Wer "gut, ganz und schön" zur Welt kommt, braucht keine Taufe mit sakramentaler Weißwaschwirkung. Vielleicht früher, aber nicht heute, wo das schreckliche, blutige, wüste 20. Jahrhundert vorüber und das schöne, neue Millennium angebrochen ist. Da reicht angenehm vorgewärmtes und psychohygienisch verdünntes Taufwasser:
"Publik-Forum: Das Wasser der Taufe soll also keine Sünden mehr abwaschen?
Moltmann-Wendel: O nein. Der Sinn der Taufe ist aus heutiger Sicht ein anderer: Das Wasser ist ein Ursinnbild des Lebens, wie es fließt, wie es sich ergießt. Das Taufwasser ist also ein Symbol dafür, dass das Kind hineingenommen wird in dieses Leben, mit seiner Familie und seinen Paten. Und es kann in diesem Strom des Lebens aufwachsen, sich entfalten und gedeihen und damit Gottes nährende Kräfte erfahren. Die alten Vorstellungen, nach denen das Kind von der Erbsünde reingewaschen wird, sollten wir aus unserem christlichen Gedankengut tilgen. Und wir können wieder bei dem Gedanken ansetzen, dass wir gut, ganz und schön auf diese Welt gekommen sind.
(...)
Publik-Forum: Was wäre das Christliche an einer so verstandenen Taufe?
Moltmann-Wendel: Es hieße, das neugeborene Kind und uns selbst als Geborene mit all unseren göttlichen Segensgaben anzunehmen – wie wir es auch an Weihnachten feiern: der Geborene in der Krippe." (Ein ganz anderes Bild vom Leben - Interview mit Elisabeth Moltmann-Wendel)
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