31. Januar 2003

Genau hier und jetzt

"O Bäume Lebens, o wann winterlich?" - Heute nacht der Zwetschgenbaum gegenüber mit seinem Gezweig glitzernd von Schnee vor dem gestirnten Nachthimmel.

30. Januar 2003

Namensvetter

Einen Dismal Love Letter schreibt seit Mitte Januar ein Anonimous unter http://credo-ut-intelligam.blogspot.com. Ein kleines Geschenk macht er uns mit dem CS Lewis-Zitat:

»God whispers to us in our pleasures, speaks to us in our conscience, but shouts in our pain: It is the megaphone to rouse a deaf world.«

Welcome to the camp!
Loud Mouth

Übernahme aus einem E-Mail, das ich gerade einem amerikanischen Freund schrieb:

»As for the war, I see this whole affair as another example of the European-American divide. Irrespective of whether a war against Saddam Hussein is opportune and justified, I am pretty sure that at least the current German leadership would have acted the way it did, if it was opportune and fully justified. Schroeder is weak due to the economic crisis we're in, and tries to score some points by a clear cut (read: loud mouthed) position against U.S. policy and by riding and furthering anti-American prejudices... I tend to agree with Donald Rumsfeld on the age of "Old Europe".«
Zähneknirschender Kommentar eines Blues-Adepten

Widerwillig stelle ich fest, daß Songs der Beatles und von Abba eine gewisse objektive Qualität haben müssen, wenn sie nicht einmal eine drittklassige Musicalproduktion ruinieren kann.
Göttliche Zoologie

»In the juvescence of the year
Came Christ the tiger«
(T. S. Eliot: Gerontion)
Stefan George-Schrift

Die Süddeutsche Zeitung weist in ihrer heutigen Ausgabe darauf hin, daß die berühmte
Stefan George-Schrift jetzt als Type 1- oder True Type-Schriftart auch digital zu haben ist. Mit 25 €, die man sogar noch als Spende von der Steuer absetzen kann, ist man dabei. Die Schrift ist erhältlich exklusiv beim Institut für Textkritik e.V., Heidelberg. (fonts@textkritik.de)

Dann sieht auch das Geburtstagsgedicht zu Tante Klaras 80. Geburtstag wie aus der Originalausgabe des "Stern des Bundes":

"O möge doch dein ältlich Lächeln
wie Zauber unser Leben weihen.
Laß uns in Deinem Blicke fächeln
wie Palmen, die am Nil gedeihen."

29. Januar 2003

Abenteuer statt Moral

"Das religiöse Leben beginnt, wenn wir entdecken, dass Gott nicht ein Produkt der Ethik ist, sondern das einzige Abenteuer, in das es sich zu stürzen lohnt."
(Nicolás Gómez Dávila: Einsamkeiten)

28. Januar 2003

Drei Konvertiten

- amerikanische natürlich wieder einmal. dylan weist auf einen Artikel im National Catholic Reporter hin, der neben Avery Kardinal Dulles (eine Konvertitengeschichte für sich!!!) und der TV-Produzentin Barbara Hall den in Deutschland eher berüchtigten Florida Gov. Jeb Bush vorstellt.

Daß Jeb Bush katholisch ist, wäre in Deutschland momentan eher ein Grund, aus der Kirche auszutreten... (Oh, mir fällt auf, daß ich mich zur Krieg-oder-Frieden-Frage noch gar nicht geäußert habe. Ob ich das noch rechtzeitig schaffe?)
Peter Baumhauer

Aus dem Gedichtband Am Ufer des Zeitlands:

Birg
in den alten
krügen der väter
den deinen
was dir auf dem herzacker
wächst

lichthirse
dürftiges korn

mit mühsalsicheln
müssen wir ernten

um tag für tag
dem hunger zu wehren
der aufsteht
am abend
der kommt
in der nacht

Drehende Winde im alten Europa?

kath.net berichtet von einem Vortrag, den die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz in Wien hielt:

»Sie sei völlig überzeugt, dass das Christentum im Europa von morgen eine neue Chance hat, betonte die Dresdner Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz im Wiener Dominikanerkloster bei einem Vortrag zum Thomas-von-Aquin-Fest. Für das Europa "nach der Postmoderne" sei die "Rückfrage führender Intellektueller auf das Christentum" kennzeichnend, betonte Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Sie verwies auf führende Philosophen wie Jürgen Habermas, Jacques Derrida, Gianni Vattimo und den 1995 verstorbenen Emmanuel Levinas. Einige dieser Philosophen betrachteten den christlichen Gedanken der Menschwerdung Gottes als "zentrales Moment" der Menschheitsgeschichte. Dies geschehe nicht in einer "naiven" Weise; die Katastrophe von Auschwitz werde von diesen Philosophen einbezogen, sie seien aber überzeugt, dass "wir nicht am Ende des Denkens" sind. "Der Wind dreht sich", sagte Hanna- Barbara Gerl-Falkovitz

Bei aller Hoffnung, die wir ja auch für unsere Zeitgenoss/inn/en haben sollen: Vielleicht wäre es wenigstens für die deutsche Kirche gut, wenn der Wind nicht zu schnell dreht. Denn wir haben immer noch große Reste eines Katholikentums, das seine Rechtfertigung von seinem gesellschaftlichen Einfluß her bezieht. Das betrifft konservative, Mainstream- und progressive Gruppen gleichermaßen. Drei Buchstaben: ZdK. (O.K., nicht ganz vom Übel, aber eine very eine mixed bag.) Ist eine geistliche Erneuerung, eine Neu- und Wiederbegründung der Gemeinden und Diözesen in Deutschland möglich, ohne daß sich an ihrer Stellung in der Öffentlichkeit etwas ändert? Was verstehen wir von Jesus Christus, seiner Menschwerdung, seiner Kenose, seinem eucharistischen Verschenken, wenn wir gesellschaftlich bruchlos weitermachen könnten, wo wir in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgehört haben? "Klempner des Kitts" hat Christian Geyer in der FAZ einmal geschrieben, und tatsächlich sind die Christen für den Sanitärschnelldienst zuständig (sollen sie auch, sollen sie auch...) und flicken die Löcher im Heizungssystem. Moralismus ist allemal leichter als Leben in der Wirklichkeit des "Himmels auf Erden", als das Leben im mehr-und-realer-als-physischen Bereich der Gnade.

27. Januar 2003

P. Franz Reinisch SAC

"Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten. Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren; und ich fühle mich berufen zu diesem Protest."
Am 1. Februar 1903 wurde Franz Reinisch geboren. 39 Jahre später wurde er in Brandenburg hingerichtet, weil er den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigerte. Wie P. Kentenich ihm geschrieben hatte: "Sie sollen Ihr Leben möglichst teuer verkaufen. Und Ihr Lebensweg soll Schönstatt nicht umsonst gekreuzt haben.", so geschah's. (Mehr bei kathweb)

26. Januar 2003

Ein klein bißchen stolz...

... bin ich schon darüber, daß ich seit ein paar Wochen zu den Top 500-Rezensenten von amazon.de gehöre. Mein Stern ist allerdings schon wieder im Sinken...
Tugend 2: Gelassenheit

Robert Spaemann: »Unter Gelassenheit verstehen wir die Haltung dessen, der das, was er nicht ändern kann, als sinnvolle Grenze seines Handelns in sein Wollen aufnimmt, der die Grenze akzeptiert. Das scheint trivial zu sein. Was wir nicht ändern können, geschieht ja ohnehin, ob wir es akzeptieren oder nicht. Und eben deshalb sollen wir uns mit ihm anfreunden, weil wir anders mit uns selbst nicht befreundet sein können.« (aus seinen Moralischen Grundbegriffen - sehr empfehlenswert!!)
Tugend 1: Geduld

Josef Pieper: »Geduldig sein heißt: sich durch die Verwundungen, die aus der Verwirklichung des Guten erwachsen,nicht die Heiterkeit und Klarsichtigkeit der Seele rauben lassen. Geduld bedeutet nicht den Ausschluß von energisch zupackender Aktivität, sondern just und ausdrücklich und einzig den Ausschluß von Traurigkeit und Verwirrung des Herzens.«
Managertugenden

Es ist mehr als interessant zu sehen, wie Managertrainer die alten Tugendlehren wieder aufgreifen. "Wenn Du mutig sein willst, handle mutig", so zitierte einer der meinigen in der letzten Woche Aristoteles.
Das Echo war vorsichtig-skeptisch, zu ungewohnt ist für viele diese - noch vor-religiöse - Sprache - obwohl doch ein jeder einen, seinen Stern sucht für den Berufsalltag.

24. Januar 2003

2 Uhr morgens

- jedenfalls beinahe. Genug spanischen Rioja intus und noch fähig, um für einen wundervollen Abend zu danken mit Kollegen, die zu Freunden werden. Those were the days my friend we thought they'd never end... In memoriam KKU et al.

20. Januar 2003

Und wieder mal: Der Bock als Gärtner
Das FAZ.Net meldet daß Libyen den Vorsitz in der Menschenrechtskommission übernimmt. Soll man weinen über die afrikanischen Staaten, die den Vorschlag gemacht haben, über die 33 Länder, die dafür, und die nur drei, die dagegen gestimmt haben - oder über die europäischen Vertreter, die sich der Stimme enthalten wollten, um "das Arbeitsklima in der Kommission nicht zu stören."

19. Januar 2003

Berliner Sonntagszeitung

Dem Vorgang um die Entscheidung der Erzdiözese Berlin, ihre Kirchenzeitung durch die Katholische Sonntagszeitung für Deutschland zu ersetzen, bin ich nur aus der Ferne gefolgt. Aber das, was ich gelesen habe - erst jetzt wieder den Kommentar von Guido Horst in der Tagespost, lässt mich darin ein weiteres Puzzlestück im innerkatholischen Kulturkampf sehen: Manche der Leute, die in der Kirche und ihren Institutionen aktiv sind, weil dort - wie ich weiter unten Rosemary Radford Ruether via RJN zitierte - "die Kopierer stehen" - sie sehen ihre Felle davon schwimmen.

Guido Horst: »Unternehmer im kirchlichen Raum, die dagegen weniger auf diözesane oder überdiözesane Kassen und stattdessen auf ein katholisches Profil ihrer Produkte achten, haben Erfolg und markieren die Richtung, in die es im katholischen Verlags- und Medienwesen in Zukunft geht. Unternehmerischen Erfolg, der sich wie bei jeder wirtschaftlichen Profilierung auf die wirklichen Qualitäten des eigenen Produkts stützt, als ideologische Richtungsentscheidung zu diffamieren, zeigt, wie sehr die Subventions- und Planwirtschaft in der kirchlichen Medienwirklichkeit deutscher Prägung den Blick auf die Realitäten verstellt hat.« Die Finanzkrise lässt manches offenbar werden.
Weblog-Schweigen

Ich werde die nächsten 5 Werktage auf einem Seminar im Westerwald verbringen. Ob ich etwas von mir lesen lassen kann, weiß ich nicht.
Lob des Vergessens

Der Hinweis von Steven Riddle brachte mich dazu, wieder einmal die »Worte ins Schweigen« von Karl Rahner aufzuschlagen. Ich blieb bei dem Gebet an den »Gott der Erkenntnis« hängen. Der erste (und wie es sich für Rahner gehört: lange) Absatz hat ein ganz erstaunliches Thema: das Vergessen. Was als Klage beginnt, verwandelt sich in ein kleines Lob des Vergessens. Zur besseren Lesbarkeit in kleinere Absätze unterteilt, hier dieser erste Teil:

"Was habe ich nicht schon alles durch meinen Geist ziehen lassen, gedacht und gelernt, mein Gott! Nicht, als ob ich nun wüßte, was ich gelernt habe. Ich habe vieles gelernt, weil ich mußte oder weil ich selber es wollte. Aber das Endergebnis ist beide Male dasselbe: ich habe es wieder vergessen. Vergessen, weil der arme, enge Geist das eine nicht aufnehmen und behalten kann, wenn er das andere nicht wieder versinken läßt, vergessen, weil vielleicht auch schon beim Lernen eine geheime Gleichgültigkeit mich daran hinderte, daß ein neues Wissen mehr werde als ein neuer Gegenstand der Langweile und des Vergessens.

Jedenfalls habe ich das meiste gelernt, um es wieder zu vergessen und um die Erfahrung meiner Armut, Enge und Beschränktheit auch im Wissen zu machen. Ja, dieses 'um zu' ist kein Sprachfehler, den die Grammatiker oder Logiker rot anstreichen dürften. Denn siehe, Herr: Wenn das Vergessen und Versinken nur ein trauriges Mißgeschick, nicht aber das rechte Ende all meines Wissens und all meiner Wissenschaft wäre, dann müßte ich ja wünschen, noch alles zu wissen, was ich einmal gelernt habe.

Aber nein, mir graut vor diesem Gedanken: ich wüßte noch alles, was ich in den vielen Fächern der Schule und der Universität gehört und mir eingelernt habe, ich wüßte noch, was ich in müßigen Gesprächen vernommen, in fremden Ländern gesehen und in Museen schon betrachtet habe. Was hätte ich von all dem, wenn ich es wüßte? Wäre ich reicher, erfüllter? Wie sollte ich überhaupt das alles noch besitzen? Sollte ich es im Gedächtnis gleichsam eingelagert zur Verfügung haben, um es einzeln bei Bedarf hervorzuholen? Aber wozu sollte ich so all dessen noch bedürfen? Ich müßte ja dann mein Leben noch einmal von vorne leben. Oder sollten - im Idealfall - all diese Erkenntnisse auf einmal gewußt vor meinem Geiste stehen? Aber was sollte dieser wirre unübersehbare Schwarm von gewußten Dingen und einmal erworbenen Kenntnissen in meinem Bewußtsein mir helfen können?

Mein Gott, es ist gut, zu vergessen, und an den meisten Dingen, die ich einmal wußte, ist die beste Seite, daß man sie wieder versinken lassen kann, daß man sie und ihr Wissen von ihnen durchschaut in ihrer Ärmlichkeit."

15. Januar 2003

Danke, Schwiegermama
- naja, sie wird es nicht lesen, unverwebt, wie sie ist -

Meine Schwiegermutter erinnerte mich an den absolut blogwürdigen Satz, mit dem unser Bundeskanzler in der heutigen Lokalzeitung zitiert wird. Er vergleicht die Journalisten (besonders die ihn und seine verfolgenden) mit Kirchenmännern und sagt: "Beide glauben, ohne wissen zu wollen."

Ich wenigstens glaube, weil ich wissen will und weil ich glaube, daß ich nicht alles Wissenswerte wissen werde, wenn ich nicht glaube. Und was den Kanzler angeht: Ich glaube ihm nicht mehr, weil ich genug weiß (oder zu wissen glaube). Und er kann solche Sätze nur sagen, weil er weder glaubt noch weiß.

Genug. Gott möge auch ihn segnen, mitsamt seinen braunen Naturlocken und seiner blonden Gattin. ;-)
Die Liebe Gottes, die in Christus ist
Benedikt fragt in seinem Kommentar zum vorletzten Eintrag, was ich mit "Liebe Gottes, die in Christus ist", meine. Ich versuche es zu erklären.

Es gibt ein Verständnis des Satzes "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn in die Welt sandte", das für mich zu kurz greift. Ich würde es ein didaktisches nennen: Gott möchte der Welt seine Liebe zeigen; er illustriert diese Liebe quasi mit/durch/in Jesus von Nazareth, der als vollendeter, sozusagen "letzter Mensch" und zweiter Adam das Maß des Menschseins angibt. Nicht falsch, im Gegenteil sogar sehr richtig und wichtig. Aber zu kurz.

Ich glaube (ja: credo), dass es die Liebe Gottes für uns nur "als Jesus Christus" gibt. Gottes Liebe ist nicht vorgängig zur Inkarnation, sondern verwirklicht sich für uns in der Inkarnation. Extra Filium/Verbum incarnatum nulla caritas. Omnis caritas in Jesu Christo.

Alle Akte der Liebe Gottes zu uns spielen sich sozusagen innerhalb der "Liebe Gottes in Christus" ab: seine Vorsehung, sein Segen über unserem Leben, die Gnade, die Sakramente, die Kirche.

Ich hoffe, ich bin da in Übereinstimmung mit Paulus in Röm 8, 39 - und mit der Liebe Gottes.

14. Januar 2003

Die Relativierer relativieren
In den evangelischen Zeitzeichen gibt es ein lesenswertes Interview mit Prof. Klaus Berger zur richtigen Auslegung der Bibel. Die heißen Fragen werden alle angerissen und wenigstens kurz (und verständlich!) beantwortet: "Allein die Schrift", historisch-kritische Exegese, Wunder, Auferstehung - und die Schrift als Wort Gottes.

13. Januar 2003

... segne Dich im Namen ...
Da ich in der letzten Zeit ein bißchen viel flaches Geplapper zum Thema "Segen" gehört habe (obwohl nicht so viel wie zu den "Engeln"), freut mich diese Nachricht von Kath.Net.
Außerhalb der "Liebe Gottes, die in Christus ist" (ein theologischer Klammerausdruck - ich kann keinen Faktor herausziehen, ohne daß sich der Wert und der Sinn ändert), gibt es keinen Segen.

12. Januar 2003

Ökumenischer Kirchentag
Heute wurde das Wort der deutschen Bischöfe zum Ökumenischen Kirchentag in Berlin verlesen, das stark das gemeinsame Zeugnis betont, das die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in der deutschen Öffentlichkeit und Gesellschaft ablegen sollen. Und eindeutig kam die Haltung zum Ausdruck, die nicht nur die deutschen Bischöfe zur Interkommunion einnehmen. ("Eucharistische Gastfreundschaft" halte ich für einen volkspädagogischen Begriff, der die Problematik banalisiert und sie zu einer Angelegenheit von Höflichkeit und Gastfreundschaft macht - bei den Beduinen Salz, bei den Chinesen ein Glas Tee - und bei den Christen ein Stück Brot.)
Genauso eindeutig ist aber auch schon die Haltung der Kommission „Ökumenische Feierformen“: „Es ist ein großes Zeichen ökumenischer Sensibilität, nicht auf eine ausdrücklich ausgesprochene Einladung zur Mitfeier der Eucharistie zu warten, sondern der eigenen Gewissensentscheidung zu folgen. (...) Vermieden werden sollte von römisch-katholischer Seite eine ausdrückliche Ausladung anwesender evangelischer Christen mit Hinweis auf die entsprechenden Bestimmungen.“
Wie Regina Einig in der Tagespost feststellt: "Alle Gewissensentscheidungen sind frei, aber manche sind eben freier. (...) Im Ordinariat der Erzdiözese Berlin erfährt man, dass Kardinal Sterzinsky sich nicht auf liturgische Spitzfindigkeiten einlassen will. Eine Interzelebration à la Hamburger Katholikentag lehnt er ab. Auch auf mögliche disziplinarische Konsequenzen hat er hingewiesen. Sein Mut, dafür als Spielverderber abgestempelt zu werden, verdient Respekt. Ob das liturgische Desaster zu verhindern ist, steht auf einem anderen Blatt."
Ich kann den Gedanken nicht ganz loswerden, daß genau das ein Punkt auf der "Hidden Agenda" war und ist. Machen wir uns nichts vor: Hier wird es nicht mehr um Einzelfälle gehen, wie es Kardinal Walter Kasper einmal implizit formuliert: „So kann sich ein evangelischer Christ..., der sich in Übereinstimmung mit dem katholischen Glauben im Hinblick auf die Eucharistie sieht und in seiner Lebensführung entsprechend disponiert ist, berechtigt und auch ermutigt sehen, zur Kommunion bei einer katholischen Messfeier zu gehen. Ich denke, wir können ihn dazu nicht auffordern, aber wir müssen eine solche Entscheidung respektieren.“ Wir werden es wahrscheinlich erleben, daß jede Menge evangelischer Christen zur katholischen Kommunion gehen - ohne ernsthafte Gewissenserforschung bezüglich ihrer "Übereinstimmung mit dem katholischen Glauben im Hinblick auf die Eucharistie" und einer entsprechenden Lebensführung. (Wobei ich wieder einmal nicht wissen möchte, was die Katholiken selber glauben ...)
Und natürlich: vice versa. Eh alles eins.

Sonntags-Geschenk:
Der Blick und die Freude in den Augen der alten Frau, der ich nach der Heiligen Messe die Eucharistie bringen durfte. Was für einen Schatz die Kirche in den Kranken hat!
Feuer und Eis
Von Robert Frost stammt das Gedicht "Fire and Ice" - ich versuche mich an einer eigenen Übersetzung ohne jeden höheren Anspruch. (Die neue deutsch-englische Ausgabe von Frost-Gedichten steht immer noch auf meiner Wunschliste und nicht im Bücherregal.)

Es sagen manche: Die Welt vergeht im Feuer,
und manche sagen: Im Eis.
Weil ich von Sehnsucht schmeckte,
halt ich's mit denen, die das Feuer vorziehen.
Doch müsst' sie zweimal vergehen,
dann kenne ich den Haß genug,
zu sagen: Für Zerstörung ist das
Eis sehr recht
und reicht.
2. Versuch
Mit ein bißchen Schummeln habe ich es zum Wind gebracht - kommt dem Geist so nahe wie das Eis dem Wasser.




You're wind! You are a very kind and sympathetic person. Whoever DOESN'T like you has a mental disorder, because you are a loving and caring gentle soul.




What element are you?
Bin ich in meinem Element?
Laut der heutigen Lesung (1 Jo, 5) sind die Elemente des Glaubens Geist, Wasser und Blut - und die wieder sind eins.
Soll ich mich da freuen, daß mein Element das Eis ist - jedenfalls nach dem etwas obskuren Quiz. Ich bin zwar in der Gesellschaft des bekennenden Misantrophen dylan, was mich aber auch nicht richtig tröstet.
Ich werde es gleich noch einmal machen.





You're ice! You can be very cold and distant and you are NOT a people person. You're pretty mean but you can be nice...to a select few.




What element are you?

9. Januar 2003

Jacques Fesch

Vergelt's Gott, an Gerard Serafin für den Bericht über diesen »Diener Gottes«. Die Gnade Gottes geht auch unsere verschlungensten Wege nach. Zum Glück.
Evening

Here dies another day
During which I have had eyes, ears, hands
And the great world round me;
And with tomorrow begins another.
Why am I allowed two?
(Gilbert Keith Chesterton)

8. Januar 2003

Karol Wojtyla: Stanislas
Aus dem Jahr 1979 stammt das Gedicht »Stanislas«, dessen erster Teil nach der englischen/amerikanischen Ausgabe hier folgt:

I want to describe the Church, my Church
born with me, not dying with me -
nor do I die with it,
which always grows beyond me -
the Church: the lowest depth of my existence
and its peak,
the Church - the root which I thrust
into the past and the future alike,
the sacrament of my being in God
who is the Father.

I want to describe the Church,
my Church which bound itself to my land
(this was said: "Whatever you bind on earth
will be bound in heaven"),
thus to my land my Church is bound.
The land lies in the Vistula basin, the tributaries swell in spring
when the snows thaw in the Carpathians.
The Church bound itself to my land so that all it binds there
should be bound in heaven.
Das Römische Triptychon
Offensichtlich schrieb Johannes Paul auch nach seiner Wahl noch Gedichte. Denn wie Kath.Net unter Berufung auf den Guardian meldet, soll noch im Januar ein Gedichtband in Krakau in Druck gehen. Ein Grund zur Freude - noch mehr, wenn wir hoffentlich eine deutsche Übersetzung bekommen.

7. Januar 2003

Buddhistische Dogmen
In den letzten Jahrzehnten hing der öffentliche Wert eines Künstlers - egal ob Rocksänger, Sonnette-Dichter oder Lüftlmaler - nicht nur von der Qualität seiner Kunst ab, sondern genauso von der Häufigkeit und politischen Korrektheit seiner öffentlichen Stellungnahmen zu Themen, von denen er kraft Amtes auch nicht mehr Ahnung hatte als jeder von uns. Auf dem Gebiet der persönlichen Überzeugungen war und ist ein beliebter Topos: »Ich bin Buddhist, weil es dort keine Dogmen gibt und keine Autoritäten, die einem befehlen, daß und was man glauben soll.« Ergänze: Dogmen und Autoritäten wie im Christentum oder genauer: in der katholischen Kirche.
Nicht daß ich jetzt vom Buddhismus und seinen Spielarten und Formen viel verstehe, aber wenn z.B. seine Vier Edlen Wahrheiten keine Dogmen sind, dann weiß ich nicht, was überhaupt ein Dogma ist.
So schreibt denn auch Hans-Joachim Störig in seiner "Kleinen Weltgeschichte der Philosophie": »Wir entnehmen daraus [aus der vorhergehenden Darstellung des "Rades des Lebens"], daß auch für den Buddhismus, wie in den anderen indischen philosophischen und religiösen Lehren, die Wiedergeburt ein Grunddogma bildet, das Buddha niemals angezweifelt hat« und das, wie ich ergänzen möchte, doch auch ein Buddhist nicht anzweifelt oder gar verneint - wenn er in einem noch irgendwie präzisen Sinn Buddhist bleiben will.

6. Januar 2003

Neuer Weihbischof von Westminster
Kath.net berichtet, daß Papst Johannes Paul II. mit Alan Stephan Hopes einen früheren Anglikaner zum Weihbischof von Westminster berufen hat.
Von den Neu-Entdeckern lernen
Bei der Lektüre von Fonolog, Mysterium Crucis, The Directed Path etc. fällt mir auf, wie groß die Freude von "Konvertiten" ist, in die Gemeinschaft der katholischen Kirche, in ihr Leben einzutreten, die Sakramente zu empfangen, die Wahrheit und zwar die volle Wahrheit gefunden zu haben. Mir scheint, daß das die meisten "geborenen Katholiken", wenigstens in unseren Breiten, nicht nachvollziehen können.
Bei Gesprächen, Versammlungen, Diskussion möchte ich manchmal die Frage stellen: "Warum sind wir, bist Du überhaupt katholisch? Nur weil wir, weil Du zufällig in eine katholische Familie geboren bist? Weil wir katholisch erzogen wurden?" - so sehr scheint die eigene Konfession eine Last zu sein: der Papst, die Kirchengeschichte, der Zölibat, die Frauenfeindlichkeit, die Sexualmoral und was es an ähnlichen Problemzonen noch zu geben scheint. Bei manchen hauptamtlichen Kirchenreformern - Laien vor allem, aber auch manchen Priestern - ist der Grund, warum sie in der Kirche sind, wo sie doch an das, was die Kirche glaubt, nicht glauben oder sich wortreich distanzieren, wohl am ehesten der, den die feministische Theologin Rosemarie Radford-Ruether einmal angab: "That's where the xerox machines are. - Da stehen die Kopierer."
Wir gehen Jahre und Jahrzehnte lang schon zur Kommunion, wir treten jeden Sonntag wieder neu ein in die Gemeinschaft des gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus, wir stehen mit der ganzen Kirche und dem ganzen Himmel vor dem Thron des Lammes, vor dem geöffneten Himmel - und meckern, schimpfen, pennen, dösen. Kyrie eleison.
Vom Kennen zum Schauen

Deus,
qui hodierna die Unigenitum tuum gentibus stella duce revelasti:
concede propitius:
ut, qui iam te ex fide cognovimus,
usque ad contemplandam speciem tuae celsitudinis perducamur.

O Gott,
Du hast am heutigen Tag den vom Stern geführten Heiden Deinen Eingeborenen geoffenbart;
führe uns, die wir Dich bereits durch den Glauben kennen,
huldvoll bis zur Anschauung des vollen Glanzes Deiner Herrlichkeit.

(Missale Romanum, Oratio zu Epiphanie)

4. Januar 2003

Affen an den Tasten
We've all heard that a million monkeys banging on a million typewriters will eventually produce the entire works of Shakespeare.
Now, thanks to the Internet, we know this is not true. (Robert Wilensky)

3. Januar 2003

Das gibt es nur im Bluegrass:
Ein Lied mit einem vollständigen Bibelzitat als Teil des Textes. Heute gehört auf Rhonda Vincents neuster Scheibe The Storm Still Rages. Im Lied »You don't love God if you don't love your neighbor" zitiert sie Matthäus 18, 21 und 35.
Noch einmal Martin Mosebach
Immer noch schwer beeindruckt von Martin Mosebachs Häresie der Formlosigkeit. Es gibt dort u.a. ein wunderbares Kapitel über die Ahnentafel Jesu im Matthäusevangelium und eine kundige Exegese der liturgischen Körperhaltungen Stehen, Knien und Gehen. Insgesamt ein nostalgisches Buch - darüber, was einmal war und vielleicht jetzt noch sein könnte. Für die Gesamtkirche ist der "alte Ritus" wohl unwiederbringlich verloren, und Mosebach deutet es ja selber an, wenn er schreibt, daß die Liturgie dann ihre Unschuld und ihr Geschenktsein verloren hat, wenn über sie geredet, diskutiert, beraten, abgestimmt wird.
Nochne Kostprobe - die Schlußzeilen:
»... Ludwig vergaß, daß Hermann die Oblate ausder Holzdose auf den kleinen goldenen Teller auf dem Kelch gelegt hatte, er sah diese weiße Scheibe in der Rauchwolke gar nicht als etwas Materielles an oder jedenfalls doch als etwas sehr Zartes, verfestigtes Licht, einen stillen Augenblick lang..."
Netzwerk im Netz
This link shall not go unnoticed: Das Netzwerk katholischer Priester ist jetzt im Web zu finden und sicherlich der Nachverfolgung wert. Obwohl ich gestehen muß, dass der Text auf der Einstiegsseite ein bisschen defensiv klingt. Wo bleibt das Positive? - Auf den dahinterliegenden Seiten...
Ein Glas auf den Professor ...

und seinen 111. Geburtstag!

2. Januar 2003

Bloß nicht!
Der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt in seinem Artikel "Fernsehturm könnte zur riesigen Osterkerze werden":
"... Die Katholischen Jugendverbände sind bereits mit Gedankenspielen beim Weltjugendtag, der vom 16. bis 21. August 2005 stattfindet. „Wir sorgen dafür, dass die Sichtweise junger Menschen bei der Vorbereitung des Weltjugendtages Beachtung findet.“ Der BDKJ werde auf den multikulturellen Austausch setzen und durch konkrete Aktionen bleibende Erinnerungen schaffen. Auch zur Vorbereitung gehört die Idee, den Fernsehturm „Colonius“ als überdimensionale Osterkerze zu gestalten. Bis zur Antennenspitze ist er immerhin 243 Meter hoch."

Ich liebe diese konkreten und oft so unheimlich provokanten Aktionen, mit denen sich die Kirche ins Gespräch bringt. Wie wär's mit "konkretem Glauben", gelebter Nächstenliebe, ausreichend Gebet (ja: Gebet wie Vater Unser, Anbetung, Kontemplation, Bitten, Dank. Nicht wie Meditation oder Mantra summen oder Mandala malen!) und Gottes- und Christusliebe?
Hochpolitische Sternsinger?
Aus der Erklärung von Monsignore Winfried Pilz, Präsident im Kindermissionswerk „Die Sternsinger“:
"Dass die Sternsinger diesmal unmittelbar am Beginn des Jahres in Frankfurt starten, ergibt einen besonderen, symbolträchtigen Akzent. Von der Krönung deutscher Kaiser bis zur Deutschen Nationalversammlung 1848 weht hier der Atem der Geschichte, und die modernen Skyline steht für eine pulsierende Gegenwart. Mit Kaiserdom und Paulskirche betreten die Sternsinger Schauplätze einer bewegten und kontrastreichen Öffentlichkeit.
Öfter wird gefragt, warum sie auch den Bundeskanzler, Ministerpräsidenten und andere Repräsentanten des öffentlichen Lebens besuchen. Das hat sich nach und nach entwickelt, mit großer Attraktivität für die Beteiligten. Es bedeutet in keinem Fall eine parteipolitische Demonstration. Die Botschaft der Stemsinger gilt für Jeden, der bereit ist, ihr zuzuhören. Und sie ist öffentlich. Nicht nur deshalb, weil die Kinder - manchmal bei Kälte und Schnee - durchs Freie gehen. Ihr Lied hat weltweite Konsequenzen: spürbare Hilfe und Hoffnung für Kinder in Not. Sie machen auch darauf aufmerksam, dass wir, wie Jemand gesagt hat, „die Zukunft nur von den Kindern geliehen haben“. Wir sind verantwortlich dafür, was für eine Welt wir heute gestalten und ihnen morgen übergeben. Der globale Blick auf die Menschen verbindet sich untrennbar mit dem Engagement für die Kinder bei uns. Das ist hochpolitisch."

Naja. Fast jede deutsche Stadt ist symbolträchtig, Gerhard Schröder sucht die Kameras so sehr wie die Nähe von Doris Köpf und in Hessen wird im Februar gewählt. Aber wir werden die Sternsinger doch mit geöffneten Türen und Armen empfangen! Mehr bei www.sternsinger.de.