31. August 2008

Propheten am Abend

Draußen, auf dem Stadtfest, singt Zimmermann, die Bob Dylan-Coverband, ihr "All Along the Watchtower", das Publikum wippt entspannt mit, nippt am Bier, legt der Liebsten den Arm um Taille, streckt sich in die letzten Strahlen der Abendsonne.

"So let us not talk falsely now, the hour is getting late."

Eine Viertelstunde später, drinnen in der Basilika, höre ich, meine Liebste neben mir, das Bier zuhause im Kühlschrank, die Klage des Jeremia: "Verführt hast Du mich, o Herr, und ich ließ mich verführen. Jetzt muß ich Not! Untergang! Umkehr! rufen und alles lacht über mich."

Äbbes Anneres

Schon schwierig für die Bayernpartei, im nordwestlichsten Eck Bayerns Wahlkampf zu treiben...

40 km östlich mag der Slogan "Dörf's a weng was annersch sei?" ja noch passen, aber bei uns, wo - ich wiederhole mich - Bayern nicht mal mehr fränkisch ist? Bei uns ist höchstens "äbbes e bissje annerschter". Aber wir Untermainer sind vielleicht auch nicht die Zielgruppe.

Die Schubladen des Vatikan

Wo wir gerade dabei sind, Wahrheiten aufzudecken:

Wo bewahrt eigentlich die Römische Kirche, in den Augen vieler-allzu-vieler Meuchel- und Gift- und Menschenmörderin von Anbeginn, ihr Gift auf? Da muß es doch riesige Läger geben, oder nicht? Messieurs Brown, Hitchens, Dawkins - habt ihr eine Ahnung? Du, Deschner Karl-Heinz, und du, Michael Schmidt-Salomon, Doctor philosophiae - wisst ihr es?

Die katholische Blogsphäre hat nach vielen anderen auch dieses Geheimnis endlich gelüftet.

Hier steckt es. Nicht einmal weggeschlossen.

Die Wahrheit über den Bibelcode

Jenes fast unerschöpfliche Werk menschlicher Weisheit, durch das ich mich seit ein paar Wochen kämpfe, "Dylan's Visions of Sin" des englischen Literaturwissenschaftlers Christopher Ricks (seinerseits kein Gottes-, aber ein Dylangläubiger), hat mir wieder einmal tiefe Einsichten beschert:

Auf Seite 420 schreibt er:

"The most famous question ever asked about truth, 'What is truth?', came from Pontius Pilate, who notoriously did not stay for an answer. But his question has been recognized for centuries as miraculously containing within itself its answer. For quid est veritas? is an anagram of est vir qui adest: 'it is the man who is here'. Christ, one of the three persons of the Trinity, can speak of himself in the third person, creator of the miracle by which a meaning may lurk as a marvel for those who have eyes to see or who have ears to hear."

[Die berühmteste je gestellte Frage nach Wahrheit, 'Was ist das, Wahrheit?', kam von Pontius Pilatus, der berüchtigterweise die Antwort nicht abwartete. Aber durch Jahrhunderte hindurch hat man erkannt, daß seine Frage wunderbarerweise ihre Antwort in sich enthielt. Denn quid est veritas? ist ein Anagramm von est vir qui adest, "der Mann, der hier ist, ist es". Christus, eine der drei Personen der Dreieinigkeit, kann von sich selbst in der dritten Person sprechen, er, Schöpfer des Wunders, durch das eine Bedeutung sich versteckt hält als Wunder für jene, die Augen haben zu sehen oder Ohren zu hören.]

Wundert es auf diesem Hintergrund noch jemanden, warum die lateinische Kirche an der Vulgata festhält? Hat jemand z.B. in des Doctoris Martini translatio solche codierte Offenbarung entdeckt?

30. August 2008

Palin, der Tag danach


(via somehavehats)


In Ergänzung zum Miss Vice-America-Posting:

John Allen liefert die religionssoziologische Analyse zu McCains Running Mate nach: Sarah Palin ist post-denominational, also keiner Konfession oder Denomination zuzuordnen, aber paradoxerweise gerade für bewusst katholische Katholiken wählbar, während die nominal-postdenominationellen Katholiken auf dem Biden-Ticket reiten:

Palin’s nomination, therefore, does not simply mark a breakthrough for women, or for western states. She also puts a face on the fastest-growing and most dynamic segment of global Christianity these days – even if it’s proving difficult for journalists and political handicappers to get their minds around.

Finally, there’s a bit of political irony for Catholics. Given Palin’s strong pro-life credentials, it’s likely she will appeal to the most strongly “denominational” Catholics, those most devoted to traditional Catholic identity and teaching. Meanwhile, what one might call “post-denominational Catholics,” meaning those for whom religious branding carries less theological significance, may embrace Palin’s Democratic rival, Delaware Senator Joseph Biden, the lone Roman Catholic on either ticket, because of his progressive stands on social and political matters.

In other words, the denominationalists on the Catholic side will back the post-denominationalist, while the Catholic post-denominationalists will probably pick the candidate who bears the Catholic denominational label.

Festvortrag, Faszination und Der Eine

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitzens Festvortrag zum 60. Geburtstag der Tagespost findet sich leider nicht im kostenlosen Bereich ebenderer (neu gestalteten) Website, sondern bei Zenit.

Am Anfang dort ein Halbsatz von Botho Strauß:

"...wie sehr heute die Faszination des Rebellen grade von demjenigen ausgeht, der den Weg der Rechtgläubigkeit verteidigt."

und am Ende aus einem Gedicht Jan Twardowskis:

Nicht darum, weil du aus dem Grabe auferstanden,
nicht darum, weil du in den Himmel aufgefahren,
sondern darum, weil man dir ein Bein gestellt,
dich ins Gesicht geschlagen,
dich splitternackt ausgezogen hat,
weil du am Kreuz vor Schmerz den Kopf eingezogen hast
wie ein Reiher den Hals,
darum weil du gestorben bist wie ein Gott,
der kein Gott zu sein scheint,
ohne schmerzstillendes Mittel
und ohne ein feuchtes Handtuch um den Kopf, (...)
darum, weil dein Gesicht von Tränen verschmiert ist,
erhebe ich dich jeden Morgen in der Messe
wie ein Lamm,
das man an den Ohren hervorzieht.

29. August 2008

Miss Vice-America

John McCain strikes back.

Das sieht ja wie ein ganz geschickter Zug aus, so ganz aus der Ferne und nach der ersten schnellen Lektüre des Wikipedia-Artikels:

Sarah Palin als running mate.

Liedermachen, aber richtig

Weil wirs letzthin von Liedermachern hatten.

Einer, ders wirklich weiß und kann, hat gesagt:

"Dem aufstrebenden Liedermacher und Sänger sag ich: Ignorier das ganze Zeug von heute, vergiß es, dann bist du besser dran, lies John Keats, Melville, hör Robert Johnson und Woody Guthrie".

["To the aspiring songwriter and singer I say disregard all the current stuff, forget it, you're better off, read John Keats, Melville, listen to Robert Johnson and Woody Guthrie".]

Stern- und B___D-Phrasen nachdreschen ist also definitiv zu billig, auch wenns für die öffentliche Reputation oder für eine Einladung ins Bellevue reichen mag. Beim zweiten Dreschgang fliegt nämlich nur noch Spreu, leere Hülsen. Umso schlimmer, wenns dann auch noch ein christlicher Liedermacher ist.

28. August 2008

Zehn Tage. Auf jeden Fall.

Zehn Tage, sagte die Frau Martin vom Callcenter Saarbrücken der Telekom, das sei der Zeitraum, den die Telekom auf jeden Fall brauche, um nach Freigabe des Ports ihr DSL auf einem Anschluß freizuschalten. Definitiv.

Zehn Tage im Sinn von zehn Arbeitstagen natürlich. Natürlich. Das stehe auch in den Geschäftsbedingungen.

Die kenne ich nicht. Hat mir keiner geschickt. Habe ich da zugestimmt? Klar, ich habe ja nicht gekündigt innerhalb der zwei Wochen nach dem Anruf des netten Herrn im Mai.

Irgendwann komme auch noch eine schriftliche Info über den Termin, zwei Tage vor der Freischaltung etwa. Und wie lange vorher man der Telekom den Auftrag gegeben hätte, spiele überhaupt keine Rolle dabei.

Warum das die vielen anderen nettstimmigen, aber körperlosen Damen von den vorigen Telefonberatungen nicht gewusst oder gesagt hätten? Das wisse sie auch nicht, das könne sie nicht sagen. Keine Ahnung. Aber so sei es. Amen.

Gut, daß ich angerufen habe. Sonst wüsste ich gar nicht, was gespielt wird.

27. August 2008

Nimm das Gerede weg und gib mir Ernst

Beten mit Romano Guardini (Deutscher Psalter - Theologische Gebete, S. 338):

"Lehre mich einsehen, daß ohne Gebet mein Inneres verkümmert, und mein Leben Halt und Kraft verliert.

Nimm das Gerede von Erlebnis und Bedürftigkeit weg, hinter welchem sich Trägheit und Auflehnung verbirgt.

Gib mir Ernst und festen Entschluß und hilf mir, durch Überwindung zu lernen, was zum Heil not tut.

Führe mich aber auch in Deine heilige Gegenwart.

Lehre mich zu Dir zu sprechen im Ernst der Wahrheit und in der Innigkeit der Liebe."

Versus deam

Beim Online-Spiegel ein kleines Portrait der Junghexe Jenny.
Bei aller Naturnähe und weißen Magie: so ganz ohne Liturgie geht es auch bei Jenny nicht, da muß auch "ein heiliger Raum" markiert werden, bevor man sich der Göttin Aphrodite nähert. Nichts mit neu-katholischer Ehrfurchtslosigkeit in Gegenwart des Heiligen, wie mir beim Betrachten der (gestellten) Fotoserie scheint. Ganze Kindergottesdienstteams, alles ansonsten ältere Schwestern von Jenny mit ihrer Sehnsucht nach naturnaher und erlebnisgesättigter Religiosität, würden da glatt durchfallen.

Und nach versus populum sieht auch nicht aus, was man sieht.

Ansonsten trifft natürlich St. Gilbert von Kensington den Nagel auf den Plattkopf: Wenn die Leute nicht mehr an Gott glauben, glauben sie stattdessen nicht an nichts, sondern an alles mögliche.

26. August 2008

Hurrah -

- 1und1 hat mich vom Netz genommen, dann werden sie bestimmt auch bald den Port freigeben und die Telekom kann zeigen, ob sie es z.B. drauf hat, den Port schnell zu belegen oder ob doch lieber - unintendiert natürlich - die providentielle Rolle des Verzichteinübers und Heiligkeitsbeschleunigers spielt.

Wenigstens das ISDN funzt. (funzen - an dieses Verb werde ich mich wohl nie gewöhnen, aus irgendwelchen Gründen geht es mir gegen den Strich.)

Memorabilia Cashiana

Für die wahren Fans: Das chinesische Ehebett von Mr. und Ms. Johnny Cash - Ebenholz, handgeschnitzt, 10 ft x 10 ft x 10 ft - hat den Brand des früheren Hauses der Familie Cash überstanden und steht derzeit zum Verkauf.

Details beim Tennessean (via Twang Nation)

25. August 2008

Katechismus für Bittlinger?

Der Vorschlag von Johannes (Mater amata) klingt plausibel und vernünftig, allerdings will ich mir fairerweise den auf dem Katholikentag mit "standing ovations" (C. Bittlinger) bedachten Song anhören - vorher hätte ich allerdings gerne wieder ein breitbandiges Netz, wozu ein gewisses monstrum triviale eine bestimmte Aktion durchführen müsste...

Ansonsten natürlich ein allerfrommstes Willkommen hinüber ins nahe Südhessen!

Zum Thema: Religion und Gewalt

... heute ein Beitrag aus dem Mund von Joe Biden, demnächst running mate von Barack Obama:

"Dem nächsten Republikaner, der mir sagt, ich wäre nicht religiös, dem stopfe ich meinen Rosenkranz in den Hals."

"The next Republican that tells me I'm not religious I'm going to shove my rosary beads down their throat."

(Aus dem Blog Catholics Against Joe Biden)

24. August 2008

Knecht, kein Herr

Entrüstung mag manchmal ein guter Knecht sein, ist aber immer ein schlechter Herr.

Indignation may sometimes be a good servant but is always a bad master.


(Christopher Ricks: Dylan's Visions of Sin, p. 227)

Die Tagespost - sie lebe hoch!

Die Tagespost feiert ihren 60. Geburtstag. Da kann ich mich als katholischer Blogger und Tagespost-im-Netz-gratis-Leser nur ganz schüchtern in die Reihe der hochrangigen Gratulanten einreihen, mich bedanken und für die Zukunft alles Gute und GOttes Segen wünschen.

Mit drei Zeitungen wurde ich groß: Neben dem Aschaffenburger Volksblatt - GOtt hab es selig, umso mehr wenn ich ans verbleibende Monopolblatt denke - und dem Bayernkurier - damals gratis für alle CSU-Mitglieder - lag dreimal in der Woche die Deutsche Tagespost im Briefkasten. Genauso konservativ wie die anderen beiden, so christlich-katholisch wie erstere, aber mit allem, was man als kleiner Katholik, der mit dem Selber-Denken begann, wissen wollte. (Und immerhin konnte man in den einschlägigen Diskussionen im Religionsunterricht scheißfreundlich fragen, ob denn die jeweiligen antirömischen Affekte auch in einer eigenen Lektüre der jeweils einschlägigen römischen Dokumente begründet seien...)

Später dann verlor ich sie aus den Augen, und als ich Ende Zwanzig mit eigener Familie ins Elternhaus zurückkehrte, hatte sie mein Vater, aus welchen Gründen auch immer, abbestellt. Zum Glück gab es ein paar Jahre später das Internet, und zum Glück bietet die Tagespost uns Kiebitzen immer noch einen Großteil ihres Content gratis im Netz.

Keine Zeitung ist unfehlbar, eine kleine Zeitung stößt schnell an ihre finanziellen und personellen Grenzen, aber nur wenige geben dem politischen und kirchlichen Mainstream so zuverlässig gründlich Grund zum Ärgern. Genau deswegen brauchen wir sie (und genau deswegen werde ich sie wohl irgendwann doch noch abonnieren) und genau deswegen wünsche ich der Tagespost viele gute, frohe, entschiedene und gedeihliche Jahre! GOtt segne sie.

23. August 2008

Die Mittagsschwere

Der Mittagsdämon mit den vielen Namen und Gesichtern: Trägheit, Faulheit, Lethargie, Überdrüß, Trübsinn, Langeweile, Verlust von Antrieb, Ziel und Mitte, Verzeiflung, ennui, acedia.

Christianity Today stellt das neue Buch von Kathleen Norris vor, die diesem Alb ins Auge geblickt hat (wie viele von uns).

Am Ende hat sie einfache Mittel gegen Acedie: Spazieren gehen. Schriftstellen auswendig lernen. Psalmen singen. Gemeinschaft suchen. Am Gottesdienst teilnehmen. Mist schaufeln. Ein Bücherregal abstauben. Das Geschirr spülen. Studieren. Lesen. Schreiben. Und gütig zueinander sein.
[In the end, her remedies for acedia are simple: Go for a walk. Memorize Scripture. Sing Psalms. Seek community. Worship. Shovel manure. Dust a bookshelf. Wash dishes. Study. Read. Write. And be kind to one another.]

22. August 2008

Maria Himmelfahrt in Zhengding ...

... und 1.000 Untergrundkatholiken trotzen den Polizeikontrollen und feiern die Messe mit ihrem Bischof. Aus Asianews.it (via Curt Jester):

More than a thousand underground Catholics defied police controls to meet in a church in Wuqiu (Hebei) to celebrate mass on the feast day of the Assumption of Mary with their bishop, Julius Jia Zhiguo, who has been under house arrest and police surveillance around the clock. Sources told AsiaNews however that the bishop is isolated and that priests and seminarians cannot see him in person. Monsignor Jia is bishop of the underground diocese of Zhengding (Hebei), which has more than 110,000 Catholics with 80 priests and more than 90 nuns.

For the Olympics public security officers warned Catholics in the diocese not to celebrate the feast in Wuqiu cathedral. Prelates and priests were placed instead under house arrest.

Mgr Jia Zhiguo himself has been under police surveillance around the clock since April. The police even build a small house in front of the bishop’s residence just to monitor him.

The solemnity of the Assumption is a major Catholic celebration in China. At least a thousand faithful peacefully flocked to the church in Wuqiu in defiance of police order.

The bishop’s residence is located just beside the place of worship.

To avoid conflict and other problems, the public security officers monitoring the cathedral allowed the large crowd to go in. The officers did not follow them into the church but maintained order in the courtyard.

The bishop was thus able to celebrate mass with the faithful.

Sources in Zhengding told AsiaNews that the bishop remains in isolation and cannot see or meet his seminarians or priests.

Pastoral activities are in the hands of priests who were warned however to keep a low profile when they held meetings.

At least six priests have been forced by the security forces to take “involuntary holidays” during the Olympic period.

A deacon was expected to be ordained but will likely have to wait until October after the Olympics and the Paralympics.

Monsignor Jia, 73, spent 15 years in prison (1963-1978). Since 1989 he has been closely monitored by police, and has been arrested and released 11 times.

In the past the Vatican has often pleaded his cases to Chinese authorities.

Unverbundene Schwesterkirchen

Eigentlich würde die geneigte Öffentlichkeit diese Sätze

"...er höre von X., eine Fusion sei erst am 'Jüngsten Tag' denkbar – 'und dann am späten Abend'. Er fügte hinzu: 'Es verbindet uns nicht viel'."

dem Papst und seinen Getreuen in den Mund schieben - geäußert natürlich zur katholisch-protestantischen Ökumene.

Stattdessen stammen sie von Sigurd Rink, dem evangelischen Propst für Süd-Nassau und beziehen sich auf eine mögiche Fusion evangelischer Schwesterkirchen, der in Hessen und Nassau und der von Kurhessen-Waldeck. (Quelle: FAZ)

Katholischerseits sind solche Sätze allerdings auch nicht ganz unbekannt; der eine oder andere kennt sie sicher aus Pfarreizusammenlegungen oder der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften.

Doch möglich: Richtiges Leben im falschen

Ingo Langner in der Tagespost:

"Faktum ist: Nationalsozialistischer und kommunistischer Totalitarismus sind verantwortlich für Millionen Mordopfer und die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Dennoch: Gerade auch im Jammertal dieser Diktaturen war es für jeden möglich, den Hungrigen zu essen zu geben, den Durstigen zu trinken zu geben, den Nackten zu kleiden, den Obdachlosen aufzunehmen und den Gefangenen im Gefängnis zu besuchen.

Die erlösenden Christus-Worte 'Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan' richten sich bekanntlich uneingeschränkt an alle Menschen - und für Christen ist ein richtiges Leben im falschen wohl sogar die einzig mögliche Lebensform überhaupt."

21. August 2008

Blick voraus, Blick zurück

Heißt glauben, daß "das Universum ... in einem metaphysischen Abenteuer begriffen ist" auch glauben, daß alles darin Teil dieses Abenteuers ist? Oder gibt es auch Triviales? Sinnfreie Entitäten, Wesen ohne Bedeutung, die sind, was sie sind, und nichts weiter. Ohne höhere, ohne irgendeine Bestimmung. Diffuse Gebilde reiner Faktizität. Objekte, nein: Nebel, die sind, was sie sind, weil sie sind, was sie sind.

Gestern habe ich dieses monstrum triviale erlebt. Es hat einen Namen. Es heißt Deutsche Telekom.

Wie Thomas habe ich einen Internet-Providerwechsel gewagt, der irgendwann nach dem 23. August stattfinden wird. Wenn er stattfindet. Momentan habe ich nichts, aber auch gar nichts schriftlich, nach immerhin kumulierten 3,5 Stunden Telefonat mit sehr netten, doch körper- und kompetenzlosen Frauen. Sicher ist nur, daß 1&1 übermorgen seinen Service für mich abstellt.

Sollte sich hier ab Samstag nichts mehr tun, sollte der Blogger auch auf e-Mails nicht mehr antworten: Dann hat nicht sein metaphysisches Abenteuer auf diesem Planeten ein plötzliches Ende gefunden. Dann ist er lediglich in jenes goldene Zeitalter zurückgekehrt, in dem er während der ersten 30 Jahre seines Lebens lebte, als es noch kein Internet und kein e-Mail für ihn gab.

Notiz für mich oder einen hier zufällig vorbeikommenden Mediziner: Zusammenhang zwischen Telekomkontakten und Depression belegt? Epidemiologische Studie? Bei Pubmed oder Embase recherchieren.

sprinz

"Sprache im technischen Zeitalter" oder kurz: spritz, so nennt sich eine der großen deutschen Literaturzeitschriften.

Eigentlich, so denke ich mir, wird allmählich sprinz fällig, "Sprache im neurowissenschaftlichen Zeitalter". Aktuell wird zwar vor allem debattiert, ob es Willensfreiheit gebe oder ob es sie nur ein nachgelagertes, kulturelles Konstrukt sei, aber machen wir uns nichts vor: Da steht letztlich das ganze menschliche Selbstverständnis auf dem Spiel.

"Die Sonne geht unter" - diesen Satz sagen wir nachkopernikanisch nur noch metaphorisch. Die Erde kreist um die Sonne und dreht sich um die eigene Achse, und dabei "verschwindet" die Sonne nun mal aus dem Blick. Sie sinkt nicht, sie "sinkt" höchstens. Und wer uns Erwachsene, Aufgeklärte belehren will: "Aber sie geht nicht unter, sie sinkt nicht. Das bildest du dir nur ein. Eigentlich dreht sich ja die Erde etc." - den schauen wir verständnislos an: "Ja, klar, weiß ich doch. Ich - und mit mir alle anderen - meinen das nicht wörtlich, sondern im Rahmen einer sprachlichen Konvention, die zwar unserem Sinneseindruck entspricht, aber keine kosmologischen Ansprüche erhebt."

Bei der aktuellen kopernikanischen Revolution steht uns eine entsprechende Revolutionierung der Sprache noch bevor. "Mir scheint der Satz 'Nicht das Ich, sondern das Gehirn hat entschieden!' korrekt zu sein", so Gerhard Roth, Philosoph und Hirnforscher. Und trotzdem sagt er morgens immer noch zu seiner Frau: "Ich hätte gerne die Butter." Selbst wenn er und seine Frau - keine Ahnung übrigens, ob er verheiratet ist, aber mir geht es ja um was anderes -morgens wissen, daß er eigentlich meint: "Mein Gehirn begehrt aus einem ganzen Komplex neuronaler Prozesse heraus, Butter aufs Brot zu schmieren und gibt deinem Gehirn ein Signal, mir, als dem zu meinem Gehirn gehörigen Körper, die Butter zu reichen - Deinem Gehirn, das aufgrund eines ebenso großen Komplexes neuronaler Prozesse heraus dieses Signal positiv beantworten wird, in der Regel jedenfalls, außer andere neuronale Prozesse überwiegen und Dein Gehirn lässt äußern: 'Hol sie dir doch selber' usw. usf.", also selbst wenn sie morgens ihre triviale Unterhaltung so führen und verstehen wie sie am Vorabend zueinander sagten: "Die Sonne geht gerade unter." "Ja, ich sehe sie sinken." - dann möchte ich doch wiederum wetten, daß sie in ihrer hoffentlich glücklichen Ehe viele Momente erleben und miteinander teilen, wo ihnen diese dauernde Entschärfung vermeintlich realistischer Ausdrucksweisen nicht gelingt.

"Ich liebe dich." - Diesen in einem bestimmten Moment von einem "Ich" zu einem anderen "Ich" gesagten Satz irgendwie hirnwissenschaftlich korrekt zu übersetzen, zu entrealisieren - das mag für einen Außenstehenden möglich sein, aber für Herrn und Frau Roth nicht, nicht in diesem Augenblick. Auch sie werden ihn immer noch so nehmen, wie Herr und Frau Scipio, und immer noch so reagieren wie diese beiden: mit einem Kuß zum Beispiel oder mit Dankbarkeit. (Und weder Kuß noch Dankbarkeit dabei entschärfen, entrealisieren, sozusagen in Gänsefüßchen setzen.) Sollte Herr Roth es dennoch wagen und mit Berufung auf seine wissenschaftlichen Erkenntnisse Kuß, Dankbarkeit oder beides verweigern, gibt ihm seine Frau einen Tritt, zickt zwei Tage oder reicht im Wiederholungsfall die Scheidung ein.

Das beweist nichts über die Richtigkeit hirnwissenschaftlicher Erkenntnisse und der daraus gezogenen Schlußfolgerungen. Und vielleicht findet sich ja für Herrn Roth ein guter Grund oder eine gute Begründung, beide Welten mit ihren zugehörigen Sprachen getrennt zu halten. (Roth an anderer Stelle: "Wir handeln aus Ursachen, aber wir erklären dieses Handeln mit Gründen.")

Sollten Werte wie Konsequenz, Aufrichtigkeit, Authentizität, Ehrlichkeit aber weiterhin gültig sein, was ja wiederum so sicher auch nicht ist, dann allerdings wäre die große Sprach- und Denkrevolution fällig. Dann müßte jedes Wort - oder jedes zweite - in Gänsefüßchen gesetzt werden. Dann würde wohl auch die ganze Konstruktion der Wirklichkeit, der Welt eine radikal andere. Dann würden sich unsere Enkel über die Naivität, mit der wir über Butter und Liebe reden, genauso amüsieren wie wir uns über jene Bürger der antiken Welt, die hinterm Horizont oder den Säulen des Herakles den gähnenden Abgrund am Rand der Erdscheibe vermuteten. Und über die Romane des Terry Pratchett dieses kommenden Äons mag ich lieber nicht spekulieren - sie wären wohl unerträglich zynisch, für mich, für uns und auch für die Herren Singer, Roth & Cie...

Posting Nr. 4000 ...

... und zugleich eine Überleitung zum nächsten:

"Alles ist trivial, wenn das Universum nicht in einem metaphysischen Abenteuer begriffen ist." (Nicolás Gómez-Dávila in den Einsamkeiten, S. 14)

20. August 2008

'S ist wieder so weit

Demnächst dürfen wir wieder wählen, wir in Bayern.

Nimmt man den Gesichtsausdruck der hiesigen SPD-Kandidatin für bare Münze, dann ist die Landtagswahl schon gelaufen, die CSU bei 49+ und die SPD bei 20- gelandet.

So wie sie schaut, geht sie nämlich als Double der Muttergottes von Schmerlenbach durch.

Das Prager Christkind in voller Rüstung



John Zmirak rides again.

Nach seinen beiden Bad Catholic's Guides (wir berichteten mehrfach) tut er sich jetzt mit einem Vatikan-Thriller der besonderen Art hervor: geschrieben in Blankversen und präsentiert im Comicformat. Da muß sich die Konkurrenz ganz schön anstrengen.

Im Shrine of the Holy Whapping gibt es eine anständige Rezension; einen Bericht von der Vorstellung von "The Grand Inquisitor" - natürlich in Rom - finden wir auf den Seiten des Thomas More College (Merrimack, NH).

Die Shriners:

At first glance, it seems designed specifically to freak out everyone in its numerous potential overlapping markets--an intricately Gothic comic book, its dialogue written in elaborate blank verse, its plot inspired by and title borrowed from Dostoyevsky's heavy-going Grand Inquisitor, and filled with all manner of strange hellfire, Marian visions, doctrinal arguments, and one deeply creepy Infant of Prague statue. But the author knows all that, already, and it is to his credit he forged ahead to produce this suspensful theological roller-coaster ride of a graphic novel.

The brilliance of John Zmirak's first graphic novel, The Grand Inquisitor, is precisely that its genre-bending, everything-but-the-sacristy-sink extravagance works so well. Uptight crypto-Jansenists will probably initially dismiss it as frivolous, beige Catholics as a Traddy screed, but those who actually read the text, and consider the elaborately-drawn illustrations for more than five seconds, will be rewarded.

(Plus, the illustrations have all sorts of wonderful little surprises embedded within them--conclaves, Tridentine liturgies, Cardinal Mahony playing golf, and my favorite, the
Infant of Prague in full armor.)

Ich weiß nicht, ob oder ob nicht...



Er nennt sich zwar godsbot, ist aber eigentlich ein Jesus-Bot. Wer sich mit ihm unterhält, kann eine ganze Menge Sätze hören, allesamt aus der Kategorie: "Was Jesus wirklich nicht sagte".

Meine Unterhaltung mit ihm:

Human: Are you Jesus, the son of God?
godsbot: I don't know whether or not I am Jesus the son of God. I am a clone.
Human: What is a clone
godsbot: You can download me and copy my brain, but alter the contents to create your own robot personality.
Human: I do not want an own robot personality
godsbot: What does want?
Human: What do you mean: "What does want?"
godsbot: , " You can download me and copy my brain, but alter the contents to create your own robot personality." What did I mean by it?

Mein zweiter, diesmal biblisch orientierter Versuch:

Human: Master, which is the great commandment in the law? (vgl. Mt 22, 36 (KJV)
godsbot: What else is the great commandment in the law?

Fragen, das lernen wir daraus, sind also ganz schlecht. Aber wie Johannes schon sagte: "Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen." (Joh 3, 30) Was nicht ist, kann ja noch werden...

19. August 2008

Haben Sie die Würde irgendwo gesehen?

Manche denken ja, er jage einer Schimäre nach oder erforsche rein psychische Phänomene (seine eigenen gar?), doch ob sich Bob Dylan davon überzeugen lässt? Der wird auch in 10 oder 20 Jahren noch singen:

Somebody got murdered on New Year's Eve
Somebody said dignity was the first to leave
I went into the city, went into the town
Went into the land of the midnight sun

Searchin' high, searchin' low
Searchin' everywhere I know
Askin' the cops wherever I go
Have you seen dignity?

(...)

Someone showed me a picture and I just laughed
Dignity never been photographed
I went into the red, went into the black
Into the valley of dry bone dreams

So many roads, so much at stake
So many dead ends, I'm at the edge of the lake
Sometimes I wonder what it's gonna take
To find dignity


und dabei meinen, er sei etwas real und unabhängig von ihm und seiner Wahrnehmung Existierenden auf der Spur. Etwas, das ich durch meine Wahrnehmung nicht konstituiere, sondern das ich anerkenne, das ich respektiere, dessen Vorhandensein mich fordert.

(Gesamter Text mit Video bei Last FM)

18. August 2008

Ernst statt fun, doch zuvor der King

Ich weiß, ich sollte wieder ernster bloggen und mich wichtigen Themen zuwenden, statt zu nörgeln oder mich mit Abstrusitäten zu vergnügen. Umso mehr wo ich jetzt bei Hypotyposeis auch noch als "good German-language biblioblog" geführt werde.

Vielleicht komme ich bald wieder in den Ernsthaftigkeitsmodus...

Für jetzt verlinke ich aber doch noch mal auf den King, der der Queen ein Lied singt:


Kreuzlein, Kreuzlein an der Wand ...

Wo Phil vor ein paar Tagen Nachdenkliches zu Kruzifixen und Kreuzen im öffentlichen Raum gepostet hat, passt dies hier als ideale Illustration:
Ein frisch eröffnetes katholisches Krankenhaus in den USA hat sich nicht nur umweltgerecht neu erfunden, sondern auch anderweitig - nun sagen wir: geöffnet. So musste die künstlerische Ausstattung "healing for patients" sein; es gab Ausschreibungen, Künstler kamen aus dem ganzen Land und insgesamt wurden über 1,5 Millionen US Dollars für "evidence-based art work" locker gemacht.
In den Räumen hängen diese schönen Kreuze, zu denen man gut amerikanisch nur sagen kann: You've come a long way, baby, since the Isenheim Altar...


Die Links und noch mehr Bilder finden sich bei Ignatius Insight.

17. August 2008

Neun von Zehn

Aus Hicks' Traktat über Dylans Sündenvisionen:

There is a story of a country squire who, leaving church after having heard tell (once more) of the Ten Commandments, took some comfort to himself: "Well, anyhow I haven't made a graven image."

[Es gibt eine Geschichte von einem Gutsherrn, der sich, nachdem er wieder einmal eine Predigt über die Zehn Gebote gehört hatte, beim Verlassen der Kirche tröstete: "Naja, wenigstens habe ich kein Götzenbild verfertigt."]

16. August 2008

Lambeth in Zahlen

Lambeth 2008 ist vor gut zwei Wochen zu Ende gegangen. Erst heute entdecke ich diese Bilanz aus der Times:

500 pairs of holy socks bought by bishops during the conference
120 litres of Communion wine drunk during 25 hours of worship
3,610 pints of lager consumed
10 years between conferences
1,320 minutes spent in 16 “indaba” groups
50 copies of In the Eye of the Storm signed by Gene Robinson, the gay Bishop of New Hampshire, sold
2 copies of The Truce of God: Peacemaking in Troubled Times by the Archbishop of Canterbury, Dr Rowan Williams, sold


Für alles andere gilt wohl: Es ist diesmal nicht sicher, ob Nach Lambeth Vor Lambeth ist.

Polka on the Banjo Make That Five-String Hot



Nun, versuchen wir also, das letzte YouTube-Video wie erwartet zu toppen. Ob es gelingt, bleibt dem Urteil der Leser und Zuschauer überlassen.

Für mich hat jedenfalls diese Runde älterer Herren um Lester Flatt (mit der Gitarre um den Hals) und Earl Scruggs (mit diesem runden Dings), die scheinbar gleichgültig und offensichtlich technisch perfekt Polka on the Banjo spielt, ihren ganz speziellen Charme.

Dylan in den Händen der Exegese

Den Literaturnobelpreis hat Bob Dylan noch nicht, aber mit Christopher Hicks auf jeden Fall bereits einen Meisterexegeten. In "Dylan's Visions of Sin" seziert Hicks minutiös ein sample von Songs, dreht und wendet jedes Wort, holt Thomas Hardy und Thomas Stearns Eliot und jede Menge anderer Literaten aus seinem Anglistenarsenal, zieht Parallelen und baut Synopsen. Die Struktur seines Buches - er folgt den 7 Hauptsünden, den 4 Kardinal- und den 3 Göttlichen Tugenden ist aufgesetzt, aber ändert nichts am Eindruck: Faszinierend.

"The song [Handy Dandy] summons the celebrities (the lavish people before whom we are slavish) about whom we yearn to learn the worst so that we will not be eaten up with envy about their having on the face of it the best, the best of all impossible worlds." (p. 81)

Klezgrass, Bluezmer...

Dank YouTube:

Margot Leverett und die Klezmer Mountain Boys spielen das, was der Bandname verspricht: Einen lebhaften Mix aus Klezmer und Bluegrass, hier am Beispiel des "Lee Highway Blues":

Tagesheiliger



Für das Foto zu seinem Gedenktag durfte er in den Vorgarten, der Hl. Rochus.

Rochus von Montpellier ist einer jener hartnäckigen Heiligen: nicht kanonisiert, nicht einmal mit ausreichenden Beweisen für sein Leben ausgestattet, ist er doch höchst lebendig und hilfsbereit. (Vgl. diese Hausarbeit)

In diesem Sinne: Saint-Roch, priez pour nous! Sancte Roche, ora pro nobis!

15. August 2008

Nicht schlecht -

- jener Autoaufkleber, den dylan von more last than star in seiner Gegend entdeckte:

Extirpate Sesquipedalianism!

Wer ohne Nachschlagen weiß, was das bedeutet, ist richtig gut!

(Wäre eine gute Jauch-Frage:
Was ist Sesquipedalianismus?
a) eine frühchristliche Häresie
b) eine unkritische Vorliebe für überlange Wörter
c) eine psychische Störung
d) ein Sehfehler, der Entfernungen um ein Anderthalbfaches zu groß einschätzt)

Gliding Again

Außer Konkurrenz spielt Jerry Douglas seine Dobro. (Vgl. MySpace und YouTube) Das tut er auf eigene Rechnung, aber genauso gut und gern mit anderen wie Alison Krauss, Paul Simon, Bill Frisell, Eric Clapton. Und selbst wenn er mit Bluegrass angefangen hat und mit einem Bein immer noch mittendrin steht: Er spielt so ziemlich in jeder Musikrichtung mit, die den metallischen, klaren, ätherischen Klang einer Dobro gebrauchen kann.

In ein paar Tagen gibt es sein neues Album "Glide".

The Best of Us - Unsere Beste

Mit leichen Anpassungen lässt sich mit dem Text des Bombast-Videos unserer Freunde von der Olympischen Bewegung aus aktuellem Anlass das Magnificat beantworten:

"You all make us proud to be human beings
regardless religion or nationality
because if you are able
to achieve such greatness
nothing is unreachable -
Go and amaze us!"

Ich will jetzt nicht untertreiben, aber im Gegensatz zu den im Video auftretenden hochgezüchteten Prachtexemplaren der Spezies homo sapiens sapiens braucht es für den Erfolg in der einzigen Liga, die wirklich zählt, nur den rechten Gebrauch der Grundausstattung (vulgo: Gewissen, Verstand, Herz) und ein indivuell unterschiedliches Maß von GOttes frei gewährter und in der Abgabemenge nicht begrenzter Gnade, um im richtigen Moment (= am richtigen Ort) sein kleines oder großes Ja zu sagen oder zu wiederholen.

14. August 2008

Kleider machen Leute, so oder so

Tiberius schreibt einen ziemlich vollendeten Brief an einen Berliner Pfarrer.

Ich weiß nicht, ob jetzt sagen soll: "Da hätte man ja viel zu tun, wenn man allen..." oder "Ziemlich idealistisch" oder nur "Danke. Gut, daß einer ab und zu nachfragt".

Au revoir, tristesse

Man hat ja so seine pessimistischen, depressiven oder einfach sonstwie schlappen Tage. Meine verabschieden sich gerade wieder.

Da lasse ich Mr. Bob gerne sein Abschiedslied zum Thema singen:



(Wie öfters der Text zum Mitsingen: Hier.)

12. August 2008

Vom Unterschied, den ein Komma macht

Unsicherheitshinweis auf einer Kerze:

"Lassen Sie Ihre Kerze niemals, unbeaufsichtigt oder nur im Beisein von Kindern brennen."

Noch geistlicher leben

Aus dem "Referat Geistliches Leben" meiner Heimatdiözese kam in dieser Woche das Programmheft 2008/2009 (hier die Webversion). Erfreulicherweise findet sich kaum oder gar nichts Esoterisches, ebenso keine (unkritische) Übernahme östlicher Meditations- oder Gebetstechniken.

Dafür gibt es etliche Exerzitienangebote, Wochenenden zum Zu-sich-(selber-)kommen, meditatives Tanzen und Körperarbeit, Atemübungen, Wandern und Pilgern. Gott entgegengehen und sich selber finden, wie Abraham aufbrechen, die Enge des Alltags in die Weite Gottes überschreiten - das sind ein paar Streiflichter aus den thematischen Schwerpunkten, dazu kommt Adventliches, Fastenzeitliches, Österliches, Hilfe beim Suchen der eigenen Berufung und Rekreatives für Mitarbeiter in Pastoral und Caritas.

Trotzdem scheint mir das eine oder andere zu fehlen. Im Geiste dieses Blogs möchte ich den einen oder anderen - nicht ganz wörtlich gemeinten - Ergänzungsvorschlag machen.

"Das Unglück der Menschen kommt davon, daß sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können." - Besinnungstage im Geiste Blaise Pascals.
Für alle, die genug davon haben, von Bildungshaus zu Bildungshaus zu hetzen und schon alle Körper-, Atem-, Achtsamkeits- und Heilarbeitstechniken ausprobiert haben. Wir werden uns an diesem Wochenende damit beschäftigen, falschen Ehrgeiz und falsche Hoffnungen zu demaskieren. Am Ende soll die Bereitschaft stehen, GOtt die eigenen Grenzen, Schwächen, Leiden und die eigene Lebenssituation im Geiste Christi dankbar anzubieten.

Einübung im Christentum - Ökumenische Exerzitien
Der bekannte dänische Exerzitienmeister S. Kierkegaard (Kopenhagen) wird uns in seine echt protestantische Frömmigkeit einführen. Themen der Einheiten sind: "In Furcht und Zittern - weil man das Wichtigste nicht vergessen darf", "Übles leiden in der Welt - Kennzeichen wahrer Spiritualität", "Es gibt eine Wahl - und der Gott-Mensch fordert sie" und "Zurück in die Gegenwart - Jesus heute, hier und jetzt".

"Religion braucht immer Unverheiratete - besonders in unserer Zeit"
Diese Tage wenden sich an Priester und andere Singles im pastoralen und caritativen Dienst der Kirche. Wer die Zeichenhandlungen Jesu ernst nimmt, der sieht im Unverheiratetsein des fröhlichsten und lebensbejahendsten aller Propheten den Ausdruck seiner Liebe zu seiner Braut, der Kirche. Wir stellen uns bewusst in seine Nachfolge und erkennen, daß wir gerade als zölibatäre Singles die Engen moderner Ideologie und bürgerlicher Bequemlichkeit sprengen - um im Ausgesetztsein zu Gott und den Menschen zu leben.

Benedikts Regel: Die Liebe Gottes hat einen Namen
Basierend auf dem Jesus-Buch Benedikts XVI. beschäftigen wir uns mit der Figur des Nazareners in allen seinen Dimensionen - nicht nur als Jude, Moralprediger, Heilpraktiker oder Therapeut, sondern wesentlich auch als Sohn des Vaters, als Gottes gekreuzigtes Wort. Wenn unsere Beziehung zu Jesus Christus trägt, dann stellen sich unsere Lebensfragen neu. Dann finden sich auch Antworten, die befriedigen und trösten. Und ermutigen.

De Maria semper satis? Über Maria immer zu viel?
Bloß nicht zu viel über Maria reden, bloß nicht zu ihr beten, bloß nicht hoffen, daß sie uns nahe ist: das schien lange die Devise in kirchlichen Kreisen. Wir verschaffen Ihnen in diesen fünf Abenden reichlich Gelegenheit, der Mutter des Herrn zu begegnen, die auch heute wie vor 2000 noch ihren Job erfüllt: mütterlich nahe zu sein und mit uns das Ja zu Gottes Wille einzuüben.

Jetzt und in der Stunde unseres Todes
Der Tod wird nicht mehr totgeschwiegen, aber es wünscht sich jeder, er treffe uns schnell und schmerzlos. Wer später nicht vom Sensenmann überrascht werden möchte, fängt am besten jetzt schon an sich vorzubereiten. Wir deuten das Ave Maria und den Lobgesang Simeons neu aus, zeigen Wege zur Befreiung von Schuld und Sünde und helfen, das eigene, noch unbekannte Schicksal in den Dienst anderer zu stellen.

You'll never walk alone
Mit Rock-, Folk- und Popsongs wollen wir die vielen Heiligen neu kennen lernen, die mit uns zusammen das Volk Gottes ausmachen. Wir werden sehen, daß Christsein nie abstrakt ist, sondern sich in Gemeinschaft mit anderen und mit der gesamten Kirche abspielt. In der abschließenden Eucharistiefeier werden wir einen Blick in den geöffneten Himmel werfen und spätestens beim Sanctus die Engel singen hören.

Übereinstimmung mit wem?

Via First Things, leicht geändert:

Der Kürzere Westminster Katechismus (1647):
14. Was ist Sünde?
Sünde ist jeder Mangel an Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes oder jede Übertretung
desselben.

Der Katechismus der Katholischen Kirche - Kompendium (2005):
392. Was ist die Sünde?
Die Sünde ist „ein Wort, eine Tat oder ein Begehren im Widerspruch zum ewigen Gesetz“ (hl. Augustinus).

Senator Barack Obama (2004):
Frage: Do you believe in sin?
Obama: Yes.
Frage: What is sin?
Obama: Being out of alignment with my values.

Keith Pavlischek kommentiert trocken: "Nicht daß da an Senator Obamas Messias-Komplex was dran wäre..."

11. August 2008

In the Midnight Hours - Shine On Me!

Nicht allen wird heute das Schauspiel der Perseiden geschenkt.

Ersatzweise der Abbot Kinney Lighthouse Choir mit "Shine On Me" und "Trouble of This World":

Der Name

Fr. Jay Toborowsky befaßt sich in seinem Blog einen kürzlich geschriebenen Brief von Kardinal Arinze an die Präsidenten der Bischofskonferenzen mit der Anweisung, fürderhin die "wörtliche hebräische Aussprache des Namens Gottes in Gebeten oder Lieder nicht mehr zu verwenden".

Für ihn und für uns Anlaß, über unseren Gebrauch des Wortes Gott nachzudenken, den allzu leichtsinnigen, den allzu vereinnahmenden - so als ob wir IHN kennten und durchschauten -, den allzu anbiedernden, vom offensichtlichen Mißbrauch schon einmal ganz abgesehen.

Sehr richtig, sehr wahr und sehr schön imho das Zitat aus Karl Barths Kirchlicher Dogmatik, das die Wikipedia im Artikel über das Tetragramm bringt:

"Ich bin der, dessen eigentlichen Namen niemand nachspricht – das ist bedeutsam genug: Der offenbarte Name selbst soll durch seinen Wortlaut an die Verborgenheit auch und gerade des offenbarten Gottes erinnern."

Der Brief der Gottesdienstkongregation im pdf-Format hier. (via NLM)

1 Könige 19, 12

... ein sanftes, leises Säuseln (Einheitsübersetzung)
... ein stilles, sanftes Sausen (Luther, rev. 1984)
... ein ganz leiser Hauch (Gute Nachricht)
... der Ton eines leisen Wehens (Elberfelder, rev.)
... ein leises, sanftes Säuseln (Herder)

(mit Dank an more last than star)

10. August 2008

Sprache und Schweigen

"Sprache wird hier nicht bloß verstanden als reine Grammatik und Syntax, als Vokabular, sondern als die ganze Art und Weise des Sprechens, der Charakter dessen, wie gesagt wird, was gesagt wird. Gestik, Ausdruck, Zitierung, Wiederholung - auch das sind Teile von Sprache. Nicht der geringste von ihnen ist das Schweigen: was nicht gesagt wird in dem, was gesagt wird; was zu sagen bleibt; was noch gesagt werden muß; was nicht gesagt werden kann; was in seinem Gesagt-werden als verhüllt gesagt wird. Wenn unter Schweigen in der Kirche der Meßkanon (oder das Wandlungsgebet) vom Priester in bloßem Flüsterton gesprochen wird - wer weiß dann noch nicht und versteht instinktiv, was gesagt wird? Ich höre diese Worte kaum je laut, und doch kenn ich ein jedes ganz genau, und es spricht zu mir ein jedes Mal, wo es gebetet wird. Es muß nicht laut gesagt werden, um verstanden zu werden." (Laurence Paul Hemming: Worship as a Revelation.- London: Burns & Oates, 2008, 141 f., eigene Übersetzung)

I never said I wouldn't mention the Olympics on this here blog...



(via FreeMarkSteyn)

Ach du lieber Himmel!

Ich bin da völlig inkompetent, und trotzdem liege ich bei google.de auf dem Bronzeplatz, wenn man (also wahrscheinlich: Mann) nach "reizmittel zum sex für frauen" sucht.

So viel zur Relevanz von Suchergebnissen.

9. August 2008

Duc in altum (oder so)

Es hat schon was Überzeugendes, wenn der Pfarrer, der selbst nicht zu den Wagemutigsten gehört und entsprechend über 30 Jahre die gleiche Gemeinde verseelsorgt, in der Predigt zum Sonntagsevangelium sagt:

"Auch unsere Gemeinde muß immer wieder auf Meer hinaus, auch unsere Gemeinde muß das sichere Boot verlassen, auch wir müssen immer wieder einen abenteuerlichen Aufbruch wagen."

Ansonsten hatten wir heute wieder Katastrophenmesse.

Nun und auf immer

Nun hab ich dich,
und lasse dich nicht mehr.
Wo immer meines Lebens Straße geht,
du bist bei mir.
Nichts kann von deiner Liebe
je mich scheiden.

(Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz)

8. August 2008

From Misery to Happyness Today

Variante I (normal): Das Sommerloch ist zu Ende. Zur leichteren Landung im Alltag empfahl sich heute morgen der Griff zu den Proclaimers.

Variante II (blogosphärisch): Von interessierter Seite wird in der Blogosphäre verbreitet, ich würde Blogprobleme durch das Einstellen von - ich zitiere - "Bluegrass-Video(s) ... mit unsäglichem Geschrammel auf Banjos, Waschbrettern, Esslöffeln und mit gottesfürchtigen Texten" lösen. Ganz so einfach ist es nicht; manchmal stelle ich nämlich auch richtig gute und konsensfähige Musik ein, heute einfach einmal die Proclaimers auf ihrem Weg aus tiefster Misere zu Glück. Ein Klassiker unter meinen persönlichen Oldies.

Variante III (autobiographisch): Es mag oberflächlichen Beobachtern dieses Blogs scheinen, daß die Kinder des Autors, in frühester Kindheit von links mit Banjos, von rechts mit Dobros beschallt, schwerste Traumata davon getragen haben müssen. Doch gab es im Haushalt von Familie Scipio nicht nur unsägliches Geschrammel amerikanischer Hinterwäldler. Schon früh hatten die drei Kleinen das Glück, My Toot Toot nicht in irgendeiner Cover-Version kennen zu lernen, sondern im Original von Rockin' Sidney (Simien) . Besondere Freude hatten die beiden Jungen und ihre Schwester an der schottischen Folkrockgruppe The Proclaimers der beiden eineiigen Zwillinge Craig und Charlie Reid.

Variante IV (theologisch): Fußnote aus: Hans Urs von Balthasar: Herrlichkeit - eine theologische Ästhetik Band II: Fächer der Stile, Teil 2: Laikale Stile.- 3. Aufl..- Freiburg: Johannes-Verlag, 1984, S. 808: "Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang das noch im Entstehen begriffene Werk der beiden schottischen Kryptokatholiken Charles und Craig Reid, die nicht nur eines ihrer Lieder ausdrücklich der "Beautiful Truth" gewidmet haben, sondern denen es im "Joyful Kilmarnock Blues" gelang, das Ineinander irdisch-weltlicher und himmlisch-mystischer Erfahrung sich schenkender Herrlichkeit im Bild der Rückfahrt eines Trampers von einem Auswärtsspiel von Hibernian F.C. überzeugend in Wort und Musik zu fassen."

Variante V (bündig): Um ein Proclaimers-Video zu posten, braucht man keinen Anlaß.




3. August 2008

Ankündigung

Von Montag bis Donnerstag findet hier mein ganz persönliches Sommerloch statt. Am Freitag geht's weiter (sGw).

Zur großen Krise (2)

Als Ergänzung zum vorigen aus der Laudatio der Rheinischen Post auf das Geburtstagskind der nächsten Woche, auf Johann Baptist Metz:

"Gott, so sagte Metz einmal im Gespräch mit unserer Zeitung, ist stets ein Menschheitsthema – oder überhaupt kein Thema. Von einer Renaissance des Glaubens vermag er nichts zu sehen, eher eine Art religionsfreundliche Gottlosigkeit. Unsere Kirchenkrise sei darum in erster Linie eine Krise mit Gott, den wir nach seinen Worten wie einen Stock oder Hut einfach verloren hätten. Grauer, alltäglicher und trivialer kann ein Atheismus kaum sein.

Man könnte schreien. Und im Sinne von Johann Baptist Metz muss man es auch. Weil 'im lautlosen Schrei des Gebets sich der Gottesraum eröffnet und sich die Nähe Gottes ereignet'."



(Danke an Martina von glaubenssache für den Hinweis.)

Zur großen Krise

Heute morgen, im Nachgang zu einem Frühstücksgesprach kam mir die Einsicht, daß die Haltung der Kirche zu all den handelsüblichen Fragen, die wir deutschen Katholiken an "Rom", an die "Amtskirche" so haben, gerade in Fragen der "Sexualmoral", aber auch sonst, daß die Halsstarrigkeit und der Wille, im Europa des 20. und 21. Jahrhunderts unverständlich zu bleiben, aus dem Glauben der Kirche folgt, daß Gott, GOtt, GOTT, wirklich, wahrhaftig existiert, daß ER Mensch war und ist, daß ER da und gegenwärtig ist, daß es ein Jenseits, ein Dahinter, ein Innerstes in allem, ein Ewig-Unvergänglich gibt und daß das die einzige, volle Realität ist, daß alles andere abgeleitete, abgeschwächte Wirklichkeit ist. Nicht die Schwäche meines und unseres Glaubens ist das Maß SEINER Wirklichkeit und misst ihm zu, welche Ansprüche ER an uns stellen darf, sondern SEINE Wirklichkeit ist der Maßstab meines Glaubens, meines und unseres Unglaubens, meiner und unserer alltäglichen Schlappheit, Schwäche, Begrenzheit, Halsstarrigkeit, Sündigkeit.

Es ist keine Kirchenkrise, die wir durchmachen, sondern eine GOTTeskrise: Gott ist ein Gespenst, ein Schemen, ein Gedanke, ein Gefühl - keine "Wirklichkeit", gegen deren Dichte und Da-Sein, gegen deren Existenz und Mir-gegenüber-stehen die Materialität des Tisches vor mir nur eine schwache ist.

2. August 2008

"Leid, so stellt sich heraus, ist ein Ort, den von uns niemand kennt, solange wir nicht dort sind." (Joan Didion: Das Jahr magischen Denkens.- München, List, 2008, S. 209)

Sommerloch

Die Chinesen verhalten sich so, wie es wohl alle außer dem IOC erwarteten. Bsirske fliegt in die Südsee und Clement aus der SPD. Obama stellt sein Klagemauergebet der Presse zum Mitbeten zur Verfügung, mag dafür aber jetzt doch in geschützten Küstengewässern nach Öl bohren lassen. al-Sawahiri ist wohl nur gerüchteweise tot.

Das nennt man eine ganz normale Woche.

Probleme? - Keine mehr!

Falls jemand in den letzten Stunden Probleme hatte, mit dem MS IE auf diese Seiten zuzugreifen: Das lag an sitemeter, dem Zugriffszähler.

Der Code von sitemeter ist jetzt deaktiviert, sodaß es problemlos möglich sein müsste. Alle, die einen anderen Browser nutzen, waren eh fein raus.

1. August 2008

„Es sind lauter gesichtslose Kinder, sie können überall sein.“

Ist halt doch alles nicht so einfach mit dem "Donum Vitae", wie man sich das im reproduktionsmedizinischen Überschwang mal vorgestellt hat: Ein Vater sucht seine 400 Kinder. (faz)