31. Oktober 2007

Zustimmungsfähig

Heike Schmoll auf S. 1 der FAZ von heute, triumphalismusfrei zitiert:

Angesichts eines katastrophalen Nachwuchsmangels unter den Pfarrern und nicht zu prognostizierender Kirchensteuereinnahmen bleibt X nur die Besinnung auf das Eigentliche, was Y so umschreibt: "Der Glaube ist wie der Mittelpunkt des Kreises. Der Mittelpunkt ist Christus."

Halloween und Toussaint

J'aime Paris. Ich mag Paris schon eine ganze Weile - eigentlich seit ich es nicht mehr auf dem Weg von Roissy (Flughafen) in die südlichen Vorstädte (Arbeit) nur unterquere, sondern wenigstens ab und an ein paar Stunden durch die Straßen, Quartiere, Geschäfte schlendern kann, und Gesichter sehe.

Doch Ende Oktober ist es ganz besonders angenehm, hier zu sein. Nicht nur wegen der deutschen Debattenkultur, sondern weil Halloween hier ganz und gar keine Rolle spielt. (Nichts gegen Halloween da, wo es hingehört, aber alles gegen seinen Import, den neuerlichen Anlaß zum Geschäftemachen, und die Reedukation unserer Kinder, die ja schon in den kirchlichen Kindergärten unserer ehemals richtig und nun immer noch nominell katholischen Dörfer auf ihre Trick-or-Treat-Tour gedrillt werden.)

Aber an la Toussaint bin ich wieder daheim, um mit meinem Vater meinen Platz am Grab der vergangenen Scipionen einzunehmen und mit ihm über Vergangenes und Kommendes nachzusinnen. Unter dem Auge GOttes.

30. Oktober 2007

Wahrheitsmoden

Wie das nun mal so ist mit Moden: sie kommen und gehen. Die Rocksäume rutschen rauf und runter. Und jeder freut sich: Das hatten wir schon mal. Mindestens so ähnlich.

Von daher sollten wir nicht gar zu besorgt sein, wenn auf den kurzen Frühling des "Vielleicht ist es aber wahr" der Herbst des "Ziemlich sicher ist es nicht wahr!" gefolgt ist. Hatten wir denn nicht nach jedem sprituellen Aufbruch den Winter eines mißvergnügten Atheismus?

Die, die suchen, finden auch im Winter. Um noch einmal Bernanos (a.a.O.) zu zitieren: "l'Eglise n'est pas efficace - die Kirche ist nicht effizient". Ihre Effizienz und ihr Erfolg liegen woanders, nicht in Zahlen (Konvertitenköpfe, Auflage der Bistumspresse, Kirchensteueraufkommen).

Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Ich wollte eigentlich diejenigen meiner Leser, die sich momentan über Richard Dawkins und Christopher Hitchens auf dem Laufenden halten, auf einen (englischen) Artikel im City Journal hinweisen. (Gefunden bei Insight Scoop)

Theodore Dalrymple, selber kein Gottgläubiger, schreibt dort über das, was die neuen Atheisten nicht sehen.

"The British parliament’s first avowedly atheist member, Charles Bradlaugh, would stride into public meetings in the 1880s, take out his pocket watch, and challenge God to strike him dead in 60 seconds. God bided his time, but got Bradlaugh in the end."

29. Oktober 2007

Das Gesicht des Christentums

"Mais, cher Mounier, il n'y a qu'un visage du christianisme, n'êtes-vous pas d'accord avec moi sur ce point ? Il n'y a qu'un visage du christianisme, c'est celui du Christ, et nous retrouvons, vous et moi, ce visage, chaque fois que nous lisons l'Evangile"

(Aber, mein lieber Mounier, es gibt nur ein Gesicht des Christentums, stimmen Sie darin nicht mit mir überein? Es gibt nur ein Gesicht des Christentums, das ist dasjenige Christi, und wir, Sie und ich, finden dieses Gesicht wieder, jedes Mal, wenn wir das Evangelium lesen.)


(Georges Bernanos: Français, si vous saviez.- Paris: Gallimard, 1998, 180)

28. Oktober 2007

Die höchste Form der Bedürftigkeit

Aus den Betrachtungen Adrienne von Speyrs über die Geheime Offenbarung, hier zu Vers 2, 17 ("Wer überwindet, dem will ich von dem verborgenen Manna geben, und ich will ihm einen weißen Stein geben..."):

"Während das alte Manna eine Stillung vieler kleiner irdischer Bedürfnisse war, horizontal, ist der Sohn zuerst die große, vertikale Sichtbarmachung des Vaters. Und erst im Dienste dieser Offenbarung des geistigen Gottes und unserer Hinführung zu ihm, verströmt er sich horizontal auf Erden. Nicht irgendeine Speise wird jetzt verteilt, sondern das Wort Gottes selbst, das immer Zeugnis des Vaters ist und Gespräch mit ihm. Und seine Sinnlichwerdung ist Ausdruck des Übersinnlichen und Ermöglichung, daß wir mit unseren Sinnen bis hin zu Gott reichen. Durch ihn und in ihm wird Gott für uns sinnlich und werden unsere Sinne fähig, Gott zu berühren. Und das alles wird endgültig im Geheimnis der Eucharistie. (...)

Christsein heißt nicht bedürfnislos sein, sondern im Gegenteil, alle Bedürfnisse haben, die der Vater in den Menschen hineingelegt hat, also auch den Hunger nach Speise. Wer reiner Geist sein wollte, der würde sowohl die Schöpfung wie die Eucharistie verachten, sich schämen, den Mund aufzutun, um das Brot und die Hostie zu empfangen. Und beide gehören zusammen wie Verheißung und Erfüllung.

Gott will nicht, daß die Kommunion
ein reines Symbol sei. Die Kommunion ist die höchste übernatürliche Form der menschlichen Bedürftigkeit, in welcher alle natürlichen Formen nicht geleugnet, aber erhoben, überhöht und der Speisung durch Gott gänzlich untergeordnet sind." (Apokalypse.- Wien: Herold, 1950, S. 156f.)

26. Oktober 2007

Ave Maria (Bach/McFerrin)



(Link zu YouTube - mit Dank an Ironic Catholic)

Nerviges

Sören Kittel und Thomas Vitzthum in der Welt auf der Seite der Erniedrigten und Beleidigten, vor allem aber auf der Seite der von der Kirche Genervten.

Auf der Tour durch den katholischen Gemischtwarenladen machen sie aber auch keine Gefangenen, würde ich sagen. Falsche Alternativen, einfache Welt- und Kirchenbilder.

Dabei geht es hinter Pullermännern, Gebärmaschinen, bunten Kirchenfenstern und Null-Toleranz um grundlegende Fragen. Kittel/Vitzthum scheinen das nicht zu sehen, und mit ihnen machen offensichtlich andere Öffentlichkeitsarbeiter auf halbem Weg schlapp: Benedikt in allen Ehren, aber wir wollen doch nicht die liberale und libertinäre Gesellschaft des Anything goes in Frage stellen, oder? Den Bischöfen scheint es momentan nicht zu gelingen, diese Fragen deutlich zu stellen. (Den einen, weil sie zu nicht-mehr-ernst-zu-nehmenden Reizfiguren geworden sind, den anderen, weil sie als Welche-von-uns auf Gottschalks Couch für die gesellschaftliche Befriedung vereinnahmt werden oder ganz auf Tauchstation gegangen sind.)

"Use them please"

Images zur Verwendung in der liturgischen Bildungsarbeit bei flickr.

Trad.-kath.

Simpson-Zeichner Luis Escobar überlegt auf seinem Blog, was ein "traditioneller/traditionalistischer Katholik" ist. Zwei Antworten sind besonders bemerkenswert. Einmal seine "professionelle":


Und dann die eines jüdischen Freundes:

"Maybe he’s such a 'traditional Catholic,' he’s Jewish!"

25. Oktober 2007

«Suore, navigate in internet e scrivete sui blog»

"Ordensfrauen, surft im Internet und verfasst Blogs!"

Da sind wir aber alle gespannt, ob die Schwestern der Aufforderung von Kardinal Ruini (hier die italienische Originalmeldung, da die deutsche Version von Zenit) folgen.

Schwester M. Martha macht es Euch schon lange vor, obwohl sie stark auf die 87 zugeht.

Tradition

Der Büchnerpreisträger allerorten. Heute z.B. im Standard:

Standard: Der Vorwurf, der der Tradition, etwa in der Kirche, heute begegnet, ist ja das Gegenteil: die Aushöhlung. Die Entleerung der Formen von ihrem Sinngehalt. Die tote Form wird von den Mächtigen oktroyiert und von den weniger Mächtigen gehorsam befolgt.

Mosebach: Aber eine tote Tradition ist immer noch besser als ein toter Individualismus. Den gibt es nämlich auch. Die meisten Leute sind der Traditionslosigkeit überhaupt nicht gewachsen. Es gibt einen schönen Satz von Dalì, der sagt, wer sich nicht der Tradition unterwirft, ist dazu verurteilt, Plagiate herzustellen. Weil wir uns sowieso wiederholen müssen. Wenn wir uns aber in der Tradition wiederholen, begehen wir einen bewussten Akt.

So war'n sie hienieden

Mr. Cash und Mr. Hartford treten seit einiger Zeit woanders auf - denke ich mir jedenfalls -, aber hier ist ein Vorgeschmack ihres jetzigen Könnens zu bewundern:

Eine weitere Maxime

"Omnia Christus est nobis - Uns ist Christus alles."

So heute Papst Benedikt und der hl. Ambrosius. (Quelle)

Maxime

"Wenn man gut gelaunt ist, soll man nicht schreiben", meinte vorhin scherzhaft ein Fachjournalist, der in meinen beruflichen Kreisen für seine bissigen und treffenden Kommentare berühmt ist.

Hausaufgabe: Überlegen Sie sich, ob diese Maxime für christlich-katholische Blogger Gültigkeit besitzt, und wenn ja, warum, wenn aber nein, warum nicht?

23. Oktober 2007

Nix wie weg

Bei Geschichten wie dieser bin ich froh, daß ich nächste Woche wieder ein paar Tage außer Landes bin.

Drei Tage Dienstreise als gelegen kommender Exilersatz.

22. Oktober 2007

Jesus is calling, He's comin' back to gather his jewels

Vielleicht gibt es da draußen noch jemanden, der wie ich die Version von "Gonna Change My Way of Thinking" liebt, die Bob Dylan mit Mavis Staples zum Album "Gotta Serve Somebody - The Gospel Songs of Bob Dylan" beigesteuert hat.

Sie beginnt mit einer scheppernden ersten Strophe, die im Sand verläuft - nichts passt. Da klopft es, und Mavis Staples taucht auf, hungrig, müde, aber mit einer Menge Trost für den guten Bob, der vor lauter Blues nicht mehr schlafen kann. "Sing about it!", rät sie, und das tun die beiden dann gemeinsam. Und wie.

Die neuen Strophen, die sie Bobs altem Song verpassen, und die vorausgehende Konversation lassen sich hier nachlesen. Für den Sound bleibt leider nur der Erwerb des Tonträgers übrig, der sich aber für dieses Kabinettstückchen durchaus lohnt.

Mosebach

Martin Mosebach: «Ich will in der Heiligen Messe das Glück eines Mannes aus dem Neuen Testament finden, der am Wegrand sitzt und Christus vorbeigehen sieht.»

Die NZZ über Mosebach, seine Bücher und die, die sich an ihm reiben.

21. Oktober 2007

Nachfolger

Wenn wir fliehen,
Du folgst uns nach;
kehren wir den Rücken,
Du trittst uns vors Angesicht;
Du flehst voller Demut,
aber Du wirst verachtet.

Aber weder Beschämung nach Verachtung
kann dich dahin bringen, dich abzuwenden;
Du bist unermüdlich, uns zu jenen Freuden zu ziehen,
die kein Auge gesehen,
die kein Ohr gehört hat und
die noch nie in eines Menschen Herz gekommen sind.
(Gertrud von Helfta)

20. Oktober 2007

Regen

"Many a man curses the rain that falls upon his head, and knows not that it brings abundance to drive away the hunger." - So zitiert Bob Dylan bei Gelegenheit den heiligen Basilius. Als Quelle gibt er "Death Poem" an und lässt den Satz einfach so stehen. Gleich danach setzt Sister Rosetta Thorpe mit ihrem "Didn't It Rain" ein, uptempo, drängend, "all day, all night" regnete es, singt sie, "forty days, forty nights" erinnert sie sich, Noahs Fahrt und ihr gesungenes Leben verschmelzen in eins. "Didn't it rain on my door?"

Was schenkt man einem Priester zum Geburtstag?

Das zum Beispiel:

Herr unser Gott, Du hast unseren Pfarrer in eine Zeit gestellt, in der das reine und konsequente Zeugnis großer Liebe zu Dir und den Menschen immer schwieriger wird. Viele Priester können nicht mehr wissen, wozu sie da sind und werden zur Selbstausbeutung gezwungen. Lenke den Blick unserer Gemeinde auf den Apostel Paulus und auf viele andere Zeugen großer Liebe zu Dir.

Die Situation in Deiner Kirche läuft immer mehr auf Menschen zu, die alles geben und in einem Maße lieben müssen, dass jedes menschliche Wissen und Können übersteigt.

Schenke unserem Priester alle Charismen, die Du zu vergeben hast, sende ihm alle Engel zur
Begleitung, stärke ihn dauerhaft und lass ihn einst in den Himmel kommen.


Lenke seinen Blick auf die Menschen, die ihn dringend benötigen und lass ihn nicht an überforderten Amtsleitern, Vorgesetzten und Bischöfen Ärgernis nehmen.

Wirke Du Wunder Deiner Liebe an seiner oft ausgebrannten Seele.

Nie war es klarer als jetzt, dass nur Priester mit großer Liebe Deine Kirche retten und mit neuem Leben erfüllen können.

Amen.

Die Verfasser aus der Pfarrgemeinde St. Theresia vom Kinde Jesu (pdf) werden nichts dagegen haben, wenn wir mit ihren Worten für unsere Priester beten. (Herzlichen Dank an Blog-Leser H.B.)

19. Oktober 2007

M. Poetae Scoti

Weil ich es bis zum 25. Januar sicher vergessen haben werde, poste ich den in meiner Ablage wiederentdeckten Text einfach heute schon mal:

Tony Blair is being shown around a hospital in Scotland. At one point, he is shown into a ward with a number of people with no obvious signs of injury. He goes to greet the first who replies: "Fair fa your honest sonsie face, Great chieftain o' the puddin' race! Aboon them a' ye tak your place, Painch, tripe, or thairm. Weel are ye wordy o' a grace as lang's my arm."

Tony, being somewhat confused goes to the next patient and greets him. He replies: "Some hae meat, and canna eat, And some wad eat that want it, But we hae meat and we can eat, Sae let the Lord be thankit."

The third starts rattling off as follows: "Wee sleekit, cow'rin, tim'rous beastie, O, what a panic's in thy breastie! Thou need na start awa sae hasty, Wi bickering brattle! I wad be laith to rin an chase thee, Wi murdering pattle!"


Tony turns to the doctor accompanying him and asks what sort of ward this is - A mental ward?
"No," replies the doctor "It's the Burns unit".

Die nächste Enzyklika

Momentan wird hin und wieder über die zweite Enzyklika des Papstes spekuliert. War erst von einer Sozialenzyklika die Rede, munkeln die Wissenden nun von einer über die Hoffnung. Oder sprechen von zweien, die im Werden sind.

Und wie, wenn es sich bei der Sozialenzyklika und der Hoffnungsenzyklika um ein und dasselbe Schreiben handeln würde? Dafür sprächen imho die folgenden Punkte:

1. Der Papst würde seine Trias "Liebe - Hoffnung - Glaube" fortsetzen - nicht unwichtig bei einem Intellektuellen mit Sinn für Schönheit und Proportion. Daß er dabei die übliche Reihenfolge umdrehen würde, hat Tradition: In seinem Buch "Auf Christus schauen" nimmt er die Sammelausgabe von Josef Piepers Monographien über die Kardinaltugenden zum Bezugspunkt. Die trägt den Titel "lieben - hoffen - glauben" trägt, und der damalige Kardinal folgt eben dieser Reihenfolge der Tugenden in den Vorträgen, aus denen "Auf Christus schauen" besteht.

2. Hoffnung und Soziallehre zusammenzudenken, hat ebenfalls Tradition in der katholischen Theologie. Leider kann ich meine Ratzinger-Bücher aktuell nicht durchsehen, aber ich vermute mal: Man würde auch bei ihm fündig. Bei Josef Pieper sowieso, denn für den bietet die Hoffnung den einzigen Weg zwischen der Szylla der Verzweiflung und der Charybdis der Vermessenheit hindurch; nur die Hoffnung ermöglicht uns ein christliches Engagement, das alles tut, als ob es von uns abhinge, und das doch alles von GOtt erwartet. Wir bauen nicht das ehemalige Paradies oder das zukünftige Reich GOttes auf Erden; keine Reform, keine Revolution wird es heraufführen; aber wir verfallen auch nicht in Lähmung, denn wir sehen die Not, wir stehen in der Nachfolge dessen, in dem sich unsere Hoffnung schon erfüllt hat, und wissen daher: Nichts von dem, was wir tun, ist vergebens.

3. Hoffnung und Einsatz für die Welt zusammenzubinden - das würde genau jenen Anfang fortsetzen, den "Deus caritas est" machte: Spiritualität und Leben, Geschenk und Aufgabe zusammenzusehen. Es würde ein neuer Versuch sein, im Bewußtsein der Kirche und der Gläubigen wieder zusammenzubringen, was zusammengehört und was es nicht eins ohne das andere gibt.

Nun, wie schon jener Tüncher sagte: Die Zeit wird's weisen. Bis dahin freuen wir uns vor und beten für den Autor.

17. Oktober 2007

Die schmale Stelle der Möglichkeit

"Die Wahrheit des Denkens besteht darin, einen Gedanken nach seiner ganzen Tiefe, Höhe und Breite durchzuführen und vor keiner Konsequenz zurückzuscheuen.

Die Wahrheit des Tuns ist anders. Sie besteht darin, die schmale Stelle der Möglichkeit zu suchen und die eigene Kraft in das rechte Maß zu bescheiden, wissend, dass der vollzogene Ansatz durch die innere Logik des Lebens selber weitergeführt wird.“ (Romano Guardini - gefunden bei Max Daunderer und seinen Erinnerungen an R. G.)

Zweierlei Intellektuelle

Zwei Aufsätze im Merkur:

Siegfried Kohlhammer: Der Haß auf die eigene Gesellschaft - Vom Verrat der Intellektuellen

Heinrich Detering: Des alten Knaben Wunderhorn - Bob Dylans Radio

Gnothi sauton, 2. Folge



Laut Daily Telegraph deutet eine Drehung im Uhrzeigersinn auf die Dominanz der rechten Hirnhälfte, eine entgegen dem Zeiger auf die Dominanz der linken. Und manchmal dreht die Dame sich mal so, mal so. (Und bei wem sich gar nichts tut, der klicke aufs Bild. Dann müsste sie mit dem Rotieren beginnen.)

Gnothi sauton* - wie die Griechen sagen

Wer sich frühmorgens schon Komplimente oder ggfs. auch bloße Selbsterkenntnis abholen mag: Bei Graphologies.de kann man in 5 min seine eigene Handschrift deuten und bekommt dann Ergebnisse wie diese:

Er ist sinnlich, warmherzig, gemütlich und phantasievoll.
Im Großen und Ganzen wirkt er gelassen bis uninteressiert,
wenn er aber von einer Sache überzeugt ist, überrascht er
seine Umwelt durch sein überschwängliches und begeisterungsfähiges Auftreten.

scipio ist ein Lebenskünstler: ideenreich, produktiv und
kreativ überwindet er Probleme.
Manchmal wirkt seine Art, mit der Umwelt umzugehen,
etwas theatralisch.

scipio ist anderen Menschen gegenüber immer offen und aufgeschlossen.
Der Umgang mit Menschen macht ihm Spaß,
der ideale Arbeitsplatz ist da, wo er mit anderen Menschen zu tun hat.

scipio wirkt oft etwas nervös und wenig entspannt.

scipio ist insofern bescheiden und wenig aufdringlich,
als dass er es nicht nötig hat, die Umwelt bei jeder Gelegenheit
auf die eigenen Stärken aufmerksam zu machen.
____________
* Gnothi sauton = Erkenne dich selbst. (vgl. hier)

Erdbebenwarnung

Man würde Ian Burumas Buch "Die Grenzen der Toleranz" ("Murder in Amsterdam") gerne einfach als spannende Reportage lesen, wenn wir nicht so verdammt nah an Holland dran wären. Stattdessen ist es doch wohl eher eine Erdbebenwarnung, wie Dirk Schümer in der FAZ meinte.

16. Oktober 2007

Die nicht klagen

"Even with a great variety of types, every conversion remains an embarrassing cliche. Just note that you don't hear the converts complaining!" (Sancta Sanctis)

In freier Übersetzung: "Obwohl es so viele verschiedene Typen davon gibt, bleibt jede Konversion ein peinliches Klischee. Achte nur mal drauf, daß du Konvertiten nicht klagen hörst."

Anmerkungen zu Kerners Tribunal

Ich habe noch nie in meinem Leben irgendeine Talkshow von Anfang bis Ende gesehen. Nach zwei Ausschnitten der Sitzung der Großinquisitoren Kerner, Berger, Schreinemakers letzte Woche, die ich mir bei youtube angeschaut habe, wusste ich wieder, warum.

Waren sie nicht wie besorgte Väter und Mütter, die sich den Mund fusselig redeten und die verlorene Tochter heim ins Reich der Wahrheit und politischen Korrektheit holen wollten? Zeigte sich ihre Sorge ums Große-Ganze, um die Gesellschaft, um die Welt, in der ihre (und vor allem unsere!) Kinder aufwachsen müssen, nicht in der Art und Weise, wie sie sich ums verlorene Schaf kümmerten, es lockten auf die grünen Weiden Germaniens?

Ja, in Verantwortung gegen Eva Herman und gegen uns alle saßen sie zu Gericht - und haben immer, jeder Zeit, die Tür ins bundesdeutsche Wohnzimmer aufgehalten. Sprich nur ein Wort, Eva, und deine Seele ist gesund. Nos te absolvimus.

Doch Klein-Evchen blieb störrisch, blieb auf den verdorrten, braunen, unfruchtbaren Feldern der Lingua Tertii Imperii und wählte die verkehrte Tür.

Und dann kam der peinlichste Moment: Das Tribunal und der Hofnarr - nachdem das Urteil gefällt, nein: nachdem Eva sich um Kopf und Kragen geredet und damit selbst das Urteil über sich gefällt hatte - rückte zusammen, glitt reibungslos in den Feierabend, war unter sich, ließ uns teilhaben am stillen Glück derer, die wissen, wozu sie da sind und die sich im Glanz der TV-Sonnen sonnen. Da war mir: zum Kotzen.

Genau wie eben, bei diesem Satz des Vorsitzenden Inquisitors Kerner, der am 9. Oktober nebenhin allen Frauen sagte, worin ihre wahre Bestimmung liegt:

"Was ist denn die wahre Bestimmung der Weiblichkeit - [das] ist doch nicht zu Hause zu sitzen und die Kinder großzuziehen, sondern die wahre Bestimmung der Weiblichkeit ist doch, ein voll anerkanntes Mitglied einer Gesellschaft zu sein." (Zitat nach Commentarium Catholicum)

Wehe, Mädels, Bräute, Mütter, Ihr plant Euer Leben anders. Wehe, Ihr "committet" Euch zu einem Leben als Hausfrau (a.k.a. Familienmanagerin) und Mutter: Da ist Schluß mit lustig. Da tritt der gesellschaftliche Liebesentzug ein. Da verfehlt Ihr Euer Wesen!

Selber schuld, wenn Ihr Freiwild werdet. Konntet's ja sehen. Nicht umsonst sind die Tribunale öffentlich.

Ach ja: Wäre mal jemand so nett und nimmt aus dem Wikipedia-Artikel die Bezugnahme auf den Stalinismus raus und lässt sich um Gottes willen einen neuen Begriff für die - horribile dictu - "Gleichschaltung" der SPD durch die Vorläuferpartei der "Linken" einfallen? -- Danke.

15. Oktober 2007

Apokalypsenverzögerung

Es gibt noch Hoffnung fürs deutsche Vaterland: Zwei Kurven zeigen steil bergab.

Nichts als Dankbarkeit

Was soll ich denn sagen vom Leben. Es dauert schon lange.
Solidarisch fühl ich mich allein mit dem Kummer.
Doch solange sie mir nicht das Maul mit Lehm voll schlagen,
wird aus ihm nichts als Dankbarkeit kommen.


Das ganze Gedicht von Joseph Brodsky gibt es hier in der Welt zu lesen.

Wären? Selbst?

«Ben Becker scheint sich in der Rolle Gottes so wohl zu fühlen, dass man den Eindruck hat, die biblischen Texte dienen nur zum Zweck der Inszenierung Ben Beckers selbst... Alles wird brachial und selbstbewusst vorgetragen - da wären selbst die Propheten zusammengezuckt.» (Q)

Zur Beckerschen Inszenierung der Bibel kann ich nichts sagen, aber zu diesem Kommentar von Petra Bahr, der Kulturbeauftragten des Rates der EKD habe ich schon zwei kurze Fragen:

Wieso "selbst"?
Wieso "wären"?

Und wie schon C.S.Lewis bei Gelegenheit gesagt haben soll: "Unser Gott ist wild, wissen Sie!" Auch wenn er manchmal flüstert, wie ein säuselnder Wind...

Namenstagsgeschenk



Nichts soll dich ängstigen,
Nichts dich erschrecken,
Alles vergeht,
Gott bleibt derselbe.
Geduld erreicht alles.
Wer Gott besitzt,
dem kann nichts fehlen.
Gott allein genügt.


Allen Teresas, Theresias, Resis und wer sonst noch heute seinen großen Tag feiert, alles Gute und Gottes Segen!

Echt Grund zur Spektik




Wenn die Journisten einen so verhunzen, dann bleib ich lieber katholischer Fundalist als soziobiologischer Spektiker...

13. Oktober 2007

Ratschläge

"... Drum geb' ich dir, mein Sohn, den guten Rat:
laß ab von allem,
halte dich an mich,
sei mein,
und ich, ich will der Deine sein!

Wir wollen hier in diesem Schrein uns einschließen,
und du wirst einen reineren Genuß empfinden,
als in der leiblichen Ehe gemeiniglich zu finden ist.

Trachte nur mir zu gefallen,
mach mich allein zu deinem Führer, Ratgeber, Zeugen, Genossen und Gefährten in allen Dingen;
und wenn du zu mir sprichst, sei deine Rede:
Nur ich und Du, mein Herr! Um einen dritten brauchst du dich nicht zu bekümmern.

Halt nur zu mir, sieh nur auf mich,
sprich freundlich nur mit mir,
umarme mich und küsse mich;
und dasselbe erwarte auch von mir."
(Johann Amos Comenius: Das Labyrinth der Welt und Das Paradies des Herzens.- Luzern: C. J. Bucher, 1970, S. 227)

12. Oktober 2007

Buchkunst

Weil ja gerade in diesen Tagen immer gerne über den "Tod des gedruckten Buches" philosophiert wird: So also sieht es aus, wenn sich ein Pathologe nach dem Büchersterben über die Opfer hermacht:



Noch mehr Anatomisches von Brian Dettmer bei Centripetal Notion. (via Happy Catholic)

Mahlfeier mit Gert


Wer sagt denn, daß man aus dem Kelch nur das Blut und von der Patene nur den Leib des Herrn essen kann?

Nein, halt. Das ist die verkehrte Frage. Richtig heißt sie:

Wer sagt denn, daß beim Pfarrer was anderes im Kelch schwappt und auf der Patene liegt als beim Gert?

Wir sind ja nicht zum Spassss hier

Vor lauter Geschäftsterminen hatte ich auf der Buchmesse gerade zu schaffen, daß ich wenigstens der jährlichen Literaturbeilagen des Feuilletons habhaft wurde. Kein einziger Schritt in Halle 3.1 oder 5.1. und keine Verabredungen mit anderen Bloggern.

Und dann verpasste ich noch den Moment, als bei einem Verlagsempfang zwei Physiker im kleinen Kreis feststellten, daß sie, je älter sie würden, auch um so religiöser würden. Und daß man physikalische Probleme zwar lösen könne, aber mit jeder Antwort die Fragen zunähmen.

Da wählte ich gerade mein Dessert.

9. Oktober 2007

Mit klammheimlichem Unwillen

Direkt aus der Pressestelle des Bischöflichen Ordinariates ein Dokument zur Rezeption von "Summorum Pontificum" in meiner Heimatdiözese.

Auf jeden Fall lohnt es, auch jetzt schon über die Unterschiede von Sätzen wie:

"Gleichzeitig müssten diese auch bereit sein, im ordentlichen Ritus Gottesdienste zu feiern. " (WÜ)
und
"Um die volle communio zu leben, können die Priester, die den Gemeinschaften des alten Usus zugehören, selbstverständlich die Zelebration nach den neuen liturgischen Büchern im Prinzip nicht ausschließen." (SP) nachzudenken.

Oder auch zwischen:
"Diese [die Gottesdienste in der ordentlichen Form des römischen Ritus] seien mit einer solchen spirituellen Tiefe zu feiern, dass die Gottesgegenwart und die Heilszusage Gottes für die Mitfeiernden erfahrbar werden könnten." (WÜ)
und
"Die sicherste Gewähr dafür, daß das Missale Pauls VI. die Gemeinden eint und von ihnen geliebt wird, besteht im ehrfürchtigen Vollzug seiner Vorgaben, der seinen spirituellen Reichtum und seine theologische Tiefe sichtbar werden läßt." (SP)

Ansonsten hoffe ich auch in meiner Heimatdiözese auf eine neue liturgische Bewegung, in der die Wiederzulassung der "außerordentlichen Form" eine wichtige, aber auch eben auch nur eine Rolle spielt. Noch sieht man davon nicht viel, aber wieso sollte sich da nicht über die Jahre etwas tun können?

8. Oktober 2007

Beidseitige Abrüstung

Hannes Stein anläßlich Christopher Hitchens':

"Die religiösen Leute müssen aufhören, zu sagen - oder auch nur zu denken -, säkulare Menschen seien, weil sie keinen Gott haben, weniger moralisch als sie selber. Im Gegenzug müssen die Atheisten aufhören, auch nur zu denken, dass die Gläubigen dumm sind."

Abschied von der Grammatik

"Ich fürchte, wir werden Gott nicht los, weil wir noch an die Grammatik glauben." So Nietzsche.

"Wir können die Grammatik nicht suspendieren, ohne uns selbst durchzustreichen." So Spaemann.

Scipio ergänzt:

Wer Sätze wie den folgenden verfasst:

"Das große Babylon mit dem Antichrist (666) an der Spitze sind die Erfinder aller KZ auf Erden."

der wird nicht nur die Grammatik los, sondern auch alle andern, "die einfach nicht wahrhaben wollen, was sie auf diesen Seiten lesen."

Ja, ich kann das wirklich verstehen.

6. Oktober 2007

Schon wieder ...

... ein Rückruf von Spielzeug, made in China. (Thanks to Korrektiv)

Catholicism Now

Alipius macht Werbung für die Una, Sancta, Apostolica, Catholica.


Deutschland, deine Gemeindereferentinnen!

Andrea L., 32 Jahre, ledig, verlobt, demnächst "Seelsorgerin" in einer Pfarreiengemeinschaft 20 km östlich, lässt sich in ihrem Einstiegsinterview mit der Lokalzeitung mit dem Satz zitieren:

"Der Mensch muß im Mittelpunkt stehen."

Vielleicht hat sie es nicht so gemeint, vielleicht ist sie ebensosehr Produkt wie bald Multiplikatorin einer psychotherapeutischen Religion, die de facto ohne IHn auskommt oder IHn nur als Garanten eines Primates des Menschen benötigt. Aber katholisch, christlich, oder biblisch ist der Satz nicht. Sorry.

Man sieht sich in Halle 5.1 ?

Nächste Woche ist wieder Buchmesse.

"Her Master's Voice" hat ihren Ort in Halle 5.1., Stand B941. (zenit) Notieren tu ich mir die Nummer auf jeden Fall mal, aber bin skeptisch, ob ich es wirklich schaffe.

Priester gesucht

Natürlich erwartet man keine theologischen Finessen, wenn man einer zivilreligiösen Feierlichkeit - hier: Einweihung einer lokalen Gedenkstätte der Völkerfreundschaft - beiwohnt, aber mindestens zum Schmunzeln ist es schon, wenn nach den Ansprachen der Honoratioren der gutkatholische Moderator das Mikrophon "den Priestern" übergibt, damit sie ein Segensgebet sprechen können.

Die "Priester" waren diesmal ein evangelisch-lutherischer Pfarrer und ein katholischer Diakon. Kein Priester weit und breit.

2. Oktober 2007

Freiheit für Burma

Free Burma!
(Free Burma! )



(St. Leibowitz)

"Ich verfolge mit großer Sorge die gravierenden Ereignisse der letzten Tage in Myanmar, und ich möchte der Bevölkerung, die mir am Herzen liegt, meine geistliche Nähe ausdrücken in dieser schmerzhaften Prüfung, die sie durchlebt. Ich versichere mein solidarisches und inständiges Gebet und lade ebenso die ganze Kirche dazu ein. Ich hoffe sehr, dass ein friedliche Lösung gefunden wird zum Wohl des Landes." (Papst Benedikt XVI.)