7. Januar 2003

Buddhistische Dogmen
In den letzten Jahrzehnten hing der öffentliche Wert eines Künstlers - egal ob Rocksänger, Sonnette-Dichter oder Lüftlmaler - nicht nur von der Qualität seiner Kunst ab, sondern genauso von der Häufigkeit und politischen Korrektheit seiner öffentlichen Stellungnahmen zu Themen, von denen er kraft Amtes auch nicht mehr Ahnung hatte als jeder von uns. Auf dem Gebiet der persönlichen Überzeugungen war und ist ein beliebter Topos: »Ich bin Buddhist, weil es dort keine Dogmen gibt und keine Autoritäten, die einem befehlen, daß und was man glauben soll.« Ergänze: Dogmen und Autoritäten wie im Christentum oder genauer: in der katholischen Kirche.
Nicht daß ich jetzt vom Buddhismus und seinen Spielarten und Formen viel verstehe, aber wenn z.B. seine Vier Edlen Wahrheiten keine Dogmen sind, dann weiß ich nicht, was überhaupt ein Dogma ist.
So schreibt denn auch Hans-Joachim Störig in seiner "Kleinen Weltgeschichte der Philosophie": »Wir entnehmen daraus [aus der vorhergehenden Darstellung des "Rades des Lebens"], daß auch für den Buddhismus, wie in den anderen indischen philosophischen und religiösen Lehren, die Wiedergeburt ein Grunddogma bildet, das Buddha niemals angezweifelt hat« und das, wie ich ergänzen möchte, doch auch ein Buddhist nicht anzweifelt oder gar verneint - wenn er in einem noch irgendwie präzisen Sinn Buddhist bleiben will.

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