3. Dezember 2004

Tagesimpuls

Ein Kalender, der Weltjugendtag, eine Predigt, die Frühschicht - oft wollen sie uns vor allem eines geben: Spirituelle Impulse.

Ob es sich da nicht um ein Angebot handelt, das sich seinen Bedarf erst schafft? Ein Angebot, das nur in religiösen Konsumgesellschaften denkbar ist? Die Langeweile im geistlichen Leben, der Verlust der Attraktivität des "Heiligen" und des "HEiligen", das Lauwerden der Ersten Liebe sind altbekannte Phänomen, und Techniken zu ihrer Bewältigung gab es durch die Jahrhunderte viele. Jeder unserer christlichen Vorfahren, der seinen Weg zu GOtt ernst nahm, musste sich damit auseinandersetzen. Aber ob sie unsere Rede von "spirituellen Impulsen" verstanden hätten?

So wie wir für den kleinen Hunger zwischendurch wählen zwischen Dextroenergen, YumYum-Suppe, ferrero-Küsschen oder einem Whopper, so unverbindlich und beliebig reihen sich die "spirituellen Impulse" in unserm Tages-, Wochen-, Lebenslauf aneinander. Heute nippen wir unter WJT-Kreuz vom päpstlichen Charisma, morgen fließt göttliche Energie im christianisierten Zen, und übermorgen lesen wir bei P. Anselm über die Engel der Langeweile und der stillen Stunden.

Stellt Euch vor: Der EIne tritt auf und spricht: "Kommt alle zu mir, die ihr unmotiviert und gelangweilt seid: Ich will Euch gute Ideen verpassen. Denn mein Joch ist spannend und meine Last interessant." Oder im nächsten Evangelium: "Ich bin der Impuls der Welt! Wer zu mir kommt, wird nie mehr ohne Bock sein, und wer an mich glaubt, dessen Leben wird bunt und aufregend."

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