14. Januar 2005

"Dieser Schatz ist ja nicht alles"

Hat eigentlich schon jemand zum Weihnachtsinterview verlinkt, das Klaus Berger der Berliner Zeitung gab? Es ist prä-Tsunami, aber ich glaube nicht, daß er auch nur ein Wort zurücknehmen würde.

"KB: Ich weiß nicht, ob ich nicht auch einmal in die Situation kommen werde, in der ich sagen muss: 'Mein Gott, mein Gott, wozu hast Du mich verlassen?' Aber so viel weiß ich inzwischen, dass ich mich dann an diesen Gott wenden kann. Die meisten Menschen sagen, wenn ihnen das Konto gesperrt wurde, wenn es ihnen, auf Deutsch geredet, dreckig geht: Jetzt treten wir aus der Kirche aus. Gestern kam jemand zu mir, der erklärte mir: 'Unsere Schwiegermutter ist gestorben. Ein Gott, der Schwiegermütter sterben lässt, den kann ich nicht auch noch durch die Zahlung von Kirchensteuer unterstützen.' Ich habe ihm geantwortet: 'Wir kriegen keinen anderen Herrgott rein. Wenn Sie einen finden, der Schwiegermütter nicht sterben lässt, ich wäre der Erste, der überträte.' Wenn es einem wirklich dreckig geht, dann kann man schon so verzweifelt sein wie Jesus am Kreuz und dann ruft man 'Mein Gott, wozu hast Du mich verlassen?' Aber das ist doch eigentlich die flehentliche Bitte: Zeige Dich! Am Kreuz erfuhr Jesus die letzte Versuchung, die Versuchung zum Atheismus und er übersteht sie, indem er sich an den Einzigen wendet, der ihn davon abhalten kann. Das würde ich - ehrlich gesagt - auch tun. Darin besteht für mich der Trost meines Glaubens.

BZ: Sie sprechen immer wieder von der Erfahrung des Lichtes. Im Tunnel der Katastrophe ist das Licht der Erlösung sichtbar. Aber die Toten können es nicht mehr sehen. Den Niedergemetzelten scheint kein tröstendes Licht mehr. Sie werden niedergemetzelt.

KB: Genau das ist die Frage nach Gott. Werden die Niedergemetzelten nur niedergemetzelt oder ist da ein Herrgott, der sagt: Euch nehme ich ganz besonders in die Arme? Das ist der Glaube. Er weiß und sagt: Lazarus gibt es millionenfach. All die Verhungerten und Abgetriebenen, die auf der Flucht Erschlagenen, die Kinder, die nicht älter als drei Jahre wurden ... Da gibt es sehr viele, die Gott dann in die Arme schließen und zu denen er sagen wird: Ihr seid meine Wunschkinder. Und gerade nicht die reichen und satten Leute."


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