgenden Passage denn auch gar nicht die UEFA , sondern die Saubermänner, die Volkshygieniker, die Realutopisten einer sündelosen Gesundheitsgesellschaft:

"Man ist geneigt, das Bild des Trainers in seinem Baseler Luxusverschlag, seiner Rechte zur Berufsausübung beraubt, mit Denkern wie Michel Foucault oder Giorgio Agamben zu deuten. Jogi Löw als Homo sacer, ein Heiliger und Ausgestoßener zugleich, gefangen vom Kontrollwahn einer geheimnisvollen Organisation, die demnächst vielleicht nicht nur Fußballspiele überwacht, sondern eine düstere Weltherrschaft anstrebt."

(Disclaimer: Ich bin Nichtraucher.)

19. Juni 2008

Grundgesetz in nuce

"Meine Hauptlehre aber ist vorläufig diese:
der Vater sorge für sein Haus,
der Handwerker für seine Kunden,
der Geistliche für die gegenseitige Liebe,
und die Polizei störe die Freude nicht."
(J. W. Goethe am 20. Oktober 1830 zu Herrn Eckermann)

Idealabend

So sieht ein idealer Abend aus:

Erst in bester und froher Gesellschaft mit Blick auf den Main schön zu Abend essen und trinken, sich gemeinsam übers Leben freuen, anderen beim EM-Schauen zuschauen, beim jedem Tor der eigenen Mannschaft in die Public Viewing-Zone eilen und einen Blick auf Schützen und Schuß werfen, auf der A3 bei Seligenstadt kurz die Hände vom Lenkrad nehmen ("Ballack schießt - Tor, Tooor!"), die letzten 20 min auf dem eigenen Sofa mitbangen, noch ein Posting losschicken, das Auto mardersicher machen und sich überlegen, was man morgen der netten Telefonstimme der GEZ sagen wird, die zum x-ten Mal wissen will, welche audiovisuellen Empfangsgeräte mein kleiner Gewerbebetrieb einsetzt, den es seit 12 Jahren nicht mehr gibt.

Gut, auf GEZ und die Marder könnte ich verzichten. Aber wir sind halt noch nicht im Siebten Himmel, sondern mühen uns nach kurzen Ausflügen weiter auf der heimatlichen, irdischen Scholle ab.

18. Juni 2008

Unterwegs

Die amerikanischen Zeitungen überschlagen sich dieser Tage anläßlich der gemeinsamen Konzerte von Alison Krauss und Robert Plant, so die Washington Post (Stairway to Down-Home) und das Wall Street Journal (Alison Krauss And Robert Plant, Together).

Hier sind die beiden bei einem Konzert im Oktober 2007 mit "Gone Gone Gone":

17. Juni 2008

Let's have a party!

Bald ist wieder Weltjugendtag.

Wer nicht weiß, was das ist: Es ist die "weltgrößte Party junger Katholiken". Das sagt einer, der es wissen muß: Pfarrer Andreas Mauritz, Bundespräses des BDKJ.

Jetzt ist der Weltjugendtag dieses Jahr nicht wieder im Heiligen Köln, sondern antipodisch (gibt es dieses Adjektiv?), gegenfüßig in Sydney. Ganz schön weit weg. Da muß man "dschungeltauglich und sonnengeschützt" sein, wenn man aus den Wäldern Germaniens kommt. Deshalb haben die deutschen Bischöfe ihren 6.000 Fetengänger "einen gemeinsamen Pilgerhut im Safarilook mit Weltjugendtagslogo" gesponsert - man will ja nicht an Sonnenbränden und -stichen schuld sein.

Nun ist in Sydney nicht nur Party. Es wartet dort auch ein "ganz besonderes Gemeinschaftserlebnis". Und Kirche lässt sich auch erfahren: als "die große Gemeinschaft der Weltkirche" einmal, dann aber auch und bemerkenswerterweise in der "Erfahrung von Kirche in der Diaspora und in einer großstädtischen Gesellschaft" - also etwas, was es in Deutschland so nicht gibt, nicht wahr?

Und ganz im Sinne der schönen Sätze "Der Weg ist das Ziel" und "Die Frage ist die Antwort" ist es doch gewiss auch tröstlich für unsere jungen deutschen katholischen Fetengänger zu "erleben, dass Jugendliche in der ganzen Welt oft die gleichen Fragen nach Gott und dem Sinn des Lebens haben wie in Deutschland".

Nun ist dieser Blogger der erste, der mit dem jungen Walter Kasper das alte "Neue Geistliche Lied" "Antwort auf alle Fragen gibt uns dein Wort" lieber in der Variante "Frage hinter allen Antworten ist uns dein Wort" singt - aber ein kleiner Hinweis auf den provokanten Anspruch der Una Sancta Catholica, auf viele der "gleichen Fragen" auch gültige und nie ausgeschöpfte, sondern ein ganzes Leben tragende Antworten geben zu können, würde den ums Flugticket angebettelten Eltern, Tanten, Omas wenigstens ansatzweise einen Grund mitliefern, warum sie den Junior oder die Tochter nach Sydney schicken sollen...

--- Vielleicht sollte ich nicht so hart mit Bundespräsesen, Jugendbischöfen, Geschäftsführenden Referentinnen und Redakteurinnen der Bistumspresse umgehen. Es sind auch nur Menschen wie du und ich. Aber weh tut es trotzdem, diesen elend flachen Artikel aus dem Würzburger Katholischen Sonntagsblatt zu lesen.

Zum Glück gibt es solche Jugendliche wie elein, die nicht nur wissen, sondern auch sagen, warum sie nach Sydney fahren. Wegen der Party, der Gemeinschaft, dem unbekannten Kontinent, den vielen anderen mit den gleichen Fragen - aber auch wegen dem Einen, der uns eingibt, was wir vor Fürstenhöfen und im Internet sagen sollen, und der uns Jesus Christus kennen und lieben lässt.

Amsel und Reh

Es muß wohl 1959 gewesen sein, im ersten Ehejahr meiner Eltern, daß mein Vater eine ganze Serie Schwarzweißbilder knipste, um die Amsel festzuhalten, die sich bei der Gartenarbeit ganz nahe her traute und sogar auf den Rechen setzte. Was daran so besonders gewesen sein soll, war mir in den 70ern, als ich diese Bilder bewußt sah, nicht klar - bis ich irgendwo las, daß Amseln einmal scheue Waldvögel gewesen sein sollen.

Beobachteten meine Eltern die Amsel bei einem Evolutionssprung, vom wilden Waldbewohner zum Kulturfolger?

Inzwischen stehen anscheinend die Rehe vor einem ähnlichen Schritt in der Rehheitsgeschichte: Mindestens unsere Straßenrehe kommen regelmäßig in Rufweite, äsen tags wie nachts, morgens wie abends am Straßenrand, lassen sich weder scheuchen noch bringen sie ihr Kitz in Sicherheit. Nicht einmal "nachhaltige Beunruhigung wirkt verdrängend" (Wikipedia).

Wir werden sehen, wie sich das in den nächsten 50 Jahren entwickelt. Statt "scheu wie ein Reh" ist man dann vielleicht "frech wie Bambi"...

Public Praying

Meinte es Bischof Jacques Gaillot vielleicht so, als er sagte: "Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts?"

Zur EM-Gottesdienstordnung der evangelischen Elisabeth-Kirche geht es hier.

16. Juni 2008

Körpergeruch und feste Sitzplätze

Aus einem Artikel von Charlotte Hays über die beiden katholischen Romanciers J. F. Powers und Jon Hassler diese beiden Zitate:

"Körpergeruch ist der wahre Geruch der Heiligkeit." ["Body odor is the real odor of sanctity."]

"Powers blieb immer ein treuer Sohn der Kirche. Aber das war wahrscheinlich nicht einfach. Er vertraute einem Priester einmal den Grund an, warum er immer in der gleichen Bank auf der Empore saß: Dort war die Akustik so schlecht, daß er kein Wort von der Liturgie oder der Predigt hören konnte." ["Powers always remained a faithful son of the Church. But it probably wasn't easy. He once confided to a priest the reason he always sat in the same pew of the church balcony: The acoustics were so bad there that he couldn't hear a word of the liturgy or the sermon."]

I Believe In Angels

Bei glaubenssache kann man seinen Engel(un)glauben zu Protokoll bzw. zu Abstimmung geben.

20 % Rabatt auf alle Auren

Mit einer gewissen Schadenfreude nimmt der katholische Blogger zur Kenntnis, daß das im Schatten der päpstlichen Basilika befindliche Esoterikkaufhaus "Domus Unio Mystica" demnächst schließt und zum Totalausverkauf einlädt.

Wer Heilsteine, Tarotkarten und sonstige Auren verströmende Wesenheiten billig erwerben will, ist jetzt dort richtig.

Ansonsten gibt es - wie schon Jahrhunderta lang - die Unio Mystica kostenlos ein paar Schritte weiter bei jeder Heiligen Messe.

15. Juni 2008

Mein Papa ist [passendes Adjektiv im Komparativ einsetzen] als deiner!




Keine Ahnung, welches Image ich auf den Schulhöfen meiner Kinder hatte/habe - aber so ganz schlecht ist ein Dad ja auch nicht, der ein verpenntes Referat über den postmodernen Roman in einer halben Stunde von 0 auf 100 beschleunigen kann. Oder?

14. Juni 2008

Emmylou 2008



stumble into grace: Emmylou Harris und das gesamte Album ganz in weiß, ein Engel, der nach innen schaut, die Stimme ätherisch und verzaubernd, die Musik jenseits der üblichen Genres. Das war 2003.

All I intended to be: Fünf Jahre später, schwarz-weiß, Emmylou spaziert in sich gekehrt einen Fußweg entlang, blickt innen auch mal lächelnd in die Kamera, singt, wie sie immer sang, aber mit härterer, älterer Stimme, weniger ätherisch, in den Höhen fast ein bißchen stimmlos, unterwegs zum ungeschönten Americana-Klang, wie wir ihn vom alten Johnny Cash kannten - und von der Songauswahl, der Interpretation und den Begleitern (u. a. Dolly Parton, Buddy Miller, John Starling und Mike Auldridge) wieder beim Country und der langsamen Hillbilly Music gelandet. Ich kann es sehr empfehlen.
Kurze Besprechung bei Rolling Stone. com.

13. Juni 2008

New Blog on the Block

Ich dachte schon, der Nachwuchs bliebe aus...

Aber stattdessen: herzliches Willkommen an ultramontan - auf langes, abwechslungsreiches, frohes, nachdenkliches Bloggen!

Opium für alle

"Religion, Opium für das Volk. Denen, die unter Schmerz, Erniedrigung, Krankheit und Sklaverei litten, versprach sie eine Belohnung im Jenseits. Und jetzt sind wir Zeugen einer Veränderung. Ein wahres Opium für das Volk ist der Glaube an das Nichts nach dem Tod - der riesige Trost zu denken, daß wir für unseren Verrat, unsere Habgier, unsere Feigheit und unser Morden nicht gerichtet werden." (Czesław Miłosz)

12. Juni 2008

Ex Occidente Spes

Barack Obama macht uns allen Mut:

Generate a Barack Obama Quote!




"I think it's time we had a national conversation about the German soccer team. We need to get past all the defeats and recognize that we are our own best hope for overcoming playing bad soccer. We need Schweinis, not Ballacks [was: TV soccer experts until 9:46pm]. Schweinis are our semifinals. And we need to have some real change in the German soccer team."
Generate your Barack Obama quote at Buttafly.com


Mittelalterliche Teilnahme

"Ob die Gläubigen nun ein Andachtsbuch lasen, Bilder betrachteten, Gebete sprachen, mit einem Nachbarn flüsterten oder in der Vorhalle warteten, durch das Klingeln der Wandlungsglocke wurden sie zum Augenblick der Wandlung herbeigerufen, zum Austausch des Friedensgrußes oder zum Kuß der Pax-Tafel, und an den Höhepunkten des Jahres wie Weihnachten und Ostern, zum Empfang der Heiligen Kommunion. Die Messe war noch ein Werk, das alle zusammen taten. Und ob sie es aus Andachtsbüchern erfuhren oder den Predigten des Priesters: die Laienschaft verstand auf einer elementaren Ebene noch, was geschah: Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, war in Brot und Wein des Sakraments zu ihnen gekommen und brachte die Gnade seines Leidens zu seinem sündigen und leidenden Volk.

Daher ruht die Ansicht, daß die Laien aus der mittelalterlichen Messe ausgeschlossen gewesen seien, auf einem engen Verständnis von 'Teilnahme' (participation), das die Liturge als Text sieht und Teilnahme auf Sprechrollen beschränkt. Auf jeden Fall ist die Anklage weit übertrieben worden. Die Laien fanden immer Wege, an der Liturgie teilzunehmen, ob sie in ihrer Sprache war odeer nicht, und sie haben immer Sinn aus der Liturgie abgeleitet, ob es der damit gemeinte war oder nicht. Darüberhinaus waren die Laien im Gottesdienst von weiteren 'Volkssprachen' umgeben als nur duch die Sprache, von denen die Kirchengebäude und die liturgischen Kunst, die sie schmückte, nicht die geringsten waren."

Diese Ehrenrettung der mittelalterlichen Liturgie stammt von Frank C. Senn, einem Liturgiker und Pastor der American Lutheran Church, genauerhin aus seinem Buch "The People’s Work: A Social History of the Liturgy" (Minneapolis: Augsburg Fortress, 2006, S. 144-145). (via Rorate Caeli)

Mehr dazu auch schon hier: Zuschauer oder Teilnehmer?

Die Hand am Pflug



Die Nashville Bluegrass Band (Line up: Stuart Duncan, Mike Compton, Pat Enright, Alan O'Bryant und Mark Hembree) mit dem Klassiker "Gospel Plow":

"Keep your hand on that plough, hold on!"

11. Juni 2008

Status confessionis ...

... hier einmal anders als sonst mit "Zustand des Glaubensbekenntnisses" zu übersetzen:



Der Dank für diesen Klassiker geht an glaubenssache.

Die Theonade des Thomas von Aquin

Gilbert Keith Chesterton erwähnt die Geschichte in seinem Thomas-Buch nicht, bei David Berger ist nichts davon zu finden, und in der Summa Theologiae selber schon mal gleich gar nicht. (In der Wikipedia gibt es eine unklare Referenz auf eine Kopie mit Marginalien von 1274 (Päpstliche Archive MS 2345, fol. 26v)). So ist sie entweder wahr oder gut erfunden - auf jeden Fall aber nett.

Laut Wikipedia geht sie so: Thomas von Aquin betete, bevor er an seine große Summe ging, eine ganze Nacht um Erleuchtung und Inspiration, schritt am nächsten Morgen vor die Tür und braute aus den ersten Kräutern, die er fand, - auf GOttes Vorsehung vertrauend - jenen Trank, der ihm half, voller Konzentration seine Argumente zu formulieren. Die beiden Kräuter sollen Löwenzahn und Große Klette gewesen sein.

Die Engländer trinken das Getränk unter dem Namen Dandelion and Burdock immer noch, wenn auch, wie es heißt, mit verändertem Rezept. In Deutschland lässt es sich über verschiedene Online-Shops beziehen (z.B. hier).



(via Heavenly Wordliness und Roman Miscellany)

Fürbitte

Daß die Fahnenhersteller ein warmes, sattes, golden glänzendes Gelb verwenden mögen für ihre deutschen Flaggen (und kein ausgebleichtes, mattes, fades, gelblich schwächelndes Etwas) - Gewähre uns, o Herr.

10. Juni 2008

Glücksfall

Ralf Rothmann:

"Das plötzliche Erkennen einer besonderen Frau. Die helle Formulierung eigener Dunkelheiten und der verblüffende Einklang in Dingen, von denen man geglaubt hatte, lebenslang mit ihnen allein bleiben zu müssen..."

Besonders. Nicht unbedingt: eine andere als die eigene. Obwohl das auch sein kann.

Auch eine fußballerische Tugend

Und dann war da noch das buzzword des Tages: Demut.

Jan Opielka, polnischer Journalist, brauchte es im Zusammenhang mit der verhaltenen Freude und der Art von Lukas Podolski überhaupt (Hier zum Artikel in der Welt):

"Es geht um Lukas Podolski. Und um seine Demut; denn vielleicht ist Demut das, was die Ursache seines Verhaltens, soweit es sich für den Betrachter erschließt, am treffendsten beschreibt.(...)

Es geht nicht ums Siegen oder Verlieren, weil es nicht um ein "Entweder, oder" geht. (...)

Wie soll man es nennen: Demut vor seinen Herkünften? Demut vor der Komplexität der Geschichte, auch der eigenen? Demut davor, dass in einem Menschen tatsächlich zwei Herzen schlagen können, abhängig und doch so unabhängig voneinander? Wenn es die Demut ist, die das Denken eines Menschen bei den eben aufgezählten Dingen mitbestimmt, dann besitzt der 23-jährige Lukas Podolski davon eine riesige Portion. Eine Demut, die ihn selbstbewusst und stark macht, bei der Mannschaftsaufstellung die deutsche Nationalhymne nicht zu singen - und zugleich alles für seine Mannschaft zu geben. Eine, die ihn vor polnischen Kameras ehrlich sagen lässt, dass er ein polnisches und ein deutsches Herz hat - um innerhalb von wenigen Augenblicken Millionen polnische Herzen zutiefst zu betrüben. Und eine, die ihm die Abgebrühtheit für zwei Tore schenkt - und ihn daraufhin reagieren lässt, als hätte er ein Sieg- und ein Eigentor gleichzeitig geschossen."


Ich fand ja seine ungelenke Ausdrucksweise, seine schwere Zunge, sein Nicht-in-die-schöne-Medienwelt-Passen schon immer erfrischend: Denn Fußballer sollen Fußball spielen können - "wichtig ist auf'm Platz" (L. Podolski). Für Moralpredigten, Affärchen, geschliffene Antworten haben wir andere Spezialisten. Wenn sich das dann noch mit einer gewissen Natürlichkeit, oder sagen wir heute ausnahmsweise das Zauberwort: "Authentizität" paart, oder gar einem Bewußtsein, daß das Leben nie so einfach ist, wie es Sportreporter, die B__D und wohl auch viele Fernsehzuschauer gerne hätten - dann umso besser. Dann kann aus dem Jungen noch was werden.

(Abgesehen davon ist das Wort "Demut" mindestens in der Welt regelmäßig und durchaus positiv im Umlauf, wie eine Archivsuche zeigt.)

Housanna in ekschelsis

Garrison Keiler, der Gastgeber der Radio-Kultsendung "Prairie Home Companion", und die Gospelsängerin Jearlyn Steele sangen in der Sendung vom 7. Juni erst einmal zusammen ein Loblied auf die Vorsehung ("His Eye is on the Sparrow"), um nach einem Gitarrensolo direkt in das lateinische Sanctus überzugehen.

Hier geht es zur Aufnahme (in RealAudio-Format - braucht also den RealPlayer).

Sogar im Radio muß es also nicht immer Volkssprache sein.

9. Juni 2008

Für die kleinen Pausen zwischendurch

www.readatwork.com sieht aus die nächste Präsentation für das Marketing Strategy Meeting am kommenden Mittwoch, ist aber in Wirklichkeit eine kleine Auswahl englischer und amerikanischer Klassiker.

(via video meliora, proboque)

Berner Apokalypse

Auf Englisch nennt man das wohl "Second Coming", was Di Natale heute gegen Holland widerfahren ist:



Überhaupt: Second Coming. Wie lesen wir doch bei William Butler Yeats in seinem gleichnamigen Gedicht:

Things fall apart; the centre cannot hold;
Mere anarchy is loosed upon the world...


Wenn man jetzt noch wüsste,

"what rough beast, its hour come round at last, Slouches towards Bethlehem to be born"?

BEthlehem, BErn - ich merke das was. "Auf'm Platz" (L. Podolski) geht es um mehr als um ein x-beliebiges Spiel einer x-beliebigen EM. Das riecht nach Todesgruppe, nach Untergang, nach Apokalypse. Echt. Scharf und stechend.

8. Juni 2008

Schwarz-rot-goldenes

Nachdem "die Mannschaft" gewonnen hat und die paar Hupen, die sich in unsere Straße verirrt hatten, verklungen sind, nutze ich die Stille der Nacht und gebe zu: Ich kann mit dem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer wenig anfangen.

Dabei habe ich nicht einmal ein gestörtes Verhältnis zu unseren Nationalsymbolen: Keine Nationalhymne ohne feuchtes Auge, und die deutsche Farbkombination ergibt so ziemlich die schönste Nationalflagge, die man sich vorstellen kann (mit der belgischen ziemlich nah dran). Und doch...

Und doch reißen mich die Fahnen nicht mit. Vielleicht einmal, weil sie nichts kosten - und es nicht kostet, sie zu zeigen. Man bekommt sie nachgeworfen, man klemmt sie in die Fenster, startet den Motor und schon ist man stolzer Deutscher. Die Fahne flattert im Wind, "die Mannschaft" hat sich wacker geschlagen, die Welt ist in Ordnung und ich bin Deutschland. Deutschland - billig Vaterland. Steuern hinterziehen wir am Montag und klar, Wehrdienst für die Jungs muß jetzt auch nicht sein.

Stephen L. Carter (in Integrity) sagt mal, Ehe sei "to stick with what you are stuck with" - bei dem bleiben, wo man hängen geblieben ist. (Ich habe den genauen Kontext nicht im Kopf und müsste nachschauen...) Ein bißchen so geht es mir auch mit meinen Mitdeutschen dieser Tage: Man merkt halt an solchen Tagen mehr als sonst, welche Volksgenossen man sonst so hat. Man sucht sich seine Familie nicht aus, seine Kirchenbankgenossen nicht - und den Rest der X Millionen auch nicht. Jetzt fahren sie halt alle herum und machen es einem so richtig klar, wer so alles deutsch ist.

Dazu kommt noch die - wohl auch elterlicherseits überkommene - Maxime, daß man über die wirklich wichtigen Dinge, besonders über die, an die man sein Herz verloren hat, nicht viel Worte macht. Gerade weil das Dummschwätzen so leicht fällt, sollte man über ein, zwei Dinge besser schweigen. Gerade weil man sein Land liebt und weil man weiß, was das heißt und kostet, macht man keine Party draus.

Ich nehme aber die Reichweite dieser Absätze wieder zurück: Ich kann's nicht, Ihr Lieben - wenn's Euch nicht so geht, soll's mir recht sein.

Mit dem alten Goethe:

Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!

7. Juni 2008

Sie sind keine von uns

Michael Pawlik rezensierte in der FAZ diese Woche zwei Bücher, die philosophisch das Feuer auf eine ganze Menge kleiner Menschen freigeben - und dabei nebenhin auch noch so manch andere Kollateralschäden anrichten.

Der Nachsicht wegen

Ein durchaus ungewöhnlicher, aber nachvollziehbarer Konversionsgrund:

"Gesine Schwan, die schon fast erwachsen war, als sie getauft wurde, hat sich dezidiert für den Katholizismus entschieden – der Nachsicht wegen, mit welcher die katholische Theologie den Menschen, seine geistig-körperliche Ganzheit umgreifend, behandelt."

Mehr über die katholische Kandidatin in der NZZ.

Persönlich, muß ich sagen, hat es mich schon erstaunt, daß sie sich von unseren Post- und Nochkommunisten nicht nur mitwählen lassen würde, sondern sich sogar auf deren Stimmen baut. Ich hätte gedacht, daß ihre antikommunistische und durchaus ja auch anti-linke Vergangenheit weiter wirkt.

Emmylou, CCL und Missy Gossip

"All I intended to be": So sieht jemand aus, der angekommen ist - wir können ab 13. Juni hören, ob Emmylou auch so klingt, wie es ausschaut. Mehr zum neuen Album hier. [Nachtrag 15. 6: Eigene Eindrücke hier.]

Weiters gibt es die Nr. IV von Chatham County Line - die Hörproben klingen nach Fortsetzung im altbekannten und allbeliebten Stil.

Ein dritter Hinweis, wie die andern beiden von Twang Nation: Missy Gossip and the Secret Keepers, elektrifiziert, rockiger, aber immer noch aus dem Land des high lonesome sound.

Missy Gossip and the Secret Keepers cover Beat It

5. Juni 2008

Automarder

Hat jemand aus der geneigten Leserschaft ein Patentrezept gegen Marder parat, die sich in einem Auto einnisten?

Aus der Heimat meldet mir die Allerliebste, daß sich eine Marderfamilie (oder eine menage à trois) in unserem Picasso wohlfühlt und einem Verfolger, wenn nötig, recht frech auch aus der Motorhaube entgegenhüpft?

Hühnerdraht wird laut Frontbericht aktuell ausprobiert. Marderpiepser sind in zwei anderen Autos bereits angebracht, die zu unserem Anwesen gehören.

Auch Marder sind kleine (und wie mir gesagt wird:) buschig beschwänzte Wunder.

Zuhören am Wörterstrand

In meiner Pariser Dachstube sitzend, rauscht mir wie Meereswellen das hundertmündige Gespräch auf der rue de la Gaîté durchs Fenster. Richtig schön laut. Als Entree dazu gab es vorher schon ca. 70 französisch schwätzende Studenten beim Japaner weiter vorne.

In freier Assoziation fiel mir Reiner Kunze ein, wie ihn Werner Ross am Ende einer Laudatio von 1981 zitiert:

... Zuhören kann fast nur noch der taube

Er will verstehen

Und nur der stumme auch weiß, was es heißt,
vergebens ums wort zu ringen

Hin und wieder ernennen wir uns durch zunicken
zu alten hasen (jeder im nacken
die meutefühlige narbe)

Gern setze ich mich zum taubstummen, mit den augen
hören, wenn ringsum sich die stimmen
überschlagen

Gepriesen sei der HErr für jeden, mit dem wir sprechen können und der hört.

Mitternächtliche Möglichkeiten


Manchmal setzt mein Gedächtnis schon aus, das gebe ich zu. Aber das wusste ich noch, daß das Mail 4 Stunden vorher auch schon das 888.888 E-Mail gewesen war.

Was ich aber gar nicht weiß: was ein "mögliches MacBook Air von Apple" ist. Ein MacBook in plena potentialitas, als reine Möglichkeit? Das klingt zwar interessant, aber nicht sonderlich benutzbar, außer man ist bereit, die verschiedenen Nutzungarten eines solchen MacBook ebenfalls im Reich des Möglichen zu belassen. Dazu muß man allerdings nicht an der Verlosung teilnehmen - sondern überführt diese, so sie denn tatsächlich stattfindet, in Bezug auf die eigene Teilnahme ebenfalls in ihre Potentialität, und schon hat man es, das mögliche MacBook Air mitsamt allem möglichen Hard und Soft-Zubehör für alle möglichen Gelegenheiten.

4. Juni 2008

Spell M - A - N

Gedenken wir wenigstens kurz und ohne Hör- und Sehprobe des vor ein paar Tagen verstorbenen Bo Diddley und empfehlen seine Seele dem HErrn und Schöpfer, der ihn wie uns fragt: "Who do you love?"

3. Juni 2008

Glauben heißt Mehr-als-Wissen

Aus einem e-Mail, mit Zustimmung des Schreibers zitiert:

"Soll ich was zu Lüdemann sagen? Spontan fällt mir nur "Scheiß auf Lüdemann" ein. Das würde ich natürlich nie bloggen, und ich schreib das auch nur dieses eine Mal und nur Dir. Aber es ist genau das, was ich fühle/erlebe/wahrnehme: Es kann nicht sein, weil ich das Gegenteil erfahren habe. Manchmal. Selten. Indirekt. Kurz. Verhüllt. Nie den Finger in Seine Seite oder in die Brustwunde gelegt - da sind wir wieder beim Herz Jesu. Und trotzdem _weiß_ ich. Früher habe ich nie verstanden, wie die Kirche oder Thomas von A. sagen kann, daß der Glaube eine größere Sicherheit geben kann als das Wissen. Langsam weiß ich es."

1. Juni 2008

Ruhige Blogwoche

Hier könnte es die nächsten Tage ruhiger werden, weil ich im befreundeten Ausland unterwegs bin.

Nicht nur aschermittwochs

Because of the goodness of this Lady
And because of her loveliness, and because
She honours the Virgin in meditation,
We shine with brightness.
(T. S. Eliot: Ash Wednesday)