28. Januar 2003

Drehende Winde im alten Europa?

kath.net berichtet von einem Vortrag, den die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz in Wien hielt:

»Sie sei völlig überzeugt, dass das Christentum im Europa von morgen eine neue Chance hat, betonte die Dresdner Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz im Wiener Dominikanerkloster bei einem Vortrag zum Thomas-von-Aquin-Fest. Für das Europa "nach der Postmoderne" sei die "Rückfrage führender Intellektueller auf das Christentum" kennzeichnend, betonte Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Sie verwies auf führende Philosophen wie Jürgen Habermas, Jacques Derrida, Gianni Vattimo und den 1995 verstorbenen Emmanuel Levinas. Einige dieser Philosophen betrachteten den christlichen Gedanken der Menschwerdung Gottes als "zentrales Moment" der Menschheitsgeschichte. Dies geschehe nicht in einer "naiven" Weise; die Katastrophe von Auschwitz werde von diesen Philosophen einbezogen, sie seien aber überzeugt, dass "wir nicht am Ende des Denkens" sind. "Der Wind dreht sich", sagte Hanna- Barbara Gerl-Falkovitz

Bei aller Hoffnung, die wir ja auch für unsere Zeitgenoss/inn/en haben sollen: Vielleicht wäre es wenigstens für die deutsche Kirche gut, wenn der Wind nicht zu schnell dreht. Denn wir haben immer noch große Reste eines Katholikentums, das seine Rechtfertigung von seinem gesellschaftlichen Einfluß her bezieht. Das betrifft konservative, Mainstream- und progressive Gruppen gleichermaßen. Drei Buchstaben: ZdK. (O.K., nicht ganz vom Übel, aber eine very eine mixed bag.) Ist eine geistliche Erneuerung, eine Neu- und Wiederbegründung der Gemeinden und Diözesen in Deutschland möglich, ohne daß sich an ihrer Stellung in der Öffentlichkeit etwas ändert? Was verstehen wir von Jesus Christus, seiner Menschwerdung, seiner Kenose, seinem eucharistischen Verschenken, wenn wir gesellschaftlich bruchlos weitermachen könnten, wo wir in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgehört haben? "Klempner des Kitts" hat Christian Geyer in der FAZ einmal geschrieben, und tatsächlich sind die Christen für den Sanitärschnelldienst zuständig (sollen sie auch, sollen sie auch...) und flicken die Löcher im Heizungssystem. Moralismus ist allemal leichter als Leben in der Wirklichkeit des "Himmels auf Erden", als das Leben im mehr-und-realer-als-physischen Bereich der Gnade.

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