31. März 2006

Wim Wenders...

... bekommt einen eigenen Artikel als "Filmmaker of Faith" inChristianity Today.
Immer wieder was Neues

ccb2.0.

Der 1. deutsche, christliche, interkonfessionell, ökumenische Tumbleblog. Mit den üblichen Verdächtigen (incl. alten Freunden).

Doch sang nicht schon Mr. Mckinley Morganfield a.k.a. Muddy Waters:

"I was bloggin' and tumblin',
I blogged the whole night long"?
Sie leiden nur einen Sommer
Das Paradox der katholische Kirchenreformer in einem ökumenischen Zeitalter


Stellt Euch vor:

Ihr lebt im 21. Jahrhundert, einem Zeitalter, in dem die christlichen Konfessionen ganz offiziell und der Intention nach endgültig die Kriegsbeile vergraben haben. Natürlich sind sie sich in ihrem Verständnis wichtiger Glaubensfragen nicht einig, aber sie arbeiten dran.

Immerhin aber gehen sich in Westeuropa weder die Hirten noch die Gläubigen an die Gurgel. Im Gegenteil: Man bemüht sich, das Besondere der anderen Konfessionen zu sehen, ihre Stärken, ihr Charisma. Wenn die Kircheneinheit einmal kommt, dann wird sie - das ahnt und weiß jeder - nicht in einem Überstülpen der einen Art Christsein über die andere erfolgen. "Versöhnte Verschiedenheit" ist das Schlagwort, und eben keine "Rückkehrökumene". Selbst wenn in einigen Punkten nur eine Art Rückkehr möglich sein mag - die Stile in Liturgie, Spiritualität, Alltag, Kirchenverfassung müssen nicht verschwinden: Obstsalat statt Apfelbrei.

Nun ist es bis zur Einheit noch ein weiter Weg, da mache man sich nichts vor. Umso schöner, daß heute zum Beispiel ein Konfessionswechsel nicht mit Exil oder Verbrennung bestraft wird, sondern als Gewissensentscheidung respektiert und geachtet wird: Muß ich dem Ruf des Herzens nicht folgen können? Muß ich Katholik bleiben, wenn ich meine geistliche Heimat - nach reiflichem Überlegen - nicht eher bei den Evangelischen finde? Daß ich zufällig als römischer Katholik geboren bin, kann doch nicht heißen, daß mein Weg zu Jesus nicht über die alt- (oder auf schweizerisch: christ-)katholische Kirche führen kann oder gar: sollte? Oder?

Passt zu dieser ökumenischen Großwetterlage noch der Typ Kirchenreformer, den wir Konzilskinder - ich z.B. als Jahrgang 1960 - seit unserer Kindheit kennen? Namen sind Schall und Rauch: vorgestern Küng und Drewermann, gestern Breitenbach und die "Wir-sind-Kirche"-und-wissen-wo's-lang-gehen-muss-Leute, heute ein Bamberger Sabo in der sorgsam gehegten Aufmupf-Kultur der Deutsch-Schweiz. Gemeinsam haben sie bei allen Unterschieden auch eines: Von der Heilsnotwendigkeit der eigenen, römisch-katholischen Kirche (rkK) sind sie nicht überzeugt - "extra ecclesiam etiam salus - Heil gibt es auch außerhalb der Kirche".

Umso erstaunlicher ist der Eifer, mit dem sie sich daran machen, die rkK zu verbessern: Wenn es doch weder für sie noch uns so darauf ankommt, wo wir Christen sind, wenn wir es nur nach der Stimme GOttes in unserem Herzen sind - muß dann die rkK protestantisiert werden? Wenn es woanders Synodalverfassungen gibt, eine "Liturgy light" - ohne all die Festlegungen der "Allgemeinen Einführung in das Römische Meßbuch" - oder gar eine einladende Sexualmoral - gleichermaßen einladend für frühreife Jugendliche, Homosexuelle, Transgendered Persons und gar Polygame? Wenn doch keiner mehr Katholik bleiben muß: warum muß er dann unbedingt wie ein Mennonit, ein Reformierter, ein Liberallutheraner oder ein "moderner, zeitgemäßer Christ des aufgeklärten 21. Jahrhunderts" Katholik bleiben können?

Wie kommen sie dazu, einerseits darauf zu verzichten, anderen Konfessionen vorzuschreiben, wie Glaube und Glaubensleben zu funktionieren hat - und genau das in der eigenen Kirche tun? Was gibt ihnen die Überzeugung von der Richtigkeit ihres Protestes nach innen, und nimmt sie ihnen, wo es um andere Kirchen und kirchliche Gemeinschaften geht?

Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke immer mehr, daß es ihnen doch - Menschen wie wir alle - weniger ums Reich Gottes geht als um freien Zugang zu den Kopierern, um gesicherte Existenzen als Professoren, hauptamtliche Pfarrer oder Buchautoren, um Selbstdarstellung und um Macht oder mindestens Präsenz auf den Bildschirmen der Kirchenredaktionen. All das ist per se nichts Schlechtes, man möge das nicht mißverstehen. Ich selber trage Schlimmeres in der Mördergrube meines Herzens. Aber genau deswegen weiß ich, daß wir alle kaum etwas aus reinen und lauteren Motiven tun: Immer wieder schleichen sich ins Beste, Selbstloseste, Gottgefälligste die Würmer ein.

Seien wir also ganz kritisch, wenn sich jetzt wieder einer unter großem Medienrummel in die Reihe der Opferlämmer einreiht: Es könnte ihm um etwas anderes gehen als um die Wahrheit oder das bessere Christsein. Opfer gefallen sich manchmal recht gut, und freuen sich über ihre Wichtigkeit. Warum auch nicht? - Eintagsfliegen sind auch nicht besonders depressiv.

Jeder gönnt ihnen ihr kurzes Glück. Allerdings fragt morgen auch keiner mehr nach denen von heute. Und manchmal gehen sie ganz schön auf die Nerven, wenn sie uns um die Nase schwirren oder in die Ohren krabbeln.

28. März 2006

Gute und Böse in der Schweiz

Richten will er nicht, der Hans Küng, aber Medaillen hängt er seinen Freunden in Röschenz schon mal ganz unkritisch um.

Nur konsequent, daß der von Küng inkriminierte "Bürger Bischof" sich wehrt. Im Vergleich zum wie immer klagenden und ach so mutig anklagenden Weltethiker bleibt er bemerkenswert nüchtern.
It's the carnality

Eine lesenswerte Konversionsgeschichte, die Mary Karr da erzählt und auf die die Anchoress verlinkt.

Enjoy!!!

There are a lot of different kinds of Catholics. What kind are you?

The really fun kind. The really cute kind. [Laughter] The really excellently dressed kind -- I don't know. My spiritual state shifts from day to day. I feel I'm either moving closer to God or further away from minute to minute.

But I do find the more I permit myself to be engaged with other people -- not as a writer or poet or whatever, but just having people around -- the better I feel. I have a lot of ex-students here, and my son's here.

Everybody comes over on Sunday. I make turkey meatballs, and we watch 'The Sopranos.' So that's the kind of Catholic I am. You know? I like everybody. I'm vain and pretentious and arrogant and terrified and full of longing for the numinous and for that joy. And yet I sometimes think I do everything I can to shove it away.

27. März 2006

Frühlingscummings

Wenn die Tagestemperaturen durchgehend über 10°C liegen, die Zeit umgestellt ist und der April auf seinen Auftritt wartet, ist hier das alljährliche E.E. Cummings-Frühlingsgedicht angesagt:

when faces called flowers float out of the ground
and breathing is wishing and wishing is having--
but keeping is downward and doubting and never
--it's april(yes,april;my darling)it's spring!
yes the pretty birds frolic as spry as can fly
yes the little fish gambol as glad as can be
(yes the mountains are dancing together)

when every leaf opens without any sound
and wishing is having and having is giving--
but keeping is doting and nothing and nonsense
--alive;we're alive,dear;it's(kiss me now)spring!
now the pretty birds hover so she and so he
now the little fish quiver so you and so i
(now the mountains are dancing,the mountains)

when more than was lost has been found has been found
and having is giving and giving is living--
but keeping is darkness and winter and cringing
--it' spring(all our night becomes day)o,it's spring!
all the pretty birds dive to the heart of the sky
all the little fish climb through the mind of the sea
(all the mountains are dancing;are dancing)

(XAIPE 67, in: Complete Poems 1904-1962, S. 665)

26. März 2006

Road to Nowhere

"Es gab Kommunikationsprobleme und Differenzen; allerdings nicht über den Weg, sondern nur über das Ziel." So der Berichterstatter einer Ortshauptversammlung einer politischen Gruppierung im Nachrichtenblatt meiner Heimatgemeinde.

Gewollt, ungewollt - mir jedenfalls kommt diese erstaunliche Feststellung symptomatisch vor für unsere allgemeine Mentalität: Wir wissen zwar nicht, wohin wir wollen - aber dafür sind wir Experten des Wie. Welche Diät, welches Auto, welches Handy, welches Buch "the best of class" ist - davon haben wir alle Vorstellungen, wenn auch nicht unbedingt die gleichen. Darüber diskutieren wir im Alltag, damit verbringen wir unsere Zeit.

Wenn wir aber dann mit Idealgewicht und Freisprechanlage in unserem Auto mit Nierengrill sitzen und losfahren sollen? Dann fehlt uns "nur das Ziel". Dann fahren wir los, um uns die Zeit zu vertreiben, wie Sonntagsfahrer, und hoffen, daß alle Wege nach Rom führen.

Kein Wunder, daß immerhin 10 % der Deutschen es nicht weiter schlimm finden, wenn sie und ihre Volksgenossen von der irdischen Landkarte verschwinden und: aussterben.

Ach ja: Einen schönen Sonntag noch ringsum. Pfüadi!

25. März 2006

Hymnus zum Hochfest der Verkündigung des Herrn

O gloriosa virginum
sublimis inter sidera,
qui te creavit, parvulum
lactante nutris ubere.

Quod Heva tristis abstulit,
tu reddis almo germine:
intrent ut astra flebiles,
coeli recludis cardines.

Tu Regis alti ianua,
et aula lucis fulgida:
vitam datam per Virginem,
gentes redemptae, plaudite.

Iesu, tibi sit gloria,
qui natus es de Virgine,
cum Patre, & almo Spiritu,
in sempiterna saecula. Amen
Trial Errors End?

In Sinus-Terminologie ausgedrückt: Die Zeit der postkonziliaren "Experimentalisten" scheint abzulaufen.

Was Erzbischof Albert Malcolm Ranjith Patabendige Don, der neue Sekretär der Gottesdienst-Kongregation, gemeinsam mit seinem Chef diagnostiziert, lässt auf das Ende der liturgischen "trial & error"-Methode hoffen:
"Manche Priester betragen sich wie Herren des Altars und führen eine ganze Reihe von Improvisationen und Ablenkungen ein. Solche Feiern geben eher Anlass zu Empörung als zu spiritueller Erbauung. (...) Wissen sie nicht, dass auch auf diesen Altären das Opfer Golgathas gefeiert werden sollte?" (Tagespost)
Das Problem scheint mir freilich zu sein, wie man die mißglückten Komponenten der Reform korrigieren kann, ohne gleichzeitig die Liturgie als etwas Machbares zu behandeln - und vorzustellen? Vielleicht geht das am ehesten, indem die Messe Pauls VI. einerseits so bleibt, andererseits die Messe Johannes' XXIII. wieder als Ritus zugelassen wird - und in den Diözesen und Pfarreien eine Besinnung auf die Fülle des Mysterium Paschale beginnt, die der eigentliche Grund dafür ist, daß wir Liturgie zwar spielen, aber eben nicht: improvisieren, experimentell verändern, an unsere Stimmungen und Erwartungen anpassen.

24. März 2006

Du aber, zu welchem Milieu zählst du dich?



Die Sinus-Milieustudie allenthalben, in der "Magazinzeitung für Deutschland", dem "unabhängigen Magazin für Politik, Ethik, Theologie" und der "Katholischen Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur".

Wochenendlektüre.

23. März 2006

Immendorffs biblische Träubchen

Jörg Immendorff in der FAZ über seine Bibelbegleitbilder - Illustrationen darf man sie nach dem Interview nicht nennen.

Nebenbei: Hat außer ihm jemand die Geschichte in der Bibel entdeckt, "in der Jesus mit seinen Jüngern loszieht, sie ein Hufeisen finden, aber keiner sich bücken und es aufheben will. Woraufhin Jesus selbst es aufhebt, verkauft und von dem Geld Trauben kauft, die er dann - Träubchen für Träubchen - fallen läßt. Und plötzlich bücken sich die Jünger eifrig." - ?

Aber nun ist Immendorff Mensch und Künstler - und kein Theologe und Exeget. So freuen wir uns über die Faszination des Buchs der Bücher, der er sich nicht entziehen kann, und nehmen seinen Religionspluralismus der "wunderschöne(n) Früchte am großen Weltenbaum" einfach so zur Kenntnis.
Diesmal nicht (oder nur ein bißchen)

Ganz ohne Seitenhiebe und Peter Hertel kann es nicht abgehen, wenn Spiegel Online über das Opus Dei schreibt. Immerhin aber scheint Alexander Schwabe die Strenggläubigkeit des Opus der Leichtgläubigkeit vieler Sakrileg-Leser - darunter "selbst Akademiker" - vorzuziehen. Für dieses Mal.

(Es gibt ja immer de facto-Bundesgenossen, mit denen man lieber nicht zusammengesehen werden möchte...)
Hören, was sie sagen und verstehen, was sie meinen



Sensationelle Entdeckung in den USA: Mit der D-Enigma lassen sich erstmals Geheimbotschaften innerkirchlicher Reformer entschlüsseln. Einzelheiten bei den Ox Files.

O.k., o.k. - nichts, was wir nicht schon wussten.

21. März 2006

5835 von was?



My influence

[5835]
In fieri:

Scipios OPAC bei LibraryThing.
Bischöfin-Podcast

Wir bloggen noch, sie podcastet schon. Wer sich freitags runterlädt, "was" sie "bewegt", muß sich samstags schon keine BxxD kaufen.
Ein Bischof bei der Arbeit

Oscar Romero, der salvadorianische Märtyrerbischof, kreuzte mein Leben bisher eher als Fingerpuppe auf dem moralischen Zeigefinger von Dritte-Welt-Aktivisten und Bofffans - vor allem damals, als ich noch jünger war. Romero-Häuser, Romero-Kreise, Romero-Kaffee - das alles und noch mehr muß es in den 80ern gegeben haben.

Der Hype ist inzwischen abgeklungen. El Salvador ist nach langem Bürgerkrieg einigermaßen befriedet und demokratisiert (ohne daß sich allzu viel an der Armut und Ungerechtigkeit geändert hätte), und Erzbischof Romero ziert zwischen Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer die Westminster Abbey als einer der Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Und wenn einem die Vorsehung dann das Tagebuch von Erzbischof Romero aufs Lesepult legt, lässt auch ein obstinat konservativer Katholik seine Vorurteile links liegen und liest.

Er begegnet dabei einem sehr frommen, sehr katholischen, sehr liebenswürdigen Bischof - allerdings weniger beim Beten, sondern bei der alltäglichen Verwirklichung der "Option für die Armen". Die auf Band gesprochenen Texte sind eher Tagesrückblicke als ruhige, theoretische Reflexion und geben Rechenschaft über die Aktivitäten und Geschehnisse. Treffen mit Priestern und Gemeinden, Beratungen mit dem Generalvikar und anderen Bischöfen, Begegnungen und Verhandlunge mit Militärs, Politikern, Rebellen: "Gebe der Herr, daß die Gemüter sich beruhigen und wieder Friede herrsche" - so lautet ein typisches Stoßgebet Erzbischof Romeros, oder "Gebe Gott mir stets das rechte Wort ein, damit ich alle gerecht beurteile."

Das Bemühen, zu verstehen, zu versöhnen, zusammenzuführen, ist unübersehbar - genauso wie die zunehmende Entmutigung nach einem erst hoffnungsvoll beurteilten Militärputsch, der die Willkür von Militäreinheiten und Todesschwadronen gewähren lässt.

In der eigenen Bischofskonferenz weitgehend allein gelassen, in Rom gesegnet und umarmt, doch nicht unbedingt und vorbehaltlos ermutigt, verzweifelt Romero nicht an seiner, unserer Kirche und ihren Vertretern, sondern geht mit Gottvertrauen seinen eingeschlagenen Weg zu Ende, bis ihn in einer Messe der tödliche Schuß trifft.

"Wir wissen, daß niemand für immer stirbt und daß diejenigen, die ihre Aufgabe mit tiefem Glauben, mit Hoffnung und Liebe erfüllt haben, die Krone erhalten werden. In diesem Sinne beten wir für Dona Sarita [die Verstorbene, derer in der Messe gedacht wurde] und für uns selbst..." So die letzten Worte von Bischof Romero.

Ein solcher großer Bruder in der Familie macht stolz und demütig zugleich: Denn wenn er sich die "Option fürdie Armen" so viel kosten ließ, warum dann nicht auch wir? Und er war ja nicht der einzige...

(Rede von O. A. Romero zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Katholischen Universität Löwen)

20. März 2006

Who Should Paint Me? -- Salvador Dali

You're a complex, intense creature who displays many layers.
There's no way a traditional portrait could ever capture you!
Die Körper des globalisierten Menschen

Rüdiger Safranski im Interview mit der Stuttgarter Zeitung:
"RS: ... Wir brauchen diese Körper, die uns als Individuum schützend umhüllen.

Gehört zu diesen Körpern auch die neuerdings wieder hoch gepriesene Familie?

RS: Natürlich! Um den Menschen legen sich konzentrische Kreise, wobei der Familienkreis unmittelbar auf jenen Kreis folgt, den das Individuum selbst um sich legt. Auf die Familie folgen dann die Region, die Tradition und die Religion. Hinzu kommen der Staat und die Staatengemeinschaft - aber das sind schon sehr große, abstrakte Kreise, die man, wenn man ehrlich ist, nicht mehr mit Gefühlen aufladen kann, im Gegensatz zur Familie.

Aber diese Familie befindet sich doch, zumindest bei uns in Deutschland, in der größten Krise ihrer Geschichte!

RS: Das ist ein Problem. Der Mensch ist ein Familientier, anthropologisch gesehen. Erst seit neuester Zeit beginnt sich das zu verändern. Es entwickeln sich Single-Naturen, über deren geistige Existenz sich schon einiges sagen lässt. In Familien und Großfamilien beispielsweise konnte es früher nicht zu einer derart massiven Verdrängung des Todes kommen, der Umgang mit dem Tod wurde schon auf Grund der Familiengrößen wie selbstverständlich erlernt. Eine atomisierte Single-Gesellschaft aber wird den Tod weiter verdrängen und dadurch unterschwellig neue Panikgefühle schaffen. In der Summe führt das zu einer dramatischen Unreife in der Gestaltung des Lebens. Noch ein Beispiel: für kinderlose Singles verliert das Denken in Generationsketten seine Bedeutung. Sie verhalten sich also mehr und mehr als Endverbraucher, die sich selbst als Ende der Fahnenstange sehen. Wenn diese Mentalität an die Macht kommt, ist keine Zukunftspolitik mehr möglich.

(...)

Lassen Sie uns auf die konzentrischen Kreise zurückkommen. Welche Rolle kann die Religion in unserem Leben spielen?

RS: Eine Religion lebt dann am besten, wenn sie von Kindheit an in die Menschen kommt. Dann schlägt sie Wurzeln und kann Halt bieten, das ist der Idealfall. Die Realität sieht aber oft anders aus. Mit Blick auf den Islam wird immer auf die bei uns herrschende Trennung von Staat und Religion hingewiesen. Das stimmt und ist auch gut so. Nur: als es zu dieser Trennung kam, lag in der Waagschale der Religion noch ein Gewicht, eine Spiritualität, ein Sinngefühl. Weil uns das alles aber abhanden zu kommen droht, kann die politische Vernunft in der anderen Waagschale nicht mehr richtig austariert werden. Wir entwickeln deshalb eine Toleranz, die an spirituelle Gleichgültigkeit grenzt und Orientierungslosigkeit zur Folge hat. Für die Innensteuerung des Menschen ist das ein Defizit."
"Komm"

Durchaus fastenzeitlich zu verstehen, wenn auch vom Dichter nicht so gemeint:

seeming's enough for slaves of space and time
ours is the now and here of freedom. Come

19. März 2006

Liturgische Nachgedanken zu einem "Kommunionkinder-Vorstellungsgottesdienst"

  • In der ersten Anrufung des Kyrie bat die Gemeinde durch den Mund des vorbetenden Kindes: "Herr, immer wieder stellen wir uns und unsere Bedürfnisse in den Vordergrund. Hilf uns, daß wir Dich in die Mitte unseres Lebens stellen! - Herr, erbarme Dich." --- Immer gut, wenn der HErr nicht so schnell hilft... Denn so konnte es den Rest des Gottesdienstes vor allem um: uns gehen.
  • Nach über 20 Jahren gebe ich das Rätseln nun auf und ordne die Zeile "Herr, Deine Liebe ist wie Gras und Ufer" endgültig unter die Rubrik "Christliches Koan" ein.
  • Eine bemerkenswerte Interpretation von Mt 22, 38 in der Predigt: "Kaum einer der damaligen Zuhörer wird Jesu Ironie verstanden haben, als er auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot sagte: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben. Du sollst den Nächsten lieben. Du sollst dich lieben.' Denn Liebe lässt sich nicht verordnen. So sind damit alle Gebote aufgehoben." - In anderen Worte: Damit wird sogar die liberale Interpretation von Augustinus' "Liebe - und tue, was du willst!" noch links überholt. "Es wäre schön, wenn du lieben (können) würdest. Tue aber auf jeden Fall, was du willst."

17. März 2006

St. Patrick's Day Beer Guide (auf Hail the Ale)
Des Frühlings lauer Link

Wie kommen eigentlich Surfer auf dieses Blog?

Z.B. indem sie bei Google nach "Frühlingsgedichte mit mindestens 4 Strophen und 4 Zeilen" suchen. (Ich würde ja mal grundsätzlich bezweifeln, daß es im Web irgendwo eine Gedichtdatenbank gibt, in der man nach Gedichtthemen, Gedichtlängen und Strophenlängen suchen kann. Die gehört eher in die Rubrik "Das hat uns gerade noch gefehlt!")
Märtyrer

Sie waren Gläubige, keine Helden - "Verdrängt und vergessen: Die Evangelische Kirche stellt heute einen Band mit 499 Biographien von Märtyrern des 20. Jahrhunderts vor." (Welt)
"Wo sollte ich sein?"

Schon vor gut zwei Wochen besprach die FAZ ein neues Buch des Inkling-Experten Gisbert Kranz über den widerwilligen Propheten G.K. Chesterton.

Chestertons Anziehungskraft hat in der Tat mit seiner Sprache zu tun, und diese läßt sich als eine Summe moralischer oder, besser, religiöser Entscheidungen verstehen. Chesterton schreibt anschaulich, weil er die Sprache als etwas Leibliches empfindet und sie für ihn gleichsam ein Mittel der Inkarnation ist. Sein Wort will immerzu Fleisch werden, geradezu physisch erlebbar sein, ob als Schreck oder als Erzittern des Zwerchfells im Lachen.
Schon im letzten Oktober stellte Georg Alois Oblinger in der Tagespost die Anthologie vor.

16. März 2006

Endlich enthüllt!

Michael Moores Lebenstraum erfüllt: George W. Bush ist Adolf Hitlers Wiedergänger.

Der Beweis: Hier!
Nichts für Puristen

It's not a puzzle. It's a mosaic. It is jesusmosaics.

15. März 2006

Bittere Erkenntnis

Anscheinend wird es von "Wir-sind-Kirche"-Aktivisten weniger gern gesehen, wenn sich die "Verbliebenen in der Amtskirche" mündig um ihre Kirche kümmern und den Pfarrgemeinderat nach eigenem Gusto wählen.

"Demokratie in der Kirche - ja. Aber nur, wenn ich gewählt werde."

14. März 2006

Katholische Intellektuelle, Abt. Zwischenkriegsdadaisten

"In einer Zeit der Beliebigkeit und Unverbindlichkeit kann ein Bekenner seiner Überzeugungen als alter Ideologe erscheinen, als dogmatischer Wertefanatiker. - Und wenn es nun gerade der glühendste Bekämpfer aller menschenverachtenden Ideologie wäre, den wir vor uns haben?"

David Marc Hoffmann in der NZZ über Hugo Ball, Dadaist und Katholik, und seine Bücher "Die Folgen der Reformation" und "Zur Kritik der deutschen Intelligenz".
Rosenkranz für das 21. Jahrhundert?



Deutschland ist echt kein Land der Ideen mehr, sonst hätten "gewisse" Kreise in den christlichen Kirchen unseres Vaterlandes bestimmt diesen Rosenkranz schon erfunden, der "kein Gebet der Reue oder Akt der Buße ist, sondern eine Feier und Befreiung, indem man/frau eintritt in die heilige Gemeinschaft mit "Ihr, die ist", um sich auf die Reise nach innen und außen zu machen, eine gemeinsame Reise mit Menschen der Gerechtigkeit und des Glaubens."

Dazu betet man/frau keine Ave Marias, sondern Ave Deas, die übersetzt so klingen müssten:

Gegrüßet seist du, Göttin,
voll der Gnade.
Du bist gebenedeit,
und gebenedeit sind alle Früchte deines Leibes.

Weil du unser aller Mutter bist,
höre uns jetzt
und in allen unseren Nöten.
Gebenedeit, o gebenedeit seist du. Amen.
Ist es nicht erhebend zu sehen, wie feministische Lutheranerinnen wieder die "uralten biblischen Bilder" entdecken und einen Rosenkranz entwickeln, der "in den Traditionen der Christlichen Kirche gründet und in der Verkündigung des Evangeliums, das eine Vision der Befreiung aus allen Fesseln zu einer neuen Schöpfung ist"?

Mehr davon direkt bei der Ebenezer Lutheran Church, San Francisco.(via Expagan)

13. März 2006

Wort und Zahn der Weisheit

Des Dalai Lama "Worte der Weisheit" inspirieren mich dieser Tage immer wieder, wie ich vor einigen Wochen schon einmal bemerkt habe.
"Die Dinge laufen nun einmal nicht immer so, wie wir uns das vorstellen."
Was heute morgen noch banal klang, erhielt im Laufe des Nachmittags schmerzhafte Wirklichkeitsfülle, als nach einer sehr effektiven und fast angenehmen Weisheitszahnextraktion am Vormittag die Backe am Nachmittag doch zu schmerzen und pulsieren begann.

Doch wie der Dalai Lama am 7. April orakeln wird:
"So lehrte Buddha: 'Ich kann dir wie ein Arzt wirksame Heilmittel verabreichen. Einnehmen musst du sie selbst.'"
Also werde ich jetzt eine Paracetamol einwerfen und mich dann flach legen. (Und so der gute GOtt will, finde ich morgen mehr Zeit, Stimmung und Gelegenheit, ein paar Gedanken zum Tagebuch Erzbischof Romeros zu posten, das mich als ein Fastengeschenk Retos seit ein paar Tagen begleitet.)
Jedem den seinen

Archibald Horlitz überreicht iPod an Prof. Küng. Damit wird Hans Küng endgültig zum Ant-iPod-en von Papst Benedikt XVI.

Solange es keine Fotos von der iPod-Überreichung gibt, müssen wir raten, welche Farbe Hans seiner hat. Des Papstes iPod ist ja weiß. Küngs müsste entweder globalethisch in den fünf olympischen Farben daher kommen, oder - "liberalprotestantisch", wie ihn z.B. Hans Urs von Balthasar einschätzte - in einem angenehm blassen Violett mit rosa Stich.

12. März 2006

Der Song zum Sonntagsevangelium

Sufjan Stevens: Transfiguration (2004)

Audiolink

When he took the three disciples
to the mountainside to pray,
his countenance was modified, his clothing was aflame.
Two men appeared: Moses and Elijah came;
they were at his side.
The prophecy, the legislation spoke of whenever he would die.

Then there came a word
of what he should accomplish on the day.
Then Peter spoke, to make of them a tabernacle place.
A cloud appeared in glory as an accolade.
They fell on the ground.
A voice arrived, the voice of God,
the face of God, covered in a cloud.

What he said to them,
the voice of God: the most beloved son.
Consider what he says to you, consider what's to come.
The prophecy was put to death,
was put to death, and so will the Son.
And keep your word, disguise the vision till the time has come.

Lost in the cloud, a voice: Have no fear! We draw near!
Lost in the cloud, a sign: Son of man! Turn your ear!
Lost in the cloud, a voice: Lamb of God! We draw near!
Lost in the cloud, a sign: Son of man! Son of God!

(Vom Album Seven Swans)

11. März 2006

Demokratur a la Schweinfurt

Man nenne das ganze nicht Pfarrgemeinderat, sondern "Michaelswerkstatt" - und lasse jeden Wahlberechtigten entweder für oder gegen die komplette Kandidatenliste stimmen. Woanders, in "vordemokratischen politischen Systemen" nannte sich das "Einheitsliste".

"Für die 'Wahl zum Pfarrgemeinderat 06' haben wir uns für die Möglichkeit entschieden, entweder das Team aus 23 Frauen und Männern, die bereit sind, in der „Michaelswerkstatt" tätig zu sein, zu bestätigen oder abzulehnen. Wir freuen uns, dass dieses Team ohne großes Zutun entstanden ist und das Vertrauen der Gemeinde verdient. Durch diese Beweglichkeit können wir auf die demokratisch getarnten Spielchen verzichten." (Quelle)
Nun ist die Kirche kein volldemokratisches politisches System, aber ihre Verächter unter der Regenbogenstola klagen genau das an - und praktizieren unter dem Deckmantel der "Basisdemokratie" die "Volksfront".
"O Herr"

Auch eines der Lieblingsmärchen in der FAZ: Don Camillo und Peppone.

10. März 2006

Redeemed by which love?

Sogar die New York Times, die ganz und gar kein christliches Blatt ist, hat es bemerkt: In "Walk the Line" wird Johnny Cash von June Carter erlöst - schließlich sind wir in Hollywood und nicht im Bible Belt. Das wirkliche Leben sah anders, komplexer, zerrissener aus - und sakramentaler.

Regisseur James Mangold war sich dessen zwar bewußt:
Mr. Black and others have suggested that the role of religion in Mr. Cash's life was minimized because Hollywood generally shies away from such subject matter. But the issue could have just as much to do with the practical limits on making a satisfying film. "I wanted to make a movie about Johnny Cash and June Carter and the birth of rock 'n' roll," said James Mangold, who directed "Walk the Line" and wrote it with Gill Dennis. So, he explained, he tried to use Mr. Cash's love for Ms. Carter as a symbol for various forms of redemption.

"June was a figure of redemption," Mr. Mangold said, "beautiful in the way that God's light is beautiful."
Für die reale June Carter Cash mag das stimmen, aber im Film wird dieses Licht doch erst einmal durch den üblichen Hollywood-Filter geschickt - und der nimmt einiges an Tiefe weg.

9. März 2006

Der Ekel des Auslandskorrespondenten

In meiner Heimatzeitung hat der "syndicated reporter" Peter W. Schroeder seinem Dauer-Ekel vor den Vereinigten Staaten von America wieder einmal Luft gemacht: ein zu erbauendes katholisches Dorf in Florida, wo es in den Apotheken keine Verhütungsmittel geben soll; konservative Richter im Supreme Court, die gar noch den cornerstone der US-Verfassung, das Roe versus Wade-Urteil korrigierend zurücknehmen; ein neues und strenges Abtreibungsgesetz in South Dakota. Das passt einem europäischen Liberalen ganz und gar nicht - um so schlimmer, wenn es auch noch die Mehrheit der Einwohner will. Dann sind sie eben "bekloppt" (wie er zustimmend die ACLU zitiert).

Was Herr Schroeder nicht schreibt - z.B. über die Praxis der partial-birth-abortion- , lässt sich bei Stefan Rehder in der Tagespost nachlesen.
Neue Lieder für den HErrn und uns

Thomas Stein ortete kürzlich ein großes Marktpotential für professional gemachten und vermarkteten christlichen Pop und Rock. Auch die säkularen Medien merken auf: So sortierte letzthin Jochen Temsch in der SZ schon die Guten in den iPod und die Schlechten in den Papierkorb:

"Laut Financial Times gehen dort [in den USA´; scipio] jährlich weit mehr als 50 Millionen Gotteslob-CDs über den Ladentisch, mit dabei etwa die Nu-Metal-Band P. O. D.. Einer ihrer Songs heißt 'Abortion is Murder' - Hetze statt Friede, Freude, Flötensolo."
Gewünscht wird politische Korrektheit oder noch besser: musique chrétienne désengagée. Hat jemand etwas Anderes erwartet?

Wie die Debatta um "katholische", "christliche" oder "religiöse Literatur" an kein Ende kommt - Martin Mosebach hat erst jüngst in "Schöne Literatur" seinen Beitrag geliefert -, so auch in der Musik: Ist christliche Popmusik nur oder vor allem liturgisch verwendbare? Oder Musik mit einer Botschaft, diesmal mit einer christlichen? Ist sie geschrieben und gespielt für Christen oder für Noch-nicht-Christen - oder für Wahrscheinlich-nie-Christen? Machen Christen automatisch christliche Musik - whatever the message? Ist die Botschaft wichtiger oder die musikalische Qualität?

Die Künstler werden sich darum nicht scheren - genau wie die Schriftsteller und Schreiber. Zum Glück.

Mein Hörtipp zum Thema: Sufjan Stevens. Die Zeit war gleich zwei Mal in Folge (Nr. 1 und Nr. 2) von dem "aufgehenden Star am Neo-Folk-Himmel" hemmungslos begeistert und ist damit nicht allein. Ich höre mich momentan und mit wachsender Fasziniation in die explizit christlichen Seven Swans und das opus magnum "Come on feel the Illinoise" ein. Beides geniale Alben.

8. März 2006

Bevor ich's vergesse:

Happy International Women's Day!

"International Women's Day is the universal day that connects all women around the world and inspires them to achieve their full potential. IWD 2006 launches another year of working progressively for women's equality worldwide. It is an important day around the world because the collective power of women is witnessed by milions, and the brave achievements of women past, present and future are respectfully honoured."
Connects all women around the world - also immerhin ein paar Milliarden! Wow! Fast so was wie eine globale Communio sanctarum. Natürlich ein bißchen exklusiver als die Communio sanctorum sanctarumque, als da ist - na, wer wohl?
Miss Chesterbelloc Rowling

Über Harry Potters geistige Mutter wurde schon viel geschrieben und gemutmaßt; für manche Mitchristen ist sie ja durchaus eine persona non grata (und damit meine ich nicht B16).

Interessant ist da die folgende Information aus einem Posting von Chesterton and Friends:

J. K. Rowling "is a member of the Church of Scotland (the Scottish Anglican Church-- not the Presbyterian church). She refuses to reveal more of her Christian faith than that because, she says, it would give away too much of book 7 (to me that is very intriguing). Her favorite poem is "The Boy Who Ran Away From His Nurse and got Eaten by a Lion," by Hilaire Belloc. She also is a member of the English Chesterton Society. She is educated in both Latin and Greek and is well versed in the canon of classic Western literature. Besides Chesterton and Belloc, some of her favorite authors are Dickens and Jane Austen."
Möge jeder selber sehen, was er draus macht.

7. März 2006

Auch nicht schlecht...

... sind die Thoughts of a Midget (auf deutsch: die Gedanken eines Winzlings), z.B. jener wunderschöne "Schlabberlatz", wie man jene Vorrichtung zum Auffangen von fallenden Kinderspeisen bei uns nennt, oder dieses Ratespiel zum Thema "Innerkirchliche Raumausstattung".

Keep on bloggin', Jenny!
Mir selbst gepostet

Emmylou Harris: Here I am

I am standing by the river
I will be standing here forever
Tho you're on the other side
My face you still can see
Why won't you look at me
Here l am

I am searching thru the canyon
It is your name that I am calling
Tho you're so far away
I know you hear my plea
Why won't you answer me
Here I am

I am in the blood of your heart
The breath of your lung
Why do you run for cover
You are from the dirt of the earth
And the kiss of my mouth
I have always been your lover
Here I am

I am the promise never broken
And my arms are ever open
In this harbor calm and still
I will wait until
Until you come to me
Here I am

6. März 2006

Beliebter Einsiedler

Wie Georg Alois Oblinger in der Tagespost bemerkte: "Nicolás Gómez Dávila erfreut sich zunehmender Beliebtheit."

Martin und seine Mitdiskutanten wird es freuen, daß es das Vorwort von Martin Mosebach zu den Gómez-Dávilaschen "Notas" beim Verlag als pdf-Datei zu lesen gibt.
Laienpredigt und ewig unbeantwortete Fragen

Warum es nach den klaren Worten meines Bischofs vor der "Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg" im März 2005 noch einer eigenen "Arbeitsgruppe Laienpredigt" bedurfte, wird ein ewig ungelöstes Rätsel bleiben. Ein Fall von Selbstbeschäftigung des Verwaltungsapparats? Konsequenz des deutschkatholischen Merksatzes "Roma locuta, causa indefinita"? Ein Übungsfeld von "kritischem Gehorsam"?

Nun hat die Arbeitsgruppe festgestellt, was von vornherein feststand; Bischof Friedhelm schließt sich erwartungsgemäß diesem Votum an - und vermutlich bleibt alles beim alten: Meistens der Priester, gelegentlich ein hauptamtlicher, bezahlter Laie - und der Bischof ist ein guter Mann, der uns bloß beim Christsein in Ruhe lassen soll.

Wenigstens offiziell bleiben uns ein paar Fragen erspart, die sonst ein echt schönes Quizilla-Quiz abgegeben hätten:

Wenn zwei Pastoralreferenten für eine Predigt zur Verfügung stünden, wer sollte predigen?

a) der mit dem besseren Theologie-Diplom
b) der mit dem besseren Homiletik-Abschluß
c) der dienstältere von beiden
d) die weibliche "Pastine" - wenn der zweite Pasti ein Mann ist
e) der beliebtere der beiden, da er den "Menschen näher" ist

Was aber, wenn nicht nur ein Pastoralreferent oder eine -in gerne predigen würde, sondern auch ein/e Gemeindeassistent/in? Denn es muß ja nicht unbedingt ein theologisches Volldiplom sein? Natürlich nicht, Laie ist Laie, und je weniger Diplom, desto weniger Fast-Priester und desto mehr Laie. Hätte in diesem Fall nicht der geringer qualifizierte Seelsorger predigen müssen? Im Sinne des Magnificat gar ("erhöht die Niedrigen")?

All das reine Spekulation - wir werden es nie erfahren. Stattdessen üben wir uns weiterhin in der Kunst, auch der schlechtesten Predigt noch geistliche Nahrung zu entnehmen - das soll laut Georges Bernanos immer möglich sein. Und der muß es als wahrer Vollblutlaie ja wissen...
Gottes Haus



Manche Denominationen a.k.a. kirchliche Gemeinschaften haben ja schon was Verführerisches an sich: Neben einer einzigartigen Kirchenmusiktradition, der Sacred Steel Guitar (Laut Charlotte Observer: "Jimi Hendrix plays Mahalia Jackson, Hank Williams meets Prince"), hat diese hier auch ganz eindeutig den imposantesten Eigennamen:

"The House of God Which Is the Church of the Living God the Pillar and Ground of the Truth Without Controversy".

3. März 2006

Dialektik der Demokratie in der Kirche

"Wie Oscar Wilde es vom Sozialismus sagte: Das Problem mit der Teilhabe an der Macht in der Kirche ist, daß man keinen Abend mehr frei hat." (Richard John Neuhaus, zitiert nach dem American Spectator)
Ein Leider-Einzelfall und ein Hoffentlich-Einzelfall

Neu in der Linkleiste: The American Papist. Certainly "not your average catholic" - aber so wünschen wir ihn uns natürlich.

Mit sensationellen Links, z.B. zu einer wirklich üblen Evangelienprozession. Vorsicht: Akute Ansteckungsgefahr mit dem Mosebach-Virus!
Gemeinschaft der Heiligen 9: Frommes Gewimmel



Mehr zu diesem wunderschönen Steinrelief der Schutzmantelmadonna in der Wallfahrtkirche von Ptujska Gora (Maria Neustift), Slovenien im 2004er Marienkalender von Helmut Loder.

2. März 2006

Abmotzen

Irgendwelche Pimp-my-Ride-Fans unter uns, die in den nächsten Wochen auf ihre Lieblingssendung verzichten?

Hier kommt der Ersatz: Un-Pimp Your Ride, wieder via PR Blogger.
Wehe!

Ohne sittlichen Nährwert und daher nicht in die Zeit passend: Der Do-not-press-Button. Oder doch?

Vielleicht heißt die geistliche Lektion daraus: So ging's Adam und Eva mit ihrem wunderbaren Apfelbaum im Paradies und GOttes Verbot("Alle Äpfel darfst du essen, nur nicht die von diesem Baum"). (via PR Blogger)
40 Tipps für eine bessere Fastenzeit

Die 40 Ways to Improve One's Lent aus Karen Marie Knapps "Anchor Hold" (im Original aus dem Catholic Herald (Milwaukee, WI)) müssten ja besser "40 Ways to Meet Your Own True Lover" heißen. Es ist garantiert für jeden etwas dabei.

Hier sind sie auf Deutsch - mit Anpassungen und Kommentaren:

1. Lernen Sie Ihren Namenspatron kennen.

2. Beten Sie - namentlich - für Menschen, gegen die Sie eine Abneigung haben und die Ihnen abgeneigt sind.

3. Nehmen Sie an einem Segnungsgottesdienst (oder gibt es einen treffenderen deutschen Begriff für "healing service") teil.

4. Lesen Sie jedes Mal, wenn Sie in die Bibliothek gehen, eine katholische Zeitschrift. (Oder fragen Sie am Auskunftsschalter danach.)

5. Nehmen Sie sich am 19. März, dem Tag des hl. Joseph, des Patrons der Väter und Zimmerleute, Zeit, die Beziehung zu einem Ihrer Kinder zu beleben oder zu vertiefen.

6. Kaufen Sie alles, was auf Ihrer Einkaufsliste steht, doppelt und geben Sie jeweils ein Exemplar an die örtliche Obdachlosenküche.

7. Finden Sie heraus, warum Sie am Sonntag "Laetare" lustig sein sollen, und verhalten Sie sich entsprechend.

8. Beginnen Sie mit einer "Schimpfwortbüchse": Jedesmal, wenn ihnen ein böses Wort über die Lippen kommt, werfen Sie einen Euro hinein, während der Karwoche jeweils zwei Euro. Geben Sie das Geld nach Ostern als Spende für "Deutschkurse für Ausländer "an die lokale Volkshochschule.

9. Nehmen Sie das Katechismus-Kompendium zu einem Treffen mit katholischen Freunden mit und fragen Sie einander ab. (Hm, der amerikanische Baltimore Catechism (hier als Word-Datei) mit seinen 100 Fragen und Antworten ist natürlich viel kürzer...)

10. Verschenken Sie einen Gegenstand, der Ihnen wirklich viel bedeutet.

11. Beten Sie für Menschen in ihrer Familie, die die Kirche verlassen haben: für Kinder, Eltern, Ehegatten, Geschwister.

12. Sprechen Sie mit einem Nachbarn, den Sie sonst nie oder selten ansprechen.

13. Stellen Sie einen Teller mit Asche an eine gut sichtbare Stelle in Ihrer Wohnung - als Erinnerung an die Fastenzeit.

14. Gehen Sie zur Beichte oder - wenn Ihnen das lieber ist: Empfangen Sie das Sakrament der Versöhnung.

15. Überprüfen Sie Ihr Wissen über die Bibel.

16. Lesen Sie eine Biographie von Erzbischof Romero und/oder sehen Sie sich den Film "Romero" an.

17. Eröffnen Sie einen Ratensparvertrag mit Einzugsermächtigung mit dem Ziel, das Geld der Caritas zu spenden.

18. Gehen bei einer Gelegenheit in die Kirche, wenn Sie es nicht müssen.

19. Belegen Sie eine Programmtaste Ihres Autoradios mit Radio Vatikan, Radio Horeb oder einer anderen christlichen Radiostation.

20. Beten Sie die Nachrichten - für die Menschen, deren Unglück oder schweres Leben Schlagzeilen macht.

21. Lesen Sie einen Artikel aus einem religiösen Nachschlagewerk.

22. Besuchen Sie die Messe in einer anderen als Ihrer eigenen Pfarrei. (Wenn Sie das sowieso schon tun, gehen Sie in die eigene Pfarrkirche.)

23. Spenden Sie einen Zehnten von Ihrer Steuererstattung.

24. [Entfällt, da es in Deutschland kaum katholische Schulen und Unis gibt - und darüberhinaus keinen im ganzen Land bekannten Hochschulsport. Dafür ist die deutsche Variante von Tipp 9 um einiges anspruchsvoller.]

25. Halten Sie täglich fünf Minuten Stille.

26. Statt sich die Oscar-Verleihung (5. März) oder den deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest (9. März) im Fernsehen anzuschauen, legen Sie die DVD oder Videokassette mit der "Passion Christi" ein.

27. Dekorieren Sie einen Teil Ihrer Wohnung mit Motiven, die zur Fastenzeit passen.

28. Lernen Sie ein Sprichwort auswendig.

29. Nehmen Sie an einem Glaubenskurs für Erwachsene teil.

30. Erzählen Sie jemandem Ihre Glaubensgeschichte und davon, was GOtt für Sie bedeutet.

31. Ziehen Sie den Stecker Ihres Fernsehers oder PCs aus der Dose - nach dem Ausschalten natürlich.

32. Werden Sie sich Ihrer von Gott geschenkten Talente bewusst und bedenken Sie, was Sie damit anfangen - und anfangen könnten.

33. Kein Klatsch!

34. Holen Sie den Rosenkranz aus der Schublade und beten Sie ihn.

35. Ziehen Sie Ihre Uhr aus, bevor Sie am Palmsonntag in die Kirche gehen.

36. Stellen Sie eine Gebetssammlung für sich zusammen.

37. Lesen Sie ein Buch zur Geschichte des Papsttums.

38. Finden Sie heraus, wer Ragma, Putiel und Usa sind.

39. Opfern Sie Zeit, um anderen zu helfen.

40. Um es mit Franz von Assisi zu sagen: "Predigen Sie das Evangelium allezeit, und wenn nötig, auch mit Worten."

1. März 2006

Schwarze Stirn für jeden

Father Neuhaus über die Attraktivität des Aschermittwoch in New York
Aus der Botschaft Benedikts XVI. für die Fastenzeit 2006

"Die Österliche Bußzeit ist besonders geeignet, sich innerlich zu dem aufzumachen, der die Quelle des Erbarmens ist. Es ist ein Pilgern, bei dem Er selbst uns durch die Wüste unserer Armut begleitet, und uns Kraft gibt auf dem Weg zur tiefen Osterfreude. Gott behütet und stärkt uns auch in der 'finsteren Schlucht', von welcher der Psalmist (Ps 23,4) spricht, während der Versucher uns einflüstert, zu verzagen oder irrig auf das Werk unserer Hände zu hoffen."
"Angesichts der schrecklichen Herausforderungen der Armut vieler Menschen stehen die Gleichgültigkeit und die Verschlossenheit im eigenen Egoismus in unerträglichem Gegensatz zum „Blick“ Christi. Fasten und Almosen, welche die Kirche zusammen mit dem Gebet in besonderer Weise in der Fastenzeit empfiehlt, sind eine günstige Gelegenheit, eins zu werden mit dem 'Blick' Christi. Die Beispiele der Heiligen und die vielen Erfahrungen der Mission, welche die Geschichte der Kirche kennzeichnen, sind kostbare Verweise darauf, wie Entwicklung zu fördern ist. Auch in der heutigen Zeit globaler gegenseitiger Abhängigkeit kann man feststellen, dass die Hingabe seiner selbst an den anderen, in der sich die Liebe ausdrückt, durch kein ökonomisches, soziales oder politisches Projekt ersetzt werden kann. Wer nach dieser Logik des Evangeliums tätig ist, lebt den Glauben als Freundschaft mit dem menschgewordenen Gott und nimmt sich – wie ER – der materiellen und geistlichen Nöte des Nächsten an. Er erschaut ihn als unmessbares Geheimnis, das unbegrenzter Sorge und Aufmerksamkeit würdig ist. Er weiß, wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig – wie die selige Theresa von Kalkutta sagte: 'Die erste Armut der Völker ist es, dass sie Christus nicht kennen'. Darum gilt es, Gott im barmherzigen Antlitz Christi zu finden; ohne diese Perspektive baut eine Völkergemeinschaft nicht auf festen Grund."