29. November 2008

Terrorsympathisant auf dem Rewe-Parkplatz

Nicht daß ich denke, daß die rote Hydra ihre gierigen Mäuler erhebt, aber beim Anblick der wehenden Fahne des ideologischen Auftragskillers Che Guevara auf dem schwarzen Kleinwagen fühlte ich mich unwohl bis übel.

So viel unheilige Dummheit verdirbt einem den ganzen Samstag morgen.

Vorsatz

Im Advent mich auf die Mitte von allem besinnen, auf Jesus Christus, den gegenwärtigen und kommenden, Alpha und Omega. Weg, Wahrheit, Leben.

"Und das WORT ist Fleisch geworden.
Und hat unter uns gewohnt.
Und wir haben SEine Herrlichkeit.
Die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater."

28. November 2008

... ich will euch sagen...

Wo es überall schon weihnachtlich zugeht, will ich nicht hintan stehen:

Bei Paste gibt es den Audiostream zum Weihnachtsalbum von Billy Bob Thorntons Boxmasters: Christmas Cheers.

De veritate

Üblicherweise kenne ich innerkirchlich vor allem die Brechtsche Warnung, man dürfe keinem die Wahrheit wie ein nasses Handtuch um die Ohren schlagen.

Da stutze ich schon, als ich auf den Aachener Bistumsseiten entdecke:



Bei genauerem Hinschauen zeigt sich aber, daß man damit nur eine Tagung über Ingeborg Bachmann ankündigt, und keinesfalls eine Kehrtwende in der Katechese oder Pastoral.

Wahrheit ist eben keine pastorale Kategorie. Als kleines Indiz ein Verweis auf die 68-seitige Handreichung (pdf; 3,3 MB) "für Multiplikatoren und Multiplikatorinnen" zur Aachener Aktion gottes-wort am menschen-ort. Das Wort GOttes wirkt dort alles mögliche, bloß: Wahr ist es nicht. Oder richtiger: Daß es wahr ist, spielt keine Rolle.

HErr, schenk uns einen C.S. Lewis ("If Christianity is untrue, no honest man will want to believe it, however helpful it might be; if it is true, every honest man will want to believe it, even if it gives him no help at all." ) - oder nein: Den haben wir ja schon. In Rom. Danke!

27. November 2008

Gucken wie ein Auto

"Menschen ordnen Autos Persönlichkeiten zu" (SpOn)

Mehr noch, sage ich: sogar bestimmten Personen.

Ich zum Beispiel fand als Kind immer, daß dieses Auto diesem Nachrichtensprecher ähnlich sah.

26. November 2008

What goes up, must come down

Nach dem Ausflug in den katholischen Outer Space landen wir fröhlich, beschwingt und sanft entschleunigt am siebenfältigen Geistesschirm hängend, in der weiten Wüste des kirchlichen Alltags und prallen genau an diesem Punkt auf:

"Die Hauptabteilungskonferenz der Hauptabteilung III, Hochschule, Schule und Erziehung hat den Arbeitsschwerpunkt für die nächsten Schuljahre 2009 – 2012 unter dem Leitthema: 'Sei ganz!' (vgl. Gen 17,1 n. M. Buber) festgelegt.

Unter den drei Grundvollzügen 'Singen – Malen – Springen' soll der ganzheitliche Aspekt des Religionsunterrichts im Sinne einer mystagogischen Religionspädagogik in den verschiedenen Bereichen der Aus- und Weiterbildung der Religionslehrerinnen und Religionslehrer wahrgenommen werden. Damit ist der ganzheitliche Ansatz für die Erziehungsarbeit Jugendlicher garantiert, und damit die Möglichkeit, mit entscheidenden bildenden Unterrichtsthemen an verschiedenen Schulen Unterrichtsgeschehen zu verknüpfen."


Man fragt sich: War das der vom Piloten vorausberechnete Landeplatz? Oder haben wir uns verflogen und sind statt in der ekklesia in einer deutschen Behörde gelandet?

(Aber o.k., wir alle haben unseren Eigensprech, seien wir also nicht so streng...)

25. November 2008

Abendmusik

Maria McKee und Lone Justice: I Found Love auf youtube.

Auch nach 20 Jahren noch großartig. Me thinks.

Ausgestreckt über die Zeiten

Manchmal werde ich schwindlig, wenn ich bei der Messe durch die Zeiten sause: Wir sind bei einer Handlung gegenwärtig, die einen Abend von vor fast 2000 Jahren vergegenwärtigt, der seinerseits die Vorwegnahme des darauf folgenden Tages war, und feiern gleichzeitig ein Geschehen, das am Ende, jenseits der Zeit, auf uns wartet: Wir treten aus der Jetzt-Zeit hinaus in die End-, die Jenseits-, die Immerzeit GOttes. Ein Geschehen, das den Anfang alles Geschaffenen vollendet.

Und das alles ganz nüchtern, ohne Zeitreisen, ohne Ekstasen, ohne Hin- und Hergebeame. Mit schlichten, uralten Worten und Gesten. Mehr im Hier und Jetzt, denke ich mir gelegentlich, als viele andere, die dauernd in Bewegung, on the move, im Lauf, beim Rennen sind.

24. November 2008

Ich widersage nur, wenn ich's ansprechend tun kann

Bekanntermaßen ist das Gotteslob 2.0 in Arbeit; eine Probepublikation wurde zwischen Advent und Pfingsten von Gemeinden, Gruppen, pastoralen Mitarbeitern und Kirchenmusikern getestet und bewertet.

Eine Auswertung findet sich hier.

Einen Kommentar (S. 99) fand ich - im Geiste dieses Blogs - bemerkenswert. Nicht daß ich ihn für repräsentativ fürs Ganze halte, aber irgendwie hat er was:

Die Absage des Bösen sollte weggelassen oder frei gestellt oder eine neue ansprechende Formulierung bekommen.

Na denn...

Apocalypse O-Nine oder: Her mit der Sonnenbrille

Frank Schirrmacher schnuppert Abendluft:

"Abgesehen von Kriegserwartungsepochen, wird man in der jüngeren Geschichte kaum ein Jahr finden, das ähnlich apokalpytisch aufgeladen wurde wie das Jahr „2009“. So sehr jedenfalls, dass ein Apologet der Globalisierung im November 2008 den jungen Leuten empfiehlt, nicht mehr essen zu gehen.

Dass keine Zeit mehr sei, gehört als rhetorische Formel in das Inventar dämonologischer Angstphantasien. Verbunden mit den messianologischen Erwartungen an Obama und den täglichen Katastrophenmeldungen aus der Wirtschaft, entsteht hier, im späten Herbst des Jahres 2008, ein giftiges Gebräu, dass das Jahr 2009 unterhöhlt, ehe es überhaupt begonnen hat."

Als katholischer Apokalyptiker halte ich es lieber mit Timbuk Three: The Future's So Bright (I Gotta Wear Shades):

Vogeltheologie


(Vicki und Chuck Rogers via flickr)

Ornitheologie ist jener Zweig, der sich mit den Vögeln als Quelle theologischer Erkenntnis befasst. Sie überschneidet sich mit der Schöpfungstheologie, der Exegese des Alten und Neuen Testaments und der Praktischen Theologie.

Wer's nicht glaubt, lese die Besprechung von John Stotts The Birds Our Teachers: Biblical Lessons from a Lifelong Bird Watcher in Christianity Today, sowie den zugehörigen Ausschnitt aus dem Buch.

Angelus am Christkönigstag

Beim gestrigen Angelus gedachte der Papst der Toten des Holomodor, des Großen Hungers von 1932/33 in der Ukraine und anderswo.

Der Text im Original hier, besser verständlich vielleicht in der französischen Übersetzung:

"Chers frères et soeurs, ces jours-ci marquent le 75e anniversaire de l'Holomodor, la grande famine, qui a causé dans les années 1932-1933 des millions de morts en Ukraine et dans d'autres régions de l'Union Soviétique pendant le régime communiste. En espérant vivement qu'aucun ordre politique ne puisse plus, au nom d'une idéologie, nier les droits de l'Homme ainsi que sa liberté et sa dignité, je prie pour les victimes de cette horrible tragédie et j'invoque la sainte mère de Dieu pour qu'elle aide les Nations sur le chemin de la réconciliation à construire le présent et l'avenir dans le respect réciproque et dans la recherche sincère de la paix".

23. November 2008

Gesammeltes Surium

"The Women's Ordination Council has claimed that I'm the first Catholic priest, the first woman Catholic priest to give birth. That is a huge claim and something bigger then me." (bnd.com via Get Religion, wo gleich zweimal - hier und hier - dazu kommentiert wird.)

Für Jessica Rowley wird also ein Traum wahr. Mutter und Kind wünscht man gern alles Gute, obwohl wir für unsern Teil daran festhalten, daß sie nicht mehr Katholisch (wie in Römisch-Katholisch), sondern höchstens katholisch (wie in sonstwie-aber-das-ist-ja-auch-gar-nicht-so-wichtig-wie-katholisch) ist.

Schön, daß auch der Kindsvater, Rev. Rowley von der United Church of Christ, kein Haarspalter ist; das vermeidet die Gefahr von Ehestreitigkeiten:

"To argue about who is and who is not Catholic, it's like saying I am God's child, so you can't be."

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In einem Essay bei Poetry Foundation berichtet Cynthia Haven, wie sich die Spuren von P. Maximilian Kolbe und Czeslaw Miłosz kurz kreuzten: Miłosz wurde in den Dreißiger Jahren nach einer antisemitischen Kampagne in P. Kolbes Zeitung Mały Dziennik seinen Job beim Polnischen Nationalradio in Wilna los, etwas, was er dem guten Pater nie vergaß, der seinerseits dann in der Besatzungs- und Verfolgungszeit mit seinem Kloster für die Rettung von 2.000 Juden verantwortlich war, bevor er im Auschwitzer Hungerbunker starb.

Von Miłosz berichtet Haven eine Begegnung mit Love'n'Peace-Studenten in Berkeley 1970:

“Love, love, love!” mocked Miłosz, his voice rising to a shout. “Talk to me about love when they come into your cell one morning, line you all up, and say ‘You and you, step forward. It’s your time to die—unless any of your friends loves you so much he wants to take your place!’”

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Abschließend ein YouTube-Video, das nicht nur die Ukrainisch-Katholische Kirche St. Elias in Brampton (Kanada) vorstellt, sondern spüren lässt, warum Schönheit die Welt rettet:



(via New Liturgical Movement)

22. November 2008

Auszeit für den HErrn

Rechtzeitig vor dem 1. Advent besuchten wir die "Adventausstellung" einer ortsansässigen Gärtnerei. Zwischen viel Gold- und Silberglitzer, kleinen Discokugeln fürs Wohnzimmer und Sternensteckern für Blumentöpfe hatte sich eine himmlische Heerschar in allen Größen und Typen niedergelassen und stand oder besser: schwebte mit einem Rabatt von 10 % zum Verkauf. "Ein jeder Engel ist billig", um es mit meinem deutschen Lieblingsdichter zu sagen.

Mittendrin, an einem der zentralen tragenden Balken, hing zwischen einer Verlängerungsschnur ein Holzkreuz, eines jener alten, flachen Küchenkruzifixe mit gußeisernem Corpus - nur daß der Corpus fehlte. Ich musste zweimal hinschauen, so sehr war es im allgemeinen Grundglänzen aufgegangen. Doch die drei Löcher mit dem dunklen Rostrand und das Namensschild des Besitzers waren übrig geblieben und machten klar, wessen Platz das war.

Man konnte meinen, er habe eine längere Auszeit genommen, nicht ohne eine Reservierung zu hinterlassen. Zum Fest wird ER gewiß wieder zurück sein.

21. November 2008

Elisabeth und die vielen anderen

Zum Posting "FAZ-Kirchenblog" hat p.norbisrath diesen Kommentar hinterlassen:

Ich hab heute von der heiligen elisabeth von thüringen gehört. ene "mutter theresa des hochmittelalters". nun hab ich versucht zu erfahren, wie viele der heiligen, speziell aus dem mittelalter, aus sogenannten adelsgeschlechten und wie viele aus dem "einfachen volk" stammen.
wieviel ist eine heiligsprechung eigentlich wert, wenn sie aus strategischen gesichtspunkten ausgesprochen wird? ich nehme an, dass alle positiven dinge, die ich über elisabeth gelesen habe, doch von einfachen leuten aus dem volk täglich tausendfach ausgeübt wurden, es nur etwas besonderes ist, wenn eine "bessere" frau sich dazu herablässt. ist das allein schon heilig?


Halten wir zuerst einmal fest: Heilig-sein und Heilig-gesprochen-sein ist nicht das selbe. Das Wichtige und Entscheidende ist das Heilig-sein, die Heiligkeit, zu der alle Gläubigen berufen sind: Sie "ist die Fülle des christlichen Lebens, die Vollkommenheit der Liebe. Sie besteht in der innigen Vereinigung mit Christus undin ihm mit der Heiligsten Dreifaltigkeit." (Kompendium KKK, Nr. 428)

Ein kleiner Aspekt dessen ist, daß ein zukünftiger Heiliger nicht darauf hinarbeitet, heilig gesprochen zu werden, sondern heilig zu werden. Ob seinem heiligen Leben nach seinem Tod eine Selig- oder Heiligsprechung folgt, dürfte ihn (oder sie) kaum kümmern: Er ist nämlich mit anderem beschäftigt.

Einschub in eigener Sache: Es ist eine unangenehme Sache, über dieses Thema zu schreiben und selber so - na, sagen wir mal: sündig zu sein. In der Version von Léon Bloy: "Es gibt nur eine Traurigkeit, nämlich jene, kein Heiliger zu sein." (La femme pauvre) Aber nachdem die Frage bei mir gelandet ist, kann ich mich nicht drücken.

Eine weitere triviale Tatsache: Die Heiligsprecher sind nicht heilig. Auch wenn ich glaube, daß der Glaubenssinn des Gottesvolkes und das Lehramt nicht irrt, wenn es einen Menschen heilig spricht, gibt es ganz offensichtlich menschlich-allzu-menschliche Einflüsse: Ordensleute scheinen bei gleicher Heiligkeit eine bessere Aussicht auf Heiligsprechung zu haben, was ihnen aber - wie gesagt - gleichgültig sein sollte. Es hilft, wenn sich die Unterstützer einer Heiligsprechung organisieren. Schon weil die Wunder ja irgendwo gemeldet werden müssen oder der Postulator ja auch von etwas leben muß.

Bei einer Heiligsprechung geht es um Sichtbarkeit: Die Kirche macht einen Menschen als Vorbild und als Helfer sichtbar, empfiehlt ihn uns allen zur Verehrung, zum Gebet und Gespräch, zum Maßnehmen. Ein Stück weit ist es da wohl auch normal, daß prominente Heilige bessere Karten haben: Sie sprechen ja nicht nur "allgemein" zu uns allen, sondern auch in eine Situation, in eine Zeit, in bestimmte Lebensumstände hinein. Das ökumenische Heiligenlexikon zitiert eine Passage Mechthilds von Helfta über die hl. Elisabeth:

„Es gehört sich für einen Boten, schnell zu sein. Elisabeth ist und war ein Bote, den ich zu den Frauen gesandt habe, die, ohne an ihr Seelenheil zu denken, auf den Burgen saßen, von der Unkeuschheit so tief durchdrungen und vom Hochmut ganz bedeckt und von der Eitelkeit so beständig umhüllt, dass sie von Rechts wegen für den Abgrund bestimmt gewesen wären. Elisabeths Vorbild sind viele edle Frauen gefolgt, so weit ihr Wille und ihre Kraft eben reichten.”

Vielleicht ist das ein Unterschied zu früheren Zeiten: Waren früher die kleinen Leute beeindruckt, wenn ein König, eine Fürstin, ein Ritter umkehrte und sein/ihr Leben ganz von GOtt gestalten und in den Dienst nehmen ließ, hätten wir kleinen Leute von heute lieber unseresgleichen auf den Altären stehen: die hl. Hausfrau Lieschen Müller, den sel. Bankangestellten Heinz Schulz oder den Diener Gottes, den Webdesigner Marcel Liebermann.

Nun, es liegt uns, solche Vorbilder für andere abzugeben. Mangel an passenden Heiligen ist jedenfalls keine Entschuldigung, die dereinst vor GOttes Thron zählen wird.

Und wer das Glück hatte oder hat, "einfache leute aus dem volk" zu kennen, die "täglich tausendfach" GOttes Willen im alltäglichen Auf und Ab zu leben, darf und sollte ihre Nähe suchen, jetzt und durchaus auch nach ihrem Tod, auch ohne Heiligsprechung. Auch Elisabeth von Thüringen hat schließlich so angefangen.

Guter Rat for Obama:

Laß Mutti draußen!

Das sag nicht ich, sondern "brotha" Jimi Izrael.

Randbemerkung, die rausmuß

"Sauer verdientes Geld" - das sagt sich so leicht, doch dahinter steckt richtig Arbeit, wie wir alle wissen.

"Sauer verdientes Geld" - wie anders klingt das, wenn ein inzwischen pensionierter Kommunalbeamter es - heute, in einem Leserbrief an meine Lokalzeitung - gebraucht. War er doch für seine Launen, für seinen harschen und ruppigen Umgang mit Rathausbesuchern weithin bekannt. Aber bestimmt hat er auch hart gearbeitet, um permanent sauer zu sein. Daß er Spaß dabei hatte, wollen wir zu seinen Gunsten nicht annehmen.

19. November 2008

Ökumenischer Ostwind gefällig?

Gernot Facius selbstkritisch in der Welt:

Warum die Orthodoxen in der Kirche nicht wahrgenommen werden.

Ob eine deutsch-orthodoxe Kirche helfen würde, wie der evangelische Ostkirchenexperte Reinhard Thöle meint? Ich wage es zu bezweifeln und würde die allseitige Ignoranz eher auf den orthodoxen Stallgeruch zurückführen, der westlich-christlichen Nasen zuwider ist. Sie riechen Rückständigkeit, Ritualismus, Aberglaube, Frauenfeindschaft und was dergleichen Aromen mehr sind, die ja schon die ultramontanen Lüftchen beschweren und im Ostwind noch geballter aufzutreten scheinen.

Vorteil r.k.

Die Frankfurter Rundschau sieht für einmal die Katholiken Vorteil:

"Nichtkatholiken sind im Nachteil, wenn es zu bemerken gilt, dass der Engel, der in circa einer Sekunde die Aufmerksamkeit der Leserin Maria erregt haben wird, wie ein Diakon in der Messe gekleidet ist. In der Tat trägt er eine weiße Albe mit Gürtel, ein Schulter- und Halstuch, das Amikt heißt, und auf der linken Schulter die Stola, an der der Diakon - lernen wir- zu erkennen ist. Die Verkündigung wird dadurch zu einem liturgischen Vorgang." (via Perlentauchers Feuilleton-Schau im Spiegel Online)

Jetzt fragt sich nur, wie viele von meiner Sorte, die ja traditionell nicht zum Bildungsbürgertum gehören, das tatsächlich bei diesem Altarbild des Meisters von Flemalle Robert Campin auch bemerken.

18. November 2008

Unverwechselbar

Wieder einmal ein Stück gesungene Theologie:

Woran erkennen wir unseren Erlöser? Was unterscheidet ihn von den anderen Heilsverheißern?

Gillian Welch meint gut biblisch: An den Wundmalen, die von den Nägeln blieben.



(Die Bebilderung ist teilweise ziemlich kitschig, aber dafür ist die Originalaufnahme von Gillian Welch und David Rawlings den anderen Versionen bei YouTube (u.a. von Dailey & Vincent) weit überlegen.)

Lieber Rainer Maria!

Auch wenn es eindrucksvoll klingt und immer noch zitierfähig ist: Recht hast Du nicht mit Deiner 1. Duineser Elegie. Nicht jeder Engel ist schrecklich, und schon gar nicht müssen wir vor ihnen "den Lockruf dunkelen Schluchzens" "verschlucken".

Und "gebrauchen" lassen sie sich gerne, die Seelentröster und Handschmeichler, die Federgeistchen und Zahmengel. Sie liegen in der Hand wie nur was, bringen ihren individuellen Stempel mit, keiner ist wie der andere.

Schau Dir den neuen Vivat!-Prospekt an, und Du wirst es sehen und glauben.


17. November 2008

iChurch - die Alternative


Modernisierung in Wiesbaden

Das Piushaus der Pfarrgemeinde Liebfrauen, Gemeindeteil (ja, so heißt das!) Dreifaltigkeit, ist von früheren Generationen frommer Katholiken ganz gewiss nach einem hl. Pius benannt worden. Das dürfte nach Lage der Dinge der hl Papst Pius X. sein, der Autor der Antimodernisten-Enzyklika Pascendi dominici gregis.

Nomen non est omen, Namen sind Schall und Rauch. Denn was der hl. Papst zum heutigen Bildungsabend gemeint hätte, ist ja wohl klar:

WIESBADEN Die Pfarrei Liebfrauen veranstaltet am heutigen Montag, 17. November, um 19.30 Uhr einen Bildungsabend zum Thema Christian Nürnberger: Das Christentum. Vorgestellt wird das Konzept eines modernen, zeitgenössischen Christentums von Rolf-Rüdiger Wellniak im Piushaus, Gutenbergstraße 6. Der Eintritt ist frei. (Rhein-Mainer)

Doch nun gut und wer weiß? Vielleicht versteht man ja (wider Erwarten und Erfahrung) unter Zeitgenossenschaft doch nicht nur Anpassung und unter Modernität auch den Widerspruch gegen zeitgenössische Blindheit und Voreingenommenheit. Ist doch nichts zeitgemäßer als die unverkürzte Orthodoxie, und nichts jünger als der uralte Glaube an den, der mit sich alle Neuheit brachte...

Nebenbei werfen wir einen Blick auf den dort angebotenen Service, der jedenfalls schon sehr zeitgemäß und modern daherkommt:

Kommt Zeit, kommt ...

Bei manchem bin ich im Hintertreffen. So müsste ich unbedingt einmal wieder die Blogrolls überarbeiten und inaktive Blogs herausnehmen.

Und stattdessen neue (oder von mir vergessene) Blogs aufnehmen, zum Beispiel einen neuen Priesterblogger mit fortes fide, die längst überfälligen allotria catholica oder azuriana.

Nachtrag: Dazu kommen Pro Catholica und Glaube, Hoffnung, Liebe.

15. November 2008

Liberty Airport, Terminal C

Nach einer knappen Woche optischer Üppigkeit und dauerhafter Freundlichkeit freue ich mich wieder auf die alteuropäische Mürrischkeit und auf sparsames deutsches Design. Das amerikanische Bier wird mir fehlen - bitte keine Kommentare dazu, einfach als Faktum nehmen -, meine Freunde hier auch. Den mir von Avis zugewiesenen Chevrolet Trailblazer mit texanischem Kennzeichen fasse ich als symbolischen Abschied von der Ära GWB auf.

Ich verabschiede mich mit einem Zitat von Alexis de Tocqueville, dem Thema entsprechend aus der englischen Übersetzung seiner "Über die Demokratie in Amerika":

"In America, the passion for material prosperity is not always exclusive but it is general; if everyone's experience of it is different, nevertheless it is felt by all. All men are preoccupied with the need to satisfy the slightest of their bodily needs and to provide for the little conveniences of life." (Band 2, Teil 2, Kap. 10)

Und damit wir uns nicht über unsere amerikanischen Brüder und Schwestern leichthin überheben, schieben wir seine späteren Sätze aus dem gleichen Kapitel nach:

"In America, I have never met a citizen so poor that he did not cast a glance of hope and envy toward the pleasures of the rich or whose imagination did not anticipate the good things which fate subbornly refused to him.

Alternatively, I have never observed among the wealthy of the United States that arrogant contempt for material prosperity which sometimes manifests itself in the most opulent and dissolute aristocracies."

Auf zum Flug CO 50 nach FF-Rhein-Main!

14. November 2008

Also, wenn es nicht das ist, ...

... was die Glaubens-, Kirchen- und Gotteskrise der Gegenwart endgültig lösen wird, dann weiß ich auch nicht:

Es berichtet die FAZ.

Zur Anmeldung für den innerkirchlichen Hochseilgarten bitte direkt zu Liebfrauen in Gelsenkirchen-Neustadt: http://www.liebfrauen-ge.de/

13. November 2008

Schwacher , weil später Trost

"Feminismus-Ikone" Camille Paglia äußert sich bei salon.com zu einigem Amerikanischen: Obamas nie aufgetauchte Geburtsurkunde, seine Nähe zum Ex-Terroristen Bill Ayers und nicht zuletzt John McCains Ticketgefährtin Sarah Palin:

...no, reporters have been too busy playing mini-badminton with every random spitball about Sarah Palin, who has been subjected to an atrocious and at times delusional level of defamation merely because she has the temerity to hold pro-life views.

How dare Palin not embrace abortion as the ultimate civilized ideal of modern culture? How tacky that she speaks in a vivacious regional accent indistinguishable from that of Western Canada! How risible that she graduated from the University of Idaho and not one of those plush, pampered commodes of received opinion whose graduates, in their rush to believe the worst about her, have demonstrated that, when it comes to sifting evidence, they don't know their asses from their elbows.

Liberal Democrats are going to wake up from their sadomasochistic, anti-Palin orgy with a very big hangover. The evil genie released during this sorry episode will not so easily go back into its bottle. A shocking level of irrational emotionalism and at times infantile rage was exposed at the heart of current Democratic ideology -- contradicting Democratic core principles of compassion, tolerance and independent thought. One would have to look back to the Eisenhower 1950s for parallels to this grotesque lock-step parade of bourgeois provincialism, shallow groupthink and blind prejudice.

I like Sarah Palin, and I've heartily enjoyed her arrival on the national stage. As a career classroom teacher, I can see how smart she is -- and quite frankly, I think the people who don't see it are the stupid ones, wrapped in the fuzzy mummy-gauze of their own worn-out partisan dogma. So she doesn't speak the King's English -- big whoop! There is a powerful clarity of consciousness in her eyes. She uses language with the jumps, breaks and rippling momentum of a be-bop saxophonist. I stand on what I said (as a staunch pro-choice advocate) in my last two columns -- that Palin as a pro-life wife, mother and ambitious professional represents the next big shift in feminism. Pro-life women will save feminism by expanding it, particularly into the more traditional Third World.

via confabulum

Statt Gender ...

... jetzt also Gander Mainstreaming.

Zeigt uns die Pfauenhennen, die Rehgeißen, die Muttersauen, die Kartoffelkäferweibchen! Lasst die Elefantenkühe die -bullen bespringen, präsentiert die Araberhengste bei der Niederkunft! Möge die Wahnsinnin frei laufen und ihre Meminnen in deutsche Gehirne und Gehirninnen legen! Schafft neue Menschinnen und Menschen.

Mehr bei der Elektrischen Feder.

12. November 2008

Donna The Buffalo: Family Picture

Franz Wright: Petition

Kneeling
at the foot of the universe

I ask

from this body
in confusion

and pain (a condition)

which You
may recall)

Clothed now in light
clothed in abyss, at the prow
of the desert
killed
into everywhereness---

have mercy

Mercy on us all

[Knieend
am Fuße des Universums

erbitte ich

von diesem Körper
in Verwirrung

und Schmerz (ein Zustand

an den Du Dich
wohl erinnerst)

Gewandet jetzt in Licht
gewandet in Abgrund, am Bug
der Wüste
getötet
zu Überallheit -

hab Erbarmen

Erbarmen über uns alle]


(God's Silence.- New York: Knopf, 2008, S. 65)

Aftermath allüberall

"Die Wahrheit ist: Die USA sehen in Woche 1 nach Obamas Wahlsieg genauso aus wie davor." (Marc Pitzke in SpOn)

Eben. Sag' ich's doch.

In Deutschland scheint es viel spannender zuzugehen als hier herüben: Maischberger und Genossen begrüßen den Wiedergänger K. Marx, der dann auch gleich bei der FAZ zu Wort kommt; Ypsilanti darf mit ihrem Adoptivsohn zu J. B. Kerner, während die vier Stimmverweigerer aus Gewissensgründen bei Beckmann sitzen. Aufarbeitung in Geisterdebatten?

10. November 2008

Christliche Konfessionen bei der Arbeit

Die Nachricht von der jüngsten Schlägerei (vgl. hier bei kath.net) zwischen griechischen und armenischen Christen läßt mich den Kopf schütteln und überzieht das Herz mit Novemberfrost.

Zum Glück ist wenigstens nicht wahr, was kath.net im weiteren nebenhin erwähnt:



Noch sind sie katholisch, die Franziskaner. Und das bleibt hoffentlich auch so.

Amerika, fünf Tage danach

"We are the face of our nation!" - So steht es an den Schaltern der U.S. Customs and Border Protection. Wenn es nach diesem Gesicht geht, war die Nation heute gemäßigt-freundlich bis stoisch aufgelegt. Was bleibt den uniformierten Herren auch übrig angesichts der Menschenmassen, die aus Europa im Gelobten Land eintreffen? Man hätte meinen können, Mr. President-Elect wirkte schon als Magnet.

Hinter dem Zoll ging ich zum letzten Mal an der Photographie von GWB vorbei, die die Einreisenden begrüßt. Besonders intelligent lächelt er dort nicht, eher dümmlich und gezwungen, als ob er bei der Aufnahme schon gewusst hätte, was ab 2001 auf ihn, die Nation und den rest of the world zukommt.

Ein einsames McCain/Palin-Schildchen ziert den Mittelstreifen der 202 South. Sonst wies nichts auf den überstandenen Wahlkampf.

Die Obama-Bücher (Dreams From My Father und Audacity of Hope) waren bei borders zentral plaziert, wie es sich gehört, zusammen mit der angesagten Biographie von Michelle. Ich habe sie stehen lassen, genau wie das Obama-Dictionary mit seinen Wortneuschöpfungen wie Post-Barackalyptic und das Obama-Kleider-Bastelbuch mit Ausschneidvorlagen für alle Gelegenheiten.

Eigentlich ist hier alles wie sonst, inclusive das Sam Adams Boston Lager.

8. November 2008

Abmeldung

some guys claims der never was
nutn like Nooer Leans Shikahgo Sain
Looey Noo York an San Fran

(E. E. Cummings)

Ich melde mich für eine Woche ab zu einer Reise nach God's Own Country. Ob es in dieser Zeit hier Lebenszeichen gibt, wird sich weisen.

God bless you!

E.E.Cummings: #33 von "73 Poems"

christ but they're few

all(beyond win
or lose)good true
beautiful things

god how he sings

the robin(who
'll be silent in
a moon or two)

(Complete Poems 1904-1962, S. 805)

6. November 2008

Mit dem Spiegel ins Delta

Helmut Schelsky erzählt in seinem Buch "Die Arbeit tun die anderen" (1975), daß ein Spiegel-Leser seine Bekannten zur Zuverlässigkeit jenes Magazins für Deutschland befragte und von jedem zu hören bekam:

"Der 'Spiegel' ist ein außerordentlich verläßliches Organ. Alle Themen, von denen ich nicht allzuviel verstehe, werden aufs beste abgehandelt. Nur das Thema, von dem ich etwas verstehe, wurde recht fehlerhaft behandelt."

Nach unseren jüngsten Erfahrungen hat sich daran seither nicht viel geändert.

Wenn ich also hier auf den Spiegel-Artikel über den "Blues Trail" in Mississippi hinweise, dann gewiß nicht, weil ich Experte bin und den Wahrheitsgehalt beurteilen könnte. Nein, ich tue das nur, weil er so schön all das bestätigt, was wir je über diese Teufelsmusik zu wissen glaubten. Und natürlich wegen des Fotos jener Kreuzung von Highway 61 und 49, wo Robert Johnson dem Teufel seine Seele verkauft haben soll, und wegen der Aufnahme, die das Grab desselben Robert Johnson zeigt.

Hier ist er selber und singt den Travelin' Riverside Blues:


Catholic Cowboy

Aus gegebenem Anlaß ein kurzer Hinweis auf Earl Flores, bekannt auch als "Catholic Cowboy", zweifellos ein Star im Rodeo der Seele ("an undeniable star in a rodeo of the soul").

Earl reitet vor allem in Kalifornien, doch zum Glück gibt es YouTube:


Perlen in der Prärie

Von Holy Card for Your Inspiration kommt ein Gebetsbildchen, das auf diesem Blog auch nicht fehlen darf.



Passende Rosenkranzgesätze wären z.B.:

... Jesus, in dem der Vater alles erschaffen hat.
... Jesus, der in der Einsamkeit zu seinem Vater betete.
... Jesus, der als guter Hirte die Seinen liebt.
... Jesus, der Feuer auf der Erde brennen lässt.
... Jesus, der mich im Abendrot meines Lebens erwartet.

Jane Roe

Norma McCorvey alias Jane Roe, Protagonistin von Roe vs. Wade, jener berüchtigten Grundsatzentscheidung des US Supreme Court, hat ihre Geschichte inzwischen erzählt: die Geschichte einer Manipulation durch zwei Anwältinnen mit einer klaren Agenda.

Der Blog zum Thema (in französisch): L'affaire Jane Roe.


Zum ersten Mal seit 1941: Licht

RightWingBob versucht auf seinem Blog - mangels youtube-Video - herauszubekommen, was Bob Dylan am US-Wahlabend bei einem Konzert zum Thema des Tages gesagt und gemeint hat.
Ein Konzertbesucher berichtet ihm per e-Mail:

Since I was at the show, I’m hoping that I could add a bit to your understanding of the comments Dylan made on election night.

What seemed to prompt him to talk to the crowd more than anything was Tony Garnier’s donning of an Obama button. It was Tony’s turn to be introduced and Bob started to chuckle a bit and said something like, “Tony Garnier over there wearing his Obama button (raises his eyebrows)... Tony thinks it’s gonna be an Age of Light (chuckling)... Well I was born in 1941, the year they bombed Pearl Harbor. Been living in darkness ever since... Looks like that’s all gonna change now (chuckling a bit).” Then he broke into “Blowin’ In The Wind.”

I cringed a bit at the time, not being sure what he meant, and knowing what the media would do with it: “Obama supporter Dylan says Change Coming.” I was 50-50 on whether he was making fun of the hopes and expectations of Obama supporters, or joining in. Which of course is his genius, but I found it interesting that my friend sitting by me who voted Obama took it as a clearly sarcastic slam.

Hopefully that sheds a bit of light on the comments. In any case, it can’t be left out that what prompted the comments was Tony’s Obama button. Apparently 17 years of service earned Tony the right to wear the button, but he didn’t escape some ribbing from the boss for it.

Ferdinand Oertel hofft

Ferdinand Oertel, katholischer Alt-Journalist und einer der USA-Experten, äußert sich bei radio vatikan kryptisch:

Es war ja der Krisenpunkt, dass die Bischöfe mit hoher Priorität die Abtreibung zum Wahlkriterium gemacht haben, aber sie haben tatsächlich in ihrem Wahlhirtenbrief sehr großen Wert auf den ,common sense’, auf das Gemeinwohl, gelegt. Das trifft sich doch mit den Vorstellungen, die Obama jetzt schon als Programm vorgelegt hat.

Abtreibung, die ganze Bioethik - Fragen der Individualethik, ohne Beziehung zum Gemeinwohl?

Da besteht schon eine Nähe. Die dürfte unterstützt werden - das sehe ich eher positiv - durch die Tatsache, dass Vizepräsident Joe Biden ein Katholik ist und sich sogar als aktiver Katholik bezeichnet, wenn auch im Sinn eines freiheitlich liberalen Katholiken. So hat er ja auch seine dann von den Bischöfen kritisierte Haltung gegenüber der Abtreibung erklärt, indem er sagte, ich anerkenne das Grundrecht des Menschen von der Zeugung an, aber ich kann nicht einer pluralen Gesellschaft katholische Lehramtsmeinungen aufzwingen. Ich glaube, es wird viel darauf ankommen, wie in Zukunft über diese Fragen zwischen der Kirche und den führenden Politikern inklusiv Biden gesprochen wird. Was dann erreicht werden kann… - da soll man sich allerdings auch keine Illusionen machen; hinsichtlich einer gesetzesmäßigen Rücknahme der Abtreibungsfreiheit und der Anerkennung von Homo-Ehen, hat Obama ganz klar geäußert, dass er sich da für die Freiheit des Einzelnen ausspricht. Er hat aber auch gesagt, dass er Gesetze befürworten will, die die Abtreibungszahl verringern.

Der Schlenker des "wenn auch im Sinne eines freiheitlich liberalen Katholiken" ist nett. Die anderen, die sich mit einer Mehrheit der Bevölkerung im Rücken dafür einsetzen, diese Epidemie einzudämmen, sind nicht freiheitlich oder liberal? Muß man gar öffentlich Dissens üben, um ein freiheitlich-liberales Profil zu bekommen? Hat Joe Biden wirklich nur Kompromisse geschlossen, passiv sozusagen, oder war nicht doch im fraglichen Gebiet ein Einpeitscher und Antreiber? Ich weiß schon, daß "liberal" im US-Kontext etwas anderes bedeutet, und Herr Oertel auch, und gerade daher sollte man es anders übersetzen. Der Sündenfall der Demokraten und ihre Wandlung von der Partei der (katholischen) Einwanderer zur Partei der linksliberalen Eliten fand genau hier statt.

Ansonsten warten wir auf die erste Amtshandlung, der bestimmt viele weitere folgen werden: Da wird sich die Weltbevölkerungspolitik ändern und die USA werden Abtreibung als Mittel der Bevölkerungsbegrenzung und Geburtenregelung weltweit finanziell fördern und wahrscheinlich auch pushen: Geld für Entwicklungsländer nur gegen Abtreibungsfreigabe...

Es gibt viele Politikfelder, viele dringende - aber seien wir den amerikanischen Bischöfen dankbar, daß sie bei allem Blick für das "Gemeinwohl" und die gemeinsamen Anliegen den great divide, den Abgrund zwischen pro-life und pro-death klar benannt haben. Auch wenn Oertel das nicht gehört hat.

Bevor der Schädel brummt

Bettina Röhl verschreibt den Teilnehmern der kollektiven Party prophylaktisch eine Alka-Seltzer: BO zwischen Wunder und Wirklichkeit

5. November 2008

500 tote Christen

Zenit berichtet, daß bei den Ausschreitungen "extremistischer Hindugruppen" im indischen Bundesstaat Orissa 500 Christen getötet wurden.

Wahlversprechen

"The first thing I'd do as president is sign the Freedom of Choice Act [FOCA]," [Obama] said, a statement that got him a rousing ovation at a Planned Parenthood Action Fund gathering." (Washington Times)

Nachwahlposting

Ich bin vom Radiohören den Tag über fast ein bißchen besoffen - zu viel Change, that has arrived in America, zu viel Yes, we can. Aber nun gut, das war zu erwarten.

Dem President Elect und seinem Volk auf jeden Fall alles Gute und Gottes Segen für die nächsten vier Jahre!

Beim Fußball würde man von einem verdienten Sieg sprechen: Der Gegner mag sein Bestes getan haben, konnte aber letztlich kein Paroli bieten. Es fehlte das Konzept, die Regie im Mittelfeld, die Verläßlichkeit im Spielaufbau, die Spielfreude - und der charismatische Spielführer. (Sarah Palin mag Potential haben, konnte aber nichts mehr drehen.)

Von einem landslide würde ich nicht sprechen, bei einem popular vote von 52 % für Obama vs. 46 % für McCain, das erst bei der Übersetzung ins electoral vote, die Stimmverteilung im Wahlmännerkollegium, zu einem Erdrutsch wird. Amerika wird mit dem neuen Präsidenten und der demokratischen Mehrheit in beiden Häusern sicherlich eine linksliberale Politik bekommen - ob die Amerikaner selber nach links tendieren und einen solchen Politikwechsel wirklich wollten, ist eine andere Sache. Abschied von G. W. Bush wollte man nehmen und einen Präsidenten bekommen, dem man zutraut, einen Weg aus der Finanzkrise zu finden. So heißt es jedenfalls.



Ein interessantes Detail hat James Poulos (Confabulum) ausgegraben: Außer bei der deutlichen Niederlage von Barry Goldwater gegen Lyndon B. Johnson 1964 haben die Republikaner immer wenigstens einen Staat gewinnen können, der 1860 für den Republikaner Abraham Lincoln stimmte - bis 2008 und John McCain. "A full-blown case of 'map flip'", sagt Poulos. Aus der Partei der Nordstaaten und der Union sind die Republikaner eine Partei des amerikanischen Südens geworden.

Wie haben die Katholiken gestimmt? - Zahlen gibt es bei beliefnet. Es scheint, die regelmäßigen Kirchgänger sind nicht unbedingt dem Rat von Lea Ackermann gefolgt.

4. November 2008

Und wir sind doch Papst...

Peter Sloterdijk in Theorie der Nachkriegszeiten, S. 50f.:

"Dieses Land [Deutschland] ist in eine Phase eingetreten, in der es anfangen darf, die Früchte seiner metanoetischen Anstrengungen zu ernten. Es hat das Vertrauen seiner Nachbarn zurückgewonnen (...) und es hat auch dort, wo das Verzeihen jenseits des Menschenmöglichen liegt, einen gewissen Respekt vor seiner Wandlung hervorgerufen. Für diese Sachverhalte gibt es keinen stärkeren Ausdruck als die Wahl eines Deutschen zum Papst. (...)

[Das Kardinalskollegium] setzte zugleich ein Zeichen von überwältigender Deutlichkeit, das besagte: Eine deutsche Herkunft muß kein Grund mehr für Vertrauensentzug sein; ein deutscher Name kann wieder ein Integritätssymbol höchsten Niveaus darstellen. (...)

Diese Wahl hat auch eine außerkatholische Vorgeschichte. Sie wirft indirekt, doch unverkennbar ein Licht auf die sechzigjährige Arbeit der Deutschen an sich selbst."

"I want slavery to be safe, rare and legal!"



Einer, der gerne Obama wählen würde, aber es nicht kann.

Will auch wählen!

Lifehacker's Election Day Freebies Roundoup

3. November 2008

Drei Engel von Anselm

P. Anselm Grün, Mitautor des Buches "Ethisch Geld anlegen" und Geldverwalter seines Klosters ("Als größte Fehlspekulation nannte er argentinische Staatsanleihen, bei denen er 'in kürzester Zeit drei Millionen Euro Miese gemacht' habe. Den Verlust habe er jedoch mit Russland-Anleihen ausgleichen können, die er für 29 US-Dollar erwarb und für 170 Dollar verkaufte." - domradio), freut sich in diesen schweren Zeiten bestimmt über Käufer für die drei Engelvarianten, die der Vier-Türme-Verlag seines Klosters anbietet.

Die Engel selber haben sich über Art und Weise, wie sie da handschmeichlerisch, als persönliche Note (per Stempel - wie soll das gehen?) oder als Kreuzdeko unter die Leute gebracht werden, noch nicht geäußert.







Bedingungslos, o Herr, bedingungslos

Lieber Jesus von Nazareth,

Markus berichtet im 10. Kapitel seiner Geschichtensammlung von deiner Begegnung mit einem jungen Mann. Du legst da die Hürde so hoch, daß er - laut Bruder Martin - "unmutig" über deine Worte wurde und "traurig davon" ging.

Du hättest schon ein bißchen aufpassen sollen, denn das ist ja nicht mehr vermittelbar. Wenn der Herr Reinhold Nöth in seinem Lobesartikel auf den innovativen und aufgeschlossenen "Münnerstädter Kreis" im "Würzburger Katholischen Sonntagsblatt" schreibt:

"Wer die Menschen noch erreichen wolle, müsse den kirchlichen Innenraum verlassen und zu den Menschen hinausgehen. Auch dürfte man ihnen nicht Vorbedingungen auferlegen, die sie zu erfüllen nicht bereit oder in der Lage sind",

dann meint er auch dich. Du brauchst gar nicht wegzuhören oder -schauen. Wer lief denn damals herum und hat Unmögliches verlangt, in Rätseln gesprochen, Nachfolge, Abschied von Familie, Flucht aus der Verantwortung und ziemlich verengten, einengenden Glauben verlangt?

Gut, daß Du nicht mehr so präsent bist, denn du würdest unsere Missionserfolge ganz schön verunmöglichen.

Bleib also, wo du bist. Um die Evangelien nachzubessern, ist es ja wohl zu spät.

Nichts für ungut,

Dein scipio

Alela Diane: Tired Feet



Wofür hat man gute Freunde, wenn nicht auch um gute Musik miteinander zu teilen? In diesem Sinne einen herzlichen Dank an einen uralten Freund, mit dem ich vor kurzem das "Silberne" gefeiert habe.

2. November 2008

Nicht aller Heiligen ...

... wird hier gedacht, aber doch eines Gutteils der wichtigsten, urigsten und größten:



(Mit Dank an M.C.)

Walker und die anderen

Aus Walker Percys Selbstinterview "Questions They Never Asked Me" (in: Signposts in a Strange Land, p. 418):

You do not seem to have much use for your fellow Christians, to say nothing of Ku Kluxers, ACLUers, Northerners, Southerners, fem-libbers, anti-fem-libbers, homosexuals, anti-homosexuals, Republicans, Democrats, hippies, anti-hippies, senior citizens.

That’s true — though, taken as individuals, they turn out to be more or less like oneself, i.e., sinners, and we get along fine.

Even Ku Kluxers?

Sure.

[Es scheint, Sie haben nicht viel für Ihre Mitchristen übrig, ganz zu schweigen von Mitgliedern des Ku Klux Klan und der ACLU, Nordstaatlern, Südstaatlern, Emanzen, Anti-Emanzen, Schwulen, Schwulengegnern, Republikanern, Demokraten, Hippies, Anti-Hippies oder Rentnern.

Stimmt. Obwohl - jeder für sich genommen, sind sie dann doch alle mehr oder weniger wie man selber. Sünder nämlich, und wir kommen gut miteinander zurecht.

Sogar mit den Klan-Leuten?

Klar.]

Ecclesia Germanica - Folge 1275

Zustimmend weise ich auf einen Kommentar von Gregor zum Profil der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan hin.

Ecclesia Germanica - Folge 1274

"Pia Fidelis" nennt sich das Pfarrheim in Obernburg am Main. pia fidelis, fromm und treu meint hier nicht die Gottesmutter, wie man vermuten könnte, oder die Kirche, sondern schlicht und einfach die römische 22. Legion Primigenia pia fidelis, die hier zu Zeiten des Imperium Romanum eine Reiterkohorte stationiert hatte.

Neque pia neque fidelis, weder gottesfürchtig noch treu ist eine Veranstaltung, die am kommenden Donnerstag (6. 11.) dort stattfindet: Im Zuge ihrer Welttournee machen dreizehn tibetisch-buddhistische Mönche aus dem indischen Ladakh in Obernburg Station und laden für 19.00 Uhr zu einem "öffentliche[n]s Gebet der Mönche, anschließende[m] Mantra-Konzert und gemeinsame[m] Singen" ein. Tags darauf dürfen die Mönche bei terre des hommes noch einmal auftreten:

"Zu den Vajra Tänzen, die an dieser Veranstaltung geboten werden, gehören unter anderem der Mahakal Maskentanz, der dem Praktizierendem einzig und allein zur Beseitigung von störendem Einfluss und dem Schutz vor äußeren, inneren und geheimen Hindernissen auf dem Weg dient sowie der Achi-Maskentanz, der Büffel- & Hirsch-Tanz, Kunrig (tantrische Praxis zur Reinigung von negativem Karma), Chöd- Meditation und Glückverheißende Gebete."

Mehr Info über den geistig-religiösen Hintergrund der Mönche und ihrer verschiedenen Praktiken bietet dankenswerterweise Dharmakirti e.V. an.

Frage: Wie dumm und naiv können Katholiken eigentlich sein? Kultureller Austausch hin, Solidarität mit Tibet her, aber sagt da eigentlich keiner: Bis hierher und keinen Schritt weiter? Haben Pfarrer, Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung je Apg 4, 12 oder Phil 2, 9-11 gelesen?